Geschrieben von Drahbeck  am 20. Juli 2002 14:31:33:

Der DDR-Mauerfall machte es möglich. Ein neues Konjunkturthema wurde entdeckt. Und so sind mir denn mittlerweile ein halbes Dutzend von Namen jener bekannt, die irgendwann einmal öffentlich verlautbart haben, dass sie an einer Dissertation (Doktorarbeit) zum Thema Zeugen Jehovas arbeiten. Bis heute haben es nur zwei geschafft. Und das sind bekanntlich die Herren G. und D.. Alle übrigen mögen zwar auch mehr oder weniger Vorarbeiten für diese Zielstellung getätigt haben. Allein es ist immer noch so: Ob jemand einen Doktortitel zuerkannt bekommt, entscheidet nicht nur das Wollen des Kandidaten. Jemand der nur bereits bekanntes, auf seine Art aufbereitet darbietet, hat nicht unbedingt die Chance dieses Ziel zu erreichen. Noch immer ist eine Voraussetzung dass der Kandidat eigenständiges und neues zu bieten hat.

Erst kürzlich beschwerte sich bei mir per eMail einer der Vorgenannten (genauer Eine) wie ich es mir erlauben könnte anzumerken, ob eine gutbürgerliche Herkunft aus dem alten Westberlin, die geeignete Grundlage für ein solches Unterfangen sein könne. In der Tat diese Frage ist nicht das Kriterium. Formal durchaus richtig festgestellt. Kriterium ist denn auch das was schwarz auf weiß vorliegt. Da von der Betreffenden derzeit nichts diesbezüglich vorliegt, ist eine weitere Diskussion zu ihrem Fall derzeit müßig. Schafft sie es, oder schafft sie es nicht. Diese Frage mag die Zukunft beantworten.

Da gibt es einen weiteren Dissertationskandidaten. Sein Name sei durchaus genannt. Falko Schilling. Früher in Halle/S wohnhaft; jetzt wohl Pfarrer in der Kirchenprovinz Sachsen der Evang. Kirche in Lützen. Auch er hat seine Endzielstellung bis heute nicht erreicht. Zur Zeit seines Theologiestudiums war er auch Assistent bei dem Prof. Dr. Helmut O.  in Halle/S.. O., letzterer sehrwohl konfessionskundlich ausgewiesen, namentlich mit Studien über die Neuapostolische Kirche. O. hatte auch ein Buch publiziert, dass schon zu DDR-Zeiten erschien und in dessen zweiter Auflage (dank des Wohlwollens der Stasi) auch das Thema Zeugen Jehovas mit behandelt wurde. Die erste Auflage enthielt diesen Abschnitt noch nicht. Im Jahre 2000 offerierte O. sein Buch in überarbeiteter Form in der jetzigen BRD erneut. Die Analyse seiner dortigen Ausführungen zum Thema Zeugen Jehovas ergibt, nichts wesentlich neues. Er wiederholt nur, was er schon zu DDR-Zeiten sagte. Mit dem "feinen" Unterschied, dass er z. B. jetzt alle Hinweise auf das "Stasiblatt Christliche Verantwortung", die er zu DDR-Zeiten durchaus nannte, sorgfältig tilgte.

Von seinem seinerzeitigen Assistenten Schilling lagen bisher nur zwei durchaus beachtete Statements zum Thema in der Zeitschrift "Materialienst der EZW" vor. Aber wie gesagt; nur zwei Zeitschriftenaufsätze. Wohl kaum "ausreichend" für eine Dissertation. Ein weiterer Meilenstein im Falle Schilling gilt es inzwischen zu vermelden. Immer noch nicht "ausreichend" für eine Dissertation; aber gleichfalls der Registrierung wert.

O., mittlerweile 60 Jahre alt, bekam im Jahre 2001 im Verlag Vandenhoeck § Ruprecht erschienen, eine "Festschrift" zugeeignet. Titel "Religiöser Pluralismus und das Christentum" Hrsg. von Michael Bergunder. Wie bei Festschriften üblich, findet man darin "Querbeet" die unterschiedlichsten Themen abgehandelt. Und Interessant: Auch Falko Schilling ist dort mit einem Beitrag vertreten (S. 88f.)
Titel: "Ausgrenzung, Behinderung, Verfolgung. Die Zeugen Jehovas in der SBZ/DDR bis zu ihrem Verbot im Jahre 1950."

Daraus einmal ein paar Zitate.
So merkt Schilling bereits einleitend an:
"Bereits Mitte 1946 wandte sich das sächsische Referat für Kirchenangelegenheiten mit einem Schreiben an die Magdeburger Zentrale der ZJ, in dem es kritische Einwände gegen das Wirken der Glaubensgemeinschaft erhob. Moniert wurde, 'dass in den Versammlungen der Bibelforscher immer wieder dadurch Unruhe in die Bevölkerung getragen' werde, daß 'von einem bevorstehenden Weltuntergang und Weltgericht gesprochen' werde. Ferner wies die Kirchenabteilung darauf hin, 'dass die Landesregierung die ungemein verantwortungsvolle Verpflichtung übernommen' habe, 'das schwergeprüfte deutsche Volk aus den selbstverschuldeten Niederungen des Daseins herauszuführen. Zwar sei die Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährleistet, sie dürfe von den Religionsgemeinschaften aber nicht etwa dazu missbraucht werden, die Aufgaben im demokratischen Neuaufbau zu hemmen und zu durchkreuzen."

Der Autor berichtet weiter, dass seitens der WTG dieses Vorhalt-Schreiben zwar formal beantwortet, aber keineswegs dazu angetan war, die Vorbehalte jener regierungsamtlichen Behörde zu "zerstreuen". Wie gesagt, das spielte sich bereits im Jahre 1946 ab!
In der Tendenz gab es dann noch einige weitere ähnliche regierungsamtliche Interventionen vor 1950. Staatlicherseits wurde besonders der politisch zu extrahierende Gehalt der Zeugen Jehovas-Verkündigung herausgearbeitet; während letztere angeblich dies "nicht verstehen" können, meinten "nur" religiös zu sein. In einer solchen Zeugen Jehovas-Verlautbarung vom 18. 10. 1947 findet sich auch der Satz:

"Sie (Jehovas Zeugen) können nur dann mit einer staatlichen Regierung in Konflikt geraten, wenn diese Regierung selbst undemokratisch ist …"
Aus heutiger rückblickender Perspektive kann man dazu nur anmerken: Da haben die Zeugen Jehovas sozusagen der "schleichenden Katze ein Glöcklein angehängt"; indem sie den "demokratischen" Charakter der SBZ als Farce demaskierten. Dies ist der eine Teil der Antwort. Der zweite Teil ist indes, das damit die Zeugen Jehovas sehr wohl sich selbst bescheinigten, dass sie analog der US-amerikanischen Roll back-Politik ihren Part auf "verdeckter" Ebene diesbezüglich mitspielten.

Auf den Punkt gebracht hat meines Erachtens Schilling die Problemlage mit dem Satz (S. 92f.)
"Trotz der grundsätzlichen Anerkennung des religiösen Charakters der Gemeinschaft wurde in der Tätigkeit der Sekte und ihrer Lehren je länger je mehr eine unzulässige Vermischung religiöser und politischer Anschauungen, die als Gefahr für die Demokratie eingestuft wurde, gesehen."

Weiter stellt Schilling zu Recht fest (S. 98): "Durch das beträchtliche Ausmaß der Behinderungen und Einschränkungen, die die ZJ in der SBZ 1948 und 1949 hatten hinnehmen müssen, gingen sie selbst im Sommer 1949 auf Konfrontationskurs zu den kommunistischen Machthabern."

Schillings vorstehend erwähnte Arbeit zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er regionale Archive aus dem sächsischen Raum mit auswertete. In der Sache stellt er richtig die Eskalationsschraube dar.
Die einleitend mit erwähnte potentielle "Dissertationskandidatin" meinte mir auch vorhalten zu können, ich hätte etwas gegen Leute, die sich von einer "neutralen Position dem Thema nähern". Diesen Vorhalt muss ich in der Tat zurückweisen.

Jedenfalls ist mir die Darstellung der Sachlage wie sie z. B. auch Schilling vorträgt, auf jeden Fall lieber als wie die eines D., der bewusst auf die neuralgischen Punkte nicht mit gebotener Deutlichkeit, und auch wichtig, vor allem Glaubwürdigkeit, eingeht. Wer das Drama Zeugen Jehovas in der DDR lediglich auf die Maxime reduziert: Die "verfolgte Unschuld vom Lande wusste nicht was und wie mit ihr geschieht", der hat in der Tat das Thema verfehlt!

Geschrieben von Drahbeck  am 20. Juli 2002 18:19:34:

Als Antwort auf: Falko Schilling <2817.htm> geschrieben von Drahbeck am 20. Juli 2002 14:31:33:

Über einen zweiten potentiellen Dissertationskandidaten gibt es neues zu berichten. Gerald Hacke, bekannt durch seine vom Dresdner Totalitarismusinstitut verlegte Studie über die Zeugen Jehovas in der DDR, ist nun erneut "einschlägig" in einer einer Publikation aus dem Jahre 2001 in Erscheinung getreten. "Münchner Platz, Dresden. Die Strafjustiz der Diktaturen und der historische Ort" ist ein von Norbert Haase und Birgit Sack herausgegebenes, im Gustav Kiepenheuer Verlag Leipzig erschienenes Buch betitelt.

Als institutioneller Herausgeber wird die "Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft" genannt. In der beigefügten Autorenvita liest man dass sowohl Haase als auch Sack und nicht uninteressant auch Hacke, beruflich vorgenannter Stiftung angehören; während beispielsweise der in diesem Buch auch vertretene Manfred Zeidler, nunmehr als "freier" Historiker bezeichnet wird. Jene Vokabel "frei" bedeutet in der Regel eine Existenz ohne festes reguläres institutionell abgesichertes Einkommen.

Verlassen wir das personale. Bereits in seiner als Buch vorliegenden Studie machte Hacke die Auskunft, dass selbiges als Diplomarbeit anerkannt wurde und dass er perspektivisch die Absicht habe auch eine Dissertation zum Thema zu verfassen.
Festzuhalten ist weiter, dass die Anforderungen an eine Dissertation in der Regel größer sind, als wie an eine Diplomarbeit. Insoweit bleibt abzuwarten, ob Hacke sein Ziel erreicht.

Der Beitrag von Hacke in diesem Buch (S. 243f.) ist überschrieben:
"Von 'Opfern des Faschismus' zu 'imperialistischen Spionen'. Politische Strafjustiz gegen Zeugen Jehovas am Münchner Platz."
Einleitend erwähnt er über die Zeugen Jehovas:
"Ihre Abkehr vom politischen und gesellschaftlichen Leben und die Erwartung des baldigen Zusammenbruchs der bestehenden Zustände wurde und wird häufig als politische Herausforderung verstanden. Besonders wenn Systeme die politische Parteinahme einforderten, mussten die Zeugen Jehovas in Konflikt mit den Herrschenden geraten."

Zur Politik der Sowjets in dem von ihnen beherrschten Teil Deutschlands merkt er an:
"Im Gegensatz zu den bürgerlichen Parteien und den Sozialdemokraten verspürten die Religionsgemeinschaften vorerst noch keinen Druck seitens der sowjetischen Militär- und der bald kommunistisch dominierten Verwaltungsbehörden. Die SMAD, wie auch die anderen Besatzungsmächte, räumte den Kirchen und Glaubensgemeinschaften einen herausragenden Einfluss auf die geistige Erneuerung Deutschlands ein. Die von der KPD/SED proklamierte Trennung von Staat und Kirche verhalf den kleineren Glaubensgemeinschaften erstmals in der deutschen Geschichte zu einer gleichberechtigten Behandlung gegenüber den etablierten Großkirchen.
Viele Zeugen Jehovas wurden als 'Opfer des Faschismus' … anerkannt."

Hacke erwähnt auch: "In Anbetracht der nicht mehr vorhandenen eigenen Versammlungsmöglichkeiten stellten die sächsischen Kommunen bereitwillig Schulen und andere Räumlichkeiten zur Verfügung."
Den Beginn der Konfrontation im größeren Ausmaß datiert er auf das Jahr 1947. Dazu führt er Details an. Sie sind im Prinzip auch andernorts schon genügend genannt. Als herausragendes diesbezügliches bei Hacke genanntes Event sei noch zitiert:
"Nachdem im Juni 1948 in Dresden die für den dortigen Kreiskongress bereits zugesagte Nutzung der Nordhalle mit ihren 3500 Plätzen kurzfristig abgelehnt worden war, verweigerte die SMA im August auch die Nutzung der Messehallen in Leipzig für die SBZ-weite Bezirksversammlung.

Die Eskalation auf beiden Seiten nahm ihren Fortgang. Die Verlautbarungen des Westberliner Zeugen Jehovas-Kongresses von 1949, schreckten selbst solche SED-Funktionäre wie Walter Ulbricht hoch. Der SED bescheinigt er:
"Da die politisch Verantwortlichen der DDR selbst in einem quasi religiösen Freund-Feind-Denken verhaftet waren, konnten sie zwischen dem realen Gehalt und der religiösen Fiktion der Ankündigungen der Zeugen Jehovas nicht unterscheiden." Die Sachlage spitzte sich weiter zu bis zum Verbot von 1950.

Als einen der tatsächlichen Verbotsgründe (abgesehen von den vorgeschobenen propagandistischen), nennt auch Hacke die Wahlverweigerungsideologie der Zeugen Jehovas.

Zur Verurteilungspraxis der DDR-Justiz wird berichtet, dass allein in Sachsen im Jahre 1950 sieben Urteile mit dem Strafmaß lebenslänglich ausgesprochen wurden. Zitat bei Hacke, um die besondere Rigorosität der sächsischen Justiz herauszustellen:
"Der führende Funktionär der Zeugen Jehovas in Dresden, Georg Bär, wurde vor dem OG in Berlin angeklagt. Dort bekam er eine zeitliche Zuchthausstrafe. Dagegen erhielten in Dresden drei Angeklagte, die in der Funktionärshierarchie unter Bär standen, Zuchthausstrafen auf Lebenszeit."

Der Bericht von Hacke endet mit einem lediglich ½ Seite umfassenden Abschnitt der Zeit nach dem Mauerbau, was man lediglich als Stichwortreferierung ansehen kann. Haupttenor seiner 15-seitigen Ausführung ist demzufolge die Zeit vor 1950. Seine zitierten Ausführungen unterscheiden sie dabei wohltuend von der einer Gabriele Y. oder eines H.-H. D..

Geschrieben von Drahbeck am 24. Juli 2002 14:37:13:

Als Antwort auf: Meine Meinung <2837.htm> geschrieben von Drahbeck am 22. Juli 2002 06:46:25:

In meinem bisherigen Werdegang habe ich schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Unter anderem erlebt, von der unseligen Stasi der unseligen DDR in Sachen Zeugen Jehovas instrumentalisiert zu werden. Ich habe erlebt, wie in diesem Instrumentalisierungsumfeld andere "Mitstreiter" weitaus schlangenhafter potentielle Klippen umschifften. Letztendlich war ihre "Philosophie" man muss mit den Wölfen heulen. Es hat sich für die Betreffenden dergestalt ausgezahlt, dass sie bis zum Ende der DDR an der "Futterkrippe" der Stasi sitzen blieben.

Es kam dann der Tag wo auch ich vor der unausweichlichen Konsequenz stand, mich diesem Druck zu beugen oder nicht.
Nach der Trennung von den ZJ war es mein Selbstverständnis, aus Überzeugung gegen die WTG zu arbeiten. Diese Überzeugungsbasis wurde zusehends eingeengt dergestalt, dass man dachte lediglich ein "formbares Werkzeug" sich gesichert zu haben, wobei andere im Hintergrund bestimmten wo die Reise hinzugehen habe.

In der zugespitzten Entscheidungssituation habe ich einem der damaligen Protagonisten (namens Pape) einen klaren "Scheidebrief" geschrieben. Ihn kann man noch heute in der dem Uraniabuch gewidmeten Datei linkmäßig vorfinden.

Eine neue Zeit ist zwischenzeitlich angebrochen, indem es vorgenannten Staat nicht mehr gibt. Primär andere Kriterien haben in dem jetzigen Staat dass sagen. Oberstes Kriterium hierzulande heißt "Money". Womit und wodurch erzielt ist vielen "sch…egal". Bringt das Thema Sex den nötigen Schotter ein, auch gut.

Nun belehrt mich einer dieser Klugen dieses Staates, dass man auch in Sachen WTG keine Skrupel haben brauche, haben dürfe. Der Zweck heiligt alle Mittel. Ich werde mich mit diesen "Klugen" in keine weitere Diskussion einlassen. Sie sind ja auch so oberschlau auf eventuelle Skrupel nach dem Motto zu handeln "Kartell des Schweigens". Nun, so mögen sie denn weiter schweigen. Ihren Scheidebrief a la Pape haben sie hiermit auch zum lesen bekommen!
 

Geschrieben von Drahbeck am 27. Juli 2002 06:44:28:

Als Antwort auf: Re: Meine Meinung <2853.htm> geschrieben von Drahbeck am 24. Juli 2002 14:37:13:

Fassen wir mal als Zwischenbilanz zusammen. Womit er sein Geld verdient ist vielen nach ihren eigenen Worten "sch...egal". Wenn nur mal als Sandkastenspiel die "Mafia" anbieten würde, wir sponsern den Kampf gegen Zeugen Jehovas, wäre ihnen das auch "sch...egal".

Hatten wir übrigens schon mal in Deutschland. Die "Mafia" nannte sich damals "Ministerium für Staatssicherheit der DDR". Mit ihm zusammenzuarbeiten wäre diesen Leuten ergo auch "sch...egal". So, dass wusste ich eigentlich noch nicht in dieser Deutlichkeit. Nun bin ich persönlich, bei genanntem Vergleich wahrlich kein "unbeschriebenes Blatt" und habe aus der diesbezüglichen Sachlage auch keinen Hehl gemacht. Aber mittlerweile bin ich diesbezüglich auch ein "gebranntes Kind" und ziehe daher auch entsprechende Schlussfolgerungen für Gegenwart und Zukunft, die mich in der Tat von den "sch...egal" unterscheiden.

Weiter: Viel verklemmte Moral meinen einige wahrzunehmen, wenn es gewagt wird daran zu rühren, dass man einen Sexseitenbetreiber auch kritisch bewerten kann. Ich glaube schon früher erklärt zu haben, wie es einer diesbezüglich in seinem individuellen Privatleben hält, ist mir wiederum "sch...egal". Mit der Ausnahme, er agiert als Person der Öffentlichkeit. Auch da kann man noch über vieles hinwegsehen. Worüber ich allerdings nicht hinwegsehe ist, wenn der Betreffende dies zugleich kommerziell nutzt.

Dann soll es ja Typen geben (nicht unbedingt in hiesigen Gefilden) die ihren Lebensunterhalt beispielsweise damit verdienen Plantagen zu betreiben damit aus den dort gewonnenen Pflanzen Rauschgift gewonnen werden kann. Der Betreffende Farmer mag indes persönlich keineswegs "rauschgiftsüchtig" sein.

Tja, die Zeugen halten es so, dass sie erklären, würde jemand in hiesigen Gefilden, beruflich beispielsweise als Tabakfarmer sein Geld verdienen, oder als Angestellter einer Zigarettenfabrik, hätten sie ihre Schwierigkeiten, die Gemeinschaft mit ihm aufrechtzuerhalten. Und sie würden ihm dies auch entsprechend sagen. Nun bleibt die Frage offen. Ist das nun eine extreme Position. Oder ist es eine über die man durchaus nachdenken kann.

Der "Gentleman genießt und schweigt" sagt der Volksmund. Offenbar gibt es viele Gentleman's auch in der Ex-ZJ-Szene, was sie durch ihr Schweigen auch ganz persönlich dokumentieren.

So ist das Leben in einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Es gibt Situationen da muss man als Endergebnis feststellen. Es gibt keinen Konsens, keine Einigung. Auch damit muss man leben können, und ich glaube das auch zu können. Im übrigen ändert dies nicht einen Millimeter an der bereits geäußerten Kritik.

Geschrieben von
Drahbeck am 31. Juli 2002 08:20:40:

Als Antwort auf: Re: Meine Meinung <2901.htm> geschrieben von Drahbeck am 28. Juli 2002 17:38:36:

Über das Thema K. und seine Spendenwünsche ist in den letzten Tagen viel, emotional geredet worden. Abgesehen davon, dass er von mir nicht einen Cent bekommen würde. Abgesehen davon sollte man die Gesamtlage im Auge haben. K. begehrt nicht nur "Spenden"; er hat weite Teile seines Webseitenimperiums schon vor der gegenwärtigen Kontroverse kommerziell ausgerichtet. Bei keinem anderen Webseitenbetreiber mit Bezug zu den Zeugen Jehovas ist dies so deutlich ausgeprägt wie bei K.. So wie man niemandem daran hindern kann, sofern er nicht "richtig tickt", beispielsweise sein Geld buchstäblich aus dem Fenster zu schmeißen, so kann man auch niemand daran hindern irgendein kommerzielles Angebot von K. zu "nutzen" oder ihm gar noch Spenden in den nimmersatten Rachen zu schmeißen. Wer es tut ist selbst schuld und findet meinerseits kein Mitleid. Die Dummen sollen auf diesem Globus übrigens noch niemals ausgestorben sein!

Geschrieben von Drahbeck am 25. Juli 2002 09:53:34:

Als Antwort auf: Re: Meine Meinung <2853.htm> geschrieben von Drahbeck am 24. Juli 2002 14:37:13:

Verklemmte Sexualmoral ist sicher, da habe ich keinen Streit, auch ein "Markenzeichen" der WTG. Nicht wenige sagen denn auch: In der Praxis halten sich etliche ohnehin nicht daran. Die Schlauen werden nicht erwischt und die etwas weniger Schlauen bekommen, wenn sie Pech gehabt haben, ein Gemeinschaftsentzugsverfahren an den Hals. Auch hierbei mag es örtliche Unterschiede geben. Mehr "liberal" orientierte Versammlungen mögen ein, zwei oder auch die "Hühneraugen" zudrücken. Versammlungen in der Regie von Hardlinern mögen das anders handhaben.

Es kann auch keinen Zweifel darüber geben, dass in der übrigen Bevölkerungsmehrheit, die Thesen der WTG in Sachen Sexualmoral nicht konsensfähig sind. Zumindest in deutschen Gefilden, vielleicht auch in weiten Teilen Europas.
Allerdings, ob das auch so in den USA ist, da wäre ich mir so sicher nicht. In der Praxis vielleicht, aber weniger in der Theorie. Gerade die USA sind in der öffentlichen Meinung nicht unwesentlich von religiösen Gruppen dominiert. Es soll dort sogar schon Präsidenten gegeben haben, die wegen einer "Monika Lewinsky" ins Straucheln gekommen sind. Es ist in der Tat viel künstliche Heuchelei, was sich da abspielt.

Wie einer sich "bettet" sollte eigentlich seine Privatangelegenheit sein. Soweit es sich um den männlichen Teil der Bevölkerung handelt, wird er ohnehin, sollte er diesbezüglich zu "unkonventionell" sein, früher oder später mit einigen Überraschungen konfrontiert, an denen er, wenn er Pech hat, Jahrzehnte zu knappern hat (Stichwort Alimentezahlungen usw.)

Wie nun weiter. Soll man sich als Kritiker der WTG zugleich als Hauptkritiker ihrer Sexualmoral sehen? Dies ist meines Erachtens der Punkt. Bekommt dieser Aspekt Dominanz oder ist er einer, neben anderen? Ich persönlich würde in der Tat für die letztere Variante plädieren.

Aktuell haben wir nun den Fall, dass einer es im Privatleben nicht mehr so sonderlich mit den WTG-Vorgaben in Sachen Sexualmoral hält. Akzeptiert. Dies ist und bleibt in der Tat seine Privatangelegenheit.
USA-Präsident Carter war es glaube ich, der wegen der "Monika Lewinsky" erheblich ins Schleudern gekommen ist. Da gab es kürzlich den Fall eines (nunmehr vormaligen) Schweizer Botschafters in Deutschland, den eine gewisse Presse ähnliches wie im Falle Carter anhängen wollte. Er konnte sich letztendlich doch erfolgreich dagegen wehren - in deutschen Gefilden. Hätte sich der gleiche Vorgang auch in USA-Gefilden abgespielt: Ich wäre mir nicht so sicher, ob Herr Borer auch dort "unbeschädigt" aus der Sache herausgekommen wäre. Dort herrschen diesbezüglich andere "Treibjagdkonstellationen".

Jemand der eine oder mehrere Webseiten betreibt ist gewissermaßen eine Person der Öffentlichkeit. Sich nun auf den Standpunkt zu stellen, wenn der Betreffende auch Bill-Bowentexte offeriert, dass die Nutzer dann größtenteils über Suchmaschinen auf diese Seite gelangen; und da ja dort keine direkte Sexreklame vorhanden, keine weiteren Nachforschungen anstellen würden. Eine solche Auffassung ist meines Erachtens naiv.

Die meisten der Ex-ZJ haben in der Bill Bowen-Sache nicht nur eine sachliche, sondern auch eine emotionale Meinung. Und diese emotionale Meinung sagt ihnen: Da hat es einer geschafft, der verhassten WTG, die einem selbst schon soviel Leid zugefügt, erfolgreich den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Also ist Bill Bowen unser Held und Asche auf die, die uns diese Stimmung madig machen.

Sicherlich, auch ich zähle mich zu den Ex-ZJ und kann diese Stimmung sehr wohl emotional nachvollziehen.
Dennoch, ich warne nochmals: Es ist nicht damit abgetan, Angriffe in Sachen Sexualmoral als heuchlerisch zu bewerten. Selbst USA-Präsident Jimmy Carter, musste dass schon erfahren.
Geschrieben von
od  am 25. Juli 2002 17:41:28:

Als Antwort auf: Re: Meine Meinung <2858.htm> geschrieben von Drahbeck am 25. Juli 2002 09:53:34:

Hallo Drahbeck,

Du meinst wohl Clinton, was die Levinsky angeht. Carter wäre für sie ein wenig zu runzlig gewesen.

Was Hans angeht, habe ich zum Glück nicht die Verantwortung, meine Meinung abzugeben.
Ich denke jedoch, dass er sich selbst psychologisch nicht ausreichend berät.

Orazio

Geschrieben von D. am 25. Juli 2002 19:02:02:

Als Antwort auf: Re: Meine Meinung <2863.htm> geschrieben von od am 25. Juli 2002 17:41:28:

>Hallo Drahbeck,
>Du meinst wohl Clinton, was die Levinsky angeht.
Danke für die Korrektur!

Geschrieben von Drahbeck am 25. Juli 2002 13:29:25:

Als Antwort auf: Re: Meine Meinung <2858.htm> geschrieben von Drahbeck am 25. Juli 2002 09:53:34:

In einem anderen Forum liest man die Vokabel "Lügenwolf". Und zitiert wird er weiter mit seinem sinngemäßen Ausspruch. Ihm so es völlig schnurzpiepe wer der Bowentexte (deutsch) hostet, Hauptsache sie kommen. Der Beifall der Wolfmitheuler ist ihm gewiss.

Es ist klar vorstehendes ist scharf formuliert. Bewusst scharf formuliert und wird es auch verschärft weiter so sein, so Anlass dazu besteht.

"Lügenwolf" bequemt sich heute in seinem Forum einzuräumen, dass man in der Tat gegen K. gewisse Vorbehalte haben kann. Aber weiter mag er nicht gehen. Einen Mitheuler etwas schärfer anzufassen, dass behagt ihm nicht so recht.

Er wird sich also vorhalten lassen, eine erkennbar abschüssige Bahn nicht rechtzeitig zu stoppen, stoppen zu wollen. Er hatte und hat immer noch als erster die Chance dem gesamten Trauerspiel ein Ende zu machen. Das Argument, dass er beruflich und auch sonst so eingespannt sei, dass er nicht die Zeit aufbringen könne, um die Texte auf seine Webseite einzustellen, kann in der gegenwärtigen Situation als "Trumph" nicht stechen.

Dann Herr W., muss ich Ihnen sagen; Sie nennen sich ja auch Vorsitzender einer Selbsthilfegruppe. Dann müssten sie eben mal die Freundlichkeit besitzen, auf den Vorsitz dieser Gruppe bei der nächsten turnusmäßigen Sitzung zu verzichten, respektive einen anderen damit zu beauftragen. Dann hätten sie zumindest eine Chance die notwendige Zeit abzuzweigen, so es wirklich nicht anders gehen sollte, was ich für unwahrscheinlich halte.

Ansonsten werden Sie als "Lügenwolf" wohl kaum die Chance haben, in der abschüssigen Bahn, nicht m o r a l i s c h mit haftbar gemacht zu werden.

Geschrieben von Drahbeck am 26. Juli 2002 17:27:16:

Als Antwort auf: Kartell der Schweiger zweifelt Drahbecks Aussagen an. <2878.htm> geschrieben von KOKO am 26. Juli 2002 15:13:11:

Dies ist sehe ich es richtig, eine Meinungsäußerung von "Phoibos" Wenn sich darin der Satz findet: "zudem muss ich die echtheit des drahbeck-postings im forum von hans bezweifeln" dann gilt es klarzustellen. Dies wurde in der Tat nicht bei Hans gepostet sondern im eigenen Forum.

Nochmals zu "Phoibos" zurückkehrend. Sehe ich es weiter richtig postet auch er derzeit nicht mehr bei Infolink. Nach einer Auseinandersetzung (deren sachlichen Wert ich jetzt nicht bewerten will) bekam er dort von dem Stephan E. W. den Satz zugerufen "Ciau Phoibos". Seitdem ist für ihn dort Funkstille. Er hat aber offenbar Ersatz gefunden, indem er nun im Forum des Michael V ... gar als dortiger Moderator wirkt.

Dieses Forum des Michael V ... ist, sehe ich es weiter richtig eines wo man sich bei Bedarf anmelden muss, sofern man dort posten will. Dieser "Bedarf" besteht meinerseits nicht; ergo melde ich mich dort auch nicht an (ausgehend vom derzeitigen Erkenntnistand). Wäre ein posten dort ohne Anmeldung möglich, hätte ich dem Phoibos vielleicht direkt dort geantwortet. So kann ich ihm nur empfehlen, mal einen Blick in mein Forum zu tun. (Ob er es tut oder nicht, bleibt selbstredend ihm überlassen). Sollte er es tun, wird er ohne Zweifel die fraglichen Texte vorfinden.

Phoibos hat recht. So scharfe Worte sind im allgemeinen nicht mein Stil. Sollte er sich mein Forum ansehen, dann kann er feststellen, dass der eine Text (K. bezüglich) auf einen anderen Text bezug nimmt, wo an Hand des Webarchives einige frühere K.aktivitäten dokumentiert werden, in einem Umfeld (K. ist dort die Nr. 4) das einem fast die Sprache verschlägt. Insofern wird meine Distanzierung von K. ein Dauer-Standardtext auf meiner Webseite bleiben, den ich allerdings jetzt nochmals überarbeitet habe.

Weiter: Es ist nicht das "erste mal", dass Texte von mir auch auf anderen Webseiten weiterverbreitet wurden. Viele Varianten gab es da schon. Voller Text, gekürzter, mit oder auch ohne Quellenangabe. Nicht über jedes dieser Zitate bin ich immer besonders "glücklich". Allerdings hält sich das meistens noch im Rahmen des was man als tolerierbar verkraften kann.

Sollte es Fälle geben (die mir zu Gesicht kommen), wo ich meine dies nicht mehr tolerieren zu können; dann werde ich das auch sagen. Im vorliegenden Fall besteht diese Sachlage nicht.

Phoibos registriert weiter, dass ich auch gegenüber dem Stefan E. W. scharfe Worte gewählt habe. Richtig festgestellt, aus dem Grunde, weil ich ihn von einer moralischen Mitschuld nicht freisprechen kann

Geschrieben von O. am 28. Juli 2002 10:32:45:

Als Antwort auf: ACHTUNG- GEFAHR VON SPENDENBETRUG!! <2892.htm> geschrieben von WARNUNG! am 28. Juli 2002 09:47:48:

Das war bei K. eigentlich schon im voraus klar. Sein ganzes Webseitenimperium mit den krudesten Themen ist doch noch auf ein Ziel hin orientiert: Money. Immer neue Themen werden hinzugefügt, weil ihm wohl die tatsächlichen Einnahmen nicht zufriedenstellen.
Der Mann ist moralisch schon tot - er hat nur noch vergessen auch umzufallen.

Geschrieben von Drahbeck am 10. August 2002 12:59:58:

Als Antwort auf: Re: silentlambs-die Alternative <3006.htm> geschrieben von RICHTER am 10. August 2002 11:54:14:

Ich glaube schon verschiedentlich deutlich genug meine persönliche Meinung zum Ausdruck gebracht zu haben, dass ich nichts, aber auch gar nichts davon halte Jehovas Zeugen als "Paradies für Kinderschänder" hinzustellen. Sollte es je irgendwo solche "Paradiese" geben, dann mit hoher Wahrscheinlichkeit zuallerletzt bei den Zeugen Jehovas. Dies ist das Eine.

Das andere ist aber auch dies, dass ich den Zeugen Jehovas keineswegs "kritiklos" gegenüberstehe. Meine Webseite kündet mit Sicherheit auch davon. Es kommt also sehr wohl darauf an, was kritisiert und was sich als untaugliches Objekt erweist.

Eines sei auch noch hinzugefügt. Nach bisherigem Erkenntnisstand, gab es sehr wohl auch bei Zeugen Jehovas Vertuschungsfälle in Sachen Kinderschänder. Worüber man in der Tat unterschiedlicher Meinung sein kann ist deren "Größenordnung." Und da kann auch nur ein Fall, schon ein Fall zuviel sein.

Insofern kann auch die Thematisierung solcher Einzelfälle legitim sein. Sie generell mit dem Edikt "Volksverhetzung" zu belegen wollen, greift zu kurz. Es ist sehr wohl zu prüfen: Wie werden die Fakten (sofern vorhanden) dargelegt. Allerdings das sage ich auch. Webseiten. Wie nun speziell in den USA registrierbar. Die nur auf dieses eine einzige Thema herumreiten; ansonsten aber nichts weiteres inhaltlich bieten; kann und muss man wohl sehrwohl kritisch bewerten.

Dieses Thema ist im Gesamtkomplex Zeugen Jehovas letztendlich nur eines unter "ferner liefen". Wer diese Prioritätensetzung nicht zu akzeptieren vermag, dem muss auch ich dies mal in gebotener Deutlichkeit sagen.

Geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2002 20:05:33:

Als Antwort auf: Re: silentlambs-die Alternative <2904.htm> geschrieben von Bernd am 29. Juli 2002 12:34:35:

Ein Kommentar

Bill Bowen Bowen

Geschrieben von scharfer Beobachter am 30. Juli 2002 21:41:43:

Stephan E. W´. hat endlich Konsequenzen aus der peinlichen Spendenbettlerei des Hans-Georg K. gezogen. Aufmerksame Beobachter der Infolink-Website werden bemerkt haben, das der Link zu der deutschen Übersetzung von Bill Bowens Site geändert wurde von silentlambs.de in silentlambs.info -

Zwar gehören beide Domains K., jedoch führt die .info Website direkt zur Übersetzung und vermeidet es den Surfer mit der oberpeinlichen Nepper, Schlepper und Bauernfängersite des K.  in die Flucht zu schlagen.

Stephan E.W. hat also in alter Stalinistenmanier ein kleine Retusche seiner Website vorgenomen, um nicht im Strudel der K.schen Spendenaffäre mit in den Abgrund gerissen zu werden.

mfg
scharfer Beobachter

Geschrieben von Drahbeck am 26. Juli 2002 10:44:01:

Wo Ger van Roon irrt.
Der holländische Geschichtsprofessor Ger van Roon veröffentlichte im Jahre 1984 auch in deutscher Sprache ein Buch über den "Widerstand im Dritten Reich". Anderen Autoren die ähnliche Studien vorlegten hält er vor, dass sie vielfach doch nur apologetisch seien und spezifisch das Loblied einzelner Gruppen singen. Handele es sich nun um die Männer des 20 Juli 1944 auf konservativer, oder um die "Rote Kapelle" auf kommunistischer Seite und andere mehr. Er registriert auch, ohne in Einzelheiten nennenswert einzusteigen, dass die Zeugen Jehovas ob ihrer Wehrdienstverweigerung auch unter das grobe Oberdach "Widerstand im Dritten Reich" einzuordnen seien. Er arbeitet heraus, wie protestantische Kreise dem Kaiserreich nachtrauerten, wo sie noch Staatskirche waren. Und jüngere über das Wirrwarr des "Parteienstaates" frustriert waren. Das in dieser Konstellation die These der Nazis den Parteienstaat durch einen "starken Mann" zu überwinden, für viele Zeitgenossen sehr anziehend wirkte. Sowohl für jene die dem "starken Mann" vor 1918, namens Deutscher Kaiser nachtrauerten, als auch für jene die der doch immer verhältnismäßig kurzlebigen Regierungen in der Weimarer Republikzeit langsam aber sicher, überdrüssig wurden.

Insofern liest man seine durchaus als abgewogen einzuschätzende Studie mit Gewinn. Wie aber der Titel schon sagt, ist der Widerstand der sich faktisch in der NS-Zeit artikulierte, sein eigentliches Thema. Und da berichtet er ebenfalls abrißhaft, was es da alles zu nennen gilt. Grundlegend neues bietet er kaum, aber konzentriert einen guten Überblick, was ohne Zweifel die Stärke seiner Ausführungen ist.

Zur Politik der Nazis gehörte es auch ihren "Volksgenossen" einzubläuen, das abhören ausländischer Sender sei unerwünscht. (von wem wohl die WTG ihre in der Sache gleiche Empfehlung gelernt hat?) Mehr noch. Man ging in späteren Jahren dazu über, daraus einen gerichtlich zu ahndenden Tatbestand zu machen. Und so sind denn tatsächlich diverse Fälle auch solcher "Rundfunkvergehen"die mit hohen Strafen belegt wurden, bekannt. Auf Seite 46 kommt auch Ger van Roon auf einen solchen Fall, den Fall Hübner zu sprechen. In der Sache berichtet er (kolportiert aus anderen Büchern):

"Hübeners Bruder hatte aus Frankreich ein Radio mitgebracht … Dabei fing er einen deutschen Sender aus London auf und verfolgte fortan dessen Berichte. Auf einer Schreibmaschine tippte er das Gehörte ab und verbreitete mit anderen diese Nachrichten. Die Jungen deponierten Dutzende von Blättern in Hauseingängen und Briefkästen. Die Gestapo war höchst erstaunt, als sie entdeckte, daß hinter dem Ganzen 16- und 17jährige Jungen standen." Für den "Hauptschuldigen" Hübner sollte das ganze mit der Todesstrafe enden.
Ger van Roon berichtet diesen Sachverhalt lediglich vom "Hörensagen". Das heißt er gibt nur wieder was er andernorts dazu gelesen hatte. Eigene Archivstudien zum konkreten Fall hat er jedenfalls nicht getätigt.
Dabei sind ihm zwei gravierende Fehler unterlaufen. Über den ersten kann man vielleicht noch hinwegsehen. So tauft er den Hübner auf den Vornamen "Günther". Falsch. Tatsächlich hieß der Betreffende Helmuth Hübener.

Der zweite Fehler ist allerdings nicht tolerierbar. Sage und schreibe unterstellt er doch, das besagter Hübener den Zeugen Jehovas angehörte. Richtig ist, dass Hübener sehr wohl eine religiöse Sozialisation hatte. Weiter richtig ist, dass diese nicht den "Großkirchen" sondern einer kleineren zuzuordnen ist. Das aber Ger van Roon aus einem Mitglied der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" (Mormonen) einen Zeugen Jehovas machte. Diesen Lapsus kann man ihm nicht verzeihen.

Zum Glück ist man nicht auf die Darstellung von Ger van Roon angewiesen. Zum Glück gibt es auch Studien von solchen, die in dieser Sache tatsächliches Aktenstudium betrieben haben. Es gab auch Mittäter Hübener's die das NS-Regime überlebten. Einer von ihnen, Rudolf Wobbe verfasste einen spezifischen Aufsatz betitelt: "Der 'Hochverräter' Hübener". In ihm liest man unter anderem:

"Wir, d. h. Helmuth Hübener und ich, lernten uns in der 'Kirche Jesu Christ der Heiligen der letzten Tage' kennen.
Da wir durch unsere religiöse Einstellung ein wenig international dachten, denn vor Gott sind alle Menschen gleich, und dann die Nachrichten von BBC London hörten, wurde in uns eine gerechte Empörung gegen dieses dunkle Spiel der Regenten des 'Dritten Reiches' wach.
Zuerst aus Neugier und dann mit Interesse verfolgten wir die Nachrichten des englischen Rundfunks. Bis eines Tages mein Freund den Entschluß faßte, der Aufforderung nachzukommen und diese Nachrichten weiterzuverbreiten.
Innerhalb unserer Glaubensgemeinschaft hatte diese Bewegung keine Kreise gezogen, denn nur ein ungefähr im Alter Gleichstehender, Karl Heinz Schnibbe, und ein Älterer, Heinrich Worbs standen zu uns. Sonst waren wir allein, denn ein Prinzip der Kirche ist, sich nicht in die Politik zu mischen."

Vorgenannte Studie erschien im Verlag C. H. Beck in München, wo bekanntlich auch Garbe sein zweites ZJ-Buch verlegen läßt. Jener Verlag ist durchaus eine Adresse für historisch orientierte Literatur. Es ist davon auszugehen, dass es dort auch Historiker gibt, die die veröffentlichten Texte lektorieren:

Kommentar: Setzen, eine fünf. Einen gravierenden Fehler nicht erkannt!

Geschrieben von Drahbeck am 26. Juli 2002 11:12:56:

Als Antwort auf: Honecker <2254.htm> geschrieben von Drahbeck am 05. März 2002 22:35:03:

Die Mailingliste für historisch Interessierte H-Soz-u-Kult
brachte jetzt eine Buchrezension über das im Rowohlt-Verlag erschienene Buch von Jan N. Lorenzen über "Erich Honecker".

Nun ist mit Sicherheit Herr Honecker kein besonderes Thema für dieses Forum. Abgesehen von dem Fall Charlotte Grund, der aber, zumindest in der Rezension nicht erwähnt wird.
Die Rezensentin wirft dem Autor vor, dass er unkritisch Honeckers eigener Schilderung folgt soweit es die "1937 vom NS-Volksgerichtshof verhängten zehnjährigen Zuchthausstrafe." betrifft. "Diese Haft, so E.H., sei eine schwere Prüfung seiner Standhaftigkeit gewesen;
Lorenzen bestätigt denn auch, er habe diese Prüfung "zweifellos bestanden" (S. 42).

Letzteren Satz kann man in der Tat auch etwas anders sehen.
Siehe z. B. den Vergleich der Fälle Erich Frost und Erich Honecker in der Frost gewidmeten Datei. Dort ziemlich am Textende des umfänglichen Textes.

Erich Frost 19362Frost

Geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2002 11:41:44:

Als Antwort auf: Re: silentlambs-die Alternative <2911.htm> geschrieben von D. am 30. Juli 2002 08:29:00:

"Trau keinem Guru", sagte mal ein kluges Bürschlein. "Gurus" indes waren für ihn die, die es mehr mit der Seriosität halten. Nicht zu den "Gurus" zählte er offenbar einen Herrn namens Jo Conrad. Conrad, dieser Eindruck drängte sich schon damals auf, war für besagtes "Bürschlein" sehr wohl eine Art Guru, eine Ikone die er hoch hielt. Grund genug sich für diesen Herrn Conrad, stichpunktartig mal etwas näher zu "interessieren".

"Über kosmische Gesetzmäßigkeiten und warum sie uns vorenthalten werden", beliebt besagter Herr zu referieren. Das ganze nennt er "Entwirrungen". Vielleicht wäre der Titel "Verwirrungen" ob seines kruden Inhaltes angemessener gewesen.

Laut Umschlagtext berichtet sein Buch "über die Götter der verschiedenen Religionen, das Kennedy-Attentat, Geheimlogen, UFOs, alternative Heilmethoden, AIDS, Terrorismus, verbotene Bücher und viele andere Dinge" über die man sonst, so der Autor "nur gefilterte Informationen" bekommt.

Schon mal den letzten Satz aufnehmend. Das mit den "gefilterten Informationen" hat was auf sich, namentlich in totalitären Staaten und Organisationen, einschließlich Religionsorganisationen. Aber auch Conrad filtert kräftigst, im Sinne der Esoterikwelle. Es ist ein Gläubiger seiner selbst, jedoch kein Objektivist.

Schon einleitend sagt er: "Nicht wahr, diese Welt ist ziemlich verwirrend. Man weiß wirklich kaum noch, was man glauben soll. Und man möchte doch so gerne an etwas glauben".
Hier schon setzt Conrad an, und offeriert faktisch seine Art von Glauben. Ob der "besser" als andere Glaubensformen ist, mag man in der Tat bezweifeln.

Der vormalige Taxifahrer Conrad, nach der Veröffentlichung seiner Bücher hat er diese profane Art des Lebensunterhaltes offenbar nicht mehr nötig. Lässt denn auch alsbald wissen. "Dieses Buch ist auch kein wissenschaftliches Werk; nicht alles wird bewiesen oder belegt … (ich) habe auch nicht die Absicht, um wissenschaftliche Anerkennung zu buhlen."

Wie wahr. Ein solcher Versuch wäre in der Tat vergebliche Liebesmüh. Denn wissenschaftlich ernst kann man den Gläubigen Conrad wirklich nicht nehmen.

Kräftigst reitet Conrad auf der Angstmasche. Zitat:
"Die Mächte, die unseren Planeten kontrollieren, wollen nicht, daß wir frei von Angst werden, daß wir unsere Emotionen frei und freudig ausleben. Deswegen machen sie uns Angst vor der Liebe, indem sie die unselige AIDS-Propaganda verbreiten, die die meisten Menschen gar nicht betrifft…" Ein exemplarisches Argumentationsbeispiel. Guru Conrad beseitigt also unberechtigte Befürchtungen. AIDS womöglich nur ein Hirngespinst. Conrad lebt ja auch nicht in einigen afrikanischen Staaten, wo AIDS eine tatsächliche Geissel ist; abgesehen davon auch andernorts, wenn auch dort nicht so stark dimensioniert. Ein Typisches Beispiel eine Glaubensargumentation. Eine Faktenlage wird verallgemeinert. Notwendige Differenzierungen werden bewusst unterschlagen.

Auch bei Conrad begegnet man en mass Bibelzitaten aus dem Alten Testament, namentlich solche die Gott, Jahwe oder wie auch immer als schreckliches Ungeheuer darstellen. Den Kirchenleuten wirft er vor, dass sie wenig tun, "um die Verwirrung über den Gottesbegriff zu beenden. Sie beharren darauf, daß man die Bibel nur genau genug lesen müsse. Dann könne man alles verstehen und alles mache für den Eingeweihten Sinn."

Auch Conrad schmeckt solche Argumentation nicht. Akzeptiert. Nicht hingegen akzeptiert ist, dass er sich nun als eine Art "Erklärer", als "Alternative" aufbauen will. In Wahrheit "erklärt" er sehr wenig (siehe AIDS-Beispiel). Um so mehr liefert er neue "Glaubensdogmen". Da wird in der Tat, wieder einmal der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben.

Die Auseinandersetzung um die Evolutionstheorie hat es ihm auch angetan. Den konventionellen kirchlichen Schöpfungsglauben, mag er nicht zu folgen. Der materialistischen Evolutionstheorie, ob ihrer unzweifelhaft erkennbaren Schwachstellen aber auch nicht. Aber er w i l l zugleich "Gläubiger" sein. Ergo mixt er sich seine eigene Mixtur. Folgerichtig sind für ihn Götter, UFOs usw. Realbegriffe. Ein typischer Ersatzgläubiger. Einzuräumen, dass es Fragen gibt, die man nicht mit letztendlicher absoluter Sicherheit beantworten kann, ist er nicht gewillt. Die Frage bleibt offen was denn skurriler ist. Der kirchliche Schöpfungsglaube oder Conrads Ufoglaube!

Kirchlich gebunden ist Conrad jedenfalls unter keinen Umständen. Symptomatisch dafür ist auch sein Satz: "Ist nicht die Vorstellung, daß einige Menschen für ewig in die Hölle kommen sollen, unendlich viel grausamer als alles, was es schon an recht ansehnlichen Qualen auf der Erde gibt." Bei diesem Satz, könnte ihm ja fast der Beifall der Zeugen Jehovas sicher sein. Aber eben nur fast. Ihren wunderbaren Harmagedon-Neue Welt-Guru ersetzt er lediglich durch einen der eigenen Strickart. Letzteres dürfte den Zeugen Jehovas dann in der Tat nicht mehr behagen.

Es gibt überhaupt noch ein paar mehr solcher kirchenkritischen Passagen bei Conrad. Etwa in seinem flotten Satz; der aus dem Munde von Vertretern kirchenkritischer Organisationen, denselbigen schon Klagen auf der Basis des berüchtigten Gotteslästerungsparagrapen § 166 eingetragen hat. Nicht aber dem Conrad. Dem gewähren die Kirchen lieber die Narrenfreiheit. Weil sie ihm wohl auch ansonsten nicht ernst nehmen. Conrad lässt denn auch noch wissen:

"Überhaupt irgendwie scheint die Erlösung durch Jesus am Kreuz ja nicht ganz geklappt zu haben. Oder woran merkt man, daß die Menschheit erlöst worden ist? An der Inquisition, den Kreuzzügen, dem Holocaust, Vietnam, Jugoslawien …"

Auch noch so ein flotter Spruch von Conrad der nicht vorenthalten sei:
"Ist es der Sinn unseres Lebens, der uns von Gott vorgegeben wurde, daß wir unsere Lust unterdrücken, daß wir ständig mit einer Kopfbedeckung rumrennen wie die orthodoxen Juden oder mit dem 'Wachtturm' an der Ecke stehen, um auch die anderen 'Ungläbigen' auf den Karren zu ziehen, wo man als einzige Gruppe eine Chance zum Überleben der Apokalypse hat?"

Ergo, er versteht es durchaus, gewisse gefühlsmäßige Ressentiments anzusprechen. Er bleibt aber auf auf der Gefühls- der Glaubensebene. Wissenschaftliches analysieren ist in der Tat nicht "sein Bier". Was aber sehr wohl sein Bier ist, das ist der Glaube an Verschwörungstheorien. Es gibt kaum eine, so abenteuerlich sie auch ansonsten sein mag, die sich nicht auch in seinem Gedankengefüge wiederfinden würde. Ein Beispiel dafür nur. So äußert er auch:

"Wenn wir also glauben, wir hätten heute die Wahl zwischen SPD, CDU, FDP und Grünen, zwischen den Republikanern und den Demokraten in den USA, zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche oder den Zeugen Jehovahs, so täuscht das darüber, daß an der Spitze all dieser Organisationen von übergeordneten Interessengemeinschaften bestimmt werden …" Im Prinzip befindet er sich mit dieser Aussage eigentlich auf dem "Level" der Zeugen Jehovas (denen er das in der deutschen Sprache unübliche h bei der Namensschreibung Jehovahs mit anhängt. Ein Zeichen wie "gründlich" er sich mit ihnen beschäftigt hat).

Erklären die Zeugen Jehovas den Satan zum Strippenzieher dieser Welt. Und stört es die Zeugen Jehovas auch nicht im geringsten, dass auf diese These schon mal die Antithese formuliert wurde:

Die Philosophen und Religionen haben die Welt nur verschieden erklärt. Es käme aber darauf an, sie zu verändern. So benötigt auch Conrad einen analogen "Strippenzieher". Da er mit Gott und Satan, wie schon vorher gesehen nicht mehr viel am Hut hat, muss er ihn in eine sichtbare Gruppe hineinprojizieren. Eigenständig ist Conrad ohnehin nicht. Ergo nimmt er dankbar bereits bestehende Verteufelungstheorien auf.

Gemäß diesen wären die Freimaurer solch ein Buhmann. Wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen, dass kann und mag auch Conrad nicht. Alles was er kann ist, Glaubensthesen in neuer Verpackung zu servieren.

Dieser Mann verdient es nicht, in irgend einer Weise ernst genommen zu werden. Leider hat man zu registrieren, dass er im "Bildzeitungs" "gebildeten" deutschen Volk, nebst Helsing eine beträchtliche Kaufanhängerschaft für seine Pamphlete hat. Es ist wirklich ein Trauerspiel, was sich da offenbart!

Geschrieben von
D am 06. August 2002 07:40:53:

Als Antwort auf: Jo Conrad <2913.htm> geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2002 11:41:44:

Ein weiteres Linkverzeichnis wurde jetzt eingerichtet.

Weltverschwörungstheorien TheoriederVerschwoerung

Geschrieben von D. am 06. August 2002 09:25:34:

Als Antwort auf: Re: Linkverzeichnis <2975.htm> geschrieben von D am 06. August 2002 07:40:53:

Ein weiteres Zitat aus dem Buch "Weltverschwörungstheorien. Die neue Gefahr von rechts" (S. 95):
Von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des Weltverschwörungsglaubens im Deutschland der Zwischenkriegszeit aber war vor allem eine Bewegung, die selbst manchen überzeugten Nzis als zu abstrus erschien: die Ludendorffer. Die weltanschaulichen Richtlinien dieser Gruppe prägte Mathilde von Kemnitz (1877-1966) die 1926 den "verdienten Weltkriegsgeneral" und Hitler-Mitstreiter Erich Ludendorff heiratete. Auf ariosophischer Grundlage entwarf sie die sogenannte "Deutsche Gotterkenntnis", derzufolge das "Erbgut des deutschen Volkes" dessen "arteigenes Gotterleben" vorbestimmte. Das Christentum wurde dabei als "Propagandalehre für die jüdische Weltherrschaft" abgelehnt und den Juden unterstelt, sie würden "durch ihre Rasse und ihren Gott 'Jahweh' dazu angehalten, alle Völker zu hassen" und "durch eine internationale Verschwörung die Weltherrschaft" zu erlangen. Den Einfluß der Verschwörung berechneten die Ludendorffer mit kabbalisischen Zahlenspielereien, indem sie Namen mit bestimmten Zahlen belegten, um so auf jüdisch-satanische Hintergründe zu kommen. Diese Zahlenmagie ist auch heute wieder bei manchen Verschwörungstheorikern in Mode.
Geschrieben von
Drahbeck am 02. August 2002 15:32:57:

Als Antwort auf: Jo Conrad <2913.htm> geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2002 11:41:44:

Wieder einmal liest man an anderer Stelle über den "garstigen Graben" zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden. Wieder einmal wird deutlich, dass es eigentlich keine echte Überbrückungsmöglichkeit gibt. Warum ist das so? Ist man ehrlich zu sich selbst wird man zugeben, dass das ausbrechen aus einem althergebrachten Trott, vielen schwer fällt. Ja wenn es so wäre, dass man das "blaue vom Himmel" versprechen könnte. Das aber können auch die Kritiker nicht. Und sie tun auch gut daran, es nicht zu versuchen.

Eine "heile Welt" suggerierte die WTG ihren Schäfchen. Nach bitteren Lektionen ist manchem dann doch einmal gedämmert: Nichts da - mit "heiler Welt".
Aber auch außerhalb der WTG gibt es mit Sicherheit keine "heile Welt". Das Orientierungsbestreben zeitigt durchaus unterschiedliche Ergebnisse. Manch einer sucht mit Gewalt einen neuen Hafen, der möglichst dem Mief der WTG entsprechen soll. Angebote diesbezüglich liegen en mass vor. Im Alltag stört einem der dort sein Heil sucht, doch so manche Kröte. Einige mag er runterzuschlucken bereit sein. Andere übersteigen sein "Schluckvermögen".

Für einige offenbar der "Königsweg" ein "privatisiertes Christsein". Konventionelles Christentum ist in der Regel mit festen Organisationsstrukturen verbunden, in die der einzelne sich als kleines Rädchen einzuordnen hat. Das behagt einigen von der WTG gebrannten Kindern nun durchaus nicht mehr. Ergo zimmern sie sich ihr eigene Form von Christentum. Ja "Christen" wollen sie wohl immer noch sein. Es gibt ja dort durchaus einige anerkennswerte moralische Grundsätze. Monatliche Zehntenzahlung oder Kirchensteuern ect. Da verblasst ihr "Interesse" schon zusehends.

Und dann gibt es da noch den Aspekt mehr grundsätzlicher Art. Als Zeugen Jehovas wurde ihnen "bei ihrer Seligkeit" eingebläut. Die Evolutionstheorie ist nicht haltbar. Und auch heute, wo sie sich nicht mehr als Zeugen Jehovas sehen, sagen auch die allermeisten von ihnen. Die Evolutionstheorie hat soviele Löcher, die keineswegs befriedigend gefüllt sind, dass wir sie auch heute nicht annehmen können. Faktisch kommt diese Position einem "Korb erteilen" an die Adresse der Atheisten gleich. Damit haben die Betreffenden erst mal einer realen Alternative eine Absage erteilt.

Wer der A sagt muss und sollte auch mal B sagen. Lehnt man Evolution ab, kommt man wieder auf den Punkt. Also war es Schöpfung. Jetzt kann man sich damit trösten: Gott "ruht immer noch" von seiner Schöpfungsanstrengung. Er lässt den wilden Haufen Menschheit völlig freie Hand, auch bei solchen Entgleisungen wie Holocaust und anderes mehr. Wenn Esoteriker im Kaffeesatz lesen und dort die abenteuerlichsten Entdeckungen hervorzaubern. Warum soll Christen nicht ähnliches möglich sein. Sie haben ja einen historischen Kaffeesatz namens Bibel. Und wer sie "richtig" mixt kann da vielleicht "Prophezeiungen" entdecken. Peinlich, dass es zwar auf diesem Felde schon so viele falsche Prophezeiungen gab. Aber wie der Lottospieler unerschütterlich hofft, dass seine Zahlen, nur seine, den großen Treffer bringen werden, so hoffen auch sie.
Ihre nicht abgelegte Prämisse bleibt weiter. Wir wissen mehr als die Nichtglaubenden. Und vor allem eines meinen sie zu wissen. Das ihr spezieller Gott, doch noch aus seinem langen Winterschlaf demnächst erwacht.

Dann gibt es die, welche auch die Evolutionstheorie als unbefriedigend ansehen, aber das Vertrauen zu dem aus dem Winterschlaf erwachenden Gott mittlerweile verloren haben. Weil sie sich aber nicht zu atheistischen Positionen durchringen können; aber auch nicht wissen: Wie war das denn nun mit der "Schöpfung" wirklich, sind sie ganz Ohr, bringt da einer etwas "Neues" zum Vortrag. Glauben Christen an Gott, so glauben diese Esoteriker auch an UFOs und ähnliches. Auch sie glauben mehr zu wissen, als der Rest der Menschheit.

Ich fürchte, dieses Thema wird noch in hundert Jahren ein ungelöstes sein. Aber sicherlich gibt es auch Nutznießer jeder dieser Thesen. Seien es die, die den monatlichen Zehnten kassieren, seien es die, die für ihre abstrusen Thesen ein kaufwilliges Publikum finden. Jeder verteidigt seinen Besitzstand mit Händen und Klauen. Auch nichts Neues auf diesem Planeten. Wie auch immer der Einzelne in dieser Frage sich entscheidet. Für mich ist die Lösung. Es gibt Fragen, die kann man derzeit nicht beantworten. Das stört natürlich die Illusion von der "heilen Welt". Jedoch kann man auch ohne Beantwortung solch strittiger Fragen, ausreichend gut durchs Leben kommen. Und Menschen die an einer Dogmatik zerbrochen sind, auch Albert Schweitzer beispielsweise war solch ein Fall, müssen deshalb noch lange nicht zu "unmoralischen" Wesen mutieren.

Albert Schweitzer CVSchweitzer

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