„Günstigerweise gibt Jonak wenigstens noch die Quelle an, woraus er die entstellte Lehre bezieht; Karrer aber rechnet damit, daß man es ihm auch ohne Quellenangabe glaube."
Genüsslich zelebriert nun „Trost" die „Abrechnung" mit selbigem. Darin kann man dann auch solche Sätze lesen wie die:
„So klagen uns böswillige
Menschen einerseits an, daß die Zeugen Jehovas durch ihren weltweiten
Bücherhandel ungeheuren Geldgewinn erzielen, was aber nicht wahr ist,
sondern nur als Verleumdung verbreitet wird.
Und anderseits klagen uns die böswilligen Feinde an, weil die Zeugen
Jehovas Massenauflagen von Büchern oder Broschüren gratis verteilen
können, und also riesige geheime Geldquellen haben müssen. So verbreiten
sie immer wieder die alte Lüge: Die Bibelforscher bekommen viel Geld von
den Juden. Ob die Herausgeber der bibelerklärenden Bücher Gewinn oder
Verlust haben, immer leiten die Feinde böswillig etwas daraus ab: bei
Gewinn wäre es ein schnödes Geldgeschäft und bei Verlust ist es der
Beweis, daß wir riesige fremde Geldmittel zu verwerflichen Zwecken von
jüdisch-freimaurerischen Kapitalisten erhalten, die nach Weltherrschaft
streben. Auch das neue Büchlein von 0. Karrer "Über moderne Sekten"
(Verlag Räber & Co., Luzern, 1942) wiederholt diese Verleumdung durch
Abdruck eines gefälschten "Freimaurerbriefes",, der in den Händen unserer
Gegner "verloren ging", bevor die Gerichte die Fälschung durch
Sachverständige amtlich nachgewiesen hatten.
Die Apostel haben keine Anweisung hinterlassen, wie man sich gegen
gefälschte Briefe, die "rechtzeitig" verloren gingen, verteidigt. ...
Immer wieder stellen unsere Gegner die Frage:
"Woher haben sie das Geld?" Und das ganze Geheimnis besteht doch einfach
darin, daß die Zeugen Jehovas und ihre Gefährten opferbereit sind. ... Und
weil wir kein Geld für prunkvolle Kirchen und hohe Gehalter von
"Seelsorgern" ausgeben, bleibt umsomehr für den eigentlichen Gottesdienst
übrig: für das Werk der Verbreitung froher Botschaft für alle
Gutgesinnten.
Alle Beamten der Gesellschaft beziehen keinen eigentlichen Lohn. Als
freiwillige Mitarbeiter begnügen sie sich mit dem täglichen Brot und
Obdach und einer sehr geringen Entschädigung für Kleidung und andere
nötige Dinge. ...
So arbeitet die ganze Verwaltung mit großer Sparsamkeit, nicht nur im
Kleinen, sondern auch im Großen. ...
Es ist klar, daß ein weltlicher Betrieb, wo der Geist des Herrn fehlt oder
irgend eine religiöse Organisation, deren Beamte den eigenen Vorteil
suchen, nicht annähernd so sparsam und erfolgreich wirken kann. ...
Und es mag wohl sein, daß sie mit dem ihnen anvertrauten Geld nicht
annähernd so sparsam arbeiten wie die Beamten unserer Vereinigung."
Da hatte also der Herr Karrer „sein Fett weg".
Und weil „Trost" sich schon mal in Rage geschrieben hatte, nutzt man gleich
auch noch die Chance, dem damals bedeutendsten Zeugen Jehovas-Gegner,
deutscher Zunge, dem Dr. Jonak eins auszuwischen.
Da muss man aber dann doch wohl das Gesamtklima mit in Rechnung stellen.
Wie war selbiges? Nun unter anderem so. Es gab eine katholisch-faschistische
Interessenkoalition, nicht zuletzt auf dem Felde der Zeugen Jehovas-Bekämpfung.
Es gab sehr wohl auch in der Schweiz Kreise, im katholischen Spektrum (die
Namen Toedtli und Metzler stehen stellvertretend dafür), die gegen eine
Einführung einer faschistischen Diktatur (weniger im Sinne eines Herrn Hitler,
mehr im Sinne eines Herrn Mussolini), auch in der Schweiz, nicht den
geringsten Einwand hätten. Ja, selbiges nach Kräften auch beförderten. Es muss
in aller Deutlichkeit wiederholt werden. Die Catholica hat sich bezüglich
dieser Kreaturen, alles andere denn mit „Ruhm" bekleckert.
Auch Jonak ist ohne Zweifel diesem Spektrum zuzuordnen. Jonak war, wie auch
andere Nazis, Antisemit. Darüber kann es nicht den geringsten Zweifel geben.
War er aber auch Antisemit der Sorte, welche in den Auschwitz-Gasöfen ihr
eigentliches Heil sahen? Da hätte ich denn doch so meine Zweifel, und verweise
zum Beleg auf die Jonak'schen Ausführungen im Jahrgang 1944 der
„Nationalsozialistischen Monatshefte" (Nr. 162). Siehe dazu:
Parsimony.1689
Nun wirft „Trost" dem Dr. Jonak vor, unredlich zu argumentieren, dergestalt,
dass der WTG-Schwenk, von glühender Befürwortung des Philosemitismus, zu einer
Form religiösen Antisemitismus, in Jonak's Ausführungen sich nur verzerrt
wiederfindet. Wenn es also diese Verzerrung als solches herausstellt, hat
„Trost" sicherlich recht. Gleichwohl ist dies ein Mosaiksteinchen, nicht
jedoch das „Gesamtgebäude" der Jonak'schen Ausführungen.
Offenbar bildeten die Ausführungen des „Papagei" Karrer, der sich wiederum
auch auf Jonak stützt, nun für „Trost" den willkommenen Anlass, dieses
vorgenannte Jonak'sche Zerrbild herauszustellen. Das es ein Zerrbild ist,
bestreite ich nicht.
Also sei jetzt zitiert was „Trost", diesen Aspekt betreffend, ausführt:
„Der Verfasser Jonak, der ... hat bemerkt, daß die Bibelforscher vor dem Jahre 1932 meinten, die Prophezeiungen in Römer 11 über die zu dem Volk Israel zurückkehrende Gunst Gottes ... beziehen sich auf das Volk der Juden nach dem Fleisch. Aber er fand dann in den Büchern "Rechtfertigung" (von J. F. Rutherford, 1932), daß wir seither jene alte Auslegung verwerfen. Er zitiert sogar in seinem Buche Seite 56-57 einen jener Abschnitte, worin es heißt, daß die Juden oder natürlichen Nachkommen Abrahams keinen Vorzug vor andern Nationalitäten haben werden. Er schiebt aber dem Richter Rutherford Verstellung unter ... indem er schreibt:
"Und während Rutherford aus der Bibel herausliest, daß alle nationalen Unterschiede im neuen Weltreich beseitigt sein werden, erklärt man doch unverfroren: ,Das Volk Israel wird niemals aufhören, eine Nation zu sein'. ("Millionen . . ." Seite 116)
Diese Stellen beweisen, daß die
Behauptungen der Ernsten Bibelforscher, daß zwischen ihnen und dem
Judentum keinerlei Beziehungen bestehen, und daß ihnen eine Bevorzugung
der Juden vor andern Völkern ferne liege, nur Gefasel sind." (Jonak: Die
Zeugen Jehovas, S. 57)
Daß jener Satz aus der "Millionen"-Broschüre vor dem Jahre 1920
geschrieben wurde, und eben seit 1932 endgültig verworfen wurde, darf
Jonak natürlich in jenem Zusammenhang nicht offen sagen; aber dies zeigt
seine Unverfrorenheit."
Man mag Jonak/Karrer vorstehendem Aspekt betreffend kritisieren. Indes das
zur gleichen Zeit in Nazideutschland Antisemitismus Staatsdoktrin war, kann
man dann wohl auch nicht übersehen. Damit sind vorgenannte Herrschaften
sicherlich nicht „entlastet". Die WTG aber wohl auch nicht!
Auch die WTG meint im folgenden sich entschuldigen zu können mit den
nachfolgenden Worten (ob diese Entschuldigung denn stichhaltig ist oder nicht,
mag dann ja jeder für sich noch entscheiden):
„Wer Römer 11 liest, wird es
entschuldbar finden, daß Bibelforscher ursprünglich meinten, jenes Kapitel
rede durchwegs von "Israel nach dem Fleische". Wenn es ein Verbrechen oder
Landesverrat sein soll, früher jene Aussagen des Apostels buchstäblich
geglaubt zu haben, sollte dann nicht Paulus dafür angeklagt werden?
Und wenn J. F. Rutherford seit 1932 immer wieder betonte, daß jene
buchstäbliche Auslegung unrichtig ist, ... es dann nicht schamlose
Unverfrorenheit, ihm Verstellung vorzuwerfen und zum Beweis Sätze aus
veralteten Abhandlungen anzuführen, die er offen verworfen hat?"
Wer die „Trost"-Ausführungen in Sachen Karrer las, bekam sicherlich ein
selektives Bild serviert.
Daher noch nachstehend einige weitere Zitate aus dem inkriminierten Buch:
„Wenn man sehen muß, mit welchen Mitteln gewisse Sekten, die sogenannten Ernsten Bibelforscher in erster Linie, das angreifen und in den Schmutz ziehen, was andern heilig ist - wenn man sieht, wie gar manche von Schlagwörtern Schaden leiden, wenn ihnen nicht eine geistige Orientierung zu Hilfe kommt - wenn man bedenkt, daß hier wie auf andern Lebensgebieten die Schamlosigkeit in einer Stunde mehr zerstören kann, als verantwortungsbewußte Erzieher und Helfer in Jahren aufgebaut haben, dann gibt es eine leidige Pflicht der Abwehr." (S. 7)
„Die Bibelforscher sagen gegenüber dem Hinweis auf ihre erwiesenen Irrtümer und falschen Prophezeiungen jedermann könne sich täuschen; der Kern der Sache bleibe doch wahr. Aber hier ist es so, daß gerade die Hauptsache des Systems Phantasie und wahnhaft ist." (S. 19)
„In früheren Jahrhunderten hatte der adventistische Traum durchaus religiöse Färbung, in der Neuzeit nimmt er, entsprechend der weltlichen Zielrichtung, überwiegend profane Formen an. Das soziale künftige Paradies oder das politische tausendjährige Reich sind dafür bezeichnend. Auch das Goldene Zeitalter der Ernsten Bibelforscher hat ausgesprochen irdisch-politischen Charakter. Ihre Verheißung appelliert an den Instinkt der Gedrückten, ist eine Art Mystik der Verbitterten." (S. 20)
„Unterdessen haben die Gläubigen der Sekte die moralische Vorbereitung auf die Schlacht von Harmagedon zu treffen, d. h. den Haß zu schüren." (S. 32)
„Im übrigen ist es aus dem Weltmachtsideal der Zeugen Jehovas nur selbstverständlich, daß gegen jede Staatsordnung ähnlich gehetzt wird wie gegen das Christentum." (S. 33)
Siehe zu Karrer auch:
Mysnip.3747.htm