Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Samuel Lauper

Im "Jahrbuch 1974 der Zeugen Jehovas" wird er zweimal namentlich genannt. Ohne Vornamen. Das erachtete die WTG offenbar für ihn, als schon wieder zuviel der Ehre. Immerhin wird vermerkt: "Um das Jahr 1900 zog ein Beauftragter der Watch Tower Society aus der Schweiz in diese Gegend (Bergisches Land - in Deutschland). Sein Name war Lauper" (S. 69). Das zweite Zitat vermerkt lapidar: "Im Jahre 1905 war Bruder Lauper in der Gegend von Berlin tätig und verbreitete Ausgaben des Wacht-Turms" (S. 70). Ende der "Durchsage" bei der WTG.

Auch im Index der WTG-Literatur wird besagter Samuel Lauper keines Eintrages etwa an anderer Stelle für würdig befunden. Nun weiss man zur Genüge, dass die WTG n i c h t   ihre "gesamte" Literatur Index-mäßig erschlossen hat. Besonders krasses Beispiel (in Zeiten von DVD-Technik), dass ihre CD-ROM erst ab 1970 beginnt. Greift man auf Print-Ausgaben der WTG-Literatur zurück, ergibt sich noch ein weiterer Nachweis.

Schon in der deutschen Ausgabe des "Zions Wacht Turm" für September/Oktober 1905 kann man unter der Überschrift "Der Fortschritt der Wahrheit in Deutschland" etwas über Lauper lesen. Und zwar über seine Reisetätigkeit zur Etablierung bzw. Stabilisierung von WTG-Versammlungen. Es heißt da:

"Die lieben Leser des Wachtturmes wird es interessieren, hierüber wieder einmal etwas zu hören. Unsere Reise (Br. Lauper war stellenweise in Begleitung) ging über Reichenbach i. V., Dresden, Berlin, Königsberg i. Pr. (einschließlich Ponarth), Danzig, Stettin, Hamburg, Leer und zurück nach Elberfeld - über 3000 Kilometer."

Im deutschen "Zions Wacht Turm" vom Februar 1906, wird er mit den Worten belobigt, dass allein er, als Kolporteur 1300 gebundene Russell-Bücher abgesetzt habe. Eine Zahl von der die anderen zeitgenössischen WTG-Kolporteure nur träumen konnten.
Immerhin kann man aus den vorstehenden dürftigen WTG-Angaben durchaus entnehmen, dass er eine gewisse Rolle in der deutschsprachigen Geschichte der Bibelforscher gespielt hat. Sie wird noch deutlicher, wenn man im "Wachtturm" Jahrgang 1916 für die Schweiz folgende offizielle Bezugsadresse lesen kann: Samuel Lauper, Zürich 6/17, Hönggerstr. 12.

Übrigens, die genannte Zürcher Adresse der WTG blieb auch noch bestehen, als Lauper schon nicht mehr im WTG-Dienste stand. Sie veränderte sich erst mit der Eröffnung des Zentraleuropäischen WTG-Büros in Bern.

Offenbar mit letzterem im Zusammenhang stehend, konnte man in der "Wachtturm"-Ausgabe vom Mai 1919 lesen:

"Zur gefälligen Beachtung für Geschwister und Leser des Wachtturms in der Schweiz.
Wir teilen allen Geschwistern und Lesern des Wachtturms in der Schweiz mit, daß Bruder Samuel Lauper sein Lager an Büchern und Schriften aus dem Verlage der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft sowie den von ihm seit Jahren selbstständig betriebenen Versand dieser Schriften in entgegenkommender Weise an Bruder C. C. Binkele, dem Hauptbevollmächtigten der Gesellschaft, abgetreten hat. "


An anderer Stelle hatte ich über besagtem Lauper schon mal notiert, dass er noch als Verleger in Erscheinung getreten ist. So verbreitete er 1922 in der Schweiz beispielsweise die Edgar-Schrift "Wo sind die Toten?" die auf den Russellschen Gedankengängen fußt.

Die Sachlage muß offenbar so eingeschätzt werden, dass deutsche Bibelforscherkreise um dem vormaligen WTG-Mitarbeiter Fritz Christmann, cirka 1920 begonnen hatten, Übersetzungen aus dem Englischen, namentlich der Gebrüder Edgar, auch im Deutschen anzubieten. Christmann war zeitweise (1916) verantwortlicher Redakteur des deutschsprachigen Wachtturms. Als Verleger hierbei fungierte Hans Kaulvers aus Gera-Reuß. Offenbar war eine diesbezügliche Schriftenreihe geplant, die sich "Edgar's Miniatur-Bibliothek" nannte. Ihr erstes Heft ("Das Gebet und die Bibel") hatte Morton Edgar zum Autor. An ihrem Schluss findet sich unter der Überschrift "Keine Reklame, nur ein Fingerzeig!" auch der Hinweis auf Band I der Russell'schen "Schriftstudien". Vermerkt wird: "Zu beziehen von der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, Barmen Unterdörner Straße 76".

Indem dort diese Empfehlung mit abgedruckt ist, kann man wohl noch nicht von einer Kappung aller Beziehungen zur WTG sprechen.

In Deutschland wurden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu jener Zeit immer problematischer. Die Inflation stand vor der Tür. Diesem Umstand ist es wohl zuzuschreiben, dass jenes begonnene Verlagsprojekt nicht weiter durchgeführt werden konnte.

In diese Bresche sprang nun offenbar Samuel Lauper von der Schweiz aus. Das Heft 4 der "Edgar's Miniatur-Bibliohek" (J. Edgar "Die Aufbewahrung der Identität in der Auferstehung") nennt schon den Samuel Lauper als neue Bezugsadresse. Auch Lauper druckt eine Empfehlung des Band I der "Schriftstudien" darin ab. Allerdings nennt er als diesbezügliche Bezugsadresse nicht mehr die WTG, sondern seine eigene Verlagsadresse.Interessant wird es noch, wenn man die Adresse von Lauper vergleicht. 1922 beispielsweise nannte er als seine Adresse immer noch:

Zürich 6/17, Hönggerstr. 12. Genau dies war aber in den Anfangsjahren auch die Schweizer Adresse der WTG. Man vergleiche beispielsweise den Band 1 der "Schriftstudien" (Ausgabe 1919), wo genau diese Schweizer Adresse mit eingedruckt ist.

In ihrem 1987er Jahrbuch, mit dem dort abgedruckten Bericht über die Schweiz, geht die WTG keiner Silbe auf Lauper ein. Auch ein Beispiel, für ihre selektive Geschichtsschreibung.

Neben einigen kleineren Schriften ist besonders hervorzuheben die von ihm initiierte Herausgabe einer deutschen Übersetzung, der vom "Pastoral Bible Institut" (einer frühen amerikanischen Oppositionsgruppe herausgegebenen zweibändigen Erklärung von J. R. Streeter) über "Die Offenbarung Jesu Christi" die 1925-29 erschien. Besagtem Streeter kan man beispielsweise schon in der englischen Ausgabe des "Zions Watchtower" vom 15. 1. 1907 begegnen, mit einem dort abgedruckten, für Russell belobhudelnden Brief.

Erwähnenswert aus dem Verlag Samuel Lauper wäre noch die 1936 erschienene Broschüre von Werner Hodler "Elias wird zuvor kommen". Nicht wegen ihres Inhaltes, mehr wegen ihres Autors.

Denn besagter Werner Hodler war der Spiritus rector eines weiteren Zeitschriftenprojektes freier Bibelforschergruppen in der Schweiz, dass ab 1940 unter dem Titel "Die Brennende Lampe" gestartet wurde. Bis 1972 erschienen.

Aber kehren wir erst mal zu dem genannten Buch von Streeter zurück.
Meine Einschätzung dieses voluminösen Werkes ist, dass es nichts wesentlich von Russell abweichendes bietet. Es bemüht sich im zusammenfassend zu referieren, was Russell bereits gesagt hatte. Wenn Rutherford beispielsweise, je länger, je mehr; Kirchenkritische und auch Staatskritische Aspekte zum tragen brachte. Nichts von alledem bei Streeter. Jedenfalls nichts, was über Russell hinausgeht.

Immerhin ist es höchstwahrscheinlich dem Umstand zuzuschreiben, dass es sich hierbei um einen Wälzer von mehr als 1300 Seiten handelt, dass Lauper damit in Konflikt mit den Nazibehörden geriet. Bekanntlich wurden Jehovas Zeugen 1933 in Nazideutschland verboten. Da ist nun den Nazizensurbehörden auch dieser zweibändige Wälzer zu Gesicht gekommen. Gelesen (richtig gelesen) haben sie ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Schon der Seitenumfang dürfte diese Bürokratenseelen davon abgehalten haben.

Aber, "schlau" wie sie meinten zu sein, glaubten sie diese Schrift auch dem Umfeld der Zeugen Jehovas zuordnen zu können. Und ihre Reaktion war die für eine nazistische Bürokratenseele typische. So vermerkt das "Deutsche Kriminalpolizeiblatt" Nr. 1892 vom 3. Juli 1934:

"Auf Grund des § 7 der VO vom 4. 2. 33 wird das Buch 'Einführung in die Offenbarung Jesu Christi', herausgegeben von Samuel Lauter Degersheim/Schweiz, für das Gebiet des Landes Preußen beschlagnahmt und eingezogen, da sein Inhalt geeignet ist, die öffentliche Ordnung zu gefährden."

Zwar erschien besagtes Buch schon etliche Jahre vor dem Naziregime. Zwar bietet eine objektive Prüfung seines Inhaltes keinerlei Anhaltspunkte für die Berechtigung eines solchen Verbotes. Aber, was scherte dass schon eine Nazibürokratenseele. Lieber ein Buch mehr verbieten, als wie vielleicht eines zu wenig. Und diesen Wälzer gar vielleicht im Detail lesen? Das war für die Analphabeten in den Nazibürokratenstuben offenbar zuviel verlangt.

Samuel Lauper ist noch in anderer Beziehung in die Zeugen Jehovas-Geschichte eingegangen. Es wurde bereits genannt, das "Pastoral Bible Institut" in den USA, dass mit eine der ersten organisatorischen Verfestigungen der Bibelforscheroppostion, nach Russell, darstellte. Man gab auch eine eigene Zeitschrift heraus (die in den USA bis auf die heutigen Tage noch fortbesteht). "Der Herald of Christ's Kingdom". Und man war interessiert, dass auch Übersetzungen davon im Deutschen erschienen.

Zuerst schien es so, als könne die deutsche Oppositionsgruppe um Ewald Vorsteher, mit ihrem "Wahrheitsfreund" eine solche deutsche Plattform sein. Allein alsbald wurde auch dem "Herald" der Kreis um Vorsteher nicht ganz geheuer. Hatte letzterer doch dadurch von sich reden gemacht, dass er Rutherford gar "von rechts zu überholen" wollte. Indem Vorsteher die 1925-These noch "präziser", noch "genauer" verkünden wollte und letztendlich damit einen "Bauchklatscher" erzielte. Also stellte man die Beziehung zu Vorsteher doch lieber wieder ein.

In diese "Marktlücke" trat nun besagter Samuel Lauper, indem er ab circa 1922, von der Schweiz aus, eine deutsche Ausgabe der Zeitschrift "Der Herold des Königreiches Christi" herausgab, die sich bis circa 1936 halten konnte (Jedenfalls ist die Ausgabe Nr. 5/1936 vom Juni 1936 die letzte, die sich im Bestand der Deutschen Bücherei zu Leipzig befindet).

Ein Hinweis auf eine eventuelle Einstellung dieses Zeitschriftenprojektes ist im eigentlichen Zeitschriftentext nicht enthalten. Aber immerhin vermerkte die DB-Leipzig in einem redaktionellen Zusatz vom 23. 12. 1938 : "Mit Nr. 5 Erscheinen eingestellt".
Da sich keine anderweitigen Bibliotheksexemplare dafür ermitteln lassen, dürfte dies wohl auch so gewesen sein.

Vielleicht wird man diese abrupte Unterbrechung dieses Zeitschriftenjahrganges noch etwas differenzierter sehen müssen. In der Deutschen Bücherei wurde diese Zeitschrift zeitgenössisch als "Geheim" behandelt. Das heißt: Sie wurde wie alles deutschsprachige Schrifttum prinzipiell gesammelt, jedoch war zugleich der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Wer sich damals um ihre Einsichtnahme bemühen wollte, der musste schon allerhand hochrangige Befürwortungen vorlegen. Ansonsten spielte sich da nichts ab. Ein System, dass bemerkenswerterweise auch die Kommunisten übernommen hatten.

Ob unter diesen Konstellationen dort überhaupt jemand zeitgenössisch diese Zeitschrift eingesehen hat (mit Ausnahme ganz weniger Bedientester der Deutschen Bücherei) erscheint mir ziemlich zweifelhaft.

Immerhin enthielt die Juniausgabe 1936 einen durchaus beachtlichen Artikel. Er war überschrieben: "Die Prophetie und die Juden". Nun ist es notorisch bekannt, dass wann immer das Wort Juden fiel, bei den Nazis die Alarmglocken anschlugen. So geht dieser Artikel davon aus, dass die zunehmende Besiedlung Palästinas schon zu dieser Zeit, auch "dank" der deutschen Politik, eine "Erfüllung biblischer Prophezeiungen" sei.

Im Prinzip ist diese These ja nicht neu. Sie war es damals schon nicht. Aber dass da bei den Nazis (auch wenn sie in dem Artikel nicht namentlich genannt wurden) gewisse Emotionen ausgelöst wurden, kann man sich sehr wohl vorstellen. Dennoch bleibt dies letztendlich eine Spekulation.

Immerhin kann man sich auch vorstellen, dass die wirtschaftliche Decke für diese Zeitschriftenprojekt nicht sonderlich groß war, obwohl noch bis zur letzten Ausgabe ein Stuttgarter Postscheckkonto für den Bezug in Deutschland genannt wurde.

Was den Inhalt jener Zeitschrift anbelangt, bestand er in hohem Ausmaße aus Übersetzungen der amerikanischen Vorlage. Interessant scheint mir besonders jener Artikel zu sein, wo man auf die Spannungen zu sprechen kommt, die zur WTG bestehen. Einige Zitate aus ihm:

"Überhaupt ist der Kurs der von Br. Russell gegründeten W.T.G. in letzter Zeit immer ausgeprägter gewesen an angemaßter Autorität, gleich dem andern schon lange herrschenden Stellvertreter Christi auf Erden."


Weiter wird das Rutherford-Schisma, auch analog zu der neuzeitlicheren Darstellung von Cole beschrieben. Herausgearbeitet wird, wie Rutherford mit advokatischen Winkelzügen seine Kontrahenten, die als Gremium über die WTG Politik bestimmen wollte (während Rutherford einsame Entscheidungen liebte). Herausgearbeitet wird, wie er sie diesbezüglich Schachmatt setzte.

Zitat:
"Unter Mitwirkung eines anderen Advokaten verschaffte er sich eine Zusammenstellung von Vorschriften aus dem Gesetze des Staates Pennsylvanien, woselbst die Gesellschaft als Korporation eingetragen ist, um an Hand der Gesetzesvorschriften zu behaupten, daß die 4 in Frage kommenden Brüder keinen Anspruch auf ihr Amt als Direktor der W.T.Ges. machen könnten, weil nach einem gewissen Paragraph Direktoren jährlich neu gewählt werden sollten und dies bei ihnen unterlassen worden sei.

Ein weiterer Paragraph bestimmt aber, daß die Direktoren so lange in ihrem Amte bleiben, bis Ersatzwahl stattfindet … Es ist somit erwiesen, daß nur etwas aus dem Gesetze herausgesucht war, um diese Direktoren scheinbar als ungesetzliche zu erklären und ihre Entfernung durchzusetzen. "


Bekanntlich steigerte sich dieser Konflikt mit der Freigabe des unter Rutherford's Auspizien klammheimlich erstellten 7. Bandes der "Schriftstudien". Dazu vermerkt auch dieser Artikel:
"Ein weiteres Zusammenarbeiten mit Br. R(utherford) war unmöglich und besonders auch deshalb, weil das Werk in ganz andere Bahnen gelenkt wurde und die Ges. einen neuen Kurs bekam, dazu die Lehren vom 7. Band noch beträchtlich beitrugen."

Die Opposition sah sich gezwungen sich zu verselbständigen. Eines ihrer publizistischen Organe wurde die damals neu gegründete Zeitschrift "The Herald of Christ's Kingdom".

Wie der Name schon sagt, hielt man an der Russell'schen Vorgabe fest, in der vermeintlichen Endzeit zu leben. Das Datum 1914 konnte man zwar in seiner Ursprungsaussage nicht weiter verwenden, aber man wusste alsbald Rat.

Auch diesen Kreisen wurde es bewusst, dass von Russell benutzte Ausgangsdatum 606 v. Chr. ist eine Geschichtsklitterung. Vor 1914 hatten sie sich daran nicht gestört. Da ja nur so sich jenes Datum errechnen ließ. Aber jetzt nach 1914 und namentlich nach dem Rutherford-Schisma, erwachte in ihnen plötzlich der kritische Instinkt.

Man rekapituliert. Wenn man statt dessen, dass von den Historikern anerkannte Jahr 586 v. Chr. als Ausgangszahl für die ganze Rechnerei nutz, dann verschiebt sich das ganze um neunzehn Jahre. Man kann also die gesamte Russelltheorie unverändert weiter benutzen. Man braucht sie nur um jene 19 Jahre zu variieren. Damit glaubte man zu damaliger Zeit - vorerst - den "Stein der Weisen" gefunden zu haben. Bei Lauper liest sich das beispielsweise so ("Der Herold des Königreiches Christi" Mai-Juni 1928 S. 28):

"Wir haben in früheren Nummern des Heroldes ausgeführt, daß die sieben Zeiten der Nationen 1933 völlig auslaufen werden. Es würde dies soviel bedeuten, daß um diese Zeit herum der volle Zusammenbruch der heutigen Reiche stattfinden wird. Die weltweite Anarchie, das vollständige Abbrechen und Wegräumen der alten Ordnung, würde dort insonderheit beginnen.

Obwohl die Zeichen der Zeit diesen Glauben immer noch zu wenig stützen scheinen, so können wir es doch an Hand der biblischen Berechnung nicht anders erkennen. Wir sehen, daß das nüchterne Erforschen der Prophetie und Zeitrechnung dem Herrn gerade so wohlgefällig ist, wie das Erforschen irgend einer anderen Wahrheit.

Da 1914 das Ereignis, welches dem Vorbild vom 1. Jahre Nebukadnezars (über Juda), 2500 Jahre vor 1914 entspricht, genau eintraf und im Vorbild 19 Jahre später (588 v. Chr.) die Wegnahme der Krone bei Israel stattfand, so glauben wir, daß die Annahme berechtigt ist, daß 19 Jahre nach 1914 der volle Zusammenbruch der Reiche erwartet werden darf.

Mit dieser Annahme ist nicht gesagt, wann genau die letzten Glieder der Herauswahl verherrlicht werden und wann die gegenwärtige Ordnung der Dinge im eigentlichen Sinne beseitigt sein wird. Wir möchten auch nicht behaupten, daß 1933 der volle Zusammenbruch der Reiche in absoluter Weise stattfinden werde. Wir sagen nur, daß wir es an Hand der biblischen Berechnung nicht anders als so erkennen können.

Gar oft bekamen Erforscher der Prophetie weiteres Licht dazu und manches wurde heller. Aber auch alle Enttäuschungen, die beim Volke Gottes schon vorgekommen sind, sollten nicht dazu führen, daß es im nüchternen Erforschen irgend welcher Teile des Wortes Gottes erlahme."


Faktisch entwickelte sich Lauper zu einer Art verhinderter Papst unter den deutschen Bibelforschern. Nicht zuletzt deshalb, weil die einschlägige Publizistik bei ihm konzentriert war. So startete er noch in der Zeit vom 24. April - 20. Mai 1932 eine groß angelegte Besuchsreise, die ihn zu den verschiedenen Bibelforscherkreisen führte. So in: Esslingen, Frankfurt a. M., Arolsen, Iserlohn, Krefeld, Gelsenkirchen, Hattingen/Ruhr, Barmen, Dortmund, Wieschershöfen, Hannover, Berlin, Posen, Breslau, Poln. Oberschlesien, Lodz, Liegnitz, Wien, Graz

Es versteht sich, dass die genannten Datenspekulationen für 1933/34 ein gewichtiges Thema dabei waren. Aber angesichts der Nähe dieses Datums wurde Lauper schon etwas kleinlauter. Seine These dazu war jetzt:

"Wann genau die letzten Glieder eingehen dürfen, wissen wir nicht. Da aber nach unserem Verständnis die Zeiten der Nationen, d. h. die Ausübung der Macht von Sommer 1933 an völlig auszulaufen beginnen, dürfte dann von dieser Zeit an gerechnet, der Zeitpunkt nicht mehr ferne liegen, an welchem die Herauswahl ihren Lauf vollendet haben wird. Wir sagen ausdrücklich "auszulaufen beginnen", weil wir die Auffassung haben, daß die Zeit der Anarchie und völlige Abschluß dann nicht sofort in allen Ländern zugleich einzutreten braucht, weil es im Vorbild beim Sturz Zedekias (588 v. Ch.) bei den umliegenden Nationen auch nicht der Fall war."

Nach 1934 war es an der Zeit einmal Bilanz zu ziehen. Sie wurde in den "Herold"-Ausgaben vom Juli-August 1935 sowie September 1935 veröffentlicht. Da konnte man lesen:

"In den vergangenen Jahren hatten wir triftige Gründe, die chronologischen Aufstellungen nachzuprüfen und zu revidieren. Es wurden in den vergangenen Jahren beim Studiums dieses Themas gewisse Schlüsse gezogen, die wir in Anbetracht der heutigen Verhältnisse und Umstände abzuändern gezwungen sind. Tatsache ist, dass Entwicklungen und Ereignisse, die vor 20 Jahren erwartet wurden, nicht eintrafen und dies reichlich Anlass gab, die verschiedenen Berechnungen und Schlussfolgerungen von Grund aus durchzuprüfen."

Die nachfolgende Zeitschriftenausgabe machte dann mit der plakativen Überschrift auf:
"Wenn es verzieht, so harre sein."
Dazu wurde dann noch im Detail ausgeführt:

"Von etlichen wurde nun die Frage aufgeworfen, ob wir deshalb nicht den gänzlichen Zusammenbruch der jetzigen Weltordnung und den Sturz der Christenheit für unsere Zeit schon erwartet haben sollten, da 2520 Jahre der heidnischen Herrschaft von etwa 588-587 v. Chr. uns ungefähr zur jetzigen Zeit bringen. Obgleich dies in mancher Hinsicht ein vernünftiger Schluss zu sein scheint, so glauben wir doch, dass der Fortschritt der Ereignisse, sowie alle Tatsachen, die wir um uns her an diesem Tag des Herrn sich entfalten sehen, uns bewegen sollten, das Auslaufen der jetzigen Weltordnung mehr stufenweise zu erwarten als in einem plötzlichen Krach und der Auflösung aller Dinge an einem bestimmten Zeitpunkt."

Aha, möchte man dazu nur ausrufen. Die altbekannten "Zeichen der Zeit" müssen wieder einmal her halten, wenn man sich terminlich nicht mehr so festlegen will. Und so kam es denn auch. Die diesbezügliche Gummibandargumentation lautet:

"Diese verschiedenen Ausleger haben auf eine Anzahl Daten aufmerksam gemacht, die das Auslaufen gewisser chronologischer Voraussagen bezeichnen und die deshalb als Endstationen betrachtet werden können. Folgende Jahre sind bestimmt so festgestellt worden, auf sie wurde ausgeschaut als auf wichtige Daten: 1799, 1844, 1866, 1874, 1914, 1933-34.

Im Licht der in der Weltgeschichte sich auswirkenden Weissagungen kann jetzt gesagt werden, dass mit jeder dieser Daten jene eigentümlichen und wichtigen Ereignisse und Umstände verbunden waren, die sie als Merkmale einer Stufe des scheinbar langsamen Vorganges der Auflösung der gegenwärtigen religiös-politischen Weltmächte auszeichnen.

Wenn wir das letzte Jahr einschliesslich des gegenwärtigen betrachten, dann scheint es, als ob es einen wichtigen Platz in der chronologischen Prophezeiung einnehme; und sollten einige zu grosser Enttäuschung veranlasst sein, weil bis zu diesem Momente die gegenwärtige Ordnung noch nicht hinwegfegt, noch die Kirche verwandelt wurde, lasset solche wiederum die prophetische Stimme hören: "ob es aber verzieht, so harre sein".


Und wenn sie denn nicht gestorben sind - dann hoffen sie noch heut.
Dies währ mein abschließender Kommentar dazu.


Die Wahrheit der Wahrheitsfreunde
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