Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Olin R. Moyle

Er war WTG-Rechtsberater in der Rutherford-Zeit. Sein (vorzeitiger) Nachfolger wurde Hayden C. Covington, vormals Rechtsanwalt in San Antonio, Texas (USA). Als nach Rutherford's Tod sich die neue Führung unter Knorr etablierte, gehörte auch Covington ihr in der gehobenen Position eines Vizepräsidenten der Wachtturmgesellschaft an. Allerdings war es ihm beschieden, dieses Amt nur zwei Jahre innezuhaben. Danach durfte er es "freiwillig" an den Knorr-Intimus Fred W. Franz abgeben. Franz war bekanntlich der Inspirator der 1975-Verkündigung der Zeugen Jehovas.

Doch kehren wir zu Moyle zurück. In den dreißiger Jahren Rechtsberater der WTG zu sein, implizierte auch die Kenntnisnahme von vielerlei diffizilen Vorgängen innerhalb und außerhalb der USA. Zu seinen Obliegenheiten gehörte es auch, die jeweilige juristische Linie dazu festzulegen. Er musste sich auch mit der Sachlage auseinandersetzen, dass Rutherford autokratisch regierte. Das heißt: Rutherford bestimmte, seine Untergebenen hatten zu kuschen. Als Jurist war Moyle geschult, selbständig analysieren zu können. Er konnte sich zu den fraglichen Vorgängen eine eigene Meinung bilden. Er mag vielleicht auch Vorstellungen entwickelt haben, wie seiner Meinung nach gewisse Vorgänge entschärft werden konnten. Unabdingbare Voraussetzung dazu wäre allerdings gewesen, dass Rutherford auf die Linie von Moyle eingeschwenkt wäre. Er tat es offenkundigerweise nicht! Vielleicht wäre die Geschichte der Zeugen Jehovas zu dieser Zeit nicht ganz so dramatisch verlaufen, wäre es Moyle gelungen, sich durchzusetzen. Es erwies sich allerdings, dass die übrigen WTG-Marionetten es nicht wagten, sich zu Rutherfords Zeiten, sich im Gegensatz zu ihm zu setzen.

Noch im Jahre 1938 ist von Moyle eine Verlautbarung überliefert, die ganz auf der Rutherfordlinie lag. Ja man kann sagen, dass er sich in ihr als Scharfmacher entpuppte.

Dazu kann man vergleichen: Lispelheilige

Aber auch Scharfmacher sollen manchmal noch ihr "Damaskuserlebnis" bekommen. In den dreißiger Jahren als Rechtsberater der WTG zu agieren, implizierte auch die Kenntnis vieler diffiziler Angelegenheiten, innerhalb und außerhalb der USA. Das "Trost" veröffentlichte mal am 1. 5. 1938 einen namentlich mit O. R. Moyle gezeichneten Artikel unter der Überschrift "Rechtsberatung für Verkündiger". Mag er auch speziell auf die Situation der USA abgestellt gewesen sein, so offenbart er doch einiges über die Denkweise der WTG-Führung jener Jahre. In ihm konnte man lesen:
"'Machet euch auf und lasst uns wider dasselbe aufstehen zum Kriege!' 'Schärfet die Pfeile!' 'Fasset den Schild!' 'Versammelt Bogenschützen gegen Babylon!' 'Umzingelt es!' 'Nach allem, was sie getan hat, werde ihr getan!'

Das sind die königlichen Befehle Gottes des Allmächtigen für sein Volk. Es sind Befehle zum Angriff, zum Vorrücken in der Schlacht, zu aktivem Kampf. Wir sind nicht in der Verteidigung, sondern im Angriff; wir fallen ins Gebiet des Feindes ein, stoßen gegen ihn vor und umzingeln, belagern, attackieren die Horden des Teufels.

Das Christentum zu betätigen ist etwas anderes, als beim Kaffeeklatsch zu sitzen. Es bedeutet nicht, Ölzweige und weiße Federn zu tragen, sondern bedeutet Kampf im Interesse der Wahrheit und der Rechtfertigung des Namens Jehovas.

Die Wahrheit ist indes nicht nur eine Botschaft des Trostes; sie ist auch die Botschaft vom Tage der Rache - eine Bloßstellung der schlimmsten Gimpelfängerbande, die es jemals in der Welt gab. Diese Religionshyänen, die unter dem Volke auf Raub ausgehen, sind Gotteslästerer. Sie stehlen, lügen, unterschlagen, morden, foltern und verrichten nach den Ideen ihres Meisters, des Teufels, Untaten jeder erdenklichen Art. Sie führen sich als Engel des Lichts auf, dienen dabei aber dem Teufel und bedrücken die Menschheit. Unser Kampf gegen sie besteht darin, dass wir es hell werden lassen und der ganzen Welt die Wahrheit über diese böse, grausame und gesetzlose Gesellschaft kundtun. Das ist ein Angriffskrieg, an dem sich jeder, der Gott liebt, gern beteiligt.

Es ist leicht ersichtlich, dass die jetzige Zeit nicht den Lispelheiligen gehört.

Wir glaubten einst an Charakterentwicklung. Wir hielten es für nötig, zu lächeln und süß zu bleiben, ganz gleich was auch geschah. Ganz gleich, ob wir ins Gefängnis geworfen, vom Pöbel angegriffen, geschmäht worden oder sonst etwas erlitten, hielten wir es als einem guten Christen angemessen, uns dafür zu bedanken und dann auf Nimmerwiedersehen davonzuschleichen. Als Ideal christlicher Tat galt, dass man, wenn auf einem herumgetrampelt wurde, glücklich blieb in der Verfolgung und in keiner Weise einen Gegenschlag ausführte.

Das mag in persönlichen Angelegenheiten in manchen Fällen ganz recht sein, aber nicht, wenn wir als Soldaten des Königs der Könige, Christus Jesus, hinausziehen. 'Machet euch auf, lasst uns wider dasselbe aufstehen zum Kriege!' ist unser Schlachtruf. 'Nach allem, was sie getan hat, werde ihr getan!' ist der göttliche Befehl. Der Krieg richtet sich nicht gegen dich. Er richtet sich gegen Gott Jehova und seinen Sohn Christus Jesus. Er richtet sich gegen die Wahrheit des allmächtigen Gottes und gegen Gottes Volk als Gesamtheit. Darum ist es unser Vorrecht und unsere Pflicht, Gegenschläge auszuführen mit den Waffen, die der Herr uns dargereicht hat.

Wie eine wahre Seuche sind letzthin behördliche Verfügungen getroffen worden, die das Recht der Menschen, andere zu Hause aufzusuchen, beschränken. Davon sind viele besonders gegen Jehovas Zeugen gerichtet.

Wenn wir als 'schuldig' erklärt, erhebt sich die Frage: Sollen wir die Geldstrafe bezahlen? Manche Brüder haben diesbezüglich immer noch nichts gelernt, was richtig ist, trotz der in der 'Gottesdienstordnung' immer wieder gegebenen Ermahnung, Geldstrafen zu zahlen, ist es ein schwerer taktischer Fehler; denn das verschafft dem Feinde Genugtuung, es hilft ihm und ermutigt ihn."

Der spätere Moyle stand dann am Scheideweg. Es den WTG-Marionetten weiterhin gleich zu tun, oder auf einer sicher auf Sachkenntnis beruhenden "Sondermeinung" zu bestehen. Es spricht für ihn, dass er soviel Rückgrat besaß um auch gegenüber Rutherford einmal "Fraktur" zu reden.

Die Machtverhältnisse waren nicht so, dass Moyle hätte siegen können. Er fand sich auf der Verliererseite wieder. Indes ist es bezeichnend für die Tiefe des Zerwürfnisses, dass der Wachtturm ihm einen eigenen Artikel widmen musste. Wäre Moyle nur ein unbedeutender Abweichler gewesen, ohne besondere Bedeutung. Nun ihm wäre mit Sicherheit im Wachtturm nicht "gedacht" worden. Das jedoch das Gegenteil der Fall ist, spricht für die Schwere seiner Argumente, wenn auch letztere, gemäß der WTG-Zensurpraxis nicht im Detail genannt werden

Im "Wachtturm" vom 15. 11. 1939 (S. 348, 349) konnte man unter der Überschrift "Zur Aufklärung zum Fall Moyle lesen:

"Dessen eingedenk, dass die Gegenwart die Zeit ist, da Gott aus seiner Organisation alles entfernt, was erschüttert werden kann, 'auf das die, welche nicht erschüttert werden, bleiben' (Hebr. 12: 26, 27, verlangen die Mitglieder des Verwaltungsrates der Wachtower Bible and Tract Society, dass 'Der Wachtturm' zur Aufklärung und zum Schutze derer, die der Organisation Gottes ergeben sind, dass Folgende veröffentliche:

Am 21. Juli 1939 wurde im Vestibül des Bethels ein von O. R. Moyle unterzeichnetes Schriftstück in Briefform, adressiert an den Präsidenten der Gesellschaft, abgegeben. Da jenes Schriftstück die ganze Bethelfamilie betrifft, wurde es richtigerweise vor den Verwaltungsrat und vor die Familie gebracht.

Der Brief, der von falschen, verleumderischen und ehrenrührigen Behauptungen strotzt, wurde vom Verwaltungsrat und allen Gliedern der Bethelfamilie entschieden verurteilt.

Der Verwaltungsrat nahm einmütig die folgende Resolution an, die auch von der Familie gutgeheißen wurde:

'An einer gemeinsamen Versammlung der Verwaltungsräte … am 8. August 1939 im Büro der Gesellschaft in Brooklyn, New York, - an der auch noch weitere Glieder der Familie zugegen waren - wurde … in Gegenwart von O. R. Moyle ein vom 21. Juli 1939 datierter Brief vorgelesen, der von dem genannten Moyle geschrieben und an den Präsidenten der Gesellschaft gerichtet worden war.

Während der vergangenen vier Jahre ist der Schreiber jenes Briefes mit den vertraulichen Angelegenheiten der Gesellschaft betraut gewesen. Es stellt sich nun heraus, dass der Schreiber jenes Briefes die Familie Gottes im Bethel grundlos verleumdet und sich als solcher zu erkennen gibt, der gegen die Organisation des Herrn Böses redet, der murrt und sich beklagt …

Die Mitglieder des Verwaltungsrates bekunden ihre Entrüstung über die ungerechte Kritik, die in seinem Brief enthalten ist, missbilligen den Schreiber und seine Handlungsweise und empfehlen, dass der Präsident der Gesellschaft die Beziehungen O. R. Moyles mit der Gesellschaft als Rechtsanwalt und Glied der Bethelfamilie unverzüglich abbreche.'

Abgesehen von dem einleitenden Abschnitt, worin der Briefschreiber seine Absicht mitteilt, das Bethel zu einer bestimmten Zeit zu verlassen, ist jeder Abschnitt jenes Briefes falsch, voller Lügen und ist eine boshafte Schmähung und Verleumdung nicht nur des Präsidenten, sondern der ganzen Familie, und aus diesem Grunde hat die Gesellschaft den Brief nicht veröffentlicht.

Moyle verlangte, dass sein Brief in der Zeitschrift 'Consolation' ('Trost') erscheine, und da ihm dies verweigert wurde, lässt er nun seine Schmähschrift veröffentlichen und unter gewissen Gruppen der Geweihten zirkulieren und öffentlich vorlesen, und durch seine eigenen Worte, die als 'schöne Reden' bezeichnet werden können, gibt er sodann vor, in Harmonie mit der Gesellschaft zu sein, und täuscht damit die Arglosen weiter. Der einzige Zweck, den er mit der ferneren Veröffentlichung verfolgen kann, ist, sich selbst zu rechtfertigen und Zwiespalt unter den Brüdern anzurichten …

Da die Schmähschrift den Interessen der theokratischen Regierung entgegengesetzt und feindlich ist, gefällt sie allein dem Teufel und seinen irdischen Handlangern.

Moyle ist vier Jahre lang mit den vertraulichen Angelegenheiten der Gesellschaft betraut gewesen, und darauf greift er ohne Entschuldigungsgrund diejenigen an, die ihm vertraut haben, und verleumdet sie. … Da ihr nun gewarnt seid, muss ein jeder selbst wählen, ob er sich dem 'bösen Knecht' anschließen und die Folgen auf sich nehmen will …

(gez): Fred W. Franz, N. H. Knorr; Grant Suiter; T. J. Sullivan, W. P. Heath jr., H. H. Riemer, W. E. van Amburgh, A. R. Goux, C. A. Wise. C. J. Woodworth.

Gut zur Veröffentlichung: J. F. Rutherford, Präsident."

Im Nachgang zum Fall Moyle sollte man auch noch Kurt Hutten mit seinem Buch "Seher, Grübler, Enthusiasten" zitieren. Hutten hatte eine Studienreise in die USA gemacht. Dort lernte er unter anderem die Dissertation von Herbert H. Stroup kennen. Mit diesem zusätzlichen Erkenntnisreservoir im Rücken gibt Hutten auch für die deutschen Leser in der ersten Auflage seines Buches die Information weiter (S. 17):

"Rutherford übte ein diktatorisches Regiment. Widerspruch wurde nicht geduldet, Kritik mit Ausschluss geahndet. Die Begründung machte man sich einfach: Wer der Führung widerspricht, ist von Satan inspiriert!

Ein führender Mann der Vereinigung, der in einem Brief an das Direktorium eine aufbauende Kritik an Maßnahmen Rutherfords und anderer geübt hatte, wurde ausgeschlossen; er strengte eine Beleidigungsklage gegen ihn und das Direktorium an und erhielt 25 000 Dollar Schadenersatz zuerkannt."

In seinem Buch "Die Wahrheit über Jehovas Zeugen", (Rottweil/Neckar 1970) hat Günther Pape den Fall Moyle auch dokumentiert (S. 151-162).

Daraus, aus dem Munde von Moyle nach einige Sätze seiner Gegendarstellung:

"Mehr als zwanzig Jahre haben Schwester Moyle und ich unsere besten Kräfte und Dienste dem Werk geschenkt, dass durch die Gesellschaft getan wird. … Die intolerante Haltung und Praktiken der Gesellschaft, können nicht mit dem Christentum vereinbart werden. Wirkliches Bibelstudium ist durch die Organisation geknebelt und unterdrückt worden. … Gottes Volk unter Jehovas Zeugen ist in eine Knechtschaft unter einer Rutherford-Hierarchie verstrickt worden, die von der gleichen Ordnung und ebenso intolerant ist wie die päpstliche. … An verschiedenen Orten wird geklagt, dass die Wachtturmstudien zu bloßen Lesestunden entartet sind. … Wie können wir Religionisten andauernd als intolerant verurteilen, wenn Du Intoleranz übst gegenüber jenen, welche mit Dir arbeiten? …

Niemand hat bis jetzt solch intensive Schmähungen empfangen, wie sie mir im Wachtturm zuteil wurden. Die Schlussfolgerung ist nicht zu umgehen, dass Du, während Du Verdammungsurteile gegen die Religion schleuderst, Dich der schlimmsten religiösen Handlungsweise schuldig machst, indem Du einen Bruder verfolgst, der Dir einmal kühn die Wahrheit sagte!

Ein differenzierteres Bild ergibt sich, sieht man sich Moyle's Brief an Rutherford vom 21. 7. 1939 im Detail näher an. Darin teilt er einleitend schon mal mit zum 1. September das Bethel zu verlassen. Rutherford bekam somit eine etwa 7wöchige "Kündigungsfrist" zugebilligt. Indes schloss er gleich nach Briefabgabe eine "Ferienreise" an, sodass die Fronten wohl als endgültig geklärt, bezeichnet werden müssen.

Auf die autokratischen Allüren von Rutherford kommt Moyle schon mal mit der Bemerkung zu sprechen:

"Kurz nach unserer Ankunft in Bethel waren wir schockiert, Augenzeugen des Empfanges unserer Brüder zu sein, der von Dir als "Zurechtweisung" bezeichnet wurde. Das erste, wenn ich mich recht erinnere, war ein Hieb, der C. J. Woodworth versetzt wurde. Woodworth hatte in einem persönlichen Brief an Dich dargelegt, daß man beim weiteren Gebrauch unseres jetzigen Tageskalenders dem Teufel dienen würde. Dafür wurde er öffentlich gedemütigt, ein Esel genannt und beschimpft.

Viele wurden ähnlich behandelt."

Dazu muss man wohl sagen. Schade, dass Rutherford es im Falle Woodworth nur bei der "Zurechtweisung" beließ. Den von seinem Posten als Redakteur des "The Golden Age", wurde er ja nicht abgelöst. Dort hatte Woodworth noch einiges anderes Unheil angerichtet. Namentlich in seinen Attacken gegen die Schulmedizin und in dem "über den grünen Klee loben" dessen, was mit der Schulmedizin quer liegt. Stichwort Impfverweigerung, die dann in mutierter Form, nach 1945, gar in die Bluttransfusionsverweigerung ausartete (bzw. eine ihrer Wurzeln ist).

Nun aber Woodworth's Kalenderreformen. Wären die tatsächlich durchgekommen, wäre dies ein weiterer Aspekt, wo sich Zeugen Jehovas selbst der Lächerlichkeit preisgeben. Wenn Rutherford das stoppte, dann muss man ihm doch wohl eher beipflichten (zumindest in dieser Frage).

Ein weiterer Aspekt betraf die Moyle'sche Klage:

"Diesen Sommer wurden einige der unfairsten Vorwürfe erhoben. J. Y. Mac Aulay legte eine Frage vor, welche eine Kritik an den gegenwärtigen Wachtturmstudium-Methoden enthielt. Dafür wurde er streng getadelt. Dein Vorgehen stellte eine Verletzung des Prinzips dar, für das wir kämpfen, nämlich der Redefreiheit. Das war das Vorgehen eines Bosses und nicht dasjenige eines dienenden Mitarbeiters. Eine wirksame Studienmethode zu sichern, mit unvollkommenen Studienleitern, ist keine leichte Sache, und bis jetzt hat keine vorgebrachte Methode bewiesen, daß sie hundertprozentig ist. Du legtest fest, daß keine Klagen zu Dir kommen dürfen, welche die Studienmethoden betreffen. Wenn das der Fall sein soll, dann hast Du nicht alle Tatsachen vor Augen gehabt. An verschiedenen Orten wird geklagt, daß die Wachtturmstudien zu bloßen Lesestunden entartet seien. Es mag sein, daß die gegenwärtige Methode die beste ist, die angewandt werden kann, doch mit Rücksicht auf die bekannten Grenzen, sollte ehrliche kritische Haltung nicht getadelt und ehrliche Kritik nicht bestraft werden."

Auch dazu wird man wohl sagen müssen. Im Prinzip eine berechtigte Kritik. Andererseits in dieser Organisation verfehlt. Ohne diese "Kindergartenmethode" wäre es schwerlich möglich, eine so große Organisation insgesamt auf das tatsächliche Unmündigkeits-Niveau zu behalten. Der tatsächliche Fragestellung müsste eher in die Richtung gehen. Wegen dieses Unmündigkeits-Niveaus diese Organisation zu verlassen. Eine "Reform" indes gleicht eher der sprichwörtlichen "vergeblichen Liebesmüh".

Weiter leitet Moyle zum Kongreß im Madison Square Garden über, der bekanntlich von Zeugen Jehovas-Gegnern gestört wurde, mit der nicht erreichten Zielstellung in gar zu sprengen. Dazu Moyle:

"Seit dem Kongreß im Madison Square Garten war im Bethel ein peinlicher Zustand von Zwang und Argwohn. Die Türhüter waren im Garten an einen schwierigen Platz gestellt, leisteten aber eine ausgezeichnete Arbeit. Sie übten Umsicht und Aufmerksamkeit bei der Überwachung der Ankünfte im Garten, und hinderten eine Anzahl verdächtiger Elemente am Eintritt. Sie waren sofort zur Stelle, wenn eine Unruhe ausbrach, und unterdrückten eine Ruhestörung, die sonst ernste Ausmaße angenommen hätte. Doch für zwei Wochen Mitarbeit bei der Versammlung, war von Dir nur Kritik und Tadel zu hören. Sie wurden der Pflichtverletzung beschuldigt und als "Sissies" bezeichnet. Einige dieser Männer zusammenbrechen und weinen sehen, wegen Deiner lieblosen Bemerkungen, ist, gelinde gesagt, bedauerlich."

Das wiederum sagt dann ja wohl einiges über die selbstherrlichen Allüren von Rutherford aus; der wohl noch nie eine Fähigkeit zur Selbstkritik hatte. Erst recht nicht in dieser Belastungsproben.

Beachtlich auch die Moyle-Kritik:

"Wir verkünden der Welt, daß in der Organisation des Herrn alle gleich behandelt werden und das Gleiche erhalten, was die weltlichen Güter angeht. Du weißt daß das nicht der Fall ist. Die Tatsachen können nicht geleugnet werden. Nimm Du z. B. den Unterschied zwischen den Annehmlichkeiten, die Dir und Deinen persönlichen Mitarbeitern verschafft werden, verglichen mit jenen, die einigen der anderen Brüder zukommen. Du hast verschiedene Häuser (Wohnungen), z. B. im Bethel, Staten Island, California etc. - Ich bin darüber informiert, daß sogar auf der Königreichsfarm ein Haus für Deine alleinige Benutzung reserviert ist, für die kurze Zeit, die Du dort verbringst. Und was erhalten die Brüder auf der Farm? Enge Räume, ungeheizt während des bitter kalten Winterwetters. Sie leben in ihren Behausungen wie Zeltbewohner. Das mag alles recht sein, wenn es notwendig ist, aber da stehen so viele Häuser auf der Farm leer oder werden für andere Zwecke gebraucht, welche doch dafür dienen könnten, denen einige Annehmlichkeiten zu verschaffen, die so lang und hart arbeiten.

Du arbeitest in einem netten, luftigen Raum. Du und Deine Begleiter verbringen einen Teil der Woche in Ruhe in ländlicher Umgebung. Die Männer auf der Siedlung arbeiten ohne solche Hilfen, noch wird irgendeine Anstrengung gemacht, ihnen solche zu verschaffen."

Zusammenfassend, auch unter Hinweis auf andere Mißstände, beklagt daher Moyle:

"Harte Behandlung des einen und zuvorkommende Behandlung des anderen ist Diskriminierung und sollte in der Organisation des Herrn keinen Platz finden."

Weiter klagt er:

"Unter Deiner Leitung ist eine Verherrlichung des Alkohols groß geworden, und eine Verwerfung der gänzlichen Enthaltsamkeit, was ungeziemend ist. Ob ein Diener Jehovas Alkohol trinkt, ist nicht meine Sache, ausgenommen, wenn einem Bruder Hilfe zu leisten ist, der daran strauchelte. Ob ich ein Totalabstinent bin, ist keines anderen Angelegenheit, sondern meine eigene.

Nicht so im Bethel. Hier scheint es ein festgelegtes Verfahren zu sein, Neuankömmlinge in den Gebrauch von Alkohol einzuführen und es wird Unwille gezeigt gegen jene, die sich nicht anschließen. Es ist ein Spruch geprägt worden: Mann kann kein richtiger Bethelist sein, ohne Bier zu trinken. Kurz nachdem wir angekommen waren, war anmassend erklärt worden: 'Wir können nicht weiter mit Moyle zusammenarbeiten, wir wollen aber einen Mann aus Peter machen!'. Ein New Yorker Bruder gab zu verstehen, daß ich nicht im Einklang mit der Wahrheit und mit der Gesellschaft wäre, weil ich keinen Alkohol trinke. Eine New Yorker Schwester erklärte, daß sie nie Alkohol genossen und das gehalten hat, bis einige Brüder vom Bethel darauf bestanden. Ein Bruder, der gewohnt war, übermäßig Alkohol zu trinken, wurde Totalabstinent. Er wußte, daß ein einziger Trunk ihn wieder zu den früheren Trinkergewohnheiten zurückbringen würde, und trotzdem bestanden Brüder vom Bethel darauf, daß er Alkohol trinke und sagten ihm daß er wegen der Weigerung nicht in Eintracht mit der Gesellschaft wäre. Totalabstinenten werden mit Verachtung als Schwächlinge betrachtet. Du hast öffentlich Totalabstinenten als Prüde bezeichnet und mußt deshalb Deinen Teil Verantwortung übernehmen, für die bachusähnliche Verhaltensweise, die von Bethelfamiliengliedern gezeigt wird."

Da wäre dann noch auf ein entsprechendes Rutherford-Foto mit eindeutiger Aussage hinzuweisen.

In der Tat mag es für einige so sein, dass dieses ganze WTG-Lügengespinst nur noch "im Suff" zu ertragen ist. Wenn das so ist, bestätigt sich auch hierbei, dass der "Fisch zuerst am Kopf anfängt zu stinken."

David Horowitz

1939er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

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