Re: Zum Thema Bauregionen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 13. Februar 2007 06:17:09:

Als Antwort auf:Re: Ordensschwüre & Beamtengelöbnisse oder wie man jemanden ein X für ein U vormacht

geschrieben von X am 12. Februar 2007 22:35:13:

Das mit den Praktiken beim Königreichssalbau hat ganz offensichtlich System. Als ergänzendes Beispiel sei aus dem Buch von Klaus-Dieter Pape (Abschnitt Das weltweite Bauprogramm - Schwarzarbeit oder Ferienhilfe?) das nachfolgende zitiert:

„Neben der Predigtdiensttätigkeit der ZJ steht die Bautätigkeit der WTG an vorderer Stelle der Organisationsaktivitäten. Wie in den meisten Ländern, gibt es auch in der Bundesrepublik ein flächendeckendes Netz von Königreichssälen für die inzwischen 2052 deutschen Ortsversammlungen (1997). In den neuen Bundesländern gibt es noch großen Nachholbedarf, und nach Auskunft von Willi P. vom Zweigkomitee in Selters sind in den neuen Bundesländern in naher Zukunft 250 neue Säle geplant.

Sowohl die bisher gebauten, als auch die noch zu bauenden Säle wurden und werden alle unentgeltlich von den eingeteilten ZJ einer "Bauregion" gebaut. Die WTG hat inzwischen weltweit Baukomitees organisiert, die teilweise international bei Bauten der WTG eingesetzt werden. In Deutschland gibt es nach meinen Erkenntnissen z. Z. ungefähr 12 "Bauregionen", die auch als "regionale Baukomitees" beschrieben werden. In jedem Baukomitee sind jeweils mehrere hundert ZJ erfaßt, von denen ein ausgewählter Teil bei einem anstehenden Neubau eines Königreich- bzw. Kongreßsaales zum Mitbau aufgefordert wird.

Ein Beispiel:
"Jehovas Zeugen - Regionales Baukomitee Baden-Würtemberg-Sud
Lieber Bruder, liehe Schwester,
bestimmt freust Du dich darüber, daß wieder die Schnellbaumannschaft in Aktion tritt und Du deine handwerklichen Fähigkeiten für Jehova und für deine Brüder einsetzen kannst... Der Arbeitsablauf ist genau geplant und die einzelnen Gewerke sind zeitlich aufeinander abgestimmt. Um diesen Zeitplan einzuhalten, benötigen wir in unserem Team 30 Facharbeiter und ca. 20 Helfer. Aus diesem Grund habe ich dich fest in meine Planungen einbezogen und freue mich, Dich um 6, 30 in... auf der Baustelle zu sehen. Bitte bring dein Handwerkszeug mit."

Die zu solchen Schnellbauten eingeladenen Personen sind zwar ZJ, aber überwiegend keine Mitglieder im Ortsverein der ZJ und erhalten für ihre Tätigkeit keinerlei Entschädigung, selbst die Verpflegung wird von den ZJ vor Ort besorgt. Daß die WTG selbst daran denkt, daß diese organisierte Art der Nachbarschaftshilfe bei Außenstehenden andere Gedanken auslösen kann, hat das Mitglied des deutschen Zweigkomitees der WTG in Selters, Eberhard Fabian, bei der internen Baubesprechung der Bauregion Sachsen-Anhalt/ Thüringen im Frühjahr 1993 erklärt:

"Wenn eine Baustelle läuft, Vorsicht wenn Pressevertreter kommen. Zu dem Zweck haben wir immer Glieder des Regionalen Baukomitees an einer Baustelle oder wir haben von ihnen beauftragte Brüder an der Baustelle. Den wenn Pressevertreter kommen, muß man wissen, was sagt man, was nicht.

Wenn man z. B. sagt:
Ja, wir sind eine Bauregion, dann war das falsch, weil so etwas nicht in der Zeitung stehen sollte. Das ist eine innerorganisatorische Einrichtung, es ist nicht eine Institution und kein gegründeter Verein, es ist einfach so 'ne Familiensache. Und irgendwelche Firmen und Leute, die gerne selbst solche Säle bauen würden, um Geld zu verdienen, fangen an zu fragen und sagen:
,Ja, was ist die Bauregion? Ist das Konkurrenz, oder was ist das? Also da muß man Klugheit offenbaren! Da darf man nicht einfach an einer Baustelle reden... Da ist Vorsicht am Platze!"

Werden von der WTG größere Bauprojekte in Angriff genommen, wird das Bauen ebenfalls als Nachbarschafts- bzw. Ferienhilfe erklärt. Die Organisation für diese Bauten ist aber noch viel
straffer, als bei einem einfachen Königreichssaal und unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von dem Bau eines Königreichssaales: Für Unterhalt und Verpflegung während der Zeit des Aufenthaltes auf einer Baustelle kommt die WTG auf. Bei einem Königreichssaal ist es normalerweise die Versammlung, für die dieser Saal gebaut wird.

Entscheidend ist die Frage, wie die mehrmonatige bis z. T. Mehrjährige Mitarbeit zu werten ist, wenn die WTG für Unterbringung, Verpflegung und Unterhalt sorgt, da die betreffenden ZJ in dieser Zeit ansonsten kein Einkommen haben und dafür den Großbau errichten.

Die Arbeitsleistung der Mitarbeiter unterscheidet sich dabei nicht von der Leistung von Facharbeitern anderer Großbaustellen, mit dem Unterschied, daß dort normalerweise Tariflohn gezahlt werden sollte und bei den ZJ bis auf ein geringes Taschengeld überhaupt nichts.

Auf der Webseite von Falco (ohne URL-Verifizierung jetzt. Abgespeicherter Text), wurde auf den gleichen Sachverhalt eingegangen. Die Berichte überschneiden sich zwar inhaltlich. Aber es gibt auch im Detail Ergänzungen. Deshalb auch diese Zitierung:

„ Doch das größte Sparpotential beim Bau eines Königreichssaales steckt nicht im verwendeten Baumaterial, sondern in der menschlichen Arbeitskraft. Und da setzt man natürlich ganz gezielt auf die lieben Brüder und Schwestern, die ihre Arbeitskraft gerne kostenlos zur Verfügung stellen, während "weltliche" Baufirmen horrende Summen verlangen, in denen auch die Steuern und Sozialabgaben stecken, von denen man im Hause Wachtturm nichts wissen will.

"Achtet auch bitte darauf, keine Aufträge an Firmen zu vergeben. Das müßte mit der Bauregion abgesprochen werden. Unser neues Buch sagt, es sollten keine Fremden eingeschaltet werden."
Alles was ihr tut, hat mit unserem Vermögen zu tun.

Der nächste Redner war Bernd Klar, im deutschen Zweigbüro der WTG für die Kasse verantwortlich. Er war angetreten, um die versammelten Ältesten einen Grundkurs in Sachen Buchhaltung zu vermitteln. Dazu muß man wissen, daß die Versammlungen in der ex-DDR keine eigenständigen Vereine sind, wie im westlichen Deutschland, sondern Bestandteil der "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas", die aus nicht viel mehr als einer Briefkastenadresse (Zeitpunkt der Abfassung des Berichtes) in Berlin besteht. Daher der eindeutige Hinweis, um wessen Vermögen es hier eigentlich geht:

"Wenn Anschaffungen eine gewisse Höhe übersteigen... alles was keine regelmäßige Ausgaben betrifft, ist es erforderlich vorher die Religionsgemeinschaft um Genehmigung zu bitten. Fügt bitte eine Kopie der Rechnung dem Kontenblatt bei.
Weil das erhöht das Vermögen der Religionsgemeinschaft und muß daher ins Anlagevermögen übernommen werden."

Es folgte die Aufforderung, das Versammlungskonto bei der Deutschen Bank einzurichten, weil man - Peanuts zu Peanuts - mit diesem Hause eine Rahmenvereinbarung getroffen habe. Danach ging es um die finanzielle Abwicklung eines Bauvorhabens.

"Die verantwortlichen Brüder würden euch darüber informieren, wenn mit der Grundstückssuche begonnen werden kann. Das ist dann der Auslöser dafür, daß ein sogenannter Baufond eingerichtet werden kann. Ihr könnt dann die Versammlung darüber informieren, daß jetzt ...Gelder angespart werden können."

Wer jedoch jetzt meint, daß die Versammlung ihre Spargroschen für den Königreichssaal auf ein eigenes Konto einzahlt, wird gleich im folgenden Satz eines Besseren belehrt:
"Der Baufond bildet lediglich ein Unterkonto der regulären Konten. Alle freiwilligen Spenden, die ab diesem Zeitpunkt auf das Konto der Versammlung eingezahlt werden, werden nach Abzug der laufenden Kosten auf das Baufond-Blatt übertragen. Das Geld... sollte auf das Konto der Religionsgemeinschaft bei der Deutschen Bank in Berlin eingezahlt werden."

Wie sagte doch Fabian ganz zum Anfang über die Brüder in den Versammlungen: "Sie sind vom theokratischen Prinzip gar nichts."
Eine Tatsache, die im Osten noch viel deutlicher ist. Wenn eine Versammlung für einen "eigenen" Königreichssaal spart, dann natürlich direkt in den Topf der WTG. Auf diese Weise ist das Geld schon mal sicher. Auch dann, wenn es am Ende gar nicht zum Bau kommt, weil es selbst mit dem Taschengeld der Kinder nicht zu 50% der Baukosten reicht. Sonst könnten ja vielleicht einige auf die Idee kommen, ihre mit Hinblick auf den Saalbau gemachte Spende wieder zurück haben zu wollen.

Gestörtes Verhältnis zur Öffentlichkeit
Das Meeting wurde mit einer weiteren Rede Westphals fortgesetzt. Diesmal ging es um konkrete Verhaltensregeln was den Kontakt zur Öffentlichkeit und insbesondere zur Presse angeht. Ein Thema, zu dem der Vertreter der WTG deutliche Worte fand:
"Wir nennen keine Preise, keine internen Einzelheiten. Das Gebäude und das , was zu sehen ist, spricht für sich. Wir werden auch zu den Bauarbeiten keine Pressevertreter einladen. Wir dürfen Pressevertretern kein Vertrauen schenken. Sie können nichts für uns tun. Wir brauchen sie nicht. Wir lassen auch Fernsehsendungen platzen, wenn es darauf ankommt, wenn man nicht die Bedingungen erfüllt, die wir stellen."

Die Medien sind also unerwünscht, wie überhaupt die Öffentlichkeit möglichst nichts über die Aktivitäten der WTG erfahren soll.
"Der Begriff Bauregion sollte bitte nicht auftauchen. Wir helfen einander in Nachbarschaftshilfe. Auch wollen wir nicht sagen, daß wir grundsätzlich alles selbst machen. Der Tag der offenen Tür kann bekanntgegeben werden, den Zeitungsreportern werden allerdings keine Angaben über die Kosten des Königreichssaals und die Zahl der Helfer gegeben."

Vertuschen und verschleiern ist also angesagt. Keiner darf erfahren, was hinter den Kulissen wirklich abgeht. Niemand soll vermuten, daß hinter den fleißigen freiwilligen Helfern eine straffe Organisation steckt, die alles von zentraler Stelle aus lenkt und möglichst keine Arbeit an "weltliche" Firmen vergeben will, wo dann neben Löhnen und Gewinn auch alle Steuern und Sozialabgaben dieser Republik auf der Rechnung stehen. Das juristische Schlupfloch heißt dabei Nachbarschaftshilfe.

Doch der praktisch ausschließliche Einsatz kostenloser Helfer dürfte kaum einer rechtlichen Prüfung standhalten. Eine Tatsache, die auch Westphal bewußt ist, denn seine folgenden Worte verraten, daß er genau weiß wo die Schwachstelle ist:

"Da ist die Baugenossenschaft da... Wir möchten uns nicht durch die Schnellbauweise oder eine Vielzahl freiwilliger Helfer hervortun."
Daß die Baugenossenschaft schon allein aus dem Grund auf den Plan gerufen wird, weil es die WTG als Bauherr nicht für nötig ansieht, all die fleißigen Helfer mit einem ordentlichen Versicherungsschutz zu versehen, wird an dieser Stelle natürlich nicht erwähnt. Statt dessen wird den geduldigen Zuhörern der Eindruck vermittelt, der Bau eines Königreichssaales sei so etwas wie eine Freizeitveranstaltung:
"Wir machen das in unserer Freizeit, Hobby, nicht gewerbsmäßig. Das ist genau wie Bergsteigen, Wandern, Surfen, Mountain Bike Sache der Krankenversicherung, wenn kleinere Unfälle geschehen, weil wir ja Nachbarschaftshilfe sind. Aber es ist nie ein Arbeitsunfall. Wir machen das unentgeltlich in unserem Urlaub, in unserer Freizeit."

Mit anderen Worten: jeder Helfer beim Saalbau ist auf eigenes Risiko da. Wenn ihm ein Dachziegel auf den Kopf fällt, ist das ein Sportunfall und muß von seiner Krankenversicherung getragen werden.
Die WTG hingegen fühlt sich für absolut nichts verantwortlich und ist erst recht nicht dazu bereit, für ihre freiwilligen Helfer eine Unfallversicherung abzuschließen. Geld hat schließlich nur in eine Richtung zu fließen: zu Füßen der Apostel. In die Kassen des Wachtturm- Konzerns. Auf die Konten der Deutschen Bank.

Da ist es auch klar, daß so ein Königreichssaal natürlich nicht denen gehört, die ihn später benutzen sollen, sondern den "Aposteln" der Neuzeit in Selters, Brooklyn und anderswo. Im Klartext:
"Dann werden die Grundstücke in der nächsten Zeit noch nicht durch die Religionsgemeinschaft gekauft, sondern durch die Wachtturm- Gesellschaft und da gibt es drei Beauftragte, die dann die Unterschrift leisten. Peter Meier, Helmut Krüger, Theo Joche, das sind die drei Bevollmächtigten der Wachtturm-Gesellschaft."

Klar doch. Schließlich geht es hier um dreistellige Summen. Und die müssen natürlich auf der Aktiva-Seite der WTG geführt werden.

Erstaunlich ist nur, daß anscheinend keinem der Anwesenden aufgefallen ist, wie sorgfältig die WTG auf ihre eigenen Vorteile achtet, wie selbstverständlich sie Arbeitskraft und Geld ihrer Mitglieder (die ja rein rechtlich noch nicht einmal Mitglieder sind) einfordert und wie kaltblütig sie sich weigert, die kostenlos für sie arbeitenden Glaubensbrüder wenigstens für den Fall eines Arbeitsunfalls zu versichern.

Und das alles im Namen der Theokratie, der Gottesherrschaft also.

Siehe zum Thema auch:

Koenigreichssaal

Schlafende Hunde




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