Hitlers kirchenpolitische Monologe

Zu den "Errungenschaften" die namentlich die amerikanische Siegermacht nach 1945 in Deutschland eingeführt hatte, gehörte die bewusste Förderung der Religion. Zu Zeiten, wo andere als Folge des Krieges noch nicht in Deutschland frei herumreisen konnten, wurden Religionsvertreter (keineswegs "nur" der "Großkirchen") zu VIP erklärt. Ein Beispiel für diese These das Heft 2/1947 der Zeitschrift "Die Christengemeinschaft". Etwas grob vereinfacht dargestellt. Eine von Rudolf Steiner inspirierte Religionsgemeinschaft, die den Schwerpunkt auf den Sakramentalismus legt. Grob gesprochen. Besonders das "Jenseits" als Christen-Hoffnung kultiviert.

In genannter Zeitschrift meldet sich mit einem Reisebericht eine britische Angehörige dieser Religion zu Wort. Sie dankt besonders der britischen Militärregierung für ihre Unterstützung. Gleichwohl kann meines Erachtens kein Zweifel darüber bestehen, dass es besonders die USA waren, die Religionsvertreter in Deutschland förderten. Wenn auch die britische Besatzungsmacht eine ähnliche Politik betrieb, ist dies kein Widerspruch zu dieser These. In genannter Zeitschrift liest man auf der Seite 60:

"Anfang September 1946 erhielt ich (Evelyn Francis aus London) von der Britischen Kontrollkommission für Deutschland die Erlaubnis, die Gemeinden der Christengemeinschaft in der englischen Zone zu besuchen … Die Reise wurde mir ermöglicht durch die englische Besatzungsarmee, in die ich zum Zwecke des Reisens und der Unterbringung als Mitglied aufgenommen wurde. Das war notwendig, weil noch keine Zivilreisen von Engländern nach Deutschland erlaubt waren. Als ich mich zu meinem eigenen Erstaunen mit Papieren ausgerüstet fand, auf denen es unter meinem Namen hieß Oberst V.I.P. (very important person, sehr wichtige Persönlichkeit), schien mir das doch ein Zeichen für die Anerkennung, die die Gesamt-Christengemeinschaft heute bereits als in sich gegründete Kirche errungen hat … "

Auch im Falle der Zeugen Jehovas ist eine ähnliche Förderung durch die US-Militärregierung für Deutschland nachweisbar. Im seinerzeitigen "Uraniabuch" wurde das im Detail mit dokumentiert.

Lässt man die letzten 200 Jahre einmal Revue passieren, dann muss man da wohl auch den Namen des Immanuel Kant (1724-1804) nennen. Zu seinen bleibenden Thesen gehört auch die von ihm 1784 formulierte über die Aufklärung: dass dies der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit sei. Als Folge dieser These "erfreute" sich auch Kant des "Vorrechtes" von der katholischen Kirche auf die Liste der verbotenen Bücher, den sogenannten Syllabus gesetzt zu werden. Die Aufklärung wurde einmal auch mit den Worten definiert: "Alles sollte seine Existenz vor dem Richterstuhl der Vernunft rechtfertigen oder auf die Existenz verzichten".

Hier erkannte wohl nicht zu unrecht die Catholica; dass geht ja ans "Eingemachte". Also auf den Index mit ihm und seinen Geistesverwandten. Es kann hier jetzt keine Philosophiegeschichte referiert werden. Nur soviel. Es gab dazu auch buchstäblich reaktionäre Gegenströmungen. Selbst ein zeitweiliger Kämpfer gegen den Katholizismus, der deutsche Fürst Bismarck, in seinen Reichskanzlertagen, knickte später ein und gab die Parole aus: "Die Religion müsse dem Volke erhalten bleiben". Was Bismarck im besonderen das "fürchten" lehrte, war die Sozialdemokratie, deren Entstehung ohne die Grundlagenarbeit eines Emannuel Kant wohl nicht denkbar gewesen wäre. Damit ist keine direkte Verbindungslinie unterstellt. Nur soviel. Hätte es die Kant'sche These nicht gegeben, wäre das nachfolgende auch weiterhin nicht denkbar gewesen.

Bismarck und seine Nachfolger kämpften ihren Kampf. Ihren Kampfhöhepunkt erreichten sie dann im ersten Weltkrieg. Den wollten sie nur mit einem deutschen "Siegfrieden" beenden. Ihre Rechnung ging nicht auf. Statt dessen war die Monarchie einer der Verlierer dieses Krieges. Mehr noch die "dem Volke zu erhaltende Religion" sah sich in zunehmender Bedrängnis in den 1920er Jahren. Erhoben da doch "frech" gar sogenannte "Freidenker" ihr Haupt, gespeist wiederum in indirekter Ahnenlinie von Immanuel Kant. Den Kirchen ward Angst und Bange. Sie suchten nach Hilfe. Da sahen die Kirchen. Der ganze "Kant'sche Aufklärungsspuk" hat einen neuen Widerpart gefunden, namens Adolf Hitler.

War der nun "besser"? Da waren die Kirchen in der Tat keinesfalls sicher. Auch dort gab es aus ihrer Sicht beängstigendes zu registrieren. Aber auch "Lichtblicke". In Thüringen, wo die Nazis schon seit 1931 an der Macht waren, wurde das Schulwesen gar "reformiert". Vermeintlich christliche Schulgebete eingeführt. Also das Christentum würde doch durch Hitler noch einmal eine Chance bekommen; glaubte man hoffend.

Hitler sehr wohl erkennend, ohne die Christen könne er in Deutschland nicht an die Macht kommen, spielte dieses Spiel als geviewter Taktiker mit. Selbst seine Star-Religionskritiker (oder in anderer Bewertung Religions-Neugründer, wie etwa Rosenberg) wurden von ihm zeitweise zurückgepfiffen. Und die Rechnung schien aufzugehen. Die politische Macht wurde so errungen. Balsam für die Seelen der arg gebeutelten Kirchenfürsten war es dann, dass sie in Hitlers Regierungserklärung vom März 1933 gar Worte vernahmen wie die (sinngemäß); auf das Personal freidenkerisch orientierter Kreise lege er, Hitler, keinen Wert. Und sein nebulöses "positives Christentum" sei jetzt die Parole.

In grenzenloser Dankbarkeit ob dieser Errettung, strömten die "Christen" nun in Scharen zu seinen "Deutschen Christen" und beeilte sich der Vatikan umgehend, das Hitlerdeutschland auf dem diplomatischem Parkett hoffähig zu machen, mittels des Konkordates. Der "Katzenjammer" indes sollte nicht übermässig lange auf sich warten lassen. Schon im November 33 zerriss anläßlich einer Tagung der "Deutschen Christen" das Gespinst des Selbstbetruges. Und in weiterem Verlauf blieben die Rosenberg und Co keineswegs in ihren Mauselöchern, in die sie sich zeitweise verkriechen mussten.

Die "Kirchenfrage" lief für Hitler eigentlich unter "ferner liefen". Ihm ging es primär um eine Zielstellung. Die geopolitische "Neuordnung" Europas. Was er dann auch im Zweiten Weltkrieg zu bewerkstelligen suchte. Indes gelegentlich äußerte sich auch Hitler zu kirchenpolitischen Fragen. In der Regel aber weniger öffentlich. Einige seiner Hofschranzen ließen es sich angelegen sein, jedes Wort ihres Gottes Hitler, möglichst zu stenographieren; auch dann wenn er selbst nicht die Absicht hatte, dass dies so geschehen solle.

Zwei nach 1945 diesbezüglich erschienene Bücher sind dabei im besonderen zu nennen. Einmal das des Henry Picker und zum zweiten die von Werner Jochmann herausgegebenen Aufzeichnungen des Heinrich Heims. Inhaltlich überschneiden sich beide in etlichem. Es soll hier einmal besonders die Jochmann'sche Edition unter dem Gesichtspunkt von Hitlers kirchenpolitischen Vorstellungen, etwas näher vorgestellt werden. Vereinzelt werden auch Passagen aus der Picker'schen Edition mit übernommen. Heims/Jochmann geben in indirekter Form etliche Äußerungen wieder, die Hitler so machte, im internen Kreis (nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt). Daran kann man aber auch deutlich erkennen, wie er wirklich dachte und wie seine kirchlichen Bejubler des Jahres 33 einer grandiosen Selbsttäuschung zum Opfer gefallen sind.

Es wurde schon gesagt. Das Geschichtspendel schlägt manchmal in entgegengesetzte Richtungen aus. Auf die Kant'sche Aufklärung folgte später die Bismarck'sche Religionserhaltung. Auf den Kirchenkampf Hitler folgte die anglo-amerikanische Privilegierung der Religion. Es fragt sich nur, ob dies der allerletzte Ausschlag des Geschichtspendels war. Und ob das Ziel der geopolitischen "Neuordnung" der Welt, wirklich schon "ausgestorben" ist oder ob es nicht neuerlichen fröhlichen Urstand andernorts feiert.

Nachstehende Zitate sind aus dem Jochmann'schen Buche entnommen. Davon gibt es inzwischen auch mehrere Editionen. Auch innerhalb der Jochmann'schen Edition gibt es diverse Passagen die man als Wiederholungen in vielleicht etwas anderer Wortwahl bewerten muss.

Es ist offensichtlich, dass Hitler dem Sozialdarwinismus huldigt. Der These das nur der Stärkere überleben werde und dürfe. Aus diesem Grunde ist ihm auch das Christentum suspekt; dieweil selbiges auch dem Schwachen eine Chance zubilligt. Spätestens an diesem Punkt muss ich Hitler eine eindeutige Absage erteilen.

Allerdings fragt es sich, ob der Sozialdarwinismus, Urgesetz des Kapitalismus, nicht gerade heute besonders forciert fortbesteht und propagiert wird, beispielsweise auch in der Alltagspolitik der USA.

Auf eine Seitenzahlverifizierung der Hitler'schen Ausführungen wird verzichtet. Verzichtet wird auch auf weitergehende detaillierte Kommentare dazu. Wer sich in die diesbezügliche Gedankenwelt näher hineinversetzen will, dem sei ohnehin die Gesamtlektüre dieses Buches einmal anheimgestellt.

5. 7. 41:

Es sei fraglich, ob man in Rußland ohne den Popen auskomme; der Pope habe den Russen getröstet darüber, daß er zur Arbeit verurteilt ist; dafür werde es ihm im Jenseits gut gehen

11./12. 7. 41:

Wenn einer sagt: Der Mensch braucht eine Stätte, bei der er Trost und Hilfe sucht in der Not, - ich glaube das nicht! Daß die Menschheit diese Wege geht, ist eine Sache der Tradition und der Gewöhnung.

Das lehrt uns die bolschewistische Front: sie kennen keinen Gott und doch verstehen sie, zu sterben. Wenn der Nationalsozialismus längere Zeit geherrscht hat, wird man sich etwas anderes gar nicht mehr denken können. Auf die Dauer vermögen Nationalsozialismus und Kirche nicht nebeneinander zu bestehen.

Auf Einwurf Chr(ista) Schr(oeders), ob das einen neuen Krieg bedeute: Nein, einen Krieg bedeutet das nicht; die ideale Lösung sei, die Kirchen auf Aussterbe-Etat zu setzen dadurch, daß man sie allmählich und ohne Gewalt an sich selbst verkümmern läßt; in diesem Falle brauche man weiter keinen Ersatz zu schaffen, was schrecklich wäre.

14. 10. 41:

Man muß sich fragen: Ist es nicht Erleichterung des Regierens, mit den Kirchen ein Konkordat abzuschließen? Am Ende ist dazu doch eines zu sagen:

1. begibt sich die Staatsautorität in die Hand einer dritten Macht, von der nicht sicher ist, wie lange sie zuverlässig ist. … Wenn der Kirche oder den Pfarrern eines Tages der Kurs des Staates nicht mehr paßt, wenden sie sich, wie wir es jetzt sehen, gegen den Staat. Auch die Vergangenheit zeigt warnende Beispiele.

2. eine ganz grundsätzliche Frage: Glaubt man, daß, auf die Ferne gesehen, mit Unwahrheit und Lüge ein Erfolg erzielt wird? …

Ich sage mir, daß, auf die Dauer gesehen, alles, was der Staat durch das Paktieren mit der Kirche erreicht, doch nur eine vorübergehende Erleichterung ist, da früher oder später das exakte Wissen eine solche Sache als schädlich enthüllt. Der Staat würde seine Existenz auf einer Basis aufbauen, die eines Tages zusammenbricht. …

Deshalb habe ich die Partei immer vom Kirchlichen freigehalten. Ich hätte riskieren müssen, daß meine katholischen und protestantischen Anhänger sich mit Weihwasserkessel und Bibel gegeneinander erheben und sich unversehens die Köpfe einschlagen! Mit dem 'Gottesdienst' dieser Kirchen haben wir deshalb nie etwas zu tun gehabt. Und wenn ich es so vielleicht im Augenblick etwas schwerer hätte, so war ich doch dessen sicher, daß mir nicht der Nächstbeste die gewonnenen Kräfte wieder würde entwinden können. Die augenblickliche Hilfe konnte später eine Belastung werden! Trotzdem wird man hier klug sein und nicht Kampf suchen, wo es sich vermeiden läßt. …

Wenn einer ein metaphysisches Bedürfnis hat, so kann ich ihm nicht das Parteiprogramm geben! Bis aber die Wissenschaft dazu kommt, jedem metaphysischen Bedürfnis etwas zu bieten, das kann lange dauern.

Ich halte deshalb nicht für richtig, sich jetzt in einen Kampf mit der Kirche zu stürzen. Am besten, man läßt das Christentum langsam verklingen; ein langsames Ausklingen hat auch etwas Versöhnendes in sich: Das Dogma des Christentums zerbricht vor der Wissenschaft. Die Kirche muß jetzt schon mehr und mehr Konzessionen machen. Tausend Dinge werden allmählich hinfällig. …

Die Religion war primär eine Unterstützung des Baues einer menschlichen Gesellschaft, war Zweck, nicht Selbstzweck! Ein Kapitel für sich ist es, daß die Religion in der Gestalt der Kirche allmählich aus dem Mittel zum Zweck ein Selbstzweck wurde: das Instrument zur Erhaltung der Macht, die sich Pfaffen auf Kosten der Gesamtheit verschafft haben.

19. 10. 41:

Daß die antike Welt so schön, so heiter und unbeschwert war, erklärt sich daraus, daß sie von zwei Seuchen verschont geblieben ist: der Syphilis und dem Christentum! Das Christentum war der Vor-Bolschewismus, die Moblisierung von Sklavenmassen durch den Juden zum Zwecke der Aushöhlung des Staatsbaues; deshalb haben sich die anständigen römischen Elemente von der neuen Lehre auch ferngehalten. Dabei will Rom dem Bolschewismus zum Vorwurf machen, daß er die christlichen Kirchen zerstört hat, als ob das Christentum damals mit den heidnischen Tempeln nicht das gleiche getan hätte!

21. 10. 41:

Der Chef sagte unter Hinweis auf das Buch "Der Scheiterhaufen" etwa folgendes ("Der Scheiterhaufen. Worte großer Ketzer" Hrsg. von Kurt Eggers, Dortmund 1941):

Wenn man sieht, wie klar unsere besten Männer schon vor 100 oder 200 Jahren die Auswirkungen des Christentums erkannt haben, ist es beinahe eine Schande, daß wir noch nicht weiter sind. Ich habe gar nicht gewußt, wie klar ein Mann wie Julian die Christen und das Christentum beurteilten. Man muß das einmal lesen. Das Christentum war alles zerstörender Bolschewismus … Die entscheidende Verfälschung der Lehre des Jesus kam durch Paulus. Er hat raffiniert die Lehre des Galiläers für seine Zwecke umgefälscht und ausgewertet. Der Galiläer hatte die Absicht sein galiläisches Land von den Juden zu befreien, er wandte sich mit seiner Lehre gegen den jüdischen Kapitalismus, und deshalb haben die Juden ihn getötet. Einer der gemeinsten Kommissare gegen ihn war Saulus. Als Saulus auf einmal merkte, daß sich für die Lehre des Galiläers viele Menschen sogar töten ließen, da kam das, was man 'die Erleuchtung des Saulus' nennt: es war die Einsicht, daß man mit der Lehre des Galiläers, wenn man es richtig anpackte, den römischen Staat, den die Juden haßten, zum Zusammenbruch bringen könne. …

Saulus-Paulus kam die Erleuchtung, daß man den römischen Staat zum Zusammenbruch bringen könne, wenn man die Lehre von der Gleichheit aller Menschen vor einem alleinigen Gott durchsetzte und wenn man die eigenen, angeblich göttlichen Auffassungen über die staatlichen Gesetze erhoben würde. Wenn man dann noch dazu es fertigbrachte, einen Mann als den Stellvertreter Gottes auf Erden durchzusetzen, dann stand dieser Mann mit seinem Gebot und seiner Lehre über allen staatlichen Gesetzen.

Die antiken Staaten hatten Götter und dienten diesen Göttern; aber die Götter-Diener waren Männer des Staates, denn die Götter waren ja die Schutzpatronen der Städte und Staaten. Es wurde die Kraft, die das Volk geschaffen hatte, in diesen Göttern angebetet. Von einem universalen Gott zu reden, ist der Antike gar nicht eingefallen. … Die Römer waren also äußerst tolerant; man hat in Rom deshalb auch einen jeden anbeten lassen, was er wollte, ja, man hatte sogar einen Platz im Tempel dem unbekannten Gott freigehalten; außerdem jeder konnte seinen Gott anbeten wie er wollte, und jeder konnte ohne weiteres seine Auffassung von den Göttern verkünden.

Diese Gelegenheit machte sich Paulus zunutze, denn damit hatten er und seine Männer den Freibrief für den Kampf gegen den römischen Staat. Bis heute blieb diese Methode die gleiche: unter der Tarnung angeblich religiöser Lehren hetzen die Priester gegen den Staat. …

Mit seinem Christentum stellte Paulus der römischen Staatsidee die Idee eines überstaatlichen Reiches gegenüber. Paulus proklamierte die Gleichheit aller Menschen und einen Gott, und indem er dies durchsetzte, mußte die römische Staatsgewalt verblassen. …

Erst unter den Einwirkungen des germanischen Geistes hat nach und nach das Christentum seinen offen bolschewistischen Charakter verloren. Während er abstirbt, will der Jude nun wieder mit dem Urchristentum, dem Bolschewismus beginnen. Das Christentum hat für tausend Jahre das Aufblühen der germanischen Welt niedergehalten: erst im 18. Jahrhundert kamen wir wieder annähernd auf ein Niveau, das die Römer bis zum Einbruch des Christentums bereits hatten.

24. 10. 41:

Die Kirche liegt in immerwährendem Streit mit der freien Forschung. Es gab Zeiten, in denen der Widerstand der Kirche gegen die Forschung so groß war, daß harte Zusammenstöße, geradezu Explosionen erfolgten. Darauf hat sich die Kirche zurückgezogen, und die Wissenschaft hat an Schlagkraft verloren.

Heute wird in der Religionsstunde um 10 Uhr die Schöpfungsgeschichte mit den Worten der Bibel erzählt, während in der Naturkundestunde um 11 Uhr die Entwicklungstheorie vertreten wird. Beides widerspricht sich absolut. Ich habe als Schuljunge den Widerspruch empfunden und mich hineinverbohrt; ich habe dem Professor der zweiten Stunde vorgehalten, was der der ersten gesagt hatte, so daß die Lehrer in Verzweiflung gerieten.

Die Kirche hilft sich damit, daß sie erklärt, die Darstellung der Bibel sei sinnbildlich zu verstehen. Würde einer vor vierhundert Jahren das behauptet haben, so wäre er unter frommen Gesängen geröstet worden.

Weil sie nunmehr tolerant ist, hat die Kirche gegenüber dem Zustand im vorigen Jahrhundert wieder Boden gewonnen. Sie nützt dabei aus, daß es im Wesen der Wissenschaft liegt, grundsätzlich der Wahrheit nachzustreben. Die Wissenschaft ist nichts anderes wie eine Leiter, die man erklimmt. Mit jeder Stufe sieht man ein bißchen weiter, aber an das Ende der Dinge sieht auch die Wissenschaft nicht. Stellt sich heraus, daß das jüngst für wahr Gehaltene auch nur eine Teilerkenntnis ist, so erklärt die Kirche: Wir haben es ja gleich gesagt! Aber: die Wissenschaft kann nicht anders, denn wollte sie dogmatischen Charakter annehmen, so würde sie selbst Kirche.

Wenn man sagt, der Blitz wird vom lieben Gott gemacht, so ist das nicht unrichtig; sicher ist aber, daß der liebe Gott den Blitz nicht so dirigiert, wie die Kirche behauptet. Die Definition der Kirche ist ein Mißbrauch der Schöpfung für irdische Zwecke. Die wirkliche Frömmigkeit ist dort, wo das tiefste Wissen über die Unzulänglichkeit des Menschlichen wohnt. … Liest man Streitschriften aus dem französischen 17. Und 18. Jahrhundert oder die Unterhaltungen Friedrichs II. mit Voltaire, dann muß man sich schämen über den Tiefstand unserer heutigen geringen Einsicht!

25. 10. 41: (Zitierung mit dem ausdrücklichen Zusatz. Inhaltliche Ablehnung wesentlicher Teile des ausgeführten)

Vor dem Reichstag habe ich dem Judentum prophezeit (Reichstagsrede vom 30. 1. 1939), der Jude werde aus Europa verschwinden, wenn der Krieg nicht vermieden bleibt. Diese Verbrecherrasse hat die zwei Millionen Toten des Weltkrieges auf dem Gewissen. Jetzt wieder Hunderttausende. Sage mir keiner: Wir können sie doch nicht in den Morast schicken! Wer kümmert sich denn um unsere Menschen? Es ist gut, wenn uns der Schrecken vorausgeht, daß wir das Judentum ausrotten. Der Versuch einen Judenstaat zu gründen, wird ein Fehlschlag sein.

Das Buch mit den Aussprüchen des Kaisers Julian müßte man in Millionen verbreiten: Eine wunderbare Einsicht, antike Weisheit, ein Erkennen, es ist phantastisch! Überhaupt: Mit welcher Klarheit hat das 18. und vor allem das vergangene Jahrhundert das Christentum und die Entwicklung, welche die Kirche genommen hat, beurteilt!

Planmäßig ist das Christentum darauf ausgegangen, die Geistesarbeit der Antike auszurotten. Was auf uns kam, ist uns durch Zufall überliefert, oder es sind liberale römische Schriftsteller. …

Ich glaube keine Sekunde an irgendeine Schilderung römischer Cäsaren, wie sie uns überliefert ist. Nie hat Nero Rom angezündet, das haben die Christen-Bolschewiken gemacht, wie die Kommune 1871 Paris und 1933 den Reichstag in Flammen steckte.

Es gibt eine gewisse protestantische Muckerei, die unerträglich ist; der Katholizismus hat das Gute, daß er die evangelische Sittenstrenge nicht kennt. In katholischen Gegenden lebt es sich insofern besser, als der Geistliche menschlichen Schwächen selber leichter erliegt und weiß er zuläßt, daß seine Schäflein das Sündigen nicht allzu schwer nehmen. Wovon soll die Kirche leben, wenn nicht von der Sünde der Menschen? Wenn einer nur an die Beichte glaubt, ist es schon gut. Der Ablaß, der mit einer kleinen Buße verbunden ist, gibt der Kirche ihr Brot; dann will der neue Erdenbürger getauft sein; und so wächst stetig das Geschäft. Daher gibt es in katholischen Gegenden auch viel mehr uneheliche Geburten als in evangelischen. In Österreich war der Protestantismus frei von Muckerei, eine Protestbewegung, und stand absolut auf deutscher Seite.

Ein Unfug ist es, daß einer, wenn er aus der Kirche austritt, noch ein Jahr weiter Steuer zahlen muß. Es soll so werden, daß eine bloße Zuschrift: Ich trete aus! Genügt und daß von Stund an nichts mehr gezahlt zu werden braucht; wir wollen damit nur noch warten, bis Friede ist. …

Was hat sich die Kirche im Laufe dieser eineinhalbtausend Jahre nicht für Einnahmequellen erschlossen: Es ist ein endloses Geschäft! Ich bin gezwungen, ungeheuer viel bei mir aufzuhäufen; das bedeutet aber nicht, daß in mir erlischt, was ich, ohne gleich zu reagieren, zur Kenntnis nehme. Es kommt auf ein Konto; eines Tages wird das Buch herausgezogen. …

Es hat keinen Sinn, künstlich sich zusätzliche Schwierigkeiten zu machen; je klüger man verfährt, desto besser. Wenn ich so Reden von einem Menschen wie dem (Bischof) Galen lese, so sage ich mir: Nadelstiche zu versetzen ist zwecklos; besser man schweigt …

Nur mit geistigen Mitteln kommt man nicht weiter Elementen gegenüber, denen es auf die Wahrheit gar nicht ankommt. Wie gegen eine Kirche vorgehen, deren Priester genau wissen, daß alles Betrug ist, die aber davon leben? Ich breche in deren Geschäft ein, sie sehen in mir einen Eindringling in ihre Existenz! …

Unzählige gehen heute schon weg; aber es gibt einen gewissen Restbestand, mit dem ich nicht fertig werde. Den heiligen Vater kann ich nicht bekehren; wenn einer einen so riesigen Betrieb hat, kann ich ihm doch nicht einreden, er solle es aufgeben; er lebt doch davon! Ich gebe ihm auch zu, er kennt nichts anderes, wenn er darin aufgewachsen ist.

Bei Frauen bin ich dagegen, daß man mit Gewalt eingreift; sie können ein anderes Leben nicht mehr führen, sie sind hilflos. …

11. 11. 41:

Ich habe immer die Auffassung vertreten, die Partei tut gut, sich von der Kirche fernzuhalten: Feldgottesdienste hat es bei uns nie gegeben. Lieber, sagte ich mir, lasse ich mich selber eine Zeitlang exkommunizieren oder verbannen. Die Freundschaft der Kirche kommt einem teuer zu stehen, denn - habe ich Erfolg, so muß ich mir nachher sagen lassen: Durch den Segen der Kirche hast du's erreicht! Da mache ich die Sache doch lieber ohne Segen, und es wird mir keine Rechnung vorgelegt!

Rußland war der bigotteste Staat, den es gibt. Alles war mit religiösen Zeremonien verbunden. Das hat die Russen aber nicht gehindert, Prügel zu bekommen. Das Gebet der 140 Millionen Russen hat offenbar weniger genützt beim lieben Gott als der zahlenmäßig viel kleineren japanischen Nation. Genau so war im Weltkriege das Gewicht ihrer Gebete offenbar geringer als das unserer Gebete. Aber nicht einmal im Innern vermochten die Pfaffen die Erhaltung des bestehenden Zustandes zu sichern: es kam der Bolschewismus! Ja, die pfäffisch-reaktionären Kreise haben dazu mitgeholfen.

Die Pfaffen werden gefährlich, wenn es einem Staat schlecht geht; dann sammeln sich die negativen Elemente und schaffen damit Unruhe. Was haben die Päpste doch den deutschen Kaisern für Schwierigkeiten bereitet! Gern würde ich sämtliche Pfaffen antreten lassen, damit sie dafür sorgen, daß so ein englischer oder ein russischer Flieger nicht kommt. Aber dem Staat nützt momentan mehr, wer die Pak (Panzerabwehrkanone) macht, als wer mit dem Wedel herumgeht.

In den romanischen Ländern ist es immer an der Kippe gewesen, daß der Bolschewismus durch eine Radikalkur beseitigt, was an sich nicht mehr haltbar ist. Als im Altertum die Plebejer für das Christentum mobilisiert wurden, hatte die Intelligenz mit den antiken Kulten nichts mehr zu tun. Heute kann niemand mehr die Lehre der Kirche ernst nehmen, der mit der Naturforschung vertraut ist. Was im Widerspruch steht zu den Naturgesetzen, kann nicht von Gott sein, und der liebe Gott macht mit dem Blitzstrahl auch vor der Kirche nicht Halt. Die ganz wesentlich auf antiken Vorstellungen aufgebaute religiöse Philosophie steht unter dem Niveau der heutigen Menschheit. In Italien und Spanien endet das mit dem Gurgelabschneiden. Das will ich für uns nicht.

Ich weiß nichts über dass Jenseits und bin ehrlich genug, das zu bekennen. Andere behaupten, davon etwas zu wissen, ohne daß ich ihnen nachweisen kann, es sei anders. Einem Bauernweibchen will ich meine Philosophie nicht aufzwingen. Die Lehre der Kirche ist auch eine Art Philosophie, wenn auch nicht nach der Wahrheit strebend. Nachdem die Menschen große Dinge nicht mitdenken können, so schadet das nichts. Irgendwie mündet das alles ein in eine Erkenntnis der Hilflosigkeit des Menschen dem ewigen Naturgesetz gegenüber. Das ist nicht schädlich, wenn wir nur zu der Erkenntnis kommen, daß die ganze Rettung des Menschen darin liegt, daß er die göttliche Vorsehung zu begreifen versucht und nicht glaubt, er könne sich gegen das Gesetz aufbäumen. Wenn der Mensch sich also demütig den Gesetzen fügt, dann ist das wunderbar.

Nachdem alle Erschütterungen von Übel sind, hielte ich es für das schönste, wenn wir die Einrichtung allmählich durch eine geistige Aufklärung überwinden und schmerzlos machen, zu einer gewissen Milde bringen. Das allerletzte könnten Frauenklöster sein!

13. 12. 41:

Der Krieg wird sein Ende nehmen und ich werde meine letzte Lebensaufgabe darin sehen, das Kirchenproblem noch zu klären. Erst dann wird die deutsche Nation ganz gesichert sein. Ich kümmere mich nicht um Glaubenssätze, aber ich dulde nicht, daß ein Pfaffe sich um irdische Sachen kümmert. Die organisierte Lüge muß derart gebrochen werden, daß der Staat absoluter Herr ist.

In meiner Jugend stand ich auf dem Standpunkt: Dynamit! Heute sehe ich ein, man kann das nicht über das Knie brechen. Es muß abfaulen wie ein brandiges Glied. So weit müßte man es bringen, daß auf der Kanzel nur lauter Deppen stehen und vor ihnen nur alte Weiblein sitzen. Die gesunde Jugend ist bei uns.

Gegen eine absolute Staatskirche, wie sie die Engländer haben, habe ich nichts. Aber es kann nicht wahr sein, daß man auf die Dauer durch eine Lüge eine Welt halten kann. Erst im sechsten, siebenten, achten Jahrhundert ist unseren Völkern durch die Fürsten, die es mit den Pfaffen hielten, das Christentum aufgezwungen worden. Vorher haben sie ohne diese Religion gelebt. Ich habe sechs SS-Divisionen, die vollständig kirchenlos sind und die doch mit der größten Seelenruhe sterben.

Christus war ein Arier, aber Paulus hat seine Lehre benutzt, die Unterwelt zu moblisieren und einen Vorbolschewismus zu organisieren; mit dessen Einbruch ging die schöne Klarheit der antiken Welt verloren. Was ist das für ein Gott, der nur Wohlgefallen hat, wenn die Menschen sich vor ihm kasteien! Ein ganz einfaches, klares, einleuchtendes Verfahren: Der liebe Gott setzt die Voraussetzungen für den Sündenfall; nachdem es mit Hilfe des Teufels endlich geklappt hat, bedient er sich einer Jungfrau, um einen Menschen zu gebären, der durch seinen Tod die Menschheit erlöst! Der Mohammedanismus könnte einen doch vielleicht noch für seinen Himmel begeistern. Aber wenn ich mir den faden christlichen Himmel vorstelle! Da hat man einen Richard Wagner auf der Erde gehabt, und drüben hört man Halleluja und sieht nichts als Palmwedel, Kinder im Säuglingsalter und alte Menschen. Ein Insulaner verehrt wenigstens noch Naturkräfte. Das Christentum ist das Tollste, das je ein Menschengehirn in seinem Wahn hervorgebracht hat, eine Verhöhnung von allem Göttlichen. Ein Neger mit seinem Fetisch ist ja einem, der an das Wunder der Verwandlung ernstlich glaubt, turmhoch überlegen.

Es ist gut, daß ich die Pfaffen nicht hereingelassen habe in die Partei. Am 21. März 1933 - Potsdam - war die Frage: Kirche oder nicht Kirche? Ich habe den Staat gegen den Fluch der beiden Konfessionen erobert; wenn ich damals angefangen hätte, mich der Kirche zu bedienen - wir sind an die Gräber gegangen, während die Männer des Staates in der Kirche waren -, so würde ich jetzt das Schicksal des Duce teilen; für sich ist er ein Freigeist, aber er hat begonnen mit Konzessionen, während ich mich an seine Stelle mehr nach der revolutionären Seite gewandt hätte. Ich würde im V(atikan) einmarschieren, die ganze Gesellschaft herausholen. Ich würde sagen: Verzeihung, ich habe mich geirrt! Aber: die sind weg!

Immerhin, wir wollen nicht wünschen, daß die Italiener oder die Spanier das Christentum verlieren: Wer es hat, hat stets Bazillen bei sich!

14. 12. 41:

(Reichskirchen)Minister Kerrl wollte im edelsten Sinne eine Synthese herstellen zwischen Nationalsozialismus und Christentum. Ich glaube nicht, daß das möglich ist; der Grund liegt im Christentum selbst.

Das, womit ich mich noch abfinden könnte, ist das Christentum der päpstlichen Verfallszeit; sachlich gesehen ist es gefährlich, propagandistisch ist es eine Lüge. Aber ein Papst, der, wenn schon er ein Verbrecher war, doch große Meister beschäftigt und viele Schönheiten geschaffen hat, ist mir sympathischer als ein protestantischer Pfarrer, der zurückgeht auf den Urzustand des Christentums.

Das reine Christentum, das sogenannte Urchristentum, geht auf die Wahrmachung der christlichen Theorie aus: Es führt zur Vernichtung des Menschentums, ist nackter Bolschewismus in metaphysischer Verbrämung.

8. 2. 42:

Der größte Krebsschaden sind unsere Pfarrer beider Konfessionen! Ich kann ihnen jetzt die Antwort nicht geben, aber das kommt alles in mein großes Notizbuch. Es wird der Moment kommen, wo ich mit ihnen abrechne ohne langes Federlesen.

Wir wissen nicht, was wirklich gefährlicher ist: wenn ein Pfaffe vaterländisch tut oder wenn er sich feindlich zeigt. So, wie es lief, haben sie mir zu meinem Entschluß verholfen. Solange ich wild bin, bin ich nicht gefährlich. Wenn ich einmal ruhig geworden bin, dann steht bei mir ein Entschluß fest, und dann wollen wir sehen, wer dann brüllt! Ich werde über juristische Zwirnsfäden nicht stolpern in solchen Zeiten. Da entscheiden nur Zweckmäßigkeitsvorstellungen! Ich schätze, daß in zehn Jahren das alles ganz anders aussieht.

Um die grundsätzliche Lösung kommen wir nicht herum. Glaubt man, daß es notwendig ist, auf eine Sache, die man als Unwahrheit begreift, die menschliche Gesellschaft aufzubauen, so ist die Gesellschaft gar nicht erhaltenswert. Glaubt man, daß die Wahrheit genügend Fundament sein kann, dann verpflichtet einen das Gewissen, für die Wahrheit einzutreten und die Unwahrheit auszurotten. Jedes Jahrhundert, das sich mit dieser Kulturschande weiterhin belastet, wird von der Zukunft gar nicht mehr verstanden werden. Wie der Hexenwahn besiegt werden mußte, so muß auch dieser Rest beseitigt werden. Aber man braucht erst ein gewisses Fundament.

26. 2. 42:

Es wird das unvergängliche Verdienst der nationalsozialistischen Bewegung sein, daß sie verstanden hat, den Lauf der Revolution im rechten Augenblick abzustoppen. Das ist ein schönes Wort: Volkserhebung! Unzählige Revolutionen hat es gegeben, in denen der Wagen die Bergeshöhe erreicht hat, um dann zerschmettert in der Tiefe anzukommen. Ganz selten ist es geglückt, eine Revolution in die Evolution überzuleiten. … Die Masse hat kein Gefühl dafür, wo die Zerstörung anfängt, sinnlos zu werden. …

Die Kluft zwischen den Vermögenden und den Unvermögenden kann man heute mit dem Trost der Kirche nicht mehr ganz überbrücken. Ich muß gestehen, wenn ich die Wahl hätte, es mir auf Erden gut gehen zu lassen oder jetzt zu darben, dafür aber im Himmel Halleluja zu singen, ich würde mich nicht für das Singen entscheiden. … Wir stehen heute sicher in einer der größten Umwälzungen, welche die menschliche Geschichte kennt. Im Grunde ist es der Zusammenbruch des Christentums, was wir erleben. Angefangen hat das mit der Lutherischen Revolution. Die Brandfackel war die These von der Freiheit des Wortes und des Glaubens; das Erschütternde war das Sichaufbäumen gegen die Autorität. Es gab bis dahin ja nur eine Autorität, die des Papstes. Dem weltlichen Arm war seine Macht vom Papst nur geliehen. Auf die Dauer kann sich das Dogmengebäude gegen die Erkenntnisse des Geistes nicht halten.

Wollte man die Bibel in ihrem ganzen Umfang veröffentlichen, so könnte sich heute kein Mensch mehr ganz dazu bekennen; man kann auch nicht im Unterricht um elf Uhr das Gegenteil von dem verkünden, was um zehn Uhr gelehrt wurde. Auch die antike Welt ist daran zugrunde gegangen, daß der Himmel ihrer Mythologie nicht mehr zu dem Bild paßte, welches die sozialen Verhältnisse boten....

Wenn der liebe Gott an der Erkenntnis ein Interesse hätte, wozu dann die Knieschienen und Daumenschrauben? Nun kommt dazu, daß unter diesen Katholiken der größte Teil das selber gar nicht glaubt. Nur die alten Weiblein gehen in die Kirche: weil sie der irdischen Lust entsagen müssen. Das ist lauter dürres Holz, zu gewinnen ist dabei nichts. …

Das, was der Mensch vor dem Tier voraushat, der vielleicht wunderbarste Beweis für die Überlegenheit des Menschen, ist, daß er begriffen hat, daß es eine Schöpferkraft geben muß. Man braucht nur durch ein Teleskop oder durch ein Mikroskop zu sehen: Da erkennt man, daß der Mensch die Fähigkeit hat, diese Gesetze zu begreifen. Da muß man aber doch demütig werden! Wird diese Schöpferkraft mit einem Fetisch identifiziert, dann bricht die Gottesvorstellung zusammen, wenn der Fetisch versagt.

Warum überhaupt kämpfen, wenn es mit Gebet zu machen ist! Im spanischen Konflikt hätte die Kirche sagen müssen, wir verteidigen uns durch die Kraft des Gebets. Sie hat aber die Heiden finanziert, mittels deren die heilige Kirche sich ihr Leben erhalten hat.

Wenn ich ein armer Teufel bin und keine Zeit mehr habe zu bereuen, aus! Habe ich vorher zehn Mark gehabt und die vorausbezahlt, dann ja! Das soll nun der Schöpfer der Welt gewollt haben!

Wenn ein kleines Bauernweibchen oder ein kleiner Prolet das glaubt, gut, da sage ich gar nichts. Aber wenn Leute, die intelligent sind, einem so satanischen Aberglauben huldigen! Dafür hat man Hunderttausende gefoltert! Und das mit der Heuchelei der Liebe! Ich glaube nicht, daß etwas, was eine Lüge ist, ewig Bestand hat. Ich glaube nicht, daß auf die Dauer die Wahrheit unterdrückt werden kann. Sie muß siegen. …

Ich persönlich werde mich einer solchen Lüge niemals fügen, nicht weil ich andere ärgern will, sondern weil ich darin eine Verhöhnung der ewigen Vorsehung erkenne. Ich bin froh, daß ich mit denen keine innere Verbindung habe. … Wie wir am 21. März 1933 zur Kirche gehen sollten, habe ich mich geweigert. Ich habe mich nie in der Partei nie darum gekümmert, welcher Konfession meine Umgebung war. Ich möchte nicht im Umkreis von zehn Kilometern einen Pfaffen sehen, wenn ich heute beerdigt werde. Wenn mir ein solcher helfen könnte, dann würde ich an der Vorsehung verzweifeln. Ich handle entsprechend dem, was ich erkenne und begreife. Ich kann nicht verhindern, daß so einer still betet, aber Fluch dulde ich nicht, und auf deren Gebet verzichte ich.

7. 4. 42:

Beim Abendessen bemerkte der Chef, daß es eigentlich ein Skandal sei, daß die Kirchen vom Deutschen Reich im Gegensatz zu allen ausgesprochen katholischen Ländern - Spanien ausgenommen - außerordentlich hohe Staatszuschüsse erhalten.

Wenn er sich nicht irre, bekämen die Kirchen auch heute noch 900 Millionen RM. Dabei bestehe ein Hauptteil der Pfarrerarbeit im Unterminieren der nationalsozialistischen Politik, wie ja die katholische Kirche auch stets versucht habe, sich in Zeiten nationaler Anspannung auf Kosten der deutschen Allgemeinheit rücksichtslos machtmäßige Positionen zu erwerben. Die Not der deutschen Kaiser und des Reiches sei für die Pfaffen nie ein Anlaß gewesen, ihre deutsche Gesinnung unter Beweis zu stellen, sondern stets nur, ihre egoistischen Geschäfte zu betreiben.

Es sei deshalb wirklich zu bedauern, daß ein so gewaltiger Mann wie Luther, der die katholische Kirche so stark in ihren Grundfesten erschüttert habe, nur Epigonen als Nachfolger gefunden hätte. Andernfalls wäre es niemals möglich gewesen, die katholische Kirche in Deutschland noch einmal auf eine wenigstens einigermaßen solide Basis zurückzuführen und damit ihren Bestand bis in die heutige Zeit hinein zu sichern.

Er überlege sich ernstlich, ob man die bisher der Kirche gezahlten Millionen nicht zum größten Teil benutzen solle, um im Osten Wehrbauernhöfe einzurichten.

Der katholischen Kirche möchte er eigentlich nur einen Höchstbetrag von 50 Millionen zuwenden. Dieser sei am besten an die Kirchenfürsten zu zahlen, denen man die Verteilung anheimstellen könne, da eine "gerechte" Verteilung bei der Kirche ja "offiziell" als verbürgt angesehen werden dürfe.

Mit diesen 50 Millionen würde man mehr erreichen als mit den bisher gezahlten 900 Millionen. Denn: Da die Kirchenfürsten über sie nach eigenem Gutdünken verfügen dürften, würden sie nach den geschichtlichen Erfahrungen ihm dieses Betrages wegen die Stiefel ablecken. Und wenn man sich die Kirchenfürsten mit Geld kaufen könne, solle man es ja tun. Er stehe auch auf den Standpunkt, daß man jeden Kirchenfürsten, der sein Leben genießen wolle, um Gottes willen nicht stören solle. Gefährlich seien nur die hohläugigen fanatischen Asketen.

Nach diesem Kriege werde er Maßnahmen treffen, die der katholischen Kirche die Nachwuchsgewinnung außerordentlich erschweren würden. Er würde nämlich nicht mehr zulassen, daß Kinder sich bereits mit 10 Jahren für den Eintritt in geistliche Orden entscheiden, wo sie noch gar nicht wissen, was sie mit dem Zölibat und so weiter alles auf sich nahmen. Nach dem Kriege würde nur der sich zum geistlichen Beruf entschließen können, der das 24. Lebensjahr vollendet und Arbeitsdienst und Wehrdienst hinter sich habe. Wer dann noch das Zölibat auf sich nehmen wolle, der möge mit Gott Priester werden. …

Interessant sei in diesem Zusammenhang zu wissen, wie sich die Klöster bisher gefüllt haben. Für Frauen gelten ja besondere Momente überwiegend gefühlsmäßiger Art als Anlaß zum Eintritt in ein Kloster. Bei den Männern hingegen seien es überwiegend nicht Gründe des Gefühls oder der Vernunft gewesen, sondern äußere Notlage und so weiter.

Bei den Klosterprozessen habe er in vielen Fällen feststellen müssen, daß Arbeitslose in ihrer Not in die Klöster eingetreten seien und, wenn sie später versucht hätten, aus den Klöstern wieder zu entkommen, von den Pfaffen wieder eingefangen und zurückgebracht worden seien. Es sei deshalb erfreulich, daß man durch Auflösung der Klöster manchen arbeitsfähigen und arbeitswilligen Mann seine persönliche Freiheit zurückgeben könne. Die Auflösung der Klöster mache, da die Klöster überwiegend eigene Rechtspersönlichkeit hätten und daher durch private Verträge mit dem Prior liquidiert werden könnten, keine großen Schwierigkeiten.

Man setze einfach dem Prior eine monatliche Rente von 500,-RM und seinen engsten Mitarbeitern monatlich Renten von 200,-RM oder 100,-RM aus, und schon seien sie in vielen Fällen zur Aufgabe ihres klösterlichen Daseins bereit. Im früheren Österreich habe man auf diese Weise an die 1000 Klöster aufgelöst.

Zu bedauern sei, daß in der Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche die Evangelische Kirche nicht als Gegner von Format gewertet werden könne.

Schon Äußerlichkeiten beim alljährlichen Diplomatenempfang hätten ihm das gezeigt. Der Nuntius und der ihm begleitende Bischof seien so prächtig gekleidet gewesen, daß sie die katholische Kirche wahrhaft würdevoll repräsentiert hätten. Die Vertreter der Evangelischen Kirche hätten unsaubere Kragen und dreckige Gehröcke gehabt und in diesem Aufzug das ganze Bild so gestört, daß er ihnen habe mitteilen lassen, daß er bereit sei, ihnen auf Staatskosten zum nächsten Diplomatenempfang eine anständige Bekleidung zur Verfügung zu stellen. Ihre Vertreter seien derartige Spießer, daß sie seinerzeit den Reichsbischof sogar bei ihm madig zu machen versucht hätten mit der Mitteilung, daß er sich für 1400,-RM ein neues Schlaf- und Wartezimmer angeschafft habe. Er habe den Herren darauf nur erwidern können, wenn sie einen Anschaffungspreis von 30 000,- RM beim Reichsbischof als dem Papst der Evangelischen Kirche beanstandet hätten, hätte er nichts dagegen einzuwenden gehabt und die Kosten auf den Staat übernommen. So aber sprächen sie sich selbst ihr Urteil.

Diese Art Männer habe gar nicht das Format, um die Evangelische Kirche zu einem nicht zu unterschätzenden Gegner der katholischen Kirche zu machen. Sie seien noch nicht einmal ehrlich.

So habe Reichsmarschall Göring seinerzeit, als der Kampf um die Absetzung des Reichsbischofs im Gange war, eine Telefonat des Pfarrers Niemöller mitschreiben lassen, indem im Hinblick auf eine Besprechung bei Hindenburg gesagt wurde:

"Dem Alten haben wir eine letzte Ölung gegeben. Wir haben ihn so eingeschmiert, daß er den Hurenbock jetzt endgültig raussetzt."

Als Niemöller bei einer Vorsprache am selben Tage mit heuchlerischen Worten und vielen Bibelzitaten ihn, den Führer, zu einem Eingreifen gegen den Reichsbischof habe bestimmen wollen, habe er den Inhalt dieses Telefonats durch Göring verlesen lassen. Göring habe dagestanden wie weiland Bismarck bei der Kaiserproklamation in Versailles, mit breitgestellten Beinen.

Die Abgesandten der Evangelischen Kirche seien daraufhin vor Schreck so in sich zusammengerutscht, daß sie fast nicht mehr dagewesen seien.

Reichspräsident von Hindenburg, dem er anschließend über diesen Vorfall Bericht erstattet habe, habe darauf hin unter diese ganze Auseinandersetzung mit der Bemerkung einen Strich gezogen: "Jedes Pfäfflein dünkt sich doch wahrlich ein Papst zu sein."

11. 4. 42:

Beim Abendessen betonte der Chef, daß Rosenbergs "Mythos" nicht als ein parteiamtliches Werk angesehen werden könne. Er, der Chef, habe es seinerzeit ausdrücklich abgelehnt, diesem Buch parteipäpstlichen Charakter zu geben, da schon sein Titel schief sei. Denn man könne nicht sagen, daß man den Mythos des 20. Jahrhunderts, also etwas Mystisches, gegen die Geistesauffassungen des 19. Jahrhunderts stellen wolle, sondern müsse als Nationalsozialist sagen, daß man den Glauben und das Wissen des 20. Jahrhunderts gegen den Mythos des 19. Jahrhunderts stelle.

Bemerkenswert sei, daß die Hauptleserschaft dieses Rosenbergschen Werkes nicht unter den Altparteigenossen zu suchen sei. Man habe in der ersten Zeit nach dem Erscheinen sogar die größten Schwierigkeiten gehabt, um überhaupt die Erstlingsauflage absetzen zu können. Erst als das Werk in einem Hirtenbrief erwähnt worden sei, sei es gelungen, die ersten 10 000 Exemplare loszuwerden. Daß der Münchner Kardinal Faulhaber so dumm gewesen sei, auf einer Bischofskonferenz Zitate aus dem "Mythos" anzuführen und anzugreifen, habe erst die zweite Auflage ermöglicht. Als das Buch dann auf den Index gekommen sei, da man eine Häresie der Partei unterstellt habe, sei die Nachfrage nach dem Buch weiter gestiegen. Und als dann von der katholischen Kirche all die Kampfschriften gegen die Rosenberg'schen Gedankengänge mit all ihren Erwiderungen herausgekommen seien, sei die Auflagenziffer auf 170 000 beziehungsweise 200 000 hinaufgeklettert.

Er, der Chef, freue sich immer, wenn er feststellen müsse, daß eigentlich nur unsere Gegner in dem Buch richtig Bescheid wüßten. Ebenso wie viele Gauleiter habe auch er es nämlich nur zum geringen Teil gelesen, da es seines Erachtens auch zu schwer verständlich geschrieben sei.

7. 6. 42:

Bei … Besprechungen habe er immer wieder darauf hinweisen müssen, daß es einen Landesverrat aus idealistischer Gesinnung nicht gebe. Wenn man überhaupt ein auf der Ebene des Landesverrats liegendes Delikt auf gewisse idealistische Hemmungen zurückführen wolle, so nur das der Kriegsdienstverweigerung aus religiösen Motiven. Diesen Elementen, die aus religiöser Überzeugung nicht kämpfen wollten, müsse man aber entgegenhalten, das sie offenbar aber essen wollten, was andere erkämpfen, daß das im Sinne einer höheren Gerechtigkeit nicht angehe und man sie deshalb verhungern lassen müße. Wenn man davon Abstand genommen und sie, die sogenannten Bibelforscher, 130 an der Zahl, erschossen habe, so sei das seiner besonderen Milde zu verdanken. Übrigens hätten sich diese 130 Erschießungen wie ein die Atmosphäre reinigendes Gewitter ausgewirkt. Tausenden ähnlich Gesinnter sei bei der Nachricht von den Erschießungen der Mut vergangen, sich unter Hinweis auf irgendwelche Bibelstellen ebenfalls um den Kriegsdienst herumdrücken zu suchen.

4. 7. 42

Rosenberg habe ihm in der Kampfzeit einmal einen Leitartikel vorgelegt, indem er auf Angriffe der katholischen Kirche geantwortet habe. Er habe ihm die Veröffentlichung dieses Artikels verboten. Daß Rosenberg sich seinerzeit überhaupt auf eine Diskussion mit der Kirche eingelassen habe, habe er immer für falsch gehalten. Denn gewinnen habe Rosenberg dabei sowieso nichts können, da die aufgelockerten Katholiken dem Standpunkt der Kirche von sich aus schon innerlich kritisch gegenübergestanden hätten. Bei den strenggläubigen Katholiken hingegen habe er für seine "ketzerischen" Ausführungen nicht nur kein Verständnis erwarten dürfen, sondern es voraussehen müssen, daß die Gegenpropaganda ihn bei ihnen wegen fürwitzigen Grübelns in Glaubenssachen als einen mit einer Todsünde Belasteten mit Erfolg "diskriminieren" werde.

1. 8. 42:

Das Tischgespräch geht um das Unglaubliche der kulturellen und politischen Zustände in Amerika, wie es ein Buch schildert, das R(eichsleiter) B(ormann) dem Chef vor einigen Tagen gegeben hat. (Eric Linklater, Juan in Amerika. Stuttgart 1942). Der Gesandte H(ewel) unterstreicht, daß nicht nur in Amerika, sondern auch in England alles gläubig hingenommen wird, was man dem Volk vorsagt, und sei es noch so blöde.

Der Chef erinnert sich der Haeuser-Versammlung, die er in Stuttgart erlebt hat. Genauso sei das da gewesen! Der Kerl, ein Idiot, der geisteskrank war oder ein Schwindler erster Klasse, habe die Hörer als Ochsen, Säue, Rindviecher beschimpft, und da seien doch Leute dringesessen, die sehr ernst waren! In München habe Haeuser bei einem Wahlgang 29 000 Stimmen bekommen, weil man sich unter Haeuser-Partei eine Vertretung von Wünschen der Hausbesitzer vorgestellt habe; der Reichskanzler Stresemann hatte 27 000 Stimmen.

Der Generalfeldmarschall (Göring) wirft ein, ähnlich sei es bei uns auch mit den Bibelforschern gewesen. Der Chef: Das muß man ausrotten! Wenn die Gesellschaft vor derartigen asozialen Tendenzen kapituliert, dann löst sie sich einfach auf. Das darf man nicht dulden. Bei allen Tierstaaten ist es bereits der Fall, daß asoziale Elemente ausgemerzt werden! Sonst kann man erleben, wie wir es 1918 erleben mußten, daß im Augenblick der Schwäche diese Elemente zur Macht kommen! …

R(eichsleiter) B(ormann) spricht von den Schenkungen, mit denen Franco nahezu jeden Tag die Macht der Kirche stärkt. Der Chef: In Bayern war es genauso! Der Held hat Waldungen im Wert von 30, 40 Millionen an die Kirche zurückgegeben, Waldungen, die durch die Säkularisation an den Staat gekommen waren. Die Kirche hat es verstanden, das Diesseitige mit dem Jenseitigen auszugleichen. Die Armen haben geglaubt, sie müßten arm sein und mit Kind und Kindeskind arm bleiben, denn die anderen, die hier reich sind, ins Himmelreich gehen sie nicht ein!

Wenn man die Leute sehr dumm hält, kann man damit die einmal gegebene soziale Ordnung aufrechterhalten. So rechtfertigt sich in den Augen von Kirchenfreunden das päpstliche Regiment. Cramer-Klett sagte mir einmal, er sei Katholik geworden, als er gesehen hätte, daß Luther mit seiner Revolution die Autorität an sich erschüttert hat.

Ja, aber sage ich mir, daß der Mensch den Verstand bekommen hat, um sich seiner zu bedienen, und ich glaube nicht, daß auf die Dauer etwas bestehen kann, das sich versündigt gegen die dem Menschen gegebene Einsicht. In keiner Zeit kann einer auf etwas bestehen, was dem unterdes fortgeschrittenen Wissen widerspricht. Ich darf nicht den als Lügner bezeichnen, der auf das Weltbild des Aristoteles oder Ptolemäus schwört, solange es ein anderes nicht gibt. Aber, wenn man gegen seine Einsicht an dem alten Weltbild festhält, wird man Lügner. Es gibt kein Wissen, das sich nicht ständig ändert. In meinen Augen gehört es zur Aufrichtigkeit des Menschen, daß er an Unwahrheiten nicht festhält.

Die Kirche hat sich auf einen Standpunkt gestellt, indem sie das Rätselhafte mit ganz bestimmten Vorstellungen umgibt und erklärt. Geht sie mit der Zeit mit, dann verliert sie den Boden unter den Füßen. Folglich stellt sie sich entgegen. Über das Wesen der Erscheinungswelt ist damit nichts gesagt, daß ein Pfaffe sich eine von einem schlechten Menschen kopierte Gottesvorstellung macht. Insofern ist der Mohammedaner weiter; er sagt: Von Allah kann man sich kein Bild machen! Die größte Gefahr sehe ich darin, daß durch das Christentum die einem ewigen Wechsel unterworfene Vorstellung des Jenseitigen mit soviel irdischen kleinen Sachen verbunden wurde, daß wenn die kleinen Sachen einmal zerbrechen, die Menschen reif sind zur Umkehrung, dem materialistischen Bolschewismus! Das ist das Tieftraurige. Damit entfällt der Maßstab für den Menschen selbst: Er verliert jeden Halt; bildet er sich ein, daß er der Herr der Natur sei, dann hört alles auf!

Führt die Kirche in Spanien konsequent ihren Weg weiter, so muß das wieder auf dem Scheiterhaufen enden.

Das ist eines der staunenswertesten Kapitel, wie schnell Kemal Atatürk mit seinen Pfaffen fertig wurde! 39 hat er einmal sofort hängen lassen. Er hat sie restlos beseitigt. In Konstantinopel ist die Hagia Sophia ein Museum! Der D(uce) hat mir 1934 in V(enedig) gesagt. Der Papst wird eines Tages aus Italien ausziehen, zwei Herren können nicht sein! …

Der russische Pope war nicht verhaßt, sondern verachtet, ein richtiger Zeck, der an seiner Gemeinde hing, vom Osterkuchen angefangen. Die russischen Fürsten waren nie die Sklaven der Kirche, sehr zum Unterschied von den spanischen und auch den deutschen. Der spanische Geistliche ist verhaßt. Sie werden dort ausgerottet werden.

Alle, die den Kurs von Franco beobachtet haben, sagen: Das führt wieder zur Revolution. Die Umwelt kann nicht durch chinesische Mauern von Spanien ferngehalten werden. Das Ende wird die Explosion sein. Auch hier wieder ein elementares Gesetz: Die Parasiten erkennen nicht, daß sie in ihrer Habgier den Boden mitzerstören, auf dem sie stehen. Die Kirche von heute ist nichts als eine Erwerbsgemeinschaft auf der Basis der Förderung der menschlichen Dummheit. Wenn 1936 ich mich nicht entschlossen hätte, die ersten Ju's zu schicken, wäre Franco nicht durchgekommen. Heute ist es die heilige Isabella gewesen! Isabella, die Katholikin, war das größte H…; sie hat vom Papst die Tugendrose erhalten um die gleiche Zeit, wo unser Ludwig wegen der Lola Montez in Bayern fast gekreuzigt wurde"!

11. 8. 42:

Die Aufgabe der Pfaffen war seit jeher, die Reichsgewalt zu untergraben. Solange wir die Pfaffen dulden, geschieht uns das ganz recht. Jedes Volk hat die Pfaffen, die es verdient. Ich kann das jetzt nicht ändern, darum lobe ich sie recht. Aber diesen Kampf der deutschen Geschichte werde ich endgültig einmal für immer zum Austrag bringen. Das mag manchen schmerzen, aber ich werde die Pfaffen die Staatsgewalt spüren lassen, daß sie nur so staunen. Ich schaue ihnen jetzt nur zu. Würde ich glauben, daß sie gefährlich werden, würde ich sie zusammenschießen. Dieses Reptil erhebt sich immer wieder, wenn die Staatsgewalt schwach wird. Deshalb muß man es zertreten.

Brauchen wir eine jüdische Erzählung? Das Schicksal von so ein paar dreckigen Lausejuden, von Epileptikern, was geht uns das an? Der Graf Preysing ist ein absolutes Rabenaas. Die größeren Rabenaase sind die, die zuerst in der demütigen Maske daherkommen. Da muß man sagen: Bestie! Ein pfäffischer Inquisitor ist dagegen eine natürliche Sache. Die Gemeinheit mit der Heuchelei. Das muß einmal ausgeschöpft werden. Wie wenig man die Pfaffen braucht, das sieht man ja hier. Wir haben einen Gegner, der stirbt zu Millionen und hat nicht einen dieser Lügner. Die katholische Kirche hat nur den Wunsch, daß wir zugrunde gehen.

Als der Eckart in Landsberg war, kam zu ihm das Pfäfflein: Eckart. Sie haben doch vielleicht schon sich überlegt, wie es sein würde, wenn Ihnen etwas zustoßen sollte, was wir bei Gott nicht hoffen wollen, was aber jedem einmal begegnet. Sie, sagte Eckart. Herr, über diese Dinge des Jenseits habe ich jedenfalls mehr nachgedacht wie Sie; wenn es das Jenseits gibt, an das Sie glauben, dann kann ich Ihnen jedenfalls mehr helfen als Sie mir! Triefende Heuchelei, dahinter Giftpfeile!

29. 8. 42:

Es gab keine schlechter geleitete Partei wie die Sozialdemokratie, und wie zäh sind die Leute an ihr gehangen! Man könnte sagen: Ja, weil es nichts anderes gegeben hat! Das ist nicht wahr!

Der Mensch ist von Natur aus kein Herdentier, nur durch die brutalsten Gesetze bringt man ihn dahin, sich zu fügen. Er ist mehr ein Kaninchen; es paart sich untereinander nur Mensch zu Mensch, aber das machen die Hunde, die Hasen auch. Der Menschenstaat ist nur durch eiserne Brutalität aufrechtzuerhalten. Schaffen Sie die Gesetze ab, und das Ganze bricht zusammen! …

Im Osten müssen wir alle denkbaren Sekten und Kirchen lassen. Wenn da einer kommt, um eine Einheit zu schaffen, dem werde ich helfen! Jedes einzelne Kaff soll seinen Papst haben! Ich bin einmal in meinem Leben so blöd gewesen und wollte zwanzig Länderpäpste vereinigen. Da hat mich der liebe Gott, Gott sei Dank noch zurückgehalten: durch die Dummheit meiner Päpste. Ich hätte heute sonst zwei Päpste. Was wäre das geworden! Eine zweite Erpresserquelle! Mit den 17 Landesbischöfen wird man leicht fertig, aber das kann nur einer machen, der stark ist!

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Hinweis:

Hitler ist als einer der größten Massenmörder des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen. Dies ist seine eigentliche "Bedeutung". Alles andere was es zu ihm sonst noch pro oder contra zu sagen gäbe; verblasst in diesem Kontext zur absoluten Bedeutungslosigkeit. Hätte er seine Massenmörderlaufbahn so nicht eingeschlagen, wäre vielleicht einiges von ihm auch im Rückblick noch diskutierenswert. Aber in der Geschichtsschreibung geht es nicht um was wäre wenn; sondern um das, was tatsächlich gewesen ist.

Was Hitler's kirchenpolitischen Vorstellungen anbelangt, so wäre auch auf das Buch "Der Bolschewismus von Moses bis Lenin. Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir" von Dietrich Eckart, München 1925 noch hinzuweisen.


Herrmann Rauschning

Aus dem Spektrum der Religionskritik

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