Bethlehem: Oder wie aus dem Tempel Tammuz der Geburtsstall Jesu wurde


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 07. Juli 2007 10:39:

Die Frage nach dem Geburtsort Jesu glauben heute sogar Menschen beantworten zu können die mit der Bibel für gewöhnlich nichts am Hut haben.

Sucht man die Antwort aber in biblischen Schriften, dann stößt man auf Unklarheiten und Zweideutigkeiten.

Die Texte der Bibel sind am ehesten mit Mosaiksteinchen vergleichbar, die man zu einem großen Bild zusammengefügt hat. Bei näherem Hinsehen erkennt man aber, dass manche Steinchen so ganz und gar nicht zusammengehören. Moderne Bibelübersetzungen folgten dann dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“

Nehmen wir zuerst die Broschüre: Das gute Land sehen.

Dort finden wir zwei Bethlehem.

Eines bei Nazareth in Galiläa und eines bei Ephratha

Nachdem Maria vom himmlischen Boten erfahren hatte, dass sie schwanger war (Lukas1:26-38) wurde sie von Unruhe erfasst.

„In ihrem (Elisabeths) sechsten Monat wurde der Engel G?briel von Gott in eine Stadt Galiläas mit Namen N?zareth gesandt, zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Joseph aus dem Hause Davids zur Ehe versprochen war; und der Name der Jungfrau war Maria.“
(Lukas 1:26-27)

Diese Ortsangabe lässt keinen Zweifel offen.
Nazareth bei Galiläa.

Sie wollte sich mit einer Verwandten besprechen. Besonders geeignet erschien ihr Elisabeth, die ebenfalls in anderen Umständen war. Wo Elisabeth genau wohnte, wird nur umschrieben. Ein konkreter Ort wird nicht genannt.

„In diesen Tagen nun machte sich Maria auf und begab sich eilends in das Bergland, in eine Stadt Judas,…“
(Lukas 1:39)

Elisabeth war im gebirgigen Teil von Juda zu Hause.
Damit scheidet aber Nazareth als Wohnort von Maria und Josef aus.
Denn wenn es Nazareth überhaupt zu Jesu Lebzeiten gegeben haben sollte, dann muss es irgendwo im Galiläischen, unweit des Sees Genezareth gelegen haben.

„Der Christus kommt doch eigentlich nicht aus Galiläa?“ (Johannes 7:41)

Von hier aus ins Gebirge von Judäa sind es gut 150 Kilometer.
Eine höchst bemerkenswerte Strecke für einen Plausch.
Die "Reisegeschwindigkeit" ist bei 1 ES (Eselstärke) gemächlich, so dass man zwischen Sträuchern und Büschen am Wegesrand die Vielzahl von zarten Wildblumen, seltenen Blüten, bunten Schmetterlingen und Vögeln entdecken kann.
Würde man jeden Tag etwa 8 Kilometer einplanen dauert die Reise 18-19 Tage.
Eine Strecke die man in biblischen Zeiten nur zurücklegte wenn es einen wichtigen Grund gab.
Fraglich ob eine Schwangere diese Strapaze auf sich nahm, um sich mit einer Verwandten zu unterhalten.
Maria hätte sich einer Karawane anschließen müssen und wäre wochenlang unterwegs gewesen.
Im Evangelium nach Lukas wird aber Nazareth eindeutig als Wohnort von Maria und Josef angegeben.

Folgt man dem Evangelium nach Matthäus dann lebten Maria und Josef von Anfang an in Bethlehem:

Maria wurde schwanger vom Heiligen Geist. Josef wollte sie verlassen, wurde vom Engel des Herrn davon abgehalten und blieb bei seiner Frau. Schließlich wurde das Baby in Bethlehem geboren.

Hier ist von keiner Reise die Rede.
Nach Mathäus müsste sie diese Reise aber drei Mal auf sich genommen haben.

Welches Bethlehem war nun die ursprüngliche Heimatstadt der Familie Jesu?
Wurde Jesus überhaupt in Bethlehem geboren?

Nach Markus, fehlt jeder Hinweis auf die Stadt, in der Jesus geboren wurde.
Nur Matthäus und Lukas bringen Bethlehem ins Spiel.

Die Betonung liegt auf »ein«, denn es stehen zwei Bethlehem zur Auswahl.
Matthäus erklärt auch gleich, warum er den Geburtsort nach Bethlehem verlegt:
Jesus muss seiner Ansicht nach dort zur Welt gekommen sein,

Matthäus 2:1 nach Luther 1856:

und Kapitel 2:6

Damit spielt Matthäus auf den Propheten Micha an.

„Und du, o Bethlehem-Ephratha, das zu klein ist, um schließlich unter den Tausenden Judas zu sein, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher in Israel werden soll, dessen Ursprung aus frühen Zeiten ist, aus den Tagen unabsehbarer Zeit.“
(Micha 5:2)

Matthäus spricht von »Bethlehem im jüdischen Lande«, Prophet Micha hingegen von »Bethlehem Ephratha«.

Dies ist zweideutig, denn es gibt zwei verschiedene Orte, die leicht miteinander verwechselt werden können.

1. Als Stadt in Juda, die ihren Namen wegen der Fruchtbarkeit ihrer Umgebung im Gegensatz zur nahen Wüste Juda trägt. In den Amarnabriefen heißt der Ort Beth-Lachama, d. h. Haus oder Tempel der Göttin Lachama, und war damals eine Stadt des Landes Urusalim (= Jerusalem).
Zuerst wird Bethlehem in 1.Mo 35:19 in der Geschichte über Rahels Grab erwähnt.

Einsichten-Band2 Seite 658 Rahel
„Rahels Grab „im Gebiet Benjamins zu Zelzach“ war zur Zeit Samuels, etwa sechs Jahrhunderte später, immer noch bekannt (1Sa 10:2). Gemäß der Überlieferung lag es ungefähr 1,5 km n. von Bethlehem. Das wäre jedoch im Gebiet Judas und nicht im Gebiet Benjamins gewesen. Andere schlagen daher eine weiter n. gelegene Stelle vor.“

„Und was mich betrifft, als ich aus P?ddan kam, starb Rahel an meiner Seite im Land K?naan, auf dem Weg, als es noch eine gute Strecke Landes war, bevor man nach ?phrath kommt, so daß ich sie dort am Weg nach ?phrath, das heißt B?thlehem, begrub.“
(1. Mose 48:7)

Hier also eindeutig „Bethlehem am Ephrath“.

Josua nennt Bethlehem am Ephrath nicht, aber die Septuagintaübersetzung hat zwischen Josua 15:59 und 60 noch 11 Städte eingefügt, unter denen auch das Bethlehem am Ephrath vorkommt. Aus Bethlehem am Ephrath in Juda war der Levit, der Götzenpriester im Hause Michas war (Ri 17:7). Elimelech und seine Frau Naemi wanderten aus Bethlehem am Ephrath in Juda aus und zogen nach Moab (Rt 1:1). Bethlehem am Ephrath in Juda ist Davids Vaterstadt (1 Sam 16) und heißt daher auch »die Stadt Davids« (1 Sam 20:6; Luk 2:4). Rehabeam befestigte Bethlehem am Ephrath in Juda (2 Chron 11:5,6), und nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft besiedelten 123 Einwohner des alten Bethlehem am Ephrath in Juda ihre Stadt aufs neue (Esra 2:21). Seinen besonderen Glanz bekommt der Ort dadurch, daß Jesus Christus hier geboren wurde, wie Micha verheißen hatte (Mi 5:1; Matt 2:3—8).
Über der vermutlichen Geburtsstätte Jesu in einer Höhle im Kalkfelsen ließ Kaiser Konstantin 330 zu dann eine Geburtskirche errichten.

2. Das andere Bethlehem liegt 150 Km entfernt. 11 km westnordwestl. von Nazareth liegt im Stamme Sebulon ein Bethlehem (Jos 19:15), wohl der Heimatort des Richters Ebzan (Ri 12:8). Das früher bedeutendere Beth Lahm ist heute ein kleines, armes Dorf.

Wo, in welchem Bethlehem, wurde Jesus geboren?

Diese Frage wurde schon vor Jahrhunderten intern in Theologenkreisen – lange vor der Wachtturm Gesellschaft diskutiert.
Erst um 1900 herum entschloss man sich die Bibel „eindeutiger“ zu Formulieren.
Aus Bethlehem im jüdischen Lande wurde in trauter Einhelligkeit ein Bethlehem in Judäa.

Trotz „eigener Bibel-Übersetzung“ übernahm die Wachtturm Gesellschaft den Geburtsort Jesu in dem Bethlehem in dem David geboren wurde.

Wachtturm 1.1.1971

Seite 14 Abs. 20

„Maria und Joseph zogen zurück nach Davids Geburtsort, Bethlehem, in der römischen Provinz Judäa, dadurch erfüllte sich die göttliche Prophezeiung in Micha 5:1. David war in Bethlehem als Hirte tätig gewesen, und zu der Zeit, da Maria ihren ersten Sohn gebar, den sie durch ein Wunder empfangen hatte, gab es dort immer noch Hirten.“

Mit historischer Forschung hat seine hypothetische Annahme freilich nichts zu tun, eher mit Wunschdenken:
Jesus sollte nach Matthäus und Lukas ein Nachfahre des legendären König David sein.

Also musste er in Bethlehem geboren werden, das auch als Geburtsort Davids angesehen wird.

Warum aber das Bethlehem am Ephrath in Juda?
Es lag unweit der Berge Judäas.
Wenn Maria und Josef in Bethlehem lebten, dann konnte Maria bequem ihre Verwandte Elisabeth besuchen.

Dann aber ist die Geschichte von den anstrengenden Märschen von Nazareth nach Bethlehem eine frei erfundene fromme Legende.

Der größte Mensch der je lebte

Kapitel 2

Kapitel 4

Welche Story von Bethlehem klingt also plausibler?

Nach dem Tod Jesu hatte es die kleine christliche Glaubensgemeinschaft sehr schwer.
Es gab noch andere religiöse Gruppen, die schon viel älter waren.
Die Hauptkonkurrentin aber war zweifelsohne die Anhängerschaft von Johannes dem Täufer. Im frühen ersten Jahrhundert nach Christus gab es nicht wenige Menschen aus dem Volk Israel, die Johannes den Täufer für den von Gott gesandten Helfer, für den Messias hielten.

Welche Gruppe sich durchsetzen würde, war damals nicht abzusehen.

Um 90 n. Chr. benötigten die Anhänger Jesu einen Beleg für die Überlegenheit ihres Meisters über den Rivalen Johannes.
Und so nahm der Arzt und Verfasser des nach Lukas benannten Evangeliums den Kampf auf:

„In diesen Tagen nun machte sich Maria auf und begab sich eilends in das Bergland, in eine Stadt Judas, und sie trat in das Haus Sacharjas ein und begrüßte Elisabeth. Als nun Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kindlein in ihrem Schoß; und Elisabeth wurde mit heiligem Geist erfüllt, und sie rief mit lautem Ruf und sprach: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Schoßes! Wie kommt es denn, daß mir dieses [Vorrecht] zuteil wird, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als der Klang deines Grußes in mein Ohr drang, da hüpfte das Kindlein vor Jubel in meinem Schoß.“
(Lukas 1:39-44)

Er ließ die schwangere Maria ihre Verwandte Elisabeth besuchen, die ebenfalls ein Kind erwartet: Johannes, später Johannes der Täufer genannt.

Maria reiste von Nazaret 150km nach Judäa und ein Baby hüpfte.

Denn kaum erblickte Elisabeth Maria, rief sie prompt begeistert aus:

„Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Schoßes! Wie kommt es denn, daß mir dieses [Vorrecht] zuteil wird, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als der Klang deines Grußes in mein Ohr drang, da hüpfte das Kindlein vor Jubel in meinem Schoß.“

Der Text lässt keinen Zweifel aufkommen:
Jesus soll als der Überlegene angesehen werden.
Das wird ausdrücklich von der Mutter des Johannes und gleich noch direkt vom ungeborenen Täufer selbst anerkannt.

Nun reiste Maria drei Monate später wieder nach Nazareth zurück.
Nur um dann hoch schwanger erneut nach Judäa zu reisen.

„Natürlich ging auch Joseph von Galiläa aus der Stadt N?zareth nach Judäa zur Stadt Davids hinauf, die B?thlehem genannt wird, weil er aus dem Hause und der Familie Davids stammte“
(Lukas 2:4)

Wegen einer Volkszählung hätten Maria und Josef den beschwerlichen Marsch nach Bethlehem antreten müssen. Eine solche Vorgehensweise, wie sie Lukas beschreibt, wäre aus der Sicht der Römer geradezu absurd gewesen. Die Steuern waren am aktuellen Wohnort zu entrichten. Von Interesse war also nur, wer zum Zeitpunkt des Zensus wo lebte und wie viel er verdiente. Alles andere war ohne Belang. Wenn Maria und Josef in Nazareth gelebt hätten, wären sie in Nazareth registriert worden. Den Römern war mit Sicherheit der ursprüngliche Herkunftsort ihrer Untertanen gleichgültig gewesen.

Jeder Jude hätte nähmlich eruieren müssen, ob es seinen Geburtsort überhaupt noch gab, um dann seinen Heimatort zu verlassen und in die Fremde zu reisen. Das hätte erhebliche Unruhe ins Land gebracht, woran den Römern mit Sicherheit nicht gelegen war.

Wurde aber nun Jesus in Bethlehem geboren?

So sehr die Wachtturm Gesellschaft an Bethlehem bei Juda als Geburtsort Jesu auch festhält, in der wissenschaftlichen Literatur hat man sich längst von dieser Vorstellung verabschiedet.

Nach Prof. Dr. Lüdemann sind die Hinweise sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas auf Bethlehem als Jesu Geburtsort historisch bedeutungslos.
(„Jesus nach 2000 Jahren“ Seite 171 und 345)
Neutestamentler Rudolf Hoppe, Passau, fordert, man müsse darauf verzichten, Geschichten wie die vom Geburtsort Bethlehem »auf der historischen Ebene zu suchen«.
(Jesus/ Von der Krippe an den Galgen Seite 24).

Warum entschlossen sich die Verfasser der Evangelien nach Matthäus und Lukas um 50 n. Chr. trotzdem für Bethlehem? Und warum helfen moderne Übersetzungen für einen Bethlehem bei Judäa nach?

Es gibt drei Gründe:

1.) Bethlehem erfüllte scheinbar eine Prophezeiung Michas.
2.) Bethlehem lag in der Nähe von Elisabeths Wohnort.
So konnte Maria bequem ihre Verwandte besuchen.
Und Elisabeth sowie das ungeborene Baby wurden dadurch in die Lage versetzt, die Überlegenheit Jesu zu bekunden.

Es bleibt das Geheimnis der Wachtturm Gesellschaft warum sie einerseits jede noch so lächerliche Handlung die irgendwie mit heidnischen Bräuchen verbunden sein könnte verbietet und ausgerechnet hier bei heidnischen Traditionen weniger Skrupel hegt.
Im Wachtturm vom 15.12.1990…

…muss die Wachtturm Gesellschaft zugeben dass sie sich mit der Angabe des Geburtsortes Bethlehem lediglich der heidnischen Tradition beugt.

Seite 5

Der Geburtsort ist nicht bekannt.

Und auch das Bethlehem bei Judäa ist in wirklichkeit nur heidnische Tradition.
Was aber wenn auch das hüpfende Baby frei erfunden ist?

Der entscheidende und dritte Grund fehlt noch:

Bethlehem war ursprünglich ein religiöses Zentrum.

Verehrt wurde die babylonische Gottheit Lah.
Bet-Lahama war das Haus des Gottes Lah.
Ein alter heidnischer Kultplatz wurde so in den neuen Glauben integriert.

Es fiel den Anhängern des alten Glaubens dann leichter, den neuen anzunehmen.

Noch älter ist eine zweite Kultstätte.
In einer Höhle wurde etwa zweieinhalb Jahrtausende vor Christus Dumu-zi verehrt.
Dumu-zi, bei den Hebräern später Tammuz genannt, war ein früher Vorläufer Jesu.
Sein Name lässt sich mit »rechter Sohn« übersetzen.
Freiwillig stieg er in die Unterwelt hinab, um dann wieder Auferstehung zu feiern.

Noch etwa um 500 vuZ. wurde in wiederkehrenden Feiern sein Tod beweint, wie Hesekiel bitter beklagt.

„So führte er mich an den Eingang des Tores des Hauses Jehovas, das nach Norden hin ist, und siehe, da saßen die Frauen, [die] den [Gott] T?mmuz beweinten.“
(Hesekiel 8:14)

Dies war den frühen Christen ohne Zweifel ein Dorn im Auge.
Sie vermochten es nicht, einen uralten Glauben auszurotten.
Also vereinnahmten sie ihn für die neue Religion.
Wo Dumu-zi als »rechter Sohn« jahrtausendelang angebetet worden war, wurde nun ein anderer »rechter Sohn« verehrt: Jesus.
Die heilige Grotte des Dumu-zi wurde zur Geburtsstätte Jesu umfunktioniert.

Im 4. Jahrhundert nach Christus wurde dann über dem heidnischen Heiligtum die Geburtskirche Jesu errichtet.


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