Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Photodrama der Schöpfung

Es war für die Bibelforscher der "Trostbonbon" nachdem ihre zeitgenössischen Endzeittheorien zusehends ins Wasser fielen. Da hatten sie was neues, wofür sie sich engagieren konnten. Einen Lichtbildervortrag mit religiösem Inhalt. So lange ist es ja nun noch nicht her, dass "die Bilder laufen lernten". Will sagen, dass sich der Film entwickelte. Erst über den Stummfilm dann zum Tonfilm usw. Mit ihrem Lichtbildervortrag waren die Bibelforscher in gewisser Hinsicht schon ein Wegbereiter dieser Entwicklung. Man kann die "stolzgeschwellte" Brust der damaligen Akteure schon durchaus nachvollziehen. Und vor allem es half, den Bankrott der bisherigen Ideologie vergessen zu machen!

Das "Photodrama der Schöpfung" kam laut "Wachtturm" (1914 S. 114), ab Mitte August 1914 in Deutschland erstmals zum Einsatz.

Zum "Photodrama der Schöpfung" liegt auch ein scharfer Kommentar in der in den USA, in Missouri erschienenen deutschsprachigen Zeitschrift "Der Lutheraner" vor. In ihrer Ausgabe vom 7. Juli 1914 schrieb sie:

"Mehrere Wochen gab der Lügenprophet Russell sein 'Drama of Creation' in dem Chicago-Auditorium. Eintritt war frei. Das Auditorium ist die größte Konzerthalle in Chicago mit Sitzraum für 6 000 Personen. Die Miete beträgt $ 1 000 den Abend. Es müssen dem Herrn 'Pastor' (mit Gänsefüßchen) also bedeutende Summen zur Verfügung stehen. Fast in allen größeren Städten des Landes hat er seine Lichtbildervorstellung aufführen lassen, und der Eintritt war immer frei. Rechnet man hinzu, was Russell für Anzeigen in Zeitungen, in Straßenbahnwagen und für Reklame mittels Anschlagzettel ausgibt, sowie die Unmenge von Traktaten, die er frei verteilen läßt, so ist ganz klar, daß er mit einem Kapital von Millionen arbeitet, um seine Irrlehren unter das Volk zu bringen.

Woher hat er das Geld? Von seinen betörten Anhängern. Es gibt Leute, die lassen es sich viel kosten, wenn man ihnen beweisen kann, daß sie ohne Scheu sündigen dürfen. Der Fall 'Pastor' Russells steht in dieser Hinsicht nicht vereinzelt da.

Je toller der vorgetragene Irrtum, desto leichter, scheint es, lassen sich die Anhänger dieses Lügenapostel zu willenlosen Sklaven machen, die auch ohne Zaudern ihr Vermögen drangeben, wenn es ihnen abgefordert wird. Bedenken wir, wie zäh die Menschen an dem sauer verdienten und langsam Ersparten festhalten, und wie bereitwillig sie es diesen falschen Propheten vor die Füße legen, so offenbart sich auch hierin der zwiefältige Betrug, den Satan an seinen Dienern übt. Erst ködert er die Menschen mit einer Lehre, die dem Fleische wohl behagt, und nachdem er ihren Geist mit dem Bann der Lüge geschlagen hat, betört er sie auch noch um ihre irdische Habe. Daß solches geschehen kann, gehört zu dem Gericht, womit Gott die Verächter des Evangeliums straft. Manch einer hat das reine Evangelium einst sehr billig haben wollen und opfert jetzt dem Irrwahn alles, was er hat."

Das "Photodrama" erschien auch noch aus Buchausgabe. Neben den Bildern waren auch einige erläuternde Texte hinzugefügt.

Bemerkenswert darin Sätze wie die: "Evolutionstheorie und Bibel haben in scharfem Gegensatz zu einander gestanden. Es ist jedoch viel unnötige Reibung verursacht worden. Nur in bezug auf den Menschen redet die Bibel von einer besonderen, direkten Schöpfung Gottes." (S. 6)

Russells Pyramidentheorie wusste man mit "Melchisedek" in Verbindung zu bringen:

"Man nimmt an, daß Melchisedek einer der Hirtenkönige gewesen sei, die in Ägypten im Jahre 2170 v. Chr. die große Pyramide erbaut haben, die seit Urzeiten als eines der sieben Weltwunder genannt wird. Astronomen behaupten, daß ihre Maße die Länge des Jahres, das Gewicht der Erde, die Entfernung der Sonne von der Erde usw. anzeigen. Ihre inneren Gänge stellen die Geschichte des Menschen dar: der abwärts führende Gang den Lauf der Sünde und des Todes, der aufwärts führende Gang das Gesetzes-Zeitalter, das Evangelium-Zeitalter, die Königreichsherrlichkeit der Herauswahl und die Wiederherstellung des Menschen." (S. 50)

Übrigens: Das Internet machts's möglich. Wer die Geduld aufbringt, einige Stunden Zeit zu opfern, der kann sich den Photodrama-Film im Original ansehen.

Photo-Drama Webseite

Dort kann man Russell im Originalton "bewundern". Mich hat er von seiner Rhetorik nicht besonders "beeindruckt". Da ist die auch von Rutherford im Netz vorhandene Stimmprobe etwas anders. Aber ein solches Urteil ist selbstredend subjektiv.

rutherf.wav

Mysnip.198609

1914er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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