Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Twisselmann

Am 19. 4.99 war im InfoLink-Forum ein gefälschter Beitrag eingestellt, denn bisher so weit ich sehe,   keiner kommentiert hat. So will ich es denn tun.

Der Fälscher schließt seine Verleumdung mit dem Satz: „Grüße Twisselmann". Diese Art von feigen Verleumdern hat sich in gleicher Art schon früher hier bemerkbar gemacht. Es ist bezeichnend, dass er nichts sachliches vorzutragen weiß. Seine geistige Leere füllt er denn auch prompt mit persönlichen Verleumdungen auf. Hans-Jürgen Twisselmann ist mit Sicherheit nicht der Schreiber dieser Zeilen. Ich habe einiges von Twisselmann gelesen und meine daher sagen zu können:

Sofern Twisselmann sich zu Wort gemeldet hätte, dann bestimmt mit einer substanziellen Aussage, aber nicht mit solcher billigen Verleumdung. Im übrigen gehe ich davon aus, dass Twisselmann zu jener Zeit,   noch zu der Gruppe jener gehört, die das Medium Internet nicht persönlich nutzen.

Der Fälscher behauptet: „Ja und in der Zeit habe ich auch meine Frau und Mutter von meinen 6 Kindern sitzen lassen. Gab viel Ärger in meiner Kirchengemeinde." Nun, ich kenne die persönlichen Verhältnisse des Herrn Twisselmann nicht. Ich liege auch in Bezug auf seine kirchliche Anbindung, mit ihm nicht auf „gleicher" Wellenlänge. Aber ich stelle fest: Herr Twisselmann hat noch nie ein Buch mit dem Titel: „Wie führe ich eine glückliche Ehe?" veröffentlicht. Da er letzteres nicht getan hat, bewerte ich ihn nach dem, was er in seinen Schriften zu den Zeugen Jehovas ausgesagt hat und nicht nach eventuellen Eheprobleme, die hier ja offensichtlich unterstellt werden.

Auch Charles T. Russell, hatte bekanntlich Eheprobleme; dennoch wird er von den Zeugen Jehovas - zumindest verbal - anerkannt. Sein Nachfolger Rutherford hüllte sich über sein Privatleben in Schweigen. Vielleicht wird er auch seine berechtigten Gründe dafür gehabt haben, darüber lieber Schweigen walten zu lassen. Ist der anonyme Verleumder sich wirklich so sicher, dass er nicht eines Tages vielleicht auch mal mit ähnlichen Problemen zu tun bekommen konnte?

Aber man kennt ja das Strickmuster. Der Scientology-Gründer Hubbard hat es  vorexerziert. Indem er die Anweisung gab, man möge doch gefälligst im Privatleben der Kritiker herumschnüffeln, mit der Zielstellung, irgend etwas diskreditierendes zu finden. Das erspart dann die sachliche Auseinandersetzung, zu der man ohnehin nicht fähig ist. Offenbar ist für einige aus der WTG-Hierarchie Hubbard so etwas wie ein „Geheimtip".

Sagten die Kommunisten mal: „Proletarier aller Länder vereinigt euch" - so nun die neue Version: „Sekten aller Länder vereinigt euch." Wenn auch nicht in organisatorischer Hinsicht, so doch in Anwendung der entsprechenden Erfahrungen, die man ohne Skrupel bereitwilligst kopiert.

Auch ein Zeuge Jehovas hatte sich zu Twisselmann zu Wort gemeldet. Seine Wortmeldung kann ich schon eher akzeptieren. Wenn er fragt: „Hoffentlich beleuchtet er den Pazifismus der Evangelischen Kirche genauso." Dann anerkenne ich, dass diese Fragestellung aus dem Background eines Zeugen Jehovas legitim und verständlich ist.

Aber ich muss dennoch zu diesem Zeugen Jehovas eine kritische Anmerkung machen. Er hatte seinen Kurzkommentar mit den Worten eingeleitet: „Wenn der Pfarrer inzwischen im Ruhestand ist, dann muss der Austritt vor mindestens 40 Jahren gewesen sein." Diese Wortwahl lässt erkennen, das betreffende keinerlei persönliche Kenntnis der Schriften von Herrn Twisselmann besitzt.

So sei ihm denn gesagt, dass Buch von Herrn Twisselmann: „Vom Zeugen Jehovas zum Zeugen Jesu Christi" ist bereits seit 1961 auf dem Buchmarkt. Es ist auch in der Gegenwart antiquarisch durchaus beschaffbar. Auch auf das Buch von Twisselmann „Der Wachtturm-Konzern der Zeugen Jehovas" wäre zu verweisen. Ferner auf einige kleinere Schriften, die ich hier jetzt nicht nennen will sowie auf die von ihm herausgegebene Schriftenreihe „Brücke zum Menschen" (die vier mal jährlich erscheint).

Darin unterscheidet sich der zitierte Zeuge Jehovas von einem anderen aus dem gleichen Milieu. Da letzterer vorgibt, fast alle wesentlichen kritischen Schriften zum Thema Zeugen Jehovas im persönlichen Besitz zu haben. Wobei allerdings dabei einige Fragen offen bleiben.

Das erinnert mich allerdings an etwas anderes. Es soll ja Leute, auch in anderen Kreisen geben, die über eine beeindruckende Privatbibliothek verfügen. Wenn man ihnen dann jedoch näher auf den Zahn fühlt, ob sie die Bücher, die sie da so besitzen, auch alle wirklich schon gelesen haben, dann kommen sie, sofern sie ehrlich sind, ins stottern. Die Absicht haben sie wohl, aber da kam dann immer wieder was wichtiges dazwischen, und man werde das sicherlich noch irgend, wann mal nachholen - spätestens, wenn nicht anders, dann am „Sankt Nimmerleinstag".

Nun, auch der „liberale" Zeuge Jehovas wird sich wohl kaum den für die Zeugen Jehovas obligaten Anforderungen, völlig entziehen können. Ich könnte mir kaum vorstellen, dass er mit einem leeren Berichtszettel über den Predigtdienst, glänzen würde. Und seine Internetaktivitäten wird er doch wohl nicht als Predigtdienst verkaufen - oder doch?

Die üblichen Versammlungen der Zeugen Jehovas wird er wohl auch besuchen. Familie, mit ihren Anforderungen hat er auch. Und im Berufsleben wird er mutmaßlich auch stecken. Wann soll er dann eigentlich Zeit haben, seine erworbenen Bücher (mit Ausnahme der WTG-Literatur) zu lesen?

Sicherlich, darin geblättert wird er schon haben, auch vielleicht die eine oder andere Passage gelesen haben. Aber ein systematisches intensives lesen oder gar studieren, dieser kritischen Literatur erscheint mir auch in seinem Fall mehr als zweifelhaft.

Geschrieben von Drahbeck am 16. Februar 2006 05:04:55:

Zu denjenigen die unverdientermaßen, mit ganzen Kübeln von Jauche überschüttet wurden, gehört auch der Hans-Jürgen Twisselmann. Zwar eben nicht „nur" er; aber eben „auch" er. Twisselmann kann übrigens heute auf seinen 75. Geburtstag zurückblicken.
Charakteristisch auch seine Aussage:

„Aber obwohl man uns "Abtrünnige" gleich kübelweise mit Schmutz zu überschütten versucht, möchte ich doch auf eine Veröffentlichung solcher Tatsachen verzichten. Der heilige Name Gottes und der unseres Herrn und Erlösers ist durch dies System der Wachtturm-Hierarchie, durch ihre Irrlehren, Richtersprüche und Fehlprognosen im Namen Gottes und Christi in einem solchen Ausmaß befleckt worden, daß ich fürchten muß, ein Bekanntwerden aller Tatsachen über einstige und jetzige Zustände in den untersten und obersten Kreisen dieser religiösen Partei kommt schließlich dem Unglauben zugute."

Wenn auch Zeugen Jehovas - theoretisch - keine Geburtstage feiern, so besteht andererseits kein Anlass dieses Datum unerwähnt zu lassen. Wie die biographischen Daten schon verdeutlichen, erlebte er die Nazizeit als Jugendlicher noch bewusst mit. Um 1950 sprechen ihn auch die Zeugen Jehovas an, was ihn - angesichts des zweiten Weltkrieges - dabei auch besonders beeindruckt: Deren Wehrdienstverweigerer in dieser Zeit. Wie die gleiche Religionsgemeinschaft es indes zur Zeit des ersten Weltkrieges hielt, darüber sprachen die missionierenden Zeugen Jehovas schon nicht mehr. Sie wussten es vielleicht auch selbst nicht; denn alte „Wachttürme" sind ja „altes Licht".

Twisselmann, der es später noch zum Pfarrer bringen sollte (daran war natürlich um 1950 noch nicht zu denken), sagt von sich selbst und seiner Befindlichkeit in dieser Zeit, anlässlich eines örtlichen Tanzvergnügens:
„Eine weitere Erinnerung soll hier nicht unerwähnt bleiben: Bevor ich zu den Zeugen stieß, ging ich hin und wieder mit anderen jungen Männern zum Tanz, und zwar mit einer gewissen freudigen Erwartung, wie man sie eben zu einem Fest mitbringt. Doch wenn ich dann - zumeist noch vor Schluß der Veranstaltung - heimwärts ging, überfiel mich oft eine furchtbare innere Leere und ein Gefühl der Enttäuschung, daß sich mir die Frage aufdrängte: Gibt es denn nichts Besseres auf der Welt?"

Derart „gestrickt" hatten die Zeugen wohl bei ihm leichtes Spiel.
Auch Twisselmann steigt nun auf der Zeugen-eigenen Karriereleiter allmählich empor. Rechtes „Wohlbefinden" will sich dabei allerdings nicht einstellen.
Als sein „Damaskuserlebnis" nennt er dann:
„Unter der Last der Verantwortung und der zahllosen dienstlichen Verpflichtungen wird es mir selbst immer schwerer, unsere idealistischen Vorstellungen von der "glücklichen Neuen-Welt-Gesellschaft" durchzuhalten. Von anderen Aufsehern weiß ich, daß es ihnen nicht besser ergeht:
Für das persönliche Bibelstudium bleibt kaum noch Zeit. Nach der Tageshetze der "irdischen" Arbeit kommt die Feierabendhetze der Versammlungsbesuche. Auf die pausenlose Hetzjagd des Werktags folgt die des Sonntags: vormittags Dienst von Haus zu Haus, nachmittags Wachtturm-Studium, manchmal auch noch zusätzlich Vorträge.
Besonders ältere und kranke Z. J. leiden unter dem Dauerstreß. Vor allem aber kränkt es sie, wenn man ihnen dann noch Vorhaltungen macht, nicht genügend getan zu haben im Dienst von Tür zu Tür. Als der Bezirksaufseher einer Zeugin in sehr drastischer Weise klarzumachen versuchte, daß ihre Kopfschmerzen kein Grund wären, dem Felddienst fernzubleiben, daß diese vielmehr bestimmt nachließen, wenn sie sich nur mehr einsetzen würde, konnte sie nicht mehr an sich halten: "Wir sind eine Knüppel-Organisation", weinte sie. Der Bezirksaufseher verstand - offenbar bewußt - falsch: ,,Richtig", sagte er, "wir sind eine Krüppel-Organisation. Wir haben so viele Kranke und Krüppel. . .„ Sie aber bestand darauf: "Knüppel-Organisation habe ich gesagt!"

Später erlebte ich es noch oft, daß Z. J. - manchmal unter Tränen! - bekannten: "Ich fühle mich zum ,Felddienst' nicht hingezogen, sondern hingeprügelt!"
Als Versammlungsaufseher frage ich mich immer neu, ob denn das Gottes Absicht und der Sinn des Predigtauftrags sein kann."

Im Winter 1955/56 war es dann soweit. Auch Twisselmann's Tage in der Zeugen-Organisation begannen gezählt zu werden. Der angestaute Unmut über die diktatorischen Rahmenbedingungen, fand ein Ventil. Das Ventil war das die WTG-Lehren (insbesondere den Bereich Eschatologie betreffend) auf den Prüfstand zu stellen. Das Resultat war ernüchternd. Jetzt witterte die WTG-Organisation Gefahr. Hatte Twisselmann in seinem engeren Umfeld doch eine gewisse Resonanz. Er spricht davon 15 weitere Mitverbundene begannen nunmehr mit ihm, sich in separaten Versammlungen zu treffen. Damit war für die WTG-Apparatschicks der Fall klar. Da ist für sie nichts mehr zu „retten". Den formalen Grund lieferte Twisselmann dann noch selbst. Fasste er doch erstmals seine Zweifel in einem Schreiben an die WTG zusammen. In diesem fand sich unter anderem der Satz:

„Statt des Vertrauens auf Gottes unverdiente Güte kennen wir nur noch das Erreichen einer monatlichen Felddienststunden- und Zeitschriftenquote."

Damit war das „Eingemachte" der WTG tangiert und sie reagierte wie in solchen Fällen bekannt. Nach einigem Hin- und Hergeplänkel, auch angereichert mit nichtssagenden Standard-Worthülsen im WTG-Antwortschreiben, wird ihm von den WTG-Apparatschicks die ultimative Frage gestellt:
"Warte doch, bis der 'Wachtturm' das bringt!" Schließlich verfällt er der alten Methode der Gesellschaft: er stellt ultimativ die Frage: "Anerkennst du die Gesellschaft als den von Jesus vorhergesagten .Sklaven'".

Was den WTG-Apparatschicks eigentlich schon im voraus klar sein konnte. Die Antwort darauf war nicht die geforderte Totalunterwerfung unter Ausschaltung jeglichem eigenständigen Denken und Handelns. Nur das, sind doch die WTG-Apparatschicks bereit zu akzeptieren. Den Gefallen indes tat Twisselmann ihnen nicht.

„Die von mir erwartete Exkommunikation aus der "theokratischen Organisation", der sogenannte ,,Gemeinschaftsentzug", läßt nicht lange auf sich warten. Und der Grund des Ausschlusses? - „… völlig außer Harmonie mit der Neuen-Welt- bzw. Wachtturm-Gesellschaft." Man hätte
das auch positiv ausdrücken können: zu sehr in Harmonie mit der Bibel."

In den folgenden Jahren streckt er seine Fühler auch in Richtung jener Gruppierungen aus, welche aus der Russellbewegung entstammen, sich aber von Rutherford nicht versklaven ließen. Namentlich zu jenem Kreis um die Zeitschrift „Die Christliche Warte", an der schon die Gebrüder Sadlack, solange es ihnen gesundheitlich möglich war, mitgearbeitet hatten. Die Sadlacks hatten bekanntlich mit ihrem 1928 erschienenen „Die Verwüstungen des Heiligtums", die erste nennenswerte größere Oppositionsschrift zur WTG (in Buchform) im deutschsprachigem Raum auf die Beine gestellt.

Twisselmans Traum, diese weitgehend als überaltert zu bezeichnende Gruppierung vielleicht gar in Richtung Missionsaktivitäten mit der Zielstellung ZJ, motivieren zu können. Er musste jedoch alsbald erfahren, dass die „Früchte nach denen er begehrte" an einem zu hohen Baum hingen. Außerdem muss man es klar aussprechen. Der (noch) Einzelkämpfer Twisselmann, gehörte rein altersmäßig einer anderen Generation an, als jene die im betulichen Rückblick und in der Befriedigung soziologischer „Vereinsmeierei" ihre Erfüllung und auch Grenzen sahen und sehen.

Symptomatisch dafür auch der folgende Dialog:
„Wir sind diesen armen betrogenen Menschen das Evangelium von Jesus Christus schuldig!" Die Brüder nicken zustimmend, schränken ihre Zustimmung aber bald wieder ein: "Wir haben vor Jahren einmal eine Abhandlung vervielfältigt und verbreitet, in der die Hauptirrtümer der Wachtturm-Bewegung aufgezeigt und dem biblischen Zeugnis gegenübergestellt wurden.

Nun aber haben wir uns ganz umgestellt. Wir bekennen in Wort und Schrift unseren biblischen Glauben, ohne auf die Irrlehren anderer einzugehen. Wird doch der Irrtum durch die bloße Verkündigung der Wahrheit schon genügend beleuchtet."
Zeugen Jehovas bekehren zu wollen, meint ein anderer, sei doch ein Kampf gegen Windmühlenflügel, und dann erzählt er mir lächelnd die Geschichte von dem König, der das Meer peitschen lassen wollte. Nur einige wenige verstehen zu diesem Zeitpunkt mein Anliegen."

Zwar gelang es, mit Unterstützung aus diesem Kreis, 1958 eine erste schon etwas umfänglichere Flugschrift auf die Beine zu stellen. Indes in langfristiger Perspektive erwies sich diese Verbindung als nicht tragfähig.

In Folge dieser Ernüchterung verfasste er dann sein eigenes Buch „Vom Zeugen Jehovas zum Zeugen Jesu Christi", dass 1961 erstmals erschien und noch 1995 in 11. überarbeiteter Auflage erscheinen konnte. Das mit dem Fühlungnehmen zu Geistesverwandten Kreisen hielt er allerdings bei. So lässt sich von Twisselmann (eher dem Bereich Kleinschrifttum zuzuordnen) auch solche noch nachweisen, die in einem der sich selbst als „Freikirche" verstehenden zugehörigen Verlag erschienen. Auch dieser Aspekt seiner Lebensreise sollte nicht von Dauer sein. Zunehmend wurde auch einem Twisselmann deutlich.

Was engstirnig borniertes Denken anbelangt, ist das mit Sicherheit keine „alleinige" Domäne der Zeugen. Der Grundsatz: „Vogel friß oder stirb" feiert auch anderswo, wenn auch vielleicht mit anderen Vorzeichen, fröhlichen Urstand.

Dieser Umstand wiederum bewirkte eine Annäherung an die Großkirchen, in deren Dienst er dann - perspektivisch - gar noch einer ihrer Pastoren wurde. Zu nennen ist bei Twisselmann insbesondere auch noch seine von ihm gegründete Zeitschrift „Bruderdienst" (ab 1965) (später umbenannt in „Brücke zum Menschen"). Da konnte sich dann ein Sympathisantenkreis um sie sammeln. Man muss hinzufügen. Der „Bruderdienst" wurde zu einer Zeit gestartet, wo ans Internet noch nicht zu denken war. Theoretisch wollte er eine (schmalbrüstige) Vierteljahres-Zeitschrift sein. Praktisch war er jedoch eher (zumindest in der Anfangszeit) eine Halbjahres-Zeitschrift via sogenannter „Doppelhefte". Es zeigte sich auch bei diesem Unternehmen. Maßgeblich mehr oder weniger auf die Gründerpersönlichkeit zugeschnitten.

Ob euphorische Erwartungen die man da (vielleicht) in „Großkirchlichen" Kreisen hatte, je erfüllt wurden, ist doch sehr die Frage. Und wenn sie wie eben unterstellt, nicht erfüllt wurden, dann auch wohl deshalb, weil außer guten Wünschen und guten Worten, nicht viel da als „Aktie", die man ja hielt, investiert wurde. In ein „Geschäft" in das nicht viel hinein gesteckt wird, kann man erfahrungsgemäß auch nicht viel herausholen.

Zwischenzeitlich hat Twisselmann nun die „Redaktions-Stefette" weiter gereicht. Neue Konstellationen haben sich aufgetan. Bekanntlich besteht seit den 90er Jahren das Internetprojekt „Infolink". Die „Kurve zum Internet" hat Twisselmann (vielleicht auch altersbedingt) als Person nicht mehr wirklich gemeistert. Nun hat sich der Gründer des Infolink vor einiger Zeit mit Teilen seines gegründeten Vereins überworfen. Er hat das dahingehend gemangnet, einen Nachfolgerverein gegründet zu haben, der nach bisherigem Stand, zumindest auf der Internetebene, im Vergleich zum alten Verein, das Rennen gemacht zu haben scheint.

Wer diese Entwicklung auch mit weinendem Auge beobachtet hat, dass sind die noch „Großkirchen". Über die personelle Decke des alten Vereins wähnten sie ja, kräftig einen Fuß in der Zeugenthematik mit zu haben. Diese Seifenblase ist wohl einstweilen, was den neuen Verein betrifft, zerplatzt. Aber Koalitionen sind sicherlich keine „Erfindung" der Neuzeit. Und so findet man denn die Twisselmann-Gruppe im trauten Schulterschluss mit dem alten Verein, und mit den Großkirchen als Mit-Aktieninhaber im Hintergrund weiter am wirken. Mal sehen, wie diese Konstellationen in vielleicht zehn Jahren aussehen wird!

Vielleicht noch eine persönliche Anmerkung.
Twisselmann merkt an einer Stelle an, seine „Bruderdienst-Schriften" hätten in beiden Teilen Deutschlands (also vor 1990) Verbreitung gefunden. Was die alte BRD anbelangt, ist das sicherlich zutreffend. In der DDR hingegen sah es schon anders aus. Keine wissenschaftliche Bibliothek der DDR führte damals (außer dem „Vom Zeugen Jehovas. Zum Zeugen Jesu Christi") irgendwelche Schriften von Twisselmann. Namentlich auch nicht seine ab 1965 erschienene Zeitschrift „Bruderdienst" („Brücke zum Menschen"). Dieser Umstand war für mich durchaus misslich.

Ab Anfang der 1980er Jahre hatte ich mir das für DDR-Verhältnisse schon als „Privileg" zu bezeichnende Recht erkämpft (dieser Kampf war alles andere als ein „Zuckerlecken"), über das wissenschaftliche Bibliothekswesen auch themenbezogene Fernleihen aufgeben zu können. So wurde mir unter anderem auch die zeitlich befristete, leihweise Einsichtnahme (unter Bibliotheks Lesesaalbedingungen) des genannten „Bruderdienstes" aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Kiel möglich. Darin waren auch einige Hinweise auf „kleineres" Schrifttum von ihm enthalten.

Auch darum mühte ich mich, sie einsehen zu können. Das war aber leichter gesagt als getan. In der Regel ist dafür ein bibliographischer Nachweis erforderlich. Der war schon mal nicht vorhanden. Also zitierte ich als Beleg, in welchem Heft auf welcher Seite des „Bruderdienstes" ich das Gesuchte gefunden hätte. Offenbar lies sich die Universitätsbibliothek Kiel „erweichen" und leitete wohl diese Anfrage an Twisselmann weiter. Der wiederum stellte das Gesuchte zur Verfügung mit der Maßgabe, es könne beim Besteller verbleiben. Er wolle es nicht zurück haben. Offenbar war die UB Kiel der Meinung, das seien wohl Sachen, mit denen sie ihre Magazinbestände auch nicht verstopfen wolle. Welchen "Stellenwert" die UB Kiel (als einziger Besitztträger im Bibliothekswesen für die frühen Jahrgänge), dieser Zeitschrift noch heute beimißt, kann man schon an dem Umstand ablesen, dass ihreseits keine Bestandsmeldung an den Zeitschriften-Bestandskatalog der deutschen Bibliotheken erfolgte. Fragt man den nach, bekommt man lediglich den Hinweis, dass ab Jahrgang 2005 diese Zeitschrift in der LB Stuttgart vorhanden sei. Davor nichts. Da muss man sich doch wohl das 2005 nochmals "besonders" auf der Zunge zergehen lassen.

Um zur Universitätsbibliothek Kiel zurückzukommen. Sie wollte also die bestellten Twisselmann'schen Kleinschriften auch nicht zurückhaben, und teilte das in einem Begleitschreiben der Fernleihabteilung der Deutschen Staatsbibliothek mit.

Nun hatte quasi letztere „den schwarzen Peter am Hals". Nachdem die Sachen in der Bibliothek eingegangen, bekam ich sie zwar wie üblich (teilweise auch nur in der berüchtigten „Abteilung für spezielle Forschungsliteratur" der Stabi. Trifft in Sonderheit für den „Bruderdienst" zu), zur leihweisen Einsichtnahme. Etwaige Kopienanfertigung schon mal prinzipiell ausgeschlossen.
So, nun das genannte „Kleinschrifttum" von Twisselmann. Da hielt man es genauso. Rückgabe nach Ende der Leihfrist an die Bibliothek zwingend vorgeschrieben. Was aber tat letztere damit nun?
Wer nun denkt. Na ja, dann werden sie das wohl in den eigenen Bibliotheksbestand übernommen haben, der irrt gründlich. Die Endstation dessen war wohl mit aller Wahrscheinlichkeit das Altpapier!

Zur Indexseite