Der vorangegangene Jahrgang   1945

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1946 Wahrheit war

„Der Deutsche Weg"

Die Zeugen Jehovas haben so ihre Lieblingszitate, die sie dem unbedarften Publikum bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten unter die Nase halten. Eines davon ist das aus einer Wochenzeitung mit dem Titel „Der Deutsche Weg". Eine nähere Verifizierung zu diesem Presseorgan findet seitens der Zeugen Jehovas, in etlicher ihrer Zitate des Textes, nicht statt. Lediglich, dass der Artikel im Jahre 1938 erschienen sei, wird noch vermerkt.

Schon in der Rutherford-Broschüre aus dem Jahre 1938, "Schau den Tatsachen ins Auge", wird im Anhang unter der Überschrift "Hitler und der Papst" jenes Dokument zitiert. Gleichfalls in "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" (S. 130).

So sei denn, dass Versäumnis der Zeugen Jehovas hier erstmals richtiggestellt. Der Artikel ist in der in Lodz (Polen) seiner Zeit erschienenen Zeitschrift „Der Deutsche Weg. Kampfblatt der Deutschen in Polen". Hrsg. von Ludwig Wolff, Folge 22, Lodz 29. Mai 1938, enthalten. Es gibt aber noch eine weitere Zeitschrift mit diesem Namen. Die Zeugen Jehovas zitieren ständig nur den letzten Teil dieses Artikels, ohne jedoch die einleitenden Ausführungen auch nur eines Wortes zu würdigen. So sei denn der fragliche Artikel nachstehend im gesamten Kontext einmal zitiert:

„Ach! Schrecklich dieses Nazideutschland!

Die 'Ernsten Bibelforscher'

Ein römisch-katholischer Priester aus der Diözese Berlin schreibt uns:

Die katholische Internationale Presse-Agentur (Kipa) meldet, dass der amerikanische Oberste Gerichtshof entschieden habe, für die Verteilung religiöser Flugschriften sei keine behördliche Erlaubnis notwendig. Diese Verordnung hat die Bestimmungen einer Stadt im Staate Georgien, auf welcher mehrere 'Bibelforscher' wegen Verurteilung von Flugschriften verurteilt worden waren, für verfassungswidrig erklärt. Es handelt sich, wie die Kipa ausdrücklich feststellt, um ausgesprochen anti-katholische Flugschriften.

Die 'Kipa' meldet weiter, dass in Kanada der Appellationsgerichtshof die Flugschriften der 'Ernsten Bibelforscher' für aufrührerisch erklärte. Soweit die 'Kipa.'

Vor 1933 entwickelte die merkwürdige Gesellschaft der 'Ernsten Bibelforscher' auch in Deutschland größte Wirksamkeit. 'Richter' Rutherford kam selbst nach Deutschland und sprach u. a. im Sportpalast, dem größten Saal Berlins. Zufolge seiner amerikanischen Zirkuspropaganda war kein Platz im Sportpalast unbesetzt. Und nun sprach der große Mann! Er verleumdete die Kirchen, in erster Linie die katholische Kirche. Letztere diene nur Gott Mammon. Den Hl. Vater nannte er den 'Präsidenten des Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft zur Ausbeutung der Dummen.' Dann blätterte er in seiner Bibel herum, als ob sie ein Hokuspokus-Buch sei. Er zählte allerorts biblische Zahlen zusammen, teilte sie durcheinander, schleuderte mit Zauberworten um sich und rechnete endlich den Menschen vor, dass innerhalb einiger Jahre die Welt untergehen würde. … Wenn man sich nicht zu Rutherford bekehrte!

Es gibt jetzt ein Land in der Welt, indem die sogenannten 'Ernsten Bibelforscher' verboten sind. Das ist Deutschland! Die Auflösung der Sekte, die in Deutschland damals bereits festen Fuß gefasst hatte, erfolgte nicht unter Brüning, obwohl die katholische Kirche in der Brüningschen Zeit darauf drängte. Der 'allerkatholischste Reichskanzler' Brüning antwortete aber, dass er kein Gesetz hätte, dass ihn ermächtigte, die Sekte der 'Ernsten Bibelforscher' aufzulösen.

Als Adolf Hitler an die Macht gekommen war und der deutsche Episkopat seine Bitte wiederholte, sagte Hitler: Diese sogenannten 'Ernsten Bibelforscher' sind Unruhestifter; sie stören das harmonische Zusammenleben unter den Deutschen; ich betrachte sie als Kurpfuscher; ich dulde nicht, dass die deutschen Katholiken durch diesen amerikanischen 'Richter' Rutherford auf eine derartige Weise beschmutzt werden; ich löse die 'Ernsten Bibelforscher' in Deutschland auf; ihr Vermögen stelle ich der Volkswohlfahrt zur Verfügung; ich lasse ihre sämtlichen Schriften beschlagnahmen. Bravo!

Dem amerikanischen Episkopat, auch Kardinal Mundelein, gelingt es indessen nicht, in den Vereinigten Staaten die Bücher Rutherfords, in denen die katholische Kirche verleumdet wird, vom Büchermarkt zu entfernen!"

Es steht auch für mich eindeutig fest, dass vorstehender Artikel ein zeitgenössischer Beleg für die katholisch-faschistische Interessengleichheit in Sachen Zeugen Jehovas ist. Dieses Dokument ist nicht zu beschönigen. Die katholisch-faschistische Liaison lässt sich auch an vielerlei anderen Beispielen festmachen. Der bedeutendste davon: Der Fall Jonak. Also in der Interpretation des Textes streite ich nicht mit der WTG. Wohl aber in der noch zu nennenden Undifferenziertheit.

„Der Deutsche Weg", nannte sich jene in Polen erschienene Wochenzeitung. Es gibt aber noch Namensvettern davon! Beispielsweise eine in Mönchen Gladbach (danach in Köln) ab Oktober 1928 erscheinende Periodika mit dem Titel: „Der Deutsche Weg. Katholische Wochenzeitung". Letztere fällt aus der Betrachtung heraus, weil man in deren Ausgabe vom 9. September 1932 lesen konnte:

„Ende dieses Monats gelangt der 4. Jahrgang unserer Wochenzeitung zum Abschluss. Vom 1. Oktober ab kann 'Der Deutsche Weg' nicht mehr durch die Post bezogen werden, wir haben ihn aus der Postzeitungsliste abgemeldet."

Dann gab es nach 1933 noch eine weitere katholische Wochenzeitung mit dem Titel „Der Deutsche Weg". Sie erschien allerdings nicht in Deutschland, war aber in deutscher Sprache geschrieben. Ihr Herausgeber war der Jesuit Friedrich Muckermann. Er, und sein Blatt waren mit eines der bestgehassten Objekte des Hitlerregimes. Die Zeugen Jehovas haben überdies keinerlei Anlass, sich über die Nazifeindliche Berichterstattung dieses Blattes zu beschweren. Ganz im Gegenteil. Sie müssten ihm sogar noch dankbar sein. So brachte Muckermann beispielsweise in der Ausgabe vom 29. Mai 1938 seines „Deutschen Weges" unter der Überschrift „Hitlerjugend und Familie" eine Nazikritische Notiz, die auf einen Sorgerechtsentzugsfall des Naziregimes in Sachen Zeugen Jehovas basierte.

Jetzt nimmt die Sache langsam kriminelle Dimensionen an! Nach 1945 meldete sich Muckermann erneut zu Wort. Er berichtete über seine tatsächliche Nazigegnerschaft. Auch die Redaktion der Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Trost" erfuhr davon und schoss prompt eine Breitseite gegen Muckermann ab! Was hat er sich zuschulden kommen lassen? Der Historiker wird dazu sagen müssen nichts. Zuschulden kommen lassen hat sich indes die „Trost"-Redaktion die undifferenzierte Gleichsetzung des „Deutschen Weg" von Muckermann, mit jenen „Deutschen Weg", der seinerzeit in Lodz (Polen) erschien.

Das „Trost" (Nr. 561; 1. Februar 1946) schrieb dazu:

„Und wirklich bietet dass 'Basler Volksblatt' aus der Feder des Jesuitenpaters F. Muckermann den angeblichen Beweis an, dass die deutschen Katholiken 'den Heldenkampf gegen Hitler geführt haben.' (es handelt sich dabei besonders um die Herausgabe der verbotenen Zeitschrift 'Der Deutsche Weg', die jahrelang von F. Muckermann S. J. geschrieben wurde).

Unseren Lesern ist 'Der Deutsche Weg' nicht ganz unbekannt. Ein bemerkenswertes Zitat daraus erschien in dem Schriftchen 'Schau den Tatsachen ins Auge!' Von J. F. Rutherford. …

Zum Beweis, wie sehr die Kirche gegen die Hitlerregierung gearbeitet habe, können das Basler Volksblatt und Muckermann auf folgende Tatsachen hinweisen: Die Bücher, die F. Muckermann verfasst hatte, wurden durch die Gestapo verbrannt. 'Der Deutsche Weg' war verboten und musste illegal verbreitet werden. 'Der Deutsche Weg' hat die Hitlerregierung niemals anerkannt. Er brachte Aufklärung über die Konzentrationslager...."

Nach dieser Referierung kann sich die WTG es sich nicht verkneifen, sozusagen als Kommentar dazu, mit einem Gedicht zu antworten:

„Das Chamäleon.

Das ist ein Reptil

auffallend durch sein Farbenspiel.

Je nach Atmosphäre,

zeigt es sich dunkel und bald hell.

Es wechselt seine Farbe schnell.

Kommt etwas in die Quere,

und ähnlich dem Chamäleon

verändert Rom den Farbenton

Und seine fromme Lehre.

Es kann erscheinen ohne Not

in schwarz, weiß, Braun und Rot,

je nach der Atmosphäre."

Im weiteren Verlauf der „Trost"-Ausführungen kann man dann noch lesen:

„Es ist nicht nötig, zu bestreiten, dass auch im 3. Reich manche Gegner unter dem katholischen Volk und den 'Geistlichen' waren, obwohl 99,9 % hinter dem dem Führer standen. Aber die einflussreichen und verantwortlichen Beamten der römischen Kirche zählten nicht zu den Gegnern des Dritten Reiches, besonders nicht in den Tagen der gewaltigen Macht. … Am 29. Mai 1938 aber berichtete 'Der Deutsche Weg', ein katholisches Blatt, über den großen Erfolg der römischen Kirche, die schon unter dem 'allerkatholischsten Reichskanzler' Brüning darauf drängte, die Vereinigung der Zeugen Jehovas (damals Bibelforscher) aufzulösen, die aber die Durchsetzung ihres Willens erst durch Adolf Hitler bewirken konnte. Der Redaktor des katholischen Blattes ist der Jesuitenpater F. Muckermann, der seinen Bericht über Hitlers rechtswidriges Einschreiten gegen die Vereinigung und das Vermögen der Zeugen Jehovas mit einem 'Bravo!' auf Hitler beendet."

Zudem hätte "Trost" es besser wissen können. Es hätte nur sein eigenes Archiv sichten müssen. In der "Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1938 wurde (einmalig) verifiziert. Es handelt sich um die in Polen erschienene Zeitschrift. Nicht jedoch mehr in nachfolgender WTG-Zitierung dieses Textes.

Pech für die WTG, dass ihre Kritik den falschen getroffen hat. Bezeichnend für die WTG, dass sie diese Komödie der Irrungen und Wirrungen, von sich aus, bis heute nicht richtiggestellt hat!

Scharfe Abrechnung

„Jehovas Zeugen im Feuerofen" nannte sich eine 1946 erschienene Schrift der Zeugen Jehovas. Auch der Verfasser bemühte sich um deren Einsichtnahme. Dabei musste er eine bezeichnende Erfahrung machen. Für die Frühzeit nach 1945 betreffend, sind die einschlägigen Schriften der Zeugen Jehovas eigentlich relativ vollständig in der Deutschen Bücherei (Leipzig) vorhanden. Mit einer Ausnahme. Eben „Jehovas Zeugen im Feuerofen" ist dort nicht vorhanden und ist auch in den einschlägigen Bibliographien der Deutschen Bücherei nicht verzeichnet. Auch die Schweizerische Landesbibliothek (Bern) gibt solche Bibliographien heraus. Auch dort taucht dieser Titel nicht auf. Aber, und jetzt kommt das bemerkenswerte, die LB Bern weist einen Titel nach „Seid fröhlich ihr Nationen", den ich in den Katalogen der DB Leipzig so nicht ermitteln konnte. Noch interessanter wird es jedoch, wenn man sich einmal „Seid fröhlich ihr Nationen" ansieht. Dann stellt man fest, dass dort plötzlich ab Seite 32 der Text (mit durchgehender Seitenzählung) mit „Jehovas Zeugen im Feuerofen" weitergeht! Dieses doch etwas merkwürdige Verhalten erinnert allzu sehr beispielsweise an politische Tarnschriften im NS-Regime, wo unter Ausnutzung dieser Taktik, ein formal neutraler Buchtitel mit antinazistischem Inhalt gefüllt war!

Weshalb diese Taktik seitens der Zeugen Jehovas nach dem Jahre 1945?

Nun der Inhalt von „Jehovas Zeugen im Feuerofen" macht es schon etwas eher verständlich. Diese Schrift stellt mit eine der schärfsten zusammenfassenden antikatholischen Abrechnungen der WTG dar. Ihre offene, direkte Publikation hätte möglicherweise Weiterungen nach sich gezogen. Also wählte man offenbar diesen indirekten Weg.

Eingeleitet wird mit der pro-katholischen Politik des italienischen Faschistenführers Mussolini. Hervorgehoben wird, dass Mussolini mit der katholischen Kirche 1929 ein Konkordat abschloss.

„Pius XI. sprach vom Diktator Mussolini als von 'einer Gabe der Vorsehung, einem Manne, frei von den Vorurteilen der Politiker der liberalen Schule.' Später im selben Jahre wurde durch die Vermittlung von Erzbischof Pacelli ein Konkordat zwischen dem Vatikan und dem militarisierten deutschen Staat Preußen geschlossen." (S. 38)

„Kardinal Pacelli wurde ein solcher Freund des Deutschtums, dass er als Il Tedosco oder Der Deutsche bekannt wurde. Durch Pacellis deutschen Vertreter, Monsignore Kaas wurden mit den mächtigen Industriellen des Rheinlandes Abmachungen getroffen, damit der katholische Führer der Nazis, nämlich Adolf Hitler, Kanzler von Deutschland werde, vorausgesetzt, dass er die katholische Kirche während seiner Amtszeit begünstige." (S. 39)

Die Ernennung Hitlers zum deutschen Kanzler wird mit den Worten kommentiert: „Wie Kardinal Pacelli es geplant hatte. Hitler machte von Papen zu seinem Vizekanzler."

Die Broschüre kommt dann auch darauf zu sprechen, dass WTG-Präsident Rutherford, durch maßgebliche Initiative katholischer Kreise aus dem USA-amerikanischen Rundfunk wieder vertrieben wurde. Die deutsche Entwicklung, wurde selbstredend auch kritisch reflektiert:

„In direkter Verletzung des Vertrages, der damals zwischen den Regierungen der Vereinigten Staaten und Deutschland bestand, ging Hitler gegen die Watch Tower-Gesellschaft vor, die im Jahre 1921 in Deutschland als eine gesetzmäßige Korporation zugelassen worden war." (S. 41)

Die Beschlagnahmung der Magdeburger WTG-Liegenschaften wurde mit den Worten kommentiert: „Magdeburg war die Hauptstadt der preußischen Provinz Sachsen, und man beachte, dass zwischen Preußen und der Vatikanstadt ein Konkordat bestand." (S. 41)

Die Reaktion Rutherfords auf die unliebsame Entwicklung in Deutschland wurde mit den Worten kommentiert: „Richtete der Präsident der Watchtower-Gesellschaft, J. F. Rutherford … Einen Brief an alle Zeugen Jehovas in Deutschland. … Dieser Brief besagte unter anderem folgendes: 'Im Gegensatz zu (dem) … Positiven Gebote Jehovas, Gottes, hat die deutsche Regierung Euch verboten, dass Ihr Euch versammelt, Jehova anbetet und ihm dient. Wem sollt Ihr gehorchen, Gott oder Menschen? … Kein Mensch hat das Recht, Euch bezüglich Eures Gottesdienstes Befehle zu erteilen. Ihr seid durch Euren Bund verpflichtet, Gott und Christus gehorsam zu sein. Daher nehme ich an, dass Ihr Jehova und nicht Menschen gehorchen werdet. So rate ich Euch denn folgendermaßen:

Jede Gruppe der Zeugen Jehovas in Deutschland versammle sich am Sonntagmorgen, den 7. Oktober 1934, um neun Uhr, an einem geeigneten Platz ihres Wohnortes. Dann soll diese Mitteilung der versammelten Gruppe vorgelesen werden. Darauf werdet Ihr gemeinsam zu Gott beten und ihn durch Christus Jesus, unser Haupt und König, um Führung, Schutz, Befreiung und um seinen Segen bitten. Unmittelbar darauf sollt Ihr an die Regierungsbeamten Deutschlands ein Telegramm senden, dass vorher vorbereitet wurde. … Dann sollt Ihr die Versammlung schließen und hinausgehen zu Euren Nachbarn und ihnen Zeugnis geben vom Namen Jehovas, Gottes, und von seinem Königreich unter Christus Jesus." (S. 45)

Immer wieder werden alle für die Zeugen Jehovas negativen Entwicklungen jener Jahre in Beziehung zur katholischen Kirche gesetzt. Etwa mit der Bemerkung: „Auf der andern Seite der Grenze, im katholischen Österreich, wo der Kanzler Dollfuß legaler Diktator geworden war, wurde die Watch Tower Zweigstelle in Wien geschlossen und die Gesellschaft auf Verfügung des Staates im Juli 1935 aufgelöst. Auch dort verhaftete man die Zeugen und warf sie in Gefängnisse." (S. 48)

„Jenseits des Kanals, in Frankreich, dass dem Verrat an der Republik und der Aufrichtung einer Kolloborationisten-Regierung unter einem unterwürfigen römisch-katholischen 'Staats-Chef' (dem 'guten Marschall Petain' des Papstes) entgegenging, schloss am 18. Oktober 1939 die Regierung die Watch Tower-Zweigstelle in Paris und beschlagnahmte die Literatur." (S. 50)

„In Ungarn, einem vorwiegend katholischen Lande, verfügte die Regierung am 13. Dezember 1939 die Unterdrückung der Zeugen." (S. 50)

„In neunzehn Tagen erlag Polen dem Blitzkrieg der Nazi, und dies brachte die schon verfolgten polnischen Zeugen unter neue religiöse Tyrannen. In der Slowakei, die an Hitler-Deutschland verraten wurde durch den römisch-katholischen Priester Dr. Josef Tiso, der am 26. Oktober 1939 Präsident der Slowakei wurde, benutzte dieser seine 'Hlinka-Garde' als Polizeimacht um die slowakischen Zeugen an ihrem Werke zu hindern, sie schlagen und gefangen nehmen und ihre biblische Literatur konfiszieren zu lassen." (S. 50)

Zusammenfassend äußert die WTG:

„Im Frühjahr 1940 begann das weltliche 'Schwert' der römisch-katholischen Hierarchie, nämlich der Naziführer Hitler, sich allen Ernstes den Weg durch Europa zu erzwingen. Dieser Weg war geebnet und gebahnt durch die unterirdische Arbeit der römisch-katholischen 'Fünften Kolonne.' Schnell aufeinanderfolgend gerieten daher die Zeugen Jehovas in Norwegen, Dänemark, Luxemburg, Belgien, Holland und Frankreich unter die Macht der Naziangreifer. Indem Mussolini Frankreich in den Rücken fiel, wurde die Lage der wenigen Zeugen Jehovas in Italien gefahrvoller, weil die Nazi und Faschisten dort direkter zusammenarbeiteten. Mehr als 150 Zeugen wurden verhaftet, und einige blieben jahrelang in Gefängnissen. Dann folgte der Einfall in Griechenland und Jugoslawien, wodurch das Zeugnisgeben für Gottes gerechtes Königreich in jenen Ländern nur noch im geheimen weitergehen konnte. Dass die Nazi im Jahre 1941 Russland den Krieg erklärten und darauf Rumänien und Bulgarien unter die Naziherrschaft brachten, wurde den rumänischen und bulgarischen Zeugen zur großen Prüfung ihrer Hingabe an Jehova Gott und sein Königreich.

Das Jahr 1940 war das 400. Jahr seit der Gründung des Jesuitenordens. Offenbar hatte die römisch-katholische Hierarchie dieses Jahr als den Zeitpunkt bestimmt, da mittels des Nazi-Polypen, der 'Fünften Kolonne' und der Katholischen Aktion, die Herrschaft der Welt für den Vatikan übernommen werden sollte. Genau zur Frühlingsoffensive der Nazis, vom Mai 1940 an, veranlasste die römisch-katholische Hierarchie in überwiegend katholischen Gebieten der Vereinigten Staaten Gewalttaten des Pöbels." (S. 51, 52)

„Falsche neutestamentliche Zahl"

Ihr Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen", wurde von der Wachtturmgesellschaft (in Deutsch) nach 1946 vertrieben. Es war mit eines der ersten Bücher, die den deutschen Zeugen Jehovas nach den Jahren der Nazityrannei auf regulärem Wege wieder zur Verfügung stand. Verständlich, dass ihr Augenmerk sich besonders auf das richtete, was gegenüber dem, was man ein reichliches Jahrzehnt davor zuletzt zur Kenntnis nehmen konnte; als neu oder abgewandelt erschien. Und es gab in diesem Buch eine entsprechende Passage, die den gestandenen Zeugen Jehovas als neu erschien. Dieser Vorgang machte sich in einer Leseranfrage an die Redaktion des „Trost" Luft. Gefragt wurde:

„Sollte es … Nicht heißen, die 6 000 Jahre seit Adams Erschaffung seien nach der Bibel im Jahre 1872 statt 1972 abgelaufen?"

Die Antwort darauf ist bezeichnend:

„Antwort: Nein, es handelt sich … Nicht um einen Druckfehler. Im Buch 'Die Wahrheit wird euch frei machen' handelt ein Kapitel von der Zeitrechnung der Bibel. Dort ist der Nachweis zu finden, dass das sechste Jahrtausend nach Adam erst im Jahre 1972 voll sein wird.

Die Abweichung von der früheren Chronologie rührt von einer Unstimmigkeit in der Periode der Richter her, die gerade 100 Jahre beträgt. Gemäß Apostelgeschichte 13:20 dauerte die Periode der Richter 450 Jahre. Aber gemäß 1. Könige 6:1 kommt man zweifellos nur auf 350 Jahre für die gleiche Periode. Denn wir lesen dort: 'Es geschah im 480. Jahre nach dem Auszug … aus Ägypten, im vierten Jahre der Regierung Salomos … Da baute er Jehova das Haus.'

Man glaubte früher, diese Zahl 480 sei verschiedentlich von Abschreibern falsch angegeben worden, und sie sei 580 zu lesen. Aber man kann nicht dartun, dass die 480 Jahre ein Fehler sei.

Wenn man also die alttestamentliche Zahlenangabe für richtig hält (1. Könige 6:1), so muss damit die neutestamentliche (Apg. 13:20) als falsch betrachtet werden. So ergibt sich eine Verschiebung von gerade 100 Jahren für das Ende der 6000 Jahre seit Adams Erschaffung. Man beachte, dass Paulus (Apostelgeschichte 13:20) die Periode der Richter nicht genau angibt, sondern nur ungefähr: 'Und nach diesem, bei vierhundertfünfzig Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten.' Nach anderer Übersetzung: 'Das hat ungefähr vierhundertfünfzig Jahre gedauert (Menge). Man ist demnach wohl berechtigt, der alttestamentlichen Zeitangabe von 1. Könige 6:1 den Vorzug vor der neutestamentlichen zu geben." („Trost" 582 (15. 12. 1946) S. 10).

Keine Kinderliteratur

Vielen Kritikern ist es schon unangenehm aufgestoßen, dass die Organisation der Zeugen Jehovas keine spezifisch auf Kinder abgestellte Organisationsstrukturen aufweist. Bestenfalls kann sie in neuerer Zeit auf einige wenige kindgemäße Publikationen, wie etwa: „Mein Buch mit biblischen Geschichten" verweisen. Das war's dann aber auch schon. Kindgemäße eigene Veranstaltungen oder ständige Betreuungen (außerhalb des Elternhauses)? Fehlanzeige. Kindergartenbesuch und ähnliches ist bei den Hardlinern der Zeugen Jehovas ohnehin verpönt. In deren „Philosophie" ist die Frau für die drei K's zuständig (Kinder, Küche, Kirche). Berufstätigkeit der Frau? Nicht gern gesehen. So denn möglich, habe der Mann den Lebensunterhalt zu verdienen und wenn die Frau nicht „ausgelastet" sei, dann möge sie doch gefälligst die Predigtdiensttätigkeit für die ZJ-Organisation usw. ausdehnen.

Ein entlarvendes Dokument in diesem Zusammenhang ist „Der Wachtturm" vom 31. 12. 1946 (S. 10) (Schweizer Ausgabe) (deutsche Ausgabe WT 8/1946 S. 12), der da schrieb: „Viele Eltern mögen sich wundern, warum im Verlag der Watch Tower Bible and Tract Society nicht ein Buch für Kinder erscheint, dass in einer Sprache abgefasst wäre, die für ein Kind passt, mit Leichtigkeit von ihm selbst studiert und von Eltern dazu benutzt werden könnte, ihren jugendlichen Kindern daheim biblischen Unterricht zu erteilen. Wir antworten, dass keines der sechsundsechzig Bücher der Bibel in Kindersprache verfasst worden ist, also gleichsam Milch für unmündige enthält."

Amerikanische Programmatik

Im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten", besteht auch die Freiheit, elendig zu verrecken. Das interessiert dann diejenigen, die am anderen Ende der sozialen Skala leben, relativ wenig. Auch die Zeugen Jehovas interessiert es kaum. Symptomatisch dafür die 1946 erschienene Broschüre „Die Leiden der Menschen werden enden! Auf welche Weise?" Dort kann man z. B. auf Seite 7 die Zeugen Jehovas-Grundsatzprogrammatik lesen:

„Er (Jesus) organisierte keine Trinkerfürsorge, keinen Zusammenschluss von Kriegsdienstverweigerern, keine Arbeiterorganisationen zum Schutze gegen Ausbeutung, keine strengere Ruhetagsheiligung, keinen Familienschutz usw. Er organisierte keine gemeinsame öffentliche Wohltätigkeitsbestrebung. … Die Aufrichtung dieses Reiches des Messias wird allein Rettung, Befreiung von Bedrückung, Gewalttat, von jedem Unrecht … bewirken."

Was konnte man am Schluss dieser Broschüre lesen:

„Veröffentlicht unter Zulassung Nr. US/W/1052 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung. Watch Tower Bible and Tract Society / Verlagsbüro Stuttgart."

Amerikanisches Gesellschaftspolitisches Programm - verkündet durch die Zeugen Jehovas!

"Sein Reich"

Eine der ersten Schriften nach 1945 seitens der Zeugen Jehovas nannte sich "Sein Reich" hergestellt von einer Stuttgarter Druckerei, dank der Vermittlung durch die Militärbehörden. Insgesamt aufgegliedert in sechs Teile, wird darin versucht so eine Art Überblick zu vermitteln, wie sich die WTG-Geschichte der letzten Jahre entwickelt habe. Offenbar ist zumindest der erste Teil davon, schon vor 1945 geschrieben worden. Mit Verwunderung (wenn nicht gar Befremden) nimmt man darin zur Kenntnis, dass die Inhaftierung von 6000 deutschen Zeugen Jehovas noch "fortwähre". Wörtlich heisst es, dass sie "noch heute in Konzentrationslagern schmachten". Und dies steht in einer WTG-Publikation die erst 1946 gedruckt wurde.

Was die geschichtliche Entwicklung der Zeugen Jehovas in den vorangegangenen Jahren anbelangt ist vielleicht auch der Satz bemerkenswert:

"Im Jahre 1932, oder 18 Jahre nach 1914 wurden die religiösen "Wahlältesten", die für das Werk des Herrn ein Hindernis waren, ausgeschaltet, indem das Dasein einer solchen 'Ältesten-Klasse' schriftwidrig war. Noch später, nämlich im Jahre 1936 oder 18 Jahre nach 1918, erleuchtete Gott der Herr die Augen seiner Zeugen, so daß sie erkennen konnten, daß die gesamte Religion eine Schlinge und das Christentum davon weit entfernt und verschieden ist. Sie sahen, daß wahre Gottesanbetung (oder "Christentum") darin besteht, Gottes Befehle auszuführen, so wie Christus Jesus es tat, und daß das göttliche Gesetz als Schutz vor dem Fallstrick der Religionen gegeben wurde. Hierauf versetzte der treue Überrest den selbstgerechten Gefühlen der 'Christenheit' einen wirklichen Schlag durch die Erklärung, daß 'Religion eine Schlinge und ein Raket' ist. Das aber brachte noch heftigere Verfolgungen über diese Christen."

Gerade dieser Aspekt der bewussten Konfrontation zur Umwelt, taucht in dieser Publikation immer und immer wieder auf. Etwa mit der Bemerkung:

"1929 ist in diesem Zusammenhang ein denkwürdiges Jahr. In jenem Jahre verloren die politischen Mächte der 'Christenheit' ihren Einfluß über die Sinne der Christen, die von Jehova Zeugnis ablegten, vollständig; und diesen wurde klar, daß Gott der Allmächtige und Christus Jesus, sein regierender König, die 'Obrigkeit' oder die 'höheren Gewalten' sind, denen alle Seelen, die Leben empfangen sollen, untertan sein müssen, und sie huldigten ihnen als der Obrigkeit.

Im gleichen Jahre, nur einige Monate später, erschien das Buch 'Prophezeiung', welches zeigt, daß die drei weltlichen Elemente: Religion, Politik und Finanz, Satans sichtbare Organisation bilden, und daß es recht und gerecht und von äußerster Wichtigkeit ist, daß Gottes Name vor diesen gewahrt und erhöht werde. Dies war genug, um die neuzeitlichen Ammoniter und ihre religiösen Genossen zu einer noch nie dagewesenen Tätigkeit aufzureizen. Gerade dies geschah."

Oder etwa: "Am 24. Juni 1939, ein Jahr, nachdem die theokratische Organisation offenbar worden war, schleuderten sie durch einen Vortrag 'Sieg', der in Neuyork stattfand - die in Joel 3: 9-12 geäußerte Herausforderung oder Aufforderung zum Kriege -, den neuzeitlichen Ammonitern öffentlich entgegen. Diese Herausforderung kommt nachträglich durch das Buch 'Religion' ... das im Jahre 1940 in Englisch erschienen ist, den Feinden weit herum zur Kenntnis."

Als Publicityaktion seitens der Zeugen Jehovas für ihren Konfrontationskurs, dienten in den USA auch zwei Broschüren, die gezielt verbreitet wurden. Dazu liest man:

"Im Februar 1941 kam die Broschüre 'Gott und der Staat' (in Englisch) heraus, worin gezeigt wird, daß Jehova Gott der Höchste, der Alleinherrscher ist und daß kein Gesetz der Menschen irgendwelche Rechtskraft hat, sofern es nicht im Einklang ist mit seinem Gesetz; ferner, daß die Christen den Gesetzen aller Staaten gehorchen, mit Ausnahme derjenigen, die mit den obersten, den göttlichen Gesetzen, in Widerspruch stehen. Um dieselbe Zeit kam auch die Broschüre 'Theokratie' (in Englisch) heraus, in welcher aus der Schrift dargelegt wird, daß das Reich Gottes mit Christus Jesus als König eine Theokratie ist, und daß Jehovas sichtbare Organisation unter seinen Dienern und Anbetern auf Erden theokratisch sein muß, und somit von seinem obersten Gesetz geleitet wird und dem Befehl und der Führung Christi Jesu untersteht.

Sobald die beiden Broschüren 'Theokratie' und 'Gott und der Staat' aus der Presse kamen, wurden sie per Post gratis an die Redaktionen von 12 800 Zeitungen und andern nichtkatholischen Blättern in den ganzen Vereinigten Staaten versandt; danach gelangten sie an alle Volksschulpflegen, Stadt- und Bezirksbehörden sowie an die Mitglieder der gesetzgebenden Versammlungen in allen Hauptstädten der einzelnen Staaten der Vereinigten Staaten und in Washington. Ferner wurde die Broschüre 'Theokratie' allen protestantischen und jüdischen Geistlichen zugestellt, um sie instand zu setzen, zu sehen, wie gröblich Jehovas Zeugen von den Werkzeugen der Religion und der Totalherrschaft sowie deren betrogenen Anhängern verleumdet worden sind. Schließlich wurden die Broschüren 'Theokratie' und 'Gott und der Staat' zur Verbreitung unter der Allgemeinheit ausgesandt und in Millionen Exemplaren in verschiedenen Sprachen verbreitet."

Offenbar setzte sich dieser Konfrontationskurs auch in den nachfolgenden Jahren fort. Allerdings an anderem geographischem Orte. Was man auch in den USA in den 40-er Jahren praktiziert hatte, wurde nun erst recht zu einem Politikum, zu einem Werkzeug im kalten Krieg. Und eines der am schärfsten geschliffenen Werkzeuge diesbezüglich wurden die Zeugen Jehovas.

Zeugen Jehovas im Spiegel des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses

Im Oktober 1946 endete in Nürnberg der erste Prozeß gegen 24 Vertreter des Naziregimes (Hauptkriegsverbrecherprozess). Seine Materialien wurden schon zeitgenössisch in rund vierzig Bänden veröffentlicht. Danach gab es noch einige Nachfolge-Editionen, einschließlich einer CD-ROM-Ausgabe.

Im November 1998 veranstalteten die Zeugen Jehovas auch in Nürnberg eine ihrer Serien "Standhaft"-Veranstaltungen. Neben allerlei Honoratioren, die da mit Grußworten zu Wort kamen, und auch einigen Zeitzeugen-Interviews, findet man unter den Referenten-Namen auch den des Johannes W. aus Selters. Folgt man einer Videoaufzeichnung auch dieses Referats, kann man wohl das ausgeführte eher nur als Kurzreferat, nicht aber als wirklich umfassendes Referat bezeichnen. Wie auch immer, eines seines Themen widmete Herr W. auch dem Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess.

Er wusste zu vermelden, dass in den eingangs genannten Dokumentarbänden, auch die Zeugen Jehovas verschiedentlich Erwähnung fanden. Das W.'sche Gesamt-Resümee war aber doch eher nüchtern. Ja man merkte ihm eine gewisse Enttäuschung schon an, wenn er die These postulierte. In Nürnberg sei bereits der Anfang damit gemacht worden. Jehovas Zeugen zu vergessenen Opfern des Naziregimes zu machen. Wahrscheinlich hatte W. sich vorgestellt; ihr Schicksal im Naziregime würde sich auch in den eigentlichen Gerichtsurteilen wiederfinden, und muss nun ernüchtert registrieren: Dem war so nicht.

Etwas allerdings tat Herr W. nicht. Er erwähnte zwar: Jehovas Zeugen würden in diesen Dokumentarbänden mit vorkommen. Aber er nannte keine detaillierten Zitate dazu, die das im einzelnen belegen würden. So sei denn dieses Manko an dieser Stelle etwas korrigiert. Nachstehend einige Zitate, was von wem und wie über Jehovas Zeugen im Nürnberger Hauptkriegsverbrecher-Prozess ausgesagt wurde. Eine Bewertung dieser Aussagen an dieser Stelle erfolgt nicht. Sie bleibt dem mündigen Leser selbst überlassen:

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Band 2; 21. November 1945, Justice Jackson

Juden, deren Zahl in Deutschland im Jahre 1933 etwa fünfhunderttausend betrug. Sie hatten, im ganzen gesehen, Stellungen erreicht, die Neid erregten, und Besitz erworben, der die Habsucht der Nazis reizte. Sie waren wenig genug, um hilflos zu sein, aber zahlreich genug, um als eine Gefahr hingestellt zu werden.

Der Antisemitismus ist auch zutreffend als „Lanzenspitze des Schreckens" bezeichnet worden. Das Ghetto war die Versuchsstätte, Unterdrückungsmaßnahmen zu erproben. Jüdischer Besitz wurde als erster enteignet, aber der Brauch breitete sich aus und führte zu ähnlichen Maßnahmen gegen „staatsfeindliche" Deutsche, gegen Polen, Tschechen, Franzosen und Belgier.

Die Ausrottung der Juden ermöglichte den Nazis, mit erfahrener Hand in ähnlicher Weise gegen Polen, Serben und Griechen vorzugehen. Das schlimme Schicksal der Juden war ständige Drohung gegenüber dem Widerstandswillen oder der Unzufriedenheit unter anderen Teilen der Bevölkerung Europas - Pazifisten, Konservativen, Kommunisten, Katholiken, Protestanten. Sozialisten. Es war in Wahrheit eine Drohung gegenüber jeder abweichenden Meinung, es bedrohte das Leben aller Nichtnazis. Die Verfolgung richtete sich auch nicht etwa gegen einzelne Juden, die sich persönlich als Staatsbürger schlecht geführt oder mißliebig gemacht hatten. Die offen zugegebene Absicht war die Vernichtung des jüdischen Volkes überhaupt, als Selbstzweck, als Vorbereitungsmaßnahme zum Kriege und als eine Warnung für besiegte Völker.

Die Entschlossenheit, die Juden zu vernichten, war eine bindende Kraft, die jederzeit die einzelnen Teilkräfte dieser Verschwörung zusammenhielt. Über viele Fragen der inneren Politik bestanden Meinungsverschiedenheiten unter den Angeklagten. Aber es ist nicht einer unter ihnen, der nicht dem Schlachtrufe des Nazismus willig wiederholt hatte: „Deutschland erwache, Juda verrecke!"

Die Nazi-Partei war in ihrer Weltanschauung immer überwiegend antichristlich.

Nicht weil die Nazis selbst unreligiös oder heidnisch waren, sondern weil sie andere wegen ihres christlichen Glaubens verfolgten, haben sie sich eines Verbrechens schuldig gemacht. … Um jeden mäßigenden Einfluß im deutschen Volke zu beseitigen, haben die Verschwörer alle christlichen Sekten und Kirchen planmäßig unterdrückt.

Im Juni 1941 gab Martin Bormann einen Geheimerlaß über die Verhältnisse von Christentum und Nationalsozialismus.

Später übermittelte Rosenberg an Bormann sein Gutachten über einen Vorschlag des Reichsministers für die kirchlichen Angelegenheiten, Kerrl, die Protestantische Kirche unter Staatsaufsicht zu stellen und Hitler zu ihrem Oberhaupt auszurufen. Rosenberg wandte sich gegen diesen Vorschlag und deutete an, daß der Nationalsozialismus die christliche Kirche nach dem Kriege völlig unterdrücken werde.

Alle pazifistischen und von der Staatskirche abweichenden Sekten, wie zum Beispiel die Ernsten Bibelforscher und die Pfingstvereinigung wurden besonders hart und grausam verfolgt. Die Politik gegenüber der Evangelischen Kirche bestand darin, ihren Einfluß für die Zwecke der Nazis zu benutzen.

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Band 3; 13. Dezember 1945; Thomas I. Dodd

Es gab noch viele andere Fälle, in denen man sich der Konzentrationslager bediente, um gegen Leute vorzugehen, die den Frieden wollten. Es gab zum Beispiel eine Gruppe, die sogenannten Bibelforscher, von denen die meisten als „Jehovas Zeugen" bekannt waren. Sie waren Pazifisten, und so ließen die Verschwörer sie nicht nur vor ordentlichen Gerichten verfolgen, sondern noch nach Verbüßung ihrer Gerichtsstrafen in Konzentrationslagern festhalten.

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Band 4; 7. Januar 1946; Leonhard Wheeler jr.

Das Material, das jetzt vorgelegt werden wird, erbringt erstens zusätzlichen Beweis für die Unterdrückung der Kirchen in Deutschland, der evangelischen Kirche, der katholischen Kirche und der Bibelforscher, und zweitens, Beweis für Unterdrückungshandlungen in den angegliederten und besetzten Gebieten: Österreich, Tschechoslowakei und Polen. Ein großer Teil dieses Beweismaterials stammt aus den amtlichen Akten des Vatikans.

Rede Hitlers vor dem Reichstag vom 23. März 1933, welche im Völkischen Beobachter vom 24. März 1933 auf Seite 1, Spalte 5 erschien:

„Die Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen den wichtigsten Faktor der Erhaltung des Volkstums. sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren. Sie erwartet aber, daß ihre Arbeit die gleiche Würdigung erfährt. Sie wird allen anderen Glaubensgemeinschaften mit objektiver Gerechtigkeit gegenübertreten. Sie kann aber niemals dulden, daß die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Konfession oder einer bestimmten Rasse jemals ein Freibrief für Begehung oder Tolerierung von Verbrechen ist. Die Sorge der Regierung gilt dem aufrichtigen Zusammenleben zwischen Kirche und Staat".

Es ist, ohne daß es eines besonderen Urkundenbeweises bedürfte, allgemein bekannt, daß der neue Reichsbischof Müller, das Sprachrohr seiner Nazi-Herren war.

Die Nazis vergaßen bei ihren Bemühungen, die christliche Religion in Deutschland zu unterdrücken, auch die Sekten und Glaubensbekenntnisse nicht. Sie verfolgten die Bibelforscher.

Derselbe 8. Januar 1946

In ihrem Bestreben, die christliche Religion in Deutschland zu unterdrücken, haben die Nazis auch andere Sekten oder Konfessionen nicht übersehen. Sie verfolgten ebenso die Bibelforscher. Wir haben bereits als Beweismaterial Dokument … unterbreitet; aus ihm geht hervor, daß Mitglieder dieser Sekte nicht nur vor Gericht gestellt, sondern auch verhaftet und in Konzentrationslagern gebracht wurden; dies auch dann, wenn sie die vom Gericht über sie verhängte Strafe verbüßt hatten, oder wenn sie freigesprochen waren. …

Herr Vorsitzender. Dieses Dokument ist eine eidesstattliche Versicherung von Matthias Lex, dem Vizepräsidenten des Zentralverbandes der Schuhmacher. In seiner Aussage über seine Erlebnisse im Dachauer Konzentrationslager erklärte er; und ich zitiere von der dritten Seite seiner eidesstaatlichen Erklärung:

„Ich schließe in die politischen Gefangenen die Bibelforscher ein, deren Anzahl ich über 150 einschätze."

Weiter möchte ich die letzte Zeile dieser Seite und einige Zeilen von der nächsten Seite vorlesen:

„Die folgenden Gruppen wurden vollkommen isoliert gehalten: Die Angehörigen der sogenannten „Strafkompanien"; die das zweitenmal in einem Konzentrationslager Befindlichen und ungefähr nach 1937 auch die „Bibelforscher". Angehörige der Strafkompanien waren solche Häftlinge, die sich irgendwelche Disziplinlosigkeiten oder geringere Vergehen gegen die Lagerordnung hatten zuschulden kommen lassen. Die folgenden Gruppen waren ebenfalls getrennt für jede Gruppe untergebracht, konnten jedoch tagsüber mit den anderen Gruppen zusammenkommen, entweder bei der Arbeit oder beim Herumgehen im Lager: Politische Gefangene, Juden, Asoziale, Zigeuner, Schwerverbrecher, Homosexuelle und vor 1937 auch die Bibelforscher.

Es ist ein Befehl des Reichssicherheitshauptamtes von 1942, worin die Ermächtigung erteilt wurde, gegen Bibelforscher die verschärfte Vernehmung anzuwenden.

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Band 11; 12. April 1946

Dr. Kurt Kauffmann, Verteidiger von Ernst Kaltenbrunner

(Kaltenbrunner seit 1943 Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes und Chef des Reichssicherheitshauptamtes, des RSHA).

Dr. Kauffmann: Die Anklage macht Ihnen im Rahmen der Kirchenpolitik des Amtes IV folgendes zum Vorwurf:

Es seien die sogenannten Bibelforscher häufig zum Tode verurteilt worden, und zwar lediglich deshalb, weil sie aus ihrer inneren Überzeugung heraus es ablehnten, irgendwelchen Kriegsdienst zu tun. Ich frage Sie, ist Ihnen dieser Sachverhalt bekannt, und in welche Weise haben Sie an dieser Frage mitgewirkt?

Kaltenbrunner: Die deutsche Rechtsprechung hatte als Grundlage zum Vorgehen gegen die Sekte der Bibelforscher meines Wissens das Gesetz zum Schutz der Wehrkraft des deutschen Volkes angenommen. In diesem Gesetz wird jeder mit Freiheits- oder Todesstrafe bedroht, der die Wehrkraft des deutschen Volkes schädigt dadurch, daß er den Kriegsdienst verweigert. Auf Grund dieser gesetzlichen Bestimmungen haben die Gerichte, sowohl Militärgerichte als auch Zivilgerichte, auch Todesurteile gegen Bibelforscher ausgesprochen. Todesurteile durch die Geheime Staatspolizei sind natürlich nicht erfolgt. In diesem Zusammenhang ist wiederholt von einer unbilligen Härte gegenüber glaubensbedingter Einstellung dieser Sektenangehörigen gesprochen worden. Ich habe sowohl an die Parteikanzlei, als an das Justizministerium, als an Himmler, als in meiner Nachrichtenerstattung an Hitler, auf diesen Umstand hingewiesen, und habe in mehreren Besprechungen bei Thierack (Justizminister) verlangt, daß diese Art Rechtsprechung eingestellt werde.

Der Erfolg ist in zwei Stufen eingetreten. Sofort bei der ersten Besprechung, nach Rücksprache Thieracks bei Bormann (Leiter der Parteikanzlei) und bei Hitler, bei dem er allerdings nicht angekommen war, wurde eine Weisung an die Oberstaatsanwaltschaften herausgegeben, daß bereits gesprochene Urteile zu inhibieren seien.

Bei einer zweiten Besprechung konnte ein weiterer Schritt erfolgen, nämlich der, daß überhaupt die Staatsanwaltschaft Weisung bekamen, keine Todesurteile mehr zu fordern.

Die dritte Stufe ist die gewesen, daß Bibelforscher nicht mehr vor Gericht gestellt wurden. Ich halte es für einen ausgesprochenen Erfolg meiner persönlichen Intervention bei Thierack, und, wie später dann auch bei Hitler selbst davon gesprochen worden ist, daß diese Rechtsprechungsart gegen diese Sekten restlos beseitigt worden ist.

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Band 11; 16. April 1946

Dr. Thoma (Verteidiger von Alfred Rosenberg)

Dr. Thoma: Herr Rosenberg! Sie werden auch der Religionsverfolgung beschuldigt, und zwar kommt sie hauptsächlich zum Ausdruck in Ihrem „Mythus des 20. Jahrhunderts". Geben Sie nun zu, daß Sie sich gegenüber den Kirchen manchmal etwas zu scharf ausgesprochen haben?

Rosenberg: Ich will selbstverständlich ohne weiteres einräumen, daß ich den geschichtlich gewordenen Konfessionen gegenüber ein persönliches scharfes Urteil ausgesprochen habe. Ich möchte dabei, daß ich in der Einleitung meines Buches dieses Werk als ein persönliches Anschauungsbuch - bezeichnet habe.

Zweitens, daß dieses Werk sich nicht an die Kirchengläubigen Schichten der Bevölkerung richtet …

Drittens, daß ich eine Kirchenaustrittsbewegung ablehne … und daß ich einen politischen Eingriff des Staates in rein religiöse Bekenntnisse abgelehnt habe, was ebenfalls in diesem Werk eindeutig ausgesprochen ist.

Dr. Thoma: Herr Rosenberg! Sie waren ja theologisch nicht vorgebildet. Glauben Sie nicht, daß Sie sich in manchem Urteil über theologische Fragen geirrt haben?

Rosenberg: Ich habe selbstverständlich nie angenommen, daß dieses Buch, das sehr viele Probleme behandelt, ohne Irrtum sei. Ich habe viele Gegenschriften zum Teil dankbar begrüßt, habe auch einige Korrekturen vorgenommen, konnte aber manche Angriffe nicht immer als berechtigt anerkennen und dachte mir später einmal selbstverständlich auch dieses Werk, das ja auch manche politisch bloß aktuelle Ausführungen enthielt, grundsätzlich zu bearbeiten. …

Ich möchte hier ausführen, daß dieses Werk zweieinhalb Jahre vor der Machtübernahme erschienen war, daß eine selbstverständliche Kritik von allen Seiten offenstand, daß aber die Hauptkampfschriften nach der Machtübernahme entstanden. Ich habe auf diese Gegenschriften in zwei Broschüren geantwortet, jedoch niemals die Polizei zur Unterdrückung dieser Schriften oder der Verfasser dieser Schriften aufgerufen. …

Ein zweites Mal, das war später, ich vermag aber nicht zu sagen, ob es vor oder nach Ausbruch des Krieges war, hat Himmler selbst mich angesprochen in der Angelegenheit der sogenannten Ernsten Bibelforscher, das heißt in einer Angelegenheit, die auch von der Anklage als eine religiöse Verfolgung vorgelegt wurde. Himmler erklärte mir nur, es sei ja unmöglich, daß man in diesem Zustand des Reiches eine Kriegsdienstverweigerung hinnehme, das müßte ja unabsehbare Folgen haben, und er erzählte weiter, daß er mit diesen Häftlingen oft persönlich gesprochen habe, um sie zu verstehen und eventuell sie zu überzeugen. Das sei aber unmöglich gewesen, da sie auf alle Fragen mit auswendig gelernten Zitaten, Bibelzitaten, antworteten, so daß nichts anzufangen sei. Aus dieser Erklärung von Himmler habe ich entnommen, daß er unmöglich, weil er mir so etwas erzählte, eine Erschießungsaktion dieser Ernsten Bibelforscher präparieren oder gar durchführen wolle.

Aus dem mir liebenswürdigerweise vom amerikanischen Kaplan in meiner Zelle übergebenen Kirchenblatt aus Columbus habe ich entnommen, daß auch die Vereinigten Staaten während des Krieges die Zeugen Jehovas festgehalten hatten, und daß 11.000 noch bis zum Dezember 1945 in diesem Lager gehalten wurden. Ich nehme an, daß hier bei solchen Zuständen jeder Staat irgendwie eine solche Ablehnung eines Kriegsdienstes in irgendeiner Form beantworten muß; und das war auch meine Haltung, und ich konnte Himmler in diesem Punkte nicht unrecht geben.

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Band 16; 12. Januar 1946; Francis A. Biddle (Richter im Verfahren)

Arthur Seyss-Inquart (Reichskommissar für das Naziregime in den besetzten Niederlanden)

Seyss-Inquart: Ich habe die Entscheidungen Heydrichs in vermögensrechtlicher Beziehung durchgeführt. Die Gesellschaft der Bibelforscher hat dazugehört.

Mr. Biddle: Oh, die Bibelforscher gehörten auch zu der Gruppe?

Seyss-Inquart: Die haben auch dazugehört.

Mr. Biddle: Und Das Vermögen der Bibelforscher wurde ebenfalls beschlagnahmt, da sie doch Reichsfeinde waren?

Seyss-Inquart: Sie werden nicht viel gehabt haben, aber was da war, wurde konfisziert, und zwar wegen ihrer Stellungnahme, der Kriegsdienstverweigerung.

Mr. Biddle: Sie weigerten sich … ich möchte das klar haben. Das ist interessant. Die Bibelforscher weigerten sich zu kämpfen oder bei den deutschen Kriegsanstrengungen Dienste zu leisten, und daher wurde ihr Vermögen beschlagnahmt. Ist das richtig?

Seyss-Inquart: Nicht ganz. Die Bibelforscher in Deutschland weigerten sich, in der deutschen Armee zu dienen. Da wurden sie zuerst dort verboten, und dieses Verbot wurde dann ausgedehnt auf alle Gebiete …

Mr. Biddle: Einen Augenblick bitte. Davon spreche ich nicht. Ich spreche von den Niederlanden. Traf das für die Niederlande zu?

Seyss-Inquart: Ja. Aber die niederländischen Bibelforscher sind nicht deshalb verboten worden, weil sie sich geweigert hätten, in der deutschen Armee zu dienen, sondern sie sind verboten worden, weil man grundsätzlich gegen die Bibelforscher war.

Mr. Biddle: Ich verstehe, aus allgemeinen Grundsätzen. Sie waren Pazifisten, daher waren sie gegen sie und beschlagnahmten ihr Eigentum. Richtig?

Seyss-Inquart: Ja.

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Band 35 (Dokumente)

Geheime Staatspolizei/ Geheimes Staatspolizeiamt

5. August 1937

An alle Gestapostellen

Betrifft: Schutzhaft gegen Bibelforscher

Der Herr Reichsminister der Justiz hat mir mitgeteilt (Müller von der Gestapo), dass er die verschiedentlich von den ihm nachgeordneten Behörden geäusserte Meinung, die Inschutzhaftnahme der Bibelforscher nach Strafverbüssung gefährde die Autorität des Gerichts, nicht teile. Die Notwendigkeit staatspolizeilicher Massnahmen auch nach Strafverbüssung sei ihm durchaus verständlich. Er bitte jedoch, die Verbringung der Bibelforscher in Schutzhaft nicht unter Begleitumständen vorzunehmen, die dem Ansehen der Gerichte abträglich sein könnten. Im Zusammenhang damit hat der Herr Reichsminister der Justiz die ihm nachgeordneten Behörden angewiesen, Schutzhaft gegen Bibelforscher, soweit sie nach Strafverbüssung oder Aufhebung eines Haftbefehls verhängt worden ist, nicht mehr in gerichtlichen Strafanstalten vollstrecken zu lassen. Gleichzeitig hat er aber auf meine Anregung den Strafvollstreckungsbehörden Anweisung gegeben, einen Monat vor der Entlassung von verurteilten Bibelforschern aus der Strafhaft den jeweils zuständigen Staatspolizeistellen von der bevorstehenden Entlassung Nachricht zu geben …

Wird von den Strafvollstreckungsbehörden über die bevorstehende Entlassung von Bibelforschern aus der Strafhaft Mitteilung gemacht, ist umgehend meine Entscheidung über Anordnung staatspolizeilicher Massnahmen gemäss meinem vorbezeichneten RdErl. v. 22. 4. 1937 einzuholen, damit die Überführung in ein Konzentrationslager unmittelbar im Anschluss an die Strafverbüssung erfolgen kann. Solange die Überführung in ein Konzentrationslager nicht unmittelbar nach der Strafverbüssung erfolgen kann, sind die Bibelforscher im Polizeigefängnis unterzubringen.

Im Auftrage gez: Müller

 

Siehe auch: Kommentarserie 1946 zusammengefaßt

Der nächste Jahrgang   1947

 

Notizen aus "Informator" 1946

 

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