Arroganz

Mittels einer Reihe von Beispielen im Jahrgang 1965 des „Wachtturms" arbeitet die WTG insbesondere den Aspekt heraus, dass Nationalismus auch Religionsähnliche Kriterien aufzuweisen vermag. Diese Feststellung isoliert betrachtet, ist sicherlich nicht zu bestreiten.

Weiter werden Beispiele geschildert, dass die WTG ihre Ansprüche als höherrangig denn als die nationalistischen Tendenzen, einiger Staaten, gewertet wissen möchte. Ergeben sich Konfliktlagen zwischen Religion und Nationalismus (und das es solche Konfliktlagen gibt ist nicht zu bestreiten), lautet das WTG-Credo, dann habe eben fallweise das Martyrium angesagt zu sein.

Dogma der WTG, ihre Ansprüche unter allem Umständen durchzuboxen, koste es was es wolle. Und diese Kosten können in der Tat hoch sein.

Wer sich dazu motivieren lässt, der diesbezüglichen WTG-Linie zu folgen, bedarf einer Stimulanz, die im Falle WTG-Religion in Sonderheit auf den Aspekt der Endzeitlehren zu hören pflegt. Genau da aber liegt der neuralgische Punkt.

Wer dieser Betörung auf Gedeih und Verderb folgt, hat sich damit faktisch selbst entmündigt, zum unselbständigen Objekt, der Interessen eiskalter Religionsmanager. Er könnte das Verfahren fallweise auch gleich dergestalt abkürzen, indem er Selbstmord beginge. Darauf (auf den symbolischen der Art), läuft es letztendlich nämlich hinaus.

Den Betörten wäre allenfalls hilfreich, wenn sie sich zu der Erkenntnis durchringen könnten, dass die eiskalten Machtansprüche der WTG-Manager, letztendlich unberechtigt sind.

Es wäre wohl zuviel zu erwarten, dass diejenigen die sich zu solcher Erkenntnis durchringen, nun zum „Bejubler" nationalistischer Ansprüche würden. Das dürfte in den allerwenigsten Fällen so sein. Ergo kann der Rat, wo solche extremen nationalistischen Ansprüche bestehen, fallweise nur im „lavieren" bestehen, um den Heißspornen auf beiden Seiten der Barrikaden, den Sauerstoff für ihre angezündeten Feuerchen möglichst zu entziehen.

Im Übrigen scheint mir, bringen die nachstehenden Zitate durchaus die sinnvollen Erkenntnisse und Ratschlage, dazu zu „Papier".

Hermann Samuel Reimarus (1694 – 1768) in: "Apologie: oder, Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes"

Derselbe Autor

„Wie? Wenn sie (die Apostel) gesagt hätten: es kann noch wohl siebzehn, achtzehn und mehr Jahrhunderte wehren, ehe Jesus zu seinem Reiche aus den Wolken wiederkommt, und die Freude derselben angeht: würde man sich nicht mit solcher Verheissung ausgelacht haben?
Würde wohl ein einziger Mensch sich zur Entäusserung alles Vermögens entschlossen haben, um seine übrige Lebenszeit in Hunger und Kummer zuzubringen, und seine eigene Nothdurft nunmehr andern aus den Händen zu sehen? Ja, würde man nicht die an sich schlecht bewehrte Auferstehung Jesu desto mehr für eine Erfindung gehalten haben, weil die Bestätigung derselben durch die Wiederkunft von Himmel, über 40, 50 Generationen oder Menschenleben, ins unendliche hinausgesetzt würde."

Auch dieses Zitat noch:

Eugen Kogon:

„Es handelt sich um ein paar "scharfkantige Diamanten" an denen man sich kräftigst schneiden kann."

Und die Lehre aus der ganzen Geschichte hat der aufmerksame Beobachter Ernst Wiechert in sein „Der Totenwald" auch in die Sätze zusammengefasst:

"Dumpfe, holzgeschnittene Gesichter hinter Brillengläsern, mit asketischen Lippen und der leisen, beschwörenden Stimme von Eiferern. Gesichter, die aus derselben Enge, derselben Not und derselben Verheißung geprägt schienen und von denen Johannes sich gut denken konnte, daß sie mit unbewegtem Antlitz zusehen würden, wie alle Ketzer auf einem langsamen Feuer in die ewige Verdammnis hinüberbrieten"

Und weiter:

„Was nun allerdings bei näherem zusehen auf dem Grunde dieser Weltanschauung lag, war so beschaffen, daß es sich jeder ernsthaften Diskussion völlig entzog. ... Man konnte sie alle achten, aber man mußte sie auch alle bedauern. Der Märtyrer, der für den Glauben stirbt, daß man nur Gras essen dürfe (im übertragenen Sinne), begibt sich des Heiligenscheins um seine Stirn."

In einem Artikel des „Wachtturms" vom 1. 1. 1965 gibt selbiger wieder mal seine Arroganz zu Protokoll in der Form eines Geschichtsrückblicks.

Der „König" (Russell) war nun tot. Und für seinen Nachfolger hieß nun die Devise, ihn in den Schatten zu drücken, auf das die Betörten, ihm als neuen König das „Hosianna" singen mögen. Ein wesentlicher Etappenstein zur Erreichung dieses Zieles, was die Herausgabe des Bandes 7 „Das vollendete Geheimnis".

1917 dann erstmals erschienen, gleichwohl inhaltlich zu einer Zeit konzipiert, in welcher bereits der Weltkrieg tobte. Da die USA selber, ebenfalls erst 1917 aktiv in den Weltkrieg mit einstiegen, trat hier das System der gegenseitig „kommunizierenden Röhren" in Erscheinung. Man schaukelte sich gegenseitig hoch.

Unfraglich verschärfte Rutherford, die Kritik an der religiösen Konkurrenz. Zwar war auch Russell schon in der Richtung aktiv, jedoch war es Rutherford vorbehalten, in der Richtung eine Zuspitzung zu forcieren.

Sieht man sich die Argumentation zeitgenössischer WTG-Gegner näher an, fällt auf, fast alle Belegstellen ihrer Kritik basieren auf Aussagen im Rutherford'schen Schrifttum.

Das mag nachfolgendes Beispiel verdeutlichen.

Auch in der Schweiz gab es mit den Nazis sympathisierende Kreise. Eine davon gab eine Zeitschrift heraus betitelt „Volksbund". Der wiederum stützte sich in hohem Maße auf den Pressedienst, betitelt „Welt-Dienst" aus Hitlerdeutschland.

Besagter „Welt-Dienst" hatte (auch) schon die Zeugen Jehovas mit hochgeschreckt, als es in der Schweiz des Jahres 1935 eine „Prozess-Komödie" um die antisemitische Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion" gab. Komödie deshalb, dieweil - eigentlich im Gegensatz zu den Intentionen der Jüdischen Kultusgemeinde als Kläger - der Prozess sich zur nazistischen Propagandaveranstaltung ausweitete.

Dort verlass dann der Macher des „Welt-Dienstes", ein Oberstleutnant a. D. Ulrich Fleischhauer, mit dem Alibi „Gerichtsgutachten", eine nicht enden wollende Propagandarede, die es anschließend dann auch gar noch, als Buchausgabe gab.

http://archive.org/details/UlrichFleischhauer-DasFleischhauer-gutachten-DieEchtenProtokolleDer

Und das alles durch den vielstimmigen Chor der internationalen Presse vielfach dupliziert.

Aus der Sicht der Antisemiten machte es sogar einen gewissen Sinn, dabei noch allerlei andere vermeintliche „Judenknechte" mit zu attackieren. Angefangen von den „bösen Freimaurerbuben", über Zionismusbegünstiger. Und was letztere anbetraf, wähnte man besonders auch bei der zeitgenössischen Bibelforscherorganisation fündig geworden zu sein; denn Zionsmusbegünstiger waren diese in ihrer Frühzeit sicherlich. Angefangen von Russell's „Nahe Wiederherstellung Israels"

Russell Nahe Wiederherstellung Israels

und etlichem mehr von dieser Schiene.

Nun war in der Stadt New York, das Judentum jeher eine Macht. Was sich bezogen auf die USA als geschäftlicher Vorteil erwies, musste es nicht zwangsläufig auch im von Krieg und Inflation gebeutelten Deutschland sein. Hier dienten solcherlei Thesen, den damaligen WTG-Gegnern eher als Munition für ihre These: WTG-Religion gleich „Judenknechte".

Sachlich hält diese These mit Sicherheit keiner Prüfung stand. Aber auch das ist wahr, als emotionales Aufputschmittel erfüllte sie durchaus ihren Zweck.

Nachdem die WTG als Mit-Angegriffener sich bereits im Fleischhauer'schen „Gutachten" vorfand; setzte sich diese Linie fort. Und man erfährt dann zunehmend, auch im genannten „Volksbund", wer der eigentliche Spiritus rector der Argumentation war, die da auch gegen die Bibelforscher agitierte.

Man brauchte auch nicht übermäßig „lange" zu warten, denn schon 1936 stellte der Autor, ein Dr. Hans Jonak v. Freyenwald, Jonak.htm seine Forschungsergebnisse in einer Buchpublikation vor.

Auch der „Volksbund" agitierte kräftig mit gegen die „Judenknechte". Dabei bekam denn die Schweizer Justiz , vordem wohl kaum über „Arbeitsmangel" klagend müssend, noch ein paar weitere Aufträge.

Einer dieser Aufträge ging dann tatsächlich noch in die Geschichte ein.

Ein strammer antikommunistischer Rußlandschweizer namens Boris Toedtli

Parsimony.23036, sollte da noch von sich reden machen. Andere Personen, einschließlich meiner, würden es eher vorziehen die Vokabel „strammer ... Rußlandschweizer" durch die Vokabel „verkrachte Existenz" zu ersetzen.

Wie auch immer, Pack sucht und findet sich. So auch in diesem Falle. Toedtli erwies sich für den in Hitlerdeutschland lebenden Fleischhauer, zunehmend als „sein Mann vor Ort" (der Schweiz), der dort seine Geschäftsführung wesentlich praktizierte.

Allerdings, das Motto: Friede, Freude und Eierkuchen, erreichte diese Geschäftssymbiose sicherlich nicht. Und der Grund letzteren Umstandes hörte auf die Vokabel: Money. In der Sicht von Toedtli floss da entschieden zu wenig Geld, für seine „Leistungen".

Immerhin, in Vorleistung trat Toedtli sicherlich. Eine solche Vorleistung war dann auch die, dass er als Ortsansässiger, Schweizer WTG-Funktionäre vor den Kadi zog. Und im Endergebnis dabei gerichtlich obsiegte.

Ob die geistige Kapazität des Toedtli und seines Anwaltes für diesen Sieg ausschlaggebend war, darf getrost - und zwar äußerst massiv - bezweifelt werden. Das Drehbuch für den tatsächlichen Sieg, schrieb der bereits genannte Dr. Jonak!

Siege sollen beflügeln, so offenbar auch in diesem Falle. Die Krönung seines Sieges hätte der Dr. Jonak sicherlich darin gesehen, wäre es ihm gelungen, ein Verbot der WTG-Organisation, nebst dem schon in Hitlerdeutschland und Danzig bereits bestehenden, auch noch analog in Österreich und der Schweiz zu erreichen. Anstrengungen in der Richtung unternahm er jedenfalls.

Welcher Argumentationskette er sich dabei bediente, mag ein im „Volksbund" veröffentlichter Artikel verdeutlichen.

Vorab schon mal die prinzipielle Feststellung. Alle von Jonak dabei bemühte Belegstellen entstammen dem Schrifttum der Rutherford-Ära. Nicht ein einziges verwandtes Zitat lässt sich indes der Russell-Ära zuordnen!

Nachdem es bereits in der Volksbund"-Ausgabe vom 30. 6. 1936 einen „Strafanzeige gegen die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher" betitelten Artikel gab, welcher schon mal einleitend die Sätze enthält:

„Am 1. Juli beginnt in Bern ein Prozess, der nicht nur in der Schweiz, sondern in allen Ländern grossen Interesse begegnen wird."

Und weiter:

„In einer umfangreichen Anzeige beschuldigt Toedtli die Ernsten Bibelforscher ..."

„Umfangreiche Anzeige ..." diesen Detailsatz nochmals wiederholt. Sie war offenbar so umfangreich, das Toedtli aus diesem Verfahren, als letztendlicher Sieger hervorging.

„An Hand einer grossen Anzahl von Zitaten aus ihren Schriften ... sucht die Anzeige den Beweis zu führen, dass es den Ernsten Bibelforschern, weniger um die Verbreitung von religiösen Anschauungen, als vielmehr darum zu tun ist, die protestantische und katholische Religion als eine Lehre Satans hinzustellen, zum Abfall vom Christentum aufzufordern und die Menschheit von der Notwendigkeit eines vorgeblich von Gott selbst gewollten baldigen Weltkrieges zur Vernichtung des heutigen Christentums zu überzeugen."

Und weiter:

„Für die Angeschuldigten wird es kein leichtes Spiel sein, zumal eben erst ein Österreicher, Dr. Hans Jonak von Freyenwald eine Broschüre unter dem Titel „Die Zeugen Jehovas" (Berlin, Germania-Verlag) herausgegeben hat, in der ein geradezu erdrückendes Material über die politischen Ziele dieser amerikanischen Gesellschaft veröffentlichte."

Wie also zu lesen, schloss sich auch der „Volksbund" dieser Hochstimmung an.

Am 8. 9. 1936 gab es in diesem Blatt noch einen „Nachschlag". Diesmal meint man die Regierung der Region Basel-Stadt im besonderen belehren zu sollen.

„Offenes Schreiben an die Regierung von Basel-Stadt."

Warum sie denn noch nicht die Zeugen Jehovas verboten habe, wolle man von ihr wissen.

Nun wisse man zwar, mit Verboten sei es in Demokratien nicht immer so ganz einfach. Selbstlos wie man sei, wolle man daher besagter Regierung eine paar „Hilfen" geben.

„Wir wollen die „ernsten Bibelforscher" selber sprechen lassen. Nachstehend einige Auszüge aus ihren in ungeheuren Mengen ... verbreiteten Schriften:

„Der Katholizismus wird grosse Hure, die protestantischen Kirchen werden Hurentöchter genannt." (Schriftstudien VII, S. 534).

„Das Christentum soll durch Krieg, Revolution usw. Zur Einöde gemacht werden" (dortselbst S. 535)

„Alle Staatskirchen sollen zerstört werden" (S. 536).

„Das Betragen der Kirche ist niedriger als das eines Hurenweibes." (daselbst S. 587).

„Die christliche Religion ist der größte Humburg und die abscheulichste Heuchelei" (Licht", II, S. 107)

„Alle Herrscher der Erde sind Hurer im geistlichen Sinne" (Licht I S. 332)

„Die Christenheit ist greulichste Teil der sichtbaren Organisation Satans" („Bewahrung" S., 335)

Diese und zahllose ähnliche Äusserungen in den Druckschriften der Bibelforscher, die in Millionen Exemplaren „in die Hände des Volkes gelegt werden", ergeben den Tatbestand teils des Verbrechens der Religionsstörung, teils des Vergehens gegen die öffentliche Ordnung.

Warum, Ihr Herren Regierungsräte, duldet Ihre eine solche Sekte?

[ Redaktionelle Anmerkung zu den Zitaten von Jonak aus Band VII.

Einerseits ist feststellbar, Jonak hatte einen gewissen Standardfundus von Zitaten, der sich auch andernorts in seiner Publizistik nachweisen lässt. Allerdings hat Jonak nicht verifiziert, welcher Auflage von Band VII er zitiert. Da fangen heutzutage die Probleme an. Heutzutage ist nur die Auflage von 1925 leicht erreichbar. Nicht jedoch die vorhergehenden Auflagen. Ist man nur auf die Auflage von 1925 fixiert, wird man sich sagen lassen müssen. Dann bleiben die von der WTG klammheimlich vorgenommenen Veränderung, außerhalb des Blickradius. Siehe Schriftstudienhinweis

Es ist nicht sachgerecht, legt man nur die Auflage von 1925 als alleinigen Maßstab an. In der Vorbereitung dieses Beitrages habe ich mich erneut damit auseinandergesetzt, und wiederum feststellen müssen, manches von Jonak als wörtliches Zitat offerierte, ist in der Auflage von 1925 so wörtlich nicht nachweisbar.

Hat Jonak damit falsch zitiert? Substanziell sicherlich nicht. Aber ob er immer wörtlich zitiert hat, kann man vielleicht mit einem Fragezeichen versehen sein lassen, legt man nur die Auflage von 1925 als Maßstab an. Das frühe WTG-Schriften zu zitieren, eine undankbare Aufgabe ist, weis man übrigens nicht erst „seit heute."

Man vergleiche in der Auflage 1925, ab etwa Kapitel 16 „Des Kirchentums sieben Plagen" (S. 316f.) Das wäre in der Auflage 1918 dort die Seite 189f.

Dieser Abschnitt hat dort aber schon da eine andere Wortformulierung: „Die sieben Plagen der Geistlichkeit". Solche andere Wortumformulierungen sind auch in unzähligen anderen Fällen zu beobachten.

Erinnert werden muss auch an dem Umstand, WTG-seitig wurden dann die in der ersten (Englischsprachigen) Ausgabe noch enthaltenen Kriegsdienstgegnerischen Passagen entfernt, und sind daher in den weiteren Nachdruck-Auflagen nicht mehr enthalten. Die deutsche Auflage von 1925 basiert auf der Übersetzung einer solchen Nachdruck-Ausgabe. Hingegen die deutsche Auflage von 1918, repräsentiert nach meinem Eindruck, noch weitgehend die unzensierte erste Auflage.

Jetzt noch weiter bei der Auflage 1918 verbleibend. Dort auf Seite 212 gibt es den wörtlichen Satz

„Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Greuel der Erde. -

Wie das Ppapsttum, die Mutter, nicht eine einzelne Person, sondern ein großes religiöses System ist, so dürfen wir in den Töchtern auch religiöse Systeme erkennen ..."

Damit ist zumindest in der Substanz die Zitat-Aussage von Jonak belegt.]

In der Nr. 2/1936 des "Volksbundes" lies Fleischhauer über dieses Medium höhnend verkünden:

"Was die angedrohte Klage des C. A. Loosli gegen Boris Toedtli anbelangt, so sieht die gesamte arische Welt dieser mit grösstem Interesse entgegen. Wir fürchten nur, dass die Klage nicht kommt." (Loosli war auch im Berner Prozeß als Gutachter tätig, nur das er eben nicht die Position des Fleischhauer, nebst Rattenschwanz, dabei vertrat.

In der Ausgabe vom 15. Juni 1937, feiert dann der "Volksbund" den formal von Toedtli errungenen Sieg über die WTG-Funktionäre Zürcher und Harbeck. Dabei fallen in dieser Selbst-Laudatio auch die Sätze:

"Arbeiten doch in den Reihen des „Welt-Dienst" die besten Forscher dieser Spezialfrage" (was dann unausgesprochen der Jonak sei).

Und weiter:

"Auf diese Anzeige hatte Fleischhauer in einer umfangreichen viele Monate währenden „Vernehmlassung" geantwortet.

Diese Vernehmlassung und das dadurch breiteren Kreisen bekannt gewordene teuflische Material hatte zwei Folgen.

Zuerst wurde im Sommer 1936 vom Kanton Luzern der internationale Bibelforscher-Kongreß verboten, 50 „Zeugen Jehovas" wurden verhaftet, verschiedene Schriften beschlagnahmt.

Die Bibelforscher fochten diese Verfügung vor Gericht an. Der vom Kanton Luzern herangezogene Rechtsanwalt Ruef hatte leichte Arbeit, da ihm das Material aus der Vernehmlassung Fleischhauers zur Verfügung stand.

Die Klage wurde abgewiesen."

Zum Toedtli-Verfahren überleitend, meint man noch mit anführen zu sollen:

"In der Folge aber stellte sich eine der Behauptungen der Bibelforscher, der Präsident Lehmann Glauben geschenkt hatte, als bedenklichste Spiegelfechterei und unerhörte Irreführung des Richters heraus.

Die Bibelforscher hatten nämlich einen Auszug aus dem Urteil des Landesgericht Wien I vom 4. 5. 1934 vorgelegt, das nach der vorgelegten Abschrift für sie günstig ausgelaufen war.

Echt Bibelforscherisch-arglistig hatten nämlich die Bibelforscher Ziffer 4 des Urteils nicht mit abgeschrieben, in der die verhetzenden Äußerungen der Bibelforscher verurteilt und als eine Herabwürdigung der gesetzlich anerkannten Religion bezeichnet wurden."

Aus der "Neuen Zürcher Zeitung" vom 1. 10. 1937, sei noch nachfolgender Passus als ergänzender Exkurs zitiert:

"Die geistige Abhängigkeit unserer Frontisten vom deutschen Nationalsozialismus ist offenkundig, daß sie nicht mehr bewiesen zu werden braucht. Aber der Schriftsteller C. A.Loosli hat seinerzeit in dem bekannten Berner Prozeß um die Zionistischen Protokolle auch von der materiellen Abhängigkeit der Fronten gesprochen, indem er sie als vom Dritten Reich "ausgehalten" bezeichnete. Wegen dieser Behauptung erhob der "Volksbund-Führer Leonhardt in Basel Klage gegen Loosli. Vor einer Woche kam der Prozeß Leonhardt contra Loosli vor der ersten Strafkammer des bernischen Obergerichts zur Verhandlung. Der Anwalt Looslis erklärte, daß er den Wahrheitsbeweis der eingeklagten Äußerung seines Klienten erbringen wolle und legte zu diesem Zwecke dem Gericht eine große Anzahl von Dokumenten vor, die gleichzeitig auch der Presse übergeben wurden.

Die belastenden Dokumente sind unterdessen in der sozialistischen Presse veröffentlicht worden. Ihre Echtheit wird von frontistischer Seite nicht bestritten."

In dem Buch von Karl Lüönd

„Spionage und Landesverrat in der Schweiz"

Band I Zürich 1977, wird die Zahl der Aktiven um jenen "Volksbund" auf etwa 400 beziffert. Das noch zur Einschätzung des "Stellenwertes"

Die Tageszeitung „Berner Tagwacht" kommentierte am 23. 8. 1937 unter der Überschrift „Die Landesverräter-Front" zum Fall Toedtli (der damit zum politisch toten Mann befördert wurde) unter anderem:

„Der Schriftsteller Loosli machte im Zionistenprozeß in Bern den Ausspruch von den "von den Nazis in allen Teilen ausgehaltenen "Fronten" in der Schweiz

Die "Fronten" fühlten sich beleidigt; gestern kam es zur ersten Prozeßverhandlung gegen den "Beleidiger" Loosli. Und da platzte die Bombe.

Loosli und sein Anwalt konnten ein so erdrückendes Beweismaterial vorlegen, daß in der Tat die Leonhardt- und "Fronten"-Brüder mit tausenden und abertausenden deutscher Märker ausgehalten werden ...

Die Rolle des Herrn Fleischhauer in der Schweiz.

So hat um nur die augenblicklich nächstliegenden Beispiele herauszunehmen - der gleiche Herr Tödtli, der im Zionistenprozeß als schweizerischer Vertreter des deutschen Berufsantisemiten Fleischhauer aufgetreten ist ... durch zwei Instanzen hin durch seinen "religiösen Frieden" gegen die dem Dritten Reiche unliebsamen Bibelforscher ausgefochten - und, leider müssen wir sagen, sogar siegreich, ausgefochten ...

In der Zwischenzeit ist Boris Toedtli, der in seiner Person ungefähr alles Vereinigte, was eine frontistische Koryphäe ausmachen konnte - er war Vertreter der Fleischhauerschen Antisemitenzentrale "Weltdienst" und Bodung-Verlag in Erfurt für die Schweiz, Mitglied der Nationalen Front und eine Zeitlang auch Gaukassier der Gauleitung Bern, früheres Mitglied des Bundes Nationalsozialistischer Eidgenossen und besaß nicht nur enge Beziehungen zu den übrigen Fronten, sondern war - last not least - auch noch stellvertretender Führer" des "Verbandes der allrussischen Fascisten", deren Hauptsitz sich in Charbin befindet - dieser Boris Tödtli, hier in Bern bis dahin Akteur oder Zuschauer jedes Fröntler-Prozesses, ist Anfang dieses Sommers von der Bundesanwaltschaft zusammen mit Fleischhauer wegen Spionage in Untersuchung gezogen worden. ...

Der Kern dieser Überraschung, aus der bei Tödtli entdeckten Dokumentensammlung sind im Grunde Bestätigungen von Dingen, die in der Oeffentlichkeit längst vermutet und behauptet wurden. Aber hier sind diese Dinge erstmals von den Beteiligten selbst schriftlich anerkannt worden. Daß sie für diese gegenseitigen Geständnisse meistens Decknamen benutzten, ist heute nutzlos geworden, da schon die Untersuchung der Bundesanwaltschaft im Spionageprozeß Tödtli diese Decknamen leicht aufklären konnte."

Man vergleiche zum Thema unter anderem auch auch die Studie von Catharina Arber:

http://www.bezg.ch/img/publikation/03_1/arber.pdf

Nach dieser geschichtlichen Reminiszenz sei zum erwähnten „Wachtturm" vom 1. 1. 1965 zurückgekehrt. Selbiger meint beklagen zu sollen, in der aufgeheizten Situation des ersten Weltkrieges, hätten auch die Konkurrenzkirchen, sich die Chance nicht entgehen lassen, auf der Basis des Bandes VII „Schriftstudien", mit am „Strick zu drehen" zu lasten der WTG. Wie das im einzelnen vonstatten gegangen sein mag, kann ja das zitierte Beispiel aus den 30er Jahren auch belegen. Und dabei erdreistet sich der WT zu der arroganten Selbstklage:

„Das war nicht nur ein Angriff auf christliche Männer, sondern ein Angriff auf das himmlische Königreich Gottes, denn diese Männer waren Gesandte des Königreiches."

Unter Bezugnahme auf eine englischsprachige Studie (Ray H. Abrams „Preachers Present Arms") meint man zu wissen. Auf der Basis der kirchlichen Kritik am Band VII „Schriftstudien" habe es dann eine konzertierte Aktion von kirchlichen Gegnern der WTG gegeben, denen es gelang, etwa Staatsanwaltschaften gegen die WTG zu instrumentalisieren.

Triumphierend meint der WT dann, diese Gegnerschaften hätten aber keinen dauerhaften Bestand gehabt. Und er meint diese Feststellung auch auf die Fälle Hitlerdeutschland und Sowjetunion, erweitert übertragen zu können.

Nun gleicht die Weltgeschichte in der Tat einer Berg- und Talfahrt. Gestern noch auf hohen Rossen - morgen eine Kugel durch den Kopf geschossen, weiß der Volksmund zu berichten. Dennoch ist es als maßlose Arroganz zu bezeichnen, wenn WTG-seitig es so dargestellt wird, als würde sich die Weltgeschichte nur um sie als selbsternannter Nabel der Welt drehen.

Ein Narr aus dem Zeugen Jehovas-Bereich, über 100 Jahre alt geworden (in dieser Zeit aber keineswegs „weise") meinte mal in einem Video-Statement, das Ende der „DDR" sei bloß deshalb eingetreten, damit noch ein „Schlusszeugnis vor dem großen Knatsch" gegeben werden könne.

Nun ist in der Tat einzuräumen, offizielle WTG-These ist das so nicht. Aber soweit entfernt von ihr sind die Obernarren in den WTG-Führungsetagen, garantiert nicht!

1965er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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