"Als Christen freuen wir uns nicht darüber,
wenn eine Vereinigung, die Gott dienen will und sich auf die Bibel beruft,
einem staatlichen Verbot zum Opfer fällt, auch dann nicht, wenn diese Berufung
auf die Bibel zu Unrecht geschieht und eine solche Vereinigung in einer alten
Feindschaft zur Kirche und Gemeinde Jesu steht, wie das bei den „Zeugen
Jehovas" (Bibelforscher) der Fall war.
Wir wissen, daß die Gewissens- und Glaubensfreiheit ein hohes Gut ist und
empfinden es schmerzlich, wenn diese aus irgendeinem Grunde durch die Organe
des Staates eingeschränkt werden muß. Wir haben es auch nicht vergessen, daß
gerade die Anhänger dieser Sekte es gewesen sind, die während der Hitlerzeit
tapfer für ihre Überzeugungen gelitten und gestorben sind, gewiß für eine
abwegige Überzeugung, aber doch immerhin für ihre Überzeugung. Viele Christen
haben dieses Opfer für ihren Glauben nicht gebracht.
Immerhin - wir haben uns nicht gewundert, als in den letzten Wochen durch die
Tagespresse und den Rundfunk Nachrichten verbreitet wurden, die auf einen
ernstlichen Konflikt zwischen dem Staat und den „Zeugen Jehovas" schließen
ließen und haben es vorausgesehen, daß es zu einem solchen Verbot kommen
würde. Denn wir wissen es seit langem, jeder, der sich mit der Lehre der
Bibelforscher einmal beschäftigt hat, weiß es: Die Bibelforscher sind nicht
nur ein erklärter Feind der christlichen Kirche, sie sind auch ein Feind jeder
staatlichen Ordnung, ganz gleich, welcher Art diese Ordnung ist. So waren sie
ein Feind des nationalsozialistischen Staates, nicht deshalb, weil dieser
Staat so oder so war, sondern weil es ein Staat überhaupt war. So werden sie
jeden Staat ablehnen, denn sie sehen im Staat ein Werk des Teufels. Das hängt
mit ihrer Lehre zusammen, auf die wir hier nicht näher eingehen können.
Wir Christen denken da anders. Wir wissen, daß Gott den Staat will um der
Ordnung willen, um dem Bösen in der Welt zu wehren. Das ist die Aufgabe, die
Gott dem Staat zugedacht hat, auch dem nichtchristlichen Staat. Solange er
diese Aufgabe erfüllt, sind wir Christen zum Gehorsam gegen den Staat
verpflichtet. Dieser Gehorsam der Christen gegen den Staat hat eine Grenze nur
dann, wenn der Staat selbst Böses tut, das heißt, wenn er gegen die 10 Gebote
handelt.
Dann kann auch ein Christ nicht mehr gehorchen und muß bereit sein, um seines
Glaubens willen zu leiden. Wir sehen also, welch himmelweiter Unterschied
besteht zwischen dem Ungehorsam der Bibelforscher gegen jede staatlichen
Ordnung und dem Ungehorsam, zu dem auch ein Christ sich unter Umständen
berufen weiß. Dort handelt es sich um Ungehorsam auch gegen Gott, der den
Staat will. Hier handelt s sich letztlich um Gehorsam gegen Gott, der auch vom
Staat Gehorsam gegen seine Gebote verlangt.
Man hat seit 1945 die Kirche oft gefragt, warum sie sich denn mit der
offensichtlichen Irrlehre der Bibelforscher nicht öffentlich
auseinandersetzte. Das hat die Kirche in den zwanziger Jahren getan, damals
nach dem ersten Weltkrieg, als die Bibelforscher auch schon viel von sich
reden machten. Aber gerade in den damaligen Auseinandersetzungen haben wir
gelernt, daß sie zwecklos sind, und daß man damit höchstens noch Propaganda
für sie macht. Man muß sich mit den Bibelforschern nicht auseinandersetzen,
sondern man muß für sie beten, daß Gott sie von ihrem Irrtum bekehre. Und man
muß auch eine solche Verwirrung sich auswirken lassen bis zum Ende.
Nun ist dieses bittere Ende für die Bibelforscher gekommen. Wie gesagt: wir
frohlocken nicht schadenfroh über dieses Verbot, aber wir haben es kommen
sehen, daß die Bibelforscher wieder so enden würden."
Um noch beim Aspekt der zeitgenössischen Publizistik zum 1950er ZJ-Verbot
zu verbleiben, so stimme ich mit Schilling darin überein, das wohl ein
thematischer Artikel dazu des SED-Funktionärs Horst Sindermann ist;
"den Höhepunkt der Kampagne stellte der
Artikel von Horst Sindermann: „Eine raffiniert getarnte amerikanische
Spionageorganisation. Dokumentarische Beweise für die Agententätigkeit der
'Zeugen Jehovas'" erschienen am 3.9. 1950 September"
darstellt. Bereits mal als Volltext mal zitiert.
Siehe dazu. http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,356392,427314#msg-427314
„Zu mager ausgefallen". Dort mehr am Textende.
Zu Sindermann hätte ich noch zu kritisieren, nicht nur seine Einbeziehung des
Spionagevorwurfes, auch kritisch zu sehen ist sein Versuch, die ZJ in die Ecke
der Antisemiten zu stellen.
Es gab Wandlungen in der Theologie der Zeugen Jehovas, noch in der ersten
Auflage des WTG-Buches "Gott bleibt wahrhaftig" lassen sich isoliert,
antisemitische Passagen nachweisen. Auch in weiteren WTG-Schriften jener Zeit.
Das waren dann aber "Ausläufer" der 1932 von Rutherford eingeleiteten
Veränderung in der Bewertung der Juden. Um 1950 waren sie keineswegs mehr so
dominierend, dass man die ZJ generell als Antisemiten verschreien konnte, wie
Sindermann es noch versucht.
Da überzieht er in seiner Argumentation.
Auch der Spionagevorwurf gehört zu den überzogenen Elementen der Agitation des
Ostdeutschen Regimes.
Schilling ist diesbezüglich zuzustimmen;
"Der Bestrafung der Angeklagten lagen
keine tatsächlichen Spionagehandlungen zugrunde, sondern in erster Linie
wurden sie wegen ihrer aufopferungsvollen Dienstbarkeit für eine Organisation
verurteilt, deren Tätigkeiten insgesamt als staatsfeindlich angesehen wurden,
da sie angeblich dem nach offizieller Lesart einen dritten Weltkrieg
vorbereitenden USA-Imperialismus unterstand."
Zustimmbar ist auch dem Text auf dem Buchumschlag: "Die Abhandlung zeigt an ... dass bereits die frühe DDR keinen Spielraum für liberale bürgerliche Freiheitsrechte einräumte."
Und weiter den sonstigen Aussagen in den verschiedenen Vorworten zum Buch.
"Nach innen regiert (bei den ZJ) ein
restriktives System der Berichterstattung und der Kontrolle. Aussteiger haben
über dieses restriktive Binnensystem der ZJ berichtet. ...
Dazu gehören die Ablehnung des Militärdienstes oder die Wahrnehmung des
Wahlrechts. Das ließ und lässt sie für diktatorische Systeme zur Zielscheibe
für Verfolgung werden.
Schnell stießen jedoch zwei zentralistisch geführte, hierarchisch organisierte
und autoritäre Systeme aufeinander.
Und: "Wer will ihnen (den ZJ) vorwerfen, dass sie die Kommunisten als Nachfolger der Nazis bezeichneten?"
Auf letztere gemischt ambivalente Aussage komme ich weiter unten (dann
allerdings nur in indirekter Form) nochmals zurück.
Etwas erstaunt nimmt man zur Kenntnis, dass der Autor seine Studie mit zwei
Vorworten versehen hat. Eins datiert mit 1998 und das zweite mit 2014.
Das Rätsel löst sich dann dergestalt auf das er desweiteren mitteilt:
"Die vorliegende Arbeit wurde im April 1998 als
wissenschaftliche Hausarbeit zur Zweiten Theologischen Prüfung in Magdeburg
eingereicht."
Und weiter für die jetzige Publikation "wurde das Manuskript nochmals durchgesehen und an einigen Stellen geringfügig verändert."
Besonders die Seiten 15 - 39 sind wohl jener 1998er Ausarbeitung
zuzurechnen.
Weiter verweist er darauf, das wesentliche Teile seiner Studie bereits im
Jahre 2001 in einer Festschrift für
Helmut Obst (dort die Seiten 88 - 105) publiziert wurden.
Insider wissen, dieser Teil ist im Internet durchaus als Volltext greifbar.
http://books.google.de/books?id=Tf3wC4Izm8EC&pg=PA88&dq=falko+schilling&hl=de&cd=1&redir_esc=y#v=onepage&q=falko%20schilling&f=false
"der mit Teilen dieser Arbeit identisch
ist."
Auch Schilling muss berichten: "Für den Verfasser dieser Studie war das Archiv des Deutschen Zweigbüros in Selters dagegen nicht zugänglich!"
Wir wahr!
Wer nicht gerade in die Trompete der WTG-Begünstigung mit einstimmt, wie etwa
die Garbe und Co, bekommt halt diese Chance nicht.
Zu dem Autor Dirksen und dessen voluminösen Studie merkt auch Schilling an:
"Kritisch ist anzumerken, dass sich
Teile der Arbeit Dirksens wie eine Selbstdarstellung der Zeugen Jehovas lesen"
Auch dazu ein: Wie wahr!
Zu den mir persönlich einige "Bauchschmerzen" verursachende Aussage Schilling
zähle ich seine Aussage, indem er den Autor Lothar
Gassmann und dessen Buch
"Die Zeugen Jehovas", Neuhausen/Stuttgart 1996, zu den thematisch "guten"
Büchern zählt. Das sehe ich allerdings, grundlegend anders.
Weiter erfährt man in einer Fußnote:
"Der Verfasser hat seine gesammelten
Archivalien wegen schwerer Krankheit im Sommer 2012 dem Archiv der
Robert-Havemann-Gesellschaft in Berlin übergeben."
Damit ist wohl Schilling aus dem Kreis jener ausgeschieden, die auch noch
zukünftig relevante Forschungsbeiträge vorzulegen vermögen.
In einem Teil seiner Studie (1998) beschreibt er auch die Wandlungen der
WTG-Obrigkeitslehre mit den relevanten Daten 1929 und 1962/63 die man beim
ZJ-Thema - auch im Hinblick auf Ostdeutschland - keinesfalls unberücksichtigt
sein lassen kann.
Auch Schilling erwähnt:
"Eine von der sowjetischen Besatzungsmacht
nicht geduldete Form der Betätigung der ZJ stellte deren intensive
Haustürmission dar. Sie war seit dem 4. Juni 1948 gemäß einer mündlichen
Weisung Oberleutnant Kolosenkos von der Zentralkommandantur Dresden in Sachsen
grundsätzlich verboten. Für die Stadt Chemnitz lässt sich eine ebenfalls
mündlich gegebene Anordnung des zuständigen Offiziers der Kommandantur vom 30.
Juni 1949 über das Kommissariat 5 (K 5) zur Untersagung der Hauswerbung der ZJ
durch die Polizei nachweisen."
Damit wären wir langsam an dem Punkt angelangt, der weiter oben in die
Worte zusammengefaßt wurde:
"Wer will ihnen (den ZJ) vorwerfen, dass sie
die Kommunisten als Nachfolger der Nazis bezeichneten?"
Auf letztere gemischt ambivalenten Ausage komme ich weiter unten (dann
allerdings nur in indirekter Form) nochmals zurück."
Dazu mag eine neutrale Quelle die "Wikipedia" zur weiteren
Veranschaulichung dienen:
Prinzipiell gibt es in der Bibel auch die Aussage, man wolle eigentlich nur
ein ruhiges und ehrbares Leben führen. Nicht so die ZJ, was den Aspekt "ruhig"
anbelangt.
Unter dem Stichwort "American way of life" notiert die "Wikipedia" unter
anderen auch:
"Der American way of life (etwa
„amerikanische Lebensart", früher auch „Amerikanismus") bezeichnet eine für
die Vereinigten Staaten typische Art zu leben und das Leben zu gestalten. Vom
'way of life' vieler anderer Nationen oder Weltregionen (z.B. Europa, Asien)
unterscheidet sich der amerikanische deutlich ... In der Wirtschaft wird
dieses Konzept durch den Glauben ausgedrückt, dass ein Wettbewerbsmarkt
Talente fördere. In der Politik drückt es den Glauben an die Überlegenheit
einer freiheitlichen Demokratie aus, die auf einem produktiven und
wirtschaftlichen Wachstum basiert. Während des Kalten Krieges wurde der
Ausdruck oft in Medien verwendet ...
Der Begriff wurde und wird - oft mit antiamerikanischem Unterton - mit als
solchen wahrgenommenen negativen Aspekten der amerikanischen Kultur in
Zusammenhang gebracht, beispielsweise mit exzessivem Konsum,
Umweltverschmutzung, der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft wie natürlicher
Rohstoffe oder Sendungsbewusstsein.
Präsident George W. Bush erklärte nach 9/11, der amerikanische Lebensstil sei
„nicht verhandelbar" ("the 'way of life' of the Americans is not negotiable."
http://de.wikipedia.org/wiki/American_Way_of_Life
Bei der WTG-Religion hat man es mit einer besonders aggressiven Form jener
Tendenz zu tun.
Gegenreaktionen durchaus provozierend. Etwa in Griechenland ausgesprochene
(wenn auch nicht realisierte) Todesurteile - nach 1945 - für
Wehrdienstverweigerer aus dem Zeugen Jehovas-Bereich. Oder eben auch die
Ostdeutsche Tragödie in ihren verschiedenen Facetten.
Man kann sich durchaus der Meinung von Schilling anschliessen:
"gerieten die Zeugen Jehovas immer wieder in
Auseinandersetzungen mit den großen Kirchen und den jeweiligen politischen
Machthabern, die ihrerseits den Einfluss und die Ziele der Sekte als weit
gefährlicher bewerteten, als sie tatsächlich waren."
Dennoch gilt es die USA-Politik in Gesamtheit dabei, keineswegs
unberücksichtigt zu lassen
Schilling referiert, nicht mal ansatzweise den McCarthyismus in
den USA die manchen zu dem Ausruf veranlassen, der Faschismus nach 1945 hat
eine Wiedergeburt (abgewandelter Art) in den USA.
Neuere Meldungen etwa wie die USA systematische Telefonspionage - auch gegen
Regierungen angeblich befreundeter Art - betreiben, die einen Aufdecker dieser
Tendenz dann zwangen in Russland Asyl zu suchen.
Oder auch jener Bericht aus einem Hamburger Politikmagazin (Nr. 40/2014 S. 33)
Artikelüberschrift: "Unter den Wolken.
Flugverkehr. US-Grenzbeamte entscheiden, wer von Deutschland in die
Vereinigten Staaten fliegen darf. Auf welcher rechtlichen Grundlage
eigentlich? Datentschützer sind alarmiert"
Danach nehmen besagte US-Grenzbeamte auf europäischem und auch deutschen
Boden, insistierende Verhöre von Fluggästen vor, die falls sie nicht mit dem
Wohlwollen jener US-Grenzbeamten enden, in der Verweigerung eines
Flugantrittes enden können. Realisiert auf deutschen Flughäfen.
Das zeigt dann wohl, was die Souveränität dieses Staates "wert" ist. Im Falle
der USA noch nicht mal das Papier auf dem sie denn gedruckt!
Ein Ausläufer jener faschistischen USA war und ist dann auch in der
WTG-Religion zu besichtigen, einschließlich Folgewirkungen!
Weiteres zu Schilling