Re: Hans-Werner Kusserow


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 18. Januar 2004 15:55:46:

Als Antwort auf: Re: Hans-Werner Kusserow geschrieben von D. am 18. Januar 2004 14:35:19:

Ich denke mal, in der Verurteilung der Nazipolitik gegenüber den Zeugen Jehovas, stimme ich mit H. W. Kusserow überein. Da gibt es wohl keinen nennenswerten Dissenz. Diese Politik kann man nur verurteilen. Ein anderes verantwortbares Votum dazu ist nicht möglich.

Es ist weiter legitim, dass Überlebende dessen, dass dann auch mal thematisiert haben. Kritisch bewertbar ist dabei allerdings der Zeitpunkt (und indirekte Anlass), wann diese Berichte, es gibt ja noch mehr, erschienen. Keiner dieser Berichte erschien vor dem G.-Buch. Sicherlich, das Video der BBC über die Familie Kusserow wurde davor gedreht. Aber seine Verbreitung in deutschsprachigen Gefilden erfolgte dann über die WTG auch erst mit Beginn der „Standhaft"-Aktion. Sollte eine andere Meinung zu diesem Detailpunkt bestehen, wird um entsprechende Nachweise gebeten.

Auch bei G. brauchte die WTG einige Zeit, ihn erst mal zu verdauen. Dann aber wurde er mit vollen Rohren vermarktet; beginnend mit dem Standhaft-Video. Immer mit dem nicht ausgesprochenen Hintersinn. Wir möchten auch „Körperschaft des öffentlichen Rechtes" werden (sprich die Staatskasse melken) und da können solche Berichte jetzt nützlich sein. Und die inzwischen wohl wieder abgeebbte Serie von „Standhaft"-Veranstaltungen begann.
Dies dürfte dann der Dissenzpunkt sein. Alles was es kritisches über das Verhalten von Zeugen Jehovas in der NS-Zeit zu sagen gibt, möchte man nicht hören. Man möchte sich heute nur in der durchgängigen Pose des übermenschlichen Siegers sehen. Wehe dem, der an diesem geschönten Bild herumkratzt. Siehe das Beispiel Erich Frost. Und dann sehe man sich die dabei eingesetzten Schönredner, wie zum Beispiel Herr H. und Frau Y. etwas näher an …

19362Frost

Hitlerdeutschland

Ein weiterer Aspekt. Der Mensch ist von Natur aus nicht Revolutionär. Das Erbe dass seine Eltern ihm mitgeben, wird im positiven Normalfall übernommen. Ein Bruch mit solcher Tradition findet nur in Ausnahmefällen und dann oft auch nach harten inneren Kämpfen statt. Insofern verwundert es überhaupt nicht, dass auch die Kusserow-Kinder der von ihren Eltern vorgegebenen Linie treu blieben. Die nazistischen Rahmenbedingungen trugen ein übriges dazu bei, diese Igelmentalität letztendlich weiter zu festigen.

Jede Generation sammelt aufs neue i h r e spezifischen Erfahrungen. Und siehe da. Unter den freiheitlichen Bedingungen der hiesigen Bundesrepublik, die man nun wirklich nicht mit dem Naziregime vergleichen kann. Selbst unter diesen liberalen Bedingungen, kommt einigen rückblickend die ungewollte Erkenntnis, es wäre doch wohl angebracht, gäbe es Revolutionäre gegenüber der WTG. Jenen, denen diese späte Erkenntnis kommt, sehen sich allerdings, da jeder Mensch nur einmal lebt, nicht in der Lage es wirklich durchzusetzen. Sie suchen daher ihre individuellen Kompromisse; die ein Außenstehender Beobachter, vielfach als faule Kompromisse bezeichnen muss. Das soll den Kompromißschließenden nicht zum Vorwurf gemacht werden. Bedauerlich indes ist es doch.

Ein Beispiel solchen faulen Kompromisses (immer relativ gesehen) offenbart sich auch im Falle Gaby (Sophia). Er hat mit der Nazizeit überhaupt nichts zu tun. Er offenbart aber, dass Kritik an der WTG weiterhin notwendig wäre. Akzeptiert man diesen Satz; kann man folgerichtig auch Details aus der Nazizeit dabei nicht ausnehmen.
Zum Fall „Sophia" siehe auch das Zitat am Schlusse des nachfolgenden Links
Erinnerungen


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