Re: Pape


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 07. August 2005 13:10:41:

Als Antwort auf: Re: Pape geschrieben von Drahbeck am 07. August 2005 12:28:46:

Nun denn: Zitiere ich einfach mal was ich zum Thema Pape bereits in den Forumsarchiven 95 und 98 sagte. Sollten noch Rückfragen bestehen, kann dann ja noch darauf eingegangen werden:

Im übrigen nochmal. Günther Pape befand sich im Clinch mit der WTG. In diesen Auseinandersetzungen hat er sich meiner Meinung nach, tapfer geschlagen. Das rechne ich ihm als dauerhaftes Verdienst an. Darüber hinaus zu unterstellen, ich würde seine theoretischen Leistungen in Sachen ZJ sonderlich hochachten, verkennt sowohl die Sachlage, als auch meine tatsächlichen Stellungnahmen zu Pape.
Ganz abgesehen davon, dass für mich persönlich der Schritt der bei Pape vorliegt, sich der katholischen Kirche anzuschließen, ein undenkbarer Schritt wäre und ist.
Sowohl in Theorie als auch in Praxis.
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Kritiker der WTG haben es nicht leicht. Das lässt sich an vielerlei Beispielen belegen. Eines tritt dabei immer wieder signifikant zum Vorschein. Die von der WTG gesteuerte Kritik verlagert sich zunehmend auf persönliche Aspekte. Das Bibelwort „Wer von euch ohne Sünde ist - der werfe den ersten Stein" wird bewusst desavouiert. Beispiel Twisselmann. Seine (mehr theologisch orientierte) Auseinandersetzung mit der WTG wurde von letzterer nie im Detail beantwortet. Aber auch in seinem Fall konnte man registrieren. Er wurde persönlich angegriffen. Etwa bezüglich seiner tatsächlichen oder vermuteten Eheverhältnisse in seiner Biographie.
Siehe dazu:
Twisselmann

Beispiel Günther Pape. Letzterer schon seit den frühen 1950er Jahren in der alten BRD lebend ist der WTG auch durch seinen Erlebnisbericht „Ich war Zeuge Jehovas" ein besonderer Dorn im Auge. Wie immer man zu Pape als „Theoretiker" auch stehen mag. Wie immer man seine Konversion zur katholischen Kirche auch bewertet (die wohl höchstens 0,001 Prozent der aus ZJ-Milieu stammenden akzeptieren dürften). Läßt man diese Aspekte nicht im Vordergrund stehen; lässt dafür seinen Bericht in „Ich war ZJ" unvoreingenommen auf sich wirken, kommt man nicht umhin zu bestätigen: Sachlich geschrieben; durchaus wesentliches erfassend. Und weil Pape nun die Logistik der katholischen Kirche hinter sich hat, die ihm eine Auflage seines Buches von 25 Auflagen bescherte (etwas wovon andere nur träumen können), erzielte er durchaus eine gewisse Breitenwirkung. Grund genug für die WTG sich zu ärgern.

Im Falle Günther Pape kam noch ein zusätzliches hinzu. Auch sein leiblicher Sohn trat in die Fußtapfen seines Vaters als „WTG-Aufklärer". Weitaus ärgerlicher aber ist für die WTG der Umstand, dass Pape noch einen leiblichen, in der DDR lebenden Bruder hat. Dieser Dieter Pape, in Sachen Zeugen Jehovas die DDR-Gefängnismauern auch von innen kennen lernend, entwickelte sich nun nachfolgend auch als WTG-Kritiker. Kann man Pape-West bescheinigen, ihm nutzte die Logistik der katholischen Kirche wesentlich; so wird man beim Falle Pape-Ost auch registrieren zu haben. Auch er konnte sich auf eine relevante Logistik stützen. Der Aktenbestand macht es heute offenkundig, um was für eine Logistik es sich da handelte: Den Staatssicherheitsdienst der DDR.
Siehe dazu:
Gursky

ForumsarchivA73

Es ist offensichtlich, dass die Versuchung für die WTG nicht gering war, diese drei Fälle Pape miteinander zu vermengen. Durch ihr Sprachrohr B... lässt sie den auch prompt die griffige Vokabel vom „Pape-Clan" auf den Ententeich setzen. B... hat sich als WTG-Sprachrohr unter anderem auch schon als unqualifizierter Angreifer des US-Amerikaners Jerry R. Bergman geortet, welcher der WTG gleichfalls ein Dorn im Auge ist; und dessen Studie über seelische Probleme von Zeugen Jehovas, in ihren wesentlichen Aussagen, sogar in deutscher Übersetzung zugänglich wurde.

Man kann es nachvollziehen. Für die WTG-Apparatschicks war die Versuchung nicht gering, nun auch den Pape-West das Odium Stasi anzuhängen. Das ist natürlich die bekannte Totschlagvokabel in diesem Lande. Über die IM des Bundesnachrichtendienstes oder der Verfassungsschutzes und ähnlich „erfreulicher" Institutionen redet man lieber nicht. Braucht man auch nicht. Deren Akten haben ja auch nicht jenen weltgeschichtlichen Crash erfahren, der den Stasisakten widerfuhr.

Aus eigenen Erleben meine ich Indizien dafür zu haben (aus dem Erleben des Jahres 1985 und nachfolgend bis 1989) dass da von westlichen Geheimdiensten „Gesandte" auf mich zugekommen sind; eine Zielstellung im „Hinterkopf" habend. Den in der Öffentlichkeit stillen Gebhard, vielleicht dazu bewegen zu können, als DDR-Dissident in Erscheinung zu treten. Herr Waldemar Hirch, bedauert ja noch heute lautstark, dass Gebhard nie sein Wissen in Sachen Zeugen Jehovas zu DDR-Zeiten preisgegeben hat. Hirch ist da wohl nicht der „erste" der solche Bemühungen tätigte.

Es ist wie gesagt nur eine Indizienvermutung; die mich aber durchaus in der Vermutung bestätigt. Sollten eines Tages die Akten westlicher Geheimdienste genauso auf der Straße liegen, wie das mit den Akten der Stasi der Fall war, wird sich auch eines zeigen.
Auch diese Dienste haben ihre IM. Egal ob es sich um hoch- oder niederrangige Leute aus dem Kirchen- und Religionsgemeinschaftsmilieu handelt, um Professoren, Journalisten, Beamte und anderes mehr.

Durch ihr Sprachrohr Uraniabuch (S. 262) warf die Stasi der WTG dem damaligen hochrangigen WTG-Funktionär Willy Pohl einmal vor, in seiner Westberliner Zeit aktive Beziehungen unter anderem zum britischen Geheimdienst in Westberlin unterhalten zu haben (bis heute von der WTG nicht dementiert).

Dem einschlägigem Buch von Ewald Kaven kann man entnehmen; dies galt offenbar schon für Pohls Amtsvorgänger, als die Westberliner WTG-Zentrale sich noch in der Brunnenstr. befand. Da wird bestätigt, was zuvor schon die DDR-CV sagte. Hochrangige WTG-Funktionäre drohen, vom Osten Gesandte, sofort den westlichen Behörden zu übergeben. Das dazu einschlägige Kontakte vonnöten sind, ist offenkundig. Genauso wie einschlägige Kontakte nötig waren, um WTG-Funktionäre auf dem Territorium der DDR mit gefälschten DDR-Ausweisen auszurüsten, was selbst Dirksen in seinem Buch widerwillig zugibt.

Ob Pharisäer Hirch nach einem Aktencrahs westlicher Geheimdienste immer noch mit weißer Weste dasteht? Ich erlaube mir ein Fragezeichen dazu hinzuzufügen. Allerdings, auch das muss auch gesagt werden. In absehbarer Zeit wird es diesen Aktencrash nicht geben.

Um wieder auf Pape-West zurückzukommen. Was angesichts vorbeschriebener Ausgangslage zu befürchten war, trat ein. Die WTG setzte auch auf Pape-West die bekannte Stasi-Totschlagkeule an. Allerdings ihr Pech: Pape wehrte sich. Das alles ist schon früher referiert worden. Nochmals dazu eine entsprechende Zusammenfassung:

"Da B... schon genannt wurde, bietet es sich an zugleich auch auf den Fall des Günther Pape mit zu sprechen kommen, der sich gleichfalls unqualifizierter Angriffe von Seiten B... mit der Wachtturmgesellschaft im Hintergrund, "erfreuen" darf. Also um es vorweg zu sagen. Pape selbst räumt ein, dass man ihm in diversen Leserbriefen mitgeteilt habe, man könne seine Position verstehen, bis auf eine Ausnahme. Und diese Ausnahme wäre, dass er sich der katholischen Kirche angeschlossen habe. Damit hat Pape selbst den Punkt referiert, den auch ich ihm gegenüber als Manko bewerte.

Andererseits wird man auch sehen müssen, dass er sich damit eine Plattform geschaffen hat, ohne die es fraglich wäre, ob sein Erstlingswerk "Ich war Zeuge Jehovas" bis heute 25 Auflagen erlebte. Als Zeitzeuge vermag er durchaus einige zwar nicht grundlegend neue, aber doch auf den Punkt gebrachte Erkenntnisse zu formulieren. So erlebte er beispielsweise die ersten Jahre nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands mit der sich schon damals anbahnenden Konfrontation.

So etwa wenn er notiert:
"Ein leiser Zweifel regte sich bei mir anlässlich einer späteren Vorladung. Major Cleskow legte mir einen im Westen gedruckten 'Wachtturm' vor. Darin war folgender Eindruck zu lesen: 'Veröffentlicht unter der Zulassung License Nr. US-W-1052. 24. Januar 1946 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.' Die Wachtturm-Führung hatte sich die Veröffentlichung dieses 'Wachtturms' durch die amerikanische Militärbehörde genehmigen lassen, wohingegen ich mich aber weigerte, der sowjetischen Kommandantur (auf Geheiß der Magdeburger WTG-Führung) zu gehorchen."

Es soll jetzt hier nicht darüber lamentiert werden, ob denn eine gütliche Einigung mit der Sowjetischen Militäradministration möglich gewesen wäre. Einiges spricht dagegen. Aber immerhin zeigt auch dieses Beispiel, dass die Zeugen Jehovas sich sehr wohl als politische Waffe verstanden und in Szene setzten.

Im Jahre 1994 lernte derselbe Pape noch einmal die harte Hand der Wachtturmgesellschaft kennen. Anlässlich eines beabsichtigten Referates auf einer Veranstaltung der Konrad Adenauer-Stiftung, wurde im Vorfeld von den Rechtsanwälten der WTG auf besagte CDUnahe Stiftung massiver Druck ausgeübt mit der Zielstellung, diesen für die WTG unbequemen Zeitzeugen dort nicht sprechen zu lassen. Dieses Ansinnen verpuffte hatte aber noch die Nachwirkung, dass Pape nunmehr selbst gegen die WTG juristisch aktiv wurde.

Insbesondere die Unterstellung (in Sippenhaftmanier mit seinem in der DDR lebenden Bruder), der West-Pape könnte auch für die DDR-Stasi aktiv gewesen sein, brachten letzteren doch noch "auf die Palme". Er war davor schon allerlei Anwürfe gewöhnt - das war aber auch ihm zuviel. Also klagte er gegen die WTG. Und über das Ergebnis seiner Klage berichtet er:

"Im Gerichtsurteil heißt es: '… für Recht erkannt: Die Beklagten werden verurteilt, es bei Meidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 50.000,- DM, ersatzweise Ordnungshaft bis zu zwei Monaten, zu unterlassen, über den Kläger zu behaupten, dieser habe mit dem Staatssicherheitsdienst der ehemaligen DDR zusammengearbeitet.' Dieses Urteil wird in dem Artikel von B... nicht mit einer Silbe erwähnt."

Jener Vorgang hatte noch eine andere "Nebenwirkung". Das WTG-Sprachrohr B... hatte den Pape in der Sache und im Ton "übel angemacht". Im Rahmen der Meinungsfreiheit sind solche Stellungnahmen justiziabel nur schwer wenn überhaupt fassbar. Aber dennoch fühlte sich Pape unredlich behandelt. Also was tat er? Er setzte sich an seine Schreibmaschine (respektive Computer sofern er einen haben sollte) und begann noch einmal ein Manuskript zum Thema Zeugen Jehovas abzufassen.

Wer sein seinerzeitiges 1971 erschienenes Buch "Die Wahrheit über Jehovas Zeugen" kennt, der wird ihm bescheinigen können, dass es inhaltlich substanzvoller geworden ist, als wie jene Ausführung von 1971 [32].
Letztlich hat sich die WTG mit ihrer Attacke gegen Pape damit nur einen Bärendienst erwiesen."


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