William Schnell

Zu den Büchern die 1959 erstmals erschienen und sicherlich auch heute noch der Beachtung wert sind, gehört auch das 1959 in deutscher Übersetzung vorgelegte Buch des William J. Schnell „Falsche Zeugen stehen wider mich - 30 Jahre Sklave des Wachtturms".

Waren die thematischen Schriften der davor liegenden Jahre, meist geprägt von den Kriterien religiöser oder politischer Konkurrenz. Also bis auf den Ausnahmefall Sadlack (der zudem keinen regulären Buchhandelsvertrieb errreichte), also Voten Außenstehender.

Hier aber mit dem Bericht des W. J. Schnell wird erstmals ein „Insiderbericht" der breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.

Auch der durch sein damaliges konfessionskundliche Standardwerk „Seher Grübler Enthusiasten" bereits bekannte Kurt Hutten, widmete in Heft 24/1959 des „Deutschen Pfarrerblattes" diesem Schnell-Buch eine Rezension. Sie sei nachfolgend vorgestellt:

„Der deutschamerikanische Verfasser war nach dem ersten Weltkrieg Mitglied der Ernsten Bibelforscher in Berlin geworden und 1924 in das Magdeburger Traktathaus gekommen.

1927 führte ihn sein Weg in die USA. Hier wurde er als Pionier, Versammlungsdiener, Sonderverkündiger, saß eine Weile in der Personalabteilung der Zentrale und brachte es bis zum Zonendiener.

Aber sein Gewissen trieb ihn in einem wachsenden Konflikt, bis er 1953 die Trennung vollzog.

Sein Buch ist ein Bericht von dem, was er in diesen Jahrzehnten erlebte und beobachtete.

Es ist nicht vom Haß des Apostaten diktiert, sondern von dem Drang, die Verführten aufzuklären und die Welt zu warnen.

Hier ersteht ein aus genauester Kenntnis geschöpftes Bild von der Geschichte der „Theokratischen Organisation" seit Rutherfords Machtübernahme und von den inneren Zuständen dieser Gesellschaft, ihren Methoden der Propaganda, der Gehirnwäsche, der Gleichschaltung und Entseelung, der Aufspaltung in Klassen, des Spitzeltums - ein grausiges Bild, wie es bisher von niemand so genau, so durch Tatsachen belegt und in allen Punkten gesichert an den Tag gebracht worden ist.

In Wirklichkeit hat die „Theokratische Organisation" mit christlichem Glauben nichts zu tun, sondern ist ein aus willenlosen Sklaven oder „Zombis" gebildetes Propagandainstrument, das von einer anonymen Leitung skrupelos und mit totalitären Methoden für ihr Ziel mißbraucht wird.

Und dieses Ziel ist - die Unterwerfung der Nationen unter die „theokratische" Fuchtel der Brooklyner Diktatoren!

In jeder Gemeinde, in der Zeugen Jehovas ihr Unwesen treiben, müßte dieses hochwichtige Buch verbreitet und in Vorträgen ausgewertet werden.

Und vor allem sollte es den „Zeugen" selbst in die Hand gegeben werden. Bei einer Neuauflage müssen zahlreiche Übersetzungs- und Druckfehler beseitigt werden.

Weniger bekannt ist, dass schon etwa um 1958 von Schnell eine Deutschsprachige Schrift die in Zürich (Schweiz) erschien, vorliegt, unter dem Titel:

„Ein befreiter Zeuge Jehovas berichtet".

Sie hat selbstredend nicht Buchumfang, ist eher als Flugschrift konzipiert. Gleichwohl bietet sie aufgrund ihrer „Kürze" auch einige markante Einsichten, die in dem größeren Buch, vielleicht eher untergehen.

Aus ihr sei noch nachfolgendes zitiert:

Ich (Schnell) wurde in Jersey City, USA, 1905 geboren.

Als ich neun Jahre alt war, nahmen mich meine Eltern mit in ihr Geburtsland Deutschland, um Verwandte zu besuchen. Ehe wir zurückkehren konnten, brach der Erste Weltkrieg aus. Mein Vater, der noch nicht die amerikanische Staatszugehörigkeit hatte, wurde in die deutsche Armee eingezogen.

Der Krieg wütete nicht weit von unserer Heimat entfernt in der Nähe der russischen Grenze. Wir hörten lange Zeit nichts von meinem Vater. Doch er überlebte den Krieg. Unser Gebiet wurde nach dem Krieg an Polen abgetreten, und uns wurde bis 1921 nicht erlaubt, das Gebiet zu verlassen. Dann siedelten wir mit anderen Flüchtlingen nach Berlin über. Ich war damals 16 Jahre alt.

Als ich erst 19 Jahre alt war, wurde ich in das deutsche Hauptbüro nach Magdeburg gerufen, weil ich ein erfolgreicher Verkäufer war.

Die wachsende Kontrolle durch Brooklyn, die sich durch Zeitberichte, Verkaufsfortschrittstabellen und gebieterische Beamte äußerten, stießen mich schließlich so ab, daß ich 1927 nach Amerika zurückkehrte, um frei zu werden. Ich brachte es fertig, der Bewegung sechs Jahre lang fernzubleiben. Doch mein Vater und meine anderen Verwandten die auch nach Amerika kamen, waren aktive Mitglieder. Sie und die Führer der Gesellschaft drängten mich, zurückzukehren. Schließlich tat ich es. Ich wurde „Pionier"-Buchverkäufer in Georgia, New York und Ohio.

Als Belohnung für meinen Verkaufserfolg und den Aufbau von örtlichen „Mannschaften" von Zeugen, wurde ich 1937 von Richter Rutherford persönlich eingeladen, im Hauptbüro zu arbeiten.

Dies war wie Magdeburg organisiert, sogar was das Spionagesystem anbetrifft, das eingerichtet wurde, um Mitarbeiter, die nicht mit dem Denken der Organisation übereinstimmten, anzuklagen. Schon nach einem kurzen Aufenthalt dort bat ich unaufhörlich um eine andere Aufgabe.

1941 begann ich meinen eigenen Bücherverkauf von Bibelhilfe für Zeugen. Ich brauchte diese Sondereinnahme und ich hatte begonnen, meine Bibel wieder ohne die Auslegung des Wachtturms zu lesen. Das Hauptbüro sah meine Unabhängigkeit nicht gern und gebrauchte den Druck von Mißbilligung, dann örtlich von einem Boykott, strenger Überwachung, aufdringlicher Drohung und schließlich 1951 Entzug meiner Pionierstellung.

Ich fand, daß mein Geist und meine Gefühle so mit den Zielen und Hoffnungen des „Königreiches" verflochten waren, daß die Verdammung der Gesellschaft mich beinahe tötete. Ich litt unter einem Herzanfall, suchte Trost in Trunkenheit und verlor fast meinen Verstand.

1953, dreißig Jahre, nachdem ich meinen Willen der Gesellschaft verschrieben hatte, schrieb ich meinen ersten Brief, der diese erstaunliche Diktatur enthüllte. Der einzige Weg zum Entfliehen, sagte ich anderen Sklavenseelen, ist: Die vergiftete Literatur der Zeugen verbannen, sich direkt der Bibel zuzuwenden und Jesus Christus um volle Erlösung und Heilsgewißheit bitten.

Dann wurde mir allmählich klar, daß eifriger Dienst für die Gesellschaft meine Gemeinschaft mit Christus ersetzte. Zu spät entdeckte ich, daß ich ein gehorsamer Roboter unter der Herrschaft eines organisierten Ungeheuers geworden war - der Wachtturm-Gesellschaft.

1959er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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