Geschrieben von Drahbeck am 12. Dezember 2006 07:28:55:

Als Antwort auf: Zur Erinnerung geschrieben von Drahbeck am 24. August 2006 06:35:02:

Es waren nicht viele, die bei der Verteilungsaktion des Flugblattes "Resolution" am 12. 12. 1936 auf "frischer Tat" welche auf der geschichtsträchtigen Luzerner Konferenz der Zeugen Jehovas vom August/September 1936er vorbereitet. und nun verteilt wurde. Es waren nicht viele, die dabei gestellt werden könnten. Anfänglich waren die Nazibehörden überrumpelt. Offenbar war diese Aktion im Vorfeld ihnen nicht ruchbar geworden. Und da das alles fast mit "militärischer Präzision" ablief, war einer der wenigen, die tatsächlich auf "frischer Tat" bei der Verteilung erwischt und festgenommen wurde, das spätere Mitglied der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, Martin Pötzinger in München.
Marion Detjen etwa umschreibt seinen Part bei dieser für ihn mißglückten Aktion, mit den Worten:

"Wurde allein Martin Pötzinger (in München verhaftet). Da dieser - obwohl er wahrscheinlich gefoltert wurde - keine anderen Namen preisgab, führte die alarmierte Gestapo bei allen ihr bekannten "Bibelforschern" - etwa 160 Familien - Hausdurchsuchungen durch. Schließlich nahm sie sich wahllos fünf Personen vor, die sich auf andere Weise bereits verdächtig gemacht hatten, und vernahm sie unter "verschärften" Verhörmethoden. Als eine Frau nach mehrstündiger Vernehmung gestand, konnte die Gestapo die Untergruppe rechts der Isar, circa 60 Personen, aufrollen. Auch einige andere Gruppen konnten verhaftet werden."

Da nach der Flugblatt-Verteilaktion die Fernschreiber in den Staatspolizeistellen der Gestapo, ob der vielen einlangenden Berichte heiß liefen, wurde von oberster Stelle angeordnet, am 15. Dezember in aller Frühe, bei bekannten und verdächtigen Zeugen Jehovas, Hausdurchsuchungen durchzuführen. Die allerdings waren vorgewarnt. Und so konnte die Gestapo kaum das gesuchte Zeugen Jehovas-Material bei solchen Hausdurchsuchungen vorfinden.

Vielfach stocherte die örtliche Gestapo, bei der von oben angeordneten Aktion vom 15. 12. 36, fast buchstäblich im Nebel. Ein Beispiel dieser Art ist aus Würzburg überliefert. Dort erwischte es zwar wohl nicht die Zeugen Jehovas; dafür aber die "Kirche des Reiches Gottes". Jene aus Bibelforscherwurzeln von F. L. A. Freytag gegründete Religionsgemeinschaft, der man nun wirklich nicht ein den zeitgenössischen Zeugen Jehovas politisch adaquates Verhalten nachsagen kann. Und so finden sich in dem diesbezüglichen Gestapoprotokoll auch die nachfolgenden Sätze:

"Der verh. Maler van der L i n d e Karl, geb. am 31. l. 1884 zu Haag (Holland) Reichsangehoriger, wohnhaft hier ... Wie festgestellt werden konnte, ist van d. Linde seit 1.5.1935 Mitglied der NSDAP. und Blockleiter.
Nach vorheriger Verständigung der Kreisleitung wurde am 15. 12. 36 eine gründliche Wohnungsdurchauchung bei van d. Linde vorgenommen und 3 Bibeln, "Himmelstau" vorgefunden. Die Gattin des van d. Linde ist bei der NS. Frauenschaft."

Bei anderen, fand man während dieser Aktion Exemplare der "Zeitung für Alle", die eben von jener "Kirche des Reiches Gottes" herausgegeben wird. Das die örtlichen Gestapo-Beamten nicht zwischen dieser Gruppe und den Zeugen Jehovas differenzieren konnten, zeigt schlaglichtartig wie es denn um ihre Religionskenntnisse bestellt war.

Mag die Gestapo auch im Nebel herumgestochert haben. Auch "blinde Hühner" sollen manchmal ein Korn finden.

Man muss sich dabei keineswegs der Interpretation der CV (Nr. 102) in Sachen Pötzinger anschliesen.
Es sei zitiert was zu deren Einleitung notiert wurde;

"Noch ein Name taucht in dieser Ausgabe auf. Der des Martin Pötzinger. Über ihn war zu registrieren, dass er 1977 in die "Leitende Körperschaft" der Zeugen Jehovas berufen wurde.
Über ihn meinte man nun ausführen zu können:

"Wie wir aus München erfahren, ist M. Pötzinger Ende 1936 besonders aktiv gewesen, die Resolutionen des WTG-Kongresses 1936 in Luzern/Schweiz verbreiten zu lassen. ... Damit hat er die Verhaftung einer ganzen Reihe von Geschwistern durch die Gestapo veranlaßt."

Wie ist die tatsächliche Sachlage. Erst einmal kommt Pötzinger in seinem im Wachtturm vom 1. 3. 1970 veröffentlichten Bericht auf die fraglichen Details mit keiner Silbe zu sprechen. Nun, Marion Detjen ist in ihrem Buch "Zum Staatsfeind ernannt..." wo auch Pötzinger mit erwähnt wird, etwas deutlicher. Über ihn führt auch sie aus:

"Die IBV setzte nun im Herbst 1936 als neuen Bezirksdiener für Bayern den aus Sachsen stammenden Karl Siebeneichler ein, der ohne festen Wohnsitz mit äußerstem Einsatz die Münchner Organisation völlig umstrukturierte. Er bestimmte Martin Pötzinger als Gruppendiener für München und die Untergruppendiener für die einzelnen Stadtteile. ...
So gelang es, daß ganz München am 12. Dezember mit den 'Resolutionen' überschwemmt wurde. Beim Verteilen erwischt wurde allein Martin Pötzinger. Da dieser - obwohl er wahrscheinlich gefoltert wurde - keine anderen Namen preisgab, führte die alarmierte Gestapo bei allen ihr bekannten 'Bibelforschern' - etwa 160 Familien - Hausdurchsuchungen durch. Schließlich nahm sie sich wahllos fünf Personen vor, die sich auf andere Weise bereits verdächtig gemacht hatten, und vernahm sie unter 'verschärften' Verhörmethoden. Als eine Frau nach mehrstündiger Vernehmung gestand, konnte die Gestapo die Untergruppe rechts der Isar, circa 60 Personen, aufrollen Auch einige andere Gruppen konnten verhaftet werden." Ein solches symbolisches "Korn" dass die "blinden Hühner der Gestapo" offenbar aber doch fanden, kann man auch einer Abbildung bei Detjen entnehmen.

Ein Literaturlager der Zeugen Jehovas in der Implerstraße
in München. Vorbereitet für die Verteilung von WTG-Literatur während der Verbotszeit.

Geschrieben von Drahbeck am 15. Dezember 2006 04:48:18:

Als Antwort auf: Re: 8. 12. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Dezember 2006 01:28:51:

In Kommentierung eines Votums amerikanischer Baptisten für die Rassentrennung, kommentiert der "Wachtturm" vom 15. 12. 1956:
"Ob die Bibel sie aber lehrt oder nicht, bleibt die Streitfrage der Rassentrennung doch bestehen, und ist eine der hitzigsten Streitfragen der Gegenwart. Selbst viele Leute, die denken, sie seien gegen die Rassentrennung, handeln nach deren Prinzip, sobald die Streitfrage in ihrer Nähe, statt in die Nähe anderer rückt."

Eben zitierte Beobachtung wird man wohl bestätigen können (müssen). Im weiteren Sinne rechnet auch in diesem Lande nicht unbekannter Ausländerhass zu diesem Umständen.
Das hat auch in diesem Lande hier schon "Tradition". Erinnert sei daran, dass es nach dem Ersten Weltkrieg (als dessen Folge) zeitweise Besetzungen durch französische Truppen im Rheinland gab. Auch die WTG mit ihrem Büro in Barmen war davon tangiert, konnte aber noch rechtzeitig nach Magdeburg umsiedeln.

Frankreich mit seiner Tradition der Fremdenlegion setzte da auch Truppenteile ein mit schwarzen Soldaten. Besonders von der aufkommenden Nazibewegung wurde dieses Thema aufgegriffen und als "schwarze Schmach" thematisiert. Als die Nazis dann an der Macht waren und 1936 die Olympiade durchgeführt wurde, lehnte es Hitler ostentativ ab, schwarzen Olympiasiegern zu gratulieren. Insofern ist diese Geisteshaltung auch in diesem Lande (und keineswegs nur in den USA, welche in der Frage gar schon mal einen Bürgerkrieg hatten Nord- gegen Südstaaten). Insofern ist auch dieses Land hier keine Insel der "Seligen".

Länder wie Südafrika praktizierten Jahrzehntelang ähnliches, bis sie gezwungen wurden (durch die Majoritätsverhältnisse) ihre Politik zu modifizieren.

Nun kann man den derzeitigen Zeugen Jehovas mit Sicherheit keinen Rassismus unterstellen. Wenn es denn "Multikulti" im Bereich Religion gibt, dann doch wohl besonders bei ihnen. Der Anteil geborener Deutscher in ihren Reihen verflacht sich doch immer mehr. Etliche fremdsprachige Versammlungen und Kongressveranstaltungen künden auch davon.

Gleichwohl gab es zu Rutherford's Zeiten in den USA auch bei den Zeugen Jehovas, faktisch durchgeführte Rassentrennungen. Weniger aus eigentlich "rassistischen Motiven". Eher mehr in Anpassung an das Gesamtgesellschaftliche "Umweltklima". Sich in dieser Streitfrage zu exponieren. Dem ging auch die WTG aus dem Wege.

Dieses solchen Fragen "aus dem Wege gehen" kommt auch in dem zitierten WT-Artikel zum Ausdruck, wenn es darin auch heißt:
"Was nun sollte der wahre Christ in dieser Hinsicht tun? Er verbringt seine Zeit nicht damit, alle solche sozialen Probleme lösen zu wollen ...."

Auszugsweise (gekürzt) sei noch aus einem Beitrag von "+" zum Thema Rassenlehre zitiert:

Parsimony.19437
Zu dieser Zeit folgte man auch der allgemein gültigen Auffassung dass sich die Menschen in drei Rassen aufteilen lassen.
Im Photodrama der Schöpfung wurde dieses Gedankengut weltweit gesät.

Die weiße Herrenrasse in Uniform, die Semiten mit Knollennase und die Neger.
Dies spiegelte sich dann natürlich im ganz normalen Alltag wieder.
Beispiel 1:
Im Gedächtnismahl wurden die Weißen und Neger getrennt.
Hier als Beispiel der Gedächtnismahlbericht von 15.9.1925

Aus dem Zeugen Jehovas-bezüglichen Buch des Engländers Alan Rogerson (S. 81), sei noch der nachfolgende Passus zitiert:
"Den größten Vorwurf kann man Rutherford vielleicht dafür machen, daß er die Rassentrennung der Neger billigte. In den Ecclesias der Bibelforscher herrschte in einigen Fällen Rassentrennung, sogar in New York. Stroup erwähnt, daß es während der Jahre von Rutherfords Präsidentschaft Rassentrennung gab:
In der Geschichte der Bewegung hat der Führer der Gesellschaft einmal farbige Zeugen ausdrücklich aufgefordert, sich nicht um Posten als Pioniere zu bewerben:
"Der Grund dafür ist der, daß nach unserer Erfahrung Farbige weniger gebildet sind als Weiße - viele von ihnen haben nicht genügend Wissen, um aus der Lektüre unserer Literatur Nutzen zu ziehen. Unsere Schlußfolgerung basiert daher auf der Annahme, daß Literatur, die an eine Versammlung von Farbigen verteilt wird, weitgehend verschwendet wäre, nur bei einem ganz geringen Prozentsatz wären gute Ergebnisse zu erwarten." Watchtower vom August 1928."

Geschrieben von Drahbeck am 16. Dezember 2006 05:48:09:

Als Antwort auf: Re: "Trost" 1. 12. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. Dezember 2006 12:21:42:

Der Mittelamerikanische Staat Belize (bis 1973 Britisch-Honduras) und erst 1981 seine staatliche Unabhängigkeit erlangend, grenzt an Mexiko und Guatemala. Mit seinen rund 270.000 Einwohnern, gehört er zu den eher dünn besiedelten Staaten. Nominell zählt in ihm rund die Hälfte der Bevölkerung zur katholischen Kirche. Entsprechend fällt auch die Durchschnittsverkündigerzahl der Zeugen Jehovas dort aus. Für 2005 wurde sie auf rund 1.600 beziffert. Immerhin, auch das gilt es zu registrieren. 1947 beziffert sich diese Zahl auf 38. Lässt man den Spruch gelten, dass sich "das Eichhörnchen mühsam ernährt", ist es in diesen Jahren dort numerisch durchaus vorwärts gegangen.

Gemessen an der Gesamtbevölkerungszahl entspricht dies heute einem Wert von 1 zu 173. Also einem der besseren Werte für die WTG, im Vergleich zu anderen Ländern. Offenbar erfolgte der dortige WTG-Start erst in den Jahren nach 1945, durch dort neu hingesandte WTG-Missionare.
In diesem Zusammenhang ist es auch notierenswert, was man darüber im "Wachtturm" vom 15. 12. 1946 liest:

"Einige Zeit während des zweiten Weltkrieges war hier, durch die Regierung ein Verbot gegen die Wachtturm-Schriften erlassen worden, das jedoch kurz vor dem Eintreffen der beiden jungen Männer (Missionare) aufgehoben wurde. Trotzdem sucht ein römisch-katholischer Priester immer noch zu bewirken, dass dieses Verbot auf Postsendungen von Literatur angewandt werde. Der katholische Klerus ist wütend über die Anwesenheit dieser zwei Missionare der Zeugen Jehovas; und ein irisch-amerikanischer Priester, dem sie gelegentlich von einem einheimischen Drogisten vorgestellt wurden, äußerte seinen großen Unwillen darüber, dass die britische Kolonial-Regierung sie ins Land hereingelassen habe. Er erklärte, dass die Einwohner von Honduras glücklich und zufrieden seien mit dem, was sie haben und wie sie leben, und dass diese amerikanischen Missionare nur Unzufriedenheit in die Herzen des Volkes säten …"

Das da auch mit Argumenten unterhalb der Gürtellinie gearbeitet wurde, macht auch die Fortsetzung dieses Berichtes deutlich, wenn in ihm ausgeführt wird:
"Die beiden jungen Missionare erinnerten den Priester daran, dass er selbst Amerikaner zu sein behauptete und zeigten ihm an Hand der amerikanischen Gefängnisstatistiken, dass das römisch-katholische System gar kein Recht habe, sich als Hüter der Moral unter dem Volke der Vereinigten Staaten aufzuspielen, worauf er sich eilends aus dem Staube machte. Der amerikanische Konsul setzte sie ebenfalls in Kenntnis, dass er Katholik und das Haus, worin er wohne, ein katholisches Haus sei, doch sie erinnerten ihn daran, dass das Konsulat selbst keine katholische Institution sei."

Geschrieben von Drahbeck am 17. Dezember 2006 06:43:15:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 8. 12. 1946 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Dezember 2006 05:48:09:

Mit der "Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1946 ist ein vorläufiger Schlusspunkt in doppelter Hinsicht erreicht.
Zum einen ist dies die letzte Ausgabe, die unter diesem Titel erschien. Ab 1947 erschien diese Zeitschrift weiter dann unter dem Namen "Erwachet!". In Deutschland erschien "Erwachet!" übrigens erst ab 1953. Davor nur in der Schweiz (und als Novum) auch in dem von den alliierten Siegermächten des zweiten Weltkrieges mit besetzten Österreich.

Zur "Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1946 noch dies. Offenbar erfolgte mit der Titeländerung, auch eine Änderung des Redakteurs. Redakteur für "Trost" war in den letzten Jahren H. Steinemann. In der übrigen WTG-Literatur personell nicht weiter beschrieben. Vielleicht hat dieses auffällige Schweigen sogar einen tieferen Grund.
Redakteur des "Erwachet!" war dann der schon bekanntere Franz Zürcher. Zürcher war schon verantwortlicher Redakteur des "Goldenen Zeitalters" ("Trost"). In jener Geschichtsphase der 40er Jahre, als die Legimität der WTG auch in der Schweiz "auf der Kippe" stand. Stichwort Einstellung des "Wachtturms" und anderes mehr, wurde offenbar Zürcher aus der vorderen "Frontlinie" zurückgezogen. So erschien schon jene "Trost"-Ausgabe aus dem Jahre 1943 mit der berühmt-berüchtigten Schweizer Wehrdiensterklärung in der Redaktion von Steinemann. Letzterer blieb offennbar auch nach Ende des zweiten Weltkrieges weiter im Amt, bis zu jener Umstellung von "Trost" in jetzt nunmehr "Erwachet!"

Um noch einmal auf Steinemann zurückzukommen. Es war nicht der "erste" und mutmaßlich auch nicht der letzte Fall; dass frühere hochrangige WTG-Funktionäre in Konflikt mit dieser Organisation gerieten. Ein solcher Fall scheint mir auch Steinemann zu sein. Im Bestand der Deutschen Bücherei Leipzig gibt es von einem Hans Steinemann eine Broschüre aus den sechziger Jahren, die liest man sie, den Eindruck vermittelt, der Verfasser liegt auf Bibelforscherlinie. Seine frühere Überzeugung hat er sicherlich nicht aufgegeben. Der Knackpunkt, auch in anderen Fällen, ist doch wohl der: Der Totalitarismus der WTG. Offen bleiben muss derzeit die Frage, ob es sich um den "Trost"-Redakteur Steinmann oder dessen Sohn handelt. Aber man sagt ja nicht umsonst: "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm".

Nachstehend ein paar Auszüge aus der Broschüre: "Zuerst die Beerdigung - dann die Behimmelung" erschienen in einem "Wartverlag" zu Thun (Schweiz); also einem Verlag außerhalb des WTG-Imperiums. Inhaltlich scheint sie mir eine Rückkehr zu Russell's Tagen zu sein. Auch kein "Novum" in etlichen von der WTG unabhängigen Bibelforscherkreisen.
Genannter Autor schreibt:

"Vom Gräberkult und Totenkult. Da ist der Rückfall ins Heidentum deutlich (S. 7).
Weil die Theologen Israel abgeschrieben haben, es nicht mehr zur Geltung kommen lassen wollen, es als Abfallsprodukt göttlicher Mißwirtschaft betrachten, sehen sie für dieses Volk keine Zukunft. Sie sind blind gegenüber dem, was Gott mit Israel noch im Sinn hat. Sie wissen gar nicht, wie arm und einseitig ihre Theologie ohne den Heilsplan Gottes für Israel wird. Sie sagen, dass Gott am Ende der Tage kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten. Sie überspringen und ignorieren einen Zeitabschnitt göttlicher Heilszeit, der gerade für Israel den Höhepunkt seines Weges ausmacht (S. 22).

Einen alten ernsten Bibelforscher hörte ich begeistert vom Seelenschlaf erzählen, gerade so, wie wenn er ihn schon erlebt hätte. Es war rührend, zu hören, wie er die Sache darstellte. Nach seiner Meinung werden die Gläubigen alle, wenn sie gestorben sind, schlafen gelegt. Auch Paulus schläft nach seiner Meinung. Am meisten Freude empfand er ob dem Manöver, das Gott dann am Ende des Seelenschlafes mit den Schläfern durchführen werde. Damit sie nicht trauern über die allzulang verschlafene Zeit - bei Paulus wären es ja bis jetzt rund 1900 Jahre - werde Gott durch ein seltsames Experiment, den Schläfern die Meinung beibringen, sie hätten nur ganz kurze Zeit, nur eine Nacht geschlafen. Das Erwachen nach diesem Blitzschlaf mit Überschallgeschwindigkeit sei großartig. Man merkte dem Manne an, dass er diese Platte vom Seelenschlaf schon oft hatte spielen lassen (S. 39).

Ein lieber Freund und Glaubensbruder, der mich öfter zu Gast geladen hatte, kündigte mir Freundschaft und Bruderschaft und kam auch nicht mehr in meine Bibelstunden. Warum? Einzig aus dem Grund, weil ich wiederholt bezeugt hatte der frohen Hoffnung zu sein, gleich nach meinem Sterben zum Herrn zu kommen. Das war für ihn Irrlehre genug, um sich von mir zu trennen. Er war früher ernster Bibelforscher und hielt fest an der Lehre vom Seelenschlaf (S. 40).

Seltsam genug ist es, dass gerade die Frommen, auch die unserer Tage, die durchaus israelitisch, das heißt also reichsmäßig orientiert sind und somit auf das Reich Gottes warten, doch partout in den Himmel wollen und nicht merken, dass für Israel und alle Reichsgenossen die Erde und zwar das Tausendjahrreich auf der Erde bestimmt ist und nachher die neue Erde. (S. 59).

Im Berner WTG-Verlag erschien unter dem Verfassernamen H. Steinemann im Jahre 1944 unter anderem die Broschüre "Verheißung und Erkenntnis" in der einleitend gesagt wird:
"Bei der Zusammenstellung dieser Broschüre wurden die Werke von J. F. Rutherford herangezogen." Und auch "Fragen der Zukunft biblisch gelöst" mit gleicher inhaltlicher Tendenz.

Bemerkenswert an der "Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1946 ist auch der darin lesbare "Eiertanz", der bezüglich der Verschiebung des WTG-Datums von 1872 auf 1972 vorgenommen wurde. An andere Stelle dazu mehr. Siehe dazu (auch):
Zahl

Geschrieben von Drahbeck am 18. Dezember 2006 21:02:42:

Im Statut von
"Jehovas Zeugen in Deutschland, Körperschaft des öffentlichen Rechts" gelesen:
Im:
§5 (4)
Bestimmungen werden, soweit rechtlich notwendig, im Amtsblatt von Berlin veröffentlicht
§ 14
behandelt die verschiedenen Formen der Beendigung einer etwaigen (durch die Taufe begründeten) Mitgliedschaft.
Unter anderem werden dafür schriftliche oder mündliche Erklärungen als dem Sachverhalt entsprechend genannt.
In Absatz 3 ist aber auch die Option vorgesehen
"Austrittserklärung bei der gemäß Landesrecht vorgesehenen Behörde".

Nun muss das eine nicht das andere ausschließen derzeit.
Denkbar ist aber durchaus eine Verkomplizierung gemäß § 14 (3) wenn es denn den Interessen der "Beamtenkirche" dienlich. Das kennt man auch andernorts. Da wird beispielsweise Kirchensteuer für einen gewissen Zeitraum (Kündigungsfrist) weiter reklamiert. Die Illusion mit dem Austritt sofort auch diese finanziellen Belastungen als beendet ansehen zu können, kann man sich dort "abschminken".

Ausdrücklich läßt man sich in § 15 auch die Optionen Schenkungen, andere Zuwendungen, Erbschaften und Vermächtnisse bescheinigen.

Womit mit letzterem, der Kardinalnerv der ganzen KdöR-Prozedur beschrieben sein dürfte.

Geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 09:18:57:

Als Antwort auf: Auf dem Weg zur Beamtenkirche geschrieben von Drahbeck am 18. Dezember 2006 21:02:42:

Warum reiten Sie so auf dem Thema Kirchensteuer herum? Als Experte der ZJ sollten Sie so viel Weitblick haben, zu erkennen, daß die Einführung einer solchen zu einer inneren Zerreißprobe führen muß, an der die Gemeinschaft ihr zwangsläufiges Ende finden muß. Die Kirchensteuer ist nicht das Thema der ZJ. Alles andere ist Demagogie.

Natürlich spielen monetäre Aspekte eine sehr bedeutende Rolle in diesem KdöR-Spiel, bei dem mir am Ende nicht mehr klar wurde, warum die WTG den Kampf immer weiter fochte, entgegen ihrer früher einmal erklärten Prinzipen. Die damit inbegriffene fiskalische Besserstellung wird sicherlich gerne in Kauf genommen.

Da hole ich mal zum Heiligen Franz von Assisi aus, dem nach Ansicht seines Biographen Adolf Holl "letzten Christen", der seinen Brüdern ausdrücklich verbot, auch nur die geringste Menge Geld anzunehmen. Sicherlich müssen sich christliche Gemeinschaften nicht an diesen radikalen Maßstab gebunden fühlen. Aber die exzessive Bauwut der WTG auf der anderen Seite des Atlantik kündet nun auch nicht gerade von apostolischer Armut.

Doch was mich mehr interessieren würde: kann man diese neuen Statuten irgendwie vollständig öffentlich einsehen? Gibt es für KdöR nicht auch rechtliche Verpflichtungen, diese ggf. durch das Internet publik zu machen?

Geschrieben von Drahbeck am 19. Dezember 2006 09:31:51:

Als Antwort auf: Re: Auf dem Weg zur Beamtenkirche geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 09:18:57:

Ob es den ein "herumreiten" ist, würde ich aus meiner Sicht doch dahingestellt sein lassen.
Money regiert diese Welt. Auch die Zeugen Jehovas bilden keine Ausnahme von dieser Regel. Das wusste man zwar schon früher. Lediglich tritt es jetzt schärfer mit ins Bewusstsein.

Auf ihrer Webseite jedenfalls hat die WTG diese in Rede stehenden Statuten nicht veröffentlicht (meiner Kenntnis nach. Sollte es anders sein, wird um Belege gebeten).
Im Nachfokgenden Link kann man sich zum Thema weiter informieren.

http://www.sektenausstieg.net/smf/index.php?topic=8990.msg185455#msg185455

Geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 11:19:26:

Als Antwort auf: Re: Auf dem Weg zur Beamtenkirche geschrieben von Drahbeck am 19. Dezember 2006 09:31:51:

"Ob es den ein "herumreiten" ist, würde ich aus meiner Sicht doch dahingestellt sein lassen.
Money regiert diese Welt. Auch die Zeugen Jehovas bilden keine Ausnahme von dieser Regel. Das wusste man zwar schon früher. Lediglich tritt es jetzt schärfer mit ins Bewusstsein."

Das ist unbestritten, aber bitte bei den Fakten bleiben und nicht Luftblasen fabrizieren, die nicht sachgerecht sind. Man darf - aus den von mir genannten Gründen - es als durchaus glaubhaft nehmen, wenn die Kirchensteuer auch weiterhin für die WTG tabu ist. Was natürlich nicht das Schöpfen aus anderen Quellen ausschließt.

Geschrieben von Drahbeck am 19. Dezember 2006 11:32:07:

Als Antwort auf: Re: Auf dem Weg zur Beamtenkirche geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 11:19:26:

Es wurde meinerseits keineswegs unterstellt, die WTG würde nun Kirchensteuer "einführen". Wenn das bei Ihnen so "angekommen" sein sollte, ist da was in die "falsche Kehle" gekommen. Auch andere Freikirchen und Gemeinschaften halten es keinswegs mit der Kirchensteuer. Unterm Strich erweist sich deren Finanzeinkommen nicht selten als wesentlich den Kirchensteuer-Kirchen im pro Kopf-Vergleich gesehen, überlegen.

Das weis natürlich auch die WTG; und wird schon aus dem Grunde, einen etwaigen Tabubruch auf diesem Felde, zu allerletzt in Erwägung ziehen.

Es wurde lediglich der Vergleich gebracht, andernorts ist Kirchensteuer auch in einer gewissen Kündigungsfrist weiterhin zu zahlen.

Bitte das Wort andernorts dabei durchaus zu beachten.

Geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 11:53:45:

Als Antwort auf: Re: Auf dem Weg zur Beamtenkirche geschrieben von Drahbeck am 19. Dezember 2006 11:32:07:

"Es wurde lediglich der Vergleich gebracht, andernorts ist Kirchensteuer auch in einer gewissen Kündigungsfrist weiterhin zu zahlen.

Bitte das Wort andernorts dabei durchaus zu beachten."

Dann möchte ich wiederum - bei allen Respekt - darum bitten, beim Thema zu bleiben. Dann ist die Gefahr derartiger Mistverständnisse auch geringer.

Geschrieben von Undenkbar am 19. Dezember 2006 15:22:21:

Als Antwort auf: Re: Auf dem Weg zur Beamtenkirche geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 11:53:45:

Was ihr da macht nennt man Schattenboxen.

Solange die Wachtturm Gesellschaft in Fliegenschissgröße, als schräger Volkloreverein ihr Mauerblümchendasein fristet bringt sie niemals genügend Mitglieder zusammen um den Aufwand einer Fiskalischen Steuererhebung zu rechtfertigen.
Als vor 15 Jahren im Zusammenhang mit der Maueröffnung die Mitglieder der DDR einverleibt wurden bestand die Hoffnung auf fortlaufende Mehrung.
Zu dem Zeitpunkt bestand die Aussicht weiter zu einer bedeutenden Größe anzuwachsen.
Konnte man doch nach dem Wegfall der „Verfolgung" im Osten Deutschlands mit der gleichen Mehrung rechnen wie seinerzeit in der Westzone nach dem zweiten Weltkrieg.
Konnte man doch endlich im Osten „ordentlich" Predigen.
Niemand konnte ahnen das man 15 Jahre später, selbst nach mehreren Korrekturen der Verkündigerdefinitionen immer noch an der selben Stelle vor sich hinkrebste.

An den neuen Statuten kann man sehen wie man versucht den Begriff „Mitglied" neu zu definieren.

Vor 15 Jahren gab es keine Mitglieder.
Nur ein Verkündiger war ein Verkündiger.

Heute ist ein Mitglied wer sich nicht offensiv um eine Trennung bemüht hat.
Jeder kann sich selber seinen Reim darauf machen woher nun das plötzliche Interesse an den Karteileichen kommt.

Eintreiben von Kirchensteuer ist zuerst einmal für uns nur bei den Spendenmuffeln interessant.
Wer mit den paar Hanseln eine der größten Druckereiverlage der Welt finanzieren kann braucht keinen Staat zum Eintreiben der Spendengelder.
Allerdings muss man in die Zukunft denken.

In trauter Gemeinsamkeit scheint ihr euch beide über die Undenkbarkeit des Steuereintreibens einig zu sein.
Undenkbar war, das wir eine Körperschaft der Welt wurden.
Undenkbar war, das wir einer der Hydrahälse der UNO wurden.
Undenkbar war, das wir Delegierte zu der OSZE Versenden.
Ich weiß nicht wo ihr lebt, aber in meiner Versammlung ist es undenkbar, das wir uns an der Politik der Welt (OSZE) beteiligen.

Undenkbarkeit endet bei der Wachtturm Gesellschaft doch schon bei Bibliotheksausweisen (UNO), was den erst bei winkenden, neunstelligen Eurobeträgen.

Bin ich denn der einzige der gerne Kirchensteuerzahlen würde wenn er dafür im Gegenzug seinen Versammlungsbesuch auf Bezirkskongress und Gedächtnismahl beschränken dürfte und trotzdem von seinem Laienpriester schulterklopfend die Tür zur Himmelspforte aufgehalten bekäme.

Geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 16:00:41:

Als Antwort auf: Re: Die Überholspur zur Beamtenkirche geschrieben von Undenkbar am 19. Dezember 2006 15:22:21:

Tut mir leid, "Undenkbar", aber ich kann ihnen nicht zustimmen. Das Drängen auf den Körperschaftsstatus hat eine andere Qualität als das Eintreiben von Kirchensteuern. Die Teilnahme an OSZE-Konferenzen, so wenig sie bislang in die WTG-Ideologie passte, spielt nicht nicht in der unmittelbaren Wahrnehmung des Verkündigers ab, der heute selbst als Karteileiche Mitglied der ZJs ist. Anders ist es, wenn die WTG - dank KdöR - auf einmal Geldbeiträge einzieht, und dann auch noch über den Staat. Warum ich glaube, daß da die Mehrheit der "Schäfchen" nicht mitzieht? Es gibt für alles eine Schmerzgrenze, denn nicht alle Menschen lassen sich alle Zeit zum Narren halten. So schlau ist auch die WTG. Ich hatte schon damals vor wenigen Jahren, als ich mich verkrümelte, den Eindruck einer breiten Lethargie. So was kann schnell kippen. Der Laden fliegt dann nicht auseinander. Aber es ist dann vielleicht keiner mehr da, der das Licht ausmacht.

Ihr Beitrag wirft für mich eine Frage auf: wie sieht es denn hinsichtlich des Wachstums in den Neuen Bundesländern aus? Gibt es hierzu konkrete Zahlen? Sind die dort auf West-Niveau?

Ich habe auch mal auf den WTG-Seiten gesurft. Die neuen Statuten sind dort nicht ausgestellt. Bei Infolink las ich, daß diese Statuten einen Eigentumsvorhealt der WTG bezüglich der Literatur enthalten sollen. Ist das korrekt? Falls das so ist, geht es doch m.E. wahrscheinlich um das interne Schrifttum, wie "Gebt acht auf euch und die ganze Herde". Ich finde das total absurd.

Geschrieben von Drahbeck am 19. Dezember 2006 16:37:17:

Als Antwort auf: Re: Die Überholspur zur Beamtenkirche geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 16:00:41:

Zahlen bezüglich der neuen Bundesländer gab es ja nur um die Zeit 1989.
Erinnere ich mich recht (das ist jetzt aus der mündlichen Erinnerung gesagt). Herr J. etwa nannte auf einer "Standhaft"-Veranstaltung in Freiberg (Sachsen) vom Dezember 1997, die Zahl von etwa 42.000 Gedächtnismahl-Anwesenden beim ersten Gedächtnismahl nach dem Mauerfall (für die neuen Bundesländer). (Quelle eine entsprechende Video-Aufzeichnung dieser Veranstaltung).

Anderorts habe ich aber schon durchaus niedrigere Zahlen für dasselbe gelesen.

Aus einem früher dazu angefertigten Exkurs noch einmal:
Exkurs: Zahlen der ehemaligen DDR
Letztere sind nur unvollständig überliefert. Soweit bekannt stellen sie sich wie folgt dar:
Februar 1946 Gesamtdeutschland 8565 (davon in Ostdeutschland (russische Zone) 3328)
Durchschnitts-Verkündigerzahl (Gesamtdeutschland) des Jahres
1946 = 11.415
1947 = 15.856
1948 = 29.172
1949 = 38.897
Durchschnitts-Verkündigerzahl des Jahres 1950: 21.048 D. (S. 918) redet von 23.160; was in etwa die Verkündiger-Höchstzahl darstellt (Gesamt-Deutschland im gleichen Jahr zusammen: 47.853)
Unmittelbar nach dem DDR-Verbot auf 6.500 abgesackt.
Durchschnittswert des Jahres 1951: 12.815 (Höchstzahl nach D. in jenem Jahr: 18.187; Slupina hingegen nennt für jenes Jahr die Zahl 17.256 Aktive in Ostdeutschland)
1953 Höchstzahl: 20.292
Zwischen 1954 - 1959 ca. 17.200 bis 18.200
Gemäss aus MfS-Akten entnehmbaren Daten soll es
1966 etwa 17.000 aktive Zeugen Jehovas gegeben haben. D. ( S. 722) präzisiert unter Bezugnahme auf Stasiakten. "Aufgegliedert in 17 Kreise, 73 Gebiete und 382 Versammlungen."
1970 etwa 17.500
1974 etwa 18.000
1976 etwa 20.600
1978 etwa 19.500
1980 etwa 19.000
1982 etwa 18.500
1988 (nach D.), Höchstzahl 22.821
1989 21.476
Einer letzten Stasiaufzeichnung zufolge, datiert vom 1. 1. 1990 (D. S. 874), wird die Zahl der aktiven Zeugen mit 21.000 beziffert. Unter Hinzuzählung der "Mitverbundenen" wäre die Gesamtzahl 30.885. Würde man die Zahl der beim "Gedächtnismahl" Anwesenden zugrunde legen, wären es gesamt: 34.880.
Wrobel äußert: Als die DDR der Bundesrepublik Deutschland beitritt, gibt es 240 ostdeutsche Versammlungen mit rund 21.200 aktiven Zeugen Jehovas
Gemäß genannter Stasiaufzeichnung von 1990, gliedert diese Zahl sich dann noch in fünf Bereiche auf (Berlin, Frankfurt/O, Leipzig, Karl-Marx-Stadt und Dresden). Auffällig an dieser Aufgliederung, das die Norbezirke der DDR (etwa heutiges Mecklenburg usw. darin nicht separat ausgewiesen werden. Offenbar wurden sie pauschal mit Berlin erfasst. Daraus erklärt sich auch die Diskrepanz, dass die Stasi früher von rund 700 aktiven Zeugen in Ostberlin redete; nun aber für Berlin die Zahl 2.500 nennt.
Die weiteren Detailzahlen sind: Frankfurt/O. 2.000
Leipzig: 3.500
Karl Marx Stadt: 8.000
Dresden: 5.000
Im "Dienstjahr 1990" (9/1989 bis 8/1990) wird von der WTG diese Zahl auf 21.166 beziffert
Für 1990 wurde die Zahl in der alten BRD mit 129.756 beziffert
1991 wird als Zahl für Gesamt-Deutschland 154.496 angegeben.
Aus der Differenz zwischen beiden letztgenannten Zahlen, kann man in etwa auch den Zuwachs zur Gesamtdeutschen Zahl entnehmen.

Als "Faustregel" kann gesagt werden. Der Zeugen Jehovas-Bestand in Ostdeutschland um 1990 entsprach etwa dem von 1950 (Bestandswahrung). Jedoch keine wesentliche Zunahme, wie sie etwa auch für die alte BRD nachweisbar ist.

Gemäß einer kirchlichen Schätzung seien davon 17.000 auf den regionalen Bereich Sachsen zu veranschlagen. Dies ist insoweit glaubhaft, dieweil schon in der Weimarer Republik nachweisbar ist, dass dort auch in Sachsen die größten Konzentrationen von Zeugen Jehovas im gesamten Deutschland existierten. Gemäß einer Stasieinschätzung (zitiert bei Hacke S. 84) soll sich der Bereich Sachsen der Zeugen Jehovas indes wie folgt aufgegliedert haben.
Bezirk Karl Marx Stadt etwa 8.500
Bezirk Dresden etwa 5.000
Bezirk Leipzig etwa 1.700. Diese Zahlen zusammengezählt ergeben aber nicht die kirchlich genannte Zahl. Wobei diese kirchliche Zahl eher dem Bereich Schätzung, den dem Bereich Dokumentenmäßig nachgewiesen, zuzuordnen ist.

In einer MfS-Akte aus dem Jahre 1971 (MfS HA XX/4 Nr. 1246), wird die Verteilung der Zeugen Jehovas in einigen DDR-Bezirken wie folgt eingeschätzt:

Karl Marx Stadt ca. 7000
Dresden ca. 4500
Halle ca. 1000
Magdeburg ca. 1000
Hauptstadt (Ost) Berlin ca. 700.
Den Zuwachs durch Einberechnung der neuen Bundesländer kann man am besten an den Durchschnittsverkünderzahlen für 1990 und 1991 ablesen.
Laut WTG-Angabe Deutschland (ohne DDR) im Jahre 1990 = 120.756.
Dito 1991 (Gesamtdeutschland) = 154.496
Da in den letzten Jahren die Zahlen für Gesamtdeutschland stagnieren, würde ich die Prognose wagen. Im Ostteil ist diese Stagnation (vielleicht) noch etwas stärker ausgeprägt.
Wiederum mit der Einschränkung. Es wäre wichtig zu wissen, wie denn der Bestand fremdsprachiger Versammlungen sich entwickelt hat im einzelnen. Denn die sind heutzutage die einzig echten Zugewinnpositionen für die WTG.
Das mag allerdings in einigen Jahren schon wieder anders aussehen. Besonders dort, wo die "Hartz IV-Errungenschaften" voll durchschlagen.

Parsimony.13380

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