Annotationen zu den Zeugen Jehovas

(Deutsche)  Bibelforscher-Soldaten im Ersten Weltkrieg

Ein indirektes Zeugnis stellt auch ein vom „Volksdienst der Thüringer evangelischen Kirche" herausgegebenes apologetisches Flugblatt dar. Zeitlich ist es nicht genau datiert, dürfte aber mit Sicherheit Mitte der 1920er Jahre zuortbar sein. Jenes „Haltet den Dieb" betiteltes Flugblatt, inhaltlich gegen die Bibelforscher polemisierend, kann sicherlich nicht als Autorität im positiven Sinne gewertet werden. Gerade die Thüringer evangelische Kirche war dann in der Nazizeit auch eine besondere Bastion der sogenannten „Deutschen Christen". Ansätze dazu, namentlich der nationalistischen Orientierung, begegnet man schon in diesem Flugblatt. Gleichwohl macht es in Sachen Wehrdienst eine durchaus beachtliche Aussage, wenn es darin wie folgt polemisiert:

„Überdies: Warum haben sich die 'Bibelforscher' dann während des Krieges mit solcher Entrüstung gegen den Vorwurf der Miesmacherei und Flaumacherei gewandt? Haben sie damals geheuchelt, wo sie ihre 'Schriftstudien' durch eingedruckte Zettel mit Vorliebe den Frontsoldaten und Verwundeten widmeten? Oder heucheln sie jetzt, wo sie unsere Kriegssoldaten als 'Affen' hinstellen, 'weil einer dem Andern das Schießen nachmacht' und alles Nationale für teuflisch erklären?! So geschehen in den Gemeinden Gfreer und Kaufbauren in Bayern ... 1924".

EisenhowerbeimPanzercorps1919.jpg (20957 Byte)

Der spätere USA-Präsident Eisenhower (im Bild) entstammte einer Bibelforscherfamilie.

Das hinderte ihn nicht daran, eine militärische Laufbahn einzuschlagen

W P. Hall ein USA-General mit dem Russell sich als Aushängeschild zu "schmücken" pflegte

Ahlften, Hero v. (siehe WT Mai 1916 S. 78)

Apostel, J.

Bader, Wilh. (abgedruckter Brief WT August 1915 S. 128)

Balzereit, Fritz

Basan, Robert

Bastian, Emil (abgedruckter Brief WT August 1916 S. 127)

Bergerhof, E.

Bobsin, Heinrich (abgedruckter Brief WT August 1916 S. 127)

Bongardt, H

Bostelmann, W.

Brandt, H.

Brüggert, F.

Buber, W.

Buchholz, Bernhard (abgedruckter Brief WT August 1916 S. 125)

+ Chiarski, Emil (Todesmeldung WT Dezember 1915 S. 178)

Conzelmann, C.

Crämer, Hermann (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 111)

Degert, Alfons (abgedruckter Brief WT August 1916 S. 126)

Dickreuter, A.

Dieffenbacher, Eugen (abgedruckter Brief WT Juli 1916 S. 109)

Duddy, G.

Dwenger, Heinrich

Elsässer, Robert (abgedruckter Brief WT Juli 1916 S. 110)

Enkelmann, F.

Ensenbach, E. M.

Ensenbach, Felix (abgedruckter Brief WT Juli 1916 S. 110)

+ Finger, Johannes (Todesmeldung WT November 1915 S. 162)

Fischbach, E.

Fischer, J.

Foist, H.

Freschel, Max

Friedrichs, Otto (abgedruckter Brief WT Juni 1915 S. 96.)

Fröhlich, M.

Fuchs, E.

Gies, F. (abgedruckter Brief WT Juli 1916 S. 110)

Göldner, B.

Gries, H.

Grote, R.

Guddat, F.

Gutwill, H.

Haedike, Otto (abgedruckter Brief WT September 1915 S. 144.)

Hagen, Hermann (abgedruckter Brief WT Juni 1915 S. 96.)

+ Hamburger, Friedrich (Todesmeldung WT Dezember 1915 S. 178)

Heinrich, G.

Hellmann, Willi

Henningsen, C.

+ Heß, Fritz (Todesmeldung WT Dezember 1915 S. 178)

Heusinger, F.

Hilbich, F.

Hildebrand, A. Kanonier

Hildebrandt, Wilh. (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 110)

Hinz, A.

Hipp, G.

Höhme, O.

Hoffmang, M.

Hoffmann, H.

Hoffmann, R.

Hüners, Wilhelm (abgedruckter Brief WT Oktober 1915 S. 159)

Huhle, Walter (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 111.)

Irendart, C.

Jacoby, O.

Jung, Friedrich (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 112.)

Kaikowski, Th

Kapps, J.

Karl, M.

Katheder, J.

Kelle, W.

Keller, W.

Keßler, Fritz (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 111.)

Kipke, E.

Kliegel, Franz (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 112.)

Kohlmann, J.

+ Kownatzki, Fritz (Todesmeldung WT November 1915 S. 162)

Krafzig, August (abgedruckter Brief WT Juni 1915 S. 96; WT Mai 1916 S. 79; WT Juli 1916 S. 109)

Kreutle, A.

Kröger, A.

Kuschmierz, W.

Labuszewski, C(arl)

+ Lemke, Otto (abgedruckter Brief WT August 1915 S. 127; Todesmeldung WT Dezember 1915 S. 178)

Lemke, Reinh.

Lunter, Friedrich (abgedruckter Brief WT August 1916 S. 127)

Maier, J.

Marksteiner, H.

+ Martin, Bruno (Todesmeldung WT Dezember 1915 S. 178)

Masanek, J.

Maske, F.

Meyer, K. (abgedruckter Brief WT August 1915 S. 128)

Meyer, Oskar

Michaelis, R.

Micklich, W.

+ Modes, Martin (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 111; Todesmeldung WT November 1916)

Müller, F.

Müller, G. (abgedruckter Brief WT Juli 1916 S. 110)

Müller, Konr.

Müller Willi (abgedruckter Brief WT September 1915 S. 143.)

Neukrantz, M. (abgedruckter Brief WT Oktober 1915 S. 159)

Neumann, O.

Niezboralla, L.

+ Nitzsche, Max (Todesmeldung, WT September 1915 S. 130)

Noak, A.

Nölke, W.

+ Nohle, Erich (Todesmeldung WT Dezember 1915 S. 178)

Nolde, G.

Oehler, A.

+ Oschee, Oswald (Todesmeldung WT Dezember 1915 S. 178)

Ott, R.

Patzer, G.

Paul, F.

Petermann, G.

Raschke, J.

Reis, Aug.

Riedeberger, H.

Riedel, Albert (abgedruckter Brief WT Januar 1916)

Rodemich, J.

Rohwer, J.

Rothenstein, Heinrich (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 110)

Rottmair, G.

Rüttmann, W.

Ruf, A.

Rungesser, F.

Salewski, G. (abgedruckter Brief WT August 1915 S. 127.)

Sauer, Chr.

Sauerwein, P. (abgedruckter Brief WT März 1916 S. 47.)

Scheuch, H.

Schön, A.

Schulte, A.

+ Seifert, Robert (abgedruckter Brief WT September 1915 S. 144; Todesmeldung WT September 1916; auch WT Dezember 1916)

Sommerfeld, W.

Speckmann, O.

Staak, W.

Stähler, A.

Statolte, K.

Steil, Max v. d. (abgedruckter Brief WT September 1915 S. 143.; WT Januar 1916)

Stein, A(lfred)

Stein, M.

Stephan, Otto (abgedruckter Brief WT September 1915 S. 144.)

Stoll, Fr. (abgedruckter Brief WT März 1916 S. 47.)

Stroot, G.

Strube, O.

Süchardt, H.

Tilz, Arthur (abgedruckter Brief WT Juni 1917, S. 111)

Trenkmann, W.

Uhlig, Albert (abgedruckter Brief WT Mai 1916 S. 79.)

Unrecht, M.

Vogt, K.

Vollrath, H.

Vorsteher, Ewald (abgedruckter Brief WT Juni 1915 S. 96f.)

Wagner, G.

+ Wahl, Karl (Todesmeldung WT November 1916)

Waldenburger, Oskar (abgedruckter Brief WT September 1915 S. 143)

Weber, Reinhold (abgedruckter Brief WT Juli 1915 S. 112.)

Weise, Arno (abgedruckter Brief WT November 1915 S. 176; WT August 1916 S. 127; WT November 1916 S. 175)

Weiß, Karl (abgedruckter Brief WT August 1915 S. 128.)

Wellershaus, Paul (abgedruckter Brief WT März 1916 S. 47)

Werth, P.

+ Widlich (Todesmeldung WT September 1916)

Winter, H.

Wnendt, M. (abgedruckter Brief WT August 1916 S. 127)

Wortmann, W.

Würth, D.

Zahn, W.

Zaimerland, H.

Zeglatis, G.

M. Zenk, M.

Das sind einige der Namen jener, von denen selbst der deutsche „Wachtturm" mitteilt, dass sie im Ersten Weltkrieg Wehrdienst leisteten. (Auswertung auf die "Wachtturm"-Jahrgänge 1914 - 1916 beschränkt). Eine „Vollzähligkeit" dieser Namensliste kann keinesfalls unterstellt werden. Im „Wachtturm" vom Juli 1915 wurde eine erste Sammelliste solcher Namen veröffentlicht, die „aus dem Felde" Briefe an das „Bibelhaus" geschrieben hatten. Von 200 solcher Zuschriften war die Rede. Weitere Listen folgen (15. August). Später ist schon von 350 im „Felde befindlichen" die Rede. (November 1915).

Dann hat der „Wachtturm" in seinen Leserbriefspalten - in Auswahl - auch einige solcher Zuschriften veröffentlicht (der überwiegende Teil davon im Jahrgang 1915. Aber nicht nur dort).

Ohne Anspruch auf „Vollständigkeit" (die Jahrgänge aus der Zeit des ersten Weltkrieges sind im wesentlichen im wissenschaftlichen Bibliothekswesen nur noch in der Deutschen Bücherei Leipzig nachweisbar. Wer deren „Konditionen" kennt weis. Ein in der Ruhe der eigenen vier Wände auswerten, kann man sich grundsätzlich „abschminken"). Dann gibt es auch noch Kopien im Privatbesitz. Letztere - unvollständig - liegen auch mir vor. Aufgrund der genannten Unvollständigkeit wird keinerlei „Vollständigkeitsanspruch" erhoben. Gleichwohl habe ich mich bemüht, das wesentliche zu erfassen.

Bevor die im „Wachtturm" veröffentlichten Leserbriefe, teilweise gekürzt, zitiert werden, erst einmal die Grundsatzfrage: Wie stand Russell zu der Problematik?

Schon in der September-Ausgabe 1914, des deutschen „Wachtturms" gibt es eine erste Verlautbarung zum Thema Krieg. Da schrieb man (S. 144):

„An die lieben Wachtturmleser.

Der Krieg ist plötzlich über die Welt hereingebrochen. Die lieben Leser des 'Wachtturms' und der 'Schriftstudien' von Bruder Russell, haben diese Trübsal vorhergesehen und erwartet. Aus diesem Grunde müssen wir im Geiste frohlocken, aufsehen und unsere Häupter emporheben, von ganzen Herzen 'unseres Leibes'. Errettung erwartend, nämlich das Ende der Laufbahn der letzten Glieder der Herauswahl im Fleische und ihre Verwandlung zur geistigen Stufe des Daseins mit neuem unverweslichen Leibern, gleichgestaltet dem Leibe der Herrlichkeit Christi Jesu, unseres Herrn."

Die vorgeblich zur „Verlockung" anmierenden Umstände nahmen ihren weiteren, doch wohl eher unheilvollen, Lauf.

Weiter weiß man mitzuteilen (S. 144):

„Unsere Verbindungen mit Amerika und Bruder Russell sind wie abgeschnitten. Wie versuchen zwar wieder eine Verbindung über Rotterdam oder Schweden herzustellen, doch nehmen wir an, daß auch diese Länder in den Strudel hineingezogen werden. Die letzte Botschaft von Bruder Russell hat uns Schwester Koetitz überbracht, die am 1. August von New York abgefahren ist und nach mehrtägiger Gefangenschaft in England am 21. August über Holland hier eingetroffen ist. Sie sagt uns, daß Bruder Russells letzter Gruß an die deutschen Geschwister auf ein Wiedersehen jenseits des Vorhangs hinweist. Unser lieber Bruder ist hoffnungsvoll und fest im Glauben."

Vielleicht ist dies die letzte Nummer des 'Wachtturm', die wir erscheinen lassen können - der Herr weiß es."

Nachdem Russell die entstandene neue Situation einigermaßen „verdaut" hatte, gab es schon im Oktober 1914 eine erste Verlautbarung von ihm. („Wachtturm" 1914 S. 189). Laut dem 1970 erschienenen WTG-Buch „Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet" (S. 315) wurde darin ausgeführt:

„Der sehr geschätzte Präsident der Vereinigten Staaten (Woodrow Wilson) hat in lobenswerter Absicht den 4. Oktober zu einem Bettage im Interesse des Friedens in Europa bestimmt. In diesem Punkte sind wir indes anderer Meinung als der Präsident, so sehr wir auch den Frieden wertschätzen, sintemal wir unser ganzes Leben hindurch als Friedensstifter gewirkt haben. Wir können den Allmächtigen nicht bitten, seine Pläne so umzugestalten, daß sie sich mit denen des geschätzten Präsidenten decken.

Bereits vor 2500 Jahren hat Gott durch die Propheten der Bibel seinem Volke diesen großen Krieg verkündigt, sowie das noch schrecklichere 'Harmagedon', das darauf folgen wird; und wir könnten daher nicht erwarten, daß er sein Programm uns zuliebe ändern würde.

Die Gebete der Millionen, die für die Wohlfahrt der Deutschen und die Austilgung der Feinde der Deutschen vor Gott gebracht werden, die Gebete der anderen Millionen, die den Feinden der Deutschen Erfolge wünschen, den Deutschen selbst aber Vertilgung, und die Gebete des Papstes, des Präsidenten der Vereinigten Staaten und anderer guter Leute, die darauf gerichtet sind, daß der furchtbare Krieg bald aufhören möchte, werden alle unbeantwortet bleiben müssen, wofern die Bibel zuverlässig ist. Der Krieg wird fortfahren und keiner Nation einen glorreichen Sieg bringen; er wird vielmehr für alle Nationen eine furchtbare Selbstverstümmelung und Verarmung bedeuten. Alsdann wird das furchtbare 'Harmagedon' der Bibel folgen. …"

Und weiter vernimmt man in derselben deutschen „Wachtturm„-Ausgabe vom Dezember 1914 (S. 189):

„In solchen Zeiten, wie sie jetzt sind, empfinden wir eine herzliche Teilnahme mit den obrigkeitlichen Gewalten, sintemal diese von Gott verordnet sind. Wir erinnern uns der Worte des Apostels Paulus: 'Ich ermahne nun vor allen Dingen, das Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst. Denn dieses ist gut und angenehm vor unserm Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen."

Gezeichnet ist die eben zitierte Passage mit „Watch Tower vom 15. Oktober 1914". Also direkt von Russell autorisiert.

Dann in der Februar-Ausgabe 1915 des deutschen „Wachtturms" vernimmt man erstmals den Aufruf ( S. 18)

„Wir würden uns freuen, die genauen Adressen aller zum Militärdienst einberufenen Brüder zu erhalten und auch über jede Adressenveränderung unterrichtet zu werden - zum Zwecke der Übersendung des 'Wachtturms', sowie auch persönlicher Briefe von seiten der Geschwister."

Die deutsche Ausgabe des „Wachtturms" vom Oktober 1915, druckt in ihrer Rubrik „Interessante Briefe" auch einen mit der ziemlich eindeutiger Ortsangabe ab: „Bethel, Brooklyn, N. Y., 11. August 1915" (S. 159f.)

Der Briefschreiber, der sich am Textende mit „Euer geringer Bruder Fred Leon Scheerer" namentlich vorstellt, hat neben der Russellthese der Zionismus-Begünstigung, wobei er dazu „Interessantes" meint wahrgenommen zu haben, noch ein weiteres „Highlight" auf Lager. So teilt er seiner damit sicherlich geschmeichelten deutschen Leserschaft auch noch mit

„Nur einige Zeilen, um Euch mitzuteilen, wie mich u. a. auch die verschiedenen Briefe der lieben Brüder im Felde im Juli-Wachtturm erfreut haben. Diejenigen von Bruder Hildebrandt und Bruder Kliegel habe ich für den Familienkreis übersetzt, und wurden sie am Tische von Bruder Russell selbst vorgelesen."

In diesem eben zitierten Brief ist nicht mit überliefert, wie denn nun Russell selbst auf jene Kriegs-Briefe seiner deutschen Bibelforscher reagierte. Zumindest ist damit aber überliefert, dass er einen Teil von ihnen auch zur Kenntnis bekam.

Der „Nebel" lichtet sich etwas, zieht man noch die deutsche „Wachtturm„-Ausgabe vom Februar 1916 mit zu Rate. Darin enthalten ein Artikel unter der auf den ersten Blick etwas unverfänglich klingenden Artikelüberschrift „Elias Werk vor seiner Hinwegnahme" (S. 24f.). Beachtlich an jenem Artikel auch das ihn abschließende Kürzel: „W.T. vom 1. Sept. 1915".

Mit anderen Worten: Es handelt sich um die deutsche Übersetzung eines bereits im englischen „Watchtower" erschienenen Artikels. Das angegebene Datum macht zudem deutlich. Verfasst zu einem Zeitpunkt, wo der Krieg bereits rund ein Jahr währte.

Der Schluss jenes Artikels ist in der Tat etwas nebulös formuliert. Unter der als Zwischenüberschrift wohl zu verstehenden Zeile „Schriftstellen, die verkehrt angewandt werden", liest man dann:

„Gibt Gott dieser Klasse seiner geistgezeugten Kinder in bezug auf den Krieg besondere Anweisungen, oder unterstehen wir in dieser Sache den obrigkeitlichen Gewalten? Wir antworten, daß ein jeder vom Volke Gottes ein Kreuzesstreiter ist, und daß der Apostel warnend gesagt hat, daß die Waffen unseres Kampfes nicht fleischlich sind. 2. Korinther 10,4"

Da kann sich ja nun jeder heraussuchen, was er denn gerne hören möchte. Indes ist das ja nicht alles, was im genannten Artikel zum Thema ausgeführt wird.

So liest man in ihm schon ziemlich zum Anfang den „markigen Satz":
„Wahre Christen, Geheiligte, sind ohne Zweifel in allen Armeen jener Länder zu finden, die eine gesetzliche Wehrpflicht haben."

Und weiter geht derselbe Gedankengang mit der Ausführung:

„Wir hören von Zeit zu Zeit von solchen Bibelforschern in den verschiedenen Armeen, über ihr Wohlergehen und ihr Bemühen, selbst unter solch schrecklichen Umständen das Licht hochzuhalten und den Herrn zu verherrlichen. Dieses Erwachen sollte ihnen behilflich sein, zu erkennen, was die wahre Kirche oder Herauswahl ist, und daß es nicht ihre Aufgabe gewesen ist, die Welt zu bekehren, sondern sich selber darauf vorzubereiten, die Messianische Königreichsklasse zu sein, die Braut, des Lammes Weib, die Miterben mit dem Messias in seinem himmlischen Königreich. Wenn der Krieg in beträchtlichem Maße diese Lektion beibringt, dann wird er nicht vergeblich gewesen sein."

Unterstellt Russell hat jenen Artikel selbst geschrieben, bzw. zumindest zum Abdruck autorisiert, muss man diese etwas gewundene Wortwahl doch so verstehen. Jener seiner „Bibelforscher" die da den staatlichen Nötigungen zum Kriegsdienst Folge leisteten, wurden von Russell nicht getadelt. Im Gegenteil, er meint das Kriegsgeschehen gar als eine „nicht vergebliche Lektion" deuten zu können.

Noch deutlicher ist seine Aussage:

„Viele fragen jetzt, warum läßt Gott den Krieg zu, ja warum deutet die Schrift an, daß Gott den Krieg veranlaßt?"

Und darauf weis er nur die flapsige Antwort zum „besten" zu geben:
„Wir antworten, daß es für den Sterbenden im Grunde genommen einerlei sein kann, ob er infolge eines Bajonettstiches, einer Schwertwunde oder einer Kugel stirbt, oder infolge von Auszehrung, Lungenentzündung, Blattern, oder einem allgemeinen Zusammenbruch der Kräfte. Und wenn es dem einzelnen einerlei sein kann, so können wir auch sagen, das es Gott einerlei ist. Die Strafe, die Gott über das Menschengeschlecht verhängt hat, ist eine Todesstrafe, einerlei, wie sie ausgeführt wird. Sechstausend Jahre lang ist die Strafe vollstreckt worden; und das ganze Menschengeschlecht wandert unter dieser Strafe, 'Sterbend, soll du sterben!' ins Grab hinab."

Also zu allem Überfluss, noch eine theologische Verklärung jener Zustände aus dem Munde Russells!

Nachstehend die angekündigten Briefzitierungen. Die Hervorhebungen sind redaktioneller Art und stammen n i c h t aus dem „Wachtturm"

Einen ersten Leserbrief, der direkt auf die Kriegsauswirkungen bezug nimmt, begegnet man in der Februarausgabe 1915 des „Wachtturms" (S. 32). Man liest dort:

Liebe Brüder in Christo!

Wie es in der Welt und besonders bei uns zugeht, werdet Ihr wohl teilweise aus den Zeitungen erfahren haben. Besonders betrübt es uns sehr, daß wir den lieben Wachtturm nicht mehr bekommen, durch den wir doch soviel Segen genießen konnten. Wir erhielten ihn nur bis Nummer 7. Wir haben auch aus Warschau nichts mehr erfahren, wie es da den Geschwistern geht. Mein Schwiegersohn, Bruder …, mußte auch in den Krieg und nach zwei Wochen starb er. Als wir das Telegramm erhielten, war er schon in Warschau begraben. Er war in keiner Schlacht! Wir glauben, daß unser lieber Herr ihn jenseits des Vorhangs genommen und ihn so vor der großen Trübsal bewahrt hat. Es war ein schwerer Schlag für meine Tochter, aber die unsichtbare Macht tröstet sie. Sein Grab ist leer und er ist bei Jesu. Die Trübsalswolken kommen immer näher. In den letzten drei Wochen haben wir hier schreckliche Tage verlebt, besonders am Sonnabend, dem 5. Dezember. Um Padjanize standen die ganzen Dörfer in Flammen, von den Russen angezündet. Um die Stadt herum waren die Kanonen aufgestellt. Zwei Tage und zwei Nächte haben sie geschossen, daß alles gezittert hat und die Menschen vor Angst und Schrecken nicht wußten, wohin. Die Granaten kamen in die Stadt hereingeflogen und richteten viel Schaden an. Unser Haus ist verschont geblieben. Am Sonntag kamen die Deutschen herein und die Russen mußten flüchten. Aber wir hören schon wieder den Kanonendonner um uns herum. Mit uns Deutschen steht es hier sehr schlecht. Wir sollten alle ermordet oder nach Sibirien verschickt werden. Weil jetzt deutsches Militär hier ist, haben wir vorläufig Ruhe. Sollten aber die Russen wieder zurückkommen, dann wehe uns Deutschen! Denn sie sind schrecklicher als Tyrannen. Wie sie hier gehaust haben ist unmenschlich. Wir brauchen uns ja nicht zu wundern, denn es muß doch so kommen, es muß eine Vernichtung kommen. Aber wir können unserm lieben Gott danken, daß wir etwas anders sind und uns nicht zu fürchten brauchen, sondern uns freuen können, daß unsere Erlösung naht! Ich hatte keine Furcht in diesen schrecklichen Tagen und habe auch nichts getan, um mich zu schützen. Ich glaubte, der große allmächtige Gott, der doch stärker ist als die ganzen Kanonen, der kann mich auch vor diesen beschützen, wie die drei Hebräer in dem feurigen Ofen. Und sollte es Sein Wille sein, daß es meine letzte Stunde im Fleische ist - kein größeres Glück könnte mir doch widerfahren. Ich habe mich sehr gefreut, wie es so zuging, daß meine Erlösung naht. Die Trübsal hat mir bis jetzt nichts geschadet: vielleicht muß ich doch noch tiefer hinein, aber ich kann nur sagen:

'Herr, Dein Wille geschehe!'

Mit vielen Grüßen an alle lieben Geschwister im Bibelhause verbleibe ich Euere im Herrn verbundene Schwester

Alwine Schreiber i. Padsanize b. Lodz.

Die „Wachtturm„-Ausgabe vom April 1915 notiert in einer redaktionellen Anmerkung, nachdem ein vorangegangener Leserbrief euphorisch über die Verbreitung der Russell-Schrift „Die Stimme" (Paralleldruck in Deutsch und Hebräisch) unter Juden berichtet hatte, dann (S. 64):

Wir freuen uns, daß der liebe Bruder solche Gelegenheiten hat, die frohe Botschaft zu verbreiten. Sicherlich werden in den Kriegsgebieten viele bereit sein, einen solchen Trost der Segnungen anzunehmen, und wir glauben, daß auch andere Brüder solche Gelegenheiten suchen sollten; sie werden in dieser Arbeit für den Herrn reichen Segen empfangen. Wie uns mitgeteilt wird, werden immer mehr Brüder zum Militär eingezogen. Auch unsere lieben Brüder Koetitz, Basan und Dwenger sind ausgehoben und können jeden Tag einberufen werden.

In der Juni-Ausgabe 1916 des „Wachtturms" sind dann gleich mehrere einschlägige Leserbriefe abgedruckt:

S. 95:

Von der Brüderschaft im Felde:

Nordfrankreich, 5. Mai 1915

Im Herrn geliebte Geschwister!

Nun aber teile Ich Euch mit, daß ich unter meinen Kameraden einige Abendvorträge gehalten habe, und aus diesen ist nun unser lieber Kamerad, Gefreiter H., ein Eiferer für des Herrn Wort geworden. Ihr könnt Euch denken, daß wir beide oft vergessen, daß es Krieg ist. Es stört uns das Einschlagen oder das Abfeuern der Geschosse nicht; denn für uns gilt es, durch die Gnade des Herrn in seine großen Verheißungen zu schauen, so daß wir Freudigkeit haben, die sonst niemand kennt, als die des Herrn sind. Uns können die Feindesgeschosse nicht schrecken, denn der Herr hat uns Zeit gesetzt in seiner Gnade; seine Ehre dürfen wir rühmen. Dies wissend, ist es unser Herzenswunsch, noch recht tapfer zu kämpfen gegen die Mächte des Bösen und auszuharren, damit wir zubereitet und vollendet werden. Meine Lieben, nun aber bedarf mein mitverbundener Kamerad und ich Lesestoff,

S. 96:

und darum bitte ich Euch, mir den 1., 2. und 6. Band der Schriftstudien möglichst bald zu übersenden, damit wir die Abendstunden noch recht auskaufen können. Ferner glaube ich Euch mitteilen zu dürfen, daß sich mein lieber Kamerad bald taufen lassen möchte, denn ich konnte aus seinen Worten letzthin diesen Wunsch verstehen, nur hat er diesen Wunsch noch nicht direkt ausgesprochen, was aber wahrscheinlich nicht mehr lange ausbleiben wird. …

Inzwischen habe ich durch unseren lieben Bruder Riedeberger Traktate bekommen und bin stets mit 'Munition' versehen worden. Doch nun muß auch er des Kaisers Ruf folgen, wie auch unser lieber Bruder Elsässer schon dem Rufe gefolgt ist. Der Herr möge sie stark machen und seine gnädige Hand über sie halten bis zur Vollendung, und alle Brüder mit dem 'Orden der Liebe' schmücken, der nimmer vergeht. Nun nochmals innigen Dank für Eure Liebe und Güte. Von ganzem Herzen empfehle ich Euch der Gnade des Herrn unter den herzlichsten und innigsten Grüßen. Euer allergeringer Bruder

Otto Friedrichs

Rußland, 12. April 1915

Liebe Geschwister in Christo Jesu! …

Durch Seine Gnade war es mir vergönnt, mit einem bescheidenen Häuflein, es waren mit meiner Wenigkeit 12 Seelen, Brüder und Schwestern, einige Stunden über den glorreichen Heilsplan unseres himmlischen Vaters zu sprechen. Es sind liebe einfältige Herzen allzumal und es besteht ein lebhaftes Verlangen nach geistiger Speise bei allen. Mehrere von den Geschwistern sind auch, soweit ich mich orientieren konnte, leiblich hungrig, und es ist wirklich nicht zu verwundern, denn die Not hat schon weite Kreise ergriffen. Wir deutsche Soldaten werden allenthalben von dem hiesigen Volk als reiche Brotherren angesehen und auf Schritt und Tritt folgen einem solch halbverhungerte Menschenkinder nach; wir erhalten augenblicklich noch reichlich Verpflegung und so versorgen wir groß und klein täglich mit. …

Br. Hermann Hagen aus Düsseldorf

Galizien, den 20. April 1915

Geliebte Geschwister in Christo!

Sollte uns solche herrliche Hoffnung, eine solch erhabene Aussicht nicht erheben über das Alltägliche, Kleinliche? Ja wahrlich, die Leiden der Jetztzeit sind nicht wert, verglichen zu werden mit der Herrlichkeit, die bald an uns geoffenbart werden soll. Der Feuerofen, in dem wir uns befinden, wird uns keinen Schaden zufügen können, denn ist Gott für uns, wer mag wider uns sein! Geliebte Geschwister! Wenn ich auch nicht direkt in der Front bin, sondern bei der Bagage, und infolgedessen durch Gottes Gnade nicht direkt an den Kriegswirren beteiligt bin, so sehe ich doch jedem Beweis unserer baldigen Erlösung mit Freuden entgegen. Es grüßt Euch vielmals recht herzlich Euer in Christo verbundener geringer Bruder

August Krafzik

Lieber Geschwister in Christo!

Herzlichen Dank für die schöne Sendung, besonders für den schönen Brief: 'An die Brüder im Felde'. Es war dies für mich ein besonderer Trost, da ich mich in der letzten Zeit sehr verlassen fühlte, indem ich einige Tage vergeblich versuchte, die Ruhe in Gott inmitten der Unruhe der Welt wieder zu erlangen …

Ein Kamerad, der mich jedenfalls oft beobachtet hatte, daß ich morgens inmitten des Wirrwarrs die Bibel las, meinte, als ich auf der Wachstube mich mit einigen Kameraden über den Liebesplan Gottes unterhielt, ich genösse wohl die Bibel zum Frühstück. Ich sagte ihm, daß dies tatsächlich mein Wunsch sei, wiewohl ich innerlich zugeben mußte, daß der Wunsch noch mehr bei mir zur Tat werden könnte. …

Indem ich Euch der Gnade unseres himmlischen Vaters und des treuen Herrn Jesu befehle, grüße ich Euch alle im Bibelhaus herzlich Euer Mitbruder in Christo

Ewald Vorsteher.

Weiter geht es in der Juli-Ausgabe 1915 des „Wachtturms"

S. 98:

Von unserer Brüderschaft im Felde

Seitdem so viele unserer Brüder zum Militärdienst eingezogen worden sind (über 200 an der Zahl), haben wir es nicht unterlassen, soweit es in unsern schwachen Kräften stand, die lieben Brüder durch besondere Briefe und Druckschriften zu ermuntern und zu erfreuen.

Wir erhielten bereits eine Menge Briefe bzw. Karten herzerquickenden Inhaltes, und gerne würden wir unsere Freunde mit allen lieben Geschwistern durch Wiedergabe aller Briefe teilen, doch müssen wir uns mit der Übermittlung der Grüße begnügen.

Folgende liebe Brüder senden herzliche Grüße:

R. Basan, H. Dwenger, F. Heß, W. Hellmann, H. Rothenstein, J. Finger, F. Jung, F. Balzereit, A. Degert, B. Buchholz, R. Weber, H. Brandt, W. Bader, H. Crämer, H. Hagen, W. Keller, Aug. Reis, J. Kohlmann, W. Hildebrandt, M. Modes, M. Karl, R. Seifert, W. Micklich, M. Stein, O. Strube, J. Rodemich, G. Patzer, B. Martin, A. Oehler, H. Marksteiner, W. Huhle, B. Göldner, O. Oschee, H. Bobsin, H. Bongardt, J. Apostel, C. Labuszewski, O. Friedrichs, R. Elsässer, E. Bergerhof, F. Brüggert, M. Freschel, H. Foist, C. Conzelmann, F. Enkelmann, A. Hinz, H. Gutwill, O. Höhme, P. Sauerwein, F. Hilbich, J. Raschke, A. Krafzig, C. Irendart, A. Kreutle, E. Kipke, F. Keßler, Th. Kaikowski, F. Kownatzki, F. Kliegel, W. Wortmann, A. Noak, O. Speckmann, F. Rungesser, O. Neumann, C. Henningsen, M. Nitzsche, J. Masanek, F. Maske, K. Meyer, Oskar Meyer, W. Müller (Einfügung von mir. Ob das der spätere W. Müller von der CV ist???), W. Nölke, L. Niezboralla, A. Riedel, W. Rüttmann, J. Rohwer, H. Riedeberger, G. Rottmair, A. Salewski, A. Stähler, M. v. d. Steil, A. Stein, G. Stroot, A. Schulte, H. Scheuch, E. Vorsteher, H. Vollrath, K. Vogt, K. Statolte, O. Waldenburger, M. Unrecht, P. Werth, P. Wellershaus, Wnendt, W. Zahn, M. Zenk, A. Kröger, W. Sommerfeld

Wir freuen uns, daß die lieben Brüder voll Mutes und voll Vertrauens zum Herrn sind, und wir bitten Euch, liebe Geschwister, gedenket mit uns ihrer in herzlicher Fürbitte, denn es ist dies unsere Pflicht und unser herrliches Vorrecht.

S. 110:

Briefliches von unserer Brüderschaft im Felde:

Karpathen, 4. Mai 1915

Im Herrn geliebter Bruder … Wie oft war es schon mein Wille, Dir mitzuteilen, wie es mir im Felde ergeht, aber immer war die Zeit sehr bemessen, besonders in den letzten Wochen. Ich war mit in Frankreich und hatte mir 'Bibelforscher' (Einfügung eine damalige Flugschrift) in französischem Druck senden lassen. Habe diese gelegentlich dort verteilt, und mit großer Freude wurden sie entgegengenommen. Zuerst waren die Leute sehr erstaunt, daß ein preußischer Soldat ihnen die Blätter darreichte. Aber als ich einige Worte mit ihnen redete, und sie mich verstanden und gelesen hatten, was die Schriften bedeuteten, wurden diese mit Freuden entgegengenommen, und manche wollten sie sogar bezahlen, was ich aber ablehnte … Alle waren vor Freude erfüllt, dieser eine, der sich besonders freute, lud mich ein, ihn bald wieder zu besuchen. Wie gerne wäre ich nochmal hingegangen, aber am anderen Tage wurde uns durch unsern Herrn Rittmeister die Stadt verboten. Wir rückten bald ab und beim Marschieren durch die Stadt konnten wir uns nochmals begrüßen … Jetzt sind wir wieder 30 Kilometer vorgerückt, es hat hier eine große Schlacht stattgefunden, ich danke meinem Gott, daß ich nicht daran teilnehmen brauchte. Eine große Anzahl Russen ist gefangen genommen worden, ein Jammerbild zeigte sich, als diese Gefangenen hier durchgeführt wurden. (Die Schlacht ist noch nicht zu Ende). 6.000 wurden hier durchgeführt. O welch ein Jammer! Man sah von allen Seiten zusammengelaufene verwundete Flüchtlinge, Wagen mit Frauen und Kindern, Männer, die Kühe vor sich her treiben. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Ich denke oft an den zweiten Psalm. Und bei all dem hat alles, wie wir wissen, erst seinen Anfang. Ja Gott sei Dank, daß diese Tage verkürzt werden.

Unter unsern Truppen habe ich schon viele 'Bibelforscher' verteilt. Gott möge seinen Segen dazu geben. Gestern, den 6. Mai, waren wir wieder an unserem neuen Bestimmungsort angelangt, ich war aber sehr abgespannt, mithin konnte ich erst heute meinen Bericht beenden. Wir kamen auf unserem Marsch über ein Schlachtfeld. Ich mußte bei dem traurigen Anblick an viele Verheißungen denken und dem himmlischen Vater danken, daß ich nicht dabei zu sein brauche. Was für Jammer und Elend hat doch die Sünde in die Welt gebracht, aber welch eine Segnung steht der Menschheit auch bevor! Alles sehnt sich nach Frieden, und wir werden alle aufjauchzen, wenn Micha 4:1, 5 und Jes. 2:4 sich erfüllt.

Oft hört man sagen, weshalb ist dieser Krieg? Ich danke Euch herzlich für den Wachtturm, den ich gestern erhielt. …

Nun sei der Gnade des Herrn befohlen. In herzlicher Liebe gedenke ich der ganzen Bibelhausfamilie und besonders Deiner fürbittend vor dem Herrn, und verbleibe Euer Euch treuliebender Bruder

Wilh. Hildebrandt

Charlottenburg (Lazarett), 3. Juni 1915

Liebe Geschwister in Christo!

Eure liebe Briefsendung mit der Schrift 'An die Brüder im Felde' habe ich erhalten und sage herzlichen Dank für die aufmunternden Worte, mit denen wir wieder bedacht worden sind. Wie hat es gewiß in aller Herzen eine Freude hervorgerufen, aufs neue erfahren zu dürfen, daß unser so in Liebe gedacht wird. Wie oft hat uns manches Wort der lieben Geschwister aufzurichten und zu trösten vermocht, zumal wir durch den Krieg vielen Prüfungen und Versuchungen ausgesetzt sind. Aber nicht nur wir, die wir durch den Krieg aus dem Kreise der lieben Geschwister herausgerissen worden sind, auch Ihr, die Ihr zu Hause geblieben seid, habt ebenfalls Prüfungen zu bestehen. Doch wird alles zugelassen, damit wir von den letzten Schlacken befreit werden, und mehr und mehr das Bild unseres Erlösers erlangen möchten. O liebe Geschwister, so wollen wir denn stille halten in dem Schmelztigel unseres Vaters, sollte es uns auch schmerzen und wehe tun, so geschieht ja alles nur zu unsrem ewigen Heile. Ich schrieb Euch schon vor einiger Zeit, wie ich die Liebe und Gnade meines himmlischen Vaters erfahren durfte, als ich mich in den vordersten Reihen befand. Wieviel darf ich jetzt seine Gnade rühmen, wo ich schon bald 4 Monate seit meiner Verwundung im Lazarett bin. Ja täglich erfahre ich seine Hilfe, Gnade und treue, zumal ich so reichlich an Seele und Leib versorgt werde, und sei an dieser Stelle nächst Gott den lieben Berliner Geschwistern Dank für ihre Anteilnahme an meinem Zustande, für all das Gute, womit sie mir den Aufenthalt hier im Lazarett so leicht und angenehm gemacht haben. Der Herr wird's sicherlich lohnen. Liebe Geschwister, meine größte Freude ist es, zu sehen, wie sich vor unsern Augen alles so herrlich nach Gottes Wort erfüllt, und unser Glaube durch geduldiges Ausharren reichlich belohnt wird. Erfüllt sich unser Herz auch oft noch mit Wehmut, indem wir sehen müssen, wie die Menschheit noch durch viele Tränen und Leiden hindurch muß, so freuen wir uns doch, wenn wir die Zeit betrachten, in der sie wieder nach Gott fragen wird, und wir Helfer der Aufrichtung sein dürfen. So will auch ich mich bemühen …

Liebe Geschwister, unser Gebet für jetzt und die Zukunft soll bleiben: 'Herr bleibe bei uns!' Ich verbleibe nun unter vielen Grüßen an die liebe Bibelhausfamilie, unter herzlichem Gedenken an die ganze Versammlung, Euer geringerer Bruder

Heinrich Rothenstein aus Barmen

Aus dem Felde, 29. Mai 1915.

Geliebte Geschwister im Bibelhause!

Mit großer Freude erhielt ich Euer zweites Schreiben 'An die Brüder im Felde' und sage ich Euch vielen Dank, auch für das erste Schreiben. …

Obwohl ich auch jetzt in dieser Kriegszeit besonders erfahren mußte, welch eine Macht unser altes Fleisch ausübt, durfte ich doch wiederum in noch viel größerem Maße erfahren, wie lieb mich der Herr hat. Schon die Tatsache, nach fast 10monatiger Kriegszeit noch gesund und wohlbehalten zu sein, berechtigt zu großem Danke, und das Bewußtsein, in allen Lagen sicher geborgen zu sein in den Vaterarmen Jehovas, treibt mich zur Anbetung. Wie kann man auch jetzt das hohepriesterliche Gebet unseres großen Meisters in Joh. 17 verstehen. Es ist dem Satan nicht möglich, jetzt in der Zeit des Endes, wo er alles verführt, die Auserwählten des Herrn abzubringen von ihrem großen Meister. Derselbe hat, wie für einen Petrus, so auch für uns gebetet, daß unser Glaube nicht aufhöre. Durch das Teilnehmen an diesem schrecklichen Kriege, welchen wir uns wohl etwas anders dachten, will uns, gleich einem Jona, das Murren oder Zweifeln überkommen über die schrecklichen stechenden 'Strahlen' dieses Krieges. Da muß auch uns der himmlische Vater zurufen: 'Ist es billig, daß du zürnest?' (Jona 4). Ist doch jetzt die Zeit des großen Gerichtes, welches über die gegenwärtige arge Welt hereinbricht, und anfangen muß am Hause Gottes. So wollen wir uns darum nicht entmutigen lassen, sondern uns freuen, daß wir gewürdigt sind, Anteil haben zu können an den Leiden des Hauptes …

Und wie schon erwähntet, auch diese Schrecken des Krieges müssen uns zubereiten zu dem großen, herrlichen Dienste, den wir an der Welt im Millenium zu tun haben.

Gott mit uns, bis wir uns wiedersehen. Mit den herzlichsten Grüßen aus weiter Ferne, an alle lieben Geschwister verbleibe ich Euer geringer Bruder im Herrn

Martin Modes.

Aus dem Felde, den 30. Mai 1915

Geliebte Geschwister in Christo!

Gnade und Friede von Gott unserm Vater, und die Liebe unseres Herrn Jesu Christi, sowie die Gemeinschaft seiner heiligen Gesinnung sei mit Euch allen!

Durch die Gnade unseres lieben himmlischen Vaters gelangte ich gestern Abend im Schützengraben in den Besitz Eures lieben Briefes. Ich danke Euch recht herzlich dafür. Auch heißen Dank für die Juni-Nummer des Wachtturm, den ich ja immer bei Monatsschluß mit Heißhunger erwarte.

Dem lieben himmlischen Vater hat es wohlgefallen, einige seiner Kinder unter das Getöse der Kriegswirren zu stellen, was ich auch von mir sagen muß....

an dem lieben Pfingstage wollte der Herr, daß ich die Stunden im Schützengraben zubrachte. Ich gedachte so recht der schönen Stunden, welche meine lieben Geschwister in Dresden im Verein mit dem Herrn verbringen würden, und der Gedanke stieg in mir auf, es sei vielleicht eine Strafe für mich, daß ich gerade so einsam um diese Zeit sein mußte. …

Ich sagte mir: du mußt nun dankbar sein und freudig den Kelch trinken wollen.

Legte ich mir die Frage vor: 'Wie trägst du dein Kreuz auch in den schwersten Drangsalstagen?' stets will ich mir zurufen: 'Du darfst dein Kreuz nicht schleppen lassen, du mußt es tragen und zwar mit Geduld!' Auch will ich mich der Worte des Heilandes erinnern: 'Wer ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.

mit Psalm 95, 1-7 grüßt Euch in der Liebe Christi und in einer Hoffnung verbunden Euer geringer Bruder im Herrn

Walter Huhle

Mainz-Kastel, 3. Juni 1915

An die Brüder im Felde

Geliebte Brüder in Christo Jesu! …

Schon seit Anfang des Krieges gedenke ich Eurer hin und her und das Tag für Tag vor dem Thron der Gnaden …

Da ich nun selber seit Ostern hier bei den Pionieren bin, ist meine Zeit bemessen, …

Lebet wohl in dem Herrn, und in der Macht Seiner Stärke. Gehet einher, dem Herrn und der Wahrheit zum Ruhm

In Liebe Euer geringer Bruder

Friedrich Jung.

Aus dem Felde, 30. Mai 1915

im Herrn geliebte Geschwister! …

Man findet hier draußen, insbesondere im Etappengebiet, wo die Gefahr nicht so groß ist, so selten einen Menschen, der sich nach Gott und Seinem Worte sehnt, daß man sich überaus freut, wenn man im Wachtturm die herrlichen Aufsätze unseres lieben Bruders Russell lesen kann. …

Alles in allem, liebe Geschwister, lege ich meinem Gott mit Freuden das Zeugnis ab und will Ihm soviel in meinen Kräften steht, stets dankbar sein, daß Er mir stets, insbesondere auch seitdem ich im Felde bin, treulich beigestanden ist und mir unfaßbare Gnade geschenkt hat. Ihm will ich vertrauen auch fernerhin, Sein Wille geschehe! Nochmals vielen Dank Euch lieben Geschwistern, die Ihr den Brüdern im Felde soviel Liebe erweist. Herzliche Grüße mit Ps. 146. Euer im Herrn geringster Bruder

Fritz Keßler

Königsberg-Ponarth, den 10. Juni 1915

Im Herrn geliebte Geschwister!

Teile Euch mit, daß ich nach meiner Entlassung aus dem Lazarett zum Train überwiesen wurde, da ich für den Infanteriedienst als untauglich befunden wurde. Da ich aber auch hier den Dienst nicht mitmachen kann, habe ich mich als Krankenpfleger vormerken lassen, und wenn der Herr will, und meine Kräfte hierzu ausreichen, so werde ich vielleicht in diesem Dienste gute Gelegenheit haben, die Wahrheit zu verbreiten. …

Der Herr sei gelobt. Sein Reich komme.

Euch allen des Herrn reichsten Segen wünschend, grüße ich Euch herzlichst als Euer Bruder in Christo

Reinhold Weber aus Berlin

Frankreich, den 10. Juni 1915

Im Herrn Geliebte!

Herzlichen Dank für den Brief 'an die Brüder im Felde', das Heftchen 'Der Friede Gottes' und den Wachtturm.

Auch ich teile Euch mit, daß ich unter den Kameraden öfters Vorträge halte. …

Nun seid herzlich gegrüßt von Eurem in Christo verbundenen geringen Bruder

Franz Kliegel

S. 112

Saarburg (Lazarett), den 1. Juni 1915

Im Herrn geliebte Geschwister!

Den Frieden Gottes als Gruß zuvor. Gestern erhielt ich Euren 'an die Brüder im Felde' gerichteten Brief, welcher mir viel Trost und Aufmunterung brachte, mich aber auch zugleich an meine Nachlässigkeit erinnerte. Schon lange hatte ich mir vorgenommen, Euch lieben Geschwistern wieder einmal ausführlicher zu schreiben, aber immer wurde ich durch so mancherlei Umstände davon abgehalten. Wir Ihr nun aus diesem Brief ersehen könnt, befinde ich mich gegenwärtig im Reservelazarett und zwar zum Zwecke einer längeren Erholung meiner Körper und auch Nervenkräfte. Die Erschöpfung der letzteren sind wohl zum großen Teil mit die Ursache, daß ich so wenig schreibe, denn es fällt mir immer sehr schwer, meine Nervenkräfte auf einen Gegenstand zu konzentrieren, der einiges Denken erfordert. Ja Ihr lieben Geschwister, es ist so wie Ihr in Eurem Briefe schreibt, nämlich, daß uns das Schauen der Schrecken des Krieges mit eigenen Augen so recht tiefes Mitgefühl empfinden läßt und die Sehnsucht in uns vermehrt, daß die von Gott verheißene Befreiung der seufzenden Schöpfung von dem gegenwärtigen Fluche des Verderbens, sowie auch unseres eigenen Leibes Erlösung bald kommen möge. Ich kann darum meinem lieben Gott und himmlischen Vater nicht genug dankbar sein für die mancherlei Belehrungen durch praktische Erfahrungen, um die er mich während meines nunmehr ¼jährigen Aufenthaltes hier draußen im Felde bereichert hat …

Liebe Geschwister, wir wollen nun weiter den Mut nicht verlieren und Vertrauen haben zu Gott und Seinen herrlichen Verheißungen an Kirche und Welt, dann wird auch auf die traurigen Erlebnisse der Jetztzeit, der 'Nacht des Weinens, dasjenige des 'Morgens der Freude' folgen.

In dieser Hoffnung und unter vielen Grüßen verbleibe ich Euer ger. Mitp(ilger) nach Zion

Herm. Crämer

„Wachtturm" August 1915

S. 114:

Von unserer Brüderschaft im Felde

Noch einmal übermitteln wir allen Geschwistern herzliche Grüße von vielen unserer Brüder, die im Felde, auf dem Wasser, in den Lazaretten oder in den Garnisonen sich befinden und zum Teil aus weiter Ferne an uns geschrieben haben.

Aus Mangel an Raum können wir nur etliche Namen bringen, wir bitten aber, daß die lieben Geschwister auch der ungenannten Brüder stets vor dem Thron der Gnade gedenken möchten.

Aus Mangel an Raum können wir nur etliche Namen bringen, wir bitten aber, daß die lieben Geschwister auch der ungenannten Brüder stets vor dem Thron der Gnade gedenken möchten.

Es grüßen besonders folgende liebe Brüder:

Willi Hellmann, R. Michaelis, D. Würy, A. Ruf, E. M. Ensenbach, W. Baber, W. Bostelmann, A. Dickreuter, G. Dudda, E. Fischbach, J. Fischer, M. Fröglich, E. Fuchs, F. Gies, F. Guddat, H. Gries, K. Hoßmang, H. Hoffmann, R. Hoffmann, F. Heusinger, G. Heinrich, G. Hipp, K. O. Jacoby, W. Kelle, G. Kuschmierz, J. Katheder, J. Kapps, Reinh. Lemke, Konr. Müller, J. Maier, F. Müller, G. Nolde, R. Ott, J. Paul, J. Raschke, H. Suchardt, Chr. Sauer, A. Schön, W. Stank, Alfr. Stein, M. Stein, F. Stoll, M. Trenkmann, H. Winter, G. Wagner, H. Zomerland, R. Basan, H. Dwenger, F. Heß, W. Huhle, M. Freschel, R. Grote, A. Degert, Fritz Balzereit, O. Waldenburger, E. Bastian, W. Hüners, G. Zeglatis, A. Hinz, H. Hagen, R. Seifert, P. Sauerwein, A. Riedel, O. Lemke, H. Rotenstein, J. Rohwer, G. Petermann.

Briefliches von unserer Brüderschaft im Felde.

Aus dem Felde, 2. Juli 1915

Liebe Geschwister in Christo Jesu!

Friede Euch allen, die Ihr in Christo seid! …

O! nichts vermag uns von seiner Liebe zu trennen. Näher mein Gott zu dir, näher zu dir! Das soll unser stetes Bemühen sein.

Da er uns so viel Gutes erwiesen hat, will er nun auch unsere Liebe und Treue zu ihm und zur Wahrheit einer gründlichen Prüfung unterziehen, ob wir ihn wirklich mit ganzem Herzen lieben. Er läßt einige Glutwellen über uns ergehen, die immer stärker werden, damit wir ganz geläutert und zubereitet werden für sein Reich. Sollten wir nun etwa zurückschrecken oder gar uns zurückziehen, vielleicht aus Menschenfurcht? Nein und nimmermehr! Gottes Verheißung ist noch wahr, daß uns auch nicht ein Haar gekrümmt wird ohne seinen Willen, und er ist größer als alle die wider uns sind. Darum wollen wir ihm völlig vertrauen mit ganzem Herzen, und ausrufen: Nur dein Wille geschehe, o Gott! Treu wollen wir bleiben unserm Bunde, den wir geschlossen haben über Opfer. …

Es grüßt Euch alle Ihr Lieben und dort Euer in Christo verbundener Bruder

G. Salewski.

Von der Marine, 20. Juni 1915

Vielgeliebte Geschwister! ..

Möge der treue Herr Gnade geben, daß wir allen Schwierigkeiten mit dem genügenden Vertrauen auf seine Weisheit und Liebe entgegentreten, auf daß wir nicht zu Murrenden werden, und uns nicht zurücksehnen nach Ägyptens Fleischtöpfen, damit unsere Wüstenreise nicht auch so endet, wie bei jenen, die vor Kanaan umkamen.

O. Lemke

S. 128:

Zuffenhausen, 22. Juni 1915

Geliebte Geschwister in Christo Jesu!

Zum dritten Male durfte ich durch des Herrn Gnade Eure Zuschrift „An die Brüder im Felde" empfangen und lesen, und ich danke Euch herzlich, nächst unserm lieben himmlischen Vater, für die herrlichen Worte des Trostes und der Erquickung. Wie notwendig für einen jungen Kreuzsoldaten die gute Belehrung und Ermahnung ist …

Bin ich auch nicht direkt den Feinden Deutschlands gegenübergestellt, so bleiben doch große Prüfungen und Leiden nicht aus, die zu überwinden ohne Gottes Hilfe unmöglich wären.

Ihr lieben Geschwister, da Ihr so sehr durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden seid, indem mehrere Brüder zum Militär eingezogen wurden und nun die ganze Arbeitslast auf Euch, die Ihr zurückgeblieben seid, liegt, seid versichert, daß auch ich in allen Euren Anliegen herzlich Anteil nehme …

Euer in Christo verbundener und allergeringster Bruder Karl Weiß

Münsingen, 30. Mai 1915

Liebe Geschwister!

Den Empfang Eures lieben Briefes 'An die Brüder im Felde' hiermit bestätigend, bitte ich Euch meinen herzlichsten Dank entgegenzunehmen für die lieben Zeilen des Trostes und der Ermunterung. Ich war bis jetzt nicht im Felde, und so sind mir die Schrecken des Schlachtfeldes bis jetzt erspart geblieben und sage ich dem Herrn an dieser Stelle Dank dafür; ausgeschlossen ist es nicht, daß ich dieselben doch noch zu kosten bekomme, doch des Herrn Wille geschehe. … Die völlige Nacht, da niemand wirken kann, ist wohl am Hereinbrechen und es gilt für uns jetzt auszuharren bis ans Ende. …

Doch werden wir später gewahr werden, daß der Herr die Zeit genau wie vorhergesagt eingehalten hat und daß es weise war, uns über den genauen Zeitpunkt unserer Erlösung im Unklaren zu lassen. Der Herr gebe, daß unser Glaube nicht aufhören und wir auszuharren vermögen in Geduld und in allen Stürmen und Ungewittern, die noch über uns kommen mögen. 'wenn wir schwach sind, sind wir stark', denn seine Gnade, Huld und Treue grüßt wie alle Tage aufs neue, durch Jesum Christum, unsern Herrn als Heiland.

Euch alle im Bibelhaus der Gnade und Liebe unseres himmlischen Vaters empfehlend, grüßt Euch herzlich

Euer geringer Bruder im Herrn Wilh. Bader.

Vor Warschau, 29. Mai 1915

Eben erhielt ich Euren lieben Brief mit dem herrlichen Ps. 20. Ich sage Euch allen herzlichen Dank. …

Auch ich will meine Pflicht treu erfüllen, und soll es in den Tod gehn. So befehle ich mich meinem und Eurem Erlöser Jesu Christi.

Herzliche Brüdergrüße an alle Brüder dort im Bibelhause. Bitte schreibt noch recht oft.

Euer Bruder K. Meyer.

Wachtturm September 1915

S. 130:

Von unserer Brüderschaft im Felde

Neben herzlichen Grüßen von vielen unserer Brüder im Felde möchten wir den lieben Geschwistern auch die Nachricht zukommen lassen, daß unser lieber Bruder Max Nitzsche aus Reichenbach i. Vogtl. am 15. Juli bei einem Sturmangriff in Rußland gefallen ist.

Wenn uns solche Botschaft dem Fleische nach auch schmerzt, so freuen wir uns doch in der Hoffnung, daß sich 1. Kor. 15, 51.52 an dem Bruder erfüllt hat.

S. 143

Briefliches von unserer Brüderschaft in der Welt

Rußlau 23. Juli 1915

Meine geliebten Brüder!

Indem ich Euch für Eure Mühewaltung bei der Übersendung des Wachtturms und der Briefe „An die Brüder im Felde" herzlich danke, ist es mir eine Freude Euch wissen zu lassen, mit welchem Verlangen ich euren Sendungen entgegensehe …

Wohl sind wir räumlich geschieden, das Band der Liebe Christi bindet uns um so fester.

Vor einigen Stunden ging der Marsch über Leichenfelder, jetzt ist es Nacht. Ich liege unter meiner Zeltbahn; neben mir am Wegesrand schleudern unsere 21-cm-Mörser ihre vernichtenden Geschosse, zirka 3 Kilometer weiter tobt das Gewehrfeuer der Infanterie. schon das Anhören läßt mich erschaudern. Schlafen kann ich nicht. Ein Knistern in meiner Tasche, der letzte Wachtturm, der Verkünder der Gegenwart Christi macht mich völlig munter. Es fällt mir der 6. Vers des 63 Psalmes ein: 'Wenn ich deiner gedenke auf meinem Lager, über dich staune in den Nachtwachen."

O, welch ein Friede durchströmt mein Herz, und herrliche Stunden der Gemeinschaft mit meinem Vater kann ich durchleben.

Vor Wochen zog ich durch Lemberg. Der Ingenieur einer Maschinenfabrik, mit dem ich über die Hoffnung der Juden sprach, bestätigte mir ihr Warten auf den Messias. Nur im Vorbeireiten war es mir möglich, mit einigen Juden zu reden. Ich legte meine Hand auf ihre Schultern und schrie ihnen in die Ohren: 'Euer Messias kommt, ich soll es Ihnen sagen!' Staunen, Freudentränen und Zukunftswünsche, und weiter ging der Marsch.

Wie weit wir noch zu wandern haben, ich weiß es nicht, der Herr weiß es, eines aber wissen wir alle:

'Bald hört auf unser Pilgerlauf

Und die Klagen schweigen,

Jesus nimmt uns auf!'

Darum, weil wir solch herrliche Hoffnung in uns haben, wollen wir alle, die wir Sein sind und nach seinem Namen genannt, unermüdlich weiter wandern, bis wir Ihn schauen, den so lang wir geliebt.

Gott segne Euch

Euer getreuer Bruder

Max v. d. Steil

Aus dem Felde, 11. Juli 1915

Ihr lieben Geschwister! Eure 2 Briefe erhalten, danke ich Euch herzlich für die Erbauungen, die Ihr uns ins Feld sendet …

Wenn Ihr im Wachtturm wieder einmal Grüße sendet, fügt auch von mir solche an alle die Geliebten bei.

Es grüßt und küßt Euch euer in der Liebe Christi verbundener Bruder

Oskar Waldenburger

Gott mit Euch, bis wir uns wiedersehen.

Aus dem Felde, den 11. Juli 1915

Meine Lieben in Jesu! Gott grüße Euch! Euer liebes Rundschreiben an uns Brüder im Felde habe ich mit viel Freude erhalten …

Lob, Preis und Dank sei unserm Vater in alle Ewigkeit! Nun Euch dem Herrn anbefehlend, Geliebte, grüßt Euch alle Euer geringster Bruder

Willi Müller

S. 144:

Frankreich, den 10. Juli 1915

Im Herrn geliebte Geschwister!

Die Gnade und Liebe, unseres himmlischen Vaters, und der Friede unsers teuren Meisters sei mit Euch allezeit!

Schon lange hatte ich mir vorgenommen, Euch lieben Geschwistern im Bibelhaus wieder einmal zu schreiben. Ich danke Euch von ganzem Herzen für die lieben Briefe und die Wachttürme, habe heute auch den letzten vom Juni erhalten. Der Herr möge Euch Eure Güte und Liebe zu mir reichlich lohnen! Wie herrlich sind solche Aufmunterungen und Ermahnungen, die ich in Eurem lieben Briefe finde, und sie tun einem doppelt wohl, da man doch die geschwisterlichen Zusammenkünfte entbehren muß. Aber wir dürfen in allen Lagen lernen, auch in dieser Zeit. Man findet hier selten einen Menschen, der sich nach Gott und Seinem heiligen Worte sehnt.

Wie oft hört man dort sagen, weshalb ist dieser Krieg? Sie haben keine Hoffnung. O wie herrlich und wie schön ist es doch, daß wir noch des Herrn Worte studieren können. Mitten in den Wirrnissen schenkt doch der Herr den Seinen auch Gelegenheiten, mit Ihm allein zu sein. …

Der Herr möge uns allen recht viel Kraft und Gnade schenken, die letzten schweren Prüfungen zu überwinden.

Im Geiste sind und bleiben wir vereint bis an unser Ende. Der Herr möge nun Euch, liebe Geschwister, und uns alle segnen, behüten und bewahren

Es grüßt herzlich, Euer in treuer Jesuliebe verbundener Bruder

Otto Stephan.

Gott mit Euch! Auf Wiedersehn!

Aus dem Felde, 14. Juni 1915

In dem Herrn geliebte Geschwister!

Viele Tage nach Empfang des mir so lieben Briefes von Euch, für den ich vielmals innigst Dank sage, komme ich endlich zum Antworten.

In Eurem erfreuenden Schreiben kommt gerade das zum Ausdruck, was auch mein Herz in etwa während der Kriegszeit empfunden. Mit Bestimmtheit dürfen wir glauben, daß der Herr all unsere Angelegenheiten des Lebens gütigst überwalltet und werden uns dessen auch immer mehr bewußt werden, je mehr wir zu erkennen suchen, was des Herrn Wille in bezug auf uns persönlich ist.

Ich glaube nicht fehlzugehen (und denke, daß andere liebe Brüder ebenso fühlen) anzunehmen, daß gerade diese Kriegsumstände geeignet sind, uns manche wichtige Lektion beizubringen, die wir unter früheren Verhältnissen nicht so gut gelernt hätten. Aus dieser Erkenntnis heraus ist es mir auch leichter geworden, den gewiß schweren Verlust der so oft stattfindenden, segensreichen Versammlung mit des Herrn Geweihten, nicht allzu schmerzlich zu empfinden. Wir können nicht dankbar sein und uns freuen, daß unser treuer Gott noch immer Zeit zu unserer Zubereitung und schließlichen Vollendung gelassen hat.

Obschon unsere Erwartungen über das vergangene Jahr etwas unrichtig waren, so sehen wir doch, wie der Ratschluß Jehovas seiner Erfüllung entgegengeht und wir sind durchaus nicht enttäuscht, vielmehr aber bestärkt worden. Gott ist ein Gott der Ordnung, sehen wir doch, wie pünktlich die welterschütternden Ereignisse eingetroffen, und wenn wir auch noch nicht klar sehen können, dürfen wir doch überzeugt sein, daß alles einen gottgewollten Fortgang nimmt, bis zur Aufrichtung des Reiches Gottes in Macht und Herrlichkeit, um welches wir ja so inbrünstig bitten. …

So seid nun, liebe Geschwister, der gnädigen Fürsorge unseres lieben himmlischen Vaters anbefohlen und in herzlicher Liebe begrüßt mit Ps. 27:1-7, 14 von Eurem in Christo verbundenen Bruder

Robert Seifert aus Dresden

Straßburg, den 3. 8. 15

Geliebte Geschwister im Herrn! …

Meine lieben Geschwister; wir hier in Straßburg Vereinigten merken von den Enbehrungen der Letztzeit schon einiges. So ist uns der Besuch von auswärtigen Geschwistern so gut wie verwehrt, da ohne wichtigsten Grund die Zureise nicht gestattet wird. Indessen haben wir zurzeit Besuch von zum Militär eingezogenen Brüdern. Wir danken indessen Gott, daß er uns noch den Verkehr mit den Geschwistern hier, die so lieb sind, gestattet. Einige liebe Geschwister, die direkt im Operationsgebiet wohnen, haben schon diesen Verkehr entbehrt, da das Verlassen der Ortschaften verboten ist, eine Erlaubnis aber nicht gegeben wird. …

Im Namen der hiesigen Versammlung grüße ich Euch und die Geschwister weit und breit mit dem herrlichen Zionslied 106. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit Allen. Amen.

In Liebe, Euer geringer Mitpilger

Otto Haedike.

Wachtturm Oktober 1915

S. 146:

Den lieben Brüdern im Felde herzliche Grüße und Segenswünsche von vielen Geschwistern. Den Wachtturm senden wir Euch gerne umsonst

S. 159:

Interessante Briefe

Bethel, Brooklyn, N. Y., 11. August 1915

Im Herrn Geliebte!

Gottes Segen zum Gruß! Nur einige Zeilen, um Euch mitzuteilen, wie mich u. a. auch die verschiedenen Briefe der lieben Brüder im Felde im Juli-Wachtturm erfreut haben.

Diejenigen von Bruder Hildebrandt und Bruder Kliegel habe ich für den Familienkreis übersetzt, und wurden sie am Tische von Bruder Russell selbst vorgelesen. Ich hätte so gerne noch andere mit einbegriffen, aber die Verhältnisse gestatten es nicht. Bruder Freschels beide Briefe habe ich s. Zt. ebenfalls übersetzt. Die Briefe von den Brüdern Huble, Jung und Keßler waren auch sehr erquickend, aber auch teilweise sehr beschämend für mich. Sie zeugen von einer herrlichen Charakterreise.

Was mich besonders freute, ist das Interesse, das unsere Geschwister dem Volke Israel entgegenbringen. Bruder Sargent, der auf dem Dampfer 'Tennessee' als Elektriker angestellt ist, kam mit demselben vor einigen Tagen hier an und erzählte uns u. a., daß sie mit ihrem Schiffe ca. 5000 russische Juden von Joppe nach Alexandrien befördert hatten.

Auf dem Zionisten-Kongreß, der Ende Juni in Boston tagte, wurde ein grenzenloser Enthusiasmus bekundigt, der an Ort und Stelle durch opferfreudige Beisteuer von 100.000 Dollars in ca einer Stunde in die Tat umgesetzt wurde. Nach den Ausdrücken einiger Redner scheinen die Juden förmlich zu ahnen, daß ihre Erlösung nahe ist, und ihre Hoffnung durch den Krieg greifbare Formen angenommen hat, besonders für die Juden in Amerika. Ein jüdischer Richter von Chicago sagte: „Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß die Juden nach dem Kriege ihr Erbteil erlangen werden."

Der provisorische Präsident, Louis Brandeis sagte: 'Da mehr denn 10 von den 15 Millionen Juden in der Kriegszone leben und somit sich nicht selbst zu helfen vermögen, haben amerikanische Juden nicht nur das Recht, sondern erachten es als ihre Pflicht, für ihre Brüder in dieser Sache zu handeln."

In der Wochenschrift 'Literary Digest' stand unter der Überschrift 'Israels Hoffnung in Amerika' u. a. folgender Satz: 'Soll Jerusalem durch Amerika befreit werden? Solches ist wenigstens das Bestreben und die Hoffnung amerikanischer Juden wie sie auf dem 18ten Zionisten-Kongreß in Boston zum Ausdruck kam.'

Und ein Korrespondent der 'New York Times' sagte: 'Diese Äußerung war von dröhnendem Beifall begleitet, welcher nicht etwa bloß das Resultat feuriger Rednergabe war, sondern die Folge begeisterten Eifers, einen 2000jährigen 'Traum' zu verwirklichen.' (Siehe auch Zeph. 3,10)

So danken wir dem Herrn mit froh erhobenem Haupt für dieses weitere Zeichen erneuten Treibens des 'Feigenbaumes'.

Euch und alle Lieben allerorts auch fernerhin der gnädigen Fürsorge unseres Himmlischen Vaters anbefehlend, grüßt Euch aus weiter Ferne mit 2. Thess. 3,5

Euer geringer Bruder Fred Leon Scheerer.

Süd-Chicago, d. 20. 6. 1915

Liebe Geschwister!

Habe große Ursache dem Herrn zu danken für seine gnädige Führung, die er mir in der letzten Zeit trotz Widerwärtigkeiten hat zuteil werden lassen. Denke öfters an die lieben Geschwister, die bei Euch in dem Krieg sind, will mich stets bemühen, für sie zu beten, daß der Herr ihnen in ihren Trübsalen bestehen möchte. Hätte vor 2-3 Jahren nicht gedacht, daß einige von uns zu heutiger Zeit Militärdienste verrichten müßten, aber 'so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher sind seine Gedanken als unsere.' -

Des Herrn Wille geschehe! Laßt uns stets beten: 'Dein Reich komme', und mit Ausharren stehen für alle Heiligen bis unsere Pilgerschaft hier auf Erden beendet ist.

möge dies die Sprache unsres Herzens sein zu unsrer Stärkung und Erbauung! Mit herzlichen Grüßen schließt Euer geringerer Bruder im Herrn

George Riedhauser

Amerika, 30. Juni 1915.

Liebe Freunde und Geschwister in dem Herrn!

Ich unternehme es, in dem Namen des Herrn einen Brief an Sie zu richten. Ich bin eine Wachtturmleserin und so habe ich auch die Briefe von den Soldaten im Felde gelesen und daraus ersehen, daß die lieben Brüder, obgleich sie einem irdischen Rufe folgen mußten, dennoch den König aller Könige nicht vergessen haben, sondern sich bemühen, Ihm treu zu bleiben und zu halten, was sie haben, daß niemand ihre Krone raube.

Ich will die Lieben zum Trost und zur Stärkung willen wissen lassen, daß auch Geschwister in Amerika ihrer treu gedenken vor dem himmlischen Gnadenthron. Wir haben ja alle einen Kampf zu bestehen mit Sünde, Welt, Satan und dem eigenen Ich, und dieser Kampf ist nicht eher beendet, bis das Fleisch gänzlich auf dem Altar verzehrt ist, und wir die Stimme hören dürfen: 'Wohlgetan, gehe ein zu deines Herrn Freude!'

Wir fühlen alle, daß der Weg schmal und dornig ist, wie der Herr im voraus gesagt hat. Man hat sich wohl zu prüfen, bevor man den Schritt tut, es steht viel auf dem Spiele. Wenn wir aber an das Ende des Weges kommen und einen Rückblick tun, waren alle Widerwärtigkeiten nur leichte Drangsale, die nicht im Verhältnis stehen zu den glorreichen Verheißungen Seines Wortes. Es ist ein großer Trost für uns, zu wissen, daß der Herr alle Tage bei uns sein will, bis ans Ende des Zeitalters. …

Gott hat sich auch nicht die Weisen und die Gelehrten dieser Welt ausgesucht, sondern meistens solche, die in der Welt kein Ansehen hatten, und darum bin auch ich unter der Zahl zu finden, und möchte jagen als die Geringste und Elendste von allen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einige Worte beifügen für zwei liebe Schwestern in der Schweiz, die mir persönlich geschrieben haben …

Ich bin Schweizerin und sehr interessiert an dem Erntewerk in der alten Heimat.

In christlicher Liebe will ich schließen und in der Hoffnung, daß wir bald alle mit Ihm, unserem Haupt, vereint sein möchten. Wie herrlich wird das sein!

Empfanget herzliche Grüße von Geschwistern in Amerika und besonders von Eurer Schwester im Herrn

Minnie Faleska

Belgien, den 23. August 1915

Meine in Jesu innigst geliebten Brüder!

Gal. 1, 3-5 zum Gruß!

Mit Dank über den von Euch empfangenen trostreichen und anspornenden Brief (an die Brüder im Felde) schreibe ich Euch diese Zeilen und rufe Euch ein herzliches 'Gott vergelt's' zu. Durch die große Gnade Gottes angetrieben, möchte ich es nicht unterlassen, solange es noch heute heißt, zu antworten, und der Herr möge mir Gnade schenken, damit ich meine Zeilen in wahrer Herzensdemut niederschreibe, Euch zur Freude und dem Herrn zur Verherrlichung.

Welche große Freude verursachen Eure lieben Briefe, die Ihr regelmäßig an die Brüder, die im Felde sind, gelangen lasset. Durch diese Zeichen der Liebe werden die Herzen, die äußerlich getrennt sind, fester verbunden und mehr zu unserm Herrn und Haupte hingezogen. Euer lieber letzter Brief sagt, daß kein Murren und kein Klagen in den Briefen der Brüder zum Ausdruck kommt. - Was mich betrifft, so muß ich bekennen, liebe Brüder, daß ich oft in den Prüfungen, welche diese, für das Fleisch so schmerzlichen Verhältnisse mit sich bringen, unterliege. Und angesichts Eures lieben Briefes muß ich nun tränenden Auges zum Herrn eilen, damit mir Erbarmung widerfahre, und Er, der Mitleid zu haben vermag mit unsern Schwierigkeiten, mir Trost und Kraft darreichen möchte für die zukünftigen Tage. Aber trotzdem will ich freudig und dankbar sein, denn auf ein ganzes Jahr Seiner weisen und liebevollen Führung vermag ich bereits zurückzublicken. Ja, barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte! Ps. 91

Allmählich kommen infolge der großen Überanstrengungen nervöse Schwächen zum Vorschein, und diese machen den Kampf immer schwerer. Ich bin aber der frohen Zuversicht, daß der Herr, der soweit geholfen hat, mir auch weiter helfen wird. Mit sehnsüchtigem Verlangen denke ich oft an den Tag, da wir, befreit von allem irdischen Leibt, bei Ihm erscheinen dürfen in der Herrlichkeit, und ich bin der frohen Zuversicht, daß dieser Tag nicht mehr weit entfernt ist. …

Ja, die ernste Frage will ich oft erwägen, ob ich zu jeder Stunde abzuscheiden bereit bin, ob nichts zwischen Ihm und mir steht, das nach Trennung aussehen könnte; und vorsichtig und weise will ich zu wandeln mich bestreben, alles Seiner Liebenden Fürsorge anbefehlend.

Gerne hätte ich noch einmal ein Wiedersehen mit Euch Lieben im Fleische, um mich mit Euch erfreuen und erbauen zu können, doch des Herrn Wille geschehe, weiß ich doch, daß alle Dinge zu meinem Besten sind. Wenn schließlich alle irdischen Bande zerreißen, so wollen wir einander auf Händen des Gebets tragen und im Geiste zusammen den Weg wandeln, bis wir dorthin gelangen, wo ewige Freude unser Teil sein wird.

Ich will schließen in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, wo? Das mag der Herr entscheiden. Ich bitte, allen lieben Brüdern im Felde meine herzlichsten Grüße zu übermitteln, wie ich auch Euch Lieben im Bibelhause herzlich grüße.

Euer geringer Bruder und Mitpilger nach Zion

Wilhelm Hüners.

S. 160:

Ein Brief von besonderem Interesse

Strelno, den 4. September 1915

Czstrnjewostr. 157

Im Herrn geliebte Brüder!

Wie sehr würden sich auch unsere lieben Brüder im Felde freuen, wenn sie den ihnen so lieb gewordenen Wachtturm weiter lesen könnten!

Seit Ausbruch des Krieges darf ich mit vielen Brüdern, die Heeresdienst tun, im Briefverkehr stehen. Oft habe ich die Kraft des Herrn bewundern können, wie sie in den Seinen wirksam ist. Ungeachtet der schwierigsten Verhältnisse und abgeschnitten von jeder persönlichen Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern sind diese Lieben da draußen doch so fröhlich, so zuversichtlich, so stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke, daß es eine Freude sondergleichen ist, dies hier daheim mitzuerleben. Wir in Strelno sind oft durch die Nachríchten der Brüder aus dem Felde ermutigt und gehoben worden und haben uns wieder zusammen genommen, wenn wir in Gefahr waren, ein bißchen einzuschlafen - eine Gefahr, die an uns im Inlande wohl leichter herantritt als an die Lieben da draußen.

Habt Dank, lieber Brüder im Felde, daß Ihr uns ein so schönes Beispiel der Standhaftigkeit gebt. Der Herr sei gepriesen dafür! Eure Standhaftigkeit ist uns nicht nur Stärkung für die Gegenwart, sondern auch Stärkung für die Zukunft. Denn wenn auch für uns gewöhnliche Prüfungen kommen werden - (und sie werden kommen) - wo es heißen wird, stark zu sein in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke, dann werden wir uns des Beispiels erinnern, daß Ihr uns, die Mit-„übrig-Gebliebenen", gegeben habt. Gott wolle mir Schwachen und uns allen helfen, daß wir, wenn wir es noch nicht sorgfältig genug getan haben, die Waffenrüstung noch besser antun, damit wir an diesem bösen Tage zu widerstehen, und nachdem wir alles ausgerichtet haben, zu stehen vermögen. (Eph. 6, 13-18).

Leider werde ich meinen Briefverkehr sehr einschränken müssen. Denn infolge wahrscheinlicher Einberufung eines Kollegen werde ich viel mehr Berufsarbeit verrichten müssen. Ihr wollt Euch, liebe Brüder im Felde, nicht wundern, wenn ich Euch dann weniger schreibe. Nach wie vor behalte ich Euch aus treuem Bruderherzen innigst lieb und trete täglich vor den Thron der Gnade, um für Euch zu beten.

Seid nun, Ihr lieben Brüder im Felde und Ihr lieben Brüder in Barmen, vielmals und herzlichst gegrüßt sowohl von uns als Versammlung als auch

von Eurem mitverbundenen Bruder

und Streitgenossen M. Neukrantz

Wachtturm November 1915

S. 162:

Von unserer Brüderschaft im Felde

Es ist für alle Geschwister sicher von Interesse zu wissen, daß gegenwärtig ca. 350 unserer Brüder sich beim Militär befinden. Infolge reger Korrespondenz mit vielen der Lieben erhalten wir viele Beweise freudigen Glaubens und Vertrauens und geduldigen Ausharrens in vielen Schwierigkeiten. Einige Brüder schrieben uns, daß sie sich stark fühlen in dem Bewußtsein, daß ihrer soviel im Gebet gedacht wird.

Es hat dem himmlischen Vater wiederum gefallen, zwei liebe Brüder von diesem Leben in Schwachheit abzuberufen.

Am 16. September starb auf dem Kriegsschauplatze unser lieber Bruder Fritz Kownatzki aus Zollernhöhe, Ostpreußen im Alter von 23 Jahren, und ungefähr um dieselbe Zeit starb ebenfalls unser lieber Bruder Johannes Finger aus Barmen, im Alter von 33 Jahren.

Beide Brüder hatten uns noch bis kurz vor ihrem Tode liebe Zeilen geschrieben, aus denen wir erkennen konnten, daß die Lieben mit Jesu zu wandeln trachteten. Wir haben für sie die feste Hoffnung, daß sie vom Glauben zum Schauen gelangt sind gemäß Joh. 11, 25. 'Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird, wenngleich er stirbt, leben.'

Es ist offenbar jetzt die Zeit, wo wir mehr denn je erwarten können, daß dieser und jener von uns jenseits des Vorhanges gehen wird. Laßt uns alle wachen und beten, damit wir stets mit Freuden und Verlangen sprechen können: 'Komm, Herr Jesu!'

Zionsliederbuch in Taschenformat.

Dem Wunsche vieler Brüder im Felde Rechnung tragend, haben wir eine kleine Auflage unserer herrlichen Zionslieder, Textausgabe mit 150 Liedern, in Taschenformat, Größe 11 x 15 cm drucken lassen. Wir sandten bereits an die Brüder im Feld je ein Exemplar und geben, soweit der Vorrat reicht, weitere Exemplare für 25 Pfg. per Stück an die Geschwister ab. Wir haben auch einen Vorrat von Spruchkarten und Weihnachtskarten

S. 175:

An die Brüder im Felde

1. Gott grüße Euch, geliebte Brüder,

Die Ihr im Weltgetümmel seid!

Ein Engel Gottes steig' hernieder

Und tröste Euch in schwerer Zeit.

2. Er führt Euch durch die Todesschatten

Zum sichern Port mit starker Hand;

Er stärkt die Schwachen, stützt die Matten,

Führt sicher Euch ins Heimatland

3. O haltet fest an Eurem Glauben,

Harrt aus; es naht die dunkle Nacht!

Mag nichts den sichern Trost Euch rauben,

Daß Gottes Vaterauge wacht.

Bald werden alle es erfahren;

Es wird in nicht ferner Zeit

Jehova's Arme sich offenbaren

In großer Kraft und Herrlichkeit.

Eine Schwester

S. 176:

Aus dem Felde, den 26. Sept. 1915

Liebe Geschwister!

Nachdem ich wieder von Euch Nr. 10 des Wachtturms erhalten habe, sende ich Euch lieben Geschwistern in Barmen und überall die herzlichsten Grüße. Auf der zweiten Seite las ich die Worte: „Den Wachtturm senden wir Euch gerne umsonst". Wieviel Liebe spricht aus diesen Worten! Wie gut, daß uns der liebe Wachtturm auch weiterhin erfreuen soll. Ich danke auch allen Geschwistern für die Liebe, die wir von seiten der Geschwister so reichlich erfahren durften. Die mir gesandten Schriften habe ich an die Bewohner verteilt; während etliche Blätter mit Gleichgültigkeit entgegengenommen wurden, brachte mir das Verteilen hier und dort doch einen dankbaren Blick ein. Wenn ich so in stillen Stunden den Wachtturm zur Hand nehme, merke ich beim Lesen immer aufs neue, wie sich das Schatzkästlein des Wortes unseres Gottes mehr und mehr öffnet. …

Wenn man hier draußen im Felde am Tage oder in der Nacht seiner Pflicht genügt, wenn die Granaten mit pfeifendem Ton die Luft durchschneiden, wenn das Platzen dieser furchtbaren Geschosse die Erde bebend macht, dann spürt man so recht, welche Macht in dem Wörtchen 'Gott' liegt. Unwillkürlich falten manche in solch ernsten Stunden die Hände zum Gebet und suchen Hilfe bei einem Gott im Himmel. Geliebte, wieviel haben wir jenen verblendeten Menschenkindern voraus, indem wir die Gedanken unseres Gottes erkennen dürfen und uns freuen können, daß Seine Absichten liebreich sind.

Sollte es Gottes Wille sein, daß ich meine lieben Glaubensgeschwister im Fleisch nochmal wiedersehe, so will ich mit ihnen in den schönen Versammlungen, die ich schon so lange entbehre, meinem Gott von Herzen danken für alles Gute, daß Er bisher an mir getan hat. Sollte es anders kommen, so wird das auch gut für mich sein, und ich will zufrieden sein in seinem Willen.

Ihr lieben Geschwister in Barmen, im Felde und in der Heimat seid alle herzlich gegrüßt von Eurem Bruder im Herrn

Arno Weise

Wachtturm Dezember 1915

S. 178:

Von unserer Brüderschaft im Felde

Wir erhielten wiederum die Nachricht vom Tode sechs lieber Brüder.

Es starben die Brüder: Oswald Oschee, am 28. Aug., Fritz Heß, aus Bergen bei Frankfurt a. M., am 9. Okt. (Diese lieben Bruder sind jahrelang unsere Mitarbeiter im Bibelhause gewesen).

Emil Chiarski, aus Zeitz, am 24. September; Otto Lemke, aus Kiel, am 23. Oktober; Bruno Martin, aus Reichenbach i. V.., am 25. Oktober; Erich Nohle, aus Remscheid, am 4. November; Friedrich Hamburger, aus Krobach, Kr. Siegen, bereits vor einiger Zeit

Wir haben von diesen Brüdern ein gutes Zeugnis bekommen; ihre Früchte des Geistes, an denen wir nach dem Willen des Herrn Seine wahren Jünger erkennen sollen, berechtigen uns zu der Hoffnung, daß die Lieben das Ende ihres Glaubens davon getragen haben. Jes. 57, 1.2

Wachtturm Januar 1916

Wachtturm Februar 1916

S. 24:

Elias Werk vor seiner Hinwegnahme

Alle Kriege der Vergangenheit verblassen jedoch vor dem gegenwärtigen großen Kampfe, der in Europa geführt wird. …

Zuverlässige Berichte ergeben, daß bereits zwölf Millionen erlesener Mannschaften in Europa entweder getötet oder verwundet oder gefangen genommen worden sind; und daß wir dürfen annehmen, daß mindestens zehn Millionen Mannschaften im Kampfe stehen.

Wenn wir bedenken, daß ein Mann mit einem Maschinengewehr mehr gilt, als sonst zwölf Mann, ja mehr als hundert Mann gegen früher, dann bekommen wir einen Begriff davon, wie schrecklich der gegenwärtige Krieg ist.

Wahre Christen, Geheiligte, sind ohne Zweifel in allen Armeen jener Länder zu finden, die eine gesetzliche Wehrpflicht haben. Wir hören von Zeit zu Zeit von solchen Bibelforschern in den verschiedenen Armeen, über ihr Wohlergehen und ihr Bemühen, selbst unter solch schrecklichen Umständen das Licht hochzuhalten und den Herrn zu verherrlichen. Dieses Erwachen sollte ihnen behilflich sein, zu erkennen, was die wahre Kirche oder Herauswahl ist, und daß es nicht ihre Aufgabe gewesen ist, die Welt zu bekehren, sondern sich selber darauf vorzubereiten, die Messianische Königreichsklasse zu sein, die Braut, des Lammes Weib, die Miterben mit dem Messias in seinem himmlischen Königreich. Wenn der Krieg in beträchtlichem Maße diese Lektion beibringt, dann wird er nicht vergeblich gewesen sein.

Viele fragen jetzt, warum läßt Gott den Krieg zu, ja warum deutet die Schrift an, daß Gott den Krieg veranlaßt? Wir antworten, daß es für den Sterbenden im Grunde genommen einerlei sein kann, ob er infolge eines Bajonettstiches, einer Schwertwunde oder einer Kugel stirbt, oder infolge von Auszehrung, Lungenentzündung, Blattern, oder einem allgemeinen Zusammenbruch der Kräfte. Und wenn es dem einzelnen einerlei sein kann, so können wir auch sagen, das es Gott einerlei ist. Die Strafe, die Gott über das Menschengeschlecht verhängt hat, ist eine Todesstrafe, einerlei, wie sie ausgeführt wird. Sechstausend Jahre lang ist die Strafe vollstreckt worden; und das ganze Menschengeschlecht wandert unter dieser Strafe, „Sterbend, soll du sterben!' ins Grab hinab.

Viele sind in Verlegenheit darüber, wie sie die Lehren Jesu und der Apostel hinsichtlich des Krieges verstehen sollen, wenn sie diese mit den Anweisungen Gottes an die Juden und dem Segen vergleichen, den er auf ihre Kriege legte. Diese Sache läßt sich aber nur von einem Gesichtspunkt aus betrachtet verstehen, nämlich von dem biblischen.

Schriftstellen, die verkehrt angewandt werden.

Gibt Gott dieser Klasse seiner geistgezeugten Kinder in bezug auf den Krieg besondere Anweisungen, oder unterstehen wir in dieser Sache den obrigkeitlichen Gewalten? Wir antworten, daß ein jeder vom Volke Gottes ein Kreuzesstreiter ist, und daß der Apostel warnend gesagt hat, daß die Waffen unseres Kampfes nicht fleischlich sind. 2. Korinther 10,4

W.T. vom 1. Sept. 1915 (Englisch), Im deutschen Wachtturm Ausgabe Februar 1916

Wachtturm März 1916

S. 35:

Ausblicke vom Wachtturm

Der Einfluß des großen europäischen Krieges ist naturgemäß dazu angetan, die Gedanken einiger auf die Religion zu richten und auf die Frage betreffs eines zukünftigen Lebens. Die Tatsache, daß die Söhne, Brüder und Gatten in Gefahr oder verwundet oder tot sind oder in fremden Lande gefangen gehalten werden und menschlicher Hilfe ziemlich oder ganz entrückt sind, richtet die Gedanken von vielen auf den allmächtigen Schöpfer. So hören wir denn auch, daß in den in den Krieg verwickelten Ländern das religiöse Leben zugenommen habe, der Kirchenbesuch größer sei und mehr Menschen beten usw.

In dem Maße, als solche religiöse Tätigkeit nur von der Furcht und Hilflosigkeit der Menschen ausgeht, hat sie wenig zu bedeuten, weil man nicht weiß, daß nur diejenigen zu Gott kommen und Erhörung und Hilfe finden können, welche den großen Fürsprecher, Christus, wirklich wertschätzen.

S. 36:

Wir haben bereits in Band II der Schriftstudien darauf hingewiesen, daß der Prophet Elia den Gesalbten Christus - Jesus das Haupt und die Herauswahl seinen Leib - während ihrer Erfahrungen im Fleische vorschattet; und daß die Hinwegnahme gen Himmel vorbildlicherweise den schließlichen Übergang von den irdischen Zuständen zu den himmlischen darstellt. Wir haben auch gesehen, daß, als die Zeit dafür gekommen war, daß Elia hinweggenommen werden sollte, er von Gilgal nach Bethel gesandt wurde, von Bethel nach Jericho und von Jericho nach dem Jordan; und wir dann diese verschiedenen Stationen eine teilweise Enttäuschung brachten; daß indes Elia und Elisa nicht entmutigt wurden, sondern weiter gingen - indem der Jordan das Ende der Zeiten der Nationen, 1915, darstellt. So wie der Jordan die letzte Station war, wohin Elia gehen sollte, so ist 1915 die letzte Station gewesen, wohin die Herauswahl gewiesen worden war. So, wie Elisa weiter ging, nicht wissend, wohin er gehen sollte, so geht auch die wahre Herauswahl (Kirche) weiter, ohne einen bestimmten Zeitpunkt für ihre Verwandlung in Aussicht zu haben.

S. 37:

Wie lange noch? Wir geben zu, daß wie eine gewisse Bangigkeit empfinden, wenn wir an das Thema vom Krieg herantreten. Unsere Freunde auf beiden Seiten des Streites sind natürlich empfindlich. Wir haben drei Briefe von Deutschen erhalten, welche behaupten, daß wir voreingenommen seien und ihrer Sache nicht gerecht würden. Vier Briefe aus England erheben die gleiche Klage. Wir glauben indes, daß die Mehrheit unserer Leser auf beiden Seiten uns versteht und wir nehmen an, daß die sieben Briefe von Personen stammen, die verhältnismäßig jung sind in der Wahrheit …

Es ist sicherlich nicht umsonst, daß die Schrift sagt: „Wenn dein Feind hungert, so speise ihn" (Römer 12, 20). Und wenn angebliche britische Christen die Vorschriften des Meisters übertreten und versuchen, die … deutschen Christen verhungern zu lassen, so wundern wir uns nicht darüber, daß die letzteren in jeder Weise auf Wiedervergeltung sinnen …

Es wäre gewiß weiser gewesen, wenn England das Völkerrecht beobachtet und sich an die Vorschriften Jesu gehalten hätte; und doch, wenn wir bedenken, daß wir noch unter der Herrschaft des Fürsten dieser Welt, Satan stehen, der noch wirksam ist in den Herzen der Kinder des Ungehorsams, dann kann uns auch in Zukunft keinerlei Handlungsweise der Kriegführenden überraschen.

S. 38:

Vergessen wir niemals unsere Neutralität. Seien wir gegen alle gerecht, freundlich und wohlwollend. Vermeiden wir so viel wie möglich jede Erörterung dieser Fragen mit denjenigen, welche uns nicht verstehen und unseren Standpunkt nicht wertzuschätzen imstande wären … Unsere weltlichen Nachbarn nehmen nicht unsern Standpunkt ein und können darum unsere Argumente und Gründe nicht verstehen. Das Volk des Herrn aber sollte sich nicht aufdringlich erweisen, keinen Streit hervorrufen, nicht parteisüchtig, nicht scheinheilig erscheinen, sondern versuchen, allen sympathisch zu sein, indem es die wahre Lage der Dinge erkennt, wie andere sie nicht zu erkennen vermögen.

Nachdem die Tatsachen allmählich bekannt geworden sind, läßt sich erkennen, daß keine der kämpfenden Nationen alle Tugenden besitzt und keine derselben alle Untugenden

Wie die Juden zu leiden haben

Während die Völker aller Nationen durch den gegenwärtigen Krieg direkt oder indirekt zu leiden haben, scheint der arme Jude überall am meisten leiden zu müssen. Man findet ihn in all den verschiedenen Armeen, zuweilen als Freiwilligen, zuweilen als Dienstpflichtigen. In Galizien wo die Zahl der Juden sehr groß ist, und wo sie von den Russen und Kosaken sehr gehaßt sind, haben sie Ungeheures leiden müssen; ja, sie leiden noch. Durch die verschiedenen Erfolge der kriegführenden Parteien sind sie von der einen Seite auf die andere und wieder zurückgeworfen worden. …

Wir bringen unten einen Auszug aus einem Bericht über die an den Juden verübten Greuel, der in einer in New York herausgegebenen jüdischen Zeitschrift, der Makkabäer erschienen ist …

Der Bericht stammt von einem rumänischen Juden in der Bukowina …

S. 47:

Liebe Geschwister im Herrn!

Gnade sei mit Euch allen, und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesu Christo, Amen

zu allernächst sage ich Euch auf diesem Wege meinen herzlichen Dank für die letztgesandten Traktate 'Friede auf Erden' wie für das beigelegte Büchlein von unserm l. Bruder Toole über „Danksagungen mit Gebet und Flehen" …

In der Liebe unseres großen Meisters seid alle vielmals gegrüßt von Eurem Mitpilger nach Zion

P. Sauerwein, z. Zt. im Heeresdienst

Aus dem Felde, den 11. 12. 1915

Liebe Geschwister in Christo!

Mit herzl. Grüßen an Euch alle, Euer Bruder in Christo

Fr. Stoll

Frankfurt, den 27. Dez. 1915

Liebe Geschwister im Bibelhause!

… wir sind jetzt in eine Prüfungsstunde hineingekommen und wir müssen ausharren bis ans Ende …

Paul Wellershaus, z. Zt. im Heeresdienst

Wachtturm Mai 1916

S. 78:

Im Herrn geliebte Brüder …

Reichen Segen empfingen wir gestern abend aus der Hand unseres treuen Herrn. 87 Geschwister waren zusammengekommen um an der gesegneten Gedächtnisfeier teilzunehmen und damit bekunden, auch fernerhin mit Ihm gebrochen zu werden, als ein Glied Seines Leibes, und von Seinem Kelche des Schmerzes und der Schmach zu trinken.

Bald wird wohl der Kelch bis auf die Hefe geleert sein. -

Möge der treue Herr uns Kraft schenken und Gnade, daß wir auch die bittersten Erfahrungen siegreich hinwegkommen, damit wir als Überwinder und mehr als Ueberwinder, hingelangen zu unserem herrlichen Erbteil. 'Bald ziehen wir wohl heim, von der Arbeit müh'. Wir denken oft an Euch, und unsere Gebete für Euch dringen täglich zum Gnadenthron empor. Mag nun kommen, was da will, für uns gilt das Motto für 1916, 'Stark im Glauben!'

Herzlich grüßen Euch Eure treuen Geschwister in Christo

Henny und Hero von Ahlften.

NB. Seither ist unser lieber Bruder zum Militärdienst eingezogen worden.

Geliebte Geschwister in Christo!

Morgen muß ich zur Musterung, und da denke ich wieder so, vertrauend auf eines Höheren Verstand und Macht. …

Seid nochmals herzlich gegrüßt von Euren geringsten Geschwistern im Herrn

Albert und Milda Uhlig

Den l. Brüdern im Felde und den l. Geschwistern daheim

Ich weiß nicht, ob ich noch einmal Gelegenheit haben werde, Euch eine längere oder kürzere Nachricht oder einen Gruß zukommen zu lassen. Ich möchte darum noch einmal recht herzl. Grüße durch das Bibelhaus an Euch bestellen. Möget Ihr dieselben als Abschiedsgrüße betrachten. …

Ich fühle mich ganz und gar als ein Fremdling und ohne Bürgerrecht in dieser Welt und bin als solcher mit den Rechten eines Fremdlings zufrieden, wünsche aber auch nur die Pflichten eines Fremdlings zu erfüllen.

Sollte mir dieser Schritt besondere Schwierigkeiten und Prüfungen bringen, so bin ich überzeugt, daß der Herr mir dazu auch Kraft darreichen wird. Ich wünsche nur seine Ehre und seine Verherrlichung zu suchen. …

In dieser und herzlicher Liebe grüßt Euch Euer in Christo verbundener geringer Bruder

August Krafzik

Auf Wiedersehn! auf Wiedersehn! auf Wiedersehn!

Wachtturm Juni 1916

S. 97:

Rußland, 23. Juli 1915

Meine geliebten Brüder!

Indem ich Euch für Eure Mühewaltung bei der Übersetzung des Wachtturms und der Briefe 'An die Brüder im Felde' herzlich danke, ist es mir eine Freude, Euch wissen zu lassen, mit welchem Verlangen ich Euren Sendungen entgegensehe. …

Wohl sind wir räumlich geschieden, das Band der Liebe Christi bindet uns umso mehr.

Seit einigen Stunden ging der Marsch über Leichenfelder, jetzt ist es Nacht. Ich liege unter meiner Zeltbahn; neben mir am Waldesrand schleudern unsere 21cm-Mörser ihre vernichtenden Geschosse, zirka 3 Kilometer weiter tobt das Gewehrfeuer der Infanterie. Schon das Anhören lässt mich erschaudern. Schlafen kann ich nicht. …

Darum, weil wir solch herrliche Hoffnung in uns haben, wollen wir Sein sind und nach Seinem Namen genannt, unermüdlich weiter wandern, bis wir Ihn schauen, den so lang wir geliebt. Gott segne Euch!

Euer getreuer Bruder

Max v. d. Steil

Aus dem Felde, 11. Juli 1915

Ihr lieben Geschwister!

Eure 2 Briefe erhalten, danke ich Euch herzlich für die Erbauungen, die Ihr uns ins Feld sendet. …

Wenn Ihr im Wachtturm wieder einmal Grüße sendet, so fügt auch von mir solche an alle die Geliebten bei.

Es grüßt und küßt Euch Euer in der Liebe Christi verbundener Bruder

Oskar Waldenburger

Aus dem Felde, den 11. Juni 1915

Meine Lieben in Jesu! Gott grüße Euch! Euer liebes Rundschreiben an uns Brüder im Felde habe ich mit viel Freude erhalten …

Wachtturm Juli 1916

Eine üble den schlimmsten Kriegspredigern anderer Religionsgemeinschaften ebenbürtige „Predigt", lieferte der deutsche „Wachtturm" noch in seiner Juli-Ausgabe 1916, wenn man dort unter der Zwischenüberschrift „Der Heldenmut in den Schützenlinien" lesen kann (S. 106f.):

„So gibt heute die Welt der Kirche einer wundervolle Lektion der Treue bis zum Tode. Wenn die Nachfolger Christi heute jenseits des Ozeans blicken und dort Millionen von Männern Haus und Familie, Geschäft, Vergnügen und alle Annehmlichkeiten des Lebens verlassen sehen, um den Herrschern ihres Landes zu gehorchen, wenn wir sehen sie an die Front gehen und alle Beschwerden und Gefahren und den Tod ertragen, so scheint es wirklich wunderbar."

Wie unschwer zu erraten hält Herr Herrberger auch das nicht für thematisierenswert.

S. 109:

Liebe Brüder in Christo Jesu!

Meinen herzlichen Dank für die mir per Nachnahme vor einiger Zeit zugesandten Bände Schriftstudien. …

Obwohl ich gegenwärtig noch im Lazarett bin, geht es mir alle Tage besser, und wenn es mir zeitweise körperlich nicht ganz gut geht, so weiß und fühle ich doch, daß der Herr mir jederzeit nahe ist. …

Herzlich grüßt Euch Euer Bruder im Dienste des Herrn

Eugen Dieffenbacher

Geliebte Geschwister in Christo! …

Hoffentlich lenkt der Herr es so, daß wir bis zum Ende des Laufes den lieben Wachtturm erhalten und so immer aufs neue erquickt werden und in ständiger Verbindung mit den lieben Geschwistern bleiben können. …

In herzlicher Liebe verbleibe ich Euer sehr geringer Bruder in Christo

Aug. Krafzik

Meine lieben Brüder im Herrn

Herzlichen Dank für Euren lieben Brief, welchen ich immer wieder in meiner freien Zeit zum Troste und zur Erbauung lese. …

Nehmt für heute die herzlichen Grüße mit Epheser 6, 23. 24 von Eurem geringen Bruder und Mitpilger nach des Vaters Wohnungen.

Robert Elsäßer

S. 110:

Liebe Brüder in Christo!

So sind denn nun schon wieder drei Monate verflossen, seitdem ich aus dem Felde zurück bin. Der Herr hat alle meine Angelegenheiten zu meinem Wohlergehen in reichlichem Maße überwaltet. Während den elf Monaten im Felde habe ich so mancherlei Erfahrungen im Verteilen der Traktate und Broschüren gehabt. Im Juni vorigen Jahres kam ich in ein französisches Dorf. … des Nachmittags ging's nun gleich ans Verteilen von Haus zu Haus. Die Leute sahen mich erst etwas schüchtern an, als ich ihnen aber das Blatt hinreichte und sie fragte, ob sie es lesen könnten, nickten sie mir freundlich zu und nahmen es dankbar entgegen. So wird denn unser Herr und Meister denen viel Segen gegeben haben, welche es mit Verständnis durchgelesen. Im Schützengraben verschenkte ich etliche Photo-Drama-Bücher …

Der Herr führe uns leite uns nach seinem Wohlgefallen. Es grüßt Euer allergeringster Bruder im Herrn

Felix Ensenbach

Lieber Geschwister im Herrn!

Herzlichen Gruß zuvor mit 1. Petri 5,10. Sodann möchte ich Euch lieben Geschwistern meinen Dank übermitteln für die prompte Zusendung des Wachtturms. Er war mir während eines Jahres der Militärzeit zum großen Segen und half mir über manche schweren Stunden hinweg. Wir können unserem Schöpfer nicht genug danken, daß er uns immer noch mit dieser göttlichen Speise versieht, deren innewohnende Kraft wir so oft an uns erproben durften. Euer fürbittend im Gebet und in Liebe gedenkend, grüße ich Euch alle recht herzlich,

Euer geringer Bruder und Mitpilger nach Zion.

F. Gies.

Liebe Freunde des Wachtturms

Es sind jetzt beinahe zwei Jahre, daß ich nichts mehr von Ihnen gehört habe. Sie werden sich meiner kaum noch erinnern. Im Juli 1914 erhielt ich Ihre letzte Wachtturm-Nummer. Da, im August entbrannte dieser schreckliche Weltkrieg, und in dieser Zeit bin ich ganz ohne Fühlung mit Ihnen geblieben. Jetzt halte ich es aber so nicht mehr aus, und daher dieser Brief an Sie. Liebe Freunde!´

In dem zweiten Band der Schriftstudien ist klargelegt, daß mit Oktober 1914 die 'Zeiten der Nationen' enden werden. Die Tatsache nun, daß dieser schreckliche Weltkrieg im August 1914 begann, ist mir ein Beweis dafür, daß Ihre Bibel-Chronologie durchaus zutreffend ist; denn dieser Krieg ist der Anfang des Krieges von Harmagedon. Der Herr wird sein Königreich auf Erden aufrichten. Dies ist mein fester Glaube.

Mit freundlichen Grüßen,

Fritz Günther.

An die Wachtturm-, B.- u. T.-Ges.:

Erst seit Beginn dieses Jahres bin ich Abonnent des Wachtturms …

da ich in den nächsten Tagen wieder ins Feld komme, so möchte ich gleichzeitig der Gesellschaft als Abschiedsgruß meine herzlichsten Segenswünsche für die weitere Kriegszeit übermitteln. Möge unser Herr Jesus Christus auch fernerhin seinen besonderen Segen auf Ihrem Unternehmen ruhen lassen! Meine künftige Adresse werde ich Ihnen dann aus dem Felde senden, mit der Bitte, mir den Wachtturm dorthin schicken zu wollen. Mit ergebenem Gruße im Herrn. Ihr

G. Müller.

Wachtturm August 1916

S. 125

Im Herrn herzlich geliebte Geschwister!

Seid gegrüßt in dem Namen unseres hochgelobten Erlösers. …

Ich habe mit Euch Gedächtnismahl gefeiert, auf Posten ungestört und einsam, doch in dem Bewußtsein der gesegneten Gemeinschaft mit unserem geliebten Herrn und Erlöser und Anfänger und Vollender unseres Glaubens …

In herzlicher Liebe und Fürbitte Euer gedenkend, grüßt Euch aufs herzlichste, Euer Bruder und Mitpilger nach Zion

Bernhard Buchholz

S. 126:

Im Schützengraben, 16. Juni 1916

Meine lieben Geschwister in Christo! Vor einigen Tagen empfing ich Eure liebe Sendung von 6 schönen Friedenskarten, und bitte ich Euch, mir noch 2 weitere Serien, sowie auch 12 Exemplare des letzten Wachtturms, zu senden.

Ich lege einen Zweimarkschein dem Briefe bei, da es der schnellste Zahlungsweg aus dem Felde ist.

Wie ich wohl schon schrieb, habe ich hier draußen durch Gottes Gnade die kostbare Gelegenheit, das Studium fast wie zu Hause fortsetzen zu können.

Welch eine bewahrende Kraft von unserer herrlichen Wahrheit ausgeht, kann ich täglich erfahren, sie bildet einen starken Schutz gegen die mannigfachen, verderblichen Einflüsse hier draußen.

Die letzten Wochen haben uns hier eine schwere Unruhe gebracht, und es sieht noch nicht zum Besten hier aus.

Den ganzen Jammer des Krieges habe ich wieder einmal so recht erkennen können, doch das Bewußtsein, daß die herrliche Zeit der Segnung und der Wiederherstellung so nahe ist, hat mir stets eine schöne, innere Ruhe gegeben.

Wie reich sind wir doch, und wie groß ist die Gnade unseres treuen Gottes und Vaters gegen uns, daß Er uns die Augen des Verständnisses so rechtzeitig geöffnet hat und wir nicht wie die arme Welt den kommenden Tagen mit qualvoller Unruhe und Besorgnis entgegenzusehen brauchen, daß wir nun inmitten des allgemeinen Elends mit froher Zuversicht und wahrem Herzensfrieden erfüllt sein können.

Wahrlich, wie sollen wir Jehova alle Seine Wohltaten an uns vergelten?

Möge unser himmlischer Vater uns immer mehr mit Seinen herrlichen, heiligen Geist erfüllen und uns Kraft verleihen, damit wir unsere Dankbarkeit in rechter Treue zu Ihm beweisen können.

Euch Seiner bewahrenden Liebe befehlend, grüße ich Euch herzinnig mit 1. Petrus 5, 10.11! Euer getreuer Bruder in Christo

Alphons Degert.

S. 127:

Liebe Bibelhausfamilie!

Bezugnehmend auf die Aufforderung vom Mai betreffs Erneuerung der Bestellung bitte ich, mir denselben weiter zu schicken. Ich bin vorläufig leider noch nicht in der Lage, den Abonnementspreis für das vergangene Jahr und auch für das laufende Jahr einzusenden. Wie ich das erste Mal während eines Vortrages einer der Brüder die Wahrheit hörte und um weitere Aufklärung bat, war ich eben von einer 12 Wochen langen Krankheit genesen und nicht in der Lage, Geld einzusenden. Durch die Krankheit war ich in große Not geraten.

Kurz darauf begann der Weltkrieg, und ich mußte dienen. Da jetzt auch mein erwachsener Sohn von 19 Jahren einberufen wird, leidet mein armes Weib mit ihren 7 Kindern beispiellos, und sende ich jeden ersparten Groschen von meiner Löhnung nach Hause. Da ich durch das Lesen des Wachtturms so reich gesegnet bin, mehr wie ich jemals zu bitten wagte, möchte ich denselben nicht entbehren, und so bitte ich, mir denselben weiter zu senden. Der Meister wird mir Gelegenheit geben, Ihre Wohltat wieder gut zu machen. Ich danke recht herzlich für die vielen Beweise der Liebe für mich Armen, durch die so pünktliche Übersendung des Wachtturms und anderer Schriften. Möge unser Herr es Euch reichlich vergelten! Es grüßt Euch alle recht herzlich euer dankbarer

Friedrich Lunter.

In Christo Jesu geliebte Geschwister! …

Wie im letzten Jahre, so auch in diesem Jahr war es mir nicht vergönnt, im Kreise lieber Geschwister das heilige Abendmahl zu feiern. …

Ich hatte den ganzen Tag für mich frei. Und so durfte ich mein Weihegelübde aufs neue bekräftigen, treu zu sein bis in den Tod und, was auch kommen möge, auszuharren. Wenn unser geliebter Herr es will, und wenn ich ihm folgen soll, durch Gethsemane, so will ich es freudig tun, denn er wird mich nicht versäumen und verlassen. …

Ich wünsche Euch fernerhin des treuen Vaters reichen Segen. Es grüßt Euch herzlich Euer Bruder im Herrn

H. Bobsin.

Liebe Bibelhausfamilie!

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit Euch!

… Ich fühle es täglich mehr, wie sehr ich der Gnadensonne unseres Herrn bedarf. Wie notwendig war manche Stunde der Dunkelheit und Anfechtung, die ich verstehen durfte, um meine Kleinheit und Seine unendliche Liebe, Treue und Sorgfalt so recht kennen zu lernen. Keiner, glaube ich, ist an seinen Platz gestellt, ohne daß er besondere Lektionen daraus ziehen müßte. …

In Jesu Liebe allen Geschwistern treu verbunden, Euer Mitpilger nach Zion

Emil Bastian.

Liebe Freunde und Geschwister!

Schon lange habe ich von mir nichts hören lassen. Endlich will ich das Versäumte nachholen. Jetzt bin ich schon 5 Monate hier im Lazarett. Danke Euch herzlich für die Speise des Geistes, die ich in dem von Euch mir zugesandten Wachtturm habe. …

Ich grüße euch alle in der Liebe Jesu mit Psalm 119,24.

Euer geringer Bruder

M. Wnendt.

Wachtturm September 1916

S. 130

Todesmeldungem

Wachtturm November 1916

S. 162

Zwei Todesanzeigen (laut Inhaltsverzeichnis auf dem Titelblatt).

Genannt werden dazu die Namen: Bruder Modes und Bruder Wahl

S. 175:

Liebe Geschwister im Herrn!

Seid gegrüßt mit Jesaja 12, 1-6 …

Ich will durch diese Zeilen nachforschen, ob etwa Brüder in meiner Nähe sind; es ist doch sehr gut möglich und wäre doch zu herrlich. Ich bitte somit alle lieben Brüder im Felde, die sich etwa gegenwärtig in der Armee befinden, oder die einmal durch irgendeinen Zufall in dieselbe versetzt werden, um ihre liebe Adresse! Mit Bruder Ellsäßer zusammen zu kommen, war mir noch nicht möglich, da die Entfernung zwischen uns zu groß ist, zudem mir leider noch seine liebe Adresse abhanden gekommen ist. Ich grüße ihn hiermit vielmals. Liebe Geschwister! Wenn Ihr diesen Brief im Wachtturm mit bekanntgeben würdet, wäre es vielleicht möglich, daß diese Zeilen diejenigen Brüder auch erreichen, die sich zufällig an diesem Frontabschnitt befinden, ich wäre Euch sehr dankbar. Nun meine lieben Bibelhausgeschwister, indem ich täglich Euer im Gebet gedenke und unsern himmlischen Vater um seinen Segen für Eure so erfolgreiche Tätigkeit bitte, grüße ich Euch, sowie alle Geschwister im Felde und in der Heimat und bin auch fernerhin Euer in der Liebe Jesu verbundener

Bruder Arno Weise.

Sächs. Landst.-Pion.-Park-Komp., 15.

Wachtturm Juni 1917 S. 111
Versetzt euch einmal im Geiste in meine Freude, dass ich jetzt nachdem ich 17 Monate in dem Toben der Nationen und dann 8 Monate im Lazarett war, nun hier wieder unter lieben Geschwistern weilen darf.
Euer Bruder im Herrn Arthur Tilz Feldwebel-Leutnant

---------------------------------------------------------------------

In Ausgabe vom November 1916 des deutschen „Wachtturms" (S. 175) findet sich erstmals die Nachricht, dass C. T. Russell inzwischen verstorben sei. Sieht man sich die WT dieses Zeitraumes näher an, registriert man durchaus eine gewisse Konfusion. Letztere macht sich auch in der in Strehlen (Schlesien) erscheinenden Wochenzeitung „Volksbote" bemerkbar. Letzteres Blatt war in der Frühzeit des „zweite Standbein" der Russell-Anhänger in Deutschland. Veröffentlichte es doch Woche für Woche (auf kommerzieller Basis) die „Predigten" von Russell. Da hatte sich sozusagen eine Zweckgemeinschaft zusammen gefunden. Das Blatt, ansonsten eher dem Bereich Provinz-Blatt zuzuordnen, und ums wirtschaftliche Überleben kämpfend, sicherte sich mit dieser regelmäßigen Russell-Kolumne weitere, dringend benötigte Abonnenten.

Just in dieser Zeit (1916) wurde Russell dort „ausgebootet", indem ein früherer Russellianer (Bösenberg) zeitweise dort die Rolle des Kolumnenschreibers übernahm (anstelle von Russell). Die WTG-Hörigen brauchten geraume Zeit, bis sie Bösenberg dort wieder vertreiben konnten. Der Fall Bösenberg war somit zugleich auch ein vor aller Welt sichtbarer Fall, über die inzwischen eingetretene Konfusion. Zu letzterem kann man auch vergleichen:

„Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 171f.

Höhepunkt war der Abdruck eines Briefes „des ausführenden Komitees" aus dem englischen Watchtower dieser Zeit, in deutscher Übersetzung im „Volksboten", den den der eigentliche deutsche „Wachtturm" eben noch nicht abdruckte. Das war zu der Zeit, wo Rutherford noch keineswegs „fest im Sattel" saß.

Die heutige WTG betont, es habe im ersten Weltkrieg auch vereinzelte deutsche Wehrdienstverweigerer gegeben. Den Namen Holterhof den sie da nennt. Dazu wäre anzumerken. Jedenfalls in der Publizistik des deutschen „Wachtturms" gibt es keinerlei Hinweise auf solche inzwischen dann eingetretene Änderungen. Sie sind auch mit Sicherheit zeitlich lokalisierbar erst ab dem Zeitpunkt, wo Rutherford das Heft fest in der Hand hatte. Rutherford hatte in der Tat, in der ersten Ausgabe des berühmt-berüchtigten Band sieben der „Schriftstudien", in der Form eines Pressezitates, eine kriegsgegnerische Passage aufnehmen lassen. Die aber wurde schon alsbald wieder zensiert. Und sie ist auch nicht mehr in der deutschen Ausgabe von 1925 des Bandes sieben „Schriftstudien" enthalten. Zu diesem Aspekt kann man auch vergleichen

Schriftstudienhinweis

Zu konstatieren ist weiter, dass die einsetzende Kriegsmüdigkeit, je länger der Krieg dauerte, auch vor den Bibelforschern nicht halt machte. In Kombination mit den neuen Rutherford-Akzenten, soll es daher auch um 1918 tatsächliche Wehrdienstverweigerer gegeben haben. Gemessen an dem was davor war, sind sie als eindeutige Minderheit zu bezeichnen.

Die Situation im zweiten Weltkrieg ist schon mal grundsätzlich dergestalt anders, dass schon durch das früh einsetzende Hitlerverbot, und anschließendem massiven Terror, die Zeugen Jehovas in die Ecke gedrängt wurden. Kombiniert mit der akut verschärften Endzeiterwartung, für die in der Tagespolitik den diesbezüglich Gläubigen, mehr als genug Anhaltspunkte geliefert wurden, war schon mal ein auch politisch zu wertender Nährboden einer Oppositionshaltung gegeben. Demgegenüber ist festzuhalten. Entgegen Befürchtungen aus den eigenen Reihen, konnte der deutsche „Wachtturm", in der gesamten Zeit des ersten Weltkrieges weiter erscheinen. Nicht eine einzige Ausgabe ist ausgefallen! Lediglich die Ausgaben Oktober - Dezember 1918, mussten einmalig, als ein Heft zusammengefasst werden. Ab 1919 ging es aber schon wieder monatlich weiter.

Insofern gilt für die Zeit des Naziregimes, mit seinen Verbots-Rahmenbedingungen, auch im Falle der Zeugen Jehovas der flotte Spruch:

„Ist der Ruf erst ruiniert - lebt es sich ganz ungeniert".

Das Beispiel der Religionsgemeinschaft der „Siebenten-Tags-Adventisten" im ersten Weltkrieg zeigt zudem, hat sich eine Religions-Führerschaft auch materiell erst mal etabliert (Immobilienbesitz und anderes mehr), ist die Hürde zum „unbotmäßigen" Handeln überzugehen, um ein vielfaches höher als bei den (noch) „Habenichtsen".

Und aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges nicht zu vergessen:

1915er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

Eine Bilanz in Sachen Wehrdienstverweigerung

Zum Weiterlesen auch empfohlen:

Parsimony.20106

Offenbarungsbuch Kapitel 21

Parsimony.20109

ZurIndexseite