Notizen aus „Informator" 1952

Der „Informator" für Januar 1952 teilt auch dieses mit:  „Von einigen Verkündigern sind in letzter Zeit Bildpostkarten mit dem Titel „Neue Erde" im Felddienst benutzt worden. Einige Gruppen haben durch den Gruppendiener größere Mengen davon bezogen und sie auf dem Büchertisch ausgelegt. Die Verbreitung von Postkarten gehört nicht zu den Aufgaben eines Evangeliumspredigers. Auf dem Büchertisch sollten nur die Literatur und die Hilfsmittel ausgelegt werden, die durch die Gesellschaft verbreitet werden. Die Gesellschaft kann die Verbreitung keines Artikels fördern, der geschäftlichen Interessen dient."

Ach ja und so so mag dann einstweilen dazu nur kommentieren.  Und was war dann in späteren Jahren die Sache mit dem Buch über den „Jehovataler"?

Auch wenn man dann anerkennen kann, das der Name „Jehova" für die Zeugen Jehovas einen besonderen Stellenwert hat, ändert dieser Umstand nicht viel daran, das eine im Mittelalter im Umlauf befindliche Zahlungsmünze, namens „Jehovataler" in erster Linie nur ein Interessengegenstand für Nusmismatiker sein kann, oder sollte. Finden solche Elemente des Money, auch auf die Ebene der Religionsindustrie ihren Widerhall, wird es problematisch. Auch den Zeugen Jehovas dürfte die Bibelepisode des Hinauswurfes der Händler und Wechsler, durch Jesus, geläufig sein.

Eine eigene Webseite in Sachen „Jehovataler" indes zieht alle Register des kommerziellen Marketings.

www.jehovataler.de/de/index.php

Auch wenn deren Hauptmacher inzwischen verstorben ist, und somit - vielleicht - ein Zurückfahren diesbezüglicher Aktivitäten registrierbar sein sollte, liest man in der Rubrik Ausstellungen beispielhaft auch weiter die Angabe: „2009 Velten, Havelring 1"

Bemerkenswert schon, unter der genannten Anschrift in Velten, findet man im Internet auch diese Adress-Angabe nachgewiesen. Jehovas Zeugen Kongreßsaal"  velten.stadtbranchenbuch.com/2456098.html

Damit haben sich somit, zwei an und für sich unterschiedliche Geschäftemacher auf einer gemeinsamen Ebene gefunden.

Auch die Rubrik AGB jener Webseite atmet den Geist der Kommerzialität. Weit entfernt von jeglicher Gemeinnützigkeit. Das Geschäft geht über alles!

Einerseits in der heutigen Wirtschaftslandschaft mitnichten verwunderlich, andererseits im Umfeld in einer vermeintlich „Gemeinnützigen" Organisation, schon bemerkenswert. Im Formaljurstischem Sinne haben die Firma „Jehovaler" und die WTG nichts gemein. Das ist dann aber wohl nur eine formale Sicht.

www.metacafe.com/fplayer/7998183/a_cave_of_robbers/.swf

Erneut stößt der „Informator" für Februar 1952 die Warnung aus (und dies nicht zum ersten mal):

Vorsicht vor Betrügern!"  Wir haben erneut Veranlassung, die Brüder vor Betrügern zu warnen."

Deren Betrügereien würden sich wie folgt darstellen: Letztere geben vor, Verfolgte aus dem Osten zu sein, und versuchen, mit wohlgesetzten Worten Mitleid zu erregen. Auch berufen sie sich auf bekannte Brüder und sind über unsere Arbeitsmethoden wie über die Organisation gut unterrichtet. Wiederholt wurden in jüngster Zeit Arglose getäuscht und um materielle Güter bzw. mehr oder weniger hohe Geldbeträge gebracht."

Werden nun konkrete Belegfälle für vorzitierte Fälle mit berichtet? Mitnichten. Es wird einfach nur apodiktisch behauptet. Wenn weiter eingeräumt wird, die Betreffenden seien über unsere Arbeitsmethoden wie über die Organisation gut unterrichtet." Dann hinterläßt das durchaus einen faden Nachgeschmack, bei einer Organisation, welcher karitative Aspekte fremd sind. Organisierte die WTG in materieller Beziehung irgend etwas für die aus dem Osten geflohenen Zeugen Jehovas? Mitnichten! Die waren letztendlich auf sich allein gestellt, und mussten über die staatlichen Minimalhilfen selber sehen, wie sie sich denn selbst „an den eigenen Haaren aus dem Sumpf" ziehen könnten.

Wenn die WTG ihre erneute Warnung mit den Worten ausklingen lässt:  „Dieser Punkt sollte im Interesse neuer Verkündiger von Zeit zu Zeit in der Dienstversammlung hervorgehoben."  Dann drängt sich an ganz anderer Verdacht auf. Und zwar der, das Individualspenden zugunsten Bedürftiger, letztendlich das Spendenvolumen, welches die WTG selber einkrallen wolle, reduzieren würden. Es stand also der pure eigene WTG-Egoismus, auch hinter dieser erneuten Warnung.

Gleichfalls widmet sich die Februar-Ausgabe 1952 der Frage, wie beim Aufschwatzen des WTG-Schrifttums der Einwand überwunden werden könne, man „habe kein Geld". Allerlei salbungsvolle Worte lässt sie da ihren Treppenterriern als Antwort darauf einstudieren. Und das wird man wohl sagen müssen, diejenigen, welche diesen Einwand bloß deshalb vortragen, um damit die Zeugen Jehovas „abzuwimmeln", haben damit eher „schlechte Karten". Dazu sind durchaus eindeutigere Antwortvoten vonnöten. Denn „abgewimmelt" haben sie die Zeugen Jehovas damit keineswegs.

Zu den WTG-Instruktionen diesbezüglich gehört auch. Man können beispielsweise sagen:  Wenn Ihr Haushaltsplan es Ihnen momentan nicht erlaubt, die DM 5.— auszulegen, komme ich gern nächste Woche, wenn ich hier in der Nähe bin, nochmals vorbei."

Oder auch man solle im Falle solcher Reaktionen wenigstens ein Einzelheft des „Wachtturms" für 0,25 DM anbieten. Zieht diese Masche des „Einzelheftes" kann der Betreffende schon mal an seinem Kalender vorab notieren, wann er mit dem nächsten Besuch dieser Drückerkolonne wohl zu rechnen habe!

Jene „Informator"-Ausgabe teilt weiter mit:  Als man sich vom 12.-14. Oktober 1951 in Washington, USA., zum Kongreß versammelte, waren Tausende überrascht, zu erfahren, daß von den 3062 Counties in den Vereinigten Staaten beinahe 50 Prozent, oder im ganzen 1469 Counties gar nicht oder nur teilweise bearbeitet werden."

Und weiter, in Europa würde eine ähnliche Situation bestehen. Das alles aber solle und müsse nun anders werden, befindet das Managment jener Drückerkolonnen-Organisation. Und es kann wohl kaum ein Zweifel daran bestehen, dass sie alle Hebel in Bewegung setzen wird, zur Erreichung dieses ihres Zieles!

In der März-Ausgabe 1952 des „Informator" meint man wieder mal in Erfolgszahlen schwelgen zu können. Etwa der, man habe bei der Gedächtnismahlfeier 1951, 17.209 mehr Anwesende als im Vorjahr zählen können.

Oder auch die, man habe - weltweit - im Jahre 1951, 51.600.000 Einzelexemplare der Zeitschriften „Wachtturm" und „Erwachet!" verkaufen können. Da das „Erwachet!" zu jener Zeit, für Deutschland noch nicht erhältlich war, rechnet man weiter vor, im Jahre 1951 seien dort 1.529.226 Einzelexemplare des „Wachtturms" verkauft worden. Und um die Steigerungsrate zu verdeutlichen, nennt man auch noch die analoge Verkaufszahl für 1950, nämlich 1.227.757.

Das alles beschwingt die WTG dann, weiteren Zuwachsraten im Visier zu haben. Daher ihre erneute Instruktion: Wir dürfen die Sache nicht schon beim ersten Einwand aufgeben."  Die „Sache" wird in diesem Fall dann noch so beschrieben, als „negative Haltung" etwa der Art: „Oh, sie werden denn Wachtturm ja sowieso nicht nehmen". Solcherlei Auffassung ist dann für die WTG dasselbe, wie für den Stier das „rote Tuch". Daher ihre erneute Belehrung:  Wo kein Abonnement erlangt werden kann, können zwei verschiedene Nummern des Wachtturms gegen einen Beitrag von 50 Dpf. angeboten werden."

Und das vergisst die WTG auch nicht ausdrücklich mit hinzuzufügen:  Macht darauf bei allen Abonnenten und Abnehmern von Zeitschriften Nachbesuche."  Es soll also kein Entrinnen geben.

Zu der zitierten resignativen Einstellung, den „Wachtturm" sowieso nicht loszuwerden, sucht die WTG dann mit einer ihrer „Demonstrationen" gegenzusteuern. In der wird zwar einiges überspitzt und wohl kaum wirklichkeitsädaquat dargestellt. Aber solche Märchenerzählungen haben im WTG-Sinne auch ihre Bedeutung.

So hat man sich laut „Informator"-Ausgabe März 1952 diesmal folgendes ausgedacht.  Ein Bruder mit einem Mikrophon (oder dessen Nachahmung) gibt bekannt: „Ich bin euer Radioreporter von der Straße".  Und besagter „Reporter" verklickert dann im Rahmen seines Berichtes, so einiges. Etwa dieses. Auf die Frage:  „Was halten Sie von den ,Wachtturm-Leuten? oder „Nehmen Sie den „Wachtturm?" hätte er auch diese Antworten erhalten:  „Ein Mann antwortet, er habe nie eine Zeitschrift abgenommen, denn er habe nicht gewußt, daß die Zeugen solche abgeben wollten; da sie mit den Zeitschriften daständen wie Plakatsäulen."

Ein anderer soll dann gesagt haben:  Ein Mann beklagt sich, daß er ein Abonnement aufgegeben, aber kein Exemplar erhalten habe, bis ein anderer Zeuge nach Monaten vorbeigekommen sei und festgestellt hätte, daß der Abonnementszettel falsch ausgefüllt sei; diese Art sei ihm garnicht nach redlicher Geschäftsart, sondern schlampig vorgekommen."

Ein weiteres „Musterbeispiel" dieser Bilderbuch-Argumentation wird dann mit dem Votum vorgestellt:  "Ein Zeuge sei an seine Tür gekommen, aber wie sah die Zeitschrift aus! Alles angezeichnet und ganz zerknittert; auch schien der Zeuge nur auf das Abonnement bedacht zu sein; er habe ihm nichts von Interesse aus der Zeitschrift sagen können, sie sah ohnehin wie eine alte Nummer aus."

Ergo die WTG-Botschaft, es könne keine berechtigten Gründe geben, wenn es mit dem Umsatz der WTG-Literatur nicht wie theoretisch vorgesehen, klappe. Dann müsse man sich halt etwas „mehr anstrengen". Wer da ohnehin schon „auf dem Zahnfleisch kraucht", könne diese Linie dann gleich fortsetzen und sich „nur noch auf allen vieren" fortbewegen.

Die April-Ausgabe 1952 des „Informator" klagt dann:   Die Zahl unserer Verkündiger nimmt zu, und unsere Literaturabgabe nimmt ab."  gleichen Monaten des Vorjahres."

In der Juli-Ausgabe 1952 des „Informator" wird diese Angabe noch dahingehend ergänzt, weltweit hätte es beachtliche Abbonnements-Zunahmen gegeben. Im Gegensatz dazu haben wir jedoch in Deutschland eine Rückwärtsbewegung in der Zahl der Abonnements zu verzeichnen, wie die Ergebnisse der letzten drei Aktionen zeigen."

Nun versucht es die WTG daraufhin mit der „Nostalgie" mit dem Hinweis auf die angeblich so „gute alte Zeit".  Dazu buddelt sie diese Zahl aus. Im Jahre 1932 hätte jeder ihrer Treppenterrier pro Monat, sechs WTG-Bücher verkauft.

Und als Vergleichszahlen den Zeitraum nach 1945 rechnet sie vor.  Jeder ihrer Treppenterrier habe 1950 0,5 Bücher der WTG pro Monat verkauft. 1951 seien es dann nur noch 0,4 Bücher gewesen.  Unerwähnt indes lässt die WTG, das dies wohl eher ein Vergleich „zwischen Äpfeln und Birnen" ist.

Um 1932 ging es vorrangig ums Verkaufen. Jene ausgefeilte Technologie, wer auch nur ein Einzelheft des WTG-Schrifttums abnehme, müsse mit Schlafwandlerischer Sicherheit damit rechnen, „Nachbesuche" der WTG-Hörigen zu erhalten, mag vielleicht schon damals vom Ansatz her bestanden haben. Jedoch keinesfalls in jenem Generalstabsmäßig organisierten Umfange, wie das in der Zeit nach 1945 der Fall ist.

Auch diese eher unerwartete Meldung ist in der Mai 1952 Ausgabe des „Informator" zu lesen. Danach seien von einigen Pionieren und Gruppen, größere Bestellmengen für das Buch „Ausgerüstet für jedes gute Werk", bei der WTG eingegangen. Bekanntlich handelt es sich dabei um einen „Schmalspur-Theologiekurs" für die Zeugen Jehovas selber. Die WTG reagierte postwendend dergestalt, dass sie von sich aus die georderten Bestellmengen darauf, drastisch reduzierte. Und nun erfolgt die Belehrung im Mai-"Informator" dazu, bei diesem Buche handle es sich keineswegs um „Felddienstliteratur", welche die WTG in der Öffentlichkeit verbreitet wissen will. In der Dezember-Ausgabe des „Informator" rudert die WTG diesbezüglich dann aber zurück. Nun hat sie nichts mehr dagegen, dass auch keines Buch als „Felddienstliteratur" verwendet werden können. Fügt aber erneut ausdrücklich hinzu. Es sei WTGseitig dafür nicht vorgesehen.

Die "Zurückrudern"-Notiz der WTG in der Dezember-Ausgabe 1952, zeitigte dann offenbar ein von der WTG nicht erwartetes Ergebnis, worüber der Januar 1953 "Informator" dann berichtet:

"Wir, möchten noch bemerken, daß viele Gruppen große Mengen von „Ausgerüstet" und „Theokratische Hilfe" bestellt haben: Sie haben dieses wahrscheinlich getan, weil die genannte Literatur im letzten Informator (Dezember 1952) als „Feldzugsliteratur" angekündigt wurde. Diese Änderung bedeutete aber lediglich, daß die zwei Bücher jetzt wie andere gebundene Bücher zu verrechnen sind, wenn sie bestellt werden."

Ergo es bleibt zwar beim im Dezember 1952 angekündigten Status, aber die WTG hält ihre Anweisung aufrecht, dass solle keine Literatur für den Massenumsatz werden. Das namentlich diese Bücher mit den "Theologiestudium-Schmalkurs" so eine die WTG selbst überraschende Nachfrage bewirkten, kann man auch so deuten. Das übrige WTG-Schrifttum erweist sich als von der Sorte "seicht in seicht!". Nicht jeder kann solche intellektuelle Unterforderung als das "No plus ultra" ansehen.

„Nicht zugeteilte Gebiete", in der Regel Gegenden mit geringerer Bevölkerungsdichte, oder Gegenden weit entfernt von etablierten Zeugen Jehovas-Versammlungen, sollen gemäß dieser „Informator"-Ausgabe, nunmehr in den Sommermonaten, eine verstärkte Invasion der WTG-Treppenterrier erleben. Zu einigen bemerkenswerten Konzessionen sieht sich da auch die WTG veranlaßt. Im Bewußtsein, dass wegen der äußeren Umstände, eine konzentrierte Nachbesuchsarbeit durch die Treppenterrier nicht möglich sei, bietet die WTG von ihr vorbereitete „Briefe" an, welche überall dort dann eingeworfen werden sollen, wo niemand persönlich erreicht werden konnte. Und auch dort, wo WTG-Literatur abgesetzt werden konnte, sollten umfängliche Adressenangaben angefertigt werden, wer wann, was an WTG-Schrifttum erhalten habe.

Anders das Reglement in jenen Gegenden die zu den „zugeteilten Gebieten" gehören. Eben genannte Notizensammlung auch dort, in gleichem Umfange. Aber jetzt kommt es, als neueste Kreation habe die WTG auch Traktate auf Lager. Zwei werden namentlich genannt mit den Titeln:

Was glauben Jehovas Zeugen?" und „Höllenfeuer". Dazu die ausdrückliche Anweisung: Die Traktate sollten nicht in die Briefkästen gesteckt oder auf den Sitzplätzen im Bus in der Eisenbahn oder anderen öffentlichen Transportmitteln liegengelassen werden." Ihr Zweck sei es lediglich in den Fällen wo den Angehörigen der Zeugen Jehovas Drückerkolonne etwa geantwortet werde „Ich bin beschäftigt", denjenigen dann solch ein Traktat - diesmal kostenlos - in die Hand zu drücken. Wurde das Traktat abgenommen, erspart das allerdings mitnichten den Abnehmern, die Notierung ihrer Adresse zwecks „Nachbesuchen".

Werden somit jene Traktate weitgehend kostenlos verteilt, bedeutet das für den verteilenden ZJ mitnichten, das sie auch für ihn „kostenlos" seien. Als Staffelpreise nennt die WTG dazu:

200 Stück = 1,10 DM

500 Stück = 1,75 DM

1000 Stück = 3,25 DM.

Wieder mal bemüht die Mai-Ausgabe des „Informator" auch sogenannte Demonstrationen, ein beliebtes WTG-Instrumentarium, um gewisse Verhaltensweisen ihren Hörigen einzubläuen.  Diesmal hat man sich als Sketchpartner einen „Bruder Negativ" und einen „Bruder Positiv" ausgedacht. Die „Bilderbuchstory" beginnt damit, das die beiden sich „einem ziemlich baufälligen Haus" nähern. Den „Negativ" beschleicht angesichts dessen das Gefühl, mit dem vorgesehenen Absatz eines WTG-Buches nebst Broschüre, werde es dort wohl nicht so recht klappen. Dieses Angebot wird dann auch gemacht, aber nach einer zögerlichen Reaktion des Wohnungsinhabers, reduziert „Negativ" dann schon nach kurzer Zeit, dieses Angebot auf nur eine WTG-Broschüre, die er dann auch tatsächlich loswerden kann. Damit handelt er sich aber die „Manöverkritik" von „Positiv" ein, welcher eben bemängelt, es sei zu früh auf das reduzierte Angebot umgestellt worden. Das sollte erst dann erfolgen, wenn umfängliche Betörungsversuche zum Verkauf des Standard-Angebotes, davor ohne Ergebnis blieben.

Nun ist also „Positiv" an der Reihe, um an der nächsten Wohnungstür zu zeigen, wie man es besser mache.  Er begegnet in diesem Sketch einer Wohnungsinhaberin, die da gesagt haben soll:  „Ich möchte das Buch und die Broschüre schon gern haben, aber gerade jetzt bin ich an Geld etwas knapp."

Damit hat diese dann „Positiv" die geeignete Steilvorlage geliefert, die dieser dann laut „Informator" dann auch wie folgt ausgestaltet:  Positiv schlägt vor: „Vielleicht können Sie doch die Hälfte des Beitrages auslegen; dann überlasse ich Ihnen Buch und Broschüre gern und komme in acht Tagen wieder vorbei, und sie können mir dann den restlichen Betrag geben. Sollten Sie aber in der Lage und bereit sein, mir einen entsprechenden materiellen Gegenwert — vielleicht in Form von Konserven, Käse, Eiern, usw. — zu geben, nehme ich denselben ebenso dankbar an." Wohnungsinhaberin: „Ja, ich wäre in der Lage, Ihnen Eier dafür anzubieten, wenn Sie dies wünschen." Positiv sagt, daß es ihm Freude bereite, dies tun zu können und er notiert Namen und Adresse für den nächsten Besuch."

Das Thema der Nichtzugeteilten Gebiete, nimmt auch die Juni-Ausgabe 1952 des „Informator" auf, allerdings mit einem ganz speziellen Touch versehen, den nämlich, moralischen Druck aufzubauen. Auch der WTG ist bewusst, solche weit entfernt gelegenen „Gebiete", erfordern unter anderem, einen höheren Reiseaufwand. Über letzteren seien aber nicht unbedingt all und jeder „glücklich", zumal die zusätzlichen Kosten jenes Reiseaufwandes, von den einzelnen zu tragen seien. Ergo muss wieder mal eine sogenannte „Demonstration" als Mittel zur WTG-Belehrung herhalten.

In selbiger lässt die WTG dann auch einen ihrer Zeugen, im Gespräch mit seiner Frau äußern:  Er sagt, daß er nicht einsehe, warum sich die Verkündiger so verausgaben sollten, wenn die Gruppe ihr Gebiet doch nur einmal im Jahr durcharbeite. Auch habe er das ganze Jahr hindurch schwer gearbeitet und möchte, wenn er Ferien habe, für sich sein und ausruhen."

Das tückische an jener Demonstration, angeblich sei der Betreffende nach jenem Gespräch dann eingeschlafen und hätte einen Traum erhalten. Da „träumte" dann also:

Stimme im Hintergrund: „Wagen Nr. 151 An der Ahornstraße Nr. 12 ist der nachlässige Verkündiger abzuholen. Der „Polizist" erscheint und führt den Verkündiger zum „Gericht des Gewissens". Der Verkündiger steht da, der Richter erscheint und verliest die Anklage „Königreichsgelegenheiten zurückgewiesen".  Und weiter:  „Der Richter spricht den Verkündiger schuldig, erläßt aber die Strafe bedingt, sofern er die Ermahnung des Gerichts sorgfältig beachte."

Besagte „Ermahnung" besteht dann wohl darin, sich zukünftig verstärkt für die WTG zu verausgaben.

In einer weiteren „Demonstration" wird ein weiterer Zeuge an den Pranger gestellt. Der habe sich zwar zum vereinbarten Treffpunkt, zwecks Abreise in das „Nichtzugeteilte Gebiet" eingefunden. Dessen „Vergehen" bestünde laut „Informator" darin:  Alle sind richtig ausgerüstet, ausgenommen. Bruder Zeitvertreib, der in erster Linie Wolldecken, Badeanzug, Sonnenbrandöl usw. mitgebracht hat. Man teilt ihm taktvoll mit, daß wir in erster Linie an das Zeugnisgeben in diesem nicht zugeteilten Gebiet denken sollten."

Auch die Juli-Ausgabe 1952 des „Informator" widmet sich wieder dem Thema „Nichtzugeteiltes Gebiet". Erreicht eine Zeugen Jehovas-Invasion zum festgelegten Zeitpunkt ein solches, so die erneute Belehrung der WTG:

Macht, daß eure Zeit sich lohne. Beginnt frühzeitig mit dem Zeugnisgeben im Gebiet und verbringt viele Stunden im aktiven Dienste. Arbeitet das Gebiet gründlich und systematisch durch."

Zum systematischen Durcharbeiten rechnet die WTG auch dieses:  Nachdem das Gebiet völlig durchgearbeitet ist, sollte, wenn es die Zeit erlaubt, ein Teil des Tages zu Nachbesuchen bei jenen Literaturabnehmern verwendet werden, die Interesse bekundeten, oder bei Leuten, die nicht daheim waren, um mit ihnen zu reden und zu studieren." Ergo sollen diejenigen, die beim ersten Anlauf noch nicht erreicht wurden, sogar die fragwürdige Chance bekommen, ein zweites Mal aufgesucht zu werden. Auch das WTG-Instrumentarium „Demonstration" innerhalb ihrer vorbereitenden „Dienstversammlung" wird dazu eingesetzt. So wenn etwa es in einer solchen Demonstration auch die Belehrung gibt:  Im Verlaufe des Tages bemerkt der neue Verkündiger, es sei wohl Zeit zum Aufhören. Der andere ruft ihm die Anregung der Gesellschaft in Erinnerung, einen Teil ihres Tages damit zu verbringen, bei jenen wieder vorzusprechen, die zuvor Schriften abnahmen."

Auch diese „Werbe-Belehrung" für ihr Drei-Bücher-Angebot ("Gott bleibt wahrhaftig", „Die Wahrheit wird euch frei machen" und „Die neue Welt") hat die WTG dabei laut Juli-"Informator" 1952 mit auf Lager. Man könne auch sagen:  Auch sind diese Schriften ein Bollwerk gegen den Kommunismus, denn sie entsprechen dem heutigen Bedürfnis nach Schulung in der wahren Religion."

Nun ist besagter Empfängerkreis zwar auf die Westdeutschen Zeugen Jehovas hin konzipiert. Indes die genannten Bücher waren zu dem Zeitpunkt schon länger auf dem Markt. Und die Selbsteinschätzung ein „Bollwerk gegen den Kommunismus" zu sein, auf dem New Yorker Kongress 1950 ausdrücklich wiederholt, war so gesehen mitnichten „neu". Das wussten auch die tatsächlichen Kommunisten etwa in Ostdeutschland. Und das war dann für sie eine zusätzliche Bestätigung ihrer Verbotsentscheidung!

Man kennt auch andernorts jenen Konservatismus, welcher die Rolle der Frau auf die „drei K" reduzieren will. „Kinder, Kirche, Küche".  Im Falle der WTG müsste man wohl diese Aufzählung etwas variieren in

„Kirche, Kinder, Küche."

Ein Beispiel dafür wird auch in der August 1952 Ausgabe des „Informator" geliefert. Dort als Aufpeitschungsbeispiel für andere, der Fall einer Pionierin der Sorte „WTG-Musterfrau" offeriert. Letztere schildert ihren Tagesablauf laut „Informator" wie folgt:

Nach dem Familienfrühstück gibt es auch noch dieses „Event":  Nach Beendigung des Mahles legen sich die noch zur Schule gehenden Kinder ins Zeug, indem sie sich der notwendigen Haushaltarbeit annehmen."

Nicht damit genug. Die nächste Station ihres Tagesablaufes, nachdem die Kinder zur Schule gegangen sind, liest sich dann so:  Sobald die Kinder zur Schule geschickt sind, gehe ich mit meinem Mann zusammen weg. Er fährt zur Arbeit und hat es so eingerichtet, daß er mit einem Nachbarn nach Hause zurückkehrt und mir dadurch den Wagen tagsüber zum Gebrauch im Felddienst überläßt. Ich richte es immer so ein, daß ich einige Verkündiger in den Felddienst mitnehmen kann."  Ergo habe in diesem Falle das Familienauto, in erster Linie der Förderung der WTG-Interessen zu dienen.

Haben andere Frauen eine Berufstätigkeit, so nicht dieses Fallbeispiel. Deren Tätigkeit bestünde bis etwa 16 Uhr im Predigtdienst. Dann anschließend in allergrößter Hast nach Hause. Erst ab 16 Uhr könne sie dann noch die anfallenden Familienpflichten des Tages wahrnehmen. Es versteht sich für die WTG von selbst, dass dieses ihr Ausbeutungsmanagment für „nass" erfolgt.

Vielleicht mag es in diesem Fallbeispiel der Ehemann sich so halbwegs leisten können, so als faktischer Sponsor für die WTG zu agieren. Vielleicht auch nicht, wobei dann allerdings die WTG auf letzteren Umstand keine Rücksicht nimmt.

Es ist nicht Sache des Außenstehenden zu bewerten, wie Familien mit Kindern mit der Frage umgehen, Berufstätigkeit der Frau Ja oder nein. In dem geschilderten Fall ist die schon mal prinzipiell nicht vorgesehen. Wer solche Art von Lebensstil in der heutigen Wirtschaftslandschaft huldigt, dürfte wohl auch einen wirtschaftlichen Preis dafür zu bezahlen haben, der wiederum die WTG am allerletzten „interessiert".

Mit stolz geschwellter Brust, teilt die September-Ausgabe 1952 des „Informator" ein beabsichtigtes weiteres „Event" mit. Danach habe Mister Knorr mitgeteilt, er habe des New Yorker Yankee-Stadion, für einen Zeitraum im Juli 1953 anmieten lassen für eine „Weltversammlung", welche des „Hauptereignis" des Jahres 1953 sein solle. Und damit Mister Knorr in besagtem Stadion sich nicht gar so „einsam und verlassen" vorkomme, werden auch die etwa 1000 deutsche Zeugen-Jehovas Gruppen in Deutschland (zu damaliger Zeit) mit eingeladen, dem Mister Knorr dabei Gesellschaft zu leisten. Selbstredend auf eigene Kosten, was für Mister Knorr auch eine Selbstverständlichkeit ist. Für einen waschechten Ami wie Mister Knorr, sei das alles eine der „leichtesten Übungen". Dann müssen halt die Betörten für dieses Reiseevent etwas im Vorfeld sparen, so seine unnachahmliche Logik. Ob denn die Gesamtwirtschaftliche Lage, zu dem Zeitpunkt, den Betörten dieses „sparen" im erforderlichen Maße schon erlaube, das indes pflegt einen waschechten Ami, der gleich nach seinem Schulabschluss in den hauptamtlichen Dienst der WTG eingetreten ist, der nie den rauhen Wind des säkularen Wirtschaftsleben, am eigenen Leibe erfuhr, schon weitaus weniger zu interessieren.

Und für die Herrschaften im deutschen WTG-Zweigbüro, war es wieder mal, in ihrem vorauseilenden Gehorsam, Ehrensache, auch mächtig die Werbetrommel für jene „Weltversammlung" zu rühren, denn auch dieses meint man ja wiederholen zu sollen:  Wir wollen daher nie aus den Augen verlieren, daß wir in den letzten Tagen leben."

Daher, da das alles so „furchtbar eilig" sei, fordert der „Informator" dazu auf, kaum dass er die Ankündigung jener „Weltversammlung" zelebrierte hatte, in der gleichen „Informator"-Ausgabe, in Reaktion darauf dem deutschen Zweigbüro der WTG mitzuteilen, wer denn gedenke zu diesem „Event" mit nach New York zu reisen. Sonderlich „viel" Nachdenkungszeit diesbezüglich, wird den Betörten also nicht eingeräumt.

Vom Prinzip her, kann dann wohl die Gruppierung der Pioniere - in der Theorie - als ganz besondererer - Interessentenkreis, für diese New York-Reise angesehen werden. Wenn da neben der Theorie nicht auch noch die Praxis wäre. Wer zugunsten seiner Verausgabung für die WTG, schon nahezu am „Hungertuch nagt"; ob ausgerechnet diejenigen sich dieses Reiseevent „leisten" können, ist doch sehr die Frage.

Und sollte es unter den Pionieren tatsächlich solche geben, die besagte „Quadratur des Kreises" hinbekommen, also tatsächlich reisen wollen, werden die dann gleich noch von der WTG darüber belehrt, „Urlaub" wegen diesem Reiseevent gäbe es aber nicht. Die 1200-Stunden Jahresquote für die Pioniere gelte ungekürzt weiter.

Mit flapsigen Worten werden die diesbezüglichen von der WTG belehrt:  Die Gesellschaft erachtet es für unnötig, daß Pioniere, angesichts des niedrigen Stundensatzes, besonderen Urlaub verlangen, um zur Weltversammlung zu reisen, wenn sie ihre Zeit jetzt schon richtig einteilen und vor der Versammlung einen Stundenüberschuß erarbeiten."

Auch die Oktober Ausgabe 1952 des „Informator" rührt weiter die Werbetrommel in Sachen „Weltversammlung" Juli 1953 in New York. Dies alles gekoppelt mit einer ihrer Grundsatzdoktrinen dem „positiven Denken". Man kennt ja auch ein anderes Beispiel dieser Art, etwa der famose Münchhausen, welcher sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf gezogen haben will (wer's glaubt wird selig). Auf diesem Level bewegt sich auch die WTG, deshalb ihre erneute Belehrung:  Positiv Denkende und Handelnde werden die Weltversammlung besuchen."

Und damit es keinerlei Diskussionen zu diesem Dogma gäbe, dann gleich noch die Zusatzbelehrung:  „Ganz offenbar ist es Jehovas Wille, daß in New York im nächsten Sommer eine Versammlung stattfindet." Diesen vermeintlichen „Willen Jehovas" indes, sollte man lieber als den Willen der Machtgeilen WTG-Führungsoligarchie übersetzen.

In der WTG Darstellung sei das alles eine der „leichtesten Übungen". Und sei es in der Praxis doch nicht ganz so leicht, hat sie beispielhaft auch diese Animierungen auf Lager:  Wir nehmen also nicht nur den Standpunkt ein: 'Wenn der Herr will, werde ich dabei sein', sondern eben ,Da es des Herrn Wille ist, eine solche Versammlung für sein Volk zu veranstalten (und ich gehöre zu seinem Volk), werde auch ich dort zugegen sein.'"  Oder auch dieses:  „Könnt ihr es nicht einrichten, durch gemeinsames Sparen ein Glied der Familie, oder, wo dies nicht durchführbar ist, ein Glied der Gruppe nach New York zu schicken?"

In den Sommermonaten, wo WTGseitig die Predigttätigkeit in den sogenannten „Nichtzugeteilten Gebieten" angesagt war, und wo die WTG-Verkaufsorder besagte, drei WTG-Bücher zusammen abzusetzen. Auf diese Zeit zurückblickend, rechnet die „Informator"-Ausgabe für November 1952 vor, war der Buchumsatz vergleichsweise größer, als in den Monaten davor. Nun besagt die WTG-Order für den Monat November, es sei eine neue Drei-Bücher-Absetz-Aktion angesagt. Und die WTG wäre nicht die WTG, würde sie nicht zugleich mit vorrechnen, man solle sich doch blos ein „bißchen mehr" anstrengen, um nun in den Standard-Feldddienstgebieten ein ähnliches Verkaufsergebnis einzufahren, wie weiland in den Sommermonaten.

Die WTG rechnet weiter vor, dass sie ja auch ihren Teil für eine mögliche Umsatzsteigerung, bereits beigetragen habe. Das liest sich dann in ihren Worten so:

Vor neun Jahren brauchten die Königreichsverkündiger bei ihrer Tätigkeit von Tür zu Tür noch Zeugniskarten und Sprechapparate, die das „Reden" besorgten. Als dann die theokratische Dienstamtschule organisiert wurde, waren die Verkündiger auf dem Weg zur Reife, indem sie die „reine Sprache" tatsächlich sprechen lernten."

Ergo könne es für eine klassische Drückerorganisation nur noch eine Perspektive geben, dem zufiebern neuer ungeahnter Rekorde. So einfach ist das alles, sieht man es nur durch die WTG-Brille!

Das Jahresende 1952 nähert sich nun allmählich. Und in dieser Konsequenz liest man dann in der Dezember-Ausgabe 1952 des „Informator" - mittlerweile nicht mehr unerwartet - auch dieses:  Benutzt die Gelegenheit, die Leute während der Feiertage aufzusuchen, zu einer Zeit, da sie in günstiger Geistesverfassung sind. Die Literaturabgabe ist an solchen Tagen immer außergewöhnlich gut gewesen."

Auch ein weiteres „Highlight meint jene Dezember-Ausgabe noch mit parat zu haben. Die Ankündigung, dass ab 1953 das „Erwachet!" auch in Deutschland gedruckt werde. Als 32seitige Ausgabe. Und bei der Gelegenheit werde auch der „Wachtturm" in Deutschland vom bisherigen DIN A4 Format, ebenfalls auf die 32seitige A5-Format Ausgabe mit umgestellt. Ergo Grund genug für die Treppenterrier, nunmehr in zusätzliche „Jubelstürme" auszubrechen, meint zumindest die WTG!

1952er Rückblick

Informator1951

Volle Fahrt voraus - auf das nächste Felsenriff

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