Geschrieben von Hans am 27. Mai 2002 01:42:19:

Kaum ein Mensch entfaltet so viel Bosheit wie einer im vermeintlichen Dienst irgendeines Gottes. Als ob all die Götter zu faul seien, selber für sich zu fechten, ereifern sich Millionen gutmeinender Idioten, ihre Zeitgenossen mit 'Gottes Willen' zu beglücken. Auch Jehovas Zeugen mit ihren Allmachtsansprüchen fügen sich nahtlos in die Reihe der Fanatiker und Fundamentalisten.

Variationen an Wahnideen gibt es zu hauf, mit denen Brooklyner Gipsköpfe im Geiste neuen Lichtes auf ihre Hammelherde einpeitschen. Mir treibt es Gänsehaut auf den Rücken, folgendes von Hans Conrad Zander zu lesen:

++++++++++++Zitat+++++++++++++
"Mir grauste.

Schon im zwischenmenschlichen Alltag bemißt sich der Wert einer Person nach ihrer Abneigung gegen beliebige Familiarität, gegen hemmungslose Zudringlichkeit. Nach ihrem Bedürfnis, Abstand zu wahren. Beim ewigen, allmächtigen Gott heißt dieses Bedürfnis nach Abstand 'Heiligkeit'. 'Kein Mensch schaut mich und bleibt am Leben" (2. Moses 33;20) Dies ist ein göttliches Geheimnis, das die Mystiker aller Religionen in den Bann gezogen hat: Der Ewige hält derart Abstand von uns, daß er frei bleibt von uns und wir frei bleiben von ihm.

Das ist auch der Grund, warum Atheisten meist erwachsenere, freiere und selbständigere Menschen sind als Gläubige. Atheisten gehen ja in ihrer Lebensanschauung aus von der zutreffenden Wahrnehmung, daß Gott 'nicht da' ist. Er ist in der Tat nicht da. Und keine fromme Beschwörung zwingt ihn herbei. Denn er ist heilig. Gesunde Religiosität beginnt mit etwas, was dem Atheismus psychologisch viel näher verwandt ist als der Jesulatrie: mit dem Sinn für Gottes Transzendenz.

Gibt es etwas Gottloseres als einen Mittler, der alle Distanzlosigkeit der Menschheit auf sich zieht, alle Aufdringlichkeiten, alle Unappetitlichkeiten? Und der in diese Rolle von niemandem gedrängt wurde, der sich vielmehr selbst der gesamten Menschheit aufdrängt, mal messianisch aggressiv: 'Folge mir!' (Markus 2;14), mal jesuanisch seicht: 'Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.' (Matthäus 11;28).

Beherrschung unter dem Vorwand der Betreuung, Belästigung und dem Vorwand des Mitleids, Einmischung ins Innerste unter dem Vorwand der Nächstenliebe - das ist der Alltag in der Kirche. Und die Kirche ist nicht etwa so, weil sie Jesus verraten hätte. Jesus selbst war schon so. Wer schamlos genug ist, Gott mit 'Papi' ('Abba') anzusprechen, der ist auch im Umgang mit Menschen zu jeder Grenzüberschreitung bereit.

Der Personenkult um Jesus verletzt die Heiligkeit Gottes. Und er ist nicht männlich. Das hängt damit zusammen.

Franz Alt hat Jesus als den 'ersten neuen Mann' gefeiert, ja als den 'männlichen Mann'. Unter Männlichkeit versteht er, Jesus nachzufolgen. Ich verstehe darunter genau das Gegenteil.

Männlichkeit besteht darin, daß einer keinem anderen folgt. Daß er sich von keinem andern erquicken läßt. Daß er allein mit seinem Leben fertig wird. Daß er keinen andern ranläßt an seine Seele und - das hängt in der Religion zusammen - an sein Portmonnaie."
++++++++++++Zitat+++++++++++++

Der Autor Hans Conrad Zander plädiert in seinem 1992 erschienenen Buch "Warum ich Jesus nicht leiden kann" für eine Religion ohne Personenkult. Er stützt sich in seinen satirisch anmutenden Thesen auf jüdische und christliche Wissenschaftler. Als Quelle dienen ihm vorwiegend die Aussagen aus dem überlieferten Neuen Testament.

Zum Unsinn der Verbal-Inspiration äußert sich ergänzend noch Wolfgang Stadthaus unter http://www.Sektenausstieg.de/stadthaus01.html . Er brät damit den Paragraphenreitern aller Couleur eine aufs Haupt, damit sie besser unter dem Teppich reiten können.

Geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2002 03:50:29:

Als Antwort auf: Atheismus <2606.htm> geschrieben von Hans am 27. Mai 2002 01:42:19:

Zitat:
"Kaum ein Mensch entfaltet so viel Bosheit wie einer im vermeintlichen Dienst irgendeines Gottes". Ein solches Urteil ist zwar aus der Sicht derjenigen, die diesbezüglich geschädigt wurden, verständlich. Dennoch ist Widerspruch anzumelden.

Ähnlich kritische Bewertungen kann man auch bezüglich politischer Ideologien Faschismus, Kommunismus ect.) anmelden. Aus diesem Grunde behagt mir auch der Titel "Kriminalgeschichte des Christentums" von Deschner auch nicht sonderlich.
Der Knackpunkt liegt doch wohl darin, wenn eine Religion/Ideologie Totalitätsansprüche anmeldet und durchsetzt. Dann treffen obige Kriterien bezüglich ungebremster Bosheit in der Tat nur zu oft zu.

Zitat: "Personenkult um Jesus". Nun, es gab auch Personenkult um Hitler und Stalin.
Zitat: "Einmischung ins Innerste unter dem Vorwand der Nächstenliebe". Auch das gab es in obigen Ideologien "Blockwarte" bei den Nazis. Ziemlich aufdringliche "Hausgemeinschaftsleitungen" oder "Gewerkschaftsvertrauensleute" in den Betrieben (zumindest teilweise) bei den Kommunisten.
Das Kriterium berechtigter Religionskritik sieht meines Erachtens anders aus. Es ist nicht damit abgetan, selbige als symbolischen Priesterbetrug hinzustellen. Letztendlich sollten auch die sozialen Wurzeln im Blickfeld sein, aus denen Religion sich letztendlich speist.

Feuerbach

Geschrieben von Hans

Danke für die tiefschürfende Antwort. Doch auf Zander gehst Du überhaupt nicht ein. Ich beklage den totalitären Einfluß der Wachtturm-Ideologie und füge die These Zanders als ein Erklärungsmodell hinzu. Dabei geht es mir weder um historische Genauigkeit, noch um persönliche Betroffenheit.

Viele ehemalige Zeugen Jehovas lösen sich von der menschenverachtenden Wachtturm-Ideologie und finden zu einer menschenfreundlichen Grundhaltung. Atheisten sind keineswegs menschenfeindlich, wie oft von Zeugen Jehovas behauptet.

Einige andere wie ich finden gar zu einem neuen Gottesbild, das auf der Erde gründet und mitten im Leben steht ohne die Schnörkel zukünftiger und himmlischer Phantasien.

Und der zitierte Wachtturm ist eine offenkundige Verhöhnung aller Nicht-Zeugen-Jehovas, weil die Autoren dieser Hetzschrift andersdenkende Menschen zu solchen abstempeln, die keine Gottverbundenheit pflegen.

Geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2002 14:17:56:

Als Antwort auf: Re: Wachtturm-Ideologie <2609.htm> geschrieben von Hans am 27. Mai 2002 09:21:51:

Da ich das von Hans empfohlene Buch noch nicht selbst gelesen habe, kann ich dementsprechend nur insoweit Stellung beziehen, wie dies die Zitate im Posting ermöglichen. Zwischenzeitlich meine ich jedoch Herrn Zander schon etwas näher "orten" zu können. Und zwar als Redakteur der Publikumszeitschrift "Stern". Zu deren Lesern gehöre ich in der Regel allerdings auch nicht. Aber eine Meinung zu dem Blatt habe ich schon. Es ist mir in nicht seltenen Fällen zu sehr nach dem Schema "Sex and Crime" aufgebaut. Daher lese ich den Stern bestenfalls dann, wenn akuter Anlasse bestehen sollte. Für eine fette Schlagzeile geht man dort jederzeit "über Leichen", wie der Fall "Hitlertagebücher" oder auch der Fall Rolf Nobel verdeutlicht hat.

Nobels Buch "Die Falschspieler Gottes" erschien erst im Stern, dann als Buch. Ich zitiere Nobel auch, mache mir aber seine Gesamttendenz keineswegs zu eigen. Zusammen mit den Zeugen Jehovas (solch seltenen Fall gibt es auch mal), stört mich an Nobel besonders die Art und Weise wir er an seine Informationen gelangte.
Den Stern störte es nicht. Lag ja auf der Sex and-Crime-Schiene.

Doch, einmal ist mir besagter Herr Zander schon mal bei der Lektüre begegnet. Und zwar in dem Stern-Buch "Die himmlischen Verführer. Sekten in Deutschland" Dort schrieb er über "Krishna's närrische Mönche." Und lies seinen Beitrag im "B.-Stil" ausklingen. "Die armen verfolgten Sekten". Auch damit ist deutlich, dass ich mir die Jacke Zander keineswegs unbesehen "anziehe".

Das von Hans offerierte Buch erschien wohl zuerst unter dem Titel "Ecce Jesus". Der Online-Katalog der Deutschen Bücherei weist denn von ihm auch noch solche vielsagende Titel aus wie:

"Warum der Erzbischof von Köln heiraten musste, König David im Cafe, Zehn Argumente für den Zölibat, Zanderfilets".
Höchstwahrscheinlich wird er auch dort seine Stern-Herkunft als Spötter, kaum verleugnen.
Ein Satz wie: "Der Personenkult um Jesus verletzt die Heiligkeit Gottes. Und er ist nicht männlich" liegt meines Erachtens auch auf der Spottlinie. Es hat sich auch gezeigt, dass das Hans-Posting an anderer Stelle nicht blos "Beifall" einheimste.

In der Tat, Verbalinspirationsglaube der Bibel - dass ist auch nicht "mein Bier". Spott mag manchmal eine befreiende Wirkung auszuüben. Aber auch, die Gegenseite erst recht zur Wut anzustacheln. Er ist daher ein äußerst zweischneidiges Schwert, wo man sich genau überlegen sollte, ob man es anwendet. Man kann zu einem Sachverhalt aber auch ohne Spott Stellung nehmen!

Gerade die Zanders und Co erscheinen mir für letzteres besonders ungeeignet. Summa Summarum. Sollte ich nicht durch eigene Lektüre jenes Buches noch eines besseren belehrt werden, gehört es vorab zu denen, die ich n i c h t empfehle!

Geschrieben von Drahbeck am 01. Juni 2002 12:55:52:

Als Antwort auf: Re: Hans Conrad Zander <2610.htm> geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2002 14:17:56:

Zander, vormaliger dominikanischer Mönch und nach Ablauf dieser Phase seines Lebens, nunmehr Journalist, nennt sein Buch laut Untertitel "Einen Anschlag gegen den neuen religiösen Kitsch". Einer der von ihm mit diesem Etikett bedachten ist auch der Fernsehjournalist Franz Alt, der der in der Tat seinen Beitrag zum religiösen Kitschmarkt hinzugetan hat. Diesbezüglich habe ich keinen Dissenz. Die Thesen des Herrn Alt, sind nicht die, die mich beeindrucken oder gar "überzeugen" würden.

Auf seine eigene Biographie eingehend, bezugnehmend auf das Zweite Vatikanische Konzil, äußert er "Kirche schlecht, Jesus gut": Was war das damals doch für ein scharfsinniger theologischer Keil, um die steinharten Strukturen in der Katholischen Kirche aufzusprengen! Dreißig Jahre danach aber ist dieser scharfe Keil weich geworden. Windelweich. In beiden Konfessionen ist er verkommen zum dümmsten aller bigotten Gemeinplätze."

Sieht man in dieser Aussage eine Ernüchterung über die Entwicklung der Großkirchen, so vermag ich ihm auch in dieser Aussage noch zu folgen.
Er nennt noch ein paar mehr der "Kirche schlecht, Jesus gut"-Vertreter. Beispielsweise Eugen Drewermann Rudolf Bultmann oder Dorothee Sölle. Auch über sie ergießt er seinen Spott. Auch meinerseits akzeptiert.

Aus der Galerie der "theologischen Koryphäen" die von ihm zerrissen werden, ragt nur ein Name heraus, den Zander positiv bewertet: Albert Schweitzer. Zitat:
"Durch Albert Schweitzer habe ich Hermann Samuel Reimarus kennengelernt und David Friedrich Strauß, die beiden genialen Wegbereiter der Leben-Jesu-Forschung. Zweifel an Jesus, die in meinem katholischen Gemüt bislang nichts anderes waren als ein dumpfes Gemurkse von "schlechten Gefühlen", haben sie, hat der liberale deutsche Protestantismus vor einem, ja schon vor zwei Jahrhunderten in klaren Worten ausgedrückt." Mein Kommentar dazu. Akzeptiert.

In seinen journalistisch griffigen Begriffen kommt auch der "Tennisstar Boris Becker" mit vor. Formal hat letzterer nichts mit Religion zu tun. Dennoch hat auch er seine "Fangemeinde". Würde man die "Boris Becker-Fans" näher analysieren, musste man sagen, dass ihre Euphorie nur eine sehr geringe materielle Grundlage hat. Sinngemäß vergleicht er nun die Anhänger des Christentums mit den "Boris Becker-Fans". Man kann und sollte mal vielleicht auch über diesen Vergleich nachdenken! Denn um die Rationalität der "Christentums-Bekenner" ist es in der Tat mal sehr schlecht bestellt!

Apostrophiert man die Christen als eine "Fangemeinde", so bleibt doch die Frage offen. Warum gerade Fan desjenigen und nicht eines anderen? Sicher spielt hier der Faktor Erziehung und Umwelteinflüsse die entscheidende Rolle. Aus dem "Tennisfan" wäre möglichwerweise auch ein Fußballfan geworden, wären die Weichen so gestellt gewesen. Da sie aber eben anders gestellt waren, wurde es eben ein "Tennisfan". Auch darüber sollte man weiter nachdenken!

Die Drewermann's und Franz Alt sind für Zander die eigentliche Herausforderung, die ihn zum verfassen dieser Schrift veranlassten. Ihrer These "Kirche schlecht, Jesus gut" widerspricht er mit Entschiedenheit. Nachdem ich die Schrift von Zander nun auch selbst gelesen habe, kann auch ich bestätigen, dass ich mich diesem Protest in der Sache nur anschließen kann. Auch ohne Zander war das schon vorher klar. Aber er hat es erneut in journalistisch griffiger Form zum Ausdruck gebracht.

Seinen Schlußabschnitt überschreibt er: "Gott ja, Jesus nein". Mein Kommentar dazu, dass ist wohl die obligate "Eselsbrücke" die er jenen baut, die sich durch seine Thesen angefochten fühlen. Wer da meint ihrer zu bedürfen, der mag es so halten. Was ich bei Zander vermisst habe, ist ein näheres Eingehen auf den Satz, dass man Religion auch als den Seufzer der bedrängten Kreatur bewerten kann. Weil dem so ist, deshalb auch meine letztendliche Erkenntnis. Es bringt nichts, nun auch noch mit Gewalt die "Eselsbrücke" einreißen zu wollen. Dies ist ein Kompromißangebot aufgrund der Faktenlage. Jedoch kein Kompromißangebot aus Überzeugung!

Geschrieben von Gerd  am 01. Juni 2002 20:23:33:

Als Antwort auf: Re: Hans Conrad Zander <2621.htm> geschrieben von Drahbeck am 01. Juni 2002 12:55:52:

>Sinngemäß vergleicht er nun die Anhänger des Christentums mit den "Boris Becker-Fans".

Ich war auch ein WTG-Fan, klatschte begeistert wenn der Mr. President am Pult erschien. Bei Freigaben der neuen Literatur (= auch neues Licht) natürlich an forderster Front das kostbare Gut erwartend.

Aber eine Beziehung (= Verhältnis) zu den himmlischen Verwandten? Eigentlich nix! Mit der Organisation ein Verhältnis? Ja! Nur Gott, Jesus, die Hilfe durch den hlg. Geist? Alles zuuu unsichtbar, da hielt man sich lieber an sichtbare Dinge, die Leitende Körperschaft, der Sklave, sichtbar und greifbar, leicht b e -greifbar, also Gottes Vertreter auf Erden, dann wurde der schwierige Glaube plötzlich Gewissheit.

Ja aber, sooo glauben auch die in Babylon der Großen...

Geschrieben von Hans am 27. Mai 2002 18:16:38:

Als Antwort auf: Re: Hans Conrad Zander <2610.htm> geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2002 14:17:56:

Hans Conrad Zander, geboren 1937 in Zürich, stammt aus einer Familie von schweizerischen Kaufleuten und deutschen Beamten. Er war Mönch im Dominikanerorden. Er ist durch seine religionskritischen Beiträge in der Sendereihe
"Zeitzeichen" (WDR, NDR, SFR) sowie durch Reportagen im "Stern" und im "Zeitmagazin" bekannt geworden. 1983 wurde er mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. In seinen Büchern beschäftigt er sich mit Themen der Kulturgeschichte und der Satire. Er lebt mit seiner Frau, einer fränzösischen
Journalistin, in Köln.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "Ecce Jesus. Ein Anschlag gegen den neuen religiösen Kitsch".

Ich habe Zander zitiert, weil hier im Forum auch Atheisten sind. Die Lektüre ist kein versteckter Hinweis auf meine eigene Entwicklung. Ich verhehle allerdings nicht, daß ich von Gemeinden die Nase voll habe. Die freiheitlich demokratische Grundordnung hat breitere Beine als die von Kirchenfürsten.

Geschrieben von Drahbeck am 05. Juni 2002 09:08:40:

Als Antwort auf: Re: zeugen jehovas im dritten reich <2620.htm> geschrieben von Drahbeck am 31. Mai 2002 13:09:53:

Eine italienischsprachige Webseite http://www.triangoloviola.it/historik.html stellt die Frage:
Haben sich Jehovas Zeugen kurz nach der „Machtergreifung", ähnlich wie andere Kirchen, Hitler und den Nationalsozialisten „angebiedert"?
Drei sattsam bekannte "Kronzeugen" werden dazu zur Beantwortung herangezogen:
Detlef G., Gerhard B., Gabriele Y.. Schon diese Mixtur macht deutlich wie die Antwort ausfällt. Und so werden denn auch von den drei Genannten, entsprechende Veröffentlichungsauszüge, auch in Deutsch offeriert.

Was ist dazu zu sagen. Zum ersten. Es ist richtig, dass sich die Kirchen und Religionsgemeinschaften, auf breiter Front, dem Naziregime anbiederten. Der Protestantismus mit seinen Deutschen Christen, die Katholiken mit ihrem Konkordat und der Aufhebung früherer Anathema über die Nazis. Auch bei etlichen kleineren Religionsgemeinschaften ist nachweisbar, dass ihnen die Angst im Nacken saß, mit daraus resultierenden Ergebnissen.

Immerhin muss auch B. einräumen, dass man die WTG-Veranstaltung vom 25. 6. 1933 als "angepaßte Erklärung und Tributleistung" bewerten kann und muss. Das die andernorts noch drastischere Formen angenommen hat, ist unbestritten.

Y.s Behauptung, dass da "eine winzige christliche Splittergruppe auf der Trompete von Jericho" blies, ist indes als Wunschinterpretation zurückzuweisen. Geist und Tenor der 1933-er Erklärung und des dazugehörigen WTG-Begleitschreibens atmen durchaus den Geist des Kompromissangebotes. Man gibt vor, die bis dahin schon existenten regionalen Verbote lediglich als "Missverständnisse" und Ausdruck der religiösen Konkurrenz anzusehen. Folgt man der Diktion dieser WTG-Erklärungen, so haben die "teuflischen Konkurrenzreligionen", die Zeugen Jehovas unberechtigt, madig bei der neuen Naziregierung gemacht. Und dieses "Missverständnis" wolle man doch nur unterwürfigst klarstellen.

Man übernimmt auch die Nazi-Gummifloskel vom "positiven Christentum" und will den neuen Machthabern suggerieren, man selbst sei doch auch nur "positives Christentum". Genau das also, was die Nazis doch vorgaben zu "fördern". Hier redeten in der Tat beide Seiten mit gespaltenen Zungen. Ihre Vokabeln und wichtiger ihre praktische Auslegung, wich auf beiden Seiten erheblich von dem ab, was man glaubte öffentlich vorgaukeln zu können.

Gemessen an der harten Gangart der Zeugen Jehovas nach 1934, als verschmähter Liebhaber, muss man jedoch auch dies sagen. Man kann nicht Apfel mit Birnen vergleichen. Gemessen am praktischen Verhalten. Genau genommen schon ab der November"wahl" 1933 im Naziregime, stellen die Verlautbarungen vom Juni 33 einen nicht kongruenten Fremdkörper dar, der durchaus im Widerspruch zu der Gesamtlinie der Zeugen Jehovas ab 1934 stand. Wichtiger noch. Die Verlautbarungen vom Juni 33 wurden von Rutherford höchstpersönlich abgesegnet, dokumentiert auch durch ihren Abdruck im 1934-er Jahrbuch der Zeugen Jehovas. Rutherford und seine deutschen Satrapen wollten sich im Juni 33 tatsächlich den Nazis anbiedern. Nur gehören zu einem solchen Unterfangen immer zwei notwendige Partner. Der Anbiederungswillige und der dieses Anliegen "Annehmende". Hier hatte sich Rutherford, mangels "göttlicher Leitung" in der Tat grundlegend verkalkuliert. Schon im Vorfeld hatte er die für die Nazis besonders unannehmbare WTG-Zionismusbegünstigung in den WTG-Büchern "Trost für die Juden" und "Leben" gekippt. Sie wurden durch "neues Licht" in den dreibändigem Opus "Rechtfertigung" ersetzt, in der jene jahrzehntelange Zionismubegünstigung nunmehr als aus dem "Geist des Teufels" gespeist, dargestellt wurde.

Keiner der Nazikoryphäen hat sich vor 1933 wirklich ernsthaft mit den Bibelforschern/Zeugen Jehovas auseinandersetzt. Dem Ausnahmefall Alfred Rosenberg, wird man zudem hochgradige Oberflächlichkeit bescheinigen können. Und was den Nazipfarrer Julius Kuptsch und andere anbelangt, stand es da um sie auch nicht viel "besser". Wohl hatten sie sich schon in der Weimarer Republikzeit ein ablehnendes Urteil zu den Bibelforschern erarbeitet. Aber das vorgenannte Detail (Kippung der Zionismusbegünstigung) ist keinem von diesen Herrschaften bewusst geworden. Zudem drehten sich die Konflikte mit den Zeugen Jehovas nach 1933 auch nicht primär um "theologische" Fragen. Anstoß nahmen die Nazis besonders am "staatsbürgerlichen Verhalten" oder besser: Nichtstaatsbürgerlichem Verhalten der Zeugen Jehovas und reagierten in ihrer sattsam bekannten Art entsprechend darauf. Die 1933-Erklärung reflektiert diese eigentliche Konfliktlage in keiner Weise. Stattdessen reproduziert sie kräftigst Nebelvorhänge. Die Vokabel "anbiedern" beinhaltet doch im allgemeinem Sprachgebrauch, den Versuch zu unternehmen, sich als "harmlos" darzustellen, unter gleichzeitiger Verschweigung jener Tatbestände, die keineswegs "harmlos" sind. Genau diesem Kriterium entsprach die 1933-er WTG-Erklärung.

Der Versuch heutiger Apologeten, diesen unbequemen Tatbestand, wegzuerklären, erweist sich als durchsichtig und bedarf des Widerspruchs!

Anbiederungstexte  Anbiederung

Geschrieben von Drahbeck am 17. Juni 2002 06:34:56:

Als Antwort auf: Re: zeugen jehovas im dritten reich <2624.htm> geschrieben von Drahbeck am 05. Juni 2002 09:08:40:

>Eine italienischsprachige Webseite hat offenbar, kommentiert, jetzt einige Fakten bezüglich Konrad Franke mit übernommen.

Franke auf italienisch

digilander.iol.it/alorenzi/franke.htm

Geschrieben von Rosario am 08. Juni 2002 14:40:27:

Als Antwort auf: Re: zeugen jehovas im dritten reich <2624.htm> geschrieben von Drahbeck am 05. Juni 2002 09:08:40:

>Eine italienischsprachige Webseite http://www.triangoloviola.it/historik.html stellt die Frage:
>Haben sich Jehovas Zeugen kurz nach der „Machtergreifung", ähnlich wie andere Kirchen, Hitler und den Nationalsozialisten „angebiedert"?
>Drei sattsam bekannte "Kronzeugen" werden dazu zur Beantwortung herangezogen:
>Detlef G. Gerhard B., Gabriele Y.. Schon diese Mixtur macht deutlich wie die Antwort ausfällt.

Neuerdings kommt auch der Name Introvigne vor, der früher als Zeugengegner angesehen wurde. Heute nach Veröffentlichung seines neuen Buches, wird von vereinzelten Versammlungen für ihn sogar Werbung gemacht.

Geschrieben von
Drahbeck am 08. Juni 2002 16:39:21:

Als Antwort auf: Re: zeugen jehovas im dritten reich <2632.htm> geschrieben von Rosario am 08. Juni 2002 14:40:27:

>>Drei sattsam bekannte "Kronzeugen" werden dazu zur Beantwortung herangezogen:
>>Detlef G., Gerhard B., Gabriele Y.. Schon diese Mixtur macht deutlich wie die Antwort ausfällt.
>
>Neuerdings kommt auch der Name Introvigne vor, der früher als Zeugengegner angesehen wurde. Heute nach Veröffentlichung seines neuen Buches, wird von vereinzelten Versammlungen für ihn sogar Werbung gemacht.
Das Verzeichnis lieferbarer Bücher weist von Introvigne derzeit nur zwei Titel nach. Eines davon, schon 1998 erschienen, hatte ich auch mal gelesen. Das 1998 (in Deutsch) erschienene Buch "Schluß mit den Sekten! Die Kontroverse über Sekten und neue religiöse Bewegungen in Europa", hat mich ob seiner inhaltlichen Oberflächlichkeit keineswegs "beeindruckt". Am "Gehaltvollsten" in dieser Schrift ist vielleicht noch die Einleitung von Hubert Seiwert, aber keinesfalls das Sammelsurium halbgarer Gedanken, wie sie Introvigne selbst darbietet. Spezifisch auf die Zeugen Jehovas kommt er darin auch nicht zu sprechen.

Stellvertretend sei aus seinem Schlußvotum (S. 128) zitiert, dass in meiner Sicht undifferenzierte Allgemeinplätze repräsentiert, wenn er da schreibt:

"Die Kritik des Zeitgeistes und der Anti-Sekten-Organisationen richtet sich kaum gegen die theoretischen und theologischen Grundlagen neuer religiöser Bewegungen; eine solche Kritik würde ich persönlich - als Katholik - nicht nur teilen, sondern wünschen und fördern."

Er behauptet dann weiter, dass durch Sektenkritik individiuelle Freiheitsrechte eingeschränkt würden. Eine Behauptung, die er ohne jegliche Beweise so in den Raum stellt.

Man müsste ihn im Gegenzug fragen: Wer schränkt denn beispielsweise in Sachen Bluttransfusion die die individuelle Freiheit ein. Doch wohl die Dogmatik und der Gruppendruck der betreffenden Religionsgemeinschaft. Schon an diesem Beispiel wird deutlich, dass das Wort "Freiheit" aus seinem Munde eine glatte Verhöhnung ist. Aber gerade deshalb dürfte er und seinesgleichen für die Totalitaristen in Brooklyn und Selters wohl so "interessant" sein.
Geschrieben von
Rosario  am 09. Juni 2002 14:12:34:

Als Antwort auf: Re: zeugen jehovas im dritten reich <2633.htm> geschrieben von Drahbeck am 08. Juni 2002 16:39:21:

>Das Verzeichnis lieferbarer Bücher weist von Introvigne derzeit nur zwei Titel nach. Eines davon, schon 1998 erschienen, hatte ich auch mal gelesen. Das 1998 (in Deutsch) erschienene Buch "Schluß mit den Sekten!......

Diese Buch ist aber auf Deutsch noch nicht erchienen.

Massimo Introvigne, I Testimoni di Geova: già e non ancora
Elledici, Leumann (Torino) 2002, pp. 144, Euro 9,00, ISBN
88-01-02375-8

In einer Italienischen Versammlung wurde angesagt, man könne dieses Buch zum vorzugspreis von 5 Euro bestellen.

Gruss Rosario

Geschrieben von
Drahbeck am 19. Juni 2002 07:44:26:

Als Antwort auf: Re: zeugen jehovas im dritten reich <2637.htm> geschrieben von Rosario am 09. Juni 2002 14:12:34:

In die Rubrik über die Hitlerzeit ist jetzt auch noch ein Beitrag über das einschlägige Buch von Margarete Buber-Neumann mit aufgenommen worden. Bezüglich Buber-Neumann liegt der durchaus seltene Fall vor, dass auch die WTG ausführlich von ihr zitierte. Kein anderer Autor, der bezüglich der Zeit 1933-45 schrieb, ist meines Wissens je so ausführlich von der WTG zitiert worden wie gerade Buber-Neumann. Selbst der famose Detlef G. (sieht man von dem Ausnahmefall WTG Widerstands-Video ab), ist nicht so umfangreich durch die WTG zitiert worden wie Buber-Neumann.

Zugleich machen diese WTG-Zitate aber auch besonders deutlich, was die WTG so alles unter den Tisch fallen lässt. Den trotz der umfänglichen Buber-Neumann-Zitate sind gerade eben nicht, einige wesentliche Kernaussagen von ihr, mit zitiert worden.
Frau Buber-Neumann würde ich durchaus ein feines psychologisches Gespür in der Beschreibung und Wertung der diesbezüglichen Tatbestände bescheinigen. Wer wirklich, die Zeit 33-45 betreffend "mitreden" will, sollte sie gelesen haben!

Buber-Neumann  Buber

Geschrieben von LuckyX am 23. Juni 2002 10:53:20:

Als Antwort auf: Re: Buber-Neumann <2674.htm> geschrieben von Drahbeck am 19. Juni 2002 07:44:26:

>Zugleich machen diese WTG-Zitate aber auch besonders deutlich, was die WTG so alles unter den Tisch fallen lässt. Denn trotz der umfänglichen Buber-Neumann-Zitate sind gerade eben nicht, einige wesentliche Kernaussagen von ihr, mit zitiert worden.

*** Bravo, lieber Drahbeck für diese Ergänzung. Einerseits bewegt die Schilderung jener Zeit im KZ, die menschliche Seite, die Uneinigheit der einzelnen Bibelforschergruppen, andererseits kann das manipulative Vorgehen der das Ganze erst zu ihrem heutigen Nutzen instrumentalisierenden WTG bei der Auswahl der Zitate und der Bebilderung schon nachdenklich machen. Sogenannte theokratische Kriegslist oder bewußte Verfälschung durch Auslassen wesentlicher Aussagen ?
Geschrieben von
D. am 07. Juni 2002 11:08:33:

Unter der Überschrift "Mahlers Naziaktivitäten", weist die Suchmaschine Google auch einen Text aus dem Jahre 1999 nach aus einem sogenannten "Antifaschistischen INFOblatt"
http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/41-60/aib48/pdf/48_Mahler.pdf
(im pdf-Format).

Eingeleitet wird der Beitrag mit dem Satz:
"Den meisten Leserinnen wird Horst Mahler noch immer als RAF-Anwalt bzw. .RAF-Mitbegründer bekannt sein. Den meisten Antifaschistinnen ist er mittlerweile auch als »Überläufer« zur Nazi-Szene bekannt ... "

In diesem Sinne werden einige weitere Fakten genannt. In einer minutiösen Aufzählung der Aktivitäten Mahlers, findet sich dann auch der Satz:
"Am 11. April (1999) hielt Mahler u.a. zusammen mit HEINRICH LUMMER, ALFRED MECHTERSHEIMER, JOACHIM SIEGERIST und GABRIELE Y. von der FU Berlin ein Referat auf dem Sonderkongreß der DEUTSCHEN KONSERATIVEN in Oberorke."

Ein weiteres Schlaglicht über die umtriebige Y.!

Y.s Moon-Referenz  Moon

Geschrieben von Drahbeck am 09. Juni 2002 07:45:51:

Als Antwort auf: Sind wir Rufmörder? <2634.htm> geschrieben von Hans am 09. Juni 2002 00:28:39:

> von Daniel S. am 09.06.2002 00:05
Es sind eine ganze Reihe von Ressentiments die in vorstehendem Posting gebündelt zum Ausdruck kommen. Selbstredend nur stichpunktartig (ohne ins Detail zu gehen). Daher kann auch nur ebenso stichpunktartig geantwortet werden.
Das "hellere Licht" erweist sich vielfach als übelste Geschichtsklitterung. Siehe dazu beispielsweise: http://www.manfred-gebhard.de/Endzeit.htm
Hitlerdeutschland und "DDR". Auch hierbei bleibt das Verhältnis von Ursache (beispielsweise die Obrigkeitslehre) und Wirkung unberücksichtigt.
Siehe dazu: Hitlerzeit
Ostdeutschland
Wie immer man auch zu vorstehendem steht, hinzu kommt der Gruppendruck, der sich dann auch in bitteren rückblickenden Lebensberichten widerspiegelt. Siehe dazu auch:
Erinnerungen
Dies alles rechtfertigt es sehr wohl, sich kritisch mit dieser Religionsgemeinschaft auseinanderzusetzen.
Selbstredend sind auch auf anderen hier nicht genannten Webseiten, ähnliche Beiträge vorzufinden.

Wer die Vergangenheit nicht kennt - kann die Gegenwart nicht begreifen!  http://www.manfred-gebhard.de/

Geschrieben von Drahbeck am 11. Juni 2002 07:29:19:

Als Antwort auf: Re: Sind wir Rufmörder? <2636.htm> geschrieben von Drahbeck am 09. Juni 2002 07:45:51:

In einem Gästebuch-Kommentar (andernorts) kann man auch lesen:
"Du kannst eben nur auf längst bekannte Fehlauslegungen der Z.J. herumhacken und dabei sogar die Würde der im KZ Ermordeten "Bibelforscher" untergraben! Die Anerkennung der Menschen, welche für ihren Glauben starben, fehlt bei deinen Berichten völlig! Und im Übrigen: -Ich bin kein Z.J. und sehe die Gemeinschaft ebenfalls sehr kritisch, weil ich darin aufgewachsen bin und auch unter ihren "altmodischen Lehren" zu "leiden" hatte! ... Dir scheint nicht bekannt zu sein, daß sogar "getaufte Zeugen", die "Ältesten" und die "leitende Körperschaft der WTG" kritischer sehen, als Du meinst!!! Und alle Deine Themen, welche Du hier zu klären versuchst, werden innerhalb der "Versammlungen" heiß & kontrovers diskutiert!"

"Längst bekannte Fehlauslegungen der ZJ". Dass sie "längst bekannt" sind, ist sicherlich kein Verdienst der WTG. Denn deren Taktik besteht doch darin alles zu verharmlosen, so es sich nicht mehr totschweigen lässt. In der Politik kann man manchmal das Schauspiel erleben (nicht oft - aber es kommt vor), dass ein Politiker, dem die Presse gravierendes Fehlverhalten nachweist, letztendlich, widerwillig, seinen Hut nehmen muss. Hier funktioniert in begrenztem Umfang noch ein gewisser Selbstreinigungsprozess. Wie sieht es aber bei der WTG aus? Die lässt doch eher unbotmäßige Kritiker "über die Klinge springen", als wie berechtigte Kritik wirklich zu akzeptieren.

Hier erweist es sich, dass "ihre kritische Presse" keineswegs so stark ist, um notwendige Veränderungen anzustoßen, wie es von der Sache her geboten wäre. Da bewirkt auch die genannte Diskussion unter "getauften Zeugen und Ältesten" nichts. Denn die findet unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Und im Zweifelsfall zieht es mancher dieser Diskutanten doch vor, aus Angst vor den Exkommunikationsmechanismen, lieber "den Schwanz einzuziehen". Die Willam H. Bowen's (in den USA Silentlambs) sind immer noch dünn gesät.

"Die Anerkennung der Menschen, welche für ihren Glauben starben". Auch das ist ein zweischneidiges Schwert. Friedrich Zipfel lässt im den Jehovas Zeugen gewidmeten Abschnitt seiner Studie mit anklingen, wie er 1936/37-Aktivitäten der Zeugen Jehovas in Deutschland einschätzte. Als Opfergang ohne Sinn und Nutzen. Das NS-Regime wurde dadurch nicht aus den "Angeln gehoben". In anderen Phasen ihrer Geschichte rühmen sich die Zeugen ihrer "theokratischen Kriegslist"; indem man sich harmloser gibt als man ist. Zu jenem Zeitpunkt ging es aber nur um's demonstrieren!

Auch so ein Demonstrationsbeispiel. Als die These aufkam, keine Blutwurst zu essen, demonstrierten selbst in KZ's Zeugen Jehovas. Anstatt sich darauf zu beschränken, selbige nicht zu essen oder sie Mitgefangenen still und ohne Aufsehen zu geben, die solche Skrupel nicht hatten. Anstatt diesen Weg einzuschlagen, wählte man den der offiziellen Protestaktion. Man teilte der Lagerkommandantur in förmlicher Form den Sachverhalt in Sachen Blutwurst mit. Deren Kommentar: Eine prima Einsparmaßnahme! Wenn die keine Blutwurst wollen, dann brauchen die auch keine Margarine! (Nachlesbar bei Buber-Neumann).
Dies ist nur ein Beispiel, dass zeigt dass gewisse Fakten die Zeit 33-45 betreffend keineswegs sakrosankt sein können. Sondern dass man auch über sie reden kann und muss!
Geschrieben von
Gerd  am 09. Juni 2002 07:44:26:

Als Antwort auf: Sind wir Rufmörder? <2634.htm> geschrieben von Hans am 09. Juni 2002 00:28:39:

> die Bibel richtig zu deuten bzw. auszulegen, und sich "politisch neutral" verhalten, wie
> einst die römischen Christen sind mir doch am Nächsten!

Ein Bekannter von mir, hat eine andere Gruppe fest ins Herz geschlossen und war bereit für sie im Vormonat Mai in den Märtyrertod zu gehen. Wehe man sagt ihm, er sei in einer Sekte, das mag er garnicht hören. Die in den Sekten sind doch niemals in einer Sekte, nur die in anderen Gruppen d i e sind in der Sekte!

Home > Menschenrechtsverletzung > Falun Gong- Informationszentrum: Pressemitteilungen & Newsletter

FGI (Deutschland): Österreicher nach Verhaftung in China kommt morgen in Wien an
Pressemitteilung 15.05.2002

Mittwoch, 15. Mai 2002

15. Mai 2002 (Falun Gong Informationszentrum Deutschland) Am 13. Mai wurde Alexander Hamrle, österreichischer Staatsbürger und Falun Gong-Praktizierender, in Changchun, China festgenommen. Wie das österreichische Außenministerium erst vor kurzem mitteilte, landet er morgen auf dem Flughafen in Wien.
Am 13.05., dem 10-jährigen Jubiläum der Verbreitung von Falun Gong wollte Alexander Hamrle den Einwohnern von Changchun sagen, dass Falun Dafa gut ist und dass die Verfolgung ungerecht ist. Dafür hat er seine Ansichten über Falun Gong und die Verfolgung in China in einem Brief zusammengefasst und wollte ihn an die Einwohner verteilen, seine Freunde in Österreich waren über sein Vorhaben informiert.

Als er sich zu einer vereinbarten Zeit in Österreich nicht meldete, rief ihn ein Freund am Mobiltelefon an. Alexander Hamrle konnte nur schnell sagen, dass er in eine Polizeistation gebracht wurde. Dann brach die Verbindung plötzlich ab. Die Österreicher informierten ihr Außenministerium.

In seinem Brief an die Einwohner von Changchun schrieb er: „Warum komme ich […] heute zu Ihnen? Mir liegen die Grundsätze Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht am Herzen. Sobald wir anfangen, uns an diesen Grundsätzen zu orientieren, nimmt unser Leben eine Wende hin zum Schönen und zum Harmonischen. In diesen Grundsätzen ist der Schlüssel zu einem Leben enthalten, das wir unseren Kindern wünschen und nach dem wir uns sehnen. In diesen Grundsätzen ist jede Tugend enthalten. […] In diesem Sinne habe ich auch die größte Hochachtung vor dem Land China mit seiner mehrtausendjährigen Kultur, in der Falun Gong verwurzelt ist. Vielleicht kann dieses heutige Jubiläum auch dazu beitragen, dass Sie die tiefgründigen Prinzipien von Falun Gong erkennen."

Hintergrundinformation:
Der 13.05. ist der Welt Falun Dafa Tag und in diesem Jahr auch ein 10-jähriges Jubiläum. Im Mai 1992 wurde Falun Gong von Li Hongzhi erstmals in der Stadt Changchun in China an die Öffentlichkeit gebracht.

Falun Dafa (auch Falun Gong genannt) ist eine friedliche Meditationspraxis, die ursprünglich aus China stammt und bereits in über 50 Staaten der Welt praktiziert wird. Neben den körperlichen Übungen wird großer Wert auf Einhaltung der ethischen Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht gelegt, für deren Geltung es keine Grenzen gibt. Seit dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong in China 1999 gibt es derzeit mindestens 410 verifizierte Todesfälle. Regierungsinternen Quellen zufolge liegt die eigentliche Todesanzahl jedoch weit über 1600. Mehr als 100.000 Praktizierende wurden ohne Gerichtsverfahren in Arbeitslager eingesperrt.

Bitte informieren Sie sich über den aktuellen Stand der Verfolgung und insbesondere der Todesfälle auf unserer Web-Seite http://www.faluninfo.de/tnamensliste.htm.<

Dem Alexander ist diese humanistische Gemeinschaft sein "Nächster", seine Eltern und seine Frau waren von seiner Chinareise nicht begeistert und machten ihm heftige Vorwürfe. Ergebnis: er brach alle Kontakte zu ihnen ab, zog weg zu seinen neuen Freunden. Scheidung steht nun bevor. Ist doch alles nur für eine gute Sache! Die Bösen sind nur die, die das nicht begreifen wollen, die z. B. in Hansens Forum Protestbriefe schreiben, oder wie hier all die Schreiber den Sklavenhalter WTG kritisieren.

Sende Euch sektenbefreite Grüße!

PS.:
Nachsatz: Die Gruppen-Gebundenen bleiben gerne gebunden und fühlen sich in der Gebundenheit auch äußerst wohl, denn ungebunden werden sie schnell labil, bekommen Suizidgedanken, oder spotten dann über Gott und den Gottesglauben, oder...

Geschrieben von D. am 22. Juni 2002 08:59:10:

Als Antwort auf: Re: Bluttransfusion <2672.htm> geschrieben von D. am 18. Juni 2002 06:34:35:

Im Gästebuch gelesen, als Antwort auf die Lobeshymne einer Zeugin Jehovas auf Ihre Religionsgemeinschaft, von Andreas K...

Hallo Kienzle,
deine Sympathie für Zeugen Jehovas in Ehren. Du bist ja drin aufgewachsen. Deshalb hast Du, wie Dir ja schon gesagt wurde, keine oder kaum Vergleichsmöglichkeiten. Ich habe mit 17 Jahren Zeugen Jehovas kennengelernt. Schon einige Monate nach dem sogenannten Bibelstudium erwartete man schon Glaubenstaten von mir. Ein Dienstamtgehilfe und drei Älteste redeten mir ein, daß ich in Harmagedon, dem Jüngsten Gericht, sterben werde, wenn ich Abitur mache oder wenn ich gar an der Universität studiere. Mir wurde eine Gehirnwäsche verpasst, und sie machten mir Angst. Leider glaubte ich damals, daß es ein Paradies auf Erden geben würde. Sie machten mir massiv Druck. Ich machte zwar Abitur, studierte aber nicht, sondern blieb bis zu meinem 24. Lebensjahr in der Sekte. Dafür machte ich eine Ausbildung, die eigentlich nur für Frauen gedacht war. Ich machte sie, weil sie etwas mit Sprachen zu tun hat. Ich machte sie nur für die Sekte. Mein eigentlicher Wunsch war, an der Universität zu studieren. Heute bin ich 34 Jahre alt und kämpfe immer noch mit den Folgen meiner Gehirnwäsche, mit der psychischen Gewalt, die mir angetan wurde und mit der Schwierigkeit, einen Job zu finden.

Ich studiere jetzt zwar, bin aber zu alt für das Studium. Mir wurden sieben Jahre meines Lebens gestohlen. Ich habe Prüfungsangst und Lernstörungen. Deshalb hasse ich Zeugen Jehovas. An euch erfüllt sich keine Prophezeiung, sondern man hasst euch, weil ihr Menschen zerstört. Als ich 20 Jahre alt war, war ich zu einem Essen bei einem Zeugen Jehovas eingeladen. Ich wurde einen Moment mit einer jungen Zeugin Jehovas allein gelassen. Sie sagte mir plötzlich, daß ich ? (intime Beziehungen zu ihr hätte).. Ich sagte ihr, daß ich nicht verstehe. Sie sagte mir, daß sie, wenn ich die Sekte verlasse und gegen sie aussage, der Polizei sagen wird, daß ich sie vergewaltigt hätte. Das ist mir mehrere Male passiert. Ich mußte ständig aufpassen, nicht mit einer Zeugin Jehovas allein gelassen zu werden, egal ob in einer Wohnung oder auf der Straße.

Einmal lud mich ein Ältester zu sich nach Hause ein. Ich sollte ihm einen Brief aus einer Fremdsprache ins Deutsche übersetzen. Als ich in seiner Wohnung war, war er nicht da. Dafür waren seine drei Töchter da. Sie waren damals etwa 10, 13 und 16 Jahre alt. Ich versuchte, mich mit ihnen zu unterhalten, bis der Älteste kommen würde. Sie sagten mir ständig, daß ich sie vergewaltigt hätte. Als es mir reichte und ich gehen wollte, kam der Älteste endlich. Ich fragte ihn, was das alles soll. Er sagte mir, daß durch solche Tricks jeder Mann zum Schweigen gebracht wird, wenn er die Sekte verläßt. Die einzelnen Mitglieder der Sekte werden aufeinander eingeschworen. Wenn ich also gegen die Sekte aussage, wird mir von mehren Leuten aus der Sekte vorgeworfen, ich hätte Frauen vergewaltigt. Das ist ein weiterer Grund, warum ich die Sekte hasse.
Ein dritter Grund ist, daß Zeugen Jehovas sich gegenseitig auf die Toilette begleiten. Ich war mehrere Male bei Ältesten und wollte auf die Toilette. Jedes Mal kam ein Zeuge Jehovas und wollte mit hinein. Das geschah nicht, weil die Männer unter den Zeugen Jehovas etwa homo***uell wären. Nein, es geht um absolute Kontrolle. Das ist einer der Gründe dafür, warum Zeugen Jehovas für mich eine totalitäre Faschosekte sind. Wenn man sich gegen alle diese Einschränkungen wehrt, heißt es, man würde das System verändern und deshalb große Schuld auf sich laden.

Ein vierter Grund, warum ich Zeugen Jehovas hasse, ist, weil sie sich gegenseitig schikanieren. Irgendwo in der Bibel heißt es, daß die Apostel um Jesu willen von Soldaten Roms geschlagen wurden. Die Apostel freuten sich, so eine Ehre zu empfangen und gingen nach Hause. Die Zeugen Jehovas interpretieren das auf eine morbide Weise. Sie werden ja heutzutage nicht von der Polizei verprügelt, aber sie schikanieren sich gegenseitig, um, wie sie sagen, diese Tradition in Ehren zu halten. Das ist krank. Das ist eine keine Religion. Eine Religion, die ihre Anhänger psychisch krank macht, ist keine Religion, sondern ein destruktiver Kult, der es nicht verdient, Religionsfreiheit zu genießen. Ich hoffe, daß eure Sekte niemals Körperschaft des öffentlichen Rechts wird.

Ich habe die Sekte zwar vor zehn Jahren verlassen, ich werde aber immer noch belästigt. Seit Jahren kommen irgendwelche Zeugen Jehovas in die Universität, sprechen mich an, sagen mir, daß ich Jehova verraten hätte, daß man Studium vorbei sei und daß ich ?bald mein Ende finden würde?. Vor ein paar Wochen äußerte ein Zeuge Jehovas sogar eine Morddrohung mir gegenüber. Ich habe Anzeige erstattet. Wenn wieder irgendwelche Zeugen Jehovas in die Universität kommen und mich belästigen, werde ich sie sofort anzeigen. Leider dachte ich damals, daß sie mich schon in Ruhe lassen, wenn ich nichts mache. Das ist aber nicht so. Sie wollen mich noch immer schikanieren. Ich laufe nur noch mit Angst rum. Ist das Deine Religion? Verstehst Du darunter einen Glauben, Kientzle?

Die Sekte hat mein Leben zerstört. Ich habe wichtige Jahre meines Lebens verloren. Meine Eltern sind psychisch krank geworden. Wir haben wegen meiner Mitgliedschaft in der Sekte vor zehn Jahren immer noch familiäre Probleme. Zeugen Jehovas sind für mich eine Terrorsekte. Und genau deshalb hasse ich Euch. Ich hasse euch nicht, weil ihr die Wahrheit seid. Alle Sekten nennen sich Wahrheit. Scientology nennt sich Wahrheit, VPM nennt sich Wahrheit, die Neuapostolische Kirche nennt sich Wahrheit. Die Wahrheit ist aber, daß es keine Wahrheit gibt. Ich hoffe, daß Du irgendwann den Weg aus der Sekte findest. Wenn man eine Gehirnwäsche hat, tut das nicht weh. Die Schmerzen beginnen erst dann, wenn man wieder zu sich kommt und klar denkt. Dann wird Dir klar, was Du verpaßt hast. Ich habe einige Menschen in Selbsthilfegruppen kennengelernt, die in diversen Sekten aufgewachsen sind. Die sind traumatisiert und werden ihr ganzes Leben traumatisiert bleiben. Ich hoffe, daß Du irgendwann kein Zombie mit einer Gehirnwäsche bist, sondern ein freier Mensch, der selbst denken kann und der das Denken nicht anderen überläßt.
Geschrieben von
D. am 10. Juni 2002 21:23:53:

Als Antwort auf: Bluttransfusion <1859.htm> geschrieben von H. R. am 30. November 2001 22:12:03:

Eine  Nachrichtenagentur meldet:
Zeugin Jehovas starb nach Unfall - Bluttransfusion verweigert

Eine 18 Jahre alte Zeugin Jehovas ist in der Nähe des oberschlesischen Oppelns (Opole) nach einem Autounfall gestorben, weil sie die lebensrettende Bluttransfusion verweigerte. Die Frau, die am Samstag bei einem Unfall schwer verletzt wurde, verbot den Mitarbeitern der Unfallstation aus religiösen Gründen, ihr eine
Bluttransfusion zu geben, meldete die polnische Nachrichtenagentur PAP am Montag. Auch die Angehörigen der jungen Frau verweigerten das Einverständnis zu einer Transfusion, obwohl die Ärzte warnten, dass die Patientin sterben könne. Die rechtliche Lage in Polen lässt nicht zu, einem Patienten gegen seinen ausdrücklichen Willen Blut zu übertragen.

Geschrieben von D. am 18. Juni 2002 06:34:35:

Als Antwort auf: Re: Bluttransfusion <2639.htm> geschrieben von D. am 10. Juni 2002 21:23:53:

Zum Thema Blut im Gästebuch gelesen:
Sabine R... aus Deutschland schrieb am 17.Juni 2002 um 18:56 Uhr:
Betrifft den Eintrag von Esther: Liebe Esther,
auch ich bin unter Zeugen Jehovas aufgewachsen.
Zeugen Jehovas töten nicht im Krieg, daß stimmt. Aber was ist mit der Blutfrage?
Was ist jetzt heiliger, das Blut
oder das Leben?
Jeder strenggläubige Zeuge Jehovas müßte sein
Kind sterben lassen wenn es nur durch eine Bluttransfusion
am Leben bleiben kann.
Meine Mutter ist jetzt am 4. Juni deshalb gestorben.
Ihre Glaubensbrüder haben sie umgebracht!
Als ich noch fest in der Sekte verankert war, war ich überzeugt
das auch ich in richtig handle,
aber als mein Baby dringend Blut brauchte
habe ich den Glauben aufgegeben und mich
von den Z.J. losgesagt, daß war schwer,
aber inzwischen weiß ich, daß ich richtig gehandelt habe.
Ich hoffe, daß alle oder wenigstens ein paar
Menschen, die an dieser Sekte interessiert
sind, diese Zeilen lesen und sich darüber Gedanken machen.
Viele Grüße,
Sabine
Geschrieben von
Drahbeck am 25. Juni 2002 19:34:17:

Als Antwort auf: Re: Bluttransfusion <2672.htm> geschrieben von D. am 18. Juni 2002 06:34:35:

Jehovas Zeugen hätten es gerne so, dass Außenstehende Beobachter ihr Verhalten in Sachen Bluttransfusion möglichst "emotionsfrei" beurteilen sollten. Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Im "Fall der Fälle" kommen sehr wohl auch Emotionen mit hoch. Journalisten, die sich der Öffentlichkeit gegenüber um eine möglichst "ausgewogene" Berichterstattung bemühen, sind davon nicht ausgenommen.
Im Jahre 1976 griff die Illustrierte "Stern" einen solchen Fall mit tödlichem Ausgang auf. Er wurde in der "Christlichen Verantwortung" mit weiteren ergänzenden Kommentaren versehen, wiedergegeben. Wer nun etwas lesen möchte, wo keine Emotionen mit hineinschwingen, der sollte diese Berichterstattung lieber meiden. Wer indes auch Emotionen als Teil des realen Lebens ansieht, wird sie in etwa auch nachvollziehen können.
Nachstehend die wesentlichen Auszüge aus diesem Bericht:

Bluttransfusionsfall Markus Krueger

Geschrieben von Drahbeck am 28. Juni 2002 17:37:15:

Als Antwort auf: Re: Bluttransfusion <2700.htm> geschrieben von Hanss am 28. Juni 2002 16:03:15:

>Prof. Julius Hackethal hatte in einem Interview zu einem späteren Zeitpunkt den Fall Markus Krüger betreffend folgendes formuliert (sinngemäß): " Markus Krüger war so schwer verletzt, dass er auch MIT einer Transfusion gestorben wäre". Leider weis ich nicht mehr, wann genau und wo er dies gesagt, bzw. es schriftlich zitiert zu lesen war.

Wenn jemand ins Gästebuch oder auch hier ins Forum schreibt, dann ist das seine freie Entscheidung. Auch, ob er eventuelle Folgebeiträge zu leisten gewillt ist oder nicht. Sabine R... hat in dem Eintrag Nr. 68 im Gästebuch auch ihre eMail mit angegeben. Beim anklicken des Namens sichtbar. Es besteht also durchaus die Möglichkeit sie direkt zu kontaktieren.

Zu Hackethal. Als Nicht-Mediziner maße ich mir kein Urteil über die Schwere des tödlichen Unfalls an und ob es unter allen Umständen nur einen tödlichen Ausgang gegeben hätte. Laut der Verlautbarung des zitierten Presseartikels waren offenbar die Ärzte der Meinng mit Bluttransfusionen erheblich größere Chancen gehabt zu haben. Der Tod tat ja bekanntlich erst nach einigen Tagen ein. Erst ist meines Erachtens zu billig, mit dem Hinweis auf die Schwere der Verletzungen, die Dogmatik Verweigerung von Bluttransfusion herunterzuspielen. Das ist meine Meinung dazu.

Auch in den Büchern von Tjaden/Krappatsch findet man Beispiele in Sachen Bluttransfusion. Etwa in dem "Denk an Deine Mutter" überschriebenen Abschnitt.
Tjaden/Krappatsch Tjaden

Geschrieben von D. am 11. Juni 2002 21:11:07:

Kürzlich veranstaltete die WTG in Selters, zur "Imagepflege" einen "Tag der offenen Tür". Einer der diese Gelegenheit wahrnahm, schrieb einen interessanten Bericht dazu. Nachstehend sein Statement:

Samstag, der 25. Mai 2002

Nach nunmehr 8 Jahren veranstaltete die WTG am Wochende erneut einen Tag der offenen Tür.
Als ich gegen 9.30 ankam, wurde ich unter einem Informationszelt empfangen und bekam die Broschüre:"Jehovas Zeugen in Deutschland. 100 Jahre Deutschland-Zentrale 1992-2002", sowie eine Besucherinformation in die Hand gedrückt.
Neu für mich war, daß ich mich frei bewegen durfte.
Bei meinem 1. Besuch 1994 wurden noch Gruppen gebildet und diese mit einem Führer losgeschickt.
Ich begann meine Tour im Empfangsgebäude, wo ich mir 4 schöne Postkarten des Bethels mitnehmen durfte.
Die Videovorführung „Willkommen im Zweigbüro der Zeugen Jehova" schenkte ich mir.
Im Keller waren alte Bibeln aus allen Zeiten ausgestellt und immer wieder angeführt, daß dort auch schon Jehova als Gottes Eigenname vorkommt.In einem anderen Raum wurde man über die Geschichte der Deutschland-Zentrale informiert.
Vom Empfangsgebäude aus suchte ich dann den Eingang der Druckerei, überall wurde ich freundlich empfangen und über den weiteren Weg informiert.
Mit meiner Jeans und unrasiert war ich schon auf 100 Meter als „Ungläubiger" zu erkennen.
Außerdem trug die Masse der Besucher Namensschilder an den Hemden, bzw. Blusen.
Der Rundgang durch Druckerei und Versand war nicht mehr so trocken und langweilig wie noch vor Jahren.
Überall gab es Stände mit Infos und Erfrischungen, mich erinnerte das ganze mehr an eine Messe.
Die WTG ist bemüht gegen ihr muffiges, spießbürgerliches Image anzugehen.
In diesem Trakt befanden sich die Ausstellungen „Umweltschutz" und „Predigtdienst im Wandel der Zeiten". Hier stand ein Chevy aus dem vorigen Jahrhundert, der natürlich sehr gut ankam.
Anschließend durchlief ich die Werkstätten mit Schreinerei, Elektro, Schlosserei etc.
Das Bethel scheint autark zu sein, dort kan kein Handwerker viel verdienen.
Als nächstes stand das Verwaltungsgebäude auf dem Programm mit dem Königreichssaal und dem rießigen Speisesaal.
Hier befanden sich 4 Ausstellungen und zwar „Leben im Bethel", mit den Informationen, daß Menschen aus 34 Ländern hier arbeiten.
Ein Mitarbeiter beteuerte mir, daß es keine Sprachprobleme gäbe, da schon bei der Bewerbung für das Bethel Wert auf Deutschkenntnisse gelegt wird.
In einem Wohngebäude (wohl Haus 4) leben die Senioren, wobei ich auf der Schautafel nur ca. 55 zählen konnte, was bei 1100 Mitarbeitern ganze 0,2% ausmacht.
Bundesweit waren 1998 etwa 22,4 % der Gesamtbevölkerung 60 Jahre und älter.
Die nächste Ausstellung befaßte sich mit den „Versammlungsstätten, Königreichssälen und Kongressen".
Hier wurde Reklame für die Schnellbauweise der Zeugen Jehova gemacht, an die hierzulande nur Aldi heranreicht.
Es folgten die 2 traurigsten Kapitel deutscher Geschichte, die Nazidiktatur und der Realsozialismus. In beiden Systemen wurden die Zeugen bis auf´s Blut bekämpft.
Die Ausstellungen lauteten:
„NS-Verfolgungsgeschichte (1933-1945), sowie
„DDR-Verfolgungsgeschichte (1950-1989).
Abschließend sah ich mir im Haus 6 die Appartements der Mitarbeiter an. Sie sind individuell gestaltet, ca. 35-40 m² groß, enthalten ein Bad und eine Kochgelegenheit.
Sie werden von Ehepaaren oder 2 Gleichgeschlechtlichen bewohnt.
Auf Anfrage erfuhr ich, daß in Extremsituationen auch der Mitbewohner ausgetauscht werden kann.
Der Rückweg führte mich durch ein Idyll, ein angelegtes Wäldchen mit Bachlauf.
Sogar ein eigener Bauhof, Wäscherei und eine Gärtnerei sind vorhanden.
Nach nunmehr 4 Stunden Rundlauf hatte ich genug gesehen, außerdem taten mir die Füße weh.
Das Fazit: Selters im Taunus ist eine Reise wert!

Matthias L.

Geschrieben von Hans am 12. Juni 2002 15:02:53:

Kindesmißbrauch bei den Zeugen Jehovas
Das Blöken der Lämmer
Schwere Vorwürfe erheben Zeugen Jehovas gegen ihre eigene
Religionsgemeinschaft. Die Organisation schütze Kinderschänder vor der Strafverfolgung. Einige der Kritiker stehen vor der Exkommunikation.

Geschrieben von Drahbeck am 12. Juni 2002 18:50:22:

Als Antwort auf: Kindesmissbrauch <2647.htm> geschrieben von Hans am 12. Juni 2002 15:02:53:

In der Theorie weiß die WTG sehr wohl, wie sie sich zu verhalten hätte. In der Januarausgabe 1984 des „Wachtturms" veröffentlichte sie seinerzeit einen entsprechenden Artikel. In ihm findet sich unter anderem auch der Satz:

„Untersuchungen in den Vereinigten Staaten lassen darauf schließen, daß jedes fünfte Mädchen und jeder zehnte Junge während seiner Kindheit sexuell belästigt wird. Meist wird das Verbrechen von jemandem begangen, den das junge Opfer kennt, und in vielen Fällen ist es eine blutschänderische Tat. Berichte aus anderen Ländern vermitteln ein ähnliches Bild."

Sieht man es richtig, kam der Anstoß zur gegenwärtigen Diskussion dadurch zustande, dass ähnliche Vorgänge im Bereich der katholischen Kirche thematisiert wurden. Da wurde einigen klar, dass da „Hörner aufgesetzt" wurden. „Nur" bei den Katholiken soll es sowas geben? Da „lachen ja selbst die Hühner" ob solcher These.

Der wunde Punkt bei den Zeugen Jehovas ist speziell ihre Vertuschungsstrategie. Auch im bereits genannten Artikel findet man diesbezügliche Ansätze. Etwa wenn man da liest:

„Eine Frau, die Probleme hatte, weil sie über viele Jahre ein Opfer von Blutschande war, wandte sich an die Ältesten der Versammlung, um ihr Problem mit ihnen zu besprechen. „Sie sagten mir, ich solle es vergessen", berichtete sie. Zweifellos lag diesem Rat die gutgemeinte Folgerung zugrunde, daß es jetzt - da all die schlimmen Erfahrungen in der Vergangenheit liegen und daran nichts geändert werden kann - das beste wäre, diese Gedanken aus dem Sinn zu verbannen und über gute Dinge nachzudenken .... Leider ist die Sache nicht so einfach."

Wenn es ums vertuschen unbequemer Sachverhalte geht, dann hat die WTG darin schon eine große Meisterschaft entwickelt. Es gehört zwar nicht direkt zum Thema, indirekt aber doch. Wer sich intellektuell verrenkt und verleugnet beispielsweise bei der Frage, welche Konsequenzen aus gescheiterten Endzeithesen zu ziehen sind, der ist mental so gestimmt, dass es ihm auch nichts ausmacht, auf anderen Gebieten es mit der Wahrheit gleichfalls nicht so genau zu nehmen.

Diese Geisteshaltung hat sich für die großen Vertuscher in Brooklyn jetzt zum Handicap entwickelt

Geschrieben von Drahbeck am 25. Juni 2002 11:07:42:

Einen relativen Verlust gilt es zu betrauern.

Die "Spiessburger"-Webseite hat nunmehr auch "das Handtuch" geworfen. Schon seit längerer Zeit gab es dort keine Aktualisierungen mehr. Dennoch konnte man über einiges dort sehr wohl schmunzeln. Etwa wenn in Hinblick auf die WTG-"Paradies"-bilder Altkanzler Kohl in ein solches hineinmontiert wurde. Oder wenn die von etlichen Zeugen Jehovas auch gelesene Regenbogenpostille "Heim und Welt" auf die Schippe genommen wurde und anderes mehr.

Zwischen den Zeilen wurde die WTG in etlicher Beziehung demontiert. Etwa in den Ausführungen über "Nichtpolitische Wahlen". Oder wenn der Filmemacher Poppenberg als "Drei Blinden Film" verballhornt wird, unter der Vorgabe ihm einen "Award" zu überreichen:
" Wenn Y., B., Hesse und Roser ihre Meinungen in Bücher packen, ist für den wahren fernsehsüchtigen Analphabeten-Zeugen Poppenberg die letzte Rettung. ... Ein Glück, daß sich jemand auch diesen Bedürfnissen angenommen hat".

Bezüglich Helmut Kohl konnte man dort lesen:
Kohl im Paradies
Große Aufregung im Keller der Spiessburg: Direkt von DER FARM wurde der Redaktion obiges Bild zugespielt. Eigentlich sehen wir nichts Besonderes; den Malstil haben wir inzwischen verkraftet, auch die Kombination von kleinen Kindern, wilden Tieren, die sich von diesen bereitwillig ärgern lassen, grünen Wiesen, blauen Bergen und herumsitzenden Erwachsenen bei aufregenden Gesellschaftsspielen.
Wenn, ja wenn wir da in der Mitte des Bildes nicht IHN - Kanzler der Einheit, der blühenden Landschaften und der Vollbeschäftigung, Garanten für die Senkung der Steuerlast - in der vollen Majestät seiner Erscheinung, genährt mit ungezählten Saumägen, vor uns sähen. Jawohl, eindeutig und unverwechselbar: Helmut Kohl. Und nicht nur das: ER sitzt nicht in Lederhosen rum und übt sich in Schlangenbeschwörung oder futtert exotische Granatäpfel. Er zählt auch nicht die Sterne mit seiner Hannelore. Nein, dominierend steht er da, und seine ausgestreckte rechte Hand weist uns allen den Weg.
Da muß man sich die Frage stellen: Was um Himmels willen soll uns dieses Bild sagen? Helmut Kohl in der neuen Welt, dagegen hätten wir ja nichts. Wenn er sich schön brav hinten anstellt wie alle anderen auch. Aber so? Womöglich als "Fürsten", Vollmacht von oben und und mit Richtlinienkompetenz? Das wäre ja noch schöner.
Unklar ist bis jetzt, wozu dieses Bild überhaupt in Auftrag gegeben wurde. Auch dem Maler wurden nur die konkreten Vorgaben vorgelegt. Ein möglicher Verwendungszweck wäre eine kurzfristig organisierte Traktataktion kurz vor der Bundestagswahl unter dem Motto "Wird Kohl jemals über alle Menschen herrschen?" - im Gegenzug würde Helmut sich mit seinem vollen Gewicht für unsere Anerkennung als Körperschaft des Öffentlichen Rechts einsetzen. Wir dürfen aber bezweifeln, daß sich dies in so kurzer Zeit mit der Neutralitätsfrage in Einklang bringen ließe.
Im Dunstkreis gewisser Mitglieder der Schreibabteilung verdichten sich allerdings Hinweise auf eine neue Version des Offenbarungs-Buches. Offenbar will man in der neuen Ausgabe die Tradition der mißverständlichen Illustrationen konsequent weiterführen. Das neue Skandal-Gemälde scheint dies zu bestätigen: Mit dem Offizier (?) rechts oben, der Kirche direkt darunter und darüber schwerelos schwebenden abgehobenen Vertretern des wilden Tieres ist das apokalyptische Weltbild von Satans System komplett. Sogar der Himmel ist aufgetan.
Offen bleibt, welche Rolle unser großer Freund und Gönner hier spielt. Selbstverständlich werden wir Euch, liebe Leser, unverzüglich an exponierter Stelle im Spiessburger von der weiteren Entwicklung in dieser Frage informieren.

Zu den "15 Gründen" woran man erkennen könne, dass jemand Zeuge Jehovas sei, las man:
Wenn Du den Tag des Todes für wichtiger als den Tag der Geburt hältst, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du ständig Schmerzen in der rechten Schulter hast und Du Deine rechte Hand kaum noch öffnen kannst, dann hast Du vielleicht Büchertaschengitis, eine Krankheit, die fast nur bei Zeugen Jehovas auftritt.
Wenn Du Dir kein Paar Schuhe kaufen kannst ohne darüber nachzudenken wie sie sich bei 35 Grad auf einer sonnigen Straße anfühlen werden, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du kein Buch oder sonst etwas zu lesen in die Hand nehmen kannst, ohne gleich etwas zum Unterstreichen hinzuzunehmen, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du mehrere Tage in einem Fußball-Stadion verbracht hast, ohne nur einen einzigen Ball gesehen und ohne ein einziges Bier getrunken zu haben, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du die Angewohnheit hast, mehrmals wöchentlich laut und kräftig in der Öffentlichkeit zu singen, obwohl Du völlig unmusikalisch bist, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Deine Lieblingslieder fast alle eine Nummer als Titel haben, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du Deine Kirche "Saal" nennst und die Predigt "Vortrag", dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du Deinen Lebensunterhalt vielleicht als Fensterputzer verdienst, aber dennoch 5 Anzüge besitzt, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du mal nach New York reist, aber dort den ganzen Tag nur in einer Druckerei in Brooklyn verbringst, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du die Frühstückspause für die perfekte Zeit hältst, um jemandem zu predigen, dann mag es sein,
daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du Deine Wohnzimmer-Regale mit jahrzehntealten Zeitschriften in grünen und blauen Sammelordnern dekorierst, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du dazu neigst, Bücher nach ihrer Farbe und nicht nach ihrem Titel zu zitieren, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du Garten- und Aufräumarbeiten auf einem verwilderten Grundstück als eine gute Übung für die neue Welt ansiehst, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.
Wenn Du "Hans Meiser" schaust und beim Anblick der Mikrophone, die weitergereicht werden, an die Zusammenkünfte denkst, dann mag es sein, daß Du ein Zeuge Jehovas bist.

Wie gesagt, Aktualisierungen vermisste man schon lange. Wahrscheinlich ist bei den Betreibern dieser nun ehemaligen Webseite "die Luft raus". Trotzdem. Ein Ausruf des Badauerns, dass dem so ist, kann man schwerlich verhehlen.
Über einen Umweg, sind Teile dieser Webseite derzeit noch erreichbar.

Spiessburger-Webseite http://web.archive.org/web/20010924123654/http://spiessburger.purespace.de/

Geschrieben von Drahbeck am 28. Juni 2002 10:34:31:

Die Stasi als "Mädchenpensionat"?
Da geistert im Internet unter anderem eine Webseite herum die sich mfs-insider nennt. Erklärtes Ziel der Herren dort, ihrer Firma "Horch und Guck" noch im Nachhinein einen "Glorienschein" zu verpassen. Einer dieser Herren pflegt dort minutiös auch seine Leserbriefe an Presserorgane aufzulisten. Solche die veröffentlicht wurden, aber auch unveröffentlichte. Letzteres soll ja wohl vorkommen, dass Presseorgane von einem Angebot keinen Gebrauch machen.

Ein solch unveröffentlichter Leserbrief an die einstige SED-Haus-und-Hofpostille "Neues Deutschland" hat bemerkenswerterweise auch die Zeugen Jehovas zum Thema.
Nun bin ich der letzte, der diesbezügliche kritische Anmerkungen an einige Presseorgane nicht akzeptiert. Es gibt sehr wohl auch eine "Haus und Hof-Berichterstattung" für die Zeugen Jehovas, in der man schmerzlichst auch notwendige kritische Anmerkungen vermisst. Dennoch behagt mir dieser Stasi-Leserbrief nicht; dieweil er eine offenkundige Terrororganisation schönredet. Terror bleibt Terror. Die Ideologie die WTG ist nicht die meinige (mehr). Sie findet auch meine Kritik.
Jedoch distanziere ich mich ausdrücklich von solchen Leuten wie den Stasiisten Heinz B ....
Würde der vorstehend beschriebene Stasi-Briefschreiber das ähnlich sehen, wäre es schön. Leider ist das nicht der Fall.

www.mfs-insider.de/Presse/ZJ.htm

Geschrieben von Drahbeck am 04. Juli 2002 09:56:55:

Als Antwort auf: Stasi <2699.htm> geschrieben von Drahbeck am 28. Juni 2002 10:34:31:

Kürzlich veröffentlichten im Verlag "Edition Ost" unter dem Titel "Die Sicherheit" einige vormalige Stasi-Generäle und adäquate "Koryphäen" einen Selbstbeweiräucherungsopus. Voluminös ausgestaltet, auf zwei Bände ausgewalzt. In zwei Punkten stimme ich mit den dortigen Herrschaften überein. Das nämlich eine Offenlegung einschlägiger Akten via einer "Gauckbehörde" für den altbundesrepublikanischen Bundesnachrichtendienst und analoges, nach wie vor aussteht. Mutmaßlich auch weiter ausstehen wird. Sehr zum Glück einiger "IM" dieser Dienste. Interessant fand ich auch die Anmerkung, dass man der Abteilung "Bildung und Forschung" in der Gauckbehörde vorwirft. Wenn es in Altbundesrepublikanische Gefilde geht, erlahmt im Forscherdrang zusehends, bis hin zu der Unterstellung hier wird in dieser Richtung Zensur ausgeübt (von den Dienstherren der Gauckbehörde bzw. auch "Selbstzensur" ihrer Bedientesten).

Der zweite Punkt. Das die USA-Präsidenten Bush Senior und Junior, für die von ihnen verantwortete Politik ausdrücklich auch den Einsatz "verdeckter Aktionen" gutheißen und forcieren. Im Klartext. Genau das gleiche tat auch die Stasi, aber nicht "nur" sie! Man kann weitergehen und letztendlich auch den Gesamtkomplex Zeugen Jehovas diesem Bereich "verdeckte Operation" zuordnen. Im vorgenannten Opus zwar so nicht expressis verbis ausgesprochen. Letztendlich aber erklärbar dadurch, dass die Zeugen Jehovas nicht sein Hauptthema sind.

Weinerlich mutet auch die Aussage an. Herr Erich Honecker hätte ihm zugeleitete Stasiberichte mit dem Bemerken abgetan (sinngemäß): Die lesen sich ja wie Berichte aus der Westpresse. Ergo könne er darauf verzichten. Zweckorientiert erscheint mir auch die These, die geschassten Stasichefs Zaisser und Wollweber wären deshalb gefeuert worden, weil der Stasiapparat der SED zu mächtig erschien. Und Mielke sich aufgrund dieses Traumas nicht wagte, der SED gegenüber nachhaltig genug aufzutreten. Der apologetische Zweckcharakter einer solchen These ist meines Erachtens evident.

In Band I dieses Opus werden beiläufig auch die Zeugen Jehovas mit gestreift. Die sie betreffenden Aussagen, seien hier mal kommentarlos zitiert. Ein Kommentar zu Ihnen erlaube ich mir aber doch noch dergestalt, indem ich anschließend daran auf das Thema "Fachschulabschlußarbeiten" an der Juristischen Hochschule der Stasi zu sprechen komme.
Vorgenannte Stasigeneräle schreiben in Band I S. 608:

"Eine Ausnahme bildete die 1950 durch Urteil des Obersten Gerichts der DDR wegen Kriegshetze (Rechtfertigung eines Atomkriegs), Hetze gegen die DDR (bei einer Veranstaltung in der Berliner 'Waldbühne' im Juli 1949 und deren anschließender Publizierung im 'Wachtturm') sowie wegen Spionage und des Boykotts staatlicher Maßnahmen (insbesondere Aufrufe zur Nichtbeteiligung an Wahlen) verbotenen Sekte 'Zeugen Jehovas'. Von ihrem Hauptsitz in den USA und ihrer westdeutschen Zentrale in Wiesbaden (später: Selters) wurde sie im Osten Deutschlands wirksam. Sie war antikommunistisch ausgerichtet und gesellschaftlich destruktiv. Die Maßnahmen des MfS, die vor allem in den 50er Jahren wiederkehrende Verhaftungen von Funktionären und Kurieren geprägt waren, die dann oft zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt wurden, haben sich jedoch als nicht geeignet erwiesen, die von religiösem Wahn und Fanatismus getriebenen Aktivitäten dieser Sekte zu unterbinden.

Diese Maßnahmen sind nur aus der Zeit und dem herrschenden Zeitgeist zu erklären. Der Kalte Krieg strebte seinen Höhepunkt entgegen, die Gegenseite unternahm alles für ein roll back der politischen Entwicklung in Osteuropa.

Anfang der 60er Jahre wurde in der DDR begonnen, im Umgang mit den 'Zeugen Jehovas' neue Gegenstrategien zu entwickeln. Die Aufklärung über diese Sekte und oppositionelle Gruppen einstiger Sektenangehöriger wurden gefördert. Die letzten Verhaftungen von 'Zeugen Jehovas' wegen ihrer Tätigkeit für die Sekte erfolgten Mitte der 60er Jahre. Anschließend wurden ausschließlich ordnungsrechtliche Maßnahmen angewandt (Auflösung von Versammlungen, Einschränkung der Einschleusung und Verbreitung der Sekten-Literatur, Behinderung besonders aufdringlicher Werbe-Aktivitäten).

Eine Ausnahme bildeten Inhaftierungen solcher 'Zeugen Jehovas', die jeglichen Wehrdienst, auch den Dienst als Bausoldat, verweigerten. Sie wurden nach § 256 des StGB der DDR (Wehrdienstentziehung und Wehrdienstverweigerung) verurteilt. Aus vergleichbarem Grund wurden auch in der BRD zahlreiche 'Zeugen Jehovas' als Totalverweigerer inhaftiert. Aber: Während alle einst in der DDR inhaftierten Wehrdienstverweigerer inzwischen rehabilitiert wurden, ist von analogen Maßnahmen in den alten Bundesländern nichts bekannt.

Wer heute von 'Leid und Trauer', die das MfS über Zeugen Jehovas gebracht habe, spricht, sollte nicht vergessen, daß diese Sekte auch heute noch das Leben vieler Menschen zerstört. Oft schon als Kinder und Jugendliche werden Menschen durch massive Indoktrination mit dem Schreckenszenario angeblich bevorstehenden Weltuntergangs zur Aufgabe beruflicher Qualifizierungen, zum Verzicht auf gesellschaftlichen Aufstieg sowie zur absoluten Unterordnung jeglicher persönlicher Interessen unter die Gebote der Sekte verleitet."

Soweit das Zitat. Wer die einschlägige Publikation des ZJ Waldemar Hirch kennt, der weiß das die Stasi an ihrer sogenannten "Juristischen Hochschule" auch einige Fachschulabschlußarbeiten zum Thema Zeugen Jehovas schreiben ließ. Sie geben querschnittsartig, einen markanten Überblick über Geisteshaltung und Praxis dieser staatlichen Terrorinstitution. Bemerkenswerterweise ist es seitens der WTG relativ still um diese Publikation. Und dies obwohl sich auch mit ihr der Nachweis führen lässt, wie unseriös der "DDR"-Staat mit den Zeugen Jehovas umsprang. Der wunde Punkt ist offenbar der, dass der differenzierte Blick in die Details der Sachlage nicht nur ein Gefühl des "Heroismus" erzeugt, nach dem Motto: Seht wie schlecht es uns ergangen und wie standhaft wir waren. Sondern dass er indirekt zugleich kritische Rückfragen an die Adresse der WTG mit provoziert. Rückfragen, denen die WTG sich bis heute nicht offen und ehrlich stellt.

Dies kommt schon in der gleichfalls den Zeugen Jehovas zuzuordnenden Publikation von Nattland/Geist zum Ausdruck in der man auch lesen kann, bezogen auf die NS-Zeit:
"Im Laufe der Zeit ist das Verhalten der Ernsten Bibelforscher auf sehr unterschiedliche Art und Weise beurteilt worden, wobei das Spektrum von 'unpolitischer Flucht Unterprivilegierter' über 'passivem' oder 'religiös begründeten Widerstand … ohne Gewaltanwendung' bis hin zu 'vergeblichem Martyrium' reicht." …
Dies ist aber nicht die einzige kritische Frage, die sich die heutigen Bibelforscher mit Bezug auf ihre 'Brüder' aus dieser Zeit stellen müssen. So bleibt beispielsweise die (theologische) Frage offen, wie das Erwarten einer 'Wiederkehr Christi' - als wesentliche Kraftquelle für ihr Standhalten - zu bewerten ist. Es muss ferner gefragt werden, inwiefern es notwendig war, in verschiedenen Schriften einen dergestalt anklagenden Stil zu wählen, wie es der Fall war, und inwieweit dieser Stil Einfluss auf das Ausmaß der Verfolgung hatte." Analoge kritische Rückfragen gälte es auch im Falle "DDR" zu stellen.

Zwei solche Stasi-Fachschulabschlußarbeiten (die von Hinze und Tietz) sind dem ZJ Waldemar Hirch bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seines Buches, nicht bekannt geworden. Er erwähnt sie nicht und referiert sie erst recht nicht.
In der Rubrik "Ostdeutschland" kann man jetzt auch einige Infos zu diesen Stasi-Fachschulabschlußarbeiten nachlesen.
Diese einschlägigen Texte stehen in der Regel nur im pdf-Format zur Verfügung. Adobe Reader, aus dem Internet herunterladbar, ist erforderlich.

Ostdeutschland

Geschrieben von Informant am 02. Juli 2002 01:38:04:

Der schmerzhafte Weg in die freie Welt

WAZ Gladbeck. Mit 25 Jahren fühlt sich Marina endlich frei: befreit von der Angst, befreit von quälenden Selbstzweifeln und der Gemeinschaft, die sie gefesselt hat in den letzten 23 Jahren - die Zeugen Jehovas.

Reden, so scheint´s, ist für Marina (Name von der Redaktion verändert) der letzte Schritt in einem fast zwei Jahre währenden, zum Teil schmerzhaften Prozess. "Ich habe ein unglaubliches Glück", sagt die junge Frau heute, "dass mein Freund so zu mir steht." Ihr Lebenspartner und Vater ihres Kindes, in den Augen der Zeugen ein Ungläubiger, war der Grund, warum Marina vom Ältestenrat aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde. Natürlich hatte sie die Chance zur Rückkehr, wenn sie nur "bereut" hätte.

Doch das konnte und wollte Marina nicht mehr. Als Jugendliche hatte sie die Pein bereits einmal durchlitten. Damals musste sie sich vor dem Ältestenrat verantworten, weil ein Gemeindemitglied sie verleumdet hatte, einen Zug von einer Zigarette geraucht zu haben. Ein halbes Jahr "bereute" Marina diese nicht begangene Tat: musste erleben, wie ihre eigene Mutter, selbst überzeugte Zeugin Jehovas und diejenige, die Marina als Zweijährige in die Gemeinschaft gesteckt hatte, das Zimmer verließ, wenn die Tochter kam; musste erdulden, dass niemand aus der Gemeinschaft mit ihr sprach.

Als Isolationsfolter, als Demütigung, blieb die Zeit in Marinas Erinnerung haften. Schließlich hatte das Mädchen keinen Kontakt zu Gleichaltrigen oder Verwandten außerhalb der Glaubensgemeinschaft, die sie hätten auffangen können. "Zeugin Jehovas zu sein, ist ein Fulltime-Job", sagt sie. Neben dem Schulbrot wurde dem Mädchen auch jeweils die neueste Ausgabe vom "Wachturm" oder "Erwachet" mit in den Ranzen gesteckt. In jeder freien Minute, in jeder Freistunde und Pause wurde gebüffelt. Schließlich fragt der Älteste in der sonntäglichen Versammlung das Wissen akribisch genau ab.

Partys, Weihnachts- oder Geburtstagsfeiern, Discobesuche und Urlaube - für Marina sind das Teile einer Welt, die sie bisher nicht kennen gelernt hat. Und so recht auch nicht erleben wollte é schließlich sind das die Feste der Ungläubigen, die sterben werden, wenn Harmagedon - der Krieg der Könige gegen den Unglauben - eines fernen Tages endlich kommt.

Dann "wird Gott, der alles sieht, den wahren Zeugen Jehovas erkennen und ihn überleben lassen". Davon war Marina lange überzeugt, daher hat sie danach getrachtet, immer und zu jeder Zeit alles im Sinne der Gemeinschaft richtig zu machen.

"Es genügt nicht nur, auf dem Papier Zeuge Jehovas zu sein", weiß Sabine R..., Pädagogin, Beraterin und Referentin beim Essener Sekten-Info. Es sei eine religiöse Gruppierung mit rigiden Vorstellungen, die ein hohes Konfliktpotenzial zur Konsequenz habe. Dem Anhänger bleibe wenig Raum für den eigenen Glauben sowie Individualität. Der führende Experte für Fragen zur Psychologie der Zeugen Jehovas in den USA, Jerry Bergmann, behauptet in seiner Dissertation, dass das Angstsystem der Zeugen dazu führe, dass ihre Mitglieder häufiger an psychischen Leiden erkrankten als die Normalbevölkerung.

"Vergebung, ein Begriff, den die christliche Theologie durchaus kennt", so Sabine R..., "wird bei den Zeugen nicht betont". - "Ich möchte ein paar Jahre ohne Angst leben", sagt Marina heute, und meint damit: jenseits dieser quälenden Selbstzweifel, denen sie sich ausgesetzt sah, weil sie "in der Wahrheit leben musste".

Nicht nur in dieser Wahrheit, sondern auch in einer anderen Lebensrealität. Bluttransfusionen sind bekanntlich bei den Zeugen Jehovas nicht erlaubt. "Im Blut liegt die Seele des Menschen, es darf nicht mehr zurückgeführt werden", erinnert sich Marina an die Argumentation der Glaubensgemeinschaft. Natürlich hatte sie dem "Blutkomitee" eine Vollmacht erteilt, im Falle ihrer Erkrankung mit ihren Ärzten verhandeln zu dürfen. "Freiwillig", wie sie sagt, "denn das wurde nicht erzwungen, aber irgendwie doch erwartet." Für ihre Tochter wollte und konnte sie diese Entscheidung über Leben und Tod nicht aus der Hand geben. "Das konnte ich meinem Kind nicht antun." Mit diesem Entschluss und der Unterstützung ihres Freundes rückte sie weiter ab vom geforderten Bereuen, begann die Emigration in die freie Welt.

Ein Einzelfall ist Marina mit ihrer Abkehr von der Wachturm-Organisation allerdings nicht. Beim Sekteninfo in Essen waren Jehovas Zeugen im Jahr 2000 die größte Gruppe der Beratungsfälle. Jerry Bergmann behauptet sogar, dass seit 1975 über 30% der Anhänger gegangen seien. Und: "Die Trennung verläuft oft sehr traumatisch."

Für die These Bergmanns bietet Marina Belege. Die 25-Jährige, deren Tocher heute vier Jahre alt ist, setzt sich nach wie vor der Kritik der eigenen Mutter aus. Als sie das Kind nach einem Besuch bei der Oma mit dem Satz begrüßte: "Mama, du hast die Familie kaputt gemacht. Dafür wirst du sterben", hat sie es abgelehnt, ihre Tochter weiter in die Obhut der Oma zu geben. Diese akzeptiert allerdings das Angebot nicht, das Kind jederzeit in Gegenwart der inzwischen "ungläubigen" Mutter zu sehen. Und so quält sich Marina mit dem schlechten Gewissen: "Enthalte ich meinem Kind die Oma vor?" Doch die Zweifel verflüchtigen sich. Langsam. "Mir geht´s von Tag zu Tag besser", sagt Marina.

Beratungen zum Thema bietet das Sekten-Info unter Tel: 0201-234646. Informationen im Internet gibt´s unter www.sekten-info-essen.de

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