Notizen aus „Informator" 1953

Der 14. „Wachtturm"-Feldzug des Jahres 1952, brachte - namentlich auch in Deutschland - nicht den von der WTG gewünschten Erfolg. Macht aber nichts sagte sich die WTG, das war ja noch nicht der „letzte" „Wachtturm"-Feldzug. Auch 1953 würde wieder ein solcher auf der WTG-Tagesordnung stehen, worüber dann die Januar-Ausgabe 1953 des „Informator" berichtet. Einen besonderen Gag in Vorbereitung selbigen, hat sich die WTG auch ausgedacht. Wieder mal soll es eine Demonstration „bringen". Möglicherweise gehörte zu deren Vorbereitungs-Utensilien auch ein Maßband, oder Zollstock oder ähnliches, auch wenn der „Informator" das nicht ausdrücklich erwähnt. Gesucht werden dann in der örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlung insgesamt fünf Statisten für jene Demonstration. Die Qualifikation zur Teilnahme an dieser ergebe sich einzig und allein aus der Körpergröße, sortiert von klein bis groß.

Kandidat 1 der kleinste, bekommt dann ein Schild im Format von 5 x 8 cm in die Hand gedrückt, und wird als „1879" bezeichnet.

Das Schild für den Kandidaten „1904" beträgt schon mal 10 x 12,5 cm.

Kandidat 3 alias „1928" darf dann schon mal mit einem Schild im Format von 22,5 x 27,5 cm glänzen.

Noch größer dann das Schild für den Kandidaten 4 alias „1946" im Format von 45 x 55 cm.

Jetzt wird es richtig groß, den Kandidat fünf alias „1953" bekommt ein Schild im Format von 75 x 95 cm verpasst. Und dazu gibt es dann die Belehrung des Leiters jener Demonstration, die Auflagehöhe des „Wachtturm" habe sich von 6.000 bis zur Zeit des Jahre 1952 auf 1.500.000 gesteigert.

Aber so die weitere Belehrung, es solle wie es sich für eine zünftige Drückerkolonne gehört, noch weitere Steigerungsraten ins Visier genommen werden. Da die WTG-Treppenterrier bei ihrem entsagungsvollen Dienst, in der Regel nicht viel zu lachen haben, so sollen sie dann wenigstens mal bei dieser Demonstration was zum lachen bekommen, denn die WTG ist ja um „alles besorgt".

Die Februar-Ausgabe 1953 des „Informator" wiederholt die WTG-Forderung:  „Im Januar war es das Ziel jeder Gruppe, eine Zunahme von zehn Prozent der durchschnittlichen Verkündigerzahl des letzten Dienstjahres zu erreichen. Hat eure Gruppe es geschafft?"

Und da man schon mal beim Fordern ist, geht es gleich weiter mit der Forderung, bis Ende April 1953 solle jene Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr, gar 20 % betragen.  Man rechnet weiter vor, man habe analysiert das „durchschnittlich sind jeden Monat 4000 Diener, die sich Gott hingegeben haben, nicht ins Feld gezogen."  Was denen angesichts der 20 % Forderung der WTG dann noch bevorsteht, ist unschwer zu erraten. Die in „Watte verpackte hart Faust" der WTG.

Die März-Ausgabe 1953 des „Informator" rechnet gar vor, bei 1952er Gedächtnismahl in Deutschland habe es 58.334 Anwesende gegeben. Aber, jetzt kommt's von denen hätten sich mindestens 11.000 nicht an der Verkündigung im Jahre 1952 beteiligt. In ihrer maßlosen Gier hätte es die WTG also am allerliebsten gesehen, könnte sie auch diejenigen, die nur einmal ihr Gedächtnismahl besucht haben, zugleich auch automatisch in ihr Heer der Treppenterrier mit einordnen. Eine unrealistische Zielstellung, gleichwohl so von der WTG ventiliert.

Für die Unrealistik der WTG-Forderung spricht auch die Angabe in der Mai 1953 Ausgabe des „Informator", im März 1953 hätte man 41.723 deutsche Verkündiger gezählt, obwohl man bei früheren Zahlenangaben schon mal von 42.000 sprach, die dann bis Ende April auf 45.000 gesteigert werden sollten (wenn es nach der WTG ginge).

Auf die für Juli 1953 geplante New Yorker „Weltversammlung" kommt die Februar 1953 „Informator"-Ausgabe erneut mit zu sprechen. Der wesentliche Unterschied ist jetzt der, es werden konkrete Kosten genannt, was bei der ersten Ankündigung noch nicht der Fall war. Und jetzt fordert die WTG von den bereits Angemeldeten eine Bestätigung ihrer Anmeldung bis zum 1. 3. Allerdings habe sich nur der tatsächlich anzumelden, der fest versichern könne, bis zum 1. 5. 1953 auf das Konto der WTG den Kostensatz von 1500,- DM als Minimum, einzahlen zu können. „Umsonst" ist halt nichts. Erst recht nicht bei der WTG!

Der „Hammer" kommt aber in der März-Ausgabe 1953 des „Informator". In ihm muss die WTG eher kleinlaut bekanntgeben. Sie habe um die Gewährung von Devisen für insgesamt sieben nach New York und zurück fliegende Flugzeuge ersucht, zu deren Kostenbestreitung. Da zu jenem Zeitpunkt indes Devisen weiterhin noch bewirtschaftet seien, haben die zuständigen Behörden der WTG einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht, und nur die Devisen für zwei Flugzeuge bewilligt. In der Folge musste die WTG unter den eingegangenen Anmeldungen, das große „Streichkonzert" veranstalten. All ihr superscharfer vorauseilender Gehorsam, hat den deutschen WTG-Fürsten dabei letztendlich nichts genutzt!

Bei der Lektüre des April-"Informator" 1953, wird man wieder mal an die Spruch erinnert: „Hätte der Hund nicht gesch ... hätte er doch den Hasen gekriegt. Nun hat aber der Hund gesch ... und den Hasen eben nicht gekriegt.".  So rechnet der „Informator" vor. In den USA hätte es im „Dienstjahr" 1952 mehr als 1800 „Ferienpioniere" gegeben. Indes in Deutschland in jenem Jahre „nur" 214. Und ein Jahr zuvor (1951) seien es in Deutschland „nur" 198 gewesen. Der Hinweis auf die USA-Zahl soll dabei wohl als Animierungsköder dienen.

Schon seit Jahresanfang spukte in WTG-Kreisen die Zahl herum, bis April 1953 eine 20 % Verkündigerzunahme haben zu wollen. Und was weis eine Zwischenbilanzzahl, genannt in dieser Ausgabe zu berichten? Bis Ende Februar wurde nur eine 2% Verkündigerzunahme erreicht. Da lautes Singen im einsamen Wald wohl „Kraft" geben soll, doziert der „Informator" weiter:  „Wird der April-Bericht zeigen, daß wir die restlichen 18 % erreicht haben?"

Da nun bezüglich des New Yorker „Weltkongress" 1953, der deutschen WTG Dependance ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht wurde, rührt die Mai 1953 Ausgabe des „Informator" verstärkt die Werbetrommel für den deutschen Kongress. Nürnberg, Zeppelinwiese vom 27. - 30. 8. 1953.

Wohl nicht jeder indes, ist angesichts dieser Ankündigung in „Jubelstürme" ausgebrochen. Dafür spricht dann auch das, was die WTG in ihren sogenannten Demonstrationen, so „zwischen den Zeilen" mitteilt. Da wird in einer solcher Demonstration ein „Bruder Negativ" an den Pranger gestellt. Selbiger soll sich laut Demonstrationstext mit dem Votum geäußert haben:  „Was!" sagt Negativ, „diese weite Reise nach Nürnberg machen, wenn man doch etwas später das ganze hier zu Hause durch andere auch hören kann? Ich war zum Kongreß in Frankfurt im Jahre 1951, und das eine Mal genügt mir. Diese Stadt ist zu weit entfernt  Nein, mein Lieber, für mich kommt es diesmal nicht in Frage!"

Sinn dieser „Demonstration" dann des langen und breiten, diese Einstellung des „Negativ" madig zu machen. Das wesentliche Votum der WTG in dieser Angelegenheit dann:  „Die Verkündiger sollten in bezug auf den Besuch des Landeskongresses positiv und optimistisch eingestellt sein."  Letztere Forderung kennt man ja schon zur Genüge seit den Tagen eines Münchhausen, welcher sich auch - wundersamer Weise - an dem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf herauszuziehen vermocht haben soll.

Auch wird groß die Reklametrommel dafür gerührt, dass sich möglichst viele, im Vorfeld als freiwillige Helfer für diese Kongressveranstaltung melden sollen. Man rechnet vor, beim Kongress 1951 habe man etwa 5000 solcher Helfer gehabt. Das soll dann wohl auch die Minimummarke für 1953 sein. Sollten einzelne meinen, individuelle Probleme bezüglich eines solchen Ansinnens zu haben, werden sie von der WTG mit deren Generaljoker „positives Denken" beschieden. Auch eine Art nostalgischer Rückblick bietet die Mai 1953 Ausgabe des „Informator", wenn man einen der Akteure dann in einer der Demonstrationen sagen lässt:

„Erinnerst du dich noch, wir haben uns doch zusammen für die Arbeit in der Abteilung für Salatzubereitung gemeldet. Wir werden uns also dort wiedersehen."  Na ja dann wird es also mit dem „Salat" auch diesbezüglich klappen. Die WTG hat bei ihren „Salatveranstaltungen" halt alles fest im Griff!

Die Juni-Ausgabe 1953 des „Informator" zieht dann eine Bilanz zu der WTG-Forderung einer 20 % Zunahme bis Ende April 1953. Danach sei jenes Ziel in den USA selber, mit der Verkündigerzahl von 153.624 erreicht worden.

Auch in Deutschland ist dann eine Art „Endspurt-Aktivierung" zu beobachten gewesen. Das verdeutlichen dann in Sonderheit die einzelnen Monatszahlen. (Februar: 38.827; März: 41.723;

Indes zusammengezählt betrug der Durchschnittswert „nur" 16 % und man lag damit hinter den USA zurück. Misslich für die Herrschaften des vorauseilendem Gehorsams im deutschen Zweigbüro. Man wäre doch so gerne wieder „der" Musterschüler gewesen, der selbst die USA überholt. Es hat halt nicht sollen sein. Das hindert die Herrschaften des vorauseilendem Gehorsams aber nicht daran, schon mal auf ihre nächste Chance zu lauern, diesen wieder unter Beweis zu stellen.

Man tröstet sich, auch in Deutschland hätten insgesamt 387 Versammlungen (wohl rund ein Drittel des damaligen deutschen Versammlungsbestandes) die geforderte Marke der 20 % Mehrung erreicht. Und wenn man wähnt, einzelne Versammlungen hätten sogar eine 60 % Mehrung und mehr erreicht, dann ist das für die WTG-Fürsten der Beleg, das mögliche Potential sei noch nicht völlig ausgeschöpft. Ergo ihre Schlussfolgerung, die Anpeitscher-Schraube, müsse halt noch ein paar Windungen mehr angezogen werden!

Ein neuzeitlicher Typus des vorauseilendem Gehorsams, beispielhaft der „Bürgerreporter Sch ..." welcher in seiner „Haus und Hof-Postille" sich dazu berufen fühlt, diverse male die breitere Öffentlichkeit darüber zu „informieren".

Es habe sich in seiner örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlung wieder einer der WTG-Fürsten zum Besuch angesagt. „Ehrensache" für Sch. selbigen dann via Pressemeldungen „fürstlich" zu begrüßen. ...

www.giessener-zeitung.de/giessen/profil/3010/hans-joachim-schalies/

www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/80794/eine-gute-botschaft-fuer-alle/

www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/74317/jehovas-zeugen-mit-gott-zu-wandeln-macht-gluecklich/

www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/51875/abschiedswoche-fuer-ehepaar-olbrich/

Parsimony.23187

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,44385,44385#msg-44385

 Der Genannte wurde als „beispielhaft" bezeichnet. Es ist festzustellen, es gibt noch ein paar mehr von diesem Typus! Andere seines Typus, mögen den Aspekt des Personenkultes noch ausgeprägter frönen, was dann ja nicht bestritten sei.

Siehe vergleichsweise auch die Kritik: http://gimpelfang.de/forum/viewtopic.php?f=29&t=52#p180

Bezüglich der „Fürsten"-Allüren der WTG-Apparatschicks, beispielsweise deren „Kreisaufseher", siehe auch:

http://geistigkrank.wordpress.com/2013/10/16/der-menschliche-makel/

Die Juli 1953 Ausgabe des „Informator" widmet sich in Sonderheit vorbereitenden Hinweisen für den im Juli 1953 vorgesehenen Nürnberger ZJ-Kongress.

Auch diese Detailangabe gibt es wieder:  „Auch in Nürnberg werden wir Massenquartiere in Zelten auf dem Kongreßgelände für diejenigen errrichten denen, kein Privatquartier zugeteilt werden kann."  Selbigen wird desweiteren empfohlen:  „Um sich in den Zelten zurechtzufinden, wird es sehr vorteilhaft sein, Taschenlampen mitzunehmen."

Noch einen weiteren Tipp hat man parat: „Auch der Gebrauch von Schlafsäcken hat sich für Masssenquartiere als nützlich erwiesen." Zu letzter Angabe gibt es dann aber keine weitere Erläuterung. Ergo darf wohl - da die WTG das nicht ausdrücklich hinzufügt, noch erwähnt werden. Das mit den Schlafsäcken klappt nur dann, wenn die zu den Massenquartieren Anreisenden, die sich selber mitbringen.

Unvollständig ist meines Erachtens auch der weitere Tipp. Es wird erwähnt:  „Da wir im Freien sitzen, machen wir die Anregung, daß ihr, um nicht verbrannt zu werden, einen Sonnenhut mitbringt oder sonst etwas, was euch Schatten gibt".

Indes lehrt die Geschichte von WTG-Kongressen. Das kann durchaus nicht das einzige zu berücksichtigende Problem werden. Auch plötzlichen Platzregen soll es schon mal zu Kongress-Zeiten gegeben haben. Da aber die WTG dem System des „positiven Denkens" huldigen will, hält sie einen Hinweis in der genannten Richtung nicht für notwendig, getreu dem Motto: „Es wird schon nichts passieren".

Allerdings muss noch erwähnt werden, in der August-Ausgabe 1953 des „Informator" werden die „vorbereitenden Tipps" für den Kongress-Besuch fortgesetzt. In letzterer Ausgabe kann man dann etwa lesen:  „Habt ihr daran gedacht, warme Kleidung mitzubringen? und Regenschirm? und Arbeitskleider für die Aufgaben eures freiwilligen Dienstes? ...Bitte bringt Schlafdecken, evtl. leere Strohsäcke, Taschenlampen mit."

Auf einige von der WTG nicht gewünschte Verhaltensweisen, geht die August-Ausgabe des „Informator" dann noch ein, in der Form inszenierter „Demonstrationen". Generell kann zu diesen Demonstrationen gesagt werden, da wird besonders „dick aufgetragen", und somit ist das in der vorgestellten Form, kaum Wirklichkeitsadäquat. Andererseits verdeutlichen diese Szenen aber auch, wo der WTG „der Schuh drückt".

In einer dieser Demonstrationen wird eine Familie mit zwei Kindern vorgestellt, die sich am häuslichen Wohnzimmertisch über ihre Kongressvorbereitungen unterhält. Dabei gibt es dann auch diesen Dialog:  „Die Kinder sprudeln heraus und sagen, wie schön, es sein werde, durch die Sitzreihen und Cafeteriazelte herumzurennen, ja sie könnten sogar Spiele machen, indem sie durch die Gänge von einer Seite des Geländes auf die andere hinüberrennen."

WTG-Pflichtbewusst werden sie gleich daraufhin belehrt:  „Doch der Vater sagt: „Nein!" Sie haben Wichtigeres für sie in Nürnberg vor."

Eine weitere Demonstration, stellt insgesamt drei Zeuginnen Jehovas vor. Mit Namen: „Marie", „Nelli" und „Hilda".  Da sollen also „Marie" und „Nelli" auf dem Kongresss, gemäß der „Demonstrations"-Regie zusammen gesessen haben. Indes, „Marie" lässt ihre Blicke umherschweifen und macht dabei eine Entdeckung:  „Marie gibt Nelli einen Stups und sagt: „Nelli, schau, dort drüben sitzt Hilda. Seit drei Jahren haben wir sie nun nicht mehr gesehen. Wir wollen doch gleich jetzt schnell hinübergehen und sie begrüßen."

Besagte „Nelli" sei dann wohl etwas WTG-Pflichtbewußter, denn „sie versucht, Marie zum Schweigen zu bringen und sich wieder auf den Vortrag zu konzentrieren."  Offenbar ohne Erfolg, denn die „Marie", soll dann gemäß der Demonstrations-Regie so reagiert haben:  „Gut, wenn du nicht mitkommst, geh ich halt allein."

Dann wird plastisch dargestellt, was für einen Aufruhr sie doch mit ihrem Vorhaben verursachte, sich aus der Sitzreihe herauszumogeln, und in jener Reihe wo die „Hilda" saß herüberzugehen. Da dort dann aber kein freier Platz mehr vorhanden, die „Hilda" nach der lautstarken Begrüßung dazu einzuladen, das Wiedersehen dann doch in der Cafeteria fortzusetzen.

Dazu gibt es dann noch den Kommentar des WTG-Linientreuen Leiters jener Demonstration, was dieses Verhalten denn so alles an Aufruhr verursacht habe, und dass dieses eben nicht statthaft sei. Es gibt zwar noch ein „Happyend" als einige der Akteurinnen, verspätet noch ihr „Fehlverhalten" einsehen. Aber die Belehrung der Zuschauer jener Demonstration" ist dann wohl eindeutig. So, wie geschildert, möge es bitte nicht ablaufen!

Die September Ausgabe 1953 des „Informator" berichtet:  „Neues Kreisdienerprogramm  Mehr Nachdruck auf Dienst von Haus zu Haus".  Zusammenfassbar ist dieses „neue" Programm, in der Feststellung, die Leistungsdruckschraube wird weiter angezogen.

Die Dezember Ausgabe 1953 des „Informator" teilt dann noch ergänzend mit, mit Wirkung vom 15. 2. 1954 gäbe es eine Neuorganisierung: „Nach dieser Neuregelung werden wir nunmehr insgesamt 44 Kreise haben, die in fünf Bezirke eingegliedert sind. Die Größe jedes Kreises wird auf etwa 18 bis 20 Versammlungen reduziert sein."

Zwar wird besagter WTG-Funktionäre „Kreisdiener" in seiner fünfeinhalb Tage umfassenden Besuchswoche, mit als erstes die sogenannten „Felddienstberichte" auswerten. Mit der Zielstellung diesbezüglich „schwache" Kandidaten gezielt in sein Visier zu nehmen. Auch das spezielle konferieren mit den örtlichen Honoratioren, einschließlich der „Pioniere" als potentielle Aufstiegskandidaten in der WTG-Hierarchie, gehört weiter zu seinen Standardaufgaben (hat es davor schon gehört). Aber die WTG-Anweisung besagt nun, er solle mit möglichst vielen - auch „einfachen" - Verkündigern, gemeinsamen „Felddienst" zwecks Schulung durchführen.

Josy Doyon als damalige Pionierin, schildert in ihrem Buch auch wie sie, mit als eine der ersten Ansprechpartner beim Kreisdienerbesuch, dann unter anderem von der Frau des Kreisdieners beim gemeinsamen Predigtdienst geschult wurde.  Und im Gespräch von Frau zu Frau konnte Josy Doyon es sich nicht versagen, auch mit anzumerken, die WTG-Forderung der 100 Stunden Predigtdienst pro Monat, kommen ihr doch manchmal recht hart an. Darauf ihre "individuelle" Schulungslektion"

"Ich will dir jetzt einen Rat geben, aber du darfst darüber nicht mit den Verkündigern reden, die dürfen das nämlich nicht wissen. Es ist ja so, dass du den Pionierdienst ein Leben lang ausführen sollst und deshalb musst du deine Kräfte immer so einteilen, dass sie auf viele Jahre hinaus reichen. Deshalb ist es für die Pioniere erlaubt, dass sie die Wegzeit bis in ihr Gebiet auch zählen dürfen, aber nur unter der Bedingung, dass sie noch ein Haus bearbeiten, bevor sie in das Gebiet fahren. Und ebenfalls wenn sie heimkommen, müssen sie vorher noch an irgend eine Haustüre. Auf diese Weise dürfen sie mit ruhigem Gewissen die ganze  Zeit zählen und so kommen sie ganz gut auf ihre Stunden"  Da hatte also Doyon einen Lehrunterricht bekommen, der ihr in der Tat, vorher so nicht geläufig war.

Oder auch diese Lernfunktion bei gemeinsamen Predigtdienst mit einem Kreisdiener zwecks Schulung.  Auch da bekam Josy Don "vor lauter Staunen ihren Mund nicht mehr zu," Sie sprachen an einer Wohnungstür vor, wo die Wohnungsinhaberin deutlich zu verstehen gab, nichts mit den Zeugen Jehovas zu tun haben zu wollen. Die Episode lief dann wie folgt ab:

"Wir gelangten schliesslich vor eine Haustür, wo uns eine ältere Frau öffnete. Sie blickte uns misstrauisch an und fragte nach des Kreisdieners Predigt, ob wir etwa Bibelforscher seien.  Er verneinte es seelenruhig, und gab ihr die Literatur in die Hand, bevor sie sie zurückweisen konnte. «Die Bibelforscher sind nämlich eine ganz schlimme Sekte, mit denen möchte ich nichts zu tun haben», fuhr die Frau fort.  Der Kreisdiener schüttelte den Kopf und sagte:  «Nein, die Sekte ist mir nicht bekannt.»  Ich stand wie auf Nadeln und meinte, sie müsse doch merken, dass Bibelforscher und Zeuge Jehovas ein und dasselbe sei. Aber sie merkte nichts und wurde zusehends freundlicher. Wir verabschiedeten uns und ich kniff mich in den Arm um zu sehen, ob ich das alles nicht geträumt habe. Aber da ging ich und neben mir der Kreisdiener, als wäre nichts geschehen.  «Warum hast du zu der Frau gesagt, die Bibelforscher seien dir nicht bekannt? Das ist doch nicht wahr!»  «Ja siehst du, wenn ich der guten Frau zugegeben hätte, dass wir Bibelforscher sind, dann hätte sie weder die Literatur angenommen, noch auf uns gehört. Also handelte ich in ihrem eigenen Interesse, wenn ich das tat. Wir müssen klug sein wie die Schlangen, um den Menschen die Wahrheit trotz vieler Vorurteile beibringen zu können.» «Und wenn sie jetzt beim Lesen nachträglich merkt, dass du sie angelogen hast?» - «Die Hauptsache ist, sie hat die Literatur genommen. Wenn sie ein Mensch  guten Willens ist, dann kann sie darin die Wahrheit erkennen.»  Ich erwiderte nichts mehr. ..."

Namentlich die in WTG-Sicht „schwachen" Leistungsträger haben dann nichts zu lachen. Das kommt auch in der in der in der September „Informator"-Ausgabe geschilderten „Demonstrationen" zum Ausdruck.  In solch einer der Demonstrationen soll dann solch ein „schwacher Leistungsträger" laut von der WTG vorgebener Regie geäußert haben:  „Wie kann ich ein regelmäßiger Verkündiger sein, wenn meine weltliche Arbeit mich jeden Tag bis spät in Anspruch nimmt und mir nur der Sonntag bleibt für meine Familie."

Das tückische an diesem Demonstrationsbeispiel ist dann, der zitierte soll dann - angeblicherweise - aus dem Publikum Antworten auf seine Äußerung erhalten haben. Die jedoch sind dann alles andere als „spontan", sondern vorab WTG-seitig, einstudiert. Da wird dann der Betreffende etwa mit solchen Sätzen belehrt wie: „Nimm deine Angehörigen am Sonntag mit in den Dienst."  Oder auch diese Belehrung: „Vielleicht könne er eine andere Stelle finden, wo er er dann mehr Freizeit hätte". Ist diese andere „vielleicht"-Stelle dann mit einem Hungerlohn gekoppelt, wen das zu allerletzt interessieren würde, wäre die WTG.

Mit ähnlich banalen „Antworten" wird dann eine Schwester beschieden, die da anführte, sie habe vier Kinder und einen ungläubigen Mann.  Das alles wollen die WTG-Münchhausen-Manager nicht gelten lassen. Ihr stereotypes „Patentrezept", das „positive Denken", selbstredend zum Nutzen der WTG hin, ausgerichtet.

Die Oktober Ausgabe 1953 des „Informator" rechnet vor, in Deutschland würden sich etwa 75 % aller Zeugen Jehovas an der Neumitglieder-Aquirierung in irgend einer Form beteiligen. Dazu könne dann allerdings auch gehören, wie „Ölgötzen" mit den WT-Zeitschriften auf den Straßen herumzustehen. Das will die WTG zwar nicht abgeschafft wissen. Allein es soll in ihrer Sicht nur eine von mehreren Varianten des sogenannten „Predigtdienstes" sein. Deren Hauptbastion solle weiterhin das Klingelputzen sein, und man meint ausgerechnet zu haben. Etwa 9.400 in Deutschland, von den ZJ, würden sich nicht am eigentlichen Treppenterierdienst beteiligen. Was diesen mißliebigen Kandidaten droht, ist unschwer zu erraten. Bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten, sind sie dann die besondere Zielscheibe der WTG-Leistungsdruck-Attacken.

Die November Ausgabe 1953 des „Informator" teilt mit, die Bilanz des mit August zuende gegangenen Dienstjahres habe ergeben, die Zuwachsrate in jenem Jahre habe „nur" 6,4 % betragen, und dies trotz aller vielfältigen Aufputschversuche des WTG-Managments, es müsse „mehr" werden. So erneut auch in dieser „Informator"-Ausgabe mit der WTG-Forderung, alles daran zu setzen, in den Monaten November und Dezember eine 10 % Mehrung erreichen zu wollen.

Das Gespür dafür, dass eine Leistungsdruckschraube auch überdreht werden könne, ist offenbar in den Gefilden das WTG-Managments, extrem unterentwickelt.

Die Leistungsdruckschraube - darüber berichtet dann die Dezember Ausgabe 1953 des „Informator" solle in jenem Monat besonders stark angezogen werden, denn - das stellte die WTG im laufe der Zeit nicht zum ersten male fest:  „Viele Zeugen Jehovas werden einige Tage von ihrer weltlichen Arbeit frei sein. Schulkinder haben eine oder zwei Wochen Ferien. Alle diese Tage können wir somit weislich im theokratischen Dienste verwenden."

Die Formulierung „weislich verwenden" ist dann wohl eher als eine höfliche Umschreibung für den Tatbestand des „hineinprügelns" in den WTG-Verausgabungsdienst anzusprechen. Dazu hat man laut Dezember Ausgabe 1953 sich auch einiges ausgedacht.  Das fängt schon mal damit an, das wer „bis zum 14. Dezember keinen Bericht abgegeben haben, wird durch Diener und reife Verkündiger besonderer Beistand zuteil."  Wie sich die WTG diese Form des „besonderen Beistandes" in der Praxis vorstellt, das lässt sie dann in einer ihrer berüchtigten Demonstrationen näher veranschaulichen. Handelnde Akteure in jener Demonstration, ein „Bruder Neuansicht" und ein „Bruder Altansicht". Besagter „Altansicht" sei zwar schon länger im Sog der WTG als „Neuansicht". Dieser Umstand erspart es ihm aber nicht, da er bis zum 14. 12. keinen Predigtdienstbericht abgegeben habe, einen Auftragsbesuch von „Neuansicht" zu bekommen.

Nachdem „Neuansicht" seine Skrupel schon mal überwunden hat, als jüngerer in der WTG-Organisation, den Älteren zu belabern, kommt er dann ohne weitere Umschweife auch schnell zur Sache. Die sei die, er „fragt, ob Altansicht am Sonntag mitkommen wolle. Altansicht erwidert, er möchte schon gern, aber sein Sohn besuche ihn mit seiner Familie während des Sonntags. Es gehe tatsächlich nicht. Neuansicht hat Verständnis für seine Lage und sagt, er werde wieder vorbeikommen."

Ergo das eher vorgeschützte Argument des Besuchs erhalten, wird wie die WTG wähnt „taktvoll" umschifft, nach dem Motto „aufgeschoben sei aber nicht aufgehoben".

Die WTG wähnt dann aber ein „Happyend" dergestalt wahrzunehmen, dass „Altansicht", „der seit Jahren" nicht mehr in den Predigtdienst gegangen sei, infolge jenes Gespräches doch noch Skrupel bekam. Damit ist er dann genügend „weichgeklopft", um sich bei dem weiteren Besuch des „Neuansicht", den WTG-Forderungen nicht länger entziehen zu können.

Noch eine weitere thematische Demonstration offeriert jene „Informator"-Ausgabe, die mit den sinnigen Sätzen anfängt:  „Weil ein Verkündiger verfehlt hat, am Bücher-Angebot von Haus zu Haus teilzunehmen, wird sein Fall in Form eines Gerichtsverfahrens behandelt."  Besagte „Gerichtsverhandlung" wird dann in ihren Facetten vor der Zeugen Jehovas Versammlung durchgespielt.

Der Angeklagte wähnt zu seiner Verteidigung vorbringen zu können, die WTG Verkaufsorder drei Bücher zum Gesamtpreis von 6,50 DM abzusetzen, erscheine ihm in der gegebenen wirtschaftlichen Lage, unangemessen. Und ausserdem sage er: „die Leute seien zu beschäftigt und würden sich gar nicht die Zeit nehmen, alle drei Bücher zu lesen, selbst wenn sie im Besitz davon wären."

Das aber will besagtes Gericht dann überhaupt nicht anerkennen, des langen und breiten wird darüber lamentiert, der geforderte Verkaufspreis von 6,50 DM sei doch als „moderat" anzusehen. Ergo reduziere sich dann alles in der Sicht des Gerichtes auf den Umstand, dass nicht genügend Verkäufertalent entwickelt werde. Denn ein „guter Verkäufer" sei nur der, welcher den Leuten Dinge aufzuschwatzen verstehe, die sie eigentlich gar nicht haben wollen.

Besagtes „Gericht" habe aber auch noch einen anderen Verdacht, der dann der wesentliche Grund sei, weshalb dieser Angeklagte vor Gericht gestellt worden sei, „vom Anwalt befragt stellt er fest, daß der Verkündiger in den Monaten September und November nicht von Haus zu Haus gearbeitet hat. Somit ist es auch fraglich, ob er dies im Dezember tun werde."

Auch in diesem Falle soll es dann laut WTG-Regie dann noch ein ähnliches „Happyend" gegeben haben, indem Gewissensskrupel, dann auch diesen Angeklagten, im WTG-Sinne dann noch „weichgekloppt" haben sollen.

1953er Rückblick

Informator1952

Volle Fahrt voraus - auf das nächste Felsenriff

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