Geschrieben von Drahbeck am 10. April 2004 18:54:41:

Im Gästebuch gelesen. Da es sich nicht unbedingt um einen "Kurztext" handelt, sei er auch hier wiedergegeben.

Michael aus Hennef schrieb am 10.April 2004 um 12:59 Uhr
Vorsicht, Leute!! Die Zeugen Jehovas sind Leute, die die Bibel total falsch auslegen. Es heißt im griechischen Urtext an der Stelle (Jesus und der Schächer am Kreuz) "Ich sage dir, noch HEUTE wirst du mit mit im Paradies sein" . Die ZJ machen daraus aber (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift): "Ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein". Kein Wunder, daß die ZJ sich nicht an den griechischen Urtext halte und die Bibel nach ihren Wünschen auslegen..... Bei den ZJ gibt es ja keine unsterbliche Seele, sondern alles stirbt nach dem Tod (obwohl zig Bibelstellen eindeutig darauf hinweisen, daß wir eine unsterbliche Seele haben, die nach dem Tode weiterexistiert (Beispiel: Lazarus und der reiche Mann). Die ZJ leugnen wider besseren Wissens die Unsterblichkeit der Seele! Ein anderes Beispiel (letztes Abendmahl).Im griechischen Urtext steht: Jesus sagt zu seinen Jüngern: "Nehmt und eßt. Dies IST mein Leib". Die Zeugen Jehovas machen daraus aber: "Nehmt und eßt: Dies BEDEUTET mein Leib". Was lernen wir daraus? Die KATHOLISCHE Kirche lehrt das WAHRE Wort Gottes!!! Die Zeugen Jehovas VERFÄLSCHEN NACHWEISLICH zahlreiche Bibelstellen, halten sich NICHT an den griechischen Urtext und sind somit STRIKT ABZULEHNEN!!!!! Außerdem: Wie die mit ihren Mitgliedern umgehen, ist alles andere als christlich. Es ist oftmals ein unchristliches und unbarmherziges Verhalten der ZJ und steht in keinem Kontext zum Worte Gottes, der Heiligen Schrift!!!!!

---------------------
Wie verhält man sich nun zu Meinungen dieser Art? Läßt man sie unkommentiert stehen, kann das so interpretiert werden, als sei man mit dieser Meinung einverstanden.
Genau das aber, ist nicht der Fall.
Allerdings gebe ich mich nicht der Illusion hin, den Betreffenden überzeugen zu können. Das wird wohl eher nicht der Fall sein. Ich kann auch damit leben, dass als Endresultat das Ergebnis steht: Es gibt keine Einigung. Nur eines möchte ich wenigstens ansatzweise verdeutlichen. Es gibt auch andere Sichten, als wie sie jener katholische Schreiber meint offerieren zu sollen.

Dazu auszugsweise ein Zitat aus dem Buch von Manfred Gebhard "Geschichte der Zeugen Jehovas" (3. Kapitel)

--------------------------------
In der theologischen Auseinandersetzung zwischen den Bibelforschern und ihren kirchlichen Kritikern spielte die Bibelstelle in Lukas 23 Vers 43 eine dominante Rolle. Es geht in diesem Text darum das Jesus einen mit ihm gekreuzigten [1] Übeltäter versprochen habe, er werde mit ihm im Paradies sein. Die theologische Streitfrage dabei war die Interpunktion dieses Textes.
Hieß es nun richtig: "Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein."
Oder trifft die Variante zu: "Wahrlich ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein."
Die Kirchen entschieden sich im allgemeinen für die erste Variation, während die Bibelforscher eindeutig der zweiten Variante den Vorzug geben. Dieser Streit hat grundsätzliche Bedeutung. Würde es zutreffen, dass die Interpretation: "ich sage dir heute" zutreffend ist, beinhaltet dies, dass Paradies als zukünftige Möglichkeit. So deuten es auch die Zeugen Jehovas. Hingegen: "Heute wirst du mit mir im Paradies sein" beinhaltet die Himmel-Hölle Lehre, von der nach dieser Lesart alle beim Tode betroffen sein würden.

Die Auslegung der Zeugen Jehovas fand bei den Kirchen nur wenig Gegenliebe, wie überhaupt dort eine "Aktualisierung" von Endzeiterwartungen (wie bei den Zeugen Jehovas) nicht die Regel ist. Folglich wurde auch ihre Darstellung abgelehnt.
Es gibt aber auch Ausnahmen. Das wären dann kirchliche Kreise, die Endzeiterwartungen des Urchristentums positiv bewerten und einer "Aktualisierung" nicht unbedingt grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen. Ein solcher Fall liegt bei Ludwig Reinhardt vor. Im Jahre 1878 hatte er eine eigene Bibelübersetzung vorgelegt. [2] Reinhardt vertrat Positionen, wie sie auch von den Bibelforschern vertreten werden:
"Für uns und unsere Zeit ist aber die Erkenntnis von höchster Wichtigkeit, dass die der ganzen Bibel zugrundeliegende Welt- und Lebensanschauung eine der kirchlichen Orthodoxie nicht nur völlig fremde, sondern ihr geradezu entgegengesetzte ist. Der einseitige und verkehrte Spiritualismus unserer Kirchen, gegen welche sich eine immer gewaltigere und teilweise berechtigte materialistische Bewegung erhoben hat, ist nicht biblisch, sondern stammt aus der platonischen Philosophie, welche von den Kirchenvätern der Bibel und kirchlichen Orthodoxie unbewusst untergeschoben und auch die Reformatoren noch völlig beherrschte." [3]
Zu dem fraglichen Bibeltext äußert er: "Die jetzt übliche Interpunktion dieser Stelle ist ohne allen Zweifel falsch und konnte nur darum aufkommen und zur Herrschaft gelangen, weil die katholische Theologie der platonischen Welt- und Lebensanschauung huldigte." [4]

Es lag in der Konsequenz von Reinhardts Auffassung, dass er sich dazu durchrang die Sozialdemokratie unbefangener zu beurteilen, als dies bei anderen kirchlichen Kreisen der Fall war: "Das wahre Christentum und die ideale Sozialdemokratie sind also an sich keine unversöhnlichen Gegensätze, sondern sie sind vielmehr, wie Ursache und Wirkung, Seele und Leib usw. die beiden einander bedingenden Seiten einer und derselben Sache, nämlich der gerechten und göttlich gewollten Gesellschaftsordnung." [5]

Genau diese Auffassung vertrat auch die frühe Bibelforscherbewegung, angereichert mit Endzeitdatenspekulationen. Letzteres ist bei Reinhardt nicht der Fall.
Reinhardt erlangte nicht die Breitenwirkung wie die Bibelforscher. Aber die konservativen Gegner verschiedener Couleur registrierten aufmerksam, dass beide Bibelforscher wie Reinhardt, den politischen Bestrebungen der Sozialdemokratie nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstanden. Da die Bibelforscher Öffentlichkeitswirkung erzielten, lag es in der Konsequenz, dass die Konservativen innerhalb und außerhalb der Kirchen sich auf die Bibelforscher einschossen.

Es ist interessant festzustellen, dass Reinhardt auch in Korrespondenz zu einigen Bibelforschern stand. In dem Schreiben vom 16. 1. 1908 an einen amerikanischen Bibelforscher teilt er mit, dass er von Russells "Schriftstudien" zu diesem Zeitpunkt schon die Bände 1 bis 5 (in Englisch) zur Kenntnis genommen habe.
Es war sicher "Balsam für die Seele" der Bibelforscher, wenn Reinhardt sein Schreiben mit den Worten ausklingen ließ: "Die mir zugesandten Zeitungsabschnitte sende ich Ihnen anbei zurück. Sie haben mich recht interessiert, besonders diejenigen, worin sich die Katholiken für ihre Hölle wehren. Ohne Hölle hat die katholische Priesterschaft verlorenes Spiel, darum fahren Sie nur fort, tapfer gegen diese altheidnische Irrlehre zu kämpfen; mit ihr steht und fällt alle widergöttliche Priesterherrschaft. … Bitte, grüßen Sie Br. Russell recht herzlich von mir und seien Sie mit ihm und Ihrem ganzen Werke der reichen Gnade unseres Gottes und Heilandes empfohlen. In brüderlicher Liebe. L. Reinhardt." [6]

Wesentliches Element der Russellbewegung ist, dass sie zwar für den kirchlichen Sakramentalismus wenig Verwendung hat, dass sie aber andererseits dafür "Gott auf den Thron" wieder erheben möchte. Oder um es mit Feuerbach zu formulieren:"Wo aber die Vorsehung geglaubt wird, da wird der Glaube an Gott von dem Glauben an die Vorsehung abhängig. Wer leugnet, dass eine Vorsehung ist, leugnet, dass Gott ist oder - was dasselbe - Gott Gott ist; denn ein Gott, der nicht die Vorsehung des Menschen, ist ein lächerlicher Gott, ein Gott, dem die göttlichste, anbetungswürdigste Wesenseigenschaft fehlt." [7]
Was den Glauben an eine göttliche Vorsehung oder Weltregierung anbelangt, so begegnet man ihm nicht "nur" in christlichen Kreisen. Abgesehen von einem Hitler, der seine politischen Entscheidungen auch als von der "Vorsehung" inspiriert darzustellen beliebte, sind auch andere Beispiele außerhalb des Christentums belegt.

Ein klassisches Beispiel war das Orakel des Königs Krösus (letzter König von Lydien, 560-546 v. u. Z.). Er bekam durch die Phytia im Apollo-Tempel zu Delphi auf seine Anfrage hin die Auskunft, "wenn er den Halys (Fluss zwischen Lydien und Persien) überschreite, werde er ein großes Reich zerstören." Lukian von Samosta (120 bis 180 u. Z.) setzte sich mit diesem Fall auseinander:
"Sprich mir nicht von den Orakeln, mein Bester, oder ich werde dich fragen, an welches du dich am liebsten erinnern lassen willst: ob an das, dass der delphische Apollo dem Könige von Lydia gab und das so doppelgesichtig war wie gewisse Hermon, die einem das Gesicht zuwenden, man mag sie nun von vorn oder von hinten betrachten - denn wie wusste nun Krösus, ob er nach dem Übergang über den Fluss Halys das Reich des Cyrus oder sein eigenes zugrunde richten würde? Und gleichwohl bezahlte der unglückliche Fürst diesen doppelsinnigen Vers mit vielen Tausenden." Indem nach Anfangserfolgen sein eigenes Reich zerfiel und somit zerstört wurde. [8]Nicht nur Reinhardt stand dem konventionellen Christentum kritisch gegenüber. Auch für Albert Schweitzer beispielsweise, war die intensive Beschäftigung mit diesen Fragen, zu einer existentiellen Frage geworden. Im Gegensatz zur herrschenden Zeitmeinung hatte Schweitzer in einer "Geschichte der Leben Jesu Forschung" herausgearbeitet, dass bereits im Urchristentum starke Endzeiterwartungen kultiviert wurden, die sich schon damals als Irrtum erwiesen. [9] Mit solchen Thesen verbaute der Pastorensohn Schweitzer sich eine weitere theologische Laufbahn. Er vermochte diesen Konflikt nur dadurch zu lösen, dass er noch das Wagnis eines medizinischen Zusatzstudiums auf sich nahm um als Arzt in Afrika zu wirken. Auch dort war man, ob seiner theologischen Erkenntnisse, nicht gerade "erbaut" über ihn. [10] ...

---------------------------------------
Auch den katholischen Theologen Fritz Schlegel muss man in diesem Zusammenhang mit nennen. Hatte doch auch er besonders die These von der unsterblichen Seele als Angriffspunkt gegen die Bibelforscher/Zeugen Jehovas thematisiert.

Und auch Schlegel bewerte ich in diesem Kontext bewusst kritisch.

Geschrieben von Michael, H... am 13. April 2004 12:41:20:

Als Antwort auf: unsterbliche Seele geschrieben von Drahbeck am 10. April 2004 18:54:41:

Werter Herr Drahbeck! Sie sollten sich schon objektiv verhalten und sich die Mühe machen, wenn Sie dazu imstande sind, die Bibel im griechischen Urtext zu lesen. Erst dann sollten Sie irgendwelche Leute zitieren, die das Gegenteil der Wahrheit - und damit das Gegenteil des biblisch-griechischen Urtextes - behaupten.Genauso könnte ich viele christliche Mystiker (Theresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Faustyna Kowalska, etc. etc.) zitieren, die meine oben genannten Thesen stützen und belegen. Dann würden Sie nämlich erkennen und eingestehen, daß ich mit meiner Meinung VOLL UND GANZ im Kontext der Bibel stehe. An der Wahrheit und der Realität kommen auch Sie NICHT vorbei. Unabhängig von irgendeiner Konfession oder religiösen Weltanschauung gibt es eine unsterbliche Seele, gibt es die Hölle und ist der konsekrierte Brot in der Heiligen Messe TATSÄCHLICH der Leib Christi. Genauso steht es auch im griechischen Urtext, den Sie schon zur Kenntnis nehmen müssen, wollen Sie die wichtigen Inhalte der Bibel nicht leugnen. Gruß Michael. P.S.: Ich bleibe dabei: Die KATHOLISCHE Kirche predigt - lt. biblisch-griechischem Urtext - das WAHRE Wort Gottes!!!

Geschrieben von Drahbeck am 14. April 2004 08:54:21:

Als Antwort auf: Re: unsterbliche Seele geschrieben von Michael, H... am 13. April 2004 12:41:20:

Katholische Selbstbeweihräucherung.
Ein geschichtlicher Rückblick

Auf weitere Angebote dieser Art verzichte ich gern.

Danke - mein Bedarf an Fundamentalisten ist gedeckt.

Geschrieben von Drahbeck am 14. April 2004 14:32:20:

Als Antwort auf: Re: unsterbliche Seele geschrieben von Michael, H... am 14. April 2004 12:53:51:

Ich denke mal, in einem Punkt sind wir uns sicherlich einig. Darüber, dass eben keine Einigkeit in der fraglichen Sache besteht.
Ich möchte aber doch die (selbstverständlich unverbindliche) Anregung geben, nicht ganz zu vergessen was für ein Forum da ausgesucht wurde.
Sicherlich, auch dieses Forum hier ist nicht "repräsentativ" für "die" Zeugen Jehovas. Es repräsentiert mehr einen Detailausschnitt davon. Jedenfalls einen Teil jener, die ihre WTG-Geschichte hinter sich gelassen.

Aber selbst bei linientreuen Zeugen Jehovas ist es ausgemachte Sache, dass es zu ihrer Geschichte gehört, sowohl Dreieinigkeitslehre als auch die Lehre einer unsterblichen Seele, abzulehnen.
Geschichtlich wurde diese Wurzel zwar auch schon aus den adventistischen Anfängen übernommen, stellt somit nicht unbedingt eine Eigenkreation dar - gleichwohl wurden beide Thesen so übernommen und gar zum "Markenzeichen" der frühen Bibelforscherbewegung (jetzige Zeugen Jehovas) übernommen. In den Bänden fünf und sechs der "Schriftstudien" des Gründers Russell, kann man das noch heute nachlesen.

Gab es bei den Zeugen Jehovas danach auch noch einige Lehrmodifizierungen; so jedenfalls nicht in diesen beiden Punkten. Die sind dort seit den Anfangstagen bis heute unverändert gültig.

Russell hielt sich als sein "Markenzeichen" auch sehr viel darauf zugute, den "Wasserstrahl auf die Hölle" gerichtet zu haben; sehr zum Ärger der zeitgenössischen religiösen Konkurrenz, egal ab katholisch oder protestantisch orientiert. Man fragt sich natürlich, wenn jemand mit solchen Widerspruchsthesen, ausgerechnet in diesem Forum/Webseite aufkreuzt. Was will er eigentlich. Glaubt er im Ernst hier in nennenswertem Umfang "Jünger" gewinnen zu können? Was immer auch für Gegensätze zwischen aktiven Zeugen und Ex-Zeugen bestehen mögen. Ich für meinen Teil würde es jedenfalls so einschätzen.
Auch bei Ex-ZJ ist mit Höllen-Thesen und ähnliches, kein Blumentopf zu gewinnen.

Ihre subjektive Überzeugtheit von ihren geäußerten Thesen sei Ihnen nicht abgesprochen. Sie, wie ich, werden beispielsweise hier auch keinen Buddhisten oder Islamisten bekehren können. Da liegen "Welten zwischen". Genauso sollten Sie sich darüber im klaren sein, dass es Ihnen mit der Höllenthese hier ähnlich ergehen wird.

Ich bin nicht im Detail darüber unterrichtet, aber das Internet ist ja bekanntlich weit und groß. Also nehme ich mal an, es wird sicherlich auch Foren geben, wo man Ihren Thesen uneingeschränkt zustimmen wird. Nur, selbst wenn ich solche Foren mal kennen lernen sollte, würde ich meinerseits doch davon Abstand nehmen, meine Sicht der Dinge, dort vortragen zu wollen.

Da dies aber offenbar in umbekehrter Richtung so nicht der Fall ist, kann man dies eigentlich nur als eine Art von missionarischer Selbstberufung ansehen.

Sicherlich, Missionare werden nie aussterben, gleich welcher Couleur. Missionare die sich in "Feindesgebiet" begeben, müssen allerdings damit rechnen, gekontert zu werden. Auch wenn dieser Widerspruch nur in einem Patt endet. Das heißt beide Seiten bleiben bei ihren jeweiligen Positionen. Nicht mehr und nicht weniger, ist auch im vorliegenden Fall geschehen

.Pech Schwefel und Kolophonium

Geschrieben von Drahbeck am 15. April 2004 16:23:33:

Als Antwort auf: Re: unsterbliche Seele geschrieben von Michael, H... am 15. April 2004 13:39:57:

Wer die Frühgeschichte der jetzigen Zeugen Jehovas näher kennt, der weiß auch dass ihr Gründer C. T. Russell so manchen Disput mit Vertretern anderer etablierter christlicher Religionen auszufechten hatte. Das Spektrum dabei war ziemlich weit gespannt. Es reichte von Kritik an seiner Lebensführung (insbesondere seine Ehetrennung betreffend), über gewisse von anderen Kirchen als unaufgebbar angesehene Dogmen, denen Russell trotzdem aber den "Laufpass" gab. Und dazu gehört mit Sicherheit auch die Kontroverse um die Höllenlehre.

Einmal Russell als "Feind des Christentums" wahrgenommen, spitzte sich der Konflikt zu. Es kam auch zu gerichtlichen Schlagabtauschen. Und dabei wiederum bemerkenswert, wie man versuchte Russell in die Enge zu treiben. Da spielte in der Tat die Frage eine Rolle. Hat Russell Kenntnis des Hebräischen und Griechischen, oder hat er es nicht. Russell wollte sich da keine Blöße geben und erweckte vorerst den Eindruck, als beherrsche er diese Sprachen souverän. Vor Gericht in die Ecke getrieben, stellte sich dann heraus, es ist doch nicht so.

Russell konnte zu seiner Verteidigung lediglich anführen, dass er in seiner Privatbibliothek diverse, als maßgeblich definierte Wörterbücher verfüge, mit deren Hilfe man einzelne Wörter übersetzen, oder ihren Ursprungssinn näher untersuchen könne.

Dies jedoch war nicht identisch mit einem "fließenden Beherrschung" jener Fremdsprachen. Das musste er sich dann letztendlich auch gerichtlich sagen lassen.

Kritiker der Zeugen Jehovas eigenen "Neuen Welt Übersetzung" meinen zu erahnen oder zu wissen, dass bei deren anonymen Übersetzern, sich dasgleiche wiederholt habe. Die waren zwar auch mit diversen Übersetzungs-Wörterbüchern Englisch - Griechisch ausgerüstet. Aber wirkliich "fließend" beherrschte keiner dieser selbsternannten Übersetzer das Griechische. Desweiteren war die Grundlage noch nicht mal irgendwelche tatsächlichen Urtexte, sondern eine bereits vorhandene Edition von Westcott und Hort. Den Rest ersetze man durch Tendenzdeutungen, die den eigenen Intentionen am nächsten kamen.

Insofern wird der Tatbestand, dass es unter den "Zeugen Jehovas Theologen" keine universitär ausgebildeten Leute an maßgeblicher Stelle gibt, immer wieder mal aufs neue Anlaß fürs Theologengezänk geben. Auch dieser Thread kündet ja letztendlich davon.

Aber auch dass ist zu sagen, wie immer auch Lukas 23, 43 "richtig" zu interpretieren wäre. An dem Faktum der Überzeugung der Zeugen Jehovas, und nicht nur dieser, dass es k e i n e Feuerhölle gäbe, ändert dies überhaupt nichts.

Wer hier, oder an anderen Orten Jehovas Zeugen davon überzeugen will, es gäbe doch eine Feuerhölle, der hat genau so "große" Bekehrungschancen, wie der sprichwörtliche Kühlschränkverkäufer, der bei den Eskimos sein Glück versucht!

Russell argumentierte auch keineswegs vordergründig mit Lukas 23, 43. Er zog es auch vor das Gleichnis vom Lazarus in der Hölle symbolisch zu interpretieren (nicht buchstäblich).
Es ist wohl bekannt, dass es außerhalb der Zeugen Jehovas, eine lange christliche Kontinuitätslinie gibt, welche das Lazarus-Gleichnis als Beweis für die Höllenlehre ansehen. Noch Dante hat in seiner "Göttlichen Komödie" das Thema literarisch aufgegriffen. Und selbst die von Michael H... nicht geschätzten Atheisten, greifen manchmal auf dieses Sujet zu. Etwa Schmidt-Salomon in seinem Roman "Stollbergs Inferno", der da die Religionskritiker in der Hölle beratschlagen lässt.

Auch die nicht in den offiziellen Bibelkanon mit aufgenommene Petrusapokalypse breitet äußerst breit, und in bestialische Details ausufernd, das Höllenthema aus. Insofern verwundert es überhaupt nicht, dass diese Linie im Christentum, außerhalb der Zeugen Jehovas fortlebt. Weniger dort, bei den liberalen Universitätstheologen. Die halten sich da (heute) eher lieber "bedeckt". Aber um so mehr auf der Ebene sogenannter "Gemeindefrömmigkeit". Da feiert der Aberglauben unterschiedlichster Couleur, nach wie vor fröhlichsten Urstand.

Neu ist da vielleicht lediglich, dass es nunmehr auch einen gibt, der da die Kenntnis des Griechischen zur Pflichtlektüre auch für die Gemeindefrömmigkeit erklärt. Man darf gespannt sein, wann wohl die Kirche noch "Volksschulkurse zur Erlernung des Griechischen" offerieren wird. Wahrscheinlich wird das wohl eher nicht der Fall sein, war dieselbe Kirche sich doch nicht zuschade, in der Vor-Luther-Zeit vom Bibellesen in der Landessprache abzuraten. Wohl wissend, außer dem Klerus kann sowieso keiner die "Originalsprachen" lesen.

Aber kommen wir nochmal auf Russell zurück. Vorstehendes Theologengezänk ließ ihn eigentlich relativ kalt. Er meinte ein ganz anderes, viel wichtigeres Argument zu haben. Sein Argument war, ein Gott der Liebe und eine Feuerhölle. Das verträgt sich nicht! Damit war alles Theologengezänk für ihn vom Tisch gefegt.

Liberale Theologen, geben manchmal in einer schwachen Stunde zu. Man kann nicht massiv die Harmagedonlehre der Zeugen Jehovas als dem "Geist des Christentums" widersprechend, geißeln. Und zugleich die Höllenlehre aufrechterhalten. Das ist doch derselbe Geist, in etwas unterschiedlicher Verpackung.

Mit Sicherheit, ist der Michael H... noch nicht auf dem Level der liberalen Theologie angelangt. Seine Äußerungen wertend, wird man auch weiter sagen können: Es bestehen allergrößte Zweifel, ob er je dort ankommen wird. Daran ändert auch seine vermeintlich perfekte Kenntnis des Griechischen nichts.

Geschrieben von Michael, H... am 15. April 2004 16:48:02:

Als Antwort auf: Re: unsterbliche Seele geschrieben von Drahbeck am 15. April 2004 16:23:33:

Werter Herr Drahbeck! Sie scheinen hier so ziemlich der einzige Schreiber in diesem Forum zu sein, mit dem man einigermaßen qualifiziert und sachlich diskutieren kann. Selbstverständlich weiß niemand -außer Gott selbst- was nach dem Tode mit unserer Seele geschieht. Ich glaube aber dennoch sagen zu dürfen, daß die große Mehrzahl der christlichen Kirchen (katholisch, evangelisch, etc.) der Lehre über die Existenz der Hölle wesentlich näher kommen als die ZJ mit ihrer Lehre über die Nichtexistenz der Hölle. Meinen Sie nicht auch?? MfG Michael

Geschrieben von od am 15. April 2004 16:40:06:

Als Antwort auf: Re: unsterbliche Seele geschrieben von Drahbeck am 15. April 2004 16:23:33:

Von einem aufrichtigen Aufklärer würde ich im einundzwanzigsten Jahrhundert erwarten, dass er seine Kontaktdaten nicht verheimlicht.

Michael H... ist aber zu faul, sogar seine e-mail Adresse einzugeben. Und vielleicht kostet es ihn Mühe, seinen richtigen Namen zu benutzen.

Wie wäre es Bruder H..., wenn Sie aufhören sich zu verstecken, und als Christ mit namen zu Ihrer Wiederholungen stehen?
Sie dürfen mich auch direkt anmailen. Ich würde aber gerne wissen, ob sie hier veräppeln wollen, oder wirklich etwas wissenswertes sagen wollen (was mir aber bisher entgangen ist).

MfG
Orazio di Bella

Geschrieben von Drahbeck am 15. April 2004 18:49:04:

Als Antwort auf: Re: unsterbliche Seele geschrieben von Michael, H... am 15. April 2004 16:48:02:

Vorab werter Michael H..., da Orazio auch das Thema "tatsächliche Identität" der jeweiligen Schreiber, angesprochen hat, der Hinweis, der allerdings den schon etwas längeren Besuchern dieses Forums bekannt ist.
Der Internetname "Drahbeck", den ich auch weiterhin verwende, steht für Manfred Gebhard. Dies nur, damit hier mit "offenem Visier" gekämpft wird.

Sie betonen, dass die Mehrzahl der evangelischen und katholischen Kirchen der Höllenlehre nahe stehen; sie weiterhin vertreten. Das ist bekannt. Bekannt ist aber auch, dass zwischen Zeugen Jehovas und eben jenen übrigen Kirchen, ein "garstiger Graben" besteht, den zu überwinden schwerfällt.

Aufweichungen diesbezüglich aus der letzten Zeit, sind primär materiell orientiert begründet. Dieweil die ZJ auch KdöR werden möchten und zur Beförderung dieses Zieles, eben auch entsprechenden Schulterschluss bei Gefälligkeitsaposteln aus dem gegnerischen Lager suchen.
An der ideologischen Gegensätzlichkeit indes, ändert dieser Fakt, überhaupt nichts.

Im übrigen, ein Beispiel für die auch angesprochenen "liberalen Theologen", scheint mir auf evangelischer Seite auch der Werner Thiede zu sein, über dem man in einem, allerdings auch, kritischen Kommentar, in nachfolgendem Link weiteres entnehmen kann, auch bezüglich der Höllenlehre.

Parsimony.7191

Geschrieben von D. am 11. April 2004 08:45:12:

Das unfassbare Schicksal der jungen Frau bewegte seinerzeit das ganze Land: Im Oktober 1991 brachte die 20-jährige Petra P. (Name geändert) in einem Berner Spital ein gesundes Mädchen zur Welt. Eine Stunde nach der Entbindung traten unerwartete Komplikationen auf. Die Patientin, eine überzeugte Anhängerin der Zeugen Jehovas, lehnte aus Glaubensgründen eine lebensrettende Bluttransfusion ab. Sie verblutete fünf Stunden nach der Entbindung,

Der scheinbar sinnlose Tod der jungen Frau löste eine Welle der Entrüstung aus: Eine breite Öffentlichkeit wollte den behandelnden Arzt sowie den Ehemann und den Vater der Verstorbenen für ihren Tod verantwortlich machen. Eine strafrechtliche Untersuchung wurde allerdings vier Jahre später eingestellt

Geschrieben von Drahbeck am 15. April 2004 12:30:58:

Als Antwort auf: Re: Weshalb ich den Amerikanern nicht zujuble geschrieben von Drahbeck am 24. April 2003 10:15:52:

Schon ein ernsthafte Krankheit, etwa mit Krankenhausaufenthalt, reicht in "God's own country" aus, um selbst Leute, die sich vorher als dem Mittelstand zugehörig ansahen, in die äußerste Armut hineinzutreiben. In der "Focus"-Ausgabe 16/2004 (10. April) gibt es darüber eine Reportage. Berichtet wird von Menschen, die jenseits regulärer Grenzen die man hierzulande bis gestern noch als für den Eintritt ins Rentneralter angemessen ansah, weiter arbeiten müssen.

Ein Fallbeispiel in diesem Bericht notiert:
"Die Narbe ist Zeugnis eines dreifachen Herzinfarkts. Da er wie fast die Hälfte aller Amerikaner nicht krankenversichert war, summierten sich 75.000 Dollar für ärztliche Eingriffe. Längst hat er sein Erspartes aufgebraucht, nur 618 Dollar kriegt er monatlich von der Sozialversicherung. Obwohl er 45 Jahre lang einbezahlt hatte.
Die Doktoren werden also auf ihr Geld warten müssen. Fast täglich rufen Inkassobüros an, die Ärzte auf ihn angesetzt haben.

Über ein anderes, 79 Jahre altes Fallbeispiel wird berichtet:
"Fünfmal die Woche schiebt der alte Mann Wache. Jeweils von 16 Uhr bis Mitternacht. Für 7,50 Dollar die Stunde … Ein Heer von Pensionären krümmt im Rentnerparadies Florida den Rücken. … Ein Drittel der Alten haben 'zwar genug zum Überleben, aber zu wenig zum Leben'. Also arbeiten sie als Hotelportier, als Bedienung oder Packer im Supermarkt. Ein bizarres Bild: Reiche Alte, die in Seniorenanlagen wie 'The Pines' ihren Lebensabend mit Golf, Sonnen oder Bingospielen verbringen, werden von armen Alten wie dem Wachmann Trinkoff umsorgt."

Da kann mann wohl nur noch ergänzend, und zustimmend zitieren, was Karlheinz Deschner in seinem Buch "Der Moloch" dazu schrieb:
"In der Tat, die Nation, die egoistisch und materialistisch ist bis zum Extrem, zum Exzess, sie ist auch 'religiös' wie kaum eine zweite."

Geschrieben von D. am 16. April 2004 16:54:22:

Renditeversprechungen hat eine achtköpfige Tätergruppe nach Überzeugung der Kölner Staatsanwaltschaft Anleger um ihr Vermögen geprellt. Schaden: Knapp 20 Mio .
Sowohl die Beschuldigten als auch die Geschädigten gehören großenteils den "Zeugen Jehovas" an.

ZurIndexseite