Siehe! Ich bin das Licht der Welt - IV - Buddha

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Datum: 17. August 2008 00:52

Der zivilisatorische Einfluss des historischen Jesus wird
mittlerweile seit fast zwanzig Jahrhunderten erprobt.
Nicht nur, dass er die Menschheit des Abendlandes nicht nennenswert über
die Barbarei erhoben hat; im Grunde wurde er als Deckmantel
für die schlimmsten Gräueltaten und Unmenschlichkeiten der Geschichte benutzt.
Die abscheulichsten Grausamkeiten wurden im Namen des sanften Nazareners begangen!
Dem Abendland steht es gut an, es nun mit dem Konzept des inneren
Christus zu versuchen, der Hoffnung auf unsere Herrlichkeit.

Alvin Boyd Kühn, The Root of AU Religion

Ein himmlischer Strahl drang in den Leib einer schlafenden Frau, wie es ihr in ihrem Traum erschien.

Von Wahrsagern wurde der Frau die Ankunft eines wunderbaren Bundes vorausgesagt.

„Sei unbesorgt, o Großkönig! . . .
Einen Sohn wirst du erhalten.
Wenn dieser das häusliche Leben wählen wird,
wird er ein König werden, ein Weltherrscher;
wenn er aber das Haus verlassen und die Weltflucht betätigen wird,
wird er ein Buddha werden, der in der Welt alles Dunkel vertreibt.“

Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 132 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

„Steinrelief: In dem Traum, den Maya in Gandhara (Pakistan) hatte, wird der zukünftige Buddha als ein mit einem Heiligenschein umgebener weißer Elefant dargestellt, der in die rechte Seite Königin Mayas eingeht und sie schwanger macht“
Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 134 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

Engel erschienen bei der Geburt dieses Kindes.
Kaufleute kamen von fern herbei, die Geschenke für das Kind mitbrachten.

Ein alter Heiliger erkannte das Kind als göttlich und sank vor ihm nieder, um es anzubeten.

In seinem achten Jahr versetzte das Kind seine Lehrer mit dem Umfang seines Wissens in Erstaunen und erwies ihnen dennoch den gebührenden Respekt.

Das Kind wuchs voller mitfühlender Zartheit gegenüber allen heran, die lebten und litten.

Als junger Mensch opferte es jede weltliche Aussicht und Freude, um seinen Mitgeschöpfen zu helfen.

Deshalb ließ er sich unter einem Pipalbaum, einem indischen Feigenbaum, nieder und gab sich der Meditation hin.
Er widerstand allen Angriffen und Versuchungen des Teufels Mara
und setzte seine Meditation vier Wochen (einige sagen sieben Wochen) beharrlich fort,
bis er angeblich alle Erkenntnis und alles Verständnis überschritten hatte.
Dann gelangte er zur Erleuchtung.

Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 137 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

Er unterzog sich der Feuerprobe einer schrecklichen Versuchung, bei der alle Macht und alles Böse gegen ihn entfesselt wurden, und er als Sieger über sie alle daraus hervorging.

Oben sind Seiten des Lotos-Sutra (10. Jahrhundert) in Chinesisch abgebildet, auf denen beschrieben wird, dass der Bodhisattwa Kuan-yin die Macht hat, jemanden oder etwas vor dem Feuer oder der Flut zu bewahren.
Ein Bild das man von den Jünglingen im Feuerofen kennt.

Buddha widersteht den Versuchungen.
Auch dieses Bild wurde dem Wachtturmbuch „Suche der Menschheit nach Gott“ entnommen.

Er war Vollkommen.

Er hatte das endgültige Ziel, das Nirwana, erreicht, einen Zustand vollkommenen Friedens und der Erleuchtung, frei von Begierde und Leiden.
Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 137 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

Er predigte Heiligkeit und praktizierte Wohltätigkeit.

Er der Mensch und Erleuchtete verkündete die Wahrheit und lehrte seine Nachfolger.

In Berichten über das Leben Buddhas heißt es, daß er mit seinen Jüngern einmal in einem Wald war.
Er hob eine Handvoll Blätter auf und sagte zu seinen Jüngern:
„Was ich euch gelehrt habe, ist mit den Blättern in meiner Hand zu vergleichen;
was ich euch nicht gelehrt habe, ist mit den Blättern des ganzen Waldes zu vergleichen.“
Buddha wollte damit natürlich sagen, daß er ihnen nur einen Bruchteil von dem beigebracht hatte, was er wußte.

Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 159 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

Dies erinnert unwillkürlich an die Wort Jesu
„Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“
(Johannes 16:12)

Oder der Evangelist Johannes beschließt seinen Bericht mit den Worten:
„Es gibt tatsächlich noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; wenn diese jemals bis in alle Einzelheiten aufgeschrieben würden, so könnte — denke ich — selbst die Welt die geschriebenen Buchrollen nicht fassen.“
(Johannes 21:25)

Einige sehen in ihm nur einen Menschen, der für sich selbst den Weg zur Erleuchtung fand und ihn dann seine Nachfolger lehrte.
Andere betrachten ihn als den letzten einer Reihe von Buddhas, die in die Welt gekommen seien, um dharma (Pali: dhamma), die Lehre oder den Weg Buddhas, zu verkünden oder wiederzubeleben.

Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 137 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

Er versammelte Jünger um sich und sandte Apostel aus, damit sie seine Lehre über viele Länder und Völker verbreiteten.

Buddha - Dieser »Helfer der Welten«, konnte eine mehr als irdische Herkunft und ein Leben vorweisen, das weiter zurückreichte als Abraham.

Dumm nur für Christen, das dieser Heilland im Mai 563 v. Chr. geboren wurde und sein Tod, auf den Mai/April 483 v. Chr. datiert wird.
Typisch Christlich ist dann ihr Ansinnen, sein Leben und Wirken „genauer zu Datieren“
Seine Weisheiten wurden ca. 200-300 Jahrelang nach seinem Tod von seinen Jüngern mündlich weitergegeben und erst dann aufgezeichnet.
Das seine Mythen und Legenden nicht verbrieft von Augenzeugen niedergeschrieben wurden, nimmt die Wachtturm Gesellschaft nun in ihrem „Suche der Menschheit nach Gott Buch“ zum Anlass seine Existenz anzuzweifeln.
Ausgerechnet die Christenheit die keine einzige Urschrift vorzuweisen hat.

Die Religion, die er lehrte, wird von zu den am weitesten verbreiteten Glaubensrichtungen gezählt.
Weit mehr als die Geschichte eines Wanderpredigers der während der Herrschaft von Kaiser Augustus in einem syrischen Dorf auf unsere Erde kam und während der Herrschaft von Tiberius eines gewaltsamen Todes starb.

Vor seinem Tod verspricht Buddha (wie auch Jesus), den Paraklet zu schicken, »den Geist der Wahrheit, der seine Anhänger in die ganze Wahrheit führen wird«

Seine Verklärung erlebte Buddha, als er sich auf einen Berg namens Pandava begab.
»Dort taten sich die Himmel auf, und ein gewaltiges Licht ergoss sich um ihn herum, und der Glanz seiner Person erstrahlte mit doppelter Krafix er leuchtete so hell wie Sonne und Mond.«
Dies ist eine genaue, jedoch sechshundert Jahre ältere Parallele zur Darstellung der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor, wie wir sie aus den Evangelien kennen.

Jesus sagte, wer eine Frau begehrlich ansehe, habe in seinem Herzen schon mit ihr die Ehe gebrochen.
Nach Buddha lautet das dritte Gebot: »Begeht keinen Ehebruch; das Gesetz wird auch dadurch gebrochen, dass ein Mann das Weib eines anderen anschaut und sie in Gedanken begehrt.«

„Die Wahrheit und der Heilsweg sind etwas für alle,
ob jemand nun in einer Höhle, in einem Kloster oder in einem Haus lebt . . .
Sie sind nicht nur etwas für diejenigen, die sich von der Welt losgesagt haben.“

Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 137 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

Dies erinnert an die Worte Jesu das er zu Sündern gekommen ist, das er bei ihnen sein wird, wenn sich zwei oder drei in seinem Namen versammeln und das er und seine Jünger sich von der Welt lossagen »Kein Teil der Welt sind. «

In einem Buddha zugeschriebenen Ausspruch geht es, ganz wie in den Evangelien, um Weizen und Unkraut.
Ein Mann, der »guten Samen« auf seinen Acker sät (ab Matthäus 13:24).
Während er schläft, streut sein Feind Unkrautsamen unter den Weizen.
Als der Weizen wächst, wollen die Knechte des Mannes das Unkraut jäten.
Doch der Bauer hindert sie daran, weil das Risiko besteht, mit dem Unkraut auch den Weizen herauszureißen.
Er fordert sie auf, bis zur Ernte (dem jüngsten Gericht) zu warten, dann könne das Unkraut gebündelt und verbrannt, der Weizen aber in die Scheune gebracht werden.

In diesem Zusammenhang ist auch das Gleichnis vom Sämann zu erwähnen, das einzige Gleichnis, das in allen drei synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) enthalten ist.
In dieser Parabel schildert der ägyptische lesus, wie ein Sämann seinen Samen auswirft, der auf unterschiedlich gutem Boden landet - auf guter Erde, auf steinigem Grund, unter Dornen.
Entsprechend fällt das Ergebnis aus.
Dieses Gleichnis wird Jesus zugeschrieben.
Dieses Gleichnis hat auch Buddha erzählt.

Ebenfalls gibt Buddha die Parabel vom verborgenen Schatz zum Besten, der an einem sicheren Ort aufbewahrt werden solle, zu dem sich kein Dieb Zutritt verschaffen könne.
Sowie die Geschichte von einem reichen jungen Mann, dem aufgetragen wurde, alles, was er habe, zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben.

Buddha soll darüber hinaus gesagt haben:
»Du magst die schneebedeckten Gebirge von Grund auf abtragen, du magst die Wasser des Ozeans ausschöpfen, das Firmament mag zur Erde stürzen, aber meine Worte werden am Ende in Erfüllung gehen.«

Jesus wiederum sagte:
»Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.«

»Die Buddhisten erwarten, daß sich die gegenwärtige Welt auflösen und eine neue daraus entstehen wird.«
Erwachet 8. 4.1974 Seite 17

Wie auch die Wachtturm Gesellschaft erwartet daß sich die gegenwärtige Welt auflösen und von einer neien Weltordnung abgelöst wird.

Der große Gelehrte Joseph Warschauer wies darauf hin,
dass nicht nur alle Antworten,
die Jesus dem Teufel bei der Versuchung in der Wüste gab,
schon im fünften Buch Mose in der hebräischen Bibel (dem Alten Testament) vorkommen,
sondern dass es in der zoroastrischen (persischen) und buddhistischen Literatur
sowie in den ägyptischen Schriften auch Parallelen
zur Begegnung zwischen einer Erlösergestalt und des Bösen gebe.

In der ganzen Welt bin ich der Erste, der Beste und der Herausragendste;
Suche der Menschheit nach Gott „Buddhismus“ Seite 134 / Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft

»Ich bin der Buchstabe A, ich bin der Anfang und das Ende«
Krishna

Horus sagte das Gleiche in der gleichen Rolle, wie Jesus erklärt auch Krishna seinen Jüngern, er werde in ihnen wohnen und sie in ihm.
Er sagt, er sei das Licht und das Leben und das Opfer.

Wichtiger jedoch:
Die gesamte Geschichte des Abendlandes hätte in den letzten achtzehnhundert Jahren einen anderen Verlauf genommen, hätte in den Anfängen ein spirituelleres Verständnis des Christentums geherrscht und nicht das, was Paulus »der Buchstabe, der tötet« nannte (also platter Literalismus).
Die ungeheuerlichen Verfolgungen, Kriege und anderen Gräueltaten, deren sich die Kirche schuldig machte, hätte es dann nie gegeben.
Millionen Menschen wären ermutigt worden, ihre eigene moralische und spirituelle Christlichkeit zu pflegen und zu verwirklichen, statt immer nur passiv darauf zu warten, dass von außen ein vollkommener Erlöser kommt und an ihrer Stelle agiert.
Den kirchlichen Autoritäten mit allen voran der Wachtturm Gesellschaft, die unbedingt die Kontrolle über Körper und Seele ihrer »Schäfchen« aufrechterhalten wollen, kann das natürlich nicht recht sein.

Darüber hinaus stellt es eine Form der Götzenanbetung dar, indem es einen Mann aus Fleisch und Blut zum Gott macht - und sich damit auf ewig den Juden, Muslimen sowie Gläubigen einer ganzen Reihe anderer Religionen entfremdet und religiöse Harmonie auf Erden unmöglich macht.

Es beschränkt die Christlichkeit auf eine Person, statt die tiefe, archetypische Kraft eines universellen, ja kosmischen Prinzips und Ideals zu gewinnen.

Eine Gottheit, die der Erhöhung bedarf, ringt in der Brust der Söhne und Töchter auf Erden.
Jesu Inthronisierung ist die Enterbung des normalen Menschen...

Ein zwangsweise historisch nachgewiesener Jesus versperrt den Weg zum spirituellen Christus in unseren Herzen.

Indem die Christenheit jedoch die Jesus-Geschichte beim Wort nahm
und durch Popularisierung alter Weisheitslehren eine Pseudohistorie daraus machte,
wurde aus der konstruierten Überlegenheit ein Pyrrhussieg.

Man förderte Unwissenheit und blinden Glauben,
gab Betrügereien als heilige Wahrheiten aus,
bezeichnete Widerspruch jeglicher Art als Ketzerei
und stürzte damit ganz Europa ins finstere Mittelalter.

Die Zeugen des Wachtturms haben heute ihren Vordenker in Sachen Leichtgläubigkeit gefunden:
Die leitende Körperschaft.
Die Armen im Geiste sind offenbar wirklich selig!
Mit ihrem Glauben an ein apokalyptisches Armageddon, die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse, von Gott vorgesehen.

Sie gehen grundsätzlich davon aus, dass in der ganzen Jesus-Geschichte ein historischer Kern steckt - wenn sie ihn denn nur finden könnten.

Das, was sie bislang zu Tage gefördert haben, ist allerdings so mager, dass es ihren Mitgliedern kaum als Leben und Energie spendende spirituelle Nahrung dienen kann.

Sobald man nämlich der Bibel mit den Werkzeugen der historischen Forschung zu Leibe rückt, droht alles in sich zusammen zu brechen.

Denn es geht der Bibel, wie nun bereits schon dargelegt, ja gar nicht um historische Fakten, sondern um die innere Geschichte des menschlichen Geistes und Herzens in ihrem Umgang mit dem Göttlichen.

Wenn wir zu diesem neuen Verständnis vorstoßen, lösen sich nicht nur die Rätsel, die uns die Bibel bislang aufgab, sondern die Texte ergeben plötzlich auch mehr Sinn als je zuvor.

Nehmen wir zum Beispiel die bekannte Episode aus den Evangelien, als Jesus auf dem Wasser wandelt und einen Sturm zur Ruhe bringt.

Sieht man darin keinen übernatürlichen Trick, sondern die genuin symbolische Darstellung des inwendigen Christus, der die »aufgewühlte See« unserer inneren Ängste beruhigt und uns ein Gefühl von Frieden vermittelt,
muss man nicht länger an einen Gott-Menschen glauben, der der Schwerkraft spottet und dem wir es nie werden gleichtun können.

Parsimony.22948

Wenn wir die verschiedenen »Wunderheilungen« als dramatische, mythische Anspielungen auf die Heilkraft des Christus in uns allen verstehen
und erkennen, dass diese unbegreiflichen, magischen Ereignisse nichts anderes sind als Symbole der göttlichen Energien,
die Gott jedem von uns gegeben hat, damit wir leben und gedeihen können,
dann erweisen sich diese Passagen auf eine völlig neue Weise als stimmig.

Das Sektiererische Verhalten der Wachtturm Gesellschaft, das ihr heute vorgeworfen wird, läßt sich unmittelbar aus ihrem vorherrschenden literalistischen Denken ableiten.
Nur deswegen wird von ihr der Hass auf Abtrünnige, Andersgläubige, Homosexuelle und vergleichbares geschürt.

Origenes, ein leidenschaftlicher Feind des Literalismus, sagte:
»Sehr viele Fehler sind begangen worden [bei der Auslegung der Heiligen Schrift], weil von den zahlreichen Lesern die richtige Methode der Untersuchung der heiligen Texte nicht entdeckt wurde.«

Der Historiker Edward Gibbon schreibt in seinem Werk Verfall und Untergang des Römischen Reiches sinngemäß:

„der Aberglaube sage den Massen so zu,
dass sie es als schmerzlichen Verlust erleben,
wenn sie mit Macht aus ihm herausgerissen würden.“


In den einleitenden Worten zitierte ich jemanden, der sich erdreistete zu sagen das Jesus nichts nennenswertes bewirkt hat.
Ist das Unfair gegenüber der Christenheit?

Erwachet 8.6.1972
Seite 18

Erreichte Jesus, der voller guter Absichten war, sein Ziel, die Probleme der Menschen zu lösen?
Gelang ihm die Beseitigung der Krankheit und ihrer Ursachen, des Alterns und des Todes und ihrer Ursachen?
Oder werden die Menschen noch heute, 2 000 Jahre nach Jesu Erleuchtung, krank, werden sie noch alt, und sterben sie?
Du magst antworten:
„Natürlich, auch ich bin gelegentlich krank; ferner habe ich schon gesehen, wie Menschen alt geworden und gestorben sind.“
Ist es demnach Jesus wirklich gelungen, die Menschen von dem Leiden zu befreien?

Vergleiche Erwachet 8.6.1972 Seite 18

…mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird man euch messen.“
(Matthäus 7:2)

So lässt es tief Blicken wenn die Wachtturm Gesellschaft in ihrem Lehrbuch für ihre Mitglieder zu einem ärmlichen wenn auch nicht sonderlich überraschenden Ergebnis kommt:

"Die Suche der Menschheit nach Gott"
Seite 159

Bei der Suche der Menschheit nach dem wahren Gott spielt natürlich nur die Wachtturm Gesellschaft eine erwähnenswerte Rolle.

Im 5ten Teil will ich mich dem Verhalten der Christenheit widmen.
Woher kommt der Begriff Heide?
Was veranlasst sie dazu herablassend Andersgläubige als gottlose Heiden zu bezeichnen wenn doch ihre Mythen auf den gleichen Wurzeln basieren?

Siehe! Ich bin das Licht der Welt - V - Bauern

geschrieben von: . +

Datum: 18. August 2008 00:22

In der heidnischen Welt hatte die reine Flamme der göttlichen
Passion christlicher Liebe Tausende von Seelen entzündet -
Jahrhunderte vor Jesus.

Alvin Boyd Kühn, A Rebirth for Christianity

Zunächst einmal gilt es ein Missverständnis auszuräumen.
Das Wort »heidnisch« ist heute ausschließlich negativ besetzt -eine Folge jahrhundertealter bewusst platzierter christlicher Vorurteile.

Dabei ist der lateinische Begriff für heidnisch, »paganus«, seinem Wortsinn nach absolut neutral.

»Pagus« nämlich war ein ländlicher Bezirk, ein Dorf, und ein Heide, ein »paganus«, war anfangs nichts weiter als ein Bauer.
Von den neu aufkommenden christlichen Autoritäten wurde der Begriff bald übernommen.
Sie belegten damit jeden, der kein Christ war.

Wir haben es also hier zuerst mit nichts Anderen zu tun, als dem Machtspiel des Klerus.
Und einem herrschenden Klerus der systematisch das einfache Volk bekämpfte und unterdrückte.

Augustinus behauptet in aller Deutlichkeit, die christliche Religion habe von »den Anfängen des Menschengeschlechts« an existiert.
Bestanden habe sie schon »bei den Alten«.

Andernorts erklärt er, Sokrates
(der schließlich etwa fünfhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung lebte)
sei als Christ genauso großartig gewesen wie Kirchenheilige oder Märtyrer.

Ja, er meint sogar:
»Indem wir erklären,
dass der Logos, der erste gezeugte Herr, unser Herr Jesus Christus,
von einer jungfräulichen Mutter geboren wurde, ohne menschliches Zutun,
gekreuzigt wurde,
tot war und wieder auferstand
und zum Himmel auffuhr,
sagen wir nicht mehr als ihr von denen sagt, die ihr als die Söhne Jupiters bezeichnet.

Die meisten Zeugnisse dieser Zeit wurde jedoch von der Kirche systematisch beseitigt.
Wenn die Christenheit ein Gespenst ist, das die Ketten ihrer Grausamkeit hinter sich herschleppt.
Dann sind die Zeugen Jehovas heute aufgrund ihrer Bemühungen die Wahrheit zu unterdrücken, noch nicht Tot.

Wie gehen sie dabei vor?
Die Zeugen des Wachtturms mit ihrer Lehre der abergläubischen Selbsterlösung, machen sich über Andersgläubige lächerlich.
Funktioniert das nicht legen sie dessen Handeln als Werk Satans aus.
Und ist das noch nicht schlüssig genug (z.B. bei den eigenen Glaubensbrüdern) greifen sie zur rohen Gewalt.
In Form von Gemeinschaftsentzug oder einer weltweiten millionenteuren Horde von Anwälten und Gerichtsverfahren.

Ähnlichkeiten zwischen christlichen Glaubensvorstellungen und früheren heidnischen Religionen werden im Wachtturm ignoriert oder als »Vorwegnahme« der Verkündigungen zur Person Jesu immer mit Handstreich übergangen.

Wie auch die verschiedenen »Prophezeiungen« und Vorläufer im Alten Testament wurden solche Ähnlichkeiten mit früheren Religionen dargestellt, als hätten sie sich erst in Jesus ganz »erfüllt«.

Kein Zeuge des Wachtturms würde zu denken wagen, dass das Gegenteil der Fall sein könnte: dass die Bibel im Allgemeinen und das Neue Testament im Besonderen Motive nachahmen oder wieder aufgreifen, die schon Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende zuvor entstanden sind.

Zwar kennt der eine oder andere Sigmund Freuds scharfzüngige Bemerkung, die Bibel sei ein »vollkommenes Plagiat« der Mythologien der Sumerer und Ägypter, tut dies aber als grobe Übertreibung ab, typisch für den Begründer der modernen Psychiatrie und seine Vorurteile gegenüber jeder Art von Religion.

Wenn jemand behauptet das alte Testament sei komplett »ägyptischen Ursprungs«, wird das von einem Zeugen für einen ziemlich willkürlichen Unsinn gehalten.

Probleme bringt es nur für kirchliche und andere Machtinstitutionen, oder für die einfachen Kirchenmitglieder, die nichts so sehr fürchten wie Veränderung.

Das Ergebnis war damals das finstere Mittelalter.
Eine Zeit in der der Klerus die traditionellen »heidnischen« Philosophenschulen schloss, in der man die Anhänger der verschiedenen beliebten griechisch-römischen Mysterienreligionen verfolgte, Hunderttausende von Büchern verbrannte und den Bannfluch der Häresie verhängte, samt Exkommunikation über jeden, der die orthodoxe Parteilinie der Kirche in Frage stellte.

Viele wurden umgebracht.

Das heidnische Erbe wurde an allen Fronten verleugnet.

Ein Zeuge Jehovas glaubt heute dieses christliche Erbe ginge ihn nichts an?
Dabei legt die Wachtturm Gesellschaft heute das gleiche Verhalten an den Tag das die Kirchenväter vor 1000 Jahren Praktizierten.

Kelsos, ein berühmter heidnischer Philosoph, mit dem Origenes eine wohl bekannte Grundsatzdebatte führte, sagte:

»Die christliche Religion enthält nichts anderes als das, was die Christen mit den Heiden gemeinsam haben; nichts Neues.«

Dies vermochte Origenes nicht zu widerlegen.

Und auch Ammonius Sakkas (Sohn christlicher Eltern, um 175-240), der bedeutende Begründer des Neuplatonismus und Lehrer von Origenes, behauptete steif und fest, Christentum und Heidentum unterschieden sich nicht in wesentlichen Punkten.

Heute gibt es keine Ausrede mehr, die historische Wahrheit zu ignorieren.
Die Geschichte liegt mittlerweile für jedermann offen zu Tage.

Nicht nur übernahmen die frühen Christen fast vollständig die Mythen und Lehren ihrer ägyptischen Meister, sondern sie taten auch alles, was in ihrer Macht stand, um die Beweise zu vernichten:
Fälschungen, Betrug, Bücherverbrennungen, Rufmord und Tötungen.

In diesem Prozess wurde die christliche Geschichte, die wahrscheinlich als eine Art spirituelles Drama begann, zu einer historischen Wahrheit umgemünzt:
durch Gleichsetzung des mythischen Christus mit einem Menschen aus Fleisch und Blut, Jesus (Yeshua beziehungsweise Joshua) von Nazareth.

In dieser literalistischen Verherrlichung »eines mutmaßlich galiläischen Vorbilds« wurde die ganze Kraft des Jahrtausende alten Christusmythos, die darin besteht, die ganze Menschheit zu verwandeln, praktisch zerstört.

Jahrhunderte der Finsternis sollten folgen.
Gerade aufgrund solcher Fundamentalisten wie es die amerikanischen Sekten darstellen wollen, ist das Kapitel noch nicht geschlossen.

Jenseits von Religion und Spiritualität sind wir immer noch
im nächtlichen Schatten des Mittelalters gefangen,
hypnotisiert und gepeinigt von einem Aberglauben
der unheimlichsten Art, wie Kanzel und Priesterseminar
ihn stolz verkünden.
Diese Düsternis wird so lange anhalten, wie wir nicht
den Scharfsinn besitzen, Mythos, Allegorie, Drama und Symbol
des Erhabenen vom Bodensatz der Geschichte zu trennen.

Alvin Boyd Kühn, Who Is This King of Glory?

“Wer nicht zu unterscheiden vermag, zitiert vielleicht
den Buchstaben der heiligen Schriften, verleugnet in Wirklichkeit aber ihre innere Wahrheit.“

Bhagavad-Gita

Der spanische Konquistador Hernando Cortez (1485-1547)
klagte nach der Eroberung Mexikos (1519-21) in seinen Tagebüchern,
der Teufel habe die Mexikaner die gleichen Dinge gelehrt,
»die Gott die Christenheit lehrte«.

Zeitgenössische Forschungsreisende, die Kontakt mit nordamerikanischen Eingeborenen hatten, machten ähnliche Erfahrungen.

Die erstaunlichen Ähnlichkeiten zwischen dem Christentum und anderen alten Weltreligionen sind gewaltig, detailliert, äußerst speziell und unglaublich weit verzweigt, reichen sie doch von der Weisheit der indischen Veden bis hin zu den nordischen Mythen Skandinaviens, den Legenden der Inkas und der ursprünglichen Spiritualität der Ureinwohner Nordamerikas.

Ausnahmslos alle Elemente der angeblich »neuen«, auf einzigartige Weise offenbarten Religion existierten schon vor dem ersten christlichen Jahrhundert in den Traditionen, Praktiken und in der Literatur vieler anderer Länder und Völker.

Als der Abbe Huc als erster Christ ins Gebiet von Turkestan vordrang, musste er völlig konsterniert feststellen, dass die eingeborenen Tataren das Abendmahl mit Brot und Wein feierten.

Bei den Azteken und Maya fand Francisco Pizarro zu seinem großen Erstaunen Riten und Glaubensformen vor,
die denen der römisch-katholischen Kirche ähnelten.

Niemand, der alle Sinne beieinander hat, kann die Aberhunderte von Ähnlichkeiten zwischen den biblischen Stoffen und gewissen Passagen in vielen vorchristlichen Büchern und Schriftrollen zur Kenntnis nehmen
und meinen, das sei alles reiner Zufall.

Wie Kühn kurz und bündig feststellt:

»Niemand kann sich auf die Suche begeben und diese zahllosen Ähnlichkeiten entdecken,
ohne zu der Überzeugung zu gelangen,
dass die biblischen Schriften oft... entstellte Ab- oder Nachschriften einer älteren Weisheitsliteratur sind.«


Gerald Massey stellte einmal fest:
»Der menschliche Geist leidet seit langem unter Verfinsterung
und verkümmert im Schatten von Ideen, deren wahre Bedeutung den Heutigen entgeht.
Mythen und Allegorien, deren Bedeutung sich einst in den Mysterien enthüllte,
werden aus Unwissenheit übernommen,
und man tut so, als handele es sich um wahrhaftige Wahrheiten,
die der Menschheit zum ersten und einzigen Mal auf direktem, göttlichem Wege anvertraut wurden!
Die frühen Religionen ließen ihre Mythen noch deuten.
Wir missdeuten die unsrigen.
Und das, was uns als Gottes eigene wahre und alleinige Offenbarung vermittelt wird,
ist großenteils ein Haufen verdrehter Mythen.«

Die berühmte Bergpredigt wurde Matthäusevangelium keineswegs zum ersten Mal wiedergeben.
Vielmehr findet man sie bei zahlreichen alten Geheimreligionen.
Für vieles darin gibt es beispielsweise eine Parallele in der jüdischen Mishnah, im Midrash oder im Talmud.

Wie auch in den okkultistischen Bücher Ägyptens die zu den ältesten Schriften der Welt gehören.
Das Siebte Buch von Hermes trägt den Titel »Seine siebte Predigt auf dem Berg der Erneuerung«.

Die Wahrheit ist, dass es sich bei den Aussprüchen, die den Meistern oder Göttern in den frühen Religionen zugeschrieben wurden, ursprünglich um mündliche Lehren der alten Mythen und Mysterienreligionen handelte, »Jahrhunderte bevor sie je niedergeschrieben wurden«.

Doch nicht nur die Aussprüche von Jesus lassen sich auf ältere Quellen zurückverfolgen.

Untersuchungen haben ergeben, dass sich in den mythischen und dramatischen Darstellungen der heiligen Schriften dieser Welt bei dreißig bis fünfzig frühen Göttern beziehungsweise Christusgestalten »parallele Zyklen« allegorischer »Ereignisse« finden lassen.

Bekannt sind inzwischen die Entsprechungen zu Geburt und Leben von Krishna, dem Christus der Hindus.

Der persische Gott Zoroaster (Zarathustra) wurde in Unschuld von einer Jungfrau und einem Strahl der göttlichen Vernunft (Logos) geboren.
Am Ende wurde er an Holz beziehungsweise »vom Baum« aufgehängt - das spätere Kreuz beziehungsweise der Baum auf dem Kalvarienberg.

Es gibt auch die Geschichte von Salivahana, dem göttlichen Kind einer Jungfrau auf Ceylon (Sri Lanka). Salivahana war der Sohn von Tarshaca, einem Zimmermann.
Sein Leben wurde in früher Kindheit von einem Tyrannen bedroht, der später von ihm getötet wurde.
Diese Geschichte weist eine derartige Nähe zu der von Jesus auf, dass man eine gemeinsame Quelle wohl kaum leugnen kann.

Viele andere Einzelheiten ähneln mit leichten Abwandlungen denen von Krishna.

Die zentrale Lehre des Christentums war und ist die Inkarnation, also die Menschwerdung des Geistwesens des Sohnes Gottes oder, wie es im Johannesevangelium heißt:
»Und das Wort ward Fleisch.«

Um nichts anderes geht es letztlich im christlichen Glauben.
Die Präsenz eines Göttlichen Wesens im Menschen steht bei allen altertümlichen Glaubenssystemen im Mittelpunkt.

Und das ist letzten Endes auch der Kern des Christentums.

Es galt bereits für Sumerer und Chaldäer, über die Jahrtausende für die ägyptischen Dynastien,
für die Verfasser des Alten Testaments (der Psalmist betete: »Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir«),
für Pythagoras und Platon
sowie für die verschiedenen Mysterienreligionen der griechisch-römischen Welt seit dem 5. Jahrhundert v. Chr.

Es war der Kern nahezu aller heidnischen Religionen.

In Ägypten erfuhren die Griechen und die Völker im Nahen Osten von der Lehre über den Gott im Menschen - die Inkarnation.
Ungefähr 1425 v. Chr., tief im Innern eines Bergs, wohin die Sonne nie vordringt und ewige Finsternis herrscht, im Grab des Pharaos Tuthmosis III.,
ist ein komplexes Relief angelegt,
das eine Geschichte erzählt, die zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens tausend Jahre alt war.

Dieses geheimnisvolle Wandgemälde in altägyptischer Hieroglyphenschrift wird Das Buch von dem, was in der Unterwelt ist (auch Amduat) genannt.

Es ist in zwölf Bildtafeln eingeteilt, die die zwölf Stunden nach dem Untergang der Sonne darstellen.
www.egypten.varberg.dk/historie-livet-efter-doeden.asp

Die komplexen Figuren zeigen jedoch, dass es sich bei der auf den Bildtafeln erzählten Geschichte im Grunde um die spirituelle Reise des Menschen vom physischen Mann oder der physischen Frau zum Erben Gottes handelt.

Wichtig ist in unserem Zusammenhang, dass das eine oberste Wesen, Ra (oft als Sonnenscheibe, aber auch als Mensch dargestellt) im Innern eines Tabernakels beziehungsweise einer Kanope abgebildet ist.
Die Kanope symbolisierte für die alten Ägypter das Fleisch.

Mit anderen Worten:
Die Wandzeichnung zeigt Gott, inkarniert im Fleisch - als Mensch, der für »jeden Menschen« steht.
Diese Vorstellung findet sich fünfzehnhundert Jahre später bei Paulus wieder:

»Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?«

Es beruhen fast alle traditionellen Glaubensrichtungen auf der Geschichte vom Sohn eines himmlischen Königs, der sich in die dunkle untere Welt hinab begibt, leidet, stirbt und wieder aufersteht, bevor er in seine ursprüngliche obere Welt zurückkehrt.

In einem bewegenden, vielschichtigen dramatischen Ritual wird erzählt, wie dieser König/Gott seine Feinde besiegt, triumphiert und in der Höhe seinen Thron einnimmt.

Es sind dreißig bis fünfzig solcher Offenbarungen beziehungsweise Erlösergestalten bekannt, unter anderem Osiris, Horus, Krishna, Bacchus, Orpheus, Hermes, Baidur, Adonis, Herkules, Attis, Mithras, Tammuz in Syrien, Thor (Sohn von Odin), Beddru in Japan, Deva Tat in Siam und viele mehr.

Dies führt mich zu folgenden Fazit:

• »Die Wachtturm Gesellschaft verdankt ihre Entwicklung und historische Form
nicht der Verbreitung neuen Lichts und vordem unbekannter Weisheiten,
sondern der Verfälschung einer existierenden Weisheit.«

• » Die Wachtturm Gesellschaft konnte die Massen der Anhänger nur gewinnen
und sich ihre Loyalität über Jahrzehnte hinweg sichern,
weil es ihr gelang, ihre Botschaft dem jeweils herrschenden Niveau allgemeiner Bildungslücken anzupassen.
Dabei mussten die zugrunde liegenden Wahrheiten zwangsläufig zur lächerlichen Karikatur verkommen
und üble Formen von Irrtum und Unwahrheit annehmen.«

Ausführlich beschäftigten wie uns hier schon mit Themen wie Elektroring, Impfverweigerung, Blutlehren, dem denkenden Herz usw.

Wenn ich jetzt auf die Artikelserie Verweise die ich unter die Überschrift setzte…

„Speise zur rechten Zeit“

…dann reiht sich die Wachtturm Gesellschaft nur nahtlos in die Tradition der Christenheit ein.

Das Vertuschen der eigenen Geschichte ist in der alten Tradition der Christenheit Gang und Gebe, weil ihre Mythen gezwungener Maßen in historische Fakten gepresst werden müssen.
Aber nicht nur das Wort der Bibel sondern natürlich auch ihrer neuzeitlichen Geschichte.

Man denke nur an die Geschichtsverdrehung rund um die Inhaftierung der leitenden Körperschaft um 1918.

Das Ergebnis ist eine durchaus beabsichtigte Schurkerei.

• Am Anfang war die Christenheit eine Kultgemeinschaft, deren Ursprung überwiegend heidnischer Natur war;
»im 4. Jahrhundert hatte sie sich dann in aller Entschiedenheit vom Heidentum abgewandt und wies jeden Hinweis auf eine Verbindung damit von sich;
bis zum heutigen Tag bringt sie ihm nur Verachtung entgegen«.

• Innerhalb von weniger als zwei Jahrhunderten wurden Bücher,
die zu Beginn und auch noch einige Zeit später bei der Bewegung in hohem Ansehen gestanden hatten,
verdammt und gewaltsam unterdrückt.

• Lehren wie die von der Reinkarnation und der universellen Erlösung,
welche in der Anfangszeit großes Gewicht hatten, wurden später widerrufen.

• Schon vor dem 4. Jahrhundert wurden die meisten Köpfe der neuen Bewegung,
also ihre eigentlichen Pioniere und Anführer,
zu Ketzern erklärt und von den Leuten verunglimpft,
die sich quasi im Handstreich der Kirchenpolitik bemächtigten.
So wie vergleichsweise Rutherford nach dem Tod Russells über ihn herzog.

• An die Stelle der mystisch-allegorischen Auslegung der Heiligen Schrift,
die Paulus und bedeutende Gelehrte wie Clemens von Alexandria und Origenes pflegten,
trat eine vollkommen literalistisch-historische Methode der Interpretation.

Im 18. Jahrhundert bemerkte der deutsche Gelehrte Johann Lorenz von Mosheim in seinem kirchengeschichtlichen Werk „Institutiones historiae ecclesiasticae antiquae“ über das Evangelium des Hermas:

»Zu der Zeit, da er schrieb, (höchstwahrscheinlich) zwischen 140 und 155,
war es eine anerkannte Maxime bei vielen Christen, dass es verzeihlich war,
wenn ein Verteidiger der Religion von Betrug und Täuschung Gebrauch machte,
falls es wahrscheinlich war, dass sie zur Erlangung eines erheblichen Gutes führen könnten.
Jeder, der mit der christlichen Geschichte vertraut ist,
weiß um die Liste der törichten Bücher und Geschichten,
zu deren Entstehung diese irrige Vorstellung vom 2. bis zum 15. Jahrhundert führte.«

Stichwort: Theokratische Kriegslist.

Gibbons meint schroff, solange die Legenden und Fälschungen nur zum Ruhm der Kirche beitrugen, seien sie von den Massen gelobt, von der Hierarchie begrüßt und durch zweifelhafte »Beweise« bestätigt worden.

Als typisches Beispiel zitiert er die Überschrift, die Anselm von Canterbury dem 32. Kapitel seines Buches Evangelical Preparation gab:

»Wie es rechtens und schicklich sein kann,
die Falschheit als Medizin und zum Nutzen aller einzusetzen,
die betrogen werden wollen.«

Der bedeutendste Prediger der frühchristlichen Kirche,
Johannes Chrysostomus (»Goldmund«),
der von etwa 347 bis 407 lebte und Bischof von Konstantinopel und ein berühmter Doktor der Kirche war,
bemerkte in seinem Kommentar zu 1. Korinther, 9,19:

»Groß ist die Kraft der Täuschung,
vorausgesetzt, sie wird nicht von betrügerischer Absicht hervorgerufen.«

Jahrhunderte später hat offenbar selbst ein so herausragender Kirchenmann wie Kardinal John Henry Newman in seiner „Apologia pro vita sua“
diese Art von Unaufrichtigkeit um der Herrlichkeit des Glaubens willen gebilligt, denn er schreibt:

»Die griechischen Kirchenväter meinten,
wenn die Sache gerecht sei (justa causa),
müsse eine Unwahrheit keine Lüge sein.«

Mit einer derartigen Logik lässt sich fast alles rechtfertigen.

Mit ihrer „theokratische Kriegsführung“ folgt die Wachtturmgesellschaft also nur einer gängigen christlichen Tradition,
wenn sie wie die frühen Kirchenväter die »eindeutig die Behauptung« aufstellten,
fromme Betrügereien seien nicht nur zulässig, sondern sogar anerkennenswert.

Um ihren Anspruch auf die Ausschließlichkeit der Erlösung durchzusetzen,
befleckten sie die gesamte Kirchenliteratur mit dem »Makel der schamlosesten Verlogenheit«.

Da das »Heidentum« bekämpft werden musste, wurden Prophezeiungen über Christus gefälscht,
die von Orpheus und den Sybillen stammten, und »erlogene Wunder« wurden verbreitet.

Ketzer mussten überführt werden können, also wurden gefälschte Einschübe und komplette Fälschungen erstellt.

Das wurde so lange betrieben, bis die Wahrheitsliebe »bei den Menschen ausgelöscht schien«

Sogar Origenes hatte festgestellt, dass es bereits zu seiner Zeit »große Unterschiede« zwischen den Abschriften der Evangelien gab,
und zwar teilweise aufgrund der »Nachlässigkeit« einzelner Verfasser, teilweise aber auch aufgrund der schlimmen Dreistigkeit von Schriftgelehrten,
die »bei der Korrektur hinzufügen oder weglassen, was ihnen gut scheint«.

Offensichtlich muss man jeder Gruppe oder Bewegung, so edel sie sich auch gibt, zutiefst misstrauen, die ihre Interessen durchzusetzen versucht, indem sie ihre Gegner zum Schweigen bringt, exkommuniziert oder ermordet.

Die meisten Christen haben jedoch nicht die geringste Ahnung, dass die Geschichte der Bibel auf eine ziemlich lange schreckliche Zeit zurückblickt, in der genau diese Taktiken angewendet wurden.

Mehr noch:
Die fanatische Wut, die sich im 3. und 4. Jahrhundert gegen Heiden, »Ketzer« und andere Nonkonformisten richtete, war nur ein kleiner skrupelloser Vorgeschmack auf die Zukunft.

Der relativ moderne Kirchenhistoriker G. R. S. Mead führt zum Beispiel die Verbrennung von Manuskripten französischer Rabbis während der berüchtigten Inquisition an
sowie den Vandalismus fanatischer Kreuzritter, »die auf ihren blutigen und zerstörerischen Wegen schwelende Haufen hebräischer Schriftrollen hinterließen«

Kühn geht davon aus, dass die systematische Verbrennung hebräischer Schriften 1233 im französischen Montpellier begann,
als alle Werke von Maimonides (1135-1204),
dem berühmten jüdischen Philosophen und Theologen, den Flammen zum Opfer fielen.

Im selben Jahr wurden in Paris rund zwölftausend Exemplare des Talmud verbrannt
und 1244 achtzehntausend andere Werke, berichtet Kühn.

Epiphanius (um 315-403), der erzkonservative Bischof von Salamis, schrieb in seiner Attacke gegen die »sabellischen Ketzer«:

»Ihre ganzen Irrlehren...
leiten sie aus dem ab, ...
was sich das Evangelium der Ägypter nennt.«

„Es sei nicht nur vieles wahr, was man besser nicht
vor aller Ohren ausspreche, sondern es sei auch heilsam,
dass das Volk manches glaube, was doch falsch sei.“

Augustinus, Vom Gottesstaat

Dazu Kühn:
»Genau dieses Evangelium der Ägypter hätte von unschätzbarem Wert sein können,
wäre es nicht der Zerstörungswut der Christen zum Opfer gefallen.«

Auch ein anderes unvergleichlich wertvolles Buch wurde verbrannt:
Wahres Wort von Celsos, einem der bedeutendsten heidnischen Philosophen des 2. Jahrhunderts.

Der geniale gnostische Philosoph Basilides (um 135) lehrte in Alexandria im zweiten Viertel des 2. Jahrhunderts
und behauptete, eine geheime Überlieferung zu kennen, die von Petrus persönlich stamme.

Basilides stand sogar bei dem bedeutenden christlichen Theologen und Kirchenvater Clemens von Alexandria (um 150 - um 215) in hohem Ansehen.

Doch Eusebius zufolge wurden die 24 großartigen Bände seiner unersetzlichen, weithin gerühmten Deutungen der Evangelien »auf Geheiß der Kirche« alle verbrannt.

Auch die 36 Bücher, die Porphyrios (um 232 — 303), einer der gelehrtesten und geistreichsten Köpfe seiner Zeit, schrieb, wurden von den Kirchenvätern verbrannt.

Porphyrios, ein neuplatonischer Philosoph, der die Göttlichkeit Christi nicht akzeptieren konnte
und zahlreiche Unstimmigkeiten in den Evangelien aufdeckte,
hatte sich kurz dem offiziellen Christentum zugewandt, empfand es später aber als unzureichend.

Ein aus fünfzehn Büchern - alle verbrannt - bestehendes Werk von ihm trug den Titel Gegen die Christen.

All diese Schriften werden von der Wissenschaft heute schmerzlich vermisst.

In seinem Buch Pagan and Christian Creeds erklärt Edward Carpenter, ein englischer Philosoph, unmissverständlich:

»Die christlichen Autoren... führten nicht nur neue Lehren, Legenden, Wunder und so fort ein,
die wir großenteils bis auf die älteren heidnischen Quellen zurückverfolgen können,
sondern gaben sich auch alle Mühe,
die heidnischen Aufzeichnungen zu vernichten
und damit die Beweise für ihre Unredlichkeit zu tilgen.«

In seinem Buch Pagan Christ bestätigt J. M. Robertson Carpenters Erkenntnisse und führt als Beispiel die Abhandlung von Firmicus (um 350) an,
von der die Passage, in der er den Christen vorwirft,
sie würden den Praktiken des weithin beliebten Mithras-Kults huldigen, bewusst verstümmelt wurde.

Kühn berichtet nicht nur von Bücherverbrennungen als traurigem Beispiel für christliche Zerstörungswut,
sondern vor allem auch von der Vernichtung von Klöstern, Tempeln und ganzen Städten
- in Großbritannien, Irland, der Bretagne und in Gallien wurde praktisch die gesamte gälische Kultur zerstört.

389 u.Z. machte der christliche Mob die gallische Stadt Bibracte dem Erdboden gleich, Alesia war schon vorher vernichtet worden.

Hier Bilder der Ausgrabung eines Tores in Bibracate.

Bibracte hatte eine heilige druidische Akademie mit 40 000 Studenten,
die Kurse in Philosophie, Literatur, Grammatik, Recht, Medizin, Astrologie, Architektur und esoterischer Religion anbot.

Arelate (Arles), eine zweitausend Jahre v. Chr. gegründete Stätte der Gelehrsamkeit, wurde 270 von Christen geplündert.

Bei Ausschreitungen dieser Art kam es aller Wahrscheinlichkeit nach auch zur tragischen Vernichtung von Schriftrollen und Büchern,
die möglicherweise die Lösung des Rätsels der Felsmonumente in Stonehenge bargen.

Das vielleicht ungeheuerlichste Beispiel für den überwältigenden Hass auf jegliche Gelehrsamkeit und Bildung,
den das einfache Volk, das der neuen Religion in Scharen zuströmte, in seiner Mehrheit empfand,
stellt die völlige Zerstörung der 500000 bis 750000 Bücher und Schriftrollen der wunderbaren Bibliothek von Alexandria dar.

Der riesige Wissensspeicher des Altertums wurde samt Museum und Serapeion (dem Tempel des Serapis) zwischen 300 und 290 v. Chr. von Ptolemäus L,
einem Jugendfreund und späteren Feldherrn Alexander des Großen errichtet

Hier die Ruinen des Tempels des Serapis.

Die Bibliothek enthielt unschätzbare Klassiker aller Sparten von der Medizin bis zur Theologie,
aber unter anderem auch die Werke der großen griechischen Dramatiker Euripides, Aischylos und Sophokles.

Zum Teil bereits 47 v. Chr. bei einem Angriff Julius Caesars auf den Hafen abgebrannt, wurde sie im 3. Jahrhundert von Kaiser Aurelian (270-275) gezielt vernichtet.

Im Jahr 400 wurde das Serapeion, in das die meisten Bücher ausgelagert worden waren, auf Befehl von Theophilus, dem Bischof von Alexandria, bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

415 kam es während der Herrschaft von Kaiser Theodosius und mit Wissen oder Duldung von Bischof Kyrill, dem Nachfolger von Theophilus, unter Führung einer Gruppe christlicher Mönche zu Aufständen.

Schließlich lag alles in Schutt und Asche: Bibliothek, Museum und Tempel.

Dieses ganze Chaos war ein bewusster Versuch, die Verbindungen zwischen dem christlichen Lehrsystem und seinen heidnischen Wurzeln zu kappen.

Die obersten Kirchenbehörden gaben sich nicht mit der ursprünglichen fadenscheinigen Behauptung zufrieden, hinter all den erstaunlichen Ähnlichkeiten stecke Satan - sie sprachen sogar von einem »vorweggenommenen Plagiat«, indem sie behaupteten, Jahrhunderte vor der Übernahme durch die Kirche habe der Teufel die Riten, Lehren und Dogmen gestohlen.

Daher unterdrückten sie nach Möglichkeit die gesamte heidnische Vorgeschichte, um die Beweise für ihre Unaufrichtigkeit zu tilgen.

Ganze Abhandlungen über den Mithras-Kult, eine starke Konkurrenz zum Frühchristentum, wurden vernichtet.

Die Bibliothek von Apollo in Rom wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

Der bedeutende humanistische Gelehrte Sir Gilbert Murray (1866-1957) hat dieses ganze schändliche Phänomen einmal mit den Worten kommentiert:
»Während die polemische Literatur des Christentums lautstark triumphierte,
wurden die Bücher der Heiden vernichtet!«


Der römische Kaiser Theodosius I, der von 379 bis 395 regierte, hatte eine Reihe von Häresien verboten, und das Heidentum wurde praktisch für widergesetzlich erklärt.

Sein Nachfolger Theodosius II. ließ in seinem Codex Theodosianus 36 spezielle Häresien verbieten und belegte Heidentum und Astrologen mit dem Kirchenbann.

Im Jahr 529 ließ Kaiser Justinian schließlich im Namen des Christentums Platons berühmte Akademie in Athen schließen,
schlug die Philosophen in die Flucht und ließ alle, die nicht entkamen, zwangsweise taufen.

Der christliche Apologet und Märtyrer Justin schilderte das Abendmahl des Herrn, wie die Evangelien darüber berichten, und erklärte dann, dass…

»die arglistigen Teufel es in den Mysterien des Mithras imitierten,
indem sie befahlen, die gleichen Dinge zu tun.
Denn dass Brot und ein Becher Wasser
mit gewissen Beschwörungsformeln
in den mystischen Riten für jemanden aufgetischt werden,
der eingeweiht werden soll, kann man entweder wissen oder erfahren«.

Auch Tertullian (um 160 - nach 220), der aus Nordafrika stammte und als erster römischer Theologe auf Lateinisch schrieb, erklärte,
dass der Teufel »mit den Mysterien seiner Götzen« sogar den wichtigsten Teil der göttlichen [christlichen] »Mysterien« nachahme:

»Auch er tauft manche, nämlich seine Gläubigen und Anhänger:
Befreiung von den Sünden durch eine Taufe verheißt er;
und, wenn ich mich noch an Mithras erinnere,
versiegelt er dabei seine Soldaten mit einem Zeichen auf der Stirn.
Er feiert auch die Darbringung des Brotes
und führt ein Bild der Auferstehung vor,
und unter dem Schwert setzt er einen Kranz aufs Haupt.
Was soll man dazu sagen,
dass er für den Oberpriester eine nur einmalige Heirat festsetzt?
Er hat auch seine Jungfrauen, hat auch seine enthaltsam lebenden Leute.«

Sobald die zentrale Gestalt im Jesusmythos historisiert und für bare Münze genommen wurde
und das, was als eine Reihe von Dramen begonnen hatte,
die auf einem symbolischen oder mythischen Erlöser beruhten,
in den vier Evangelien als konkrete Geschichten eines verkleideten Gottes fixiert wurde,
ergriffen die heidnischen Gegner und Kritiker des Christentums das Wort.

Ihr habt uns unsere Glaubensvorstellungen und Riten gestohlen, behaupteten sie,
und sie für euch vereinnahmt, indem ihr daraus konkrete, historische Ereignisse macht.
Was in euren Evangelien steht, haben die Weisen und Halbgötter, die wir verehren,
alles längst schon früher geschrieben.

Die so genannten Heiden hatten natürlich völlig Recht.

Man nehme nur die Erlösergestalt Horus die genau dieselben »Ich bin«-Aussagen trifft, die konservative Christen einzig und allein Jesus zuschreiben (wobei sie sich insbesondere auf das Johannesevangelium beziehen).

Horus (Das Ritual, im ägyptischen Totenbuch, 78. Kapitel) sagte:
»Ich bin Horus in Herrlichkeit«,
»Ich bin der Herr des Lichts«,
»Ich bin der Siegreiche ... Ich bin der Erbe der endlosen Zeit«,
»Ich, eben ich, bin der, der die Wege des Himmels kennt«.

All diese Aussagen erinnern stark an Jesu Worte:
»Ich bin das Licht der Welt« und
»Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben«.

Aus den grausamen Reaktionen im 3. und 4. Jahrhundert lässt sich jedenfalls schließen, dass die kirchlichen Autoritäten diese Anschuldigungen als höchst unangenehm und bedrohlich empfanden.

Zunächst versuchten sie, die Unterstellung, sie hätten Anleihen bei den Heiden gemacht, der Lächerlichkeit preiszugeben.

Als das nicht funktionierte, verlegten sie sich auf die bizarre Taktik, der Teufel habe diese Ähnlichkeiten schon Jahrhunderte zuvor in die heidnischen Religionen eingeschmuggelt, um mögliche Konvertiten an der Nase herumzuführen.

Als auch das nicht fruchtete, griffen sie zu roher Gewalt.
Das alles deutet auf Furcht und schlechtes Gewissen hin.

Wie bereits erwähnt, stürmte, angestachelt von fanatischen Anführern, Ende des 4. Jahrhunderts der aufgebrachte »christliche« Mob die berühmte alte Bibliothek von Alexandria und brannte sie bis auf die Grundmauern ab.

Dabei fielen bis zu 700 000 Schriftrollen beziehungsweise »Bücher« von unschätzbarem Wert den Flammen zum Opfer.

Die letzte Schule der »heidnischen« Philosophie wurde aufgrund eines kirchlichen Erlasses 529 in Athen geschlossen, das Ausschalten jeglicher Konkurrenz hatte jedoch schon mehr als zweihundert Jahre zuvor begonnen.

Auch seither brachte die Kirche nur selten Verständnis für abweichende oder gar provokante neue Ideen auf.

Ein anschauliches Beispiel dafür ist Galileis erzwungener Widerruf seiner Erkenntnis, dass sich die Erde um die Sonne bewegt.

Um den Riesenbetrug zu vertuschen, den die christlichen Fälscher im 3. Jahrhundert begingen,
indem sie zu Geschichte und angeblichen Fakten machten, was ursprünglich rein allegorisch und mythisch gemeint war,
verbrannten sie neben Hunderttausenden anderer Bücher leider auch die 24 Werke des gnostischen Theologen Basilides.

Diese so genannten Exegetica enthielten seine Bibelstudien, die allerersten Kommentare eines christlichen Denkers zu den Evangelien.
Da Basilides mit den Weisheiten des Altertums sehr vertraut war, könnte seine Auslegung der Evangelien heute von allergrößtem Wert sein.

Clemens von Alexandria nannte Basilides einen »Philosophen, der sich dem Nachdenken über göttliche Dinge verschrieben hatte«.

Wie auch die anderer christlicher Gnostiker, war seine Interpretation Christi spirituell, allegorisch, symbolisch
und beruhte ganz auf seinem Wissen um die griechischen, hebräischen und ägyptischen Weisheitslehren.

Als nächstes möchte ich mich deswegen noch einigen Schilderungen rund um die Erlebnisse der Person Jesu widmen.

Die meisten Persönlichkeiten sind zu Lebzeiten und unmittelbar danach vertraute Wesen und werden erst Jahrhunderte später romantisch verklärt.
Bei Jesus soll es dagegen genau umgekehrt gewesen sein?

Während des ersten Jahrhunderts soll er ein romantisch verklärtes körperloses, ätherisches Wesen gewesen sein
und kristallisierte er sich viele, viele Generationen später als ziemlich konkrete Persönlichkeit heraus?

Siehe! Ich bin das Licht der Welt - VI - Via Dolorosa

geschrieben von: . +

Datum: 19. August 2008 00:58

“Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geborn
Und nicht in dir: du bleibst doch ewiglich verlorn.
Das Kreuz zu Golgatha kann dich nicht von dem Bösen,
Wo es nicht auch in dir wird aufgericht, erlösen.“

Angelus Silesius (1624-1677)

Die Wachtturm Gesellschaft stellt sich auf den Standpunkt, die Bibel sei inspiriert und daher in den »Urschriften« absolut verlässlich.
Sie versäumen allerdings hinzuzufügen, dass wir von keinem Buch der gesamten Bibel eine Urschrift haben.

Der Glaube, man müsse die Heilige Schrift beim Wort nehmen, hat sich so erfolgreich durchgesetzt, dass ihre allegorische, mythische Interpretation auf überwiegend taube Ohren stößt.

Und genau das ist in unseren Zeiten die Achillesferse des Christentums.

Den bohrenden Fragen, die heute gestellt werden, kann der überkommene Literalismus einfach nicht standhalten.
Vor allem: Was nie stattgefunden hat, kämpft unentwegt um die Echtheit seiner Maske.

Nach dem alten Bibelverständnis, so Lazare, waren die Israeliten Mitte des zweiten Jahrtausends v. Chr. eine Gruppe von Nomaden, die ursprünglich aus Mesopotamien (dem heutigen Irak) stammten.
Sie zogen zunächst nach Palästina und dann nach Ägypten; nach jahrelanger Sklaverei flüchteten sie sich unter Moses in die Wüste, überquerten irgendwann den Jordan und eroberten auf rücksichtslose Weise ein Gebiet, das das moderne Israel, die heute besetzten Gebiete und (zur Zeit Davids) noch weit mehr umfasste.

Unverblümt meint Lazare, seine Recherchen sowie die Ergebnisse einer Befragung von Wissenschaftlern hätten ihn zu dem Schluss geführt, das alles sei vollkommener »Schwachsinn«.

Die Archäologie könne seit einem Vierteljahrhundert belegen, dass sich »die etablierten Auffassungen darüber, wer die alten Israeliten waren und woher sie kamen, falsch« sind.

Statt für eine Bande von Invasoren, die Kanaan erobert hätten, »hält man die Israeliten inzwischen für eine heimische Kultur, die sich um 1200 v. Chr. westlich des Jordans entwickelt hat«.

Die epischen Geschichten um Abraham, Isaak und die anderen Patriarchen »sind anscheinend... aus verschiedenen lokalen Sagen zusammengestückelt worden«.

Die ganze Darstellung des Reiches Davids gelte inzwischen als »Erfindung in Jerusalem ansässiger Priester, die im 7. und 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung unbedingt ihre Nationalgeschichte aufmotzen wollten«, schreibt Lazare.

Lazare zufolge entstand der jüdische Monotheismus - die ausschließliche Verehrung einer semitischen Gottheit mit dem Namen YHWA oder Yahweh (Jehovah) - so richtig erst irgendwann zwischen der Eroberung des nördlichen Königreichs Israel im Jahre 722 v. Chr. durch die Assyrer und der des südlichen Königreichs von Judah 586 v. Chr. durch die Babylonier.

Die Bibel gibt einen viel früheren Zeitpunkt an.

Die eigentlichen Wurzeln aber lagen, wie ja nun schon ausführlich nachgewiesen, im religiösen Denken Ägyptens.

Für Traditionalisten jeder Couleur kommt es aber noch dicker.

Bei Abraham handele es sich tatsächlich um eine ganz und gar mythologische Figur.

»Es gibt nicht nur keinerlei Beweise dafür, dass so jemand wie Abraham jemals gelebt hat, sondern die Archäologen glauben inzwischen sogar, aufgrund all dessen, was man heute über die Ursprünge der Israeliten wisse, hätte es eine solche Figur überhaupt nicht geben können«, schreibt Lazare.

Mit anderen Worten:
Abraham hatte eine wichtige Rolle in der Mythologie.

Lazare geht aber noch einen Schritt weiter.
Auch den Exodus habe es nie gegeben, behauptet er und begründet dies mit einer Fülle von Material über altägyptische Grenzwehranlagen, Wüstenstätten, wo die Israeliten auf der Flucht angeblich gelagert hätten, und Ähnliches.

Damit erweist sich auch die Schilderung der Eroberung Kanaans im Alten Testament als »erfunden«.

König David, in dem die Bibel einen mächtigen Potentaten und Reichsgründer sieht, »war vielmehr ein Freibeuter, der allenfalls so etwas wie ein kleines Herzogtum im südlichen Hochland um Jerusalem und Hebron errichtete«.
Aufgrund des Fehlens irgendwelcher konkreter Beweise für seine Existenz meinen einige Archäologen sogar, auch ihn habe es vielleicht nie gegeben.
Der Name David taucht auf einer einzigen Inschrift auf einem Steinblock beziehungsweise einer Stele aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. auf— das ist alles.

Dazu Lazare:
»Falls David und Salomo regional tatsächlich bedeutende Politgrößen gewesen wären, sollte man doch eigentlich erwarten, dass ihre Namen auf Denkmälern und in der diplomatischen Korrespondenz ihrer Zeit auftauchen.
Aber einmal mehr hüllt sich die Geschichte in Schweigen.«

Als in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts Beweise für den Fall der Mauer von Jericho auftauchten, den das Buch Josua beschrieb, freuten sich die Fundamentalisten.
Doch Lazare erklärt seinen Lesern, die britische Archäologin Kathleen Kenyon habe in neuerer Zeit anhand von Tonscherben aus den Ruinen nachgewiesen, dass die Zerstörung spätestens im Jahr 1300 v. Chr. stattfand, also fast hundert Jahre vor einer möglichen Eroberung (falls es sie denn überhaupt gab).
Vielleicht also auch das nur alles Schall und Rauch.

Lazare kann mit einer Fülle harter Fakten aufwarten, unter anderem auch mit Belegen aus dem jüngsten Bestseller „The Bible Unearthed“ (deutsch: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel) von Israel Finkelstein, einem Archäologen der Universität von Tel Aviv, und dem Journalisten Neu Silberman.

Massey bezweifelt, dass das Pentateuch, die fünf Bücher Mose im Alten Testament, belegbar seien, und untermauert diese Überlegung mit einem Zitat, das direkt aus dem Buch von Finkelstein und Silberman zu stammen scheint.
Massey habe den Pentateuch als einen einzigen »Brei« aus Mythos und Mysterium abgetan - »ohne Kopf, Schwanz noch Wirbel«.

Hätte das Alte Testament die reale Geschichte wiedergegeben, besonders in den detaillierten Schlachtberichten im Buch Josua, müsste es in Palästina und Judäa von antiken Kriegs- und Arbeitsgeräten aus hebräischer Herstellung und der eroberter Völker nur so wimmeln.

Außerhalb der biblischen Geschichte finde sich aber absolut kein Beweis für die zahllosen Kämpfe und die schließliche Vernichtung der Feinde Jehovas in irgendwelchen großen Schlachten.
Außerdem habe sich herausgestellt, dass das Land eines Volkes, das so reich war, dass König David bei all seiner Armut die Mittel zum Bau eines Tempels eintreiben konnte, keinerlei Kunstwerke, Skulpturen, Mosaiken, Bronzen, Keramiken oder Edelsteine aufweist.

Weiter heißt es bei Lazare, König Salomon sei angeblich ein meisterhafter Architekt und »ein unersättlicher Sammler« von Luxusgegenständen gewesen.

»Er trank aus goldenen Kelchen, rüstete seine Soldaten mit goldenen Schilden aus, unterhielt eine Flotte von Segelschiffen für die Suche nach exotischen Schätzen, hatte einen Harem mit tausend Frauen und wandte dreizehn Jahre für den Bau eines Palastes und eines reich geschmückten Tempels auf, in dem die Bundeslade untergebracht war.«

Doch nicht ein einziger Kelch oder auch nur ein Ziegel, die für eine derartige Herrschaft sprechen könnten, sind jemals gefunden worden!

Es werde auch keine Beweise geben, meinte schon Massey, selbst wenn man ganz Palästina umpflügen würde.

Mythen und Allegorien lassen sich nun mal nicht ausgraben.

Lazare stellt in seinem Artikel beispielsweise fest, dass in den biblischen Geschichten von Abraham, Isaak und Jakob häufig Kamelkarawanen erwähnt werden.

So lesen wir etwa in 1.Mose 24:
„Abrahams Knecht, der für seinen Sohn Isaak eine Frau finden soll, nahm »zehn Kamele von den Kamelen seines Herrn und... hatte mit sich allerlei Güter seines Herrn«.

Die Analyse alter Tierknochen »bestätigt, dass Kamele erst lange nach 1000 v. Chr. allgemein für den Transport in der Region benutzt wurden« - also über fünfhundert Jahre später, als die Bibel die Zeit der Patriarchen datiert.

Außerdem findet sich in keiner der nichtbiblischen Inschriften oder anderen verfügbaren Belegen irgendein Hinweis auf eine Person namens Abraham.

Zwar mögen sich gerade die Evangelien an manchen Stellen historisch konkret anhören, die meisten Bibelforscher sind sich heute aber darin einig, dass die Evangelien beileibe keine »Historie« im modernen Sinn darstellen.

Wie auch immer die Evangelien entstanden sind - es handelte sich um religiöse Dramen, die dem Gottesdienst dienten und eine Form der Glaubensverkündigung darstellten.
Sie sollten nicht Geschichte vermitteln, sondern den Glauben untermauern und verbreiten.
Der Verfasser des Johannesevangeliums (des am wenigsten historischen von allen) formuliert im Text selbst keck und aufrichtig seine Absichten, wenn er sagt:

Dies aber ist »geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen«.

Das Ziel besteht also darin, die Gläubigen zu festigen und neue zu gewinnen, nicht aber darin, eine authentische Biographie zu schreiben.

Lukas beginnt sein Evangelium mit der Erklärung, sein Bericht ergänze nur die Geschichten, die »viele« andere bereits geschrieben hätten, um die »Wahrheit« über Jesus »in guter Ordnung aufzuschreiben«.
Dies erweckt den Eindruck, ihm sei vordringlich an wahrheitsgetreuer Geschichtsschreibung gelegen.
Er nennt Namen und vermittelt die Illusion einer sicheren Datierung.
Aber die Anfangskapitel seines Werks sind voller unkonkreter, überaus symbolischer, mythischer Erzählungen.

Wenn Maria zum Beispiel die erhebenden Verse des Magnifikat anstimmt, als sie hört, dass ihre betagte Verwandte Elisabeth »auch schwanger mit einem Sohn« ist, soll das ganz spontan geschehen sein.
Bei diesem Lobgesang handelt es sich aber um ein kunstvolles, wohl überlegtes Stück Midraschliteratur (rabbinische Bibelauslegung), das man nicht hätte improvisieren können, ein ungebildetes Mädchen schon gar nicht.
Diese Verse greifen Hannahs Gesang aus dem 1. Buch Samuel, 2. Kapitel auf und führen sie weiter.
Mit konkreter Geschichte hat das also nichts zu tun.

Dann erzählt Lukas, ein Gebot sei von Augustus ausgegangen, »dass alle Welt geschätzt werde«.
Das Problem ist nur, dass es absolut keine Spur von einem solchen Erlass gibt — und das in einer so gut dokumentierten Zeit.
Dies ist schlicht ein theologisches Mittel, um Joseph und Maria nach Bethlehem zu schaffen.
Denn der Messias musste vom Stamm Davids sein und daher aus Bethlehem kommen.

Lukas behauptet, die Geburt habe stattgefunden, als Quirinius Statthalter in Syrien war.

Das hätte aber frühestens 6 nach Chr. sein können, in dem Jahr also, von dem wir wissen, dass Quirinius sein Amt antrat.
Zur gleichen Zeit erklärt Matthäus, Jesus sei während der Herrschaft des Großen Herodes in Judäa empfangen worden.
Herodes starb aber bereits im Jahr 4 vor Chr.!

Wenn man beide Angaben als historisch verbürgt betrachtet, bestünde also das eigentliche Marienwunder in einer zehnjährigen Schwangerschaft!

Der Apologet Tertullian korrigiert, dass der Zensus, von dem Lukas schreibt, vielmehr unter dem syrischen Statthalter Sentius Saturninus (8-4 v.Chr.) durchgeführt worden sei müßte.
Dessen Statthalterschaft ist immerhin auch von Josephus bezeugt, allerdings weiß er nichts von einem Zensus und ansonsten schweigen die Quellen.

Die Wachtturm Gesellschaft beruft sich auf die Behauptung einer umstrittenen in Tibur Tivoli gefundene Inschrift die vielleicht belegt dass Quirinius zweimal Statthalter von Syrien gewesen wäre.
Einmal in der Endphase der Herodesherrschaft und ein zweites Mal 6/7 n.Chr.
Nun ist es aber ausgesprochen unwahrscheinlich, dass der Statthalter von Syrien im Königreich des Herodes überhaupt einen Zensus abhalten und demzufolge auch Steuern hätte einziehen können.

Es scheint zumindest so, also ob die Römer zunächst auf das Prinzip der indirekten Herrschaft gesetzt haben.
Entsprechend findet erst nach Absetzung des Archelaos der erste Provinzzensus statt, weil Judäa jetzt richtig provinzialisiert wird.
Denkbar wäre allerdings, dass Rom, als das Ende der Regierungszeit des Herodes abzusehen war, den syrischen Statthalter oder einen Legaten mit kaiserlichem Sondermandat für einen Zensus (Quirinius?) entsandte, um auf dem herodischen Gebiet eine Art Vorzensus durchzuführen.

Dieser sollte einen Überblick verschaffen und auf eine eventuelle spätere Provinzialisierung vorbereiten.
Das könnte eine mögliche Tradition von Lukas 1:5 und 2:2-3 sein.
So würden die chronologischen Angaben passen.
Jesus ist dann wahrscheinlich "in den Tagen" des Königs Herodes geboren.

Alles schön und Gut – Aber!

1.) Für einen Vorzensus eines Legaten mit Sondermandat wären Joseph und Maria nicht extra von Nazareth nach Bethlehem gezogen.
2.) Lukas gibt als Begründung für die Zensuswanderung die gentilizische Verbindung Josephs mit dem "Hause und dem Geschlechte Davids" (Lukas 2:4) an.
Nun stellt sich die Frage, ob die Römer ausgerechnet die gentilizische Bevölkerungsstruktur der Juden als Ordnungsprinzip für den Zensus der Juden überhaupt benutzt haben könnten.

Was für einen Sinn ergäbe es, jemanden zu einer Reise in seine weit entfernte Vaterstadt zu verpflichten, weit weg von seinem Wohnort und Besitz.

Abgesehen davon das Joseph und seinen Ahnen über tausend Jahre trennen!

Musste also jeder seinen Stammbaum tausend Jahre zurückverfolgen und die Geburtsstadt jenes entfernten Vorfahren herausfinden, wenn diese überhaupt noch existierte?

Wie soll das überhaupt möglich gewesen sein oder für Römer kontrollierbar?

Und wer war überhaupt im Volke Israel, genetisch betrachtet ein Nachkomme Davids und wer nicht?

Diese Einwände sprechen gegen einen Zugriff römischer Zensusbeamte auf gentilizische Strukturen, da diese für einen Zensus und die anschließende Besteuerung nicht gerade zweckdienlich gewesen wären.
Sinnvoll erscheinen Zensuswanderungen eigentlich nur für die Veranlagung der Bodensteuer.
Für die Kopfsteuer alleine sind sie schwer vorstellbar.

Vor allem aber denn Rom einen Legaten mit Sondermandat in das Regendschaftsgebiet eines Herodes schickt.
Unter den Augen des syrischen Statthalters Sentius Saturninus.

Tatsächlich gibt es eine auf einem Papyrus erhaltene spätere Anordnung aus dem Jahre 104 n.Chr. des praefectus Aegypti Vibius Maximus, der offenbar zahlreichen Wanderarbeitern in Alexandria, die sich dort als Landarbeiter verdingen, befiehlt, zur Steuererfassung an ihren Heimatort zurückzukehren.

Wörtlich heißt es in dem Edikt:
"Mit dem Beginn des jedes einzelne Haus betreffenden (Haus zu Haus) Zensus ist es notwendig, alle Personen aufzurufen, die aus welchen Gründen auch immer von ihren Wohnsitzen abwesend sind, zu ihren eigenen (heimischen) Herden zurückzukehren, damit die üblichen Meldeformalitäten ausgeführt werden können ..."

Der Befehl begründet die Rückkehr zum heimischen Herd damit, dass die Betreffenden dort die üblichen Registrierungsangelegenheiten leisten sollen.
Der Ton des Ediktes ist eindeutig.
Es war obligatorisch, für die persönliche Zensusmeldung zu Haus und Hof zurückzukehren.

Man hatte sich für den Zensus zuhause einzufinden, damit vor Ort die geforderte Meldung gemacht und der Besitzstand angezeigt und die Angaben überprüft werden konnten.
Die Begründung der generellen Rückwanderung liegt ganz augenscheinlich in der Überprüfbarkeit persönlicher Daten und insbesondere der Besitzstandsangaben (Vermögen, Grund und Boden) an Ort und Stelle.

Die Steuererklärungen verzeichnen den Namen, das Alter und oft auch den Beruf des Familienoberhauptes, seiner Frau und seiner Kinder und sie listen vorhandenen (auch anteiligen) Hausbesitz sowie Grundeigentum jeder im Hause des Familienvorstandes lebenden Person auf.

Der Wortlaut der Veranlagungen leitet Besitzstandsangaben mit der Formel "mir gehört …" ein; sodann folgen teilweise detaillierte Beschreibungen.
Findet sich die Formulierung: "wo ich lebe und gemeldet bin", so ist deutlich, dass der Deklarant auf seinem Eigentum wohnt.
Daneben gibt es auch die Angabe, das Eigentum befände sich an einem Ort "an dem niemand [aus dem Haushalt des Deklaranten] gemeldet ist", es handelt sich also um Grundbesitz außerhalb des Wohnsitzes;

Es wäre ein Denkbarer Grund das Joseph Besitztum im Bethlehem besaß und in Narareth nur als Gastarbeiter lebte.
Dann würde es Sinn machen das er in seinen Heimatort zurück muss.
Das erklärt aber noch nicht die Reise der hochschwangeren Maria.

Wenn es sich hätte vermeiden lassen, wäre Joseph zu diesem Zeitpunkt der Schwangerschaft wohl kaum zu einer Reise von mehreren Tagen aufgebrochen.

Sie war zwar mit Joseph verlobt – aber nicht Verheiratet.
Steuerrechtlich hätte sie nichts in Bethlehem verloren.

Außer – auch sie hätte Grundbesitz in Bethlehem.

Maria ist bei ihrem Mann in Bethlehem und bringt unter widrigen Umständen in einem Stall ihren erstgeborenen Sohn zur Welt – ein Haus haben sie demnach nicht in Bethlehem besessen.
Dass Maria Joseph überhaupt dorthin begleitet, legt die Vermutung nahe, dass die beiden zum Zeitpunkt des Quiriniuszensus nicht mehr nur verlobt, sondern bereits verheiratet waren - sonst nämlich wäre Maria wohl eher dem Hausstand ihres Vaters zugerechnet worden.

Möglicherweise aber besaß Joseph in oder bei Bethlehem ein Stück Land, welches im Rahmen des Zensus veranschlagt wurde, denn es gibt keinen anderen Grund, weshalb er zensusbedingt nach Bethlehem ziehen musste.
Im übrigen hat wohl nicht nur Joseph, sondern auch Maria Land in oder in der Nähe von Bethlehem besessen, weil es sonst keinen stichhaltigen Grund gibt, weshalb sie mit Joseph nach Bethlehem ziehen mußte; Steuerrechtlich brauchte sie nämlich zur Veranlagung einen tutor (Rechtsvertreter) und als solcher fungiert der rechtsgültige Ehemann.

Aber - mit dem Vorhandensein von Grundbesitz würde das Sozialprofil von Joseph und Maria etwas andere Konturen, als es das von Lukas gezeichnete Bild von bettelarmen Menschen suggeriert, gewinnen.

Wachtturm 15. 12.1998
Seite 6 Jesu Geburt — Die wahre Geschichte

Wenn es so war, dann war Joseph wohl eher Kleinunternehmer, der Streubesitz hatte, und auch der wahrscheinliche Grundbesitz von Maria widerspräche dem Bild einer arme Frau.

Bei einem regelmäßig stattfindenden Zensus waren sie unterwegs zur Veranlagung ihres Grundstücke in Bethlehem gewesen.

Dann käme Jesus nicht aus ganz armen Verhältnissen; vielmehr deutet sich im Entsetzen der Familie über die Existenzform eines mittellosen Wanderpredigers im eigenen Haus ein bürgerliches Umfeld an.

Sein Vater benötigt einen veritablen Arbeiter und keinen, der die Formel, ein Arbeiter ist seines Lohnes wert (Math 10:10), auf Heilungen und Verkündigungen überträgt.
Gerade dieses Milieu reagiert empfindlich und mit Ablehnung auf das sozial deviante Verhalten der eigenen Söhne.

Da die Familie Joseph ihren Lebensmittelpunkt in Nazareth hat, lässt sich kaum an der Bethlehemgeburt zum Zeitpunkt des Quiriniuszensus 6 n.Chr. festhalten.

Parsimony.23162

Wenn Lukas darüber tatsächlich Berichte von Augenzeugen aus dem Umfeld der Familie hatte, dann ist an einen Irrtum zu denken.

Streicht man die Bethlehemgeburt als unhistorisch, kommt Jesus von Nazareth auch in Nazareth auf die Welt.
Der wahrscheinlichste Geburtsort Jesu bleibt Nazareth.

Sein Geburtsdatum stimmt ziemlich genau mit der Endphase der Herodesherrschaft überein.
Einige Jahre später wurde Judäa der Provinz Syrien zugeordnet.

Nunmehr war Quirinius Statthalter von Syrien und ließ nach dem Gebot des Kaisers in seinem gesamten Verwaltungsgebiet einen Zensus durchführen.
Zu diesem Zeitpunkt war Jesus vermutlich schon ein Knabe; vielleicht war er ziemlich genau 10 Jahre alt, als seine Eltern nach Bethlehem wandern mussten, um dort ihren Landbesitz besteuern zu lassen.

Die Aufzeichnungen des Lukas sollten die bekannten Allegorien der heiligen Mythen in historische Fakten verpacken.
Für Lukas mag in der Tat die Zugehörigkeit zum Hause David und den Geburtsort Bethlehem entscheidend für seine Darstellung gewesen sein.

„Da es viele unternommen haben,
eine Darlegung der unter uns völlig beglaubigten Tatsachen zusammenzustellen,
so wie sie uns die überlieferten, die von Anfang an Augenzeugen und Diener der Botschaft wurden,
beschloß auch ich, weil ich allen Dingen von Anbeginn genau nachgegangen bin,
sie dir, vortrefflichster The?philus, in logischer Reihenfolge zu schreiben,
damit du die Gewißheit der Dinge völlig erkennst, über die du mündlich belehrt worden bist.“

(Lukas 1:1-4)

Genau nachgegangene zusammengestellte mündliche Überlieferungen – Hörensagen - Nicht mehr und nicht weniger.

Für Matthäus war Bethlehem die Heimatstadt Jesu, für Lukas Nazareth.
Wie wir bereits gesehen haben, handelt es sich sowohl bei der Geschichte über die Engel und die Hirten (Lukas) als auch bei der von den Weisen aus dem Morgenland (Matthäus) um Bearbeitungen ägyptischer Mythenstoffe, die mindestens zweitausend Jahre älter sind.

Sie sind in den Reliefs von Luxor abgebildet.
Auch gibt es keinerlei historische Aufzeichnungen über ein angebliches Edikt des Herodes, in dem die Tötung unschuldiger Kinder veranlasst wurde.

Schon der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass so ein Befehl ein Ding der Unmöglichkeit war.

„…und ließ in B?thlehem und in dessen ganzem Gebiet alle Knaben im Alter von zwei Jahren und darunter umbringen…“
(Matthäus 2:16)

Hatte Herodes vielleicht vor, die Kinder seiner Freunde, seiner Soldaten, seiner Beamten, die von durchreisenden Touristen und so weiter zu töten?

Der letzte Zweifel daran, dass das Ganze symbolisch verstanden werden muss, schwindet spätestens, wenn man weiß, dass der Versuch, ein heiliges Kind umzubringen, in allen Heldenmythen des Altertums auftaucht, von Moses bis hin zu Horus, Sargon und Herkules.

Dann wäre da auch die Abstammung Jesu nach Matthäus und Lukas.
Auch sie hat nicht das Geringste mit Geschichtsschreibung zu tun, sondern ist rein mythologisch zu verstehen.
Lukas verfolgt den »Stammbaum« der heiligen Familie bis Adam zurück, weil seine Geschichte universell ist, und Matthäus geht bis auf Abraham zurück, weil ihm daran gelegen ist, die jüdische Abstammungslinie zu bethonen.

Matthäus teilt das Geschlechtsregister von Abraham bis Jesus in drei Abschnitte von je 14 Generationen ein.

„Alle Generationen von Abraham bis David waren also vierzehn Generationen
und von David bis zur Wegführung nach Babylon vierzehn Generationen
und von der Wegführung nach Babylon bis zum Christus vierzehn Generationen“
(Matthäus 1:17)

Doch wenn man die Namen zählt, kommt man insgesamt auf 41 und nicht auf 42.

Davon abgesehen fehlen in dieser Abstammungslinie Ahasja, Joas und Amazja (Vgl. Mat 1:8 mit 1Ch 3:10-12.)

Lukas fügt zwischen Arpachschad und Schelach ein zweiten „Kainan“ ein (Luk 3:35, 36).
Nach 1. Mose 10:24; 11:12, 15 und 1. Chronika 1:18 ist jedoch Schelach und nicht Kainan der Sohn des Arpachschad.

Bemerkenswert ist aber vor allem das Matthäus Jakob als Vater Josephs angibt, Lukas dagegen Eli.

Hierfür gibt es drei Erklärungsversuche:

1.) Die Wachtturm Gesellschaft verwendet eine Erklärung die erst seit der Reformation – also seit Luther um 1500 eingeführt wurde.
Demnach könnte möglicherweise Eli der Vater Marias gewesen sein.
Hört sich interessant an – nicht?
Ist aber pure Spekulation.

2.) Die älteste uns bekannte Auffassung bietet Julius Africanus (220 n. Chr.):
Josephs Großväter heirateten nacheinander dieselbe Frau, die aus beiden Ehen je einen Sohn hatte, die Stiefbrüder Eli (Lukas) und Jakob (Matthäus).
Eli starb kinderlos, und Jakob ging mit der Witwe Elis die Leviratsehe ein (vgl. 5 Mo 25:5), aus der Joseph hervorging.
Joseph war demnach der leibliche Sohn Jakobs (Matthäus) und über Matthan-Salomo ein direkter Abkomme Davids.
Nach der Leviratsbestimmung (5 Mo 25:6) galt er jedoch zugleich als »Sohn« Elis (Lukas), seines Onkels, dessen Linie über Matthat-Nathan auf David zurückging.

3.) Es gibt aber noch eine dritte Erklärung auf die ich in einem Bibellexikon aufmerksam wurde.

Lukas beginnt mit Gott in seiner Abstammungslinie und Beendet diese im Grunde mit diesem sonst unbekannten vorfahren Eli.
Dieser Vorfahre taucht nur dieses einzige Mal in der Bibel auf.

Die Wachtturm Gesellschaft nennt diesen Vorfahren seit Mitte der 1960er Jahre nach dem englischen „Heli“.
Die richtige Schreibweise des Namens, laut vernünftigen Bibelübersetzungen, ist aber Eli:

„…ein Sohn Elis…“
Lukas 5:23 Luther

„…des Eli…“
Elberfelder

„…Eli,…“
Einheitsübersetzung

„…ein Sohn Elis…“
Gute Nachricht

etc. etc.

Was aber ruft Jesus sterbend am Kreuz?

„Eli, Eli, lama sabachthani?“
Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du mich verlassen.

Lukas gab Gott als Vater Jesu an.
Er begann mit Gott und er Endete mit Gott.

War aber Gott der Vater Josephs und Jesus nur die nachfolgende Generation?
Wer drehte dort am Text?

Warum fürchtet die Wachtturm Gesellschaft den Namen Eli und pfuscht im Stammbaum Jesu herum?

Warum passte Gott hier nicht in die Krippengeschichte der Christenheit hinein?
Warum glauben christliche Fälscher in der Geschichte ihres Heilandes herumfuhrwerken zu müssen?

Ganz einfach.

Die Abstammung Marias ist schlicht unbekannt.
Und Joseph hat ja nun bekanntlich mit der Abstammung Jesu nach Christenlogik nichts zu tun – oder?
Zumindest nicht wenn man eine Allegorie mit Gewalt zu einer historischen Biographie verbiegen will.

Die Abstammung Marias lässt sich nach der jüdischen Logik nicht als Königslinie verkaufen.
Juden führen von Männern Abstammungsbücher, nicht von Frauen.

In die prophezeite Königslinie des alten Testamentes passt nicht ein Mythos einer Jungfrauenempfängnis.

Die Vorfahren von Joseph und Maria waren den Evangelienschreibern schlicht unbekannt.
Deswegen stimmen die Evangelien nicht überein und auch die späteren Übersetzungen weisen ungezählte Verbesserschlechterungen auf.

Tatsache ist das die frommen Fälscher zwar problemlos die alten prominenten Vorfahren der Israeliten aufzählen konnten.
Abraham, Isaak, Jakob, Juda etc.
Je näher sie aber in ihre Gegenwart kamen um so mehr mussten sie einen Stammbaum des armen Wanderpredigers erfinden.
Deswegen passen die alten Patriarchen im Stammbaum Jesu von Lukas und Matthäus weitestgehend zusammen.
Aber die direkten Vorfahren stimmen nicht annähernd zwischen Matthäus und Lukas überein.

Das aber die Wachtturm Gesellschaft an der Abstammungslinie Jesu ausgerechnet an den Namen Gottes handanlegt ist schon sehr bemerkenswert.

Das Ganze macht also den Eindruck als hätte Lukas geschrieben Gott / Eli ist der Vater Jesu und die Fälscher in Gottes Gnaden machten im Nachhinein Gerade, was ihren Gutdünken genehm war.

Egal aber zu welchen Erklärungsversuchen wir auch Zuflucht nehmen.

Am Ende fliegt der ganze Schwindel doch auf.

Beide Evangelienschreiber geben eindeutig und unmissverständlich zu verstehen, dass Jesus väterlicherseits ein Nachkomme Davids war (in der jüdischen Geschichte obligatorisch).

Sie weisen aber nicht darauf hin, dass das im Grunde keinerlei Bedeutung hatte, weil Joseph ihrer Ansicht nach ja überhaupt nicht der Vater war - handelte es sich doch um eine jungfräuliche Geburt.

Aber der Mythos verlangte es eben so.

Der Evangelienschreiber Markus wirft die Ganzen Bemühungen seiner Kollegen über den Haufen wenn er an Jesus den Makel eines unehelichen Kindes hängen lässt, was in der ungewöhnlichen - und deshalb wohl kaum erfundenen - Wendung "Sohn der Maria" zum Ausdruck kommt.

Welcher Abstammung Maria entstammt ist pure fromme Spekulation.

Doch damit noch nicht genug.

Im wirklichen Leben bekommen Jungfrauen vergleichsweise selten Kinder, wohl aber im Mythos.

Sterne »stehen« nicht über Häusern oder Ställen, und sie weisen auch niemandem den Weg nach Westen (schon gar nicht, wenn sie im Osten zu sehen sind).

Doch in den alten Mythen gibt es solche Sterne durchaus.

Alle frühen Messiasgestalten wurden von einem Stern angekündigt.

Und genau darum geht es.

Wenn man die einander widersprechenden Geschichten bei Matthäus und Lukas noch einmal Revue passieren lässt, kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass die Reduktion der allegorischen Geburt Christi auf die Entbindung eines konkreten Babys in einem historisch konkreten Ort namens Bethlehem den Weg zur wahren Bedeutung der messianischen Erfüllung versperrt.

Oberflächlich betrachtet stellen die Evangelien sozusagen eine von Lobpreisungen begleitete Biographie dar.
Eine genauere Untersuchung ergibt jedoch, dass von Biographie keinerlei Rede sein kann.

Denn gerade an den Stellen, an denen man am ehesten konkrete Details erwarten würde, sind die Texte außergewöhnlich unpräzise und vage.
Die Abstammungslinien der Väter Israels konnte man wahrscheinlich auswendig vorbeten oder zumindest aus den Archiven abschreiben.
Nicht aber in der jüngeren Vergangenheit.
Deswegen widersprachen sich die Evangelienschreiber sogar schon bei dem Großvater Jesu.

Über die äußerliche Erscheinung Jesu erfahren wir nichts — nichts über Haut- und Augenfarbe, ungefähre Größe, Bart, Haarlänge und dergleichen.

Hinsichtlich seines Geburtsdatums und des Jahres, in dem er starb, sind wir gänzlich auf Vermutungen angewiesen.
Die Wachtturm Gesellschaft tut so als wäre dies eindeutig – ist es aber nicht.

Ebenso wenig wissen wir, ob er verheiratet war oder nicht.

Das Markusevangelium setzt erst mit dem erwachsenen Jesus ein, der am Jordan auftaucht, um sich von Johannes taufen zu lassen.

Es enthält keine Geburtsgeschichte, keinen Stammbaum, keinerlei Hinweis auf Kindheit oder Jugend.
Das ist schon merkwürdig, wenn man das »Leben« eines Menschen erzählt, das dermaßen spektakulär war.

Das Markusevangelium ist so dürftig und wortkarg, so frei von Details über Jesu Leben, dass seine Predigertätigkeit, wenn es nach Markus ginge, kaum mehr als ein Jahr gedauert haben konnte.
Nur aus dem Johannesevangelium lässt sich auf drei Jahre schließen.

Markus beginnt seine Anekdoten gern mit dem Wort »sogleich« oder »alsbald« (auf Griechisch euthus), was ein geradezu atemloses Tempo suggeriert, in Wahrheit aber nur darüber hinwegtäuschen soll, dass der Autor die genaue zeitliche Abfolge nicht kennt.

Wie Papias schon sagte:
Markus ließ in seinem Bericht jegliche Ordnung vermissen.

Einige Wissenschaftler halten sein Evangelium für nicht viel mehr als die mit einer Einleitung versehene Passionsgeschichte.
Und tatsächlich beginnen die Details bei den Ereignissen, die zur Verhaftung Jesu und zum Prozess führen, nur so zu sprießen, bis sie schließlich ihren Höhepunkt in der Kreuzigung finden.

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, in diesem ganzen Evangelium ein rituelles Drama oder Mysterienspiel zu sehen.

Der göttliche Lehrmeister wird berufen, vom »Widersacher« in Versuchung geführt, sammelt Jünger um sich, heilt die Kranken, predigt über Gottes Königreich, gerät schließlich mit seinen Feinden aneinander, leidet, stirbt und wird nach drei Tagen auferweckt.

Alles genau wie in den alten Dramen über den Sonnengott.

Das Einzige, was das Markusevangelium und die anderen, komplexeren Evangelien davon unterscheidet, ist der Umstand, dass alles dargestellt wird, als habe es sich tatsächlich so zugetragen.

Die Geschichten um die Verhaftung, den Prozess und die Kreuzigung sind Szenen in einem Mysterienspiel, als historische Fakten aber unerklärlich.

Der Prozess wird so dargestellt, als habe er sich größtenteils in Dunkelheit abgespielt, während, wie der große Gelehrte Renan anmerkt, Städte im Osten zu dieser Zeit in Stille und Dunkelheit gehüllt sind - für ein Mysterienspiel ist das ganz natürlich, nicht aber in der Wirklichkeit.

Neben der Sommersonnenwende war die Frühjahrstagundnachtgleiche zum 14 Nisan in allen antiken Kulturen und Religionen das bedeutendste Datum, bei den Druiden in Stonehenge bis hin zu den Indianern Nordamerikas, im Herzen des afrikanischen Dschungels ebenso wie in den fruchtbaren Ebenen Mesopotamiens.

Symbolisch ist es der erhabenste Moment, wenn die wiederkehrende Vitalität der Sonne mit den Kräften der Finsternis gleichzieht und sie schließlich übertrifft.
Diese bestimmte Nacht war für die Ägypter das Symbol für »die dunkle Nacht der Seele« in der Inkarnation, die endete, als die Seele die Grenze zu Ostern passierte, nur drei Tage später.

»Alle Verwandlungsprozesse -Läuterung, Vervollkommnung, Verherrlichung - erreichen ihren Höhepunkt an der letzten Schwelle der Nachtzeit, wenn die Dämmerung der spirituellen Sonne von Ostern anbricht.
Im ägyptischen Kalender war dies die Nacht des Übergangs in den Frühling«, schreibt Kühn.

Aus diesem Grund fanden im ägyptischen Drama alle spirituellen Prozesse ihren Höhepunkt in dieser ereignisreichen Nacht der Tagundnachtgleiche.

Das alles war rein symbolisch gemeint, und daher war es auch kein Problem, dass sich alles, was der menschlichen Seele am Ende ihrer irdischen Gefangenschaft zustieß, ausgerechnet in diesem kurzen Zeitraum ereignete.
Aus diesem Grund auch konnten in den Evangelien das letzte Abendmahl, Jesu Gebet in Gethsemane, der Verrat, seine Kreuzigung, sein Tod und sein Begräbnis sowie vieles andere in dieser Nacht »inszeniert« werden.

Aber das alles trug sich nicht in Wirklichkeit so zu, es wäre auch gar nicht möglich gewesen.

Leider waren die endgültigen Gestalter der Evangelien im 2. und 3. Jahrhundert so geblendet von ihrem fanatischen Verlangen, das Heidentum zu vernichten und eine spirituelle Allegorie in Geschichte zu verwandeln, dass sie sich nicht damit aufhielten zu bedenken, dass es unrealistisch wäre, diese vielen verschiedenen Ereignisse in einem kuren Zeitpunkt zu konzentrieren.

Jesus musste also seine traurige irdische Karriere mit einer bemerkenswerten sportlichen Leistung beendet haben.
Damit die Ereignisse in den angegebenen Zeitraum passten bleiben nur die nachfolgend exemplarisch verteilten Minuten pro Ereignis.
Voraussetzung ist natürlich das die jeweils beteiligten Gerichte, Volksmengen und Soldaten nichts anderes zu tun hatten.
Also dazwischen keine Wartezeiten entstanden und die Richter angekleidet (zum Teil mitten in der Nacht) Gewehr bei Fuß standen.

Damit man die Ereignisse logistisch nachvollziehen kann, hier zuerst eine Karte von Jerusalem zur Zeit Jesu

Die Inszenierung beinnt…

• Donnertag abends vor Mitternacht beginnt das letzte Abendmahl mit den Jüngern;
die Fußwaschung;
Siehe Kartennummer 16. Obergemach
Der überlieferte Ort, wo Jesus das Paschamahl aß und das Abendmahl einführte (Matth 26:20–30). Er wusch den Zwölf die Füße (Joh 13:4–17) und belehrte sie ein letztes mal (Joh 13:18–17:26).

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• Ca. 0:00 Uhr Freitag nach Mitternacht:
60 Minuten Wegezeit –
Der lange Weg vom Obergemach Richtung Ölberg;
Siehe Kartennummer 11. Ölberg

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• 60 Minuten –
Die Nachtwache im Garten von Gethsemane;
Siehe Kartennummer 10. Garten Gethsemane

Man beachte die Vorhaltungen an die Jünger, weil sie eingeschlafen waren und nicht einmal eine Stunde mit ihm wachen konnten;

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• 30 Minuten –
Die Verhaftung, bei der Petrus einem der Knechte ein Ohr abschlug (das anschließend wieder heilte);

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• 60 Minuten für den Transport vom Garten Gethsemane und dem Aufenthalt im Haus des Oberpriesters Annas

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• 60 Minuten für den Transport zum Haus des Kaiphas und das Gerichtsverfahrens –

Das erste Gerichtsverfahren vor den Hohenpriester Kaiphas mit seinen 71 Mitglieder zählenden Gericht und die Zeugen die gegen Jesus aussagen sollten (Matth 26:57–68).
Siehe Kartennummer 15. Haus des Kaiphas

Was die Evangelienschreiber jedoch übersehen ist das es ein solches Gerichtverfahren nicht zustande kommen konnte.
Ein Gerichtsverfahren in der Passahnacht verstößt gegen die jüdischen Gesetze.
Spätestens hier wäre ein Aufwiegler inhaftiert worden und nach dem Passahfest vor den Richter geführt worden.

Im Palasthof des Kaiphas verleugnet Petrus Jesus dreimal und ein Hahn Kräht.
Das Krähen des Hahnes lässt darauf schließen dass die Gerichtsverhandlung bis in das Morgengrauen gedauert hat (Matth: 26:69–75).

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• 60 Minuten für den Transport zum Sanhedrin und dessen Gerichtsverfahren –
Bei Tagesanbruch findet eine Gerichtsverhandlung vor dem Sanhedrin statt.

Anschließend wird wieder für Jesus ein Gefangenentransport organisiert.
Wie hat man Jesus eigentlich in Jerusalem hin und her transportiert?
Zu Fuß? Per Pferd? In einem von Tieren gezogenen Gefangenenkäfig?

Siehe Kartennummer 18
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• 60 Minuten für den Transport zu Pilatus und dessen Gerichtsverfahren –
Nun wird Jesus zu Pontius Pilatus geschickt zu denen jeweils Richter, Geschworene, Wächter und Beamte einberufen wurden und das Publikum allzeit bereit war;
Siehe Kartennummer 3. Festung Antonia Möglicherweise ist Jesus hier angeklagt worden (Joh 18:28–19:16).

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• 30 Minuten für den Auftritt von der Volksmenge –
Vor dem Palast des Pilatus waren Volksmengen die seine Verurteilung fordern.
So schickt Pilatus Jesus zu Herodes.
Wieder muss für Jesus ein Gefangenentransport organisiert werden.
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• 60 Minuten für den Transport zu Herodes und dessen Auftritt –
Im Palast des Herodes gibt es den nächsten Auftritt.

Viel Zeit zum Verspotten hatten sie nicht.
Das die Juden es Eilig hatten Jesus zu verurteilen kann man ja Nachvollziehen.
Aber der verrückte Herodes hatte es nicht Eilig.

Und Herodes schickt Jesus wieder in den Palast des Pilatus zurück.
Wieder wird für Jesus ein Gefangenentransport organisiert.
Siehe Kartennummer 17. Palast des Herodes möglicherweise an diesem Ort (Lukas 23:7–11).

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• 60 Minuten für den Rücktransport zu Pilatus dessen erneute Verhandlung und den Auftritt vor der Volksmenge –
Erneut will Pilatus ihn Freisprechen.
Doch die Volksmengen stehen die ganze Zeit bereit um „An den Pfahl mit ihm“ zu rufen.
Viel Zeit zum Diskutieren hatten sie nicht.

Siehe Kartennummer 3. Festung Antonia

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• 60 Minuten für das Auspeitschen und das Verspotten der Soldaten –

Jesus wird zum Ausgepeitscht in den Palast des Statthalters gebracht,
die Verspottung durch die Soldaten, die Jesu Gewänder unter sich aufteilen
und ihm die Dornenkrone aufs Haupt drückten;

Alles zügig ohne Mittagspause.

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• 30 Minuten für den erneuten Auftritt Jesu vor der Volksmenge –

Vor dem Palast wartet die Volksmenge weiter geduldig.
Wieder bringt Pilatus Jesus heraus „Seht! der Mensch“
Siehe Kartennummer 3. Immer noch in der Festung Antonia

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• 30 Minuten für die erneute Verhandlung und dem erneuten vorführen vor der Volksmenge –

Wieder zurück in den Gerichtssaal,
wieder eine Verhandlung,
wieder präsentiert Pilatus Jesus der wartenden Volksmenge „Seht! Euer König“

Laut „größter Mensch Buch“ soll es jetzt Mittagszeit sein.

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• 30 Minuten für den Weg zu Fuß vom Palast der Antonia zur Schädelstätte –

Spontan wird noch ein dritter heute Mittag gekreuzigt.
Ein Schild wird im Handumdrehen gefertigt.

Der Gang durch die Via Dolorosa auf den Hügel von Golgatha zur »Schädelstätte«;

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• 30 Minuten für die Kreuzigung von Jesus und den zwei Verbrechern.
Siehe Kartennummer 1. Golgotha (Matth 27:33–37).

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• um 12:00 Uhr - Nun spricht die Bibel von dem Wunder einer dreistündigen Dunkelheit zur Mittagszeit
Zu diesem Zeitpunkt soll Jesus schon am Pfahl hängen.

• 15:00 Uhr - Drei Uhr Nachmittags sagt Jesus am Pfahl „mich dürstet“

• Freitag später Nachmittag ist Jesus verstorben.

Selbst bei einer terminlichen Glanzleistung ist irgendwann Schluss des Machbaren.
So viel passt einfach nicht in die paar Stunden.
An dieser Stelle sind die Evangelien dem gesunden Menschenverstand hilflos ausgeliefert.

Vom letzten Abendmahl bis zur Schädelstätte in nur 12 Stunden.
Ein juristischer, sportlicher und logistischer Weltrekord.

Bemerkenswert ist auch dass die Evangelienschreiber die Schlussszene mitten am Tag, per Wunder, mythengerecht in die Dunkelheit verlegen mussten.

Sie erweisen sich hier mit aller Deutlichkeit als Variante des dramatisierten Rituals der Inkarnation und Auferstehung des Sonnengottes - eines Rituals, das zuerst ägyptisch, später gnostisch und hellenisch, dann hebräisch war und schließlich von der christlichen Bewegung übernommen und zu »Realgeschichte« verzerrt wurde.

Dies konnte erst geschehen, »als ihre symbolische Bedeutung bereits verschleiert war und das Wissen fehlte, das erforderlich gewesen wäre, um sie anders als historisch zu deuten«, schreibt Kühn.

Oder zum Beispiel die Stelle bei Matthäus, wo die Hohen Priester und Pharisäer nach der Kreuzigung zu Pilatus gehen und von ihm verlangen, das Grab zu versiegeln und zu bewachen.
Ihre Begründung:
»Herr, wir haben daran gedacht, dass dieser Verführer sprach, als er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen.«

Sollen wir wohl glauben, die Jünger hätten alle Vorhersagen ihres Meisters vergessen — angesichts der Tatsache der Auferstehung sind sie angeblich völlig unvorbereitet und fassungslos —, während sich seine Feinde, die entschiedensten Ungläubigen, an alles erinnern konnten?

Da heißt es ab Matthäus 27:50:
»Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.
Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus.
Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.«

Diese Übersetzung war sogar der Wachtturm Gesellschaft zu viel.
Sie veränderte den Bibeltext soweit das ein Erdbeben, nur Leichen aus den Gräbern schleuderte und dies von vielen gesehen wurde.

Diese ganzen, ja nun wirklich bemerkenswerten Ereignisse sollen also in aller Öffentlichkeit stattgefunden haben.
Es lässt sich aber keine einzige andere zeitgenössische Quelle finden, die sie bestätigt - obwohl all das doch zu einer Zeit und an einem Ort geschah, wo es an kompetenten Beobachtern, Historikern und anderen Zeitzeugen wahrlich nicht fehlte.
Es gibt keinen einzigen historischen Beleg.
Im Matthäusevangelium wird diesen Ereignissen aber aller Anschein von Faktizität verliehen.

Für unsere Zwecke genügt es festzuhalten, dass die Auferstehung in den Evangelien ganz ähnlich behandelt wird wie die bereits geschilderte letzten Stunden Jesu.

Und nicht zuletzt erhob sich in der altägyptischen Mythologie Osiris, einer lunaren beziehungsweise kosmischen Symbolik folgend, am dritten Tag.

Können wir angesichts all dessen, was wir bislang untersucht haben, immer noch guten Gewissens behaupten, Jesus von Nazareth sei eine historische Figur?

Gewisse historische Aspekte gibt es in den Evangelien durchaus — Ortsnamen, Daten, konkrete Personen (etwa Herodes, Pilatus und der Hohepriester Kaiphas).
Diese allein machen allerdings noch keine Historie beziehungsweise Biographie im modernen Sinn aus.

Lässt man die Parallelen zwischen den frühen Erlösergeschichten und Sprüchen und Handlungen Jesu Revue passieren, wird schnell deutlich, dass wir es hier mit einer weiteren Variante des archetypischen Themas zu tun haben, das im Mythos aller alten Religionen vorkommt, nur diesmal eben in jüdischem Gewand.

Erwachet 22. 7.1976
Seite 19

Einmalig war auch der Inhalt der Lehre Jesu?

Die Technik des Matthäus, das Alte Testament nach geeigneten »Prophezeiungen« zu durchforsten, um sie als Rahmen für seine Erzählung zu nehmen, vermittelt seinem Evangelium oberflächlich die Anmutung authentischer jüdischer Geschichte.
Dieses ganze Gebäude bricht aber in sich zusammen, sobald man sich darüber im Klaren ist, dass diese so genannten Prophezeiungen alle schon im Alten Testament erfüllt wurden und sich völlig ohne jeden Bezug auf die Zukunft erklären lassen.

Im Neuen Testament werden diese Prophezeiungen häufig aus dem Zusammenhang gerissen und bis zur Unkenntlichkeit entstellt.
Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es bei der hebräischen Prophetie nie um Voraussagen ging, sondern um Aussagen (d.h. um Äußerungen über unmittelbar anstehende Probleme).

Ihre totale Künstlichkeit wird besonders deutlich, wenn man sieht, dass sie dazu verwendet werden, Jesus genau das tun zu lassen, was seine Vorgänger in den Sonnengottmythen bereits Jahrhunderte zuvor getan hatten.
Das wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass das Material, das in den zeremoniellen Dramen der frühen Mysterienreligionen rund 1200 Jahre vor Christus regelmäßig verwendet wurde, in seiner Gesamtheit genau den Ereignissen entspricht, die im Neuen Testament erzählt werden, als hätte Jesus sie persönlich erlebt.

Tatsächlich gibt es außer den vier Evangelien (die als vollständiges Zeugnis eigentlich erst seit etwa 140 bis 170 n. Chr. existieren) und den Apostelbriefen aus dem ersten Jahrhundert keinerlei soliden historischen Beleg für die Existenz Jesu

Man darf bei alle dem auch nicht vergessen, dass noch nie ein Evangelium im Originalmanuskript aufgetaucht ist und kein glaubwürdiger Zeuge je behauptet hat, eines gesehen zu haben.

Origenes meint, die vier Evangelien seien aus sehr vielen (wir wissen von mindestens zwanzig) ausgewählt worden, und Irenäus wartet mit der sonderbaren Erklärung auf, es seien gerade vier erkoren worden, weil es vier Winde und vier Viertel des Globus gebe.

Kühn zitiert Mead in „Did Jesus Live 100 B. C. E.?“, wenn er schreibt:

»Für den Erforscher der historischen Anfänge des Christentums ist es immer wieder verwunderlich, dass es kein einziges Wort aus der Feder eines heidnischen Autors des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung gibt, das sich auch nur irgendwie auf die wunderbare Geschichte beziehen ließe, welche die Verfasser der Evangelien erzählen.
Die Existenz Jesu scheint schlichtweg unbekannt zu sein.«


Noch seltsamer ist die Tatsache, dass die Existenz Jesu umso unbekannter ist und allgemeiner bestritten wird, je näher man seiner angeblichen Lebenszeit kommt.

Je weiter man sich jedoch davon entfernt, desto umfassender und eindrücklicher sind die angeblichen »Beweise«.

Es ist schon bizarr:
Die meisten Persönlichkeiten sind zu Lebzeiten und unmittelbar danach vertraute Wesen und werden erst Jahrhunderte später romantisch verklärt.
Bei Jesus soll es dagegen genau umgekehrt gewesen sein.

Während des ersten Jahrhunderts soll er ein romantisch verklärtes körperloses, ätherisches Wesen gewesen sein und kristallisierte er sich viele, viele Generationen später als ziemlich konkrete Persönlichkeit heraus.
Das allein ist doch eigentlich schon merkwürdig genug.

Was ich mir nun noch bis zuletzt aufgehoben habe ist die Auferweckung des Lazarus.
Typisch Christenheit musste sich eine Tote Mumie selber aus seinen Binden wickeln…

Siehe! Ich bin das Licht der Welt - VII - Lazarus

geschrieben von: . +

Datum: 19. August 2008 22:09

Aus einer altehrwürdigen Kultur [Ägypten] stammt die Literatur,
die den ganzen Streit beendet, weil sie den unwiderlegbaren
Beweis dafür liefert, dass die Evangelien keine reale Geschichte
sind und dies auch nie waren. Wie mittlerweile erwiesen ist,
handelt es sich um verschlüsselte Dramen über die spirituelle
Entwicklung der Menschheit und der menschlichen Seele
in ihrem irdischen Tabernakel des Fleisches.

Alvin Boyd Kühn, Who Is This King of Glory?

Die Geschichte von der Auferweckung des Lazarus ist weithin bekannt.

Im Johannesevangelium ist es das letzte und krönende »Zeichen« in der Reihe von insgesamt sieben, die mit der Verwandlung von Wasser in Wein am Anfang des Evangeliums beginnt und den Leser davon überzeugen soll, dass Jesus tatsächlich der Messias und Sohn Gottes sei.

Hier wird auch die entscheidende Aussage getroffen:
Jesus ist die Auferstehung und das Leben.

Er kann die Toten wieder zum Leben erwecken.

Erstens wird die Auferweckung des Lazarus im Evangelium so dargestellt, als sei sie der sprichwörtliche letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hätte.

Die jüdischen Hohen Priester und Pharisäer sind in dieser Geschichte so schockiert und haben solche Sorge, die ganze Welt könne davon überzeugt sein und an Jesus glauben (woraufhin sich die Römer zu Gewalt und Unterdrückung provozieren lassen würden), dass sie sofort den Plan fassen, sich Jesu ein für alle Mal zu entledigen.

Die Auferweckung des Lazarus wird somit als unmittelbare Ursache der Kreuzigung hingestellt.

Das aber widerspricht dem Bild, das die drei synoptischen Evangelien zeichnen.

Dort heißt es nämlich schlicht, die Angst und der Zorn der Hohen Priester und Schriftgelehrten wegen der Tempelreinigung hätten zu Jesu Verhaftung, den Prozessen und zur Hinrichtung geführt.

Markus formuliert es so:
»Und es kam vor die Hohenpriester und Schriftgelehrten [die Reinigung des Tempels durch Jesus sowie seine Bemerkung, sie hätten eine Räuberhöhle daraus gemacht], und sie trachteten danach, wie sie ihn umbrächten.
Sie fürchteten sich nämlich vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich über seine Lehre.«

Beide Versionen schließen einander aus.

Interessanterweise findet die Tempelreinigung dem Johannesevangelium zufolge in den Anfängen des öffentlichen Auftretens Jesu als Priester statt, während sie von Matthäus, Markus und Lukas an deren Ende verlegt wird.

Zweitens bleibt unerklärlich, warum diese spektakuläre Geschichte um Lazarus, wenn sie denn historisch verbürgt gewesen wäre, von den drei anderen Evangelisten und ihren »Schulen« übersehen worden sein sollte.

Sie taucht aber tatsächlich nur bei Johannes auf.

Ein derart bedeutsamer »Beweis« für übermenschliche, göttliche Kraft hätte sich doch nicht verheimlichen lassen.
Gerade weil dieser Vorfall so berühmt war, selbst bei den Feinden Jesu, soll er laut Johannes ja sogar zur Kreuzigung geführt haben.

Matthäus, Markus und Lukas berichten nur deshalb nicht über das Wunder, weil sie schlicht und ergreifend nichts davon wussten.

Es gehörte nicht zur gängigen Überlieferung, weist aber das typische Flair von Allegorie und Mythos auf.

Drittens blieben auch die säkularen Zeugen auffallend stumm.

Wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass sich (was nur von Matthäus festgehalten wird) mit dem Tod Jesu angeblich die Gräber auftaten, und laut einiger Übersetzungen »viele Leiber der entschlafenen Heiligen aufstanden und aus den Gräbern nach seiner Auferstehung gingen und in die heilige Stadt kamen und erschienen vielen«, muss man doch unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass derartig öffentliche Wundertaten mit Sicherheit auch den zahlreichen weltlichen Chronisten, Historikern und anderen Zeitzeugen nicht entgangen wären.
Selbst wenn es nur ein Erdbeben gewesen sein sollte.

Entsprechende Hinweise oder Kommentare finden sich aber nirgends.

Die Rätsel lösten sich jedoch wenn man berücksichtigt dass Johannes ein uraltes Thema abgekupfert und es so bearbeitet hatte, dass es seinem Gesamtkonzept und seinen Zwecken entsprach.

Deutet man die Geschichte über Lazarus so, wie sie in den ägyptischen Quellen erzählt wird, nämlich als Allegorie, stellt sie keinerlei Problem mehr dar.

Im ägyptischen Totenbuch war Anu — im Griechischen Heliopolis (»Stadt der Sonne«) genannt - der theologische Name einer real existierenden ägyptischen Stadt, in der alljährlich die Riten um Tod, Bestattung und Auferstehung von Osiris beziehungsweise Horus abgehalten wurden.

Das Wort Anu setzt sich aus Nu zusammen, der Bezeichnung für »Mutter Himmel« beziehungsweise den ursprünglichen, leeren Raum, den »Abgrund des Nichts«, und aus dem Alpha privativum.

Anu beziehungsweise »Nicht-Nichts« bezeichnet also eine Welt der konkreten Wirklichkeit, die Welt der substanziellen Manifestation.

Mit anderen Worten: Anu war genau genommen der Ort, an den sich Einheiten des göttlichen Bewusstseins (Seelen) begaben, um ihren symbolischen »Tod« (Inkarnation) zu erleben und später zur Herrlichkeit aufzuerstehen.

Anu wurde auch Ort der »Vermehrung des Brotes« genannt.
Bezeichnenderweise heißt Bethlehem, der Geburtsort Jesu, wörtlich »das Haus des Brotes«.

Die Hebräer setzten ihre Vorsilbe für »Haus«, nämlich Beth, vor Anu und erhielten so Beth-Anu beziehungsweise das Haus von Anu.
Da u und i in alten Sprachen austauschbar waren, ergab sich das aus dem Neuen Testament bekannte Bethanien.

Wenn wir nun den ägyptischen Text lesen, erfahren wir, dass der ägyptische Christus, Horus, in Anu beziehungsweise Bethanien ein großes Wunder vollbrachte.

Er erweckte seinen Vater Osiris von den Toten, indem er ihn aufforderte, sich aus seiner Höhle »zu erheben und herauszukommen«.

Wir können uns jetzt der Frage zuwenden, um wen es sich bei Lazarus ursprünglich eigentlich handelte.

Wie der bedeutende Ägyptologe Sir Wallis Budge und andere Fachleute meinen, ist Asar ein alter Name für Osiris.

Die Ägypter brachten ihre Verehrung in der Regel dadurch zum Ausdruck, dass sie vor die Namen des Gottes den bestimmten Artikel setzten.

Sie sagten also »der Osiris«, was gleichbedeutend war mit »Herr Osiris«.

Als die Hebräer den Namen des Osiris beziehungsweise des Herrn Asar übernahmen, benutzten sie das hebräische Wort für »Herr«, el: also El-Asar.
Die Römer hängten später an die meisten Männernamen die lateinische Endung -us an.
So ergab sich El-Asar-us.
Im Laufe der Zeit »schliff« sich bei den Mündlichen Überlieferungen der Anfangsbuchstabe E »ab«, und aus dem s in Asar wurde z.

Damit haben wir nun Lazarus, den Osiris aus der Beth-Anu-Geschichte.

Massey, zieht daraus den überzeugenden Schluss, die Auferweckung des Lazarus in Bethanien durch Jesus sei »nichts weiter als eine Bearbeitung des altägyptischen dramatischen Mysteriums, in dem Horus, der Christus, seinen toten Vater Osiris aus dem Grab auferstehen ließ«.

Im Hieroglyphentext heißt es, dass Horus der göttlichen Meri an die Stelle folgte, an der Asar (Osiris) in seinem Grab lag, genau wie Jesus Maria folgte, die ihm auf dem Weg nach Bethanien entgegengekommen war.

Am entscheidendsten aber ist, dass die Schilderung schon um fünftausend Jahre v. Chr. in den ägyptischen Papyri zu lesen war.

Weitere Beweise für Übereinstimmungen zwischen dem Mythos und der biblischen Lazarusgeschichte liefern die Hinweise auf die Trauernden im Haus und am Grab von Lazarus.

Wir erfahren, dass nicht nur Maria weinte, sondern auch die »Juden«, die da waren, um die Schwestern zu trösten.
Und dann lesen wir die ergreifenden, berühmten Worte:
»Und Jesus gingen die Augen über.«

Das ägyptische Bethanien beziehungsweise Beth-Anu hieß lange zuvor schon »Ort des Weinens«!

Dazu Kühn: »Isis und ihre göttliche Schwester Nephthys, Jesus und Horus, Maria und Martha - sie alle weinten über den leblosen Herrn, El-Asar-us.«

Auch diese beiden göttlichen Schwestern, Isis und Nephthys, sind von Bedeutung.

In alten Quellen hieß Isis Meri, wie das lateinische Wort märe, »das Meer« (die Urquelle allen Lebens).

Der Plural von Meri lautete im Ägyptischen Merti.
In der lateinischen Form wurde daraus Mertae, im Hebräischen Martha.
Im altägyptischen Bericht sind also zwei Marien (beziehungsweise Maria und Martha) zugegen, beides Schwestern von Lazarus.

Martha und Maria traten also schon vor etwa viertausend Jahren in einer Geschichte über El-Asars beziehungsweise Lazarus Auferstehung von den Toten in einem ägyptischen Bethanien auf.
Das im Johannesevangelium geschilderte »Wunder« war keineswegs ein historisches Ereignis, sondern ein immer wiederkehrendes, zutiefst archetypisches und weit verbreitetes Symbol für die Macht Gottes, die Toten wieder auferstehen zu lassen.

Ein letztes Detail:
In der Schilderung des Johannes stellt Jesus die verblüffende Behauptung auf, Lazarus sei nicht tot, er schlafe nur

Das Gleiche wurde viele Jahrhunderte früher in den alten Schriften über Osiris gesagt:
»Dies ist Osiris, der nicht tot ist, sondern in Anu schläft, dem Ort seiner Ruhe, wo er den Ruf erwartet, der ihn heißt, heute herauszukommen.«

Im Text des Har-Hetep, des Sprechers, der Horus im Drama personifiziert, ist er es, der kommt, um Asar (Osiris) aus seinem Schlaf zu wecken.

Was aber haben all diese Parallelen zu bedeuten?
Das ägyptische Ritual ist ohne jeden Zweifel mythisch zu verstehen - es lobpreist die Auferstehung des wahren Selbst, des inneren Christus, zu strahlender Herrlichkeit.
Auch der Verfasser/Bearbeiter des Johannesevangeliums hatte keineswegs die Absicht, seine Leser mit »falscher Geschichte« hinters Licht zu führen.

Der Zweck, den er verfolgte, war vielmehr genau der gleiche: im lebendigen Kontext einer fiktiven Geschichte die spirituelle Wahrheit vom ultimativen Sieg des Menschen über das Grab zu vermitteln, unsere Auferstehung.

Der Umstand, dass etwas, das »historisch« einfach nur unglaubwürdig ist, wird so plötzlich umwerfend lebendig und spirituell höchste Bedeutend.

Die Ägypter glaubten seit Urzeiten an die Unsterblichkeit der Seele und an ihre endgültige glorreiche, spirituelle Auferstehung.
Doch nicht bloß ihr religiöses Denken wurde von der Geschichte um Osiris/Lazarus beherrscht, sondern auch das der gesamten vorchristlichen griechisch-römischen Welt.
Sie im Evangelium widergespiegelt zu sehen heißt beileibe nicht, das Neue Testament zu »entzaubern«.

Nein, die mythische, symbolische Bedeutung der Auferweckung des Lazarus dringt so weit zum Kern der Wahrheit vor, wie es keiner simplen »wahren Geschichte« gelingen könnte.

Wie wir unter dem Themendach Mumie gesehen hatten glaubten die Ägypter nicht das sich eine Mumie wieder aus seinen Binden wickelt sondern an die Auferstehung des Körpers im Mystischen Sinn.
Also nicht das die Mumie wieder lebendig wird sondern sie glaubten der Seele im Jenseits zu helfen.
So schrieben die Ägypter auf die Mumien „Christus“ = der Gesalbte

Laut Aussage der Bibel wickelte sich der verstorbene Lazarus – nur von Jesus gerufen - selber aus seinen Binden und stieg selbstständig aus seiner Gruft.
Ist das Denkbar?

Ein ägyptischer Jesus hatte einen ägyptischen Lazarus in Anwesenheit einer ägyptischen Maria und einer ägyptischen Martha in einem ägyptischen Bethanien von den Toten auferweckt - so die Schriften mindestens fünftausend Jahre v. Chr.

Die meisten Daten, vor allem im Matthäusevangelium, wurden offenbar nur eingesetzt, um den Anschein zu erwecken, die Prophetie des Alten Testaments habe sich erfüllt.
Daher auch die fast abgedroschen wirkende Formel, die in diesem Evangelium ständig wiederkehrt:
»damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja« oder einen anderen Propheten.

Der Kompilator war offenbar nicht gebildet genug, um zu wissen, dass diese Prophezeiungen den astronomischen Allegorien des alten Ägypten entstammten, dass sie sich daher nicht auf die Menschheitsgeschichte bezogen und sich auf der Ebene objektiver Ereignisse auch nicht erfüllen sollten.

In seinem 1999 erschienenen Buch „The Fabrication of the Christ Myth“ geht der jüdische Gelehrte Joseph Leidner auch auf die bekannte Evangeliengeschichte von der Schweineherde bei Gadera ein, in die die bösen Geister fahren und die sich dann in den See von Genezareth stürzt.

Leidner weist darauf hin, dass Gadera in Wirklichkeit mehrere Kilometer vom See entfernt ist - der ganze Vorfall beweise also entweder die Unwissenheit des Verfassers oder aber, dass er sich absolut nicht für wahrheitsgetreue Geschichtsschreibung interessiere.

Nach Matthäus…

„…in das Land der Gadar?ner…“
(Matthäus 8:28)

…und widersprüchlich in Markus und Lukas…

„…in das Land der Geras?ner…“
(Markus 5:1)

„Und sie legten am Ufer des Landes der Geras?ner an, das Galiläa gegenüberliegt.“
(Lukas 8:26)

…spielte sich dieses seltsame Schauspiel entweder im Land der Gadarener oder Gerasener ab.
An einem Berg von dem sich die Schweine ins Meer stürzten.

Dadurch das die Schweine laut Christenheit Gegenständlich von der Klippe ins Meer stürzen müssen, muss das Ganze in etwa so ausgesehen haben:

Fliegende Schweine - aus einem einfachen Grund.
Mal abgesehen davon dass sich die Bibelbücher widersprechen, in dem bei dem einen das Ganze in Gadara und bei dem anderen in Gerasa stattgefunden hat ist in beiden Gegenden rundherum nichts als Wüste.

Laut Einsichtenbuch wäre das kein Problem da es sich nur um eine recht wage Richtungsangabe handeln würde.
"Einsichten über die Heilige Schrift"
Seite 796 Gadarener

Es könnte also am Meer gewesen sein.
Alles schön und gut.
Das Dumme ist nur - es gibt dort keine Klippen wie es im „größter Menschbuch“ dramatisch dargestellt wird.

„…die ganze Herde stürmte über den Steilhang hinab ins Meer“
(Matthäus 8:32)

„Nun weidete dort am Berg eine große Herde Schweine…und die Herde stürmte über den Steilhang hinab in das Meer“
(Markus 5:11)

„…und die Herde stürmte über den Steilhang hinab in den See.“
(Lukas 8:33)

Entweder war es in Gadara oder in Gerasa dann mag es dort Steilhänge gegeben haben.
Oder war es am See dann gab es dort jedoch keine Steilhänge.

maps.google.com/

Wer will kann sich selber jetzt sofort über Satellitenbilder davon Überzeugen.

Will man diese Geschichte also unbedingt auf historisch fundierte Füße stellen, klappt alles in sich zusammen.
An…

a) dem widersprüchlichen Ortsangaben zwischen Lukas, Markus und Matthäus
b) dem Fehlen jeglichen Wassers in beiden Gegenden
c) dem Fehlen der Steilhänge an dem in frage kommenden Seeufer

Begreift man es aber als Mythos bleibt es wertvoll und lebendig.
Auch ohne das der Erzähler Ortskenntnisse besaß oder das Anliegen hatte ein historisches Ereignis festzuhalten.

Leidners Schlussfolgerung aus diesem und anderen Beispielen:

»Aus dem Beweismaterial ... ergibt sich, dass die Evangelienschreiber die Geschichte und Gebräuche des Heiligen Landes und den Judaismus an sich einfach nicht kannten.
Sie arbeiteten mit Quellenmaterialien, die nichts mit historischen Daten irgendeiner Art zu tun haben.«

Man ist geneigt zu glauben, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes hätten im 1. Jahrhundert n. Chr. eines Tages zur Feder gegriffen und von sich aus die Evangelien geschrieben.
So war es jedoch keineswegs.

Wie Kühn ausführt, hätten sich nie irgendwelche »Autoren« hingesetzt und die biblischen Bücher so verfasst wie etwa Karl May seine Romane.

Die Bücher der Bibel existierten schon lange vor ihrer schriftlichen Aufzeichnung.
Es waren die gesprochenen Verse beziehungsweise Aussprüche des großen spirituellen Dramas; es handelt sich um mündliche Überlieferungen, die viele Jahrtausende lang existierten, bevor sie irgendwann niedergeschrieben wurden.

Eines Tages, so Kühn, »vertrauten die Weisen sie schließlich der Schrift an, damit sie später nicht verloren gingen«.
Die Evangelisten brachten somit einfach mündliche Evangelien, die bereits eine zentrale Josua/ Jesus-Gestalt kannten und zuvor in den Kults der Essener und der Mysterien mündlich weiter getragen wurden, einem breiteren Publikum zur Kenntnis.

Noch einmal: Ich sage nicht, dass die Menschen des
Altertums wahre Geschichten erzählt haben und wir
heutzutage klug genug sind, sie symbolisch zu verstehen.
Nein, ich sage, sie haben sie symbolisch erzählt und wir
sind heute dumm genug, sie wörtlich zu nehmen.

John Dominic Crossan, Der historische Jesus

Re: Siehe! Ich bin das Licht der Welt - VII - Lazarus

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. August 2008 12:26

Hatte ich es richtig verstanden, war die letzte Serie von „+" auf sieben Teile konzipiert.
Was also, soll man zusammengefasst zu ihr sagen?
Dann erst mal dieses.
Ihre Substanz ist durch die Meinungsfreiheit abgedeckt.
Zur Meinungsfreiheit gehört dann aber auch:

Nicht jeder ist mit dem Dargelegten „glücklich". Einer der auch Vorbehalte äussern würde (im Fall der Fälle), ist mit Sicherheit auch der Herr Russell.
Schon in den Vorworte seiner „Schriftstudien" begegnet man einem diesbezüglichen Beispiel, indem er gegen Thomas Paine und Robert Ingersoll polemisiert. Und er bringt den Kernpunkt seiner Kritik zusammengefasst in dem Begriff „Höhere Textkritik" zum Ausdruck, die er denn entschieden ablehnen würde.
Im berühmt-berüchtigten Band 7 (S. 464, Auflage 1925) begegnet man auch einer Karikatur, die just diesen Aspekt thematisiert

Man kann weiter gehen und definitiv sagen.
Auch Rutherford stand auf Kriegsfuss mit der „höheren Textkritik". Darin unterschied er sich wahrlich nicht von Russell. Worin er sich von Russell dann unterschied, war in der Tat die konsequente Ausbauung der WTG zum „Klinkenputzersystem", zur „Geschäftsfirma".
Eine „Geschäftsfirma" ist auch dann gegeben, wenn ihre „Topmanager" keineswegs die Gehälter eines Direktors der Deutschen Bank, oder der Firma Porsche etwa, kassieren.

Die Konditionen der Manager von „Religionsfirmen" müssen sich halt auch an die allgemeine Marktlage anpassen. Auch dem Herrn Papst in Rom, kann man sicherlich nicht unterstellen, dass sein Gehalt sich auf der Ebene des mit genannten Porsche-Chefs bewegen würde.
Indes, am „Hungertuch" nagte sicherlich auch nicht Herr Rutherford, wofür denn seine „Beth Sarim" nebst „standesgemäßen Dienstwagen", auch wohl sprechen dürfte.

Und auch Herr Knorr pflegte bei seinen Europatrips, etwa anlässlich des Kongresses Nürnberg 1955, nicht auf den Massenquartieren zu schlafen, die da fürs Fußvolk zubereitet waren. Er zog es schon vor, zur gleichen Zeit in einem First Class Hotel zu nächtigen.

Damit dürfte einstweilen das Thema „Geschäftsfirma" ausreichend abgehakt sein.

Nun also wieder zur „höheren Textkrtik" und ihren Gegnern.
Es sei eingeräumt, dass manchen, dessen Trennungsgrund von der WTG, nur im „auskosten" ihres Totalitarismus, und der sich daraus ergebenden
„Eines Tages-Konsequenz" bestand:
„Jetzt ist Schluss mit lustig".

Das manchen diese Argumentation, die hier jetzt das Thema ist dann, sehr vorsichtig ausgedrückt, mehr als gewöhnungsbedürftig erscheint.
In ihrem Bildungsniveau sind selbige aber nach wie vor, stark WTG-geprägt.

Nun muss man der WTG noch einen geschickten Schachzug zugute halten.
Um dort einen „höheren" Posten zu bekleiden. Dazu bedarf es nicht viel.
Eigentlich nur eines: WTG-Linientreue.

Und dann kommt eines Tages das „Damaskuserlebnis", vielleicht auch für ein oder anderen dieser formals WTG-Linientreuen.
Dann stellt sich (neben anderen Fragen) auch die.
Vorher war er/sie „etwas" in WTG-Gefilden. Was ist er jetzt?

„Draussen" in der harten Welt, herrschen da andere „Spielregeln". Das WTG-"Wissen" erweist sich dort draussen, nicht selten „einen Pfifferling wert".

Das ist dann die zweite, zusätzliche Herausforderung.
Schafft er es, den „Marktwert" der WTG-Ideologie realistisch einzuschätzen, oder schafft er es nicht.
Man beobachtet da, gar nicht mal so selten Fälle jener, die es eben nicht schaffen.
Die weiter Gebetsmühlenartig vor sich hertragend den Satz kolportieren. Die „höhere Textkritik" sei Teufelszeug.

Zwar werden sie sich hüten, etwa ein neues 1975-Datum zu verkünden. Da sind sie in der Tat, inzwischen gebrannte Kinder.
Aber ihr ganzes übriger Wissenslevel bewegt sich eben nach wie vor, wenn nicht direkt, so doch indirekt, auf dem Umfeld des „1975-Level".

Und sollten sie auch der Suche nach Bühmännern sein.
Ich fürchte, in der Argumentation von „+" in vorgenannter Serie, haben sie ein Beispiel gefunden.

Dies ist eine Meinung.
Andere mögen eine andere haben. Auch das ist klar.
Für solche andere Meinungen stehen etwa Aussagen wie die:

„Du (das heisst „+") solltest ein Buch schreiben!
Fantastische Arbeit. Vielen Dank dafür!"

Ich würde mich persönlich auch nicht zu jenen rechnen, die sich Russells Ablehnung der „höheren Textkritik" anschliessen. Ganz im Gegenteil. So lese ich beispielsweise als Abonnement auch die vom „Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten" herausgegebene Zeitschrift MIZ (und das so ziemlich seit ihren Anfängen), womit meine Individual-Position ziemlich deutlich sein dürfte. Habe dort auch schon mal einen kleineren Artikel veröffentlichen können.

Gleichwohl bewahre ich dennoch eine gewisse Distanz. Auch dieser Verein darf mich nicht zu seinen Mitgliedern zählen; obwohl man auch dort handeringend nach solchen sucht.
Aber ich halte zumindest den Satz für Bedenkenswert den Friedrich Engels in seinem Aufsatz
„Bruno Bauer und das Urchristentum" mal so formulierte:

„Mit einer Religion, die das römische Weltreich sich unterworfen und den weitaus größten Teil der zivilisierten Menschheit 1.800 Jahre lang beherrscht hat, wird man nicht fertig, indem man sie einfach für von Betrügern zusammengestoppelten Unsinn erklärt. Man wird erst fertig mit ihr, sobald man ihren Ursprung und ihre Entwicklung aus den historischen Bedingungen zu erklären versteht, unter denen sie entstanden und zur Herrschaft gekommen ist. Und namentlich beim Christentum.
Es gilt eben die Frage zu lösen, wie es kam, daß die Volksmassen des römischen Reiches diesen noch dazu von Sklaven und Unterdrückten gepredigten Unsinn allen andern Religionen vorzogen, so daß endlich der ehrgeizige Konstantin in der Annahme dieser Unsinnsreligion das beste Mittel sah, sich zum Alleinherrscher der römischen Welt emporzuschwingen.

Thematisch vielleicht auch noch:

Parsimony.19267

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