Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Samuel Lauper
Im "Jahrbuch
1974 der Zeugen Jehovas" wird er zweimal namentlich genannt. Ohne Vornamen. Das
erachtete die WTG offenbar für ihn, als schon wieder zuviel der Ehre. Immerhin wird
vermerkt: "Um das Jahr
1900 zog ein Beauftragter der Watch Tower Society aus der Schweiz in diese Gegend
(Bergisches Land - in Deutschland). Sein Name war Lauper" (S. 69). Das zweite Zitat vermerkt lapidar: "Im Jahre 1905 war Bruder Lauper in
der Gegend von Berlin tätig und verbreitete Ausgaben des Wacht-Turms" (S. 70). Ende der "Durchsage" bei
der WTG.
Auch im Index der WTG-Literatur wird
besagter Samuel Lauper keines Eintrages etwa an anderer Stelle für würdig befunden. Nun weiss man zur Genüge, dass die WTG n i c h t
ihre "gesamte" Literatur Index-mäßig erschlossen hat. Besonders krasses
Beispiel (in Zeiten von DVD-Technik), dass ihre CD-ROM erst ab 1970 beginnt. Greift man
auf Print-Ausgaben der WTG-Literatur zurück, ergibt sich noch ein weiterer Nachweis.
Schon in der deutschen Ausgabe des "Zions Wacht Turm" für September/Oktober 1905 kann man unter der Überschrift "Der Fortschritt der Wahrheit in Deutschland" etwas über Lauper lesen. Und zwar über seine Reisetätigkeit zur Etablierung bzw. Stabilisierung von WTG-Versammlungen. Es heißt da:
"Die lieben Leser des Wachtturmes wird es interessieren, hierüber wieder einmal etwas zu hören. Unsere Reise (Br. Lauper war stellenweise in Begleitung) ging über Reichenbach i. V., Dresden, Berlin, Königsberg i. Pr. (einschließlich Ponarth), Danzig, Stettin, Hamburg, Leer und zurück nach Elberfeld - über 3000 Kilometer."
Im deutschen "Zions
Wacht Turm" vom Februar 1906, wird er mit den Worten belobigt, dass allein er, als
Kolporteur 1300 gebundene Russell-Bücher abgesetzt habe. Eine Zahl von der die anderen
zeitgenössischen WTG-Kolporteure nur träumen konnten.
Immerhin kann man aus den vorstehenden
dürftigen WTG-Angaben durchaus entnehmen, dass er eine gewisse Rolle in der
deutschsprachigen Geschichte der Bibelforscher gespielt hat. Sie wird noch deutlicher,
wenn man im "Wachtturm" Jahrgang 1916 für die Schweiz folgende offizielle
Bezugsadresse lesen kann: Samuel Lauper, Zürich 6/17, Hönggerstr. 12.
Übrigens, die genannte Zürcher Adresse der WTG blieb auch noch bestehen, als Lauper schon nicht mehr im WTG-Dienste stand. Sie veränderte sich erst mit der Eröffnung des Zentraleuropäischen WTG-Büros in Bern.
Offenbar mit letzterem im Zusammenhang stehend, konnte man in der "Wachtturm"-Ausgabe vom Mai 1919 lesen:
"Zur gefälligen Beachtung für Geschwister und
Leser des Wachtturms in der Schweiz.
Wir teilen allen Geschwistern und Lesern des Wachtturms in der Schweiz mit, daß Bruder
Samuel Lauper sein Lager an Büchern und Schriften aus dem Verlage der Wachtturm Bibel-
und Traktat-Gesellschaft sowie den von ihm seit Jahren selbstständig betriebenen Versand
dieser Schriften in entgegenkommender Weise an Bruder C. C. Binkele, dem
Hauptbevollmächtigten der Gesellschaft, abgetreten hat. "
An anderer Stelle hatte ich über besagtem Lauper schon mal notiert, dass er noch als
Verleger in Erscheinung getreten ist. So verbreitete er 1922 in der Schweiz beispielsweise
die Edgar-Schrift "Wo sind die Toten?" die auf den Russellschen Gedankengängen
fußt.
Die Sachlage muß offenbar so eingeschätzt werden, dass deutsche Bibelforscherkreise um
dem vormaligen WTG-Mitarbeiter Fritz Christmann, cirka 1920 begonnen hatten,
Übersetzungen aus dem Englischen, namentlich der Gebrüder Edgar, auch im Deutschen
anzubieten. Christmann war zeitweise (1916) verantwortlicher Redakteur des
deutschsprachigen Wachtturms. Als Verleger hierbei fungierte Hans Kaulvers aus Gera-Reuß.
Offenbar war eine diesbezügliche Schriftenreihe geplant, die sich "Edgar's
Miniatur-Bibliothek" nannte. Ihr erstes Heft ("Das Gebet und die Bibel")
hatte Morton Edgar zum Autor. An ihrem Schluss findet sich unter der Überschrift
"Keine Reklame, nur ein Fingerzeig!" auch der Hinweis auf Band I der
Russell'schen "Schriftstudien". Vermerkt wird: "Zu beziehen von der
Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, Barmen Unterdörner Straße 76".
Indem dort diese Empfehlung mit abgedruckt ist, kann man wohl noch nicht von einer Kappung
aller Beziehungen zur WTG sprechen.
In Deutschland
wurden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu jener Zeit immer problematischer. Die
Inflation stand vor der Tür. Diesem Umstand ist es wohl zuzuschreiben, dass jenes
begonnene Verlagsprojekt nicht weiter durchgeführt werden konnte.
In diese Bresche sprang nun offenbar Samuel Lauper von der Schweiz aus. Das Heft 4 der
"Edgar's Miniatur-Bibliohek" (J. Edgar "Die Aufbewahrung der Identität in
der Auferstehung") nennt schon den Samuel Lauper als neue Bezugsadresse. Auch Lauper
druckt eine Empfehlung des Band I der "Schriftstudien" darin ab. Allerdings
nennt er als diesbezügliche Bezugsadresse nicht mehr die WTG, sondern seine eigene
Verlagsadresse.Interessant wird es noch, wenn man die Adresse von Lauper vergleicht. 1922
beispielsweise nannte er als seine Adresse immer noch:
Zürich 6/17, Hönggerstr. 12. Genau dies war aber in den Anfangsjahren auch die Schweizer
Adresse der WTG. Man vergleiche beispielsweise den Band 1 der "Schriftstudien"
(Ausgabe 1919), wo genau diese Schweizer Adresse mit eingedruckt ist.
In ihrem 1987er
Jahrbuch, mit dem dort abgedruckten Bericht über die Schweiz, geht die WTG keiner Silbe
auf Lauper ein. Auch ein Beispiel, für ihre selektive Geschichtsschreibung.
Neben einigen kleineren Schriften ist besonders hervorzuheben die von ihm initiierte
Herausgabe einer deutschen Übersetzung, der vom "Pastoral Bible Institut"
(einer frühen amerikanischen Oppositionsgruppe herausgegebenen zweibändigen Erklärung
von J. R. Streeter) über "Die Offenbarung Jesu Christi" die 1925-29 erschien.
Besagtem Streeter kan man beispielsweise schon in der englischen Ausgabe des "Zions
Watchtower" vom 15. 1. 1907 begegnen, mit einem dort abgedruckten, für Russell
belobhudelnden Brief.
Erwähnenswert aus
dem Verlag Samuel Lauper wäre noch die 1936 erschienene Broschüre von Werner Hodler
"Elias wird zuvor kommen". Nicht wegen ihres Inhaltes, mehr wegen ihres Autors.
Denn besagter Werner Hodler war der Spiritus rector eines weiteren Zeitschriftenprojektes
freier Bibelforschergruppen in der Schweiz, dass ab 1940 unter dem Titel "Die
Brennende Lampe" gestartet wurde. Bis 1972 erschienen.
Aber kehren wir erst mal zu dem genannten Buch von Streeter zurück.
Meine Einschätzung dieses voluminösen Werkes ist, dass es nichts wesentlich von Russell
abweichendes bietet. Es bemüht sich im zusammenfassend zu referieren, was Russell bereits
gesagt hatte. Wenn Rutherford beispielsweise, je länger, je mehr; Kirchenkritische und
auch Staatskritische Aspekte zum tragen brachte. Nichts von alledem bei Streeter.
Jedenfalls nichts, was über Russell hinausgeht.
Immerhin ist es höchstwahrscheinlich dem Umstand zuzuschreiben, dass es sich hierbei um
einen Wälzer von mehr als 1300 Seiten handelt, dass Lauper damit in Konflikt mit den
Nazibehörden geriet. Bekanntlich wurden Jehovas Zeugen 1933 in Nazideutschland verboten.
Da ist nun den Nazizensurbehörden auch dieser zweibändige Wälzer zu Gesicht gekommen.
Gelesen (richtig gelesen) haben sie ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Schon der
Seitenumfang dürfte diese Bürokratenseelen davon abgehalten haben.
Aber, "schlau" wie sie meinten zu sein, glaubten sie diese Schrift auch dem
Umfeld der Zeugen Jehovas zuordnen zu können. Und ihre Reaktion war die für eine
nazistische Bürokratenseele typische. So vermerkt das "Deutsche
Kriminalpolizeiblatt" Nr. 1892 vom 3. Juli 1934:
"Auf Grund des § 7 der
VO vom 4. 2. 33 wird das Buch 'Einführung in die Offenbarung Jesu Christi', herausgegeben
von Samuel Lauter Degersheim/Schweiz, für das Gebiet des Landes Preußen beschlagnahmt
und eingezogen, da sein Inhalt geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden."
Zwar erschien besagtes Buch schon etliche Jahre vor dem Naziregime. Zwar bietet eine
objektive Prüfung seines Inhaltes keinerlei Anhaltspunkte für die Berechtigung eines
solchen Verbotes. Aber, was scherte dass schon eine Nazibürokratenseele. Lieber ein Buch
mehr verbieten, als wie vielleicht eines zu wenig. Und diesen Wälzer gar vielleicht im
Detail lesen? Das war für die Analphabeten in den Nazibürokratenstuben offenbar zuviel
verlangt.
Samuel Lauper ist noch in anderer Beziehung in die Zeugen Jehovas-Geschichte eingegangen.
Es wurde bereits genannt, das "Pastoral Bible Institut" in den USA, dass mit
eine der ersten organisatorischen Verfestigungen der Bibelforscheroppostion, nach Russell,
darstellte. Man gab auch eine eigene Zeitschrift heraus (die in den USA bis auf die
heutigen Tage noch fortbesteht). "Der Herald of Christ's Kingdom". Und man war
interessiert, dass auch Übersetzungen davon im Deutschen erschienen.
Zuerst schien es so, als könne die deutsche Oppositionsgruppe um Ewald Vorsteher, mit
ihrem "Wahrheitsfreund" eine solche deutsche Plattform sein. Allein alsbald
wurde auch dem "Herald" der Kreis um Vorsteher nicht ganz geheuer. Hatte
letzterer doch dadurch von sich reden gemacht, dass er Rutherford gar "von rechts zu
überholen" wollte. Indem Vorsteher die 1925-These noch "präziser", noch
"genauer" verkünden wollte und letztendlich damit einen
"Bauchklatscher" erzielte. Also stellte man die Beziehung zu Vorsteher doch
lieber wieder ein.
In diese "Marktlücke" trat nun besagter Samuel Lauper, indem er ab circa 1922,
von der Schweiz aus, eine deutsche Ausgabe der Zeitschrift "Der Herold des
Königreiches Christi" herausgab, die sich bis circa 1936 halten konnte (Jedenfalls
ist die Ausgabe Nr. 5/1936 vom Juni 1936 die letzte, die sich im Bestand der Deutschen
Bücherei zu Leipzig befindet).
Ein Hinweis auf eine eventuelle Einstellung dieses Zeitschriftenprojektes ist im
eigentlichen Zeitschriftentext nicht enthalten. Aber immerhin vermerkte die DB-Leipzig in
einem redaktionellen Zusatz vom 23. 12. 1938 : "Mit Nr. 5 Erscheinen
eingestellt".
Da sich keine anderweitigen Bibliotheksexemplare dafür ermitteln lassen, dürfte dies
wohl auch so gewesen sein.
Vielleicht wird man diese abrupte Unterbrechung dieses Zeitschriftenjahrganges noch etwas
differenzierter sehen müssen. In der Deutschen Bücherei wurde diese Zeitschrift
zeitgenössisch als "Geheim" behandelt. Das heißt: Sie wurde wie alles
deutschsprachige Schrifttum prinzipiell gesammelt, jedoch war zugleich der Öffentlichkeit
nicht zugänglich. Wer sich damals um ihre Einsichtnahme bemühen wollte, der musste schon
allerhand hochrangige Befürwortungen vorlegen. Ansonsten spielte sich da nichts ab. Ein
System, dass bemerkenswerterweise auch die Kommunisten übernommen hatten.
Ob unter diesen Konstellationen dort überhaupt jemand zeitgenössisch diese Zeitschrift
eingesehen hat (mit Ausnahme ganz weniger Bedientester der Deutschen Bücherei) erscheint
mir ziemlich zweifelhaft.
Immerhin enthielt die Juniausgabe 1936 einen durchaus beachtlichen Artikel. Er war
überschrieben: "Die Prophetie und die Juden". Nun ist es notorisch bekannt,
dass wann immer das Wort Juden fiel, bei den Nazis die Alarmglocken anschlugen. So geht
dieser Artikel davon aus, dass die zunehmende Besiedlung Palästinas schon zu dieser Zeit,
auch "dank" der deutschen Politik, eine "Erfüllung biblischer
Prophezeiungen" sei.
Im Prinzip ist diese These ja nicht neu. Sie war es damals schon nicht. Aber dass da bei
den Nazis (auch wenn sie in dem Artikel nicht namentlich genannt wurden) gewisse Emotionen
ausgelöst wurden, kann man sich sehr wohl vorstellen. Dennoch bleibt dies letztendlich
eine Spekulation.
Immerhin kann man sich auch vorstellen, dass die wirtschaftliche Decke für diese
Zeitschriftenprojekt nicht sonderlich groß war, obwohl noch bis zur letzten Ausgabe ein
Stuttgarter Postscheckkonto für den Bezug in Deutschland genannt wurde.
Was den Inhalt jener Zeitschrift anbelangt, bestand er in hohem Ausmaße aus
Übersetzungen der amerikanischen Vorlage. Interessant scheint mir besonders jener Artikel
zu sein, wo man auf die Spannungen zu sprechen kommt, die zur WTG bestehen. Einige Zitate
aus ihm:
"Überhaupt ist der Kurs der von Br. Russell gegründeten W.T.G. in letzter Zeit
immer ausgeprägter gewesen an angemaßter Autorität, gleich dem andern schon lange
herrschenden Stellvertreter Christi auf Erden."
Weiter wird das Rutherford-Schisma, auch analog zu der neuzeitlicheren Darstellung von
Cole beschrieben. Herausgearbeitet wird, wie Rutherford mit advokatischen Winkelzügen
seine Kontrahenten, die als Gremium über die WTG Politik bestimmen wollte (während
Rutherford einsame Entscheidungen liebte). Herausgearbeitet wird, wie er sie
diesbezüglich Schachmatt setzte.
Zitat: "Unter Mitwirkung
eines anderen Advokaten verschaffte er sich eine Zusammenstellung von Vorschriften aus dem
Gesetze des Staates Pennsylvanien, woselbst die Gesellschaft als Korporation eingetragen
ist, um an Hand der Gesetzesvorschriften zu behaupten, daß die 4 in Frage kommenden
Brüder keinen Anspruch auf ihr Amt als Direktor der W.T.Ges. machen könnten, weil nach
einem gewissen Paragraph Direktoren jährlich neu gewählt werden sollten und dies bei
ihnen unterlassen worden sei.
Ein weiterer Paragraph bestimmt aber, daß die Direktoren so lange in ihrem Amte bleiben,
bis Ersatzwahl stattfindet
Es ist somit erwiesen, daß nur etwas aus dem Gesetze
herausgesucht war, um diese Direktoren scheinbar als ungesetzliche zu erklären und ihre
Entfernung durchzusetzen. "
Bekanntlich steigerte sich dieser Konflikt mit der Freigabe des unter Rutherford's
Auspizien klammheimlich erstellten 7. Bandes der "Schriftstudien". Dazu vermerkt
auch dieser Artikel:
"Ein weiteres
Zusammenarbeiten mit Br. R(utherford) war unmöglich und besonders auch deshalb, weil das
Werk in ganz andere Bahnen gelenkt wurde und die Ges. einen neuen Kurs bekam, dazu die
Lehren vom 7. Band noch beträchtlich beitrugen."
Die Opposition sah sich gezwungen sich zu verselbständigen. Eines ihrer publizistischen
Organe wurde die damals neu gegründete Zeitschrift "The Herald of Christ's
Kingdom".
Wie der Name schon sagt, hielt man an der Russell'schen Vorgabe fest, in der
vermeintlichen Endzeit zu leben. Das Datum 1914 konnte man zwar in seiner Ursprungsaussage
nicht weiter verwenden, aber man wusste alsbald Rat.
Auch diesen Kreisen wurde es bewusst, dass von Russell benutzte Ausgangsdatum 606 v. Chr.
ist eine Geschichtsklitterung. Vor 1914 hatten sie sich daran nicht gestört. Da ja nur so
sich jenes Datum errechnen ließ. Aber jetzt nach 1914 und namentlich nach dem
Rutherford-Schisma, erwachte in ihnen plötzlich der kritische Instinkt.
Man rekapituliert. Wenn man statt dessen, dass von den Historikern anerkannte Jahr 586 v.
Chr. als Ausgangszahl für die ganze Rechnerei nutz, dann verschiebt sich das ganze um
neunzehn Jahre. Man kann also die gesamte Russelltheorie unverändert weiter benutzen. Man
braucht sie nur um jene 19 Jahre zu variieren. Damit glaubte man zu damaliger Zeit -
vorerst - den "Stein der Weisen" gefunden zu haben. Bei Lauper liest sich das
beispielsweise so ("Der Herold des Königreiches Christi" Mai-Juni 1928 S. 28):
"Wir haben in früheren
Nummern des Heroldes ausgeführt, daß die sieben Zeiten der Nationen 1933 völlig
auslaufen werden. Es würde dies soviel bedeuten, daß um diese Zeit herum der volle
Zusammenbruch der heutigen Reiche stattfinden wird. Die weltweite Anarchie, das
vollständige Abbrechen und Wegräumen der alten Ordnung, würde dort insonderheit
beginnen.
Obwohl die Zeichen der Zeit diesen Glauben immer noch zu wenig stützen scheinen, so
können wir es doch an Hand der biblischen Berechnung nicht anders erkennen. Wir sehen,
daß das nüchterne Erforschen der Prophetie und Zeitrechnung dem Herrn gerade so
wohlgefällig ist, wie das Erforschen irgend einer anderen Wahrheit.
Da 1914 das Ereignis, welches dem Vorbild vom 1. Jahre Nebukadnezars (über Juda), 2500
Jahre vor 1914 entspricht, genau eintraf und im Vorbild 19 Jahre später (588 v. Chr.) die
Wegnahme der Krone bei Israel stattfand, so glauben wir, daß die Annahme berechtigt ist,
daß 19 Jahre nach 1914 der volle Zusammenbruch der Reiche erwartet werden darf.
Mit dieser Annahme ist nicht gesagt, wann genau die letzten Glieder der Herauswahl
verherrlicht werden und wann die gegenwärtige Ordnung der Dinge im eigentlichen Sinne
beseitigt sein wird. Wir möchten auch nicht behaupten, daß 1933 der volle Zusammenbruch
der Reiche in absoluter Weise stattfinden werde. Wir sagen nur, daß wir es an Hand der
biblischen Berechnung nicht anders als so erkennen können.
Gar oft bekamen Erforscher der Prophetie weiteres Licht dazu und manches wurde heller.
Aber auch alle Enttäuschungen, die beim Volke Gottes schon vorgekommen sind, sollten
nicht dazu führen, daß es im nüchternen Erforschen irgend welcher Teile des Wortes
Gottes erlahme."
Faktisch entwickelte sich Lauper zu einer Art verhinderter Papst unter den deutschen
Bibelforschern. Nicht zuletzt deshalb, weil die einschlägige Publizistik bei ihm
konzentriert war. So startete er noch in der Zeit vom 24. April - 20. Mai 1932 eine groß
angelegte Besuchsreise, die ihn zu den verschiedenen Bibelforscherkreisen führte. So in:
Esslingen, Frankfurt a. M., Arolsen, Iserlohn, Krefeld, Gelsenkirchen, Hattingen/Ruhr,
Barmen, Dortmund, Wieschershöfen, Hannover, Berlin, Posen, Breslau, Poln. Oberschlesien,
Lodz, Liegnitz, Wien, Graz
Es versteht sich, dass die genannten Datenspekulationen für 1933/34 ein gewichtiges Thema
dabei waren. Aber angesichts der Nähe dieses Datums wurde Lauper schon etwas kleinlauter.
Seine These dazu war jetzt:
"Wann genau die letzten
Glieder eingehen dürfen, wissen wir nicht. Da aber nach unserem Verständnis die Zeiten
der Nationen, d. h. die Ausübung der Macht von Sommer 1933 an völlig auszulaufen
beginnen, dürfte dann von dieser Zeit an gerechnet, der Zeitpunkt nicht mehr ferne
liegen, an welchem die Herauswahl ihren Lauf vollendet haben wird. Wir sagen ausdrücklich
"auszulaufen beginnen", weil wir die Auffassung haben, daß die Zeit der
Anarchie und völlige Abschluß dann nicht sofort in allen Ländern zugleich einzutreten
braucht, weil es im Vorbild beim Sturz Zedekias (588 v. Ch.) bei den umliegenden Nationen
auch nicht der Fall war."
Nach 1934 war es an der Zeit einmal Bilanz zu ziehen. Sie wurde in den
"Herold"-Ausgaben vom Juli-August 1935 sowie September 1935 veröffentlicht. Da
konnte man lesen:
"In den vergangenen
Jahren hatten wir triftige Gründe, die chronologischen Aufstellungen nachzuprüfen und zu
revidieren. Es wurden in den vergangenen Jahren beim Studiums dieses Themas gewisse
Schlüsse gezogen, die wir in Anbetracht der heutigen Verhältnisse und Umstände
abzuändern gezwungen sind. Tatsache ist, dass Entwicklungen und Ereignisse, die vor 20
Jahren erwartet wurden, nicht eintrafen und dies reichlich Anlass gab, die verschiedenen
Berechnungen und Schlussfolgerungen von Grund aus durchzuprüfen."
Die nachfolgende Zeitschriftenausgabe machte dann mit der plakativen Überschrift auf:
"Wenn es verzieht, so harre sein."
Dazu wurde dann noch im Detail ausgeführt:
"Von etlichen wurde nun
die Frage aufgeworfen, ob wir deshalb nicht den gänzlichen Zusammenbruch der jetzigen
Weltordnung und den Sturz der Christenheit für unsere Zeit schon erwartet haben sollten,
da 2520 Jahre der heidnischen Herrschaft von etwa 588-587 v. Chr. uns ungefähr zur
jetzigen Zeit bringen. Obgleich dies in mancher Hinsicht ein vernünftiger Schluss zu sein
scheint, so glauben wir doch, dass der Fortschritt der Ereignisse, sowie alle Tatsachen,
die wir um uns her an diesem Tag des Herrn sich entfalten sehen, uns bewegen sollten, das
Auslaufen der jetzigen Weltordnung mehr stufenweise zu erwarten als in einem plötzlichen
Krach und der Auflösung aller Dinge an einem bestimmten Zeitpunkt."
Aha, möchte man dazu nur ausrufen. Die altbekannten "Zeichen der Zeit" müssen
wieder einmal her halten, wenn man sich terminlich nicht mehr so festlegen will. Und so
kam es denn auch. Die diesbezügliche Gummibandargumentation lautet:
"Diese verschiedenen
Ausleger haben auf eine Anzahl Daten aufmerksam gemacht, die das Auslaufen gewisser
chronologischer Voraussagen bezeichnen und die deshalb als Endstationen betrachtet werden
können. Folgende Jahre sind bestimmt so festgestellt worden, auf sie wurde ausgeschaut
als auf wichtige Daten: 1799, 1844, 1866, 1874, 1914, 1933-34.
Im Licht der in der Weltgeschichte sich auswirkenden Weissagungen kann jetzt gesagt
werden, dass mit jeder dieser Daten jene eigentümlichen und wichtigen Ereignisse und
Umstände verbunden waren, die sie als Merkmale einer Stufe des scheinbar langsamen
Vorganges der Auflösung der gegenwärtigen religiös-politischen Weltmächte auszeichnen.
Wenn wir das letzte Jahr einschliesslich des gegenwärtigen betrachten, dann scheint es,
als ob es einen wichtigen Platz in der chronologischen Prophezeiung einnehme; und sollten
einige zu grosser Enttäuschung veranlasst sein, weil bis zu diesem Momente die
gegenwärtige Ordnung noch nicht hinwegfegt, noch die Kirche verwandelt wurde, lasset
solche wiederum die prophetische Stimme hören: "ob es aber verzieht, so harre
sein".
Und wenn sie denn nicht gestorben sind - dann hoffen sie noch heut.
Dies währ mein abschließender Kommentar dazu.
Die Wahrheit der Wahrheitsfreunde
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