Geschrieben von Drahbeck am 19. Januar 2003 14:02:49:
Dem Vernehmen nach soll
im Programm des Fernsehsenders
Offener Kanal Berlin jetzt der für den 26. 1. (Sonntag) vorgesehene Beitrag
"Jehovas Zeugen. Eine kritische Betrachtung" eingestellt worden sein.
Merkwürdigerweise lässt sich (heute) die Internetseite des OKB mit seiner
Wochenprogrammvorschau, nicht aufrufen.
Der Konzeption als "Bürgerfernsehen" folgend hat der Offene Kanal Berlin
speziell die Tage Sonnabend / Sonntag für Sendungen aus dem Spektrum Religion
und verwandtes, vorgesehen. Den unterschiedlichsten Gruppen, Strömungen kann man
da begegnen. Auch unterschiedlicher Qualität.
So gab es zu einem früheren Zeitpunkt mal eine Sendefolge die von Herrn Siegfried Quaißer gestaltet wurde. "Kritisches Studium des Wachtturms" hatte er eine seiner Sendungen betitelt. Das war noch zu der Zeit, wo Tageszeitungen des Programm des Offenen Kanals mit abdruckten. Letzteres ist nach meinem Überblick derzeit nicht mehr der Fall. Quaißer gestaltete in der Regel seine Sendungen als "Livesendung". Manuskriptabhängig war er dabei sicherlich nicht. Praktisch hatte man als Zuschauer nicht selten den Eindruck, der kommt vom "Hundersten ins Tausendste" und hört erst auf, wenn seine Sendezeit abgelaufen ist. Allerdings auch, dass sei auch gesagt: Vielfach ohne merkbare Substanz am Sendungsende. So mag man sich zwar im privaten Kreis unterhalten. Ob das aber auch für eine Fernsehsendung geeignet ist? Mit dem Fragezeichen musste man wohl diese Frage beantworten.
Quaißer manövrierte
sich dann selbst ins Abseits und Aus. Er der sich als "großer Bibelkenner" zu
verkaufen pflegte, hat sich dann auch zu Fragen geäußert die doch wohl eher der
Tagespolitik zuzuordnen waren. Und noch weitaus wichtiger. In einer Art und
Weise, die für Leute die sich nicht selbst auch als "Bibelkenner" sehen, aber
sehr wohl ein Gespür für Politik haben, den Eindruck hinterließen: Der ist ins
rechtsradikale Fahrwasser abgedriftet. Damit waren seine Tage beim Offenen Kanal
gezählt.
Siehe dazu auch den Kommentar eines zwar tendenziösen Blattes über Quaißer. Den
darin inkriminiert genannten Beitrag habe ich nicht selbst gesehen. Aber spätere
Beiträge von Quaißer, wo sich mir ein ähnlicher Eindruck aufdrängte.
http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/11/30b.htm
Nun also ein neuer Start, in neuer personeller Besetzung.Kommenden Sonntag (26.
1.) 16.00 Uhr. Also lassen wir uns hoffenlich positiv überraschen. Gilt
natürlich nur für die, welche das Programm empfangen können. Ansonten zu diesem
Thema, aktuelle Infos betreffend.
Siehe das Gimpelfang-Forum
Kommentar über Herrn Quaißer www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/11/30b.htm
Geschrieben von KirRoyal am 24. Januar 2003 17:48:57:
13:45 Uhr/30 Min. (live)
Die Welt aus vedischer Sicht: Spirituelle Vervollkommnung
16:00 Uhr/57 Min.
Jehovas Zeugen - eine kritische Betrachtung
verantwortlich: Detlef Zwarg
21:30 Uhr/30 Min.
MONTAGSGESCHICHTEN - Schwule Serie www.schwulfernsehen.de
Die Macht hinter allen diesen Praktiken ist Satan. Deshalb dürfen Christen damit nichts zu tun haben (5. Mose 18:9-13).
mfg
KirRoyal
Handlungsweisen, die Gott haßt watchtower.org/languages/deutsch/library/rq/index.htm
Geschrieben von D. am 24. Januar 2003 18:49:14:
Als Antwort auf: OKB:Detlef Zwarg zwischen Schwulfernsehen und Okultismus <4042.htm> geschrieben von KirRoyal am 24. Januar 2003 17:48:57:
Billige, nicht ernst zu
nehmende Polemik. Auf die Programmgestaltung des Senders hat ein einzelner
Anbieter keinerlei Einfluss.
War es in München? Jedenfalls irgendwann war mal bei Infolink zu lesen, dass
Jehovas Zeugen auch Königreichssäle in unmittelbarer Nachbarschaft zu
einschlägigen Rotlichtmilieu-Etabslihment errichtet haben.
Ergo, der Vorwurf geht an seinem Urheber zurück.
Geschrieben von Skandal am 24. Januar 2003 19:00:09:
Als Antwort auf: OKB:Detlef Zwarg zwischen Schwulfernsehen und Okultismus <4042.htm> geschrieben von KirRoyal am 24. Januar 2003 17:48:57:
Sexmesse und Kongress in der selben Halle?
Veranstalten Jehovas Zeugen nicht auch dort Kongresse, wo andere sexuelle Praktiken anpreisen?
Geschrieben von KirRoyal am 25. Januar 2003 11:53:19:
Jawoll - ihr habt ganz recht gelesen: ich bin bekennender und gläubiger Zeuge Jehovas und kann mich wirklich nur wundern, was in solchen Foren für Lügen verbreitet werden.
Da bleibt mir nur noch eins zu sagen: PFUI DEIBEL.
Geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 17:49:39:
Als Antwort auf: Offener Kanal Berlin <3997.htm> geschrieben von Drahbeck am 19. Januar 2003 14:02:49:
In dem Bericht über den Kreisdiener Heinrich Ditschi, gibt es auch einen Passus, wie just zu dem Zeitpunkt wo Ditschi auf einer Kreisversammlung zu sprechen hatte, "plötzlich" eine Mikrophonpanne einsetzte, die "sekundengenau" erst zu dem Zeitpunkt ihr Ende fand, als auch Ditschis Redezeit laut Programm beendet und ohnehin der nächste Redner vorgesehen war. Derjenige der diesen Bericht wiedergab fügt noch mit an, dass es ihm äußerst schwer fiel das als wirkliche Panne anzusehen, dass er vielmehr den Eindruck hatte. Die Panne wurde vorsätzlich inszeniert, um Ditschi einmal mehr "stolpern" zu lassen.
Wer im Raum Berlin am
heutigen Tage gegen 16,00 den Fernsehsender "Offener Kanal" eingeschaltet haben
sollte, hat vielleicht einen ähnlichen Eindruck gewonnen.
Da war laut Programm ein 57-Minutenbeitrag mit dem Titel "Jehovas Zeugen - eine
kritische Betrachtung" vorgesehen. Sendeverantwortlicher: Detlef Zwarg.
Vielleicht wird es einige genervt haben, dass er den Slogan aus der
WTG-Literatur zur Zeit Rutherfords (Religion ist ein Gimpelfang) wiederholt auch
in seiner Sendung mit einblenden ließ, wobei er ja darauf verweisen kann, dass
auch eine seiner Webseiten diesen Titel trägt.
Vielleicht wird es einige desweiteren genervt haben, dass er auch
verhältnismäßig umfänglich einige Kernaussagen aus dem 1977 erschienenen Buch
von Renate Sprung "Gefängnis ohne Mauern" mit vorstellte.
Man merkte es dem Vortragenden an. Das was er aus dem Buch von Renate Sprung zitierte, waren nicht "irgendwelches" unbedeutendes Geplänkel. Das waren Passagen mit Praxisbezug (Praxis der Zeugen Jehovas), die auch der Vortragende glaubte in seinem persönlichen Erleben wiederzufinden. Alles allerdings Passagen, die nicht dem Styling des "Friede-Freude-Eierkuchen-Zeugen" entsprachen, als die seitens der WTG sich die Zeugen doch so gerne dargestellt wissen möchten.
Der Vortragende ging nach diesem Themenkomplex auch dazu über eine der neueren Wachtturmausgaben zu beleuchten. Das darin aufgespießte Thema wie denn Jehovas Zeugen zum Interkonfessionalismus ständen. Wie unschwer zu erraten: Ablehnend. Der Vortragende zitierte auch entsprechende wörtliche Passagen dazu aus dem Wachtturm. Dann macht er einen Gedankensprung, kommt unter anderem auf ein Konkordat zu sprechen, dass Jehovas Zeugen mit der italienischen Regierung abgeschlossen haben. Dann erwähnt er einen entsprechenden früheren Artikel der WTG, worin selbige Konkordate kritisch bewertet. Namentlich die mit Hitler und Mussolini und lässt durchblicken, wie sich Meinungen zum Thema Konkordat doch gewaltig ändern können. Insbesondere dann, wenn der Konkordatsbegünstigte nicht mehr Hitler oder Mussolini heisst, dafür aber seine Zentrale in den USA hat.
Ja dann erwähnt der
Vortragende auch noch den Fall des Dr. Reinhold K. aus Österreich.
Personengleich: WTG-Rechtsanwalt, Zeugen Jehovas-Älteste und Veranstalter
Interkonfessioneller Veranstaltungen. Jener Spezies also die man doch vorgibt zu
verabscheuen. Den UN-"Bibliotheksfall" streift er in diesem Zusammenhang auch
noch.
Wieder zu einer aktuellen Wachtturmausgabe überleitend interpretiert er dann den
darin befindlichen Satz vom "eifrigen" Predigen der Zeugen Jehovas. Eifrig im
Sinne von "freudig".
Dann zeigte die Uhr 16, 33 und just zu diesem Zeitpunkt trat die vorgenannte "Ditschipanne" ein. Um 16, 36 hatten die Verantwortlichen des Senders sich wohl wieder soweit aufgerappelt, um den inzwischen dunklen Bildschirm wieder mit unverbindlichen Programmvorschauen zu füllen. Um 16,39 wurden dann vorher keineswegs vorhergesehene Kurzbeiträge völlig wild zusammengewürfelt eingespielt. Ihnen merkte man deutlich an. Sie haben nur den einen Zweck, die Zeit bis zum Ende der regulären Detlef Zwarg-Sendung zu überbrücken.
Abschließende Frage und
Antwort zugleich. Man kann an einen "Zufall" des vorstehenden beschriebenen
Sendeabbruches glauben. Man kann es aber auch nicht und statt dessen es so
interpretieren, dass da einigen etwas was ihnen auf die Nerven ging, gestoppt
wissen wollten.
Um jeden Preis!
Geschrieben von D. am 26. Januar 2003 18:15:12:
Als Antwort auf: Re: Offener Kanal Berlin <4082.htm> geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 17:49:39:
Auszüge aus dem Buch von Renate Sprung
Renate Sprung
Geschrieben von Drahbeck am 21. Januar 2003 18:33:47:
Aufstieg und Fall eines Kreisdieners (zu einer Zeit, wo es diese Bezeichnung noch gab). Heute legen dieselben Herrschaften ja ausdrücklichen Wert darauf als Kreis a u f s e h e r betitelt zu werden.
Heinrich Ditschi
Geschrieben von Prometeus am 22. Januar 2003 16:19:55:
Als Antwort auf: Heinrich Ditschi <4014.htm> geschrieben von Drahbeck am 21. Januar 2003 18:33:47:
Wer hätte das gedacht?
Daß der historische Informationswert der Stasi-Lektüre CV alle WT- eigenen Veröffentlichungen weit in den Schatten stellt!
Ein Lob an Drahbeck für seine Fleißarbeit, diese Infos für die Nachwelt aufzubereiten und zu erhalten!
Geschrieben von Ewald am 22. Januar 2003 22:00:53:
Als Antwort auf: Re: Heinrich Ditschi <4023.htm> geschrieben von Prometeus am 22. Januar 2003 16:19:55:
von mir auch einen Dank für diesen sehr wertvollen Bericht, der doch einen tiefen Einblick gibt in die Politik und Vorgehensweise der WTG.
Wirklich sehr interessant und aufschlussreich.
Ewald
Geschrieben von D. am 22. Januar 2003 09:48:28:
Eigentlich stellen die Zeugen Jehovas im Vergleich zu anderen Religionsgemeinschaften auch eine Art von "Revolution" dar. Orwell hat sie meines Erachtens einmal gut beschrieben. Online ist der Gesamttext wohl nicht greifbar. Aber es gibt da auch eine das wesentliche gut erfassende Zusammenfassung.
Farm der Tiere www.sgu.ul.bw.schule.de/buchvor/bvt16.htm
Geschrieben von Dr. Doolitle am 23. Januar 2003 13:52:36:
Als Antwort auf: Farm der Tiere <4019.htm> geschrieben von D. am 22. Januar 2003 09:48:28:
Orwell war in der Tat ein Genie!
Er hat aus der Geschichte gelernt, und hat seine Erkenntnisse in Romanform (weil
er wusste, dass Sachbücher sich schlecht verkaufen) dargelegt.
Was aber weder Orwell noch sonstwer wusste, ist, dass Revolutionen keineswegs
"natürliche" Ereignisse sind, die sich ähnlicherweise wie Vulkaneruptionen oder
Erdbeben langsam aufbauen, um sich dann plötzlich zu entladen. Vielmehr sind die
meisten "Revolutionen" ferngesteuert.
Meistens genügt die berühmte Frage nach dem Motiv (das alle Aufklärer als
Leitprinzip haben sollten), um herauszufinden, wer einen Vorteil von einem
Umsturz haben könnte. Und wenn man die (üblichen)Verdächtigen sorgsam
durchleuchtet, wird sich wohl der eine oder andere Fehler finden. Den bläst man
dann auf Elephantengrösse auf - und schwup - schon hat man statt einem
Verdächtigen einen Schuldigen. So wird´s gemacht!
Für weitere Diagnosen stehe ich gern zur Verfügung, eurer Dr. Doolitel
Geschrieben von LuckyX am 22. Januar 2003 21:29:50:
Als Antwort auf: Farm der Tiere <4019.htm> geschrieben von D. am 22. Januar 2003 09:48:28:
Die Parallelen zwische der Farm der Tiere und der WTG sind vor Jahrzehnten auch mir als Schüler aufgefallen und das Buch ist für zur vollkommenen Parabel für totalitäre Sekten nach dem Strickmuster der WTG geworden. Sehenswert ist das gleichnamige Video (deutsch).
Und der xZJ Snopwball hat dem Ganzen sogar eine komplette homepage gewidmet :
meltingpot.fortunecity.com/armenia/10/
Welcome to Snowballs Animal Farm - A Refuge from Totalitarian Religion. Er bietet dort auch das komplette Buch online (englisch). Bei der Gelegenheit auch für den nicht Englisch Lesenden sehenswert : seine Watchtower Art Gallery mit gescannten Kunstwerken aus der Zeit des Rutherford'schen "Regenbogens" (so benannt nach den vielfarbigen Bucheinbänden).
Geschrieben von D. am 25. Januar 2003 15:03:55:
Als Antwort auf: Noch so ein Exportschlager <4050.htm> geschrieben von D. am 25. Januar 2003 12:34:38:
In dem 1981 in
deutscher Übersetzung erschienenen Buch von Charles Berlitz (auch so ein
USA-Import) liest man auch den Satz:
"Nostradamus, der französische Gelehrte und Seher jüdischer Abstammung des 16.
Jahrhunderts, der sonst eher vage und verschleierte Andeutungen machte, nannte
ein ganz präzises Datum, als er diesbezüglich vorhersagte:
Im siebten Monat neunzehnneunzigneun kommt vom Himm'l ein großer Schreckenskönig
…
Diejenigen unter uns, die das Jahr 1999 noch erleben, werden ja, wenn es soweit
ist, die Zuverlässigkeit dieser so genau datierten Prophezeiung des Nostradamus
beurteilen können."
Berlitz, 1913 geboren,
beruft sich da zwar ausnahmsweise mal nicht auf die Bibel. Das macht aber seine
versalzene Suppe auch nicht besser. Mit oder ohne Bibel, wird Irrationalismus in
den Vordergrund gestellt. Traurig ist nur, dass es offensichtlich nach wie vor
Leute gibt, die nach so etwas "dürsten". Und noch trauriger sind die
Geschäftemacher anzusehen, die da dieses offenbar unausrottbare "Bedürfnis"
glauben befriedigen zu können oder sollen. Ob jener Herr Berlitz sein Jahr 1999
noch erlebte ist mir nicht bekannt. Er darf sich einreihen in das Heer jener,
die da einen anderen "Charles" ebenfalls zum Propheten hochstilisierten, nebst
Nachfolgern.
Windige Scharlatane sind sie allesamt!
Geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 11:01:09:
Als Antwort auf: Re: Noch so ein Exportschlager <4053.htm> geschrieben von D. am 25. Januar 2003 15:03:55:
Rutherford bekannt auch
für seine Meinung, dass Radio, für das er eine bemerkenswerte Begehrlichkeit
entwickelte. Das Radio sei nach Rutherford in der "Bibel vorhergesagt".
Die heutigen Zeugen Jehovas möchten aber von dieser Kapriole ihres einstigen
Idols lieber nichts mehr wissen. Peinliches schweigen ist so ziemlich ihre
einzige Antwort, spricht man sie einmal darauf an.
Rutherford ist ein
"Waisenknabe". Andere können es noch "besser". Wer, nun zum Beispiel ein Herr
der sich laut Verlagsklappentext seit 1964 "evangelistischer Mitarbeiter und
wissenschaftlicher Berater von Billy Graham" nennt. Besagter Herr
veröffentlichte ein Buch mit dem Titel "Der grosse Exodus". Darunter versteht er
die wundersame "Entrückung" seinesgleichen von dieser Welt; während dort alles
drunter und drüber geht. Im Prinzip ein modifizierter Abklatsch der
Harmagedontheorie der Zeugen.
Es verwundert auch nicht, dieses Buch als deutsche Übersetzung in dem
berüchtigten Verlagsprogramm des Verlages Hermann Schulte (jetzt Schulte&Gerth)
vorzufinden. Dortselbst im Jahre 1973 erschienen.
Nun bleibt immer noch
die Frage offen, was denn das ganze nun mit dem Fernsehen zu tun hätte? Nun
dies. Das White aufgrund seiner "grundstürzenden Bibelstudien" glaubt es dort
prophezeit, vorzufinden.
Brauchte man für Rutherford's Radiotheorie eine gehörige Portion von Naivität
und Ausschaltung rationalen Denkens. So verhält es sich bei Herrn White ähnlich.
Zum Thema Fernsehen
verlautbart sich John Wesley White wie folgt (S. 16):
"Viele Leute fragen: 'Gibt es in der Bibel Andeutungen über das Fernsehen?' Ich
bin mir nicht ganz klar darüber. Aber seit einigen Jahrzehnten und besonders
seit der Veröffentlichung des Buches 'Die roten Lichter der Apokalypse' von
Professor Urey … Steht das 11. Kapitel der Offenbarung im Mittelpunkt des
Interesses. Dort lesen wir: 'Wenn sie (die beiden Zeugen) ihr Zeugnis vollendet
haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, mit ihnen Krieg führen
und sie überwinden und sie töten. Und ihre Leichname werden auf der Gasse der
großen Stadt liegen, welche im geistlichen Sinne Sodom und Ägypten heißt, wo
auch ihr Herr gekreuzigt worden ist. Und viele von den Völkern und Stämmen und
Zungen werden ihre Leichname sehen, drei Tage lang und einen halben, und werden
ihre Leichname nicht in ein Grab legen lassen. Und die auf Erden wohnen, werden
sich über sie freuen…' (Offenbarung 11, 7-10). Diese Aussage kam den Menschen
komisch und lächerlich vor, bis sie durch das Auftreten des Fernsehens,
insbesondere aufgrund der Pionierarbeit der Weltraumsatelliten 'Early Bird' und
'Telstar', eines Besseren belehrt wurden."
Übrigens, wer Rutherford's "Harfe Gottes" kennt (bei Oliver M. kann man sie nachlesen), dem ist vielleicht noch jene euphorische Liste in Erinnerung, in der Rutherford aufzählt, was da so für seine Generation alles an staunenswerten Erfindungen zu registrieren war. Selbstredend als "Endzeitbeweis". Auf demselben "Klavier" spielt auch White. Nur dass er etwas später anfängt und die Liste der wunderbaren Erfindungen erst nach 1945 beginnen lässt. Rutherford's "Konzert eines eingequetschten Katzenschwanzes" ist unsereins zur Genüge bekannt. Wesley White darf für sich den "Ruhm" in Anspruch nehmen, mit seinem Katzengejaule es ihm gleich zu tun.
Ach ja. Eine Frage noch. Wie ortet sich der Verlag "Schulte & Gerth"? Doch wohl so im weiteren Sinne zum Spektrum der evangelischen Kirche zu gehören. Seine überwiegende Kundschaft entstammt diesem Bereich. Er will also nicht etwa als Sektenverlag der Zeugen Jehovas oder der Neuapostolischen Kirche usw. verstanden wissen.
Danke, das war's dann. Welche Sekte da die schlimmere Ausgeburt menschlichen Wahn's ist. Darüber wäre in der Tat noch treffllich zu streiten.
Geschrieben von Drahbeck am 02. Februar 2003 07:58:18:
Als Antwort auf: Re: Noch so ein Exportschlager <4070.htm> geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 11:01:09:
Ein gewisser Gerhard Salomon, offenbar den "Landeskirchlichen Gemeinschaften" im Bereich der evangelischen Kirche zuzuordnen, und dort als eine Art Wanderprediger wohl mal aktiv, veröffentlichte 1978 mal ein Buch mit dem Titel "Die Gefahren der Endzeit für die Gläubigen".
Es stellt sich wirklich die Frage, beim lesen selbiges, welche "Sektensorte" schlimmer ist. Die, die von den Großkirchen als Sekten klassifiziert werden. Oder die, welche in ihren eigenen Reihen ihr geduldetes, wenn auch nicht geliebtes Dasein, als "landeskirchliche Gemeinschaften" fristen. Will man eine Art Stammbaum skizzieren, ist es doch so, dass sogenannte Freikirchen, letztendlich aus dem Bereich der Großkirchen, als ihrer Wurzel, entstammen. Die "landeskirchlichen Gemeinschaften" hingegen nehmen eine Art Zwitterstellung ein. Inhaltlich auf demselben Level wie die Freikirchen stehend, haben sie die Nabelschnur zu den Großkirchen noch nicht völlig getrennt. Führen aber doch ein weitgehendes Sonderleben.
Und vor allem ihre große Klage. Die Großkirchen seien zu verweltlicht. Das sind sie in der Tat. Nur, was da als Alternative angepriesen wird, da kann einem in der Tat der kalte Schüttelfrost ereilen. Konservatismus hoch zehn, unter dem Firmenschild "Bibeltreue".
So polemisiert Salomon
etwa (S. 49):
"Statt Verkündigung nun Dialog, statt Diakonie Sozialarbeit, statt Mission gar
nur Entwicklungshilfe".
Alles was irgendwie nur ansatzweise nach Ökumene riecht, wird in den
schrecklichsten Farben verteufelt.
Konservatismus auch in der wie er es nennt, "Frauenfrage". Ein symptomatischer Satz (S. 81) dazu: "Muß die Gepflogenheit dieser Welt angepaßte Redeform 'Liebe Schwestern und Brüder' in gläubigen Gemeinden nicht als Abfallserscheinung gedeutet werden?"
Noch so ein Satz
diesbezüglich (S. 82):
"Ganz erschütternd ist aber, wenn selbst aus der Erweckung hervorgegangene
Kreise zumindest die Möglichkeit diskutieren, Predigerinnen anzustellen. Merkt
man denn gar nicht, welch tiefen Fall es bedeuten würde, gegen Gottes klares
Wort vom Satan inspirierte Entwicklungen der Welt zu übernehmen?"
Mit Zitaten
vorstehender Art ist jenes Buch en mass "gesegnet". Genannte Kostproben mögen
erst mal genügen.
Salomon hatte auch die Vokabel "erschütternd" mit verwandt. In der Tat,
erschütternd ist hier einiges. Insonderheit die eine Frage: Welche Sektensorte
denn wohl schlimmer ist. Die von den Großkirchen als Sekten bezeichneten? Oder
die Sekten innerhalb der Großkirchen?
Geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 14:13:10:
Als Antwort auf: Re: Noch so ein Exportschlager <4070.htm> geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 11:01:09:
Neben den in den anderen Links bereits kritisierten Herren, sollte man einen weiteren nicht vergessen. Er weilt zwar auch nicht mehr unter den Lebenden. Seine von ihm geschaffene Organisation indes ist nach wie vor aktiv. Die Rede ist von Herrn Werner Heukelbach. Bekannt geworden auch durch seinen Slogan: "Gerade Du brauchst Jesus!"
Seine Organisation rühmt sich, beispielsweise seine Broschüre "Das harrt ihrer!" in der er auch auf dem Endzeitklavier spielt, in mehr als 4,5 Millionen Exemplare abgesetzt zu haben. Also "fast" schon an die Auflagenzahlen der Zeugen Jehovas heranzukommen. Mit letzteren trifft er sich übrigens in der Ausmalung der auch von Russell beschworenen "gelben Gefahr". So hat jeder dieser Endzeitpropheten so seine eigenen Schwerpunkte.
Der eine stiert wie das
hypnotisierte Kaninchen auf die Schlange, nach Israel. Der andere lässt diesen
Aspekt zwar auch nicht unberücksichtigt, will aber das volkreiche Land China
auch noch mit in seinem Konzert der Schaffung von Ängsten, integriert sehen.
Wie schon sein genannter Slogan deutlich macht, will Heukelbach "rüberbringen",
dass die Menschen die da Jesus als ihren Erretter akzeptieren, einen anderen
Lebensstil befolgen würden als die "böse Welt".
Für die Beschreibung der "bösen Welt" hat er denn auch eine "zugkräftige" Schilderung parat, die da besagen will: Seht von denen unterscheiden wir uns positiv (und ich Heukelbach habe das auch gelehrt - deshalb spendet mal schön für mein "Missionswerk"). Letzteres sagt er zwar nicht so unverblümt. Wer sich aber auf dieses "Missionswerk" tatsächlich einlässt - wird sehr wohl, früher oder später, auch noch mit diesem Aspekt konfrontiert.
Um es vorweg zu sagen. Religion vermag dem säkularen Zeitgenossen manchmal befremdlich erscheinen. Beispiel. Die Kleiderordnung die islamisch geprägte Frauen zu praktizieren pflegen, erscheint manchem säkularen Zeitgenossen (das heisst einem der keine persönliche Beziehung zur Religion hat) doch etwas befremdlich. Derselbe Typ von Zeitgenosse mag vielleicht auch den Kopf schütteln, registriert er christliche Kreise wo man in der "Kleiderordnung", namentlich bei den Frauen, auch gewissen betont konservativen Aspekten begegnet. Damit wird der säkulare Zeitgenosse leben müssen; dass es eben auch Menschen gibt, die seine Wertvorstellungen nicht reflektieren.
Wie soll man nun
Heukelbach einschätzen? Mit Sicherheit auch als einen Typ, dem das Konservative
im genannten Bereich mehr zusagt als das Gegenteil.
Dieser Konflikt ist meines Erachtens auch nicht das, was bei der Kritik an den
Evangelikalen ungebührlich herausgestellt werden müsste. Gleichwohl besteht aber
andererseits auch kein Grund es prinzipiell zu verschweigen".
Die konservative Weltsicht von Heukelbach kommt auch prägnant in nachfolgendem Zitat von ihm zum Ausdruck, mit dem er sehr wohl "rüberbringen" möchte. Die da Jesus angenommen hätten, unterschieden sich davon.
Heukelbach entwirft das
folgende Bild (Zerrbild) von der "bösen Welt"
"Es gibt verschiedene Erscheinungen, welche den Verfall der heutigen
Gesellschaftsordnung kennzeichnen. Bei den Griechen und Römern war die Zeit vor
ihrem Untergang gekennzeichnet durch Brot und Spiele. Der Staat mußte für das
Aufkommen jedes einzelnen sorgen, und daneben nahmen die Feste und Spiele das
Volk gefangen; dann kam der Zusammenbruch. Heute baut man wieder die gewaltigen
Arenen und Sportstadien für über 100 000 Menschen.
Bald hat man nicht mehr genug Sonntage, um der Festseuche Genüge zu leisten.
Eine Ausstellung jagt die andere. Musik-, Straßen- und Schützenfeste müssen die
Tage abzählen, um sich gegenseitig nicht im Wege zu stehen. In die Millionen
gehen die Besucher. Gewaltige Vermögen werden da verpraßt. Auto-, Rad- und
Pferderennen halten ganze Gegenden in Atem und füllen ganze Zeitungen mit ihren
faszinierenden Berichten.
Die Vergnügungssucht wird den Kindern schon eingeimpft. Die Zahl der
Vergnügungsstätten wird immer noch vermehrt. Die Fastnachtanlässe nehmen Formen
an, die jeden sittlich denkenden Menschen anekeln. Die Nachtlokale in den
Städten sind überfüllt, in der Mehrzahl von jungen Menschen. Ihre Augen werden
dort geblendet und die Herzen verhärtet gegen die ethische, sittliche Ordnung.
Das alles soll über den Ernst des Lebens hinwegtäuschen.
Das Strandbadleben stumpft alle Schamhaftigkeit ab, sie wird erstickt, und die
Abwehr gegen eine Unmenge sittlicher Verirrungen, welche die Menschen in Not und
Trübsal bringen, wird unterbunden. Die Sinneslust lodert auf, und das
Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse erstirbt. Damit wird der
Sittenlosigkeit Tür und Tor geöffnet. Man hat auch früher Wasser-, Luft- und
Sonnenbäder benutzt, und sie sind eine wertvolle Gesundheitspflege, doch eben in
dem Rahmen einer sittlichen Ordnung".
Konservatismus in möglichst vielen Bereichen, ist somit das Rezept der Heukelbach's und Co. Wer es befolgt, der ist auch heute noch bereit, alles zu Spenden, auf dass die Kirche sich mächtige Kathedralen bauen kann, während er selbst nur in einer minderwertigen Kate hausen mag. Krass gesprochen.
In einer auch über den
Buchhandel vertriebenen Dissertation hatte sich Holm-Dieter Roch einmal mit dem
Fall Heukelbach näher beschäftigt. Seiner Arbeit gab er den Titel: "Naive
Frömmigkeit der Gegenwart."
Sie ermöglicht durchaus einige interessante Einblicke. Und so seien denn als
Abschluss dieser Replik noch einige Sätze aus der Studie von Roch zitiert:
Heukelbach, 1898
geboren. Schließlich trat er am 28. März 1928 um 22.00 beim Besuch einer
Evangelisationsveranstaltung der landeskirchlichen Gemeinschaft in Wiedenest
seine Bekehrung ein.
Aufschlußreich ist das Urteil seiner Zuhörer, über das Heukelbach berichtet:
'Man sagte: Heukelbach redet fast immer dasselbe, er kommt immer wieder auf den
einen Punkt, daß man sich bekehren muß.'
Wegen seines Herzleidens wurde Heukelbach 1934 aus dem Dienst der Reichsbahn
entlassen.
Der Erfüllung seines Wunsches, hauptberuflich als Evangelist tätig zu sein,
stand nun nichts mehr im Wege. Zunächst wirkte Heukelbach bei einer anderen
Zeltmission mit, dann ermöglichte ihm eine Spende von 2500 RM die Anschaffung
eines eigenen Zeltes.
Nach dem Krieg hat Heukelbach noch einige Male Evangelisationsveranstaltungen
abgehalten, bis sein Gesundheitszustand dies nicht mehr zuließ.
Nun begann er mit dem Aufbau seiner Schriften- und Rundfunkmission, die ihn zu
einem weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Mann machte. Innerhalb
weniger Jahre wurde seine Schriftenmission zum größten Unternehmen dieser Art in
Deutschland.
Für die Sendungen über Radio Luxemburg wurden in einem Monat DM 31.000,-- aufgewandt und eine ganzseitige Anzeige in HÖR ZU kam auf DM 36.800,--. Jedem Freundesbrief liegt zu diesem Zweck eine Zahlkarte bei.
Die Isolation des
Bekehrten von der Welt äußert sich besonders auffällig in seiner völligen
Passivität gegenüber dem politischen und sozialen Geschehen. Er nimmt alles, was
ihm widerfährt, als eine Schickung Gottes geduldig auf sich und versucht in
keiner Weise handelnd in das Geschehen einzugreifen.
Heukelbachs Schriften sind von einer gesteigerten apokalyptischen Naherwartung
erfüllt.
Heukelbachs Schriften weisen erhebliche Gemeinsamkeiten mit der Kitschliteratur
auf. Die Sprache seiner Schriften zielt darauf ab, beim Leser Gefühlswirkungen
auszulösen. Heukelbach bevorzugt das Gefühl ansprechende Vokabeln, putzt
einfache Ausdrücke zu etwas Besonderem auf und verwendet sachlich nichtssagende
Wendungen als reine Gefühlsauslöser. Die meisten seiner Metaphern entstammen
nicht der Lebenswirklichkeit des heutigen Menschen. Die auf diese Weise
erzeugten Gefühle unterliegen keiner rationalen Kontrolle und verhindern darum
ein realitätsgerechtes Verhältnis zur Wirklichkeit. Der Leser wird in eine
Scheinwelt versetzt, die ihn die Realitäten des Alltags vergessen läßt.
Entsprechend dem dualistischen Grundcharakter der untersuchten Frömmigkeit sind die durch Heukelbachs Schriften hervorgerufenen und genährten Gefühlsbindungen nicht ambivalent, sondern nach einem "Freund-Feind-Schema" polarisiert. Auch hierin zeigt sich der kindlich-naive Charakter dieser Frömmigkeit, denn gerade die Fähigkeit zu ambivalenten Gefühlsbeziehungen unterscheidet den Erwachsenen vom Kinde.
Die Behauptung, Religion täusche die im Leben Benachteiligten über ihre tatsächliche Situation hinweg, gehört bekanntlich zu den Grundthesen der klassischen Religionskritik. Zweifellos gibt diese These, wo sie einseitig vertreten wird, zu berechtigter Kritik Anlaß. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß nicht bestimmte Formen von Frömmigkeit unter anderem die Funktion haben, über unbefriedigende Realitäten hinwegzutäuschen, sie zu kompensieren. Dies scheint auch bei Heukelbachs Frömmigkeit der Fall zu sein. Im übrigen ist es interessant, daß der Vorwurf, narkotisierend zu wirken, erstmals gegen eine Frömmigkeit erhoben wurde, die mit der Heukelbachs vieles gemein hat …
Es muß aber noch ein
weiterer Faktor in Betracht gezogen werden. Die moderne Gesellschaft bietet in
zunehmendem Maße Möglichkeiten zur Bewältigung der Lebensproblematik an, die mit
der naiven Frömmigkeit in Konkurrenz treten. Sie ermöglichen ebenso wie diese
Frömmigkeit eine Flucht aus der Realität in Illusionen, verlangen jedoch ein
wesentlich geringeres Maß an persönlichen Opfern. Wir nennen nun einige
Stichworte:
Werbung, Kitschliteratur. Comics, Schlager und Schnulze, Readers Digest und
Bild-Zeitung. Der Vorwurf, Opium des Volkes zu sein, der gegenüber Heukelbachs
Frömmigkeit - wie sich gezeigt hat - durchaus angebracht ist, muß ebenso gegen
diese Erscheinungen erhoben werden. Man könnte geradezu von Opiaten des modernen
Menschen sprechen.
Eine Wiederholung der Erweckungsbewegung des vorigen Jahrhunderts erscheint gänzlich ausgeschlossen. Das bedeutet selbstverständlich nicht, daß die naive Frömmigkeit in absehbarer Zeit zum Aussterben verurteilt sein wird. Überall dort, wo die Anpassung an die kulturellen Gegebenheiten unserer Zeit aus welchen Gründen auch immer - nicht oder nur ungenügend erfolgt ist, wird sie weiterhin auf Resonanz stoßen. Ebenso wird sie da Erfolg haben, wo die von der Gesellschaft angebotenen Mittel zur Bewältigung der Lebensprobleme nicht ausreichen.
Auch das starke Echo das Heukelbachs Rundfunksendungen bei deutschen Volksgruppen im Ausland (Sowjetunion, Südamerika) gefunden hat, deutet darauf hin, daß Heukelbachs Frömmigkeit - sozialpsychologisch gesehen - eine "Frömmigkeit der Unangepaßten" darstellt.
Geschrieben von Drahbeck am 08. Februar 2003 09:33:57:
Als Antwort auf: Re: Noch so ein Exportschlager <4073.htm> geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 14:13:10:
Karl Stegemann.
Der im Jahre 1880 geborene Pfarrer Karl Stegemann veröffentlichte im Jahre 1921
mal eine Schrift die betitelt war "Kennen die Siebenten-Tag-Adventisten (Sabbatisten)
das Evangelium?" Wie man wohl unschwer erraten kann, war diese Broschüre in der
Tendenz kritisch gegenüber den "Siebenten-Tags-Adventisten" eingestellt. Ein
Zitatbeispiel daraus, dass für die Adventisten bedeutsame Jahr 1844 betreffend
(S. 17, 18):
"So kam ihr (Ellen G. White) die 'wunderbare Erleuchtung', daß der Herr Jesus im
Jahre 1844 nicht habe kommen können, weil die Christenheit das 4. in der Lade
Gottes bewahrte Gebot übertreten: Du sollst den Sabbattag heiligen!
Und weil Millers Rechnung zweifellos stimmte, so verkündete Frau White nach
'schriftgemäßer Erleuchtung', daß Jesus Christus im Jahre 1844 nicht zum Vollzug
des Gerichtes auf Erden, sondern zum Beginn eines reinigenden
Untersuchungsgerichtes in dem Allerheiligsten des himmlischen Tempels erschienen
sei!"
Auf die Bibelforscher kommt er auch beiläufig mit zu sprechen, indem er sie als "berüchtigte Millenium-Tagesanbruch-Leute" titutliert, ihnen und den Adventisten vorwirft, die Lehre vom Seelenschlaf zu vertreten und die Feuerhölle abzulehnen. Als "gestandener Pastor" konnte er dieses "Frevel" wohl nicht so recht "verkraften".
Mit der Rückendeckung
des staatlichen Kirchensteuereinzugssystems findet er auch kritische Worte zum
Finanzgebaren der Adventisten. Etwa wenn er festhält:
"Gefragt wird aber ausdrücklich jedes Glied vor der Aufnahme, ob es auch den
Zehnten geben wolle. … Den Predigern wird eingeschärft, daß derjenige, welcher
keinen oder nur wenig Zehnten entrichte, in der Gemeinde nichts zu sagen habe …
Die Regelmäßigkeit und Höhe der Gaben gelten als Gradmesser für die Echtheit der
Bekehrung und das Maß des Ansehens, das dem einzelnen einzuräumen ist.
In wie hohem Maße die Geldwirtschaft den Sabbatismus beherrscht, ersieht man
schon daran, daß keine einzige Nummer ihres Gemeindeblattes 'Zionswächter' ohne
spaltenlange 'Finanzberichte' erscheint."
Diesem Pfarrer, wie auch anderen seiner Generation, blieb es nicht erspart, neben dem ersten, dann auch noch den zweiten Weltkrieg miterleben zu müssen. Was für andere ein offenbar unabwendbarer Schicksalssschlag war, wusste er indes dann noch metaphysisch zu erhöhen. Bereits im Jahre 1947 konnte er mit Genehmigung der Nachrichtenkontrolle der US-Militärregierung in Deutschland, ein Produkt dieser metaphysischen Überhöhung vorlegen. Sein diesbezügliches Buch trug den Titel: "Die Zukunft der Menschheit. Allgemeinverständliche Auslegung der Offenbarung des Johannes."
Schon auf den ersten Seiten selbigen kann man entnehmen, dass er offenbar bei den Adventisten mal "in die Schule gegangen ist". Etwa wenn er das Jahr des Beginns der großen französischen Revolution von 1789, besonders hervorhebt. Nicht nur das. Er glaubt weiter dieses als Beginn der Endzeit auch aus der Offenbarung in der Bibel herauszulesen. Nun begann der zweite Weltkrieg formal im Jahre 1939, bekanntermaßen. Die selbstgestellte Aufgabe für ihn lautete nun. Wie bringe ich beide Daten unter einem Hut? Und wie kann ich dazu auch noch das Bibelbuch Offenbarung als Beleg bemühen?
Unmöglich, mag so
mancher ungläubiger Thomas denken.
Fehlschluss der ungläubigen Thomasse. Für Bibelgläubige ist alles möglich.
Selbst die Quadratur des Kreises. Also ist die Verbindung beider Daten für einen
Bibelgläubigen ein klacks. Etwas was er ohne mit der Wimper zu zücken, so mir
nichts dir nichts, aus dem Ärmel schüttelt.
Bei Stegemann liest
sich das dann so (S. 105):
"Zweimal findet sich in diesem Abschnitt (Vers 5 u. 10) eine Zeitangabe: '5
Monate lang war ihnen gegeben, die Menschen zu quälen und zu beschädigen.' - Die
Zeitangaben der Offenbarung sind im sog. prophetischen Zeitmaß gegeben, das
zurückgeht auf Hes. 4,5, wo Gott dem Hesekiel für ein Jahr der wirklichen
Belagerung Jerusalems in der sinnbildlichen Darstellung einen Tag anordnet. 5
Monate in der prophetischen Bildersprache sind in Wirklichkeit nicht mal 5mal 30
Tage, sondern 5mal 30 Jahre.
Diese Zeitangabe ist für uns, die wir Zeitgenossen jener großen Bewegung sind,
insofern bedeutsam, als der Ausgangspunkt derselben klar zutage liegt. Es ist
die große französische Revolution von 1789. Rechnet man von da an 150 Jahre
weiter, so kommt man an das Jahr 1939, in dem der zweite Weltkrieg ausbrach."
Damit hatte er seine
Leser nun dorthin gebracht, wo er sie gerne hinhaben wollte. Um sein Szenario
noch weiter abzustützen, bedient er sich dann auch noch der - altbekannt -
"Anzeichenbeweise". Das liest sich dann bei ihm etwa so (S. 127):
"Gegenwärtig steht die Welt der bibelgläubigen Menschheit in der Erwartung des
zweiten Kommens Christi. Wieder weiß man aus Gottes Wort mancherlei
Einzelheiten, die auf das Herannahen des Tages Christi schließen lassen. Und
wieder laufen unter den Menschen, die nicht an der Bibel allein sich
orientieren, allerlei merkwürdige Worte um. Mehrfach bezeugten mir glaubwürdig
ältere Leute, schon ihre Großeltern hätten gesagt: 'Die zweitausend Jahre werden
nicht voll.' Oder: 'Wenn die Frauen laufen wie die Pfauen, wenn die Wagen ohne
Pferd fahren und die eisernen Vögel in der Luft fliegen, dann ist das Ende der
Welt da.'
Angemerkt werden soll auch, daß solch ein nüchterner, verständiger Mann wie
Vater Bodelschwingh bereits um die Wende des Jahrhunderts anordnete, die
Neubauten in Bethel sollten nicht mehr massiv sein, sondern nur aus leichtem
Fachwerk hergestellt werden, 'weil der Herr Jesus doch bald wiederkomme'. Die
Betheler nannten diese Bauten 'Hallelujah-Häuser.'"
Eine weitere
Bestätigung für seine These sah Stegemann auch in der Zunahme atheistischer
Tendenzen. Er verwendet da einen ziemlich anfechtbaren Vergleich. Etwa, wenn er
schreibt (S. 183):
"Die lästernde Stimme, die 1939 in Deutschland ausgerufen: 'Den vorigen Krieg
haben wir - mit Gott - verloren! Diesen werden wir - ohne Gott gewinnen!"
Angesichts dieses Vergleiches muss man doch rückfragen. Hängt das "gewinnen" von
Kriegen wirklich von Gott ab, wie er es da unterschwellig suggeriert?
Auch bedenklich seine
Interpretation der Bibelforscher, auf die er am Ende seines Buches auch noch zu
sprechen kommt (S. 267). Über sie verbreitet er sich dann mit den Worten:
"Ihr Stifter, der amerikanische Kaufmann Russell, hat eine Lehre vorgetragen,
welche anklingt an die Predigt der Chiliasten (Künder des tausendjährigen
Reiches) der Reformationszeit. Dieselben waren der Meinung, die Frommen hätten
die Aufgabe, alle Gottlosen dieser Welt mit roher Gewalt zu vertilgen.
Russell hat den Sturz aller politischen und aller kirchlichen Gewalten, die er
für völlig satanisiert erklärte, mit großem Nachdruck vorausgesagt. Er hat das
in Ausdrücken getan, welche die Vermutung wecken konnten, seine Anhänger seien
religiös getarnte Umstürzler politischer Art. Das war die Ursache für die
Verfolgung der Bibelforscher durch die nationalsozialistische Regierung
Deutschlands."
Summa summarum. Wer die WTG-Lehre ablehnt, der kommt allerdings nicht umhin, ein gleich vernichtendes Urteil auch über jene auszusprechen, die sich da innerhalb der Kirchenmauern als besonders "Bibelgläubige" tummeln, wie zum Beispiel auch im Falle Karl Stegemann sichtbar.
Geschrieben von Gerd am 08. Februar 2003 17:53:23:
Als Antwort auf: Re: Noch so ein Exportschlager <4242.htm> geschrieben von Drahbeck am 08. Februar 2003 09:33:57:
>> Für Bibelgläubige ist alles möglich. Selbst die Quadratur des Kreises. Also ist die Verbindung beider Daten für einen Bibelgläubigen ein klacks.<
Klar Bibelgläubige haben nichts anderes im Schädel als nur Datenverbindungen herzustellen
Geschrieben von LuckyX am 25. Januar 2003 15:04:45:
Als Antwort auf: Noch so ein Exportschlager <4050.htm> geschrieben von D. am 25. Januar 2003 12:34:38:
Stuhlhofer hat sich da zweifellos verdient gemacht. Und ZJ dürfen ihn sogar lesen, denn war ja nie ZJ und ist somit keiner der so veranscheuungswürdigen Abtrünnigen.
Es ist wichtig, zu verstehen, daß ZJ nicht die einzigen fromm verlogenen Quacksalber sind und sich mit weiten evangelikalen Kreisen im selben Lager finden. Ein Jammer ist allerdings, daß Stuhlhofers öfters erwähntes Buch über Russell, den unbelehrbaren Propheten vergriffen und offenbar nicht mehr zu beschaffen ist.
Wer erbarmt sich der vielen Desinformierten, denen so manche Einsicht weiterhelfen könnte - beim Verlassen der WTG und auch als Schutz vor Bauernfängern wie den genannten Evangelikalen und auch den immer noch aktiven Bibelforschern - und offeriert einen kompletten scan zum download ?
Geschrieben von Gerd am 25. Januar 2003 17:52:57:
Als Antwort auf: Stuhlhofer <4054.htm> geschrieben von LuckyX am 25. Januar 2003 15:04:45:
>... wie den genannten Evangelikalen und auch den immer noch aktiven Bibelforschern - und offeriert einen kompletten scan zum download ?
Hallo LuckyX und Manfred!
Ich bin mit Franz Graf-Stuhlhofer immer wieder persönlich im Kontakt, auch in der "Ges. gg. Sekten- und Kultgefahren".
Ich werde ihm diese URL mitteilen und bitten, hier direkt Antwort zu geben.
Ich glaube, bei seinem Russellbuch hat der Verlag noch Rechte drauf. Übrigens Franz gab auch vor mehr als einem Jahr freiwillig eine Rezension zu meinem Buch bei Amazon ins Web, das ich hier hereinkopiere:
Kundenrezensionen zum Buch "Mein Leben als Zeuge Jehovas", Gütersloh
Durchschnittliche
Kundenbewertung: [4 1/2 Sterne von 5]
kompaktes Ergebnis eines halben Jahrhunderts!, 3. November 2001
Rezensentin/Rezensent: Franz Graf-Stuhlhofer (stuhlhofer@crossnet.at) aus Wien
Gerd Borchers-Schreiber gehörte 1953-70 zu den Zeugen Jehovas (abgekürzt "ZJ")
in Wien. Aber auch danach ließ ihn die Beschäftigung mit dieser Gruppe nicht
los: Er liest weiterhin regelmäßig die Zeitschriften "Wachtturm" und
"Erwachet!", er arbeitet bei der Sektenberatung „Bruderdienst" (mit der
Zeitschrift "Brücke zum Menschen") mit, er hat viele Kontakte mit Ex-ZJ (auch
solchen, die erst vor kurzem ausstiegen), und führt viele Gespräche mit
besorgten Angehörigen von ZJ (und solchen, die eben dabei sind, sich den ZJ
anzuschließen). Alles in allem ist es also ein halbes Jahrhundert Beschäftigung
mit dem Thema ZJ, die in diesem Buch ihren Niederschlag findet!
In diesem Buch geht es also nicht bloß um die Zeit, in der Borchers-Schreiber
selbst "dabei war". Soweit es um diese Zeit geht, werden seine Erfahrungen
leider oft nicht datiert, so daß der Leser nicht sofort weiß, wann (ungefähr)
sich etwas ereignet hat. Aber diesen Mangel empfinde vermutlich ich als
Historiker - der sich auch mit der ZJ-Geschichte beschäftigte (und ein bereits
vergriffenes Buch über "Charles T. Russell und die ZJ. Der unbelehrbare Prophet"
schrieb) - stärker als andere Leser.
Borchers gehörte nicht der obersten Leitungs-Ebene an, aber er lernte eine Reihe
solcher Leiter kennen:
Walter Voigt, Österreich-Landesleiter 1926-65 - nach seinem Ausscheiden aus dem ZJ-Dienst mußte er im Alter von 68 Jahren noch eine "weltliche Anstellung" aufnehmen, da eine Rentenvorsorge bei den ZJ (im Hinblick auf das nahe Weltende!) - unüblich war (S.74).
Gerrit Lösch, seit 1994
Mitglied der „Leitenden Körperschaft" der weltweiten ZJ - er hatte seinerzeit
versucht, Borchers bei seinen Zweifeln zu helfen (S.84f).
Aus seiner Selbstbeobachtung zieht Borchers mehrere Vergleiche, etwa zwischen
DDR-Funktionären und ZJ-Funktionären (S.68-71). Daneben findet sich auch manche
spitze Bemerkung darin, etwa: „Vorträge am frühen Nachmittag ergehen häufig an
friedlich Schlafende." (S.27), oder: „Der Weggang meines reichen Chefs [Franz
P...!] tat ihnen besonders weh, war er doch auch ein edler Spender vieler blauer
Scheine an die Adresse der Gesellschaft." (S.85). Und auch anschauliche Bilder
machen das Buch zu einer erfrischenden Lektüre: „Eine Sekte überschüttet ihre
religiöse Konkurrenz gleich kübelweise mit spitzer Polemik bei gleichzeitiger
Beweihräucherung des eigenen Werkes." (S.92)
Aufgrund zahlreicher
Gespräche weiß Borchers, woran es liegt, daß viele ZJ trotz ihrer Zweifel bei
den ZJ bleiben; sie sagen: „Ich bleibe beim kleineren Übel" (S.96). („Wohin
sollte ich sonst gehen?" - so hörte ich es selbst oft von ZJ.) Borchers
erläutert dieses Zögern zweifelnder ZJ: „Ohne Ketten und Fesseln der 'Gurus'
geht es direkt in die Glaubenslosigkeit. Diese Denkart ist sehr bedenklich,
fraglich ist auch die Qualität des Gottesglaubens! Viele bleiben mit allen ihren
Zweifeln an den Stühlen der Königreichssäle kleben." (S.90).
Welche Alternative bietet Borchers? Er verweist nicht auf eine andere, bessere,
richtigere Gruppe oder Kirche. Er versucht den Leser auf Gott selbst
hinzuweisen, und verwendet dazu gelegentlich auch Bibelsprüche. Wenn der Leser
also selbst auf der Gottessuche ist - und sich nicht nur an spitzer Kritik an ZJ
erfreuen will -, findet er bei Borchers wichtige Hinweise!
----------------------------------
Liebe Grüße!
Gerd
Geschrieben von LuckyX am 28. Januar 2003 18:55:37:
Als Antwort auf: Re: Stuhlhofer <4061.htm> geschrieben von Gerd am 25. Januar 2003 17:52:57:
> Hallo LuckyX und
Manfred!
>Liebe Grüße!
>Gerd
*** danke, sehe das erst soeben :-)
Geschrieben von Drahbeck am 25. Januar 2003 15:18:30:
Als Antwort auf: Stuhlhofer <4054.htm> geschrieben von LuckyX am 25. Januar 2003 15:04:45:
daß Stuhlhofers öfters
erwähntes Buch über Russell, den unbelehrbaren Propheten vergriffen und offenbar
nicht mehr zu beschaffen ist.
>Wer erbarmt sich der vielen Desinformierten, denen so manche Einsicht
weiterhelfen könnte - beim Verlassen der WTG und auch als Schutz vor
Bauernfängern wie den genannten Evangelikalen und auch den immer noch aktiven
Bibelforschern - und offeriert einen kompletten scan zum download ?
Das ist nicht zuletzt
auch eine Urheberrechtsfrage. Die Webseite die sein "Das Ende ist nahe"
offeriert, sieht sich auch im evangelikalen Lager. Da ist man sozusagen auf
einer ähnlichen Wellenlänge. Deshalb hat Stuhlhofer dort auch sein okay gegeben.
Wenn eine anders geartete Webseite das gleiche Vorhaben gehabt hätte. Ich bin
mir keineswegs sicher, ob er auch dort die Erlaubnis dazu gegeben hätte.
Im übrigen ist Stuhlhofer auch mit einer eigenen Webseite im Internet vertreten.
Wenn ihm daran gelegen sein sollte, auch diesen Text Online zugänglich zu
machen, hätte er an erster Stelle die Möglichkeit dazu. Sofern er eine
elektronische Datei davon noch haben sollte.
Alle anderen wären genötigt, abgesehen von der keinéswegs geklärten
Urheberrechtsfrage, erst mal mühselig die Papiervorlage einzuscannen.
Aufgrund des "Projektes CV" weiss ich nur zu gut, welch hoher Zeitaufwand damit
verbunden ist.
Geschrieben von
LuckyX am 25. Januar 2003 15:23:55:
Als Antwort auf: Re: Stuhlhofer <4055.htm> geschrieben von Drahbeck am 25. Januar 2003 15:18:30:
>Im übrigen ist Stuhlhofer auch mit einer eigenen Webseite im Internet vertreten. Wenn ihm daran gelegen sein sollte, auch diesen Text Online zugänglich zu machen, hätte er an erster Stelle die Möglichkeit dazu. Sofern er eine elektronische Datei davon noch haben sollte.
*** Die sollte er doch wohl haben. Er scheint ja zu den Evangelikalen eine gewisse Distanz erreicht zu haben und ist deshalb vielleicht geneigt, unabhängig davon den CTR auch anderen zugänglich zu machen.
Bei dieser Gelegenheit
: Das Buch "Das Ende naht" ist herunterzuladen (Einleitung sowie Teile A - E)
unter
www.glaubensstimme.info/
Geschrieben von Franz Graf-Stuhlhofer am 26. Januar 2003 17:58:30:
Als Antwort auf: Re: Stuhlhofer <4057.htm> geschrieben von D. am 25. Januar 2003 15:31:39:
>Vielleicht findet sich mal jemand, der mit ihm in der angesprochenen Sache verhandelt.>
Die Frage des
Urheberrechts ist einfach: Wenn ein Buch vergriffen ist und der Verlag es
ablehnt, eine Neuauflage zu produzieren, fällt das Urheberrecht an den Autor
zurück. D.h. der Verlag hat das Urheberrecht solange er das Buch zum Verkauf
anbietet - danach kann es ihm ja auch egal sein; was auch immer der Autor dann
damit macht, es liegt darin keine Konkurrenz für den Verlag.
Mein Russell-Buch erschien 1990 und wurde 1992 sowie 1994 unverändert
nachgedruckt. Ich werde den Verlag fragen, ob er eine Neuauflage machen will.
Insgesamt gibt es ja sehr viel kritische Literatur in bezug auf Zeugen Jehovas,
worin auch deren Geschichte mitberücksichtigt wird. Inwiefern wäre es wichtig,
daß mein Russell-Buch wieder angeboten wird? Was ist das Besondere daran, was
man in anderen Büchern nicht findet? (Das ist sicher auch für den Verlag eine
wichtige Frage!)
members.crossnet.at/stuhlhofer
Geschrieben von LuckyX am 28. Januar 2003 18:45:20:
Als Antwort auf: Urheber-Rechte <4083.htm> geschrieben von Franz Graf-Stuhlhofer am 26. Januar 2003 17:58:30:
Es soll ja sachlich gehalten sein und wird manches aus der Russell-Zeit enthalten, was der Durchschnitts-ZJ nicht weiß. Die selektive und manipulative Dartstellung der eigenen Vergangenheit durch die Leitung der WTS ist ja wohl bekannt.
Zudem hat es einen unschätzbaren Vorteil : es ist nicht von einem Abtrünnigen, sondern einem Außenstehenden verfaßt worden. Da Literatur von Abtrünnigen verboten ist und Zuwiderhandeln nicht nur schlechtes Gewissen auslöst, osndern zum Teil auch geahndet wird, machen ZJ im allg. einen großen Bogen darum. Um das hier erwähnte Buch aber nicht !!
Geschrieben von Gerd Borchers am 26. Januar 2003 18:42:16:
Als Antwort auf: Urheber-Rechte <4083.htm> geschrieben von Franz Graf-Stuhlhofer am 26. Januar 2003 17:58:30:
Weil Russell die Wurzel der irreführenden Gemeinschaft der heutigen "Zeugen Jehovas" war. Viele verklären auch gegenwärtig noch den selbsternannten "Pastor" Russell und meinen, zu seiner Zeit wären die Bibelauslegungen der "Ernsten Bibelforscher" noch seriös gewesen.
Aber gerade das Russellbuch von Graf-Stuhlhofer zeigt wie keine anderes kritisches Buch über die Zeugen Jehovas-Szene, mit welchem göttlichen Sendungsbewusstsein sich Russell ausgestattet fühlte. Trotz aller seiner Fehlschläge und Falschvoraussagen, blieb er der "der unbelehrbare Prophet", wie es der Untertitel des Buches auch zeigt.
Ein Beispiel: Trotzdem ich 17 Jahre bei den ZJ war, wurde mir erst durch dieses Buch bekannt, dass die Bibelforscher im 1. Weltkrieg auch aktiv daran teilnahmen, die angeführten Fakten sind sehr beweiskräftig.
Geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 19:08:54:
Als Antwort auf: Re: Urheber-Rechte <4085.htm> geschrieben von Gerd Borchers am 26. Januar 2003 18:42:16:
Sicherlich gibt es auch in der Gegenwart im aktuellen Buchhandelsangebot Bücher, die den speziellen Bereich Geschichte der Zeugen Jehovas, auch die der Russellzeit abdecken, bzw. mit abdecken. Weiter: Anfang der 90er Jahre hatte das Informationsangebot zum Thema, via Internet, noch nicht jenen Konkurrenzumfang angenommen, wie das in der Gegenwart der Fall ist. Jedes einschlägige Buch zum Thema, sei es neu oder alt, dass sich nicht auf vorher garantierte Vertriebswege, etwa wie bei den ZJ, die alles abnehmen, was ihnen die WTG vorsetzt, stützen kann, hat meines Erachtens in der Gegenwart einen schweren Stand. Auch selbst bei solchen Autoren wie G. sichtbar, dessen schon längere Zeit vorangekündigtes zweites ZJ-Buch vom Verlag im tatsächlichen Erscheinungstermin immer weiter hinausgezögert wird und bis heute noch nicht erschienen ist.
Für Autoren die Bücher anbieten, ist diese Sachlage zwar misslich. Für potentielle Konsumenten hingegen, insbesondere wenn sie über Internet verfügen, mehr als günstig. So gibt es bereits eine Reihe von Onlineausgaben von Büchern zum Thema Zeugen Jehovas, die ursprünglich mal nur als Printausgabe gedacht waren, inzwischen aber auch oder auch nur (sieht man vom Faktor wissenschaftliche Bibliotheken einmal ab) als Online-Ausgabe zugänglich sind.
Es ist zu registrieren, dass es auch Autoren gibt, die sich zu einer Freigabe Ihrer Texte als Onlineausgabe (die ihnen ja finanziell überhaupt nichts einbringt) nicht durchringen können. Ich nenne da nur die Herren Pape (Günther und Klaus-Dieter) Rausch, Ulrich; Türk, Eckhard und noch einige andere.
Eine Online-Freigabe setzt in der Tat ein gewisses Maß an Selbstverleugnung des Autors (insonderheit finanziell gesehen voraus). Nicht jeder bringt diese Bereitschaft sich so aufzuopfern mit. Andererseits können und sollten sich die in Frage kommenden Autoren allerdings auch die Frage stellen: Habe ich überhaupt die Chance, meine fragliche Publikation erneut wirtschaftlich, verlegen lassen zu können. Ich fürchte für etliche Autoren. Genau diese Chance ist nicht gegeben.
Man kann sich dann natürlich auf den Standpunkt stellen. Wenn dem so ist. Dann gibt es eben gar nichts. Rechtlich ist gegen einen solchen Standpunkt überhaupt nichts einzuwenden. Wirklich wissenschaftlich Interessierte werden sich weiterhin via wissenschaftlicher Bibliotheken zu bedienen wissen. Und das übrige Publikum. Muss sehen wo es bleibt. Entweder ergattern einige Clevere antiquarisch mal was auf. Die größere Wahrscheinlichkeit aber ist doch die, dass der betreffende Titel beim breiteren Publikum, mangels Nichterreichbarkeit, in Vergessenheit gerät.
Namentlich jene
Autoren, die das Internet zu nutzen wissen, haben natürlich die Chance die
Gefahr, dass die eigene Arbeit dem vergessen überantwortet wird, zu begrenzen,
indem sie für eine Onlinepublikation sorgen. Der Fairness halber muss der
Betreffende sich aber im klaren darüber sein. Ringt er sich dazu durch, kann er
das Thema wirtschaftliche Ergebnisse aus seiner Arbeit zu ziehen, endgültig in
den Sternen abschreiben.
Ich kann Herrn Dr. Stuhlhofer nicht die Schwere einer diesbezüglichen
Entscheidung abnehmen. Immerhin würde ich eine Online-Zugänglichmachung
begrüßen, ohne jetzt seinen Text im einzelnen zu bewerten. Andererseits wäre mir
eine anders geartete Entscheidung, auch nur zu verständlich.
Zu Gerd's Anmerkung. Teilnahme der Bibelforscher am ersten Weltkrieg. Wer das deutschsprachige Internet-Angebot zum Thema Zeugen Jehovas einigermaßen komplett im Blick hat, ist auf Anhieb in der Lage den gleichen Tatbestand auch mittels Internettexten zu eruieren. Eine ausdrückliche Exklusivität der entsprechenden Buchausführungen, ist nicht mehr gegeben.
Geschrieben von LuckyX am 28. Januar 2003 18:50:26:
Als Antwort auf: Re: Urheber-Rechte <4087.htm> geschrieben von Drahbeck am 26. Januar 2003 19:08:54:
Drahbeck schreibt : ist auf Anhieb in der Lage den gleichen Tatbestand auch mittels Internettexten zu eruieren. Eine ausdrückliche Exklusivität der entsprechenden Buchausführungen, ist nicht mehr gegeben.
*** Es geht hier nicht um Exklusivität, sondern darum, daß der Inhalt den ZJ erreicht. Daß die WTG vom Gebrauch des Internets massiv abrät, ist wohl bekannt. So gesehen, wird ein Buch den denkenden ZJ viel eher und problemfreier erreichen.
Nebenbei : auch im Irak besteht keine Internetfreiheit, sogar das sehen ausländischer Fernsehprogramme wird massiv unterbunden. Da gleichen sich die verschiedenen totalitären Einheiten schon sehr.
Geschrieben von Drahbeck am 29. Januar 2003 09:28:45:
Als Antwort auf: Re: Urheber-Rechte <4107.htm> geschrieben von LuckyX am 28. Januar 2003 18:50:26:
Ich würde mal meinen, dass von der Sache her, Herr Dr. Stuhlhofer nichts gegen eine Freigabe seines Textes einzuwenden hätte. Dabei dürften im wesentlichen zwei zu klärende Punkte übrig bleiben.
Einmal ein technischer. Man sollte nicht vergessen. So übermäßig lange datiert der Siegeszug des Computers noch nicht. Davor war es gang und gäbe, dass Autoren ihre Texte per Schreibmaschine anfertigten. Diese Form der Texterstellung beinhaltete auch, dass der Autor keineswegs eine elektronische Fassung davon auch hatte.
Manch einer stöhnt schon, tritt man an ihm mit dem anliegen heran, ob er nicht eventuell kleinere Texte, die ihm wichtig erscheinen auch mal einscannt und fürs Internet aufbereitet, oder wenn das aus Urheberrechtlichen Gründen nicht statthaft ist. Eine Kopie für den rein persönlichen Privatgebrauch abzugeben. Da geht das Gejammere schon los. "Zu viel Arbeit".
Bei Infolink kann man
es diverse male registrieren, wie da einige ostentativ betonen.
(Sinngemäß zitiert) Ich mache nur das was ich in einem bestimmten Zeitlimit
schaffe. Was damit nicht zu schaffen ist, bleibt eben liegen. Und dann die
Verhöhnung einiger Aktivisten die aus anderem Holz sind. Man hätte schon Leute
kennengelernt, die "am Rande des Existenzminimums vegetierten" und ihren
Lebenssinn im Kampf gegen die WTG sähen. Denn wolle man natürlich nicht gleich
sein.
So, diese Einstellung bleibt natürlich jedem überlassen.
Aber was ist nun mit
den Autoren. Wer will Ihnen vorschreiben, was ihnen wichtig ist? Unzählige
Stunden für das einscannen einer Papiervorlage aufzuwenden. Oder die Zeit lieber
für anderes verwenden, was dem Autor persönlich wichtiger ist.
Dann noch Punkt zwei. Die verwöhnte Internetgemeinde Made in Nassauer, ist es
gewöhnt alles umsonst zu bekommen. Und schreit dann noch nach mehr. Besteht die
Situation, dass bestimmte Texte eben nicht per Computer, sondern nur über zu
bezahlenden Buchhandel zu erreichen sind, dann rümpfen sie die Nase.
Nee, das wollen sie
nicht. Nur alles umsonst, liebend gern. Aber Geld ausgeben müssen. Davor
sträuben sie sich denn wie der "Teufel vor dem Weihwasser" bildlich gesprochen.
Wer will Autoren absprechen, dass sie auch finanzielle Bedürfnisse haben?
Diejenigen, die da auf der "Wanderschaft" sind, die man eine gewisse Zeit im
Internet begegnen kann und danach nie mehr von ihnen hört? Sind das diejenigen
die, da den Anspruch nach mehr haben? Wie Herr Dr. Stuhlhofer sich letztendlich
entscheidet vermag ich nicht zu sagen. Das sind nur ein paar kommentierende
Zwischenbemerkungen.