Speise zur rechten Zeit – 1878 – das Imperium schlägt zurück


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von + am 31. Oktober 2006 19:20:56:


„Wenn wir uns mit ihren falschen Überlegungen befassen, kann unser Vertrauen in Jehovas Wort der Wahrheit, die Bibel, geschwächt werden und unser Glaube kann absterben.“
Wachtturm vom 1.3.2002 Seite 11

 

Die Rückkehr der Juden bildeten den Grundstein der Speise zur rechten Zeit der Wachtturm Gesellschaft.

Unter dem Judenstern beginnt die Broschüre „Eine wünschenswerte Regierung“
 

auf Seite 23 mit den uns in der Zwischenzeit vertrauten Parametern:
 

1799 = der Beginn der Zeit des Endes
1874 = Jesu Wiederkehr

Dann kommt es zu einer oft wiederholten „Königreichswahrheit“.
Eine Gruppe von Lügen die uns bis zu dem heutigen Tag begleitet:
Seite 27

Ich möchte zuerst den Gedankengang mit der Rückkehr des Jüdischen Imperiums zu Ende führen.
Anschließend gehe ich auf eine unserer „Kombinierten-Zeichen-Lüge“ ein.
Hier belassen wir es zuerst also bei den Aussagen:
„die größte Hungersnot die die Welt gekannt hat“
„mehr Erdbeben als in irgend einer anderen Zeit der Geschichte“

Sollte ich nachher vergessen extra noch einmal darauf hinzuweisen: es gilt diese Aussage in Erinnerung zu behalten:
Seite 28
 

Als Dreh und Angelpunkt fungierte hier die neue Welthauptstadt Jerusalem.
Seite 35
 

Abraham wird die Welt von Radio-Funkspruch-Stationen regieren.

 

Speziell die Rassenlehre betreffend bin ich hier bereits auf die Broschüre Trost für die Juden eingegangen:

Parsimony.19437

http://www.manfred-gebhard.de/Trost.a.jpg

Diese lehnt sich weitestgehend an den Wachtturm vom September 1911 an
 

Zuerst die ganze Seite 121 als Überblick
 

Im Detail seien hier zwei Absätze hervorgehoben:

 

Ein Aspekt wäre noch aus der Broschüre „Hölle“ zu erwähnen
 

Auf Seite 47 wiederholt die Wachtturm Gesellschaft die Legitimation der Judenverfolgung.
 

Ähnliche Argumente verwendeten Christen auch bei der Sklaverei.
Farbige und Juden seien ein von Gott verfluchtes Volk.
Die schrecklichen Früchte die solches Gedankengut trug sind hinlänglich bekannt.
Das zündeln der Wachtturm Gesellschaft zeigte bald Früchte.

Seite 55
 
Gezählte 6000 Jahre Satansherrschaft, bereits laufende 1000 Jahre Christi Reich (beginnend mit Aufräumarbeiten) und das nach 7000 Jahren folgende Königreich.

Genug davon.

Erichteten 1878 die Juden Jerusalem als Welthauptstadt, als Sitz des Königreiches Gottes?
Schlug das jüdische Imperium als Weltherrscher zurück?: Ja oder Nein
1. Rechte Lehren: Nein
2. Rechte Zeit, sie zu lehren: Nein
3. Lehren, die Gott in seinem Wort offenbart: Nein
4. Aufgrund menschlicher Weisheit abgelehnt: Nein

Nun zu einer Lüge – sorry „Königreichswahrheit“ – die uns sicherlich noch weitere Jahre begleiten wird.

 


Was sagte die Broschüre „Eine wünschenswerte Regierung“ auf Seite 27?
 

„die größte Hungersnot die die Welt gekannt hat“
„mehr Erdbeben als in irgend einer anderen Zeit der Geschichte“

 

Bei Erdbeben möchte ich auch hier wieder auf zwei Artikel verweisen:

Parsimony.19545

Parsimony.17196

Konzentrieren möchte ich mich auf diese Aussage:

„die größte Hungersnot die die Welt gekannt hat“

Grundsätzlich muss man zwischen Fehlernährung, Nahrungsmittelmangel, Hungersnot und Hungertoten/Verhungerten unterscheiden.
Alle diese Kriterien sind Legitim – die Zahlen davon dürfen jedoch nicht willkürlich durcheinander geworfen werden.

Die Wachtturm Gesellschaft verwendet jedoch hier gerne das Werkzeug der „Zahlenlüge“.
Sie jongliert gerne mit Gigantischen Zahlenschätzungen der Hungernden nach 1914, versäumt zu erwähnen welche Hungersnöte es vor 1914 gegeben hat und wenn sie die Zahlen nicht komplett unterschlägt dann erwähnt sie höchstens geschönte Zahlen der Hungertoten vor 1914.

Zuerst als Beispiel die Gigantischen „Zahlenfakten“:

Das Buch der Weg zu wahrem Glück sagt

auf Seite 149
 
jeder achte Erdbewohner

12,5%

 

Abgesehen davon das die FAO nie gesagt hat das eine Milliarden Menschen hungern werden wären das zu diesem Zeitpunkt jeder vierte Mensch gewesen.

25%

Der Erwachet vom 8.Juli 1994

behauptet auf Seite 28
 
1,13 Milliarden Menschen hätte Hunger in der Gewalt. ZUSÄTZLICH fast eine Milliarden Menschen Unterernährt.
Jetzt sind wir bei zwei Milliarden Menschen.

38%

Das Buch „Vom Verlorenen zum wiedererlangten Paradies“

Spricht auf Seite 181 von zwei Dritteln
 
Damit das auch niemand relativiert erklärt die Wachtturm Gesellschaft dies mit „verhungert langsam“.

66%

Auf Seite 182 setzt die Wachtturm Gesellschaft noch eins drauf
 

85%

Was ist jetzt dran an diesen “Fakten” und der Königreichswahrheit:
 

Noch nie gab es einen derartigen Mangel an Nahrungsmitteln!
Beweise werden dazu geliefert wie dieses Beispiel:
…dreimal die Königreichswahrheit:

Hier:

Wachtturm 15.1.1976
Seite 37
 

Der Artikel wartet mit noch mehr Stielblüten auf (Seuchen!), aber belassen wir es bei dieser:
„Dem Ersten Weltkrieg folgte die schlimmste Lebensmittelknappheit in der Geschichte der Menschheit (The Nation, 7. Juni 1919). Doch eine noch schlimmere gab es nach dem Zweiten Weltkrieg.“

Und Hier:

Dein Königreich komme

Seite 122
 

Auch dieses Buch birgt so manche Unrühmlichkeit doch auch hier belassen wir es bei der Aussage:
„Als Folge des Ersten Weltkrieges kam dann die größte Hungersnot aller Zeiten.„

und Hier:

Wachtturm 15.7.1982
Seite 8
 

…dann der Widerruf:

Wachtturm 15.7.1983

Seite 3
 
„…bis zu der größten Hungersnot, von der man je gehört hat, der Hungersnot, die China in den Jahren 1878 und 1879 heimsuchte“

Die Wachtturm Gesellschaft spielt hier aber auf ihrer bekannten Klaviatur.
Einige (der heidnische Wohnungsinhaber) sagt Hunger gab es schon immer auf der Erde.
Und verwendet dabei lediglich die Zahlen der Hungertoten.
Der unaufmerksame Leser ist da von der Wachtturm Gesellschaft ganz andere Zahlen gewohnt.
Höhere Zahlen der Wachtturm Gesellschaft die jedoch geschätzte Hungernde beziffern und nicht deren Opfer.
Außerdem wollen wir doch nicht zu den zweifelnden „Einigen“ gehören sondern zu dem großen WIR.

Dieser Widerruf ist deswegen so bemerkenswert, weil in den Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft jahrelang behauptet wurde, die größte Hungersnot habe sich nach dem Ersten Weltkrieg ereignet!
Ich komme noch auf speziell diese Hungersnot in China zurück – denn auch diese war nie und nimmer die größte – aber davon gleich.

Denn es kommt noch viel schlimmer.

Die Wachtturm Artikelschreiber schreiben für gewöhnlich von ihren eigenen Artikeln ab.
In weiteren zahllosen Artikeln verbreitet die Wachtturm Gesellschaft
NACH 1983
nach dem eigenen Widerruf, weiter ihre Königreichswahrheiten, dass nach dem ersten Weltkrieg die größte Hungersnot folgte.

HIER:

Auch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben - 1989

Seite 150
 
Keine der Aussagen auf dieser Doppelseite lassen sich Aufrechthalten und doch bleibe ich hier bei dieser:
„Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte die größte Hungersnot der Geschichte.“

Und Hier:

Wird die Welt Überleben 1992
 
 

und Hier:

Erwachet 22.3.1993
Seite 7
 

In dem Buch Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies (1959) wird auf die Dürreperiode in Nordchina in den Jahren 1920-1921 angespielt:
„Kurz nach dem ersten Weltkrieg wurde China von der größten Hungersnot betroffen, die es je erlebt hatte: 15000 Menschen kamen täglich um, und 30.000.000 litten darunter."

Auf den ersten Blick mögen 15.000 Menschen täglich beeindruckend sein — bis man erfährt, dass die Situation sich aufgrund von Bemühungen der Regierung und privater Wohltäter schnell entspannte.

Nach bestmöglichen Informationen starben während der Hungersnot eine halbe Million (500.000) Menschen.
Dies ist zwar eine erschreckende Zahl, doch der Blutzoll in vielen anderen chinesischen Hungersnöten VOR dem Jahr 1914 war viel höher, wie nachfolgend gezeigt wird.

Die „größte Hungersnot" und die „schlimmste Lebensmittelknappheit" aller Zeiten folgten also nicht dem Ersten Weltkrieg, wie die Wachtturm-Gesellschaft den Lesern ihrer Publikationen schon seit 100 Jahren weismacht.

Und China hatte auch nicht die „größte Hungersnot"„kurz nach dem Ersten Weltkrieg".
Die größten und schlimmsten Hungersnöte oder Lebensmittelknappheiten gehörten alle vergangenen Jahrhunderten an — und gehören es immer noch mit Ausnahme der chinesischen Hungersnot in den Jahren 1958-1961.

Doch selbst wenn die tatsächlichen Hungersnöte seit 1914 nicht in fixem jeweiligem Ausmaß zugenommen haben, könnte jemand behaupten, sie hätten insgesamt an Zahl zugenommen.

Der Autor desselben zitierten Wachtturm-Artikels vom 15.7.1983
lässt diesen Gedanken auf Seite 6 anklingen:

 

„Haben wir mehr Hungersnöte erlebt als frühere Generationen?
Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, weil die Statistiken unvollständig sind. Aber die Menschen unseres Jahrhunderts sind von vielen Naturkatastrophen heimgesucht worden und haben mehr unter Kriegen gelitten als irgendeine frühere Generation. Es kann also sein, dass es im großen und ganzen mehr Hungersnöte gegeben hat als je zuvor.“

In dieser Aussage macht der Wachtturm-Schreiber noch ein weiteres überraschendes Zugeständnis, das in früheren Veröffentlichungen der Gesellschaft nicht auftaucht.
Er räumt ein, dass man nicht mit Sicherheit sagen könne, ob die Hungersnöte an Zahl zugenommen hätten.

Es könne vielleicht so sein!

Wenn ein eindeutiger Beweis fehlt, dass die Hungersnöte seit 1914 in jeweiligem Umfang und an Zahl zugenommen haben, wie kann dann behauptet werden, sie seien ein „Zeichen" für etwas?

Doch trotz aller Vorsicht brachte der Verfasser nicht die volle Wahrheit über Hungersnöte der Vergangenheit.
Selbst wenn es zutrifft, dass Statistiken unvollständig sind, sind genügend Beweise dafür überliefert, dass die Zahl der Hungersnöte in unserem Jahrhundert im Vergleich zu früheren abgenommen hat!

Dies wird offensichtlich, wenn wir uns einen Überblick über frühere Hungersnöte in China, Indien, Europa und anderen Teilen der Welt verschaffen.

Von dem dreifachen Unheil Kriege, Hungersnöte und Seuchen sind Hungersnöte das am wenigsten untersuchte Objekt.
Wie de Castro anmerkte, ist bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sehr wenig über Hunger geschrieben worden:

„Auf jede Studie über die Probleme des Hungers kamen tausend Veröffentlichungen über das Problem des Kriegs."

Der Grund dafür, dass Wissenschaftler dieses Thema zu meiden schienen, war nicht, dass Hunger in der Vergangenheit ein geringes Problem war.
Genau das Gegenteil war der Fall!
Das Ausmaß und die Vernichtungskraft vergangener Hungersnöte waren wohl in Wirklichkeit zu schrecklich, als daß sich Wissenschaftler bewogen gefühlt hätten, sie sich näher anzusehen.

„Die Vernichtung von Menschenleben aufgrund von Hunger ist erheblich größer als die aufgrund von Kriegen und Seuchen zusammen."

Mit Recht wurde gesagt, man werde die Geschichte „nie verstehen, bis ein furchtbares Buch geschrieben worden ist — das Buch des Hungers."

Wenn solch ein Buch geschrieben werde, bemerkte E. P. Prentice, falle „neues Licht auf die Geschichte ... der gesamten Welt — weil Menschen zu allen Zeiten und in allen Teilen der Welt an Hunger gelitten haben."

Die erste sorgfältige Untersuchung des Hungerproblems wurde von Cornelius Walford von der Royal Historic Society in England unternommen, der 1878 und 1879 zwei längere Artikel über dieses Thema im Journal ofthe Statistical Society veröffentlichte.
Der erste Artikel Walfords enthielt eine Liste von über 350 großen Hungersnöten in verschiedenen Teilen der Welt von 6 n.Chr. bis 1878 n.Chr.'

Seither sind weitere Untersuchungen erschienen, die sich gewöhnlich auf bestimmte Gebiete beschränkten oder verschiedene Zeitperioden abdeckten.

Im Jahre 1892 veröffentlichte Dr. Alwin Schultz eine Tabelle mit Hungersnöten in Deutschland in den Jahren 1300-1499.

Eine längere Untersuchung von Hungersnöten in Europa von 700 n.Chr. bis 1317 n.Chr. wurde von Fritz Curschmann im Jahre 1900 herausgegeben.

Und Leopold Delisle veröffentlichte 1903 eine Liste mit Hungersnöten in Frankreich, die die Zeit von 1053-1414 n.Chr. umfasst.

In neuerer Zeit sind Werke über Hungersnöte in China, Indien und anderen Teilen der Welt erschienen.

In einer dieser Studien, The Geography ofFamine, stellt der Autor William A. Dando fest, es lägen nunmehr Informationen über mehr als 8.000 unterschiedliche Hungersnöte aus den vergangenen sechstausend Jahren Menschheitsgeschichte vor!

China — „Land des Hungers"

China, die Heimat fast eines Fünftels der Erdbewohner, ist der bevölkerungsreichste Teil der Welt.
Das Land ist so oft von verheerenden Hungersnöten heimgesucht worden, dass es in der ganzen Welt als „Land des Hungers" bekannt wurde. In einer Studie aus den 1920er Jahren wurde umfassend gezeigt, das das Land fast jedes Jahr in den vergangenen 2.000 Jahren unter einer Hungersnot zu leiden hatte:
Das Nahrungsmittelproblem in China ist ein sehr altes. Schon seit frühester Zeit sind Hungersnöte eine immer wiederkehrende Geißel. Eine kürzlich von der Student Agricultural Society der Universität Nanking abgeschlossene Untersuchung brachte überraschende und bedeutsame Tatsachen ans Licht: Zwischen den Jahren 108 v.Chr. und 1911 n.Chr. gab es 1828 Hungersnöte, fast eine pro Jahr in einigen der Provinzen. Ungezählte Millionen von Menschen sind verhungert.
Die schrecklichsten dieser Hungersnöte ergaben sich aus periodischen großen Dürrekatastrophen: „Von den tausend Jahren von 620 bis 1620 gab es in 610 Jahren in der einen oder anderen Provinz Dürreperioden, und 203 davon waren Jahre mit schweren Hungersnöten." Wenigstens fünfzehn dieser Hungersnöte waren so schwerwiegend, dass die Chinesen auf Kannibalismus verfielen. In vielen dieser Hungersnöte müssen Millionen Menschen gestorben sein. Doch Zahlen fehlen teilweise oder ganz. Während der vier Jahre zwischen 1333 und 1337 beispielsweise verzeichnen chinesische Berichte, dass „4.000.000 Menschen alleine in der näheren Umgebung von Kiang verhungerten", woraus zu entnehmen ist, dass Millionen anderer in anderen Gebieten ihr Leben ließen.

Aus den vergangenen zwei Jahrhunderten liegen bessere Informationen vor. Eine Anzahl sehr verheerender Hungersnöte suchten China im 19. Jahrhundert heim. „Die vier Hungersnöte von 1810, 1811, 1846 und 1849 sollen einen Blutzoll von nicht weniger als 45.000.000 Menschenleben gefordert haben."

Von diesen soll die Hungersnot „von 1849 fast 14 Millionen Menschenleben gekostet haben".

Zwischen 1854 und 1864 sollen „weitere 20 Millionen Menschen gestorben sein".

Dann, von 1876-1879, ereignete sich die große Hungersnot, die im zuvor anführten Wachtturm als „die größte Hungersnot, von der man je gehört hat", bezeichnet wird, in der neun bis dreizehn Millionen Menschen starben.

Die Aussage, es sei die „größte" aller Hungersnöte gewesen, ist jedoch nicht sehr genau.
1926 beschrieb Mallory sie richtiger als „schlimmste Hungersnot in China in der Erinnerung der heutigen Menschen. " Einige frühere Hungersnöte sind als noch tödlicher bekannt, z.B. diejenige in China im Jahre 1846 (fast 14 Millionen Opfer) oder diejenige, die Indien von 1769-1770 traf (mit vielleicht zig Millionen Toten).

KANNIBALISMUS — EIN ÜBLICHES MERKMAL WAHREND DER CHINESISCHEN HUNGERSNOT VON 1876 BIS 1879

Gegen Ende des schon hungergeplagten neunzehnten Jahrhunderts ereignete sich noch eine weitere schwere Hungersnot in China in den Jahren 1892-1894, die annähernd eine Million weitere Opfer forderte.
Das neunzehnte Jahrhundert war damit für China eines mit verheerendem Hunger, da nach de Castros Schätzung während dieses Jahrhunderts „etwa einhundert Millionen Menschen verhungerten"!
Wie viele von den Menschen, die Bücher mit aufregenden Titeln und bemerkenswerten Feststellungen über die Zeichen der Endzeit lesen, sind sich dieser harten Tatsachen der Geschichte bewusst? Was die Millionen Zeugen Jehovas auf der ganzen Welt angeht, so ist zweifelhaft, ob auch nur eine Handvoll von ihnen mit den tatsächlichen Beweisen zu diesem Thema vertraut sind.

Was lässt sich über China in unserer Zeit sagen? Hat es eine Zunahme in Größe oder Anzahl (Häufigkeit) von Hungersnöten erfahren? Ist dort seit 1914 der Hunger größer als je zuvor? Die Aufzeichnungen zeigen eine sehr interessante Entwicklung.

Die erste schwere Hungersnot in China nach dem Jahre 1914 ereignete sich, wie bereits erwähnt, von 1920 bis 1921. Da die Zahl der Toten eine halbe Million betrug, lässt sich sagen, dass sie in keinem Falle auch nur annähernd Chinas größte Hungersnot war. Die nächste war die große Hungersnot von 1928 bis 1929, die über drei Millionen Opfer forderte. Keine dieser beiden Hungersnöte erreichte in ihrer Größe einige der großen Hungersnöte des 19. Jahrhunderts, über die schon gesprochen wurde.
Während der 1930er und 1940er Jahre versuchte China unter der Führung von Tschiang Kai-schek, den Lebensstandard der chinesischen Bevölkerung zu heben, unterstützt durch Kredite von westlichen Mächten. Trotz dieser Bemühungen verbesserte sich die Lage nicht sehr, bis die kommunistische Revolution unter Mao Tse-tung im Jahre 1949 siegreich war. Danach ergriff die neue Regierung energische Maßnahmen, um die landwirtschaftliche Produktion zu verbessern und dem Hungern ein Ende zu machen. Dieser Kampf erwies sich als bemerkenswert erfolgreich:

In einem Zeitraum von sieben Jahren verdoppelte China die Getreideernte fast; bei einem durchschnittlichen Zuwachs von etwa 8 Prozent jährlich, der die ganze Welt in Erstaunen versetzte.... Dieser gewaltige Produktionszuwachs und die geringeren Kosten aufgrund zunehmender Produktivitätsraten verbesserten den Ernährungsstand und befreiten das chinesische Volk aus dem festen Griff des Hungers.... Durch organisiertes und wirksames politisches Handeln löste das neue China sein größtes Problem innerhalb von zehn Jahren: die Ernährung seiner 700 Millionen Einwohner.

Doch der Sieg war nicht vollständig. Hauptsächlich als Ergebnis des unglücklichen volkswirtschaftlichen Experimentes der Jahre 1958 bis 1961, der „große Schritt vorwärts" genannt (der abschließenden, völligen Kollektivierung der Bauern), war China gezwungen, große Mengen Getreide aus westlichen Ländern zu importieren. Seit langem ist bekannt, dass dieses Experiment gewaltiges Leid und strengen Hunger mit sich brachte. Doch erst 1984, als die Chinesen die Volkszählungsergebnisse von 1964 veröffentlichten, konnten Demographen das wahre Ausmaß der Katastrophe abschätzen. Die Schätzwerte aufgrund von Hunger, Fehlernährung und Kindersterblichkeit in den vier Jahren von 1958 bis 1961 variieren von 7 bis 40 Millionen Toten. Diese Hungerszeit war also völlig mit einigen der schlimmsten Hungersnöte der Vergangenheit vergleichbar. Und doch stellt sie nur einen dunklen Fleck auf einem ansonsten hellen oder heller werdenden Bild dar. Und es soll festgehalten werden, dass dies die chinesische Nahrungsmittellage im 20. Jahrhundert nicht annähernd so kritisch wie die im katastrophalen 19. Jahrhundert macht.
Abgesehen von den angeführten zeitweiligen Rückschlägen hat sich die Nahrungsmittelsituation in China ständig gebessert. Nicht nur der Hunger, sondern auch die Unterernährung ist gründlich beseitigt. Die Säuglingssterblichkeit ist von 80 pro 1.000 Lebendgeburten Ende der 1960er Jahre auf 38 pro Tausend im Verlauf der zweiten Hälfte der 1990er Jahre gefallen, das heißt auf gut unter 50 pro Tausend; der Grenze, die gemäß UNICEF, der WHO und anderen maßgeblichen Stellen anzeigt, dass Unter- und Fehlernährung in einem Land nicht mehr ein Grundproblem darstellen. China unterschritt diese Grenze schon etwa im Jahre 1975.

So verdient China, seit alters „Land des Hungers", diese Bezeichnung nicht mehr. Nachdem es seit Jahrtausenden fast jährlich von Hungersnöten heimgesucht wurde, ist das Land im 20. Jahrhundert — zum ersten Mal in seiner langen Geschichte — auffallend frei von der Geißel des Hungers geworden.

Die Bevölkerung ist auf über 1,2 Milliarden Menschen gewachsen, aber man hat wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen, um dieses Wachstum zu begrenzen. Es ist heute (1998) auf 0,9 Prozent gesunken, im Vergleich zur ganzen Welt mit 1,4 Prozent. Die Behauptung, seit 1914 hätten Hungersnöte zugenommen, gilt ganz eindeutig nicht für dieses Fünftel der Menschheit. Im Gegenteil, der Hunger in diesem Land hat abgenommen, er ist in diesem noch bis vor kurzem am meisten von Hunger heimgesuchten Land der Welt so gut wie verschwunden!

Hungersnöte in Indien

Neben China war Indien das bevölkerungsreichste Land der Welt und ist es noch. Wenn man Pakistan und Bangladesh, die bis 1947 zu Indien gehörten, zur gegenwärtigen Bevölkerung hinzurechnete, käme man auf fast l ,3 Milliarden Menschen oder mehr als ein Fünftel der Weltbevölkerung. Neben China hat auch Indien mehr schwere Hungersnöte durchgemacht als andere Länder.
Indien leidet seit undenklichen Zeiten an Hungersnöten. Obwohl ein zusammenhängender und vollständiger Bericht aller Hungersnöte in der vorbritischen Zeit der indischen Geschichte fehlt, legen die verfügbaren Daten den Schluss nahe, dass sich in früheren Zeiten alle 50 Jahre eine große Hungersnot ereignete.
Die Aufzeichnungen aus alter Zeit berichten von verheerenden Hungersnöten, hin und wieder begleitet von Kannibalismus unter den hungernden Opfern. In den Jahren 1022 und 1052 n.Chr. sollen ganze Provinzen entvölkert worden sein. „Nach zeitgenössischen Chronisten führte im Jahre 1555 und nochmals im Jahre 1596 eine gewaltige Hungersnot, die im ganzen Nordwesten Indiens herrschte, zu Szenen von Kannibalismus." In den Jahren 1629-1630 „suchte eine verheerende Dürre die Provinz Gujarat heim, und ganze Zentren wurden entvölkert.
Die vielleicht größte Hungersnot, seit es Aufzeichnungen gibt, war die Katastrophe von 1769-1770, während der nach einigen Schätzungen ein Drittel der Bevölkerung in Bengalen umkam. Ganze zehn Millionen kamen um, und vielleicht mehrere zehn Millionen Menschen starben in ganz Indien.
Die Häufigkeit von Hungersnöten in Indien scheint nach der britischen Kolonisierung im Jahre 1756 zugenommen zu haben. Von 1765 bis 1858 machte das Land zwölf Hungersnöte und vier schwere Lebensmittelknappheiten durch. Weitere sechs größere Hungersnöte ereigneten sich von 1860 bis 1880. Von den neunundvierzig Jahren von 1860 bis 1908 waren zwanzig Jahre mit Hungersnöten oder Lebensmittelknappheiten.''
Mehrere dieser Hungerzeiten verursachten jeweils Millionen von Toten. „Die Hungersnöte in den frühen 1800er Jahren brachten nach Andre Philip die Hälfte der Einwohner von Madras, Mysore und Haiderabad um." Die Hungersnot von 1865-1866 forderte an die drei Millionen Tote und die von 1876-1878 über fünf Millionen. Das 19. Jahrhundert endete mit zwei der verheerendsten Hungersnöten des Jahrhunderts; über fünf Millionen Menschen kamen in der Hungersnot von 1896-1898 um und weitere 3,25 Millionen Menschen in den Jahren 1899-1900.
Was uns interessiert, ist, ob das zwanzigste Jahrhundert, insbesondere seit 1914, eine Zunahme der Zahl an Hungersnöten in Indien gebracht hat. Die Antwort wird sicherlich für einige überraschend kommen: „Es gab nach 1908 bis zu der schick salhaften Tragödie in Bengalen im Jahre 1943 keine größeren Hungersnöte in dem Land", macht Dr. Bhatia, der führende Experte für Hungersnöte in Indien, aufmerksam.
Während der fast drei Jahrzehnte also, die auf den Ersten Weltkrieg folgten — der Zeit, für die das „kombinierte Zeichen" der Wachtturm-Gesellschaft mehr Hungersnöte erforderlich machte als je zuvor —, trug der weite, hungergeplagte Subkontinent Indien nicht eine einzige Hungersnot zu diesem „Zeichen" bei! Warum nicht? Bhatia erklärt:
Die Hungersnot von 1907-1908 . . . erwies sich als Wendepunkt in der langen Geschichte von Lebensrnittel- und Hungerproblemen in Indien. Von da ab hörten Dürrezeiten auf, ein Problem zu sein, um das man sich ernstlich Sorgen machen musste. Andererseits wandte sich die Aufmerksamkeit den Lebensmittelpreisen, der Verfügbarkeit von Arbeit und der Lohnhöhe zu.
Er erklärt, was dies für den Hunger in Indien bedeutete:
Hunger bedeutete nun kein massenweises Verhungern wegen Nahrungsmittelmangels mehr; wie in anderen modernen Volkswirtschaften begann er, hohe Preise für Nahrungsgetreide zu bedeuten, ohne dass die Löhne im gleichen Maße gestiegen wären, was zu einem verringerten Verbrauch an Nahrungsgetreide bei den Armen führte und daher zu teilweisem Hunger. Aus Hunger wurde ein Nahrungsmittelpro-blem, das uns seither erhalten blieb.
Folglich machte Indien in einem Zeitraum von fünfunddreißig Jahren, von 1908 bis 1942, „eine Anzahl von Lebensmittelknappheiten durch, aber keine größere Hungersnot, bei der eine erhebliche Anzahl an Menschenleben zu beklagen wäre." Die Hungersnot von 1943 in Bengalen kam daher als ein Schock, und Indien war darauf nicht vorbereitet. Ehe man die Lage unter Kontrolle hatte, waren anderthalb Millionen arme und hilflose Menschen verhungert. Im Jahre 1974 machte Bengalen (inzwischen als Bangladesh von Indien getrennt) wiederum eine Hungersnot durch, bei der mehrere Hunderttausende verhungerten; eine Hungersnot, die nach Beobachtern wie die Hungersnot von 1943 politische Ursachen hatte und hätte vermieden werden können.
Über Indien selbst in seiner heutigen Ausdehnung schrieb Bhatia im Jahre 1965: „Die letzten zwei Jahrzehnte über haben wir erfolgreich Todesfälle wegen Verhungerns in allen Teilen des Landes verhindert." Dies wurde möglich durch umfangreiche Importe von Nahrungsgetreide und durch internationale Hilfen.
Seit 1966 haben indische Führer hart gekämpft, ihr Land aus der Abhängigkeit von internationaler Wohlfahrt zu befreien, und die Lage hat sich allmählich gebessert. De Castro schrieb im Jahre 1973:
Aufgrund technischer und organisatorischer Maßnahmen begann Indiens Nahrungsmittellage, bis 1966 unter den schlimmsten auf der Welt, Zeichen zu zeigen, dass ein Wendepunkt erreicht wurde. Während der letzten zwei Jahre hat die landwirtschaftliche Produktion mit einer Rate von 8 Prozent zugenommen, und das ist ein wahres Wunder.
Wie sieht die Lage heute aus? Indien ist immer noch ein sehr armes Land; dennoch ist die wirtschaftliche Entwicklung weiter vorangegangen. Im Jahre 1985 konnte die Zeitschrift Time berichten:
Die wichtigsten Steigerungen gab es bei der Nahrungsmittelproduktion. Noch vor fünfzehn Jahren musste sich Indien stark auf importiertes Getreide verlassen, um seine hungrigen Millionen zu ernähren, und bei Dürrezeiten ging es regelmäßig um Leben oder Tod. Inzwischen ist das Land im Hinblick auf Nahrungsmittel autark. Seit 1971 ist die Getreideproduktion um 40% gestiegen, großenteils als Ergebnis der 'Grünen Revolution', dem wissenschaftlichen Programm, das Hochertragsgetreide und extensive Bewässerung benutzt und das Mitte der 1960er Jahre begann.

Wie in China zeigt das Bild des Hungers in Indien also eine bemerkenswerte Entwicklung. Den größten Teil seiner Geschichte immer wieder von Hungersnöten heim gesucht, hat dieser weite und bevölkerungsreiche Subkontinent Fortschritte dahin gemacht, sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts von schweren Hungerzeiten zu befreien. Es werden große Anstrengungen unternommen, das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren und Indiens beständiges Armutsproblem zu beseitigen.

Kurz gesagt, gibt es sicher Fehlernährung in Indien. Das ist in seiner Geschichte weder neu noch ungewöhnlich. Was aber neu und ungewöhnlich ist: die Tatsache, dass sich die Situation, anstatt schlimmer zu werden, im 20. Jahrhundert eindeutig verbessert hat; das gilt auch für Pakistan und Bangladesh.

Soweit hat unsere Untersuchung gezeigt, dass die zwei bevölkerungsreichsten und hungergeplagtesten Länder der Erde, China und Indien, seit 1914 beide eine auffallende Abnahme in Schwere und Anzahl von Hungersnöten aufweisen; ganz im Gegensatz zu dem Trend, den wir finden sollten, wenn die bemerkenswerten Behauptungen aus verschiedenen religiösen Quellen stimmten! In beiden Ländern war das 19. Jahrhundert in bezug auf Hungersnöte auffallend schlimmer als das 20. Jahrhundert. Wir wollen nun unsere Aufmerksamkeit einem weiteren großen, bevölkerungsreichen Zentrum auf der Erde heute zuwenden — dem dritten in der Reihenfolge: Europa.

Europas Geschichte des Hungers

Europa mit Ausnahme der Russischen Föderation bedeckt ein Gebiet, das etwas größer als der indische Subkontinent ist, aber weniger als halb so viele Einwohner hat: 500 Millionen. Seit mehr als einem Jahrhundert schon sind Hungersnöte auf dem europäischen Kontinent so gut wie unbekannt. Die Menschen heute sind gewöhnlich gut genährt, oft überernährt, und selbst Fehlernährung ist in den meisten Ländern Europas im Vergleich zu einigen anderen Teilen der Welt ein sehr geringes Problem. Die meisten Menschen leben in glücklicher Unkenntnis der furchtbaren Geschichte der Hungersnöte auf dem Kontinent. Vielleicht würden sie sich selbst als noch glücklicher bezeichnen, wenn sie darüber etwas wüssten.
In scharfem Kontrast zu den heutigen Verhältnissen suchten Hungersnöte seit frühester Zeit den europäischen Kontinent heim und brachten oftmals Mengen von Menschen um und verwüsteten große Gebiete teilweise oder ganz. Es ist geschätzt worden, dass Europa seit der Zeit Christi bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchschnittlich alle zwei oder drei Jahre von Hungersnöten getroffen wurde. Ein Höhepunkt scheint im Mittelalter erreicht worden zu sein. In den 600 Jahren seit dem zehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert „plagten ungefähr 400 ausgedehnte Hungersnöte die Länder auf dem Kontinent und die Britischen Inseln." Viele davon waren so furchtbar und hatten solche demoralisierenden Auswirkungen, dass sogar in diesen christianisierten Ländern die Menschen zum Kannibalismus griffen. In diesen ganzen Jahrhunderten, sagt Bhatia, „waren Britannien und Länder in Westeuropa häufiger von Hungersnöten bedroht als irgendein anderer Teil des Globus."

Die Situation verbesserte sich ab dem 17. Jahrhundert etwas, aber örtlich begrenzte oder ausgedehnte Hungersnöte richteten von Zeit zu Zeit bis weit ins 19. Jahrhundert hinein noch verheerende Schäden an. Die Verbesserung erreichte nicht Osteuropa, das ab dem 16. Jahrhundert „in einem Zeitraum von 200 Jahren mehr als 150 Hungersnöte durchmachte."
Der Eindruck, dass der Hunger Europa während dieser Jahrhunderte fast ständig im Griff hatte, wird bestärkt, wenn man sich den Zustand in den einzelnen Ländern näher ansieht. Der Historiker Fernand Braudel schreibt:
Hinter jeder nationalen Berechnung steckt eine traurige Geschichte. Es ist berechnet worden, dass Frankreich, in jeder Hinsicht ein bevorrechtigtes Land, 10 landesweite Hungersnöte im zehnten Jahrhundert durchgemacht hat; 26 im elften; 2 im zwölften; 4 im vierzehnten; 7 im fünfzehnten; 13 im sechzehnten; 11 im siebzehnten und 16 im achtzehnten. Man kann zwar nicht garantieren, dass diese Berechnung aus dem achtzehnten Jahrhundert genau ist, aber die eigentliche Gefahr besteht nur darin, allzu optimistisch zu sein, weil sie viele hundert örtlich begrenzte Hungersnöte nicht verzeichnet... Dasselbe ließe sich von jedem anderen Land in Europa sagen.

Todesraten fehlen normalerweise in alten Quellen, die Autoren beschränken sich auf solch allgemeine Aussagen wie „große Sterblichkeitsrate", „endlose Menschenmengen starben", „ganze Dörfer entleert", „der Boden mit Leichen übersät" usw. In mehreren Fällen wird gesagt, dass „ein Drittel der Bevölkerung" in einem Land umkam. Um dem Leser das nahezu unbeschreibliche Elend in Europa während dieser Nahrungsmittelkatastrophen nahezubringen, fuhrt die folgende Auflistung nur ein paar Beispiele aus Hunderten von verheerenden Hungersnöten an, die den Kontinent in früheren Jahrhunderten heimsuchten. Der Liste sind Bemerkungen aus den alten Quellen beigefügt.

• 192 n.Chr Irland: Landesweite Lebensmittelknappheit, „so dass die Ländereien und Häuser, Gebiete und Stämme entleert waren."

• 310 n.Chr England: 40.000 umgekommen.

• 450 n.Chr Italien: „Als Eltern ihre Kinder aßen."

• 695-700 n.Chr England, Irland: Hungersnöte und Seuchen, „so dass Menschen einander aufaßen."

• 836 n.Chr Wales: „Der Boden mit Leichen von Mensch und Tier bedeckt."

• 879 n.Chr Allgemeine Hungersnot.

• 936 n.Chr Schottland: Nach Erscheinen eines Kometen vierjährige Hungersnot, „bis Menschen begannen, einander zu verschlingen."

• 963-964 n.Chr Irland: Unerträgliche Hungersnot, „so dass Eltern ihre Kinder für Nahrungverkauften."

• 1004-1005 n.Chr England: „Es herrschte eine solche Hungersnot, wie sie kein Mensch erinnern konnte." „In jenem Jahr ereignete sich die größte Hungersnot in England."

• 1012 n.Chr England, Deutschland: Endlose Mengen verhungerten.

• 1016 n.Chr Europa: Schreckliche Hungersnot in ganz Europa.

• 1069 n.Chr England: Weitverbreitete Hungersnot, „so dass Menschen, von Hunger getrieben, Menschen-, Hunde- und Pferdefleisch aßen."

• 1073 n.Chr England: Hungersnot, gefolgt von einer so heftigen Sterblichkeit, dass die Lebenden sich nicht um die Kranken kümmern und die Toten begraben konnten.

• 1116 n.Chr Irland: Große Hungersnot, „während der Menschen einander aufaßen."

• 1239 n.Chr England: Große Hungersnot, „Menschen aßen ihre Kinder."

• 1316 n.Chr Europa: Allgemeiner Mangel, gefolgt von einer solchen Sterblichkeit, besonders unter den Armen, dass die Lebenden kaum die Toten begraben konnten.

• 1347 n.Chr Italien: Eine verheerende Hungersnot fegte eine große Zahl Einwohner hinweg. Die Leute verhungerten einfach. Gefolgt von Pest.

• 1437 n.Chr Frankreich und weitere Länder. Eine große Hungersnot fegte über Frankreich und viele andere Länder hinweg. Sie dauerte zwei Jahre.
„Mengen von Menschen in den großen Städten starben zuhauf und
wurden zu Bergen aufgehäuft."

• 1586-1589 n.Chr Irland: Große Hungerzeit, „als der eine den anderen aus Hunger aufaß."

• 1693 n.Chr Frankreich und umliegende Länder: „Ein Mangel apokalyptischen Ausmaßes wie im Mittelalter brachte Millionen Menschen in Frankreich und den umliegenden Ländern um."

• 1696-1697 n.Chr Finnland: Eine der verheerendsten Hungersnöte in der Geschichte Europas. Ein Viertel bis zu einem Drittel der Bevölkerung des Landes umgekommen.

• 1709 n.Chr Frankreich: Etwa eine Million Menschen verhungerten.

• 1770 n.Chr Frankreich: Über eine Million Menschen — 5 Prozent der damaligen französischen Bevölkerung — starben in einer Hungersnot.

• 1845-1849 n.Chr Irland: Die gesamte Kartoffelernte verfaulte. Anderthalb Millionen Menschen verhungerten, und eine weitere Million verließ fluchtartig das Land, um demselben Schicksal zu entgehen. Dies war die letzte große Hungersnot in Europa.

Wenn man diese Beschreibungen liest, kann man sich nur glücklich schätzen, in unseren Tagen zu leben. Wo lesen wir heute in irgendeinem Teil Europas von Millionen— oder Tausenden oder auch nur Hunderten —, die wegen einer Hungersnot sterben? Wo lesen wir heute, selbst in von Hungersnöten heimgesuchten Gegenden, dass Menschen „einander aufessen", „ihre Kinder essen" oder „ihre Kinder für Nahrung verkaufen"? Es stimmt, dass bestimmte Gebiete der Erde immer noch von ernsten Hungersnöten heimgesucht werden, aber die Verhältnisse haben sich eindeutig gebessert. Der Fortschritt in den Lagerungsmethoden und in der Kommunikation hat viel zu dieser Situation beigetragen, und internationale Hilfe über die Vereinten Nationen, das Rote Kreuz und viele andere wohltätige Organisationen kann die leidgeprüften Gebiete schnell in einem Ausmaß erreichen, das noch vor gerade einmal einem Jahrhundert völlig undenkbar war— vorausgesetzt, genug Geld ist vorhanden.
Bhatia weist daraufhin, dass Hunger „nach 1850 beinahe aus Europa verbannt war." Die letzte große Hungersnot in diesem Teil der Welt war das Elend in Irland in den Jahren 1845-1849.

DIE LETZTE GROSSE HUNGERSNOT IN EUROPA: IRLAND
1845-49

Die irische Hungersnot von 1845-49 brachte die Bauernschaft ans Hungertuch und zwang sie, an den Türen der Arbeitshäuser zu betteln. Anderthalb Millionen verhungerten und eine weitere Million wanderte nach Übersee aus. Diese letzte schwere Hungersnot in Europa ereignete sich vor 150 Jahren. (Zeichnung aus Collier's Encyclopedia, Ausgabe 1974, Band 9, Seite 553.)

Es stimmt, dass während und nach dem Zweiten Weltkrieg Hungersituationen Teile von Europa bedrohten, insbesondere Polen und Holland, wo Zehntausende vor dem Verhungern standen und viele tatsächlich an Hunger oder Unterernährung starben. Doch von den USA initiierte Erleichterungsmaßnahmen änderten die Situation bald Unterstützt durch den amerikanischen Marshall-Plan im Jahre 1947, „erholte sich die europäische Volkswirtschaft rapide und die Anzeichen von Hunger verringerten sich im gesamten Gebiet schnell. Innerhalb kurzer Zeit hatte Europa wieder seinen Vorkriegsstand bei der Ernährung erreicht." Seither erfreut sich der Kontinent seit fast einer ganzen Generation eines stetig steigenden Wohlstandes.
Unsere Untersuchung von Hungersnöten in den drei Zentren der Erde mit der größten Bevölkerung — zusammen mehr als die Hälfte der Menschheit — zeigt also eine höchst bemerkenswerte Entwicklung: Früher einmal waren es die am meisten von Hungersnöten heimgesuchten Gebiete der Erde; im 20. Jahrhundert wurden diese Zentren allmählich fast vollständig von der Geißel des Hungers frei!
Diese phänomenale Abnahme an Hungersnöten in diesen Ländern ist mehr als genug, um zu zeigen, dass es für die angebliche Zunahme an Hungersnöten in diesem Jahrhundert, oder insbesondere seit 1914, keine tatsächliche Grundlage gibt. Der Vollständigkeit halber soll jedoch noch eine kurze Zusammenfassung der Nahrungssituation in Vergangenheit und Gegenwart in der übrigen Welt gegeben werden. Wie viel haben Russland, Japan, Afrika, Amerika und andere Gebiete zu dem behaupteten „Zeichen des Hungers" beigetragen?

Hungersnöte in anderen Teilen der Welt

Unsere Suche nach der angeblichen Zunahme von Hungersnöten in unserer Zeit ist soweit erfolglos geblieben, und dies trotz der Tatsache, dass ungefähr die Hälfte der Menschheit auf dem Prüfstand war. Statt Zunahmen an Hunger haben wir enorme Rückgänge gefunden. Wenn wir uns jetzt der anderen Hälfte der Menschheit zuwenden, werden wir in einem Gebiet nach dem anderen vor demselben greifbaren Trend stehen: Rückgänge statt Zunahmen. Mehrere ausgedehnte und stark bevölkerte Gebiete sind heute völlig von Hungersnöten befreit. Darunter zählen Nordamerika, die Russische Föderation, Japan, Indonesien, die Philippinen und die meisten Länder in Südwestasien westlich Afghanistans.
Diese Gebiete mit zusammengerechnet heute etwa einer Milliarde Menschen wurden in den vergangenen Jahrhunderten noch von zahlreichen Hungersnöten heimgesucht.
In Russland zum Beispiel spielte der Hunger seit je eine entscheidende Rolle. „Das zaristische Russland ... litt fast jedes Jahr an einer Hungersnot." Es stimmt, dass das Land in den drei Jahrzehnten nach der russischen Revolution im Jahre 1917 von einigen größeren Hungersnöten geplagt wurde, einer im Jahre 1921, in der zwischen einer und drei Millionen Menschen starben, einer weiteren mit dem Zentrum in der Ukraine in den Jahren 1932-1933, die durch Stalins Kollektivierungsfeldzug ausgelöst wurde und fünf Millionen Menschen umbrachte, und einer dritten in den Jahren 1946-1947, bei der weitere zwei Millionen starben. Dies waren jedoch nur die letzten in einer langen Reihe anderer großer Hungersnöte. „Zwischen 1845 und 1922 wurde Russland elfmal von großen Hungersnöten geplagt" Unter den schwersten Hungersnöten in der Geschichte waren die drei von 1891, 1906 und 1911, alle fanden vor 1914 statt. In einer Liste, die die tausend Jahre von 971 bis 1970 umfasst, führt Dando 77 Hungersnöte auf, die sich in verschiedenen Teilen Russlands ereigneten und die zusammen 121 Jahre Hungersnöte ausmachen. Diese Liste ist alles andere als vollständig. Dando zitiert eine Studie des Nahrungsexperten I. Rubinow, die im Jahre 1906 veröffentlicht wurde und die zu dem Schluss kam, dass „in Russland aufgrund von Missernten praktisch die ganze Zeit über in irgendeinem Teil des Landes Hunger herrscht." Seit den 1940er Jahren haben Fortschritte in der Landwirtschaft die Nahrungsmittelsituation stetig verbessert, und Hungersnöte haben aufgehört, das Land zu bedrohen.
Was Nordamerika betrifft: Mit Ausnahme einiger Indianergemeinden wie den Pueblo-Indianern scheint es ausgedehnte Hungersnöte in diesem weiten Gebiet schon seit den Tagen von Kolumbus nicht mehr zu geben! In den USA sind sogar Probleme mit Fehlernährung deutlich auf ein paar Schwerpunktgebiete, hauptsächlich im Süden, begrenzt. Auf dem ganzen Kontinent gibt es Nahrungsmittel in auffallendem Überfluss.
Japan ist ein weiteres Land, das in der Vergangenheit von regelmäßig wiederkehrenden Hungersnöten heimgesucht wurde. Der Sieg über den Hunger begann mit der Abschaffung des Feudalismus in den 1860er Jahren, gefolgt von Agrarreformen und der Einführung wissenschaftlicher landwirtschaftlicher Methoden. Lange vor dem Zweite Weltkrieg hatten diese Fortschritte „den Hungersnöten ein Ende bereitet, die regelmäßig die Bevölkerung dezimierten und die Überlebenden mit lebens langen Anzeichen körperlicher Degeneration hinterließen." Nicht nur sind Hungersnöte verschwunden, sondern insbesondere seit den 1950er Jahren hat die Anhebung des Lebensstandards und verbesserte Nahrung Japan auch von Fehl- und Unterernährung befreit.
Südwestasien ist ein weiteres Gebiet mit einer vom Hunger geplagten Vergangenheit. „In den späten 1860er und frühen 1870er Jahren kam es zu Hungerepidemien im gesamten Ländergürtel, der sich von Indien im Osten bis Spanien im Westen erstreckte." Allein Persien „verlor in der großen Hungersnot von 1871-1873 1,5 bis 2 Millionen Menschen." Ein paar Jahre später, 1874 bis 1875, forderte eine Hungersnot in Kleinasien 150.000 Menschenleben. Fehl- und Unterernährung herrschen immer noch in einigen Ländern der Region vor, aber mit Ausnahme einer schweren Hungersnot in Afghanistan in den 1970er Jahren sind die großen Hungersnöte, die einmal dieses weite Gebiet heimsuchten, verschwunden.

Der wirtschaftliche Fortschritt in Südostasien in den vergangenen Jahrzehnten hat viel Aufmerksamkeit erregt. Auch wenn weite Gebiete der Region noch arm sind, hat es durchgreifende Änderungen zum Besseren hin gegeben. Hungersnöte sind beseitigt, und in einem großen Maße auch Unterernährung. Der Lebensstandard ist heute sehr viel höher als in den 1960er Jahren, und es gibt gute Gründe zu glauben, dass diese Entwicklung anhält.
Mit alledem soll nicht gesagt werden, dass Hungersnöte ganz der Vergangenheit angehören. Hin und wieder entwickeln sich akute Hungersituationen in gewissen Teilen der Erde, besonders in Afrika. In den frühen 1980er Jahren trafen drei oder vier Jahre mit ausgedehnter Dürre den Kontinent und berührten Millionen von Menschen in 24 Ländern, wobei Äthiopien offensichtlich das Land war, das am dramatischsten litt. Von den nahezu 40 Millionen Menschen in dem Land waren 6-7 Millionen von der Dürre betroffen, und Ende 1985 schätzten Experten, dass etwa eine Million verhungert war. Tausende weiterer Menschen starben im Sudan, in Mosambique und in anderen Ländern. Doch internationale Bemühungen durch Organe der Vereinten Nationen (UNDP und UNICEF), durch das Rote Kreuz und zahllose weitere Hilfsorganisationen hatten darin Erfolg, eine noch größere Katastrophe zu verhindern. So wurde geschätzt, dass die Nahrungsmittelhilfe in Äthiopien im Jahre 1985 ungefähr fünf Millionen Menschen vor dem Verhungern bewahrte.
Hungersnöte erregen heute gewöhnlich breite Aufmerksamkeit. Es ist eine einfache Tatsache, dass viel davon darauf zurückzuführen ist, dass Hungersnöte in der Menschheit immer mehr Seltenheit besitzen. Das öffentliche Interesse wird heutzutage für die Bedürfhisse in entfernten Teilen der Erde wachgerufen, und viele werden bewegt, für Hilfsorganisationen zu spenden und an Hilfsmaßnahmen teilzunehmen. In der Vergangenheit konnten Zeitungen nie den Eindruck erreichen, den Bilder in Fernsehberichten über Verhältnisse in entfernten Gebieten bewirken; unzureichende Kommunikationsmittel behinderten deutlich ausgedehnte Hilfsmaßnahmen. Die Publicity, die die letzten Hungerperioden in Afrika hatten, machte sie im Gegensatz zu solchen in der Vergangenheit „offiziell", der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt. Das Ergebnis war, dass einige zu dem Glauben veranlasst wurden, die letzten Hungersnöte seien die schlimmsten gewesen, die es jemals in Afrika gab.
Beispielsweise schlug eine Reihe von Dürreperioden Afrika in den frühen 1970er Jahren und suchte Äthiopien und die an die Wüste Sahara angrenzenden Länder heim; die darauffolgende Hungersnot verursachte 50.000 bis 100.000 Tote.

Die Zeitschrift Erwachet! vom 8. November 1974 nannte sie „die schlimmste 'Natur'-katastrophe in der Geschichte Afrikas." (Seite 6) Solche Feststellungen, die oft in verschiedenen Zeitungen im Verlaufe von Katastrophen unterschiedlicher Art erscheinen, sagen mehr über die Unkenntnis des Verfassers solcher Artikel aus— und über die, die aus ihnen zitieren —, als über die Geschichte des Landes.
Zahlreiche Hungersnöte, die Afrika in der Vergangenheit verwüsteten, waren viel größer als diejenigen, die den Kontinent im 20. Jahrhundert heimsuchten.

Im Februar 1984 trafen sich Vertreter vieler afrikanischer Länder in Addis Abeba, Äthiopien, um über die Klimalage und Dürren auf dem Kontinent zu sprechen. Auf der Konferenz veröffentlichte die äthiopische Delegation ein Papier zu diesen Punkten, das eine Liste der Vorkommen von Dürren und Hungersnöten in ihrem Land von 253 v.Chr. bis 1982 n.Chr. beinhaltete. Obwohl in dem Papier darauf hingewiesen wird, dass für die Jahrhunderte vor 1800 n.Chr. viele Daten fehlen, gibt die Liste ein erschreckendes Bild der Vergangenheit Äthiopiens wieder.
Viele der angeführten Hungersnöte zogen nicht nur Äthiopien, sondern auch „den Sudan, Ägypten und [offensichtlich] auch das übrige Afrika und die Sahelzone in Mitleidenschaft." (Seite 14) Viele dieser Hungersnöte forderten zweifellos Millionen von Menschenleben, doch „Berichte über die menschliche Todesrate gibt es für Dürren in der Zeit vor der ersten Hälfte des gegenwärtigen Jahrhunderts praktisch nicht." (Seite 25) Für das 19. Jahrhundert weist die Liste 9 größere Hungersnöte aus, von denen fünf ganz Äthiopien in Mitleidenschaft zogen. Über eine, die Hungersnot von 1888-1892, heißt es in der Liste: „Etwa 1/3 der Bevölkerung kam um." (Seite 16) Im Gegensatz dazu traf die Hungersnot in den Jahren 1983-1985 etwa 15 Prozent der Menschen, und ungefähr 2,3 Prozent der Bevölkerung starben — weit weniger als die 33 Prozent Opfer der Hungersnot im 19. Jahrhundert. Man darf dabei natürlich nicht vergessen, dass die Bevölkerung heute erheblich größer ist als früher. In den 1880er Jahren betrug die Bevölkerung Äthiopiens etwa 10 Millionen, von denen 3-4 Millionen in der Hungersnot von 1888-1892 umkamen.
Hunger ist also zugegebenermaßen ein gegenwärtiges und ernstes Problem in bestimmten Teilen Afrikas. Das trifft zu. Was aber nicht zutrifft, ist die Ansicht, dies sei für unsere Zeit bezeichnend. Afrika hat seit „undenklichen Zeiten" unter Hungersnöten gelitten. Am besten kennt man die Hungersnöte in Ägypten. Vom zehnten bis zum zwölften Jahrhundert fegte eine Reihe schwerer Hungersnöte über Ägypten, als der Islam das Land regierte. Die Hungersnot von 968 n.Chr. „fegte 600.000 Menschen in der näheren Umgebung von Fustat hinweg." Eine weitere ausgedehnte und noch verheerendere Hungersnot kam 1025. Und eine noch schrecklichere Hungersnot begann im Jahre 1064 und dauerte sieben Jahre. Die verzweifelten Menschen verfielen schließlich in Kannibalismus, und auf dem offenen Markt wurde Menschenfleisch verkauft. Dasselbe Leid und die gleiche Entwürdigung kamen im Gefolge der verheerenden Hungersnot der Jahre 1201 und 1202, als „man sogar die Gräber in Ägypten nach Essbarem durchwühlte." Schwere Hungersnöte haben auch andere Länder Afrikas getroffen. In den Hungersnöten zwischen 1861 bis 1872 „fiel" die muslimische Bevölkerung in Algerien „um mehr als 20 Prozent." Marokko verlor in der Hungersnot von 1878-1879 drei Millionen Menschen — nahezu ein Drittel seiner Bevölkerung. Zahllose weitere Hungersnöte haben Algerien, Tunesien, Marokko und weitere nordafrikanische Länder im Laufe der Jahrhunderte getroffen, wie Dr. Charles Bois in seinen Untersuchungen zeigt.
In unserer Zeit haben sich die Nahrungsmittelverhältnisse in den nördlichsten Ländern Afrikas und in Südafrika wirklich gebessert. Diese Länder sind nicht vom Hunger betroffen, obwohl das Ernährungsproblem in einigen Gebieten immer noch gravierend ist. Aber in den meisten Ländern des Kontinents nehmen die Kindersterblichkeit und die Armut ab.
In der Vergangenheit ist Lateinamerika (Süd- und Mittelamerika) „im Verlauf seiner ganzen Geschichte" von Hungersnöten geplagt worden. Auf dem sengend heißen Inlandplateau (sertao) in Nordostbrasilien verhungerte beispielsweise im Jahre 1825 ein Drittel der Bevölkerung. Noch ernster war die Hungersnot von 1877-1878, als etwa die Hälfte (ca. 500.000) der Bevölkerung im Bundesstaat Cearä im Nordwesten Brasiliens verhungerte.
Heutzutage gibt es keine Hungersnöte in Lateinamerika mehr.
Es stimmt, dass einige Teile der Bevölkerung immer noch an Unterernährung und Fehlernährung leiden, dass die Armut weit verbreitet ist und ein paar Länder immer noch eine hohe Kindersterblichkeit haben. Aber die Situation ist in den letzten Jahrzehnten stetig besser geworden, und alles weist daraufhin, dass dieser Fortschritt anhalten wird.
Unsere Übersicht über die Hungersnöte in der Welt, früher wie heute, endet hier. Die Beweise, die im Verlaufe unserer Untersuchung ans Licht gebracht wurden, lassen nur einen Schluss zu, nämlich, dass Hungersnöte weltweit gesehen abgenommen haben, und zwar ganz unübersehbar seit 1914.
Diese Entwicklung sollte uns eigentlich nicht überraschen. Hungersnöte in der Vergangenheit waren vor allem eine Folge der primitiven landwirtschaftlichen Methoden (die oft zu Missernten führten, weil sich Wetteränderungen leichter auswirkten) und auch eine Folge der primitiven Kommunikationsmittel, aufgrund derer Hilfe aus angrenzenden Gebieten oftmals unerreichbar war. Die industrielle Revolution brachte bessere landwirtschaftliche Gerätschaften, resistentere Getreidesorten und eine verbesserte Kommunikation, und die Nahrungsmittelsituation begann sich zu ändern:
Um das Jahr 1800 n.Chr. begann in Westeuropa und Nordamerika eine Entwicklung, die Hungersnöte und Epidemien fast beseitigte und auch die normale Sterblichkeitsrate senkte, so dass die verbliebene durchschnittliche Dauer der Länge eines Lebens von damals 30 Jahren auf die heutigen 75 Jahre anstieg.

So weit so erschöpfend.
Eines bleibt jedoch in Verbindung mit 1919 auffällig:

CHARLES TAZE RUSSELL UND DIE HUNGERSNÖTE VON 1876-1879

Während der gerade einmal vier Jahre von 1876, als Charles Taze Russell zum ersten Male Nelson H. Barbour traf und seine Chronologie und die prophetische Botschaft übernahm, bis 1879, als Russell mit Barbour brach und seine eigene Zeitschrift, Zion 's Watch Tower, ins Leben rief, ereigneten sich in verschiedenen Teilen der Welt eine Anzahl Hungersnöte, die etwa 20 Millionen Menschenleben forderten.

Trotz der Tatsache, dass Russell und Barbour damals beide glaubten, dass Christus 1874 wiedergekehrt war und die „große Drangsal" und die „Schlacht von Harmagedon" 1874 begonnen hätten, sagten sie nie etwas von diesen Hungersnöten und schienen ihnen auch keine Bedeutung beigemessen zu haben.

Im 19. Jahrhundert waren Hungersnöte so gewöhnlich, dass sie wahrscheinlich nicht als „Zeichen" für etwas angesehen wurden.

Die Hungersnöte in den 1870er Jahren waren keinesfalls einzigartig.

Das Jahrzehnt war eher typisch und so wie die meisten anderen Jahrzehnte dieses Jahrhunderts.

Man erinnere sich z.B., dass Russells Eltern, Joseph und Ann Eliza Russell, aus Irland in die Vereinigten Staaten geflohen waren— während der großen Hungersnot dort in den Jahren 1845-1849, als 1,5 Millionen Menschen verhungerten und eine weitere Million nach Übersee floh.

Im selben Jahrzehnt brachten zwei Hungersnöte in China (1846 und 1849) etwa 20 Millionen oder mehr Menschen um.

JAHRE: GEBIET: TOTE:

1876-1878 Indien: Madras, Mysore, Bombay, Haiderabad 5 Millionen
1876-1879 China 9-13 Millionen
1877-1878 Nordostbrasilien 500.000
1878-1879 Marokko 3 Millionen

Gesamtzahl der Hungertoten 1876-1879: ca. 20 Millionen!

WAS FÜHRENDE AUTORITÄTEN ÜBER HUNGER HEUTE IM VERGLEICH ZU FRÜHER SAGEN

„Zum allerersten Mal ist eine Gesellschaft möglich, in der Armut und im Gefolge Not und Hunger abgeschafft werden können. Die Ausrottung des Hungers ist keine Utopie mehr; sie ist ein sehr wohl erreichbares Ziel." — Josue de Castro in The Geopolitics of Hunger (New York, 1977, Seiten 447, 448.

„Zu jeder Zeit und in jedem Land haben Menschen gehungert,... doch es scheint ein Faktum zu sein, dass der Mensch im Durchschnitt bessere Nahrung erhält.... Bestimmt sind die Menschen heute besser ernährt als noch vor 100 Jahren." — The Biology of Human Starvation von A. Keys, J. Bozek, A. Henschel, O. Michelsen und H. Longstreet Taylor (St. Paul, 1950), Seiten 3, 12.

„Eine Welt, die Hunger als Übel ansieht... [betrachtet es] als schwierig, zu verstehen, dass Mangel und Hunger die ständigen Bedingungen waren, unter denen frühere Generationen lebten.... Für Menschen, die unter modernen Verhältnissen leben, ist es schwer, auch nur unzureichend zu erkennen, wie das Leben aussah [...] — damals, als Mangel allgemein verbreitet war." — E. Parmalee Prentice, Hunger andHistory. Thelnfluence of Hunger on Human History (Caldwell, Idaho, 1951), S. 10, 137.

„Die Jahrhunderte hindurch war Hunger ein häufiges Phänomen , und man neigte dazu, ihn als mehr oder weniger normales Unglück anzusehen.... Aber alles weist darauf hin, dass er [früher] erheblich häufiger auftrat als heutzutage in fast allen bewohnten Gebieten der Welt." — Bruce F. Johnston in seinem Artikel über „Hunger" in Colliers Encyclopedia, Chefredakteur William D, Halsey, Band 9 (New York, 1979), Seiten 552, 553.

„Vielleicht sind wir geneigt, aus den Bildbeweisen für Hunger abzuleiten, dass wir kürzlich im Fernsehen, in Zeitungen und Zeitschriften gesehen haben, dass die Welt heute anfälliger für Hunger ist als früher. Aber die Beweise zeigen das genaue Gegenteil.... Hunger ist während des letzten Jahrhunderts ganz erheblich seltener geworden." — Der Ernährungsexperte Professor D. Gale Johnson, World Food Problems and Prospects (Washington, D. G, 1975), Seite 17.

„Der Nahrungsmittelverbrauch pro Person in der Welt ist in den letzten 30 Jahren gestiegen. . . . Todesfälle aufgrund von Hunger sind im vergangenen Jahrhundert allein schon in absoluten Zahlen, geschweige denn in Relation zur Bevölkerung, zurückgegangen. Der Trend besteht, dass die Nahrungsmittelpreise in der Welt seit Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten geringer werden ... und mit gutem Grund kann man glauben, dass dieser Trend anhalten wird." — Julian L. Simpson und Herman Kahn in The Resourceful Earth (London, 1984), Seite 16.

 

Königreichswahrheiten - ein Schimpfwort

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