Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Robert Geiges

Über diverse Fortsetzungen verteilt, veröffentlichte die Zeitschrift "Licht und Leben" in der Zeit zwischen 24. Januar - 7. März 1909 eine "Millenium-Tages-Anbruch" betitelte Abhandlung von Robert Geiges, der als Stadtpfarrer in Heilbronn bezeichnet wird.

Vom Umfange her, hätte das auch eine Broschüre sein können. Es gab diese Abhandlung aber nur als Fortsetzungsserie in genannter Zeitschrift. Wie das so mit Fortsetzungsserien ist; sie laufen doch Gefahr nicht richtig zur Kenntnis genommen zu werden. Das es davon keine Broschürenvariante gab, zeugt auch gleichzeitig davon, wie man in den herausgebenden Kreisen jenes Thema einschätzte. Man glaubte wohl, aktuellem Informationsbedürfnis entsprochen zu haben und wähnte weiter, damit sei das Thema wohl endgültig "abgehakt".

Die Rechnung hätte auch fast aufgehen können, aber nur fast. Denn etwas (was dem Autor keineswegs anzulasten ist) war bei dieser Rechnung nicht mit berücksichtigt. Der Umstand, dass einige wenige Jahre später, auch Deutschland maßgeblich vom ersten Weltkrieg betroffen sein würde. Und nach dessen Ende war die Welt in der Tat nicht mehr die, welche sie davor einmal war. Auch die "Stadtpfarrer" usw. sollten noch am eigenen Leibe erfahren, dass eine Konsequenz hiess. Es gibt - zumindest auf dem Papier - in der Nachkriegszeit kein Staatskirchentum in Deutschland mehr. Und so wurde denn auch Geiges, weil er die neuen, von ihm nicht voraussehbaren Entwicklungen, nicht berücksichtigen konnte, alsbald inhaltliche Makulatur.

Selbst Friedrich Loofs, der die erste bedeutsame Schrift zum Bibelforscherthema nach dem ersten Weltkrieg verfasst hatte. Selbst Loofs bewertete nunmehr Geiges, den er inhaltlich durchaus kannte, als eine Randnotiz, die es nicht wert ist, weiterhin sonderlich beachtet zu werden. Dies alles hätte anders sein können; hätte es eben nicht jene Entladung gegeben, die auch die "Stadtpfarrer" nicht verhindert hatten, sich auch nicht ernsthaft darum bemüht hatten, muss man wohl hinzufügen. Hätte es nicht den ersten Weltkrieg gegeben.

Unbeschadet dieser Sachlage kann man Geiges aber als ein frühes Dokument auf deutschem Boden bewerten; zudem auch als eine der umfangreichsten Abhandlungen im hiesigen Kulturkreis, zur Bibelforscherfrage in der Vor-Kriegs-Zeit.

Nachstehend einmal die wesentlichen Aussagen der Geiges'schen Ausführungen, in "einem Abwasch" zusammengefasst:

"Zu den vielen religiösen und kirchlichen Neubildungen unserer Tage ist in letzter Zeit eine neue Gemeinschaft gekommen, die, aus Amerika stammend, auch da und dort in Deutschland von sich reden macht. Es ist nichts weniger als eine Neuentdeckung des Evangeliums, was sie zu bringen verheißt: eine Neuentdeckung nicht etwa im Sinn einer Reformation, eine Reinigung des bisherigen Glaubens von menschlichen Zutaten, vielmehr eine erstmalige Entdeckung des wahren Sinns der Heiligen Schrift, die bisher der 'Namenskirche' dunkel und selbst den Verfassern der Schriften Alten und Neuen Testaments, die eben als Propheten, als 'Mundstücke Gottes', redeten und schrieben, in seiner vollen Bedeutung verborgen geblieben war. Die Überlegenheit mit der die neue Erkenntnis auftritt, offenbart sich am deutlichsten in dem Anspruch, den vollständigen Plan Gottes mit der Welt zu enthüllen, der bis auf diese Zeit nach Gottes Willen verborgen gewesen sein sollte. Daß sich daraus eine vollständige Ablehnung sämtlicher Kirchen und Gemeinschaften ergibt, ist nur folgerichtig, denn wer die rechte Quelle kennt, wird nicht mehr zu löcherichten Brunnen gehen, die kein Wasser geben.

Es mag genügen, das Charakteristische der neuen Lehre aus den oftmals sehr breit geschriebenen, sich immer wiederholenden Abhandlungen herauszuheben und mit einigen kritischen Bemerkungen zu beleuchten.

Wie so manche andere religiöse Gemeinschaft, verdankt auch diese Bewegung ihre Entstehung Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch auf dem Gebiet der Religion.

Dem Adventismus verdankte er (Russell) es, daß sein erschütterter Glaube an die göttliche Eingebung der Bibel wieder gefestigt wurde und diese Berührung mit den Adventisten ist später für ihn von Bedeutung geworden.

Berührten sie sich in diesen Spekulationen mit den Adventisten, so standen sie doch mit deren Erwartung der sichtbaren Wiederkunft Christi im Jahre 1874 im Widerspruch, und beurteilten diese Erwartung als einen Irrtum, da der HErr unsichtbar als ein Geistwesen erscheinen und die Spreu von dem Weizen scheiden werde, ohne daß es die Welt gewahr würde.

Eine Broschüre mit dem Titel: Der Zweck und die Art und Weise der Wiederkunft des Herrn ist schon damals in 50.000 Exemplaren verbreitet worden. Das Jahr 1874 ist dann verflossen, ohne daß etwas Bemerkenswertes eintrat, nur daß die Anhänger dieses Zweiges der Adventisten, die sich mit solchen Berechnungen abgaben, sich zu verlaufen begannen. Russell, der sich seinerseits von der Richtigkeit der Zeitberechnung der Adventisten überzeugte, wurde jetzt in seiner eigenen Erkenntnis bestärkt; einige Adventisten schlossen sich ihm an.

Er begründete 1881 die Wochenschrift 'Zions Wachtturm und Verkündiger der Gegenwart Christi'; die er längere Zeit mit seiner Frau, seit seiner Ehescheidung aber allein als Redaktor leitet. (Sie ist 1905-06 erfolgt. Nach der Darstellung Russells in 'Zions Wachtturm' 1907, 4 hat das Gericht den schweren sittlichen Anschuldigungen seiner Frau gegen ihn keine Folge gegeben, die Ehe aber getrennt, weil keine Hoffnung auf Wiederaussöhnung vorhanden sei. Russell gibt als Grund die Herrschsucht und die Intrigen seiner Frau an, die von falschen Freunden noch gegen ihn aufgehetzt wurde).

Zugleich ist er der Verfasser des 'Millenium-Tages-Anbruch', eines umfangreichen Werkes, in dem der Welt bis jetzt in 6 Bänden noch in den letzten Tagen ein 'Schlüssel zur Bibel' und ein 'vollständiger Kursus in der Theologie' geboten wird.

(Der 7. Band ist englisch erschienen [Fehlinterpretation von Geiges], bis jetzt aber noch nicht ins Deutsche übersetzt. Er soll auch nicht übersetzt werden. Warum nicht? Wegen der Nähe des Endes? Oder lohnt es sich für Deutschland nicht? Auch Band 6 ist nur im 'Wachtturm' abgedruckt.)

Wenn man hört, daß von dem ersten Band fast zwei Millionen abgesetzt sind, so läßt dies auf eine weite Verbreitung schließen. Ob aber die Kenntnis der neuen Lehre ebenso weit reicht, ist nicht, gleichermaßen sicher, da der Buchhandel an diesem Absatz so gut wie nicht beteiligt ist, die Verbreitung vielmehr von den Anhängern durch Verteilen besorgt wird, die große Zahl also mehr ein Gradmesser für den Eifer der Verteiler, als für das Interesse der Empfänger ist. Die Opferwilligkeit der Russellianer für ihre Sache scheint in Amerika nicht gering zu sein, da auch der deutsche Zweig durch amerikanisches Geld erhalten wird. Der Prophet Russell verfügt selber über nicht unbedeutendes Vermögen.

Es ist immer wieder bloß der Name Russell zu nennen. Er ist der Verfasser der Milleniumsbücher wie sämtlicher religiöser Leitartikel des 'Zions Wachtturm'. Von anderen Mitarbeitern finden sich fast keine Beiträge, sie beschränken sich auf die Übersetzung. Das gibt von vornherein zu denken. Nirgends ist das Papsttum schrankenloser als in solchen kleinen Sekten.

Auch in Deutschland hat diese Traktatgesellschaft eine Filiale, bisher in Elberfeld, Mirkerstraße 45 (neuerdings Barmen, Wertherstraße; nicht zu verwechseln mit der alten Wuppertaler Trakatgesellschaft in derselben Straße) von wo aus sie durch Bücherverbreitung und reisende Brüder ihre Mission treibt. Daß wir hier eine Pflanze englisch-amerikanischen Ursprungs vor uns haben, spürt der deutsche Leser nicht bloß an dem englischen Deutsch der Übersetzung; noch unmittelbarer kommt es ihm zum Bewußtsein an der echt amerikanischen Art der Reklame auch für religiöse Dinge:

Die Briefumschläge und Postkarten der Gesellschaft sind mit Bibelstellen, sozusagen einem Kompendium ihrer Lehre bedeckt und mit dem 'Plan der Zeitalter' geschmückt.

Während Russell in Amerika mit mehr als 30 Gehilfen und etlichen Reisepredigern mit Vorträgen, Predigtreisen und Beantwortung von Briefen ein ausgedehntes Arbeitsfeld besitzt, ist die Verbreitung seiner Gedanken oder 'die Sammlung der dem Herrn Geweihten' in Deutschland noch in den Anfängen.

Die Abonnenten des 'Wachtturms' betragen etwas über 1000 und zur Aufbringung der Kosten ist amerikanisches Geld erforderlich. Durch Predigtreisen in Nord- und Mitteldeutschland und in der Schweiz (Geschäftsstelle Yverden) wird diese 'Speise für denkende Christen' verbreitet. Nicht durch Kollekte, sondern durch freiwillige Beisteuer erwarten sie die Deckung der Kosten und machen davon ihren Besuch abhängig; irgendwelche Bezahlung erhalten die Diener an diesem Werke nicht.

Zur eigentlichen Gemeindebildung ist es noch nicht gekommen. Dazu ist das Ende zu nahe. Außerdem fehlt es zur Zeit jedenfalls an entschiedenen Anhängern; denn die Versammlungen sind weder in Wuppertal noch sonst stark besucht, vielleicht ein Zeichen dafür, daß derartige Spekulationen doch für die meisten der deutschen Christen aller Schattierungen nicht zum Kern des Glaubens und zur Bedingung der Seligkeit gehören.

Wer die Kirchengeschichte kennt und besonders mit den auf diese Bücher sich gründenden chiliastischen Berechnungen bekannt ist, die im Lauf der Jahrhunderte die Menschen beschäftigen und in Atem hielten, nur um immer wieder ihre Haltlosigkeit zu erweisen, der wird auch diese neueste Blüte an dem Baum der endgeschichtlichen Spekulation mit der Reserviertheit betrachten, die in diesem Fall die von Russell so oft ins Feld geführte Vernunft gebietet.

Wir glaubten freilich bisher, die Schrift recht zu verstehen, wenn wir in dem durch Christus eingeleiteten Zeitalter des Evangeliums die Zeit erkannten, in der die Predigt von der Vergebung der Sünden in Christus den Menschen Gottes Liebe zu offenbaren und sie auf den rechten Weg zu weisen bestimmt ist. Allein die Christenheit ist hier nach R. in einem völligen Irrtum gewesen. In Christus ist verheißen Freude allem Volk (Luk. 2, 10). Er ist gestorben für die Sünden der ganzen Welt (1. Joh. 2, 2). In Ihm soll die Verheißung an Abraham zu ihrer vollen Erfüllung kommen: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden (Gal. 3,8). Wer will behaupten, daß dem tatsächlich so sei? Ist auch in den herrschenden Kirchen ein Volk Gottes, das erlöst wäre? Bei dieser Gelegenheit wird scharfe, oft nicht unberechtigte Kritik an den bestehenden Kirchengemeinschaften geübt, an der Katholischen, die die Seligkeit an den Gehorsam gegen den Papst bindet - ein für den Amerikaner höchst befremdender Gedanke, - an der reformierten (kalvinisch-presbyterianischen), weil sie mit dem Glauben an die Vorherbestimmung (Prädestination) den Gott der Liebe zum grausamen, willkürlichen Herrscher macht; an der 'arminischen' (gemeint sind alle nicht durch kalvinsche Gnadenwahl beeinflußten Demoninationen), die Gott wohl die Absicht zutraut, alle selig zu machen, wobei aber der Erfolg in dieser Weltzeit doch nur ein äußerst bescheidener genannt werden kann.

Wie steht's vollends mit den Unzähligen, die vor Christus und seither, ohne Ihn zu kennen; gestorben sind, mit den 142 Milliarden Menschen, die der Tod so verschlungen hat? Ist's nicht als ein Fehlschlag anzusehen, wenn von den Vielen, zu denen die Predigt vom Evangelium gelangt, doch nur ein kleiner Prozentsatz zum Glauben kommt, sowohl draußen in der Mission wie in der alten Christenheit?

Wie darf angesichts dieser Erwägungen, Gott die Liebe genannt werden, da doch zum mindesten zu erwarten wäre, daß Gott wenigstens Vorkehrungen getroffen hätte, damit alle das Evangelium hören könnten?

Alle diese Rätsel werden gelöst, sobald wir den Schlüssel in die Hand bekommen, der angedeutet ist in 1. Tim. 2, 5 u. 6:

Das sich Selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, daß solches zu seiner Zeit gepredigt würde. Gott hat für alles seine bestimmte Zeit. So ist jetzt für diese Offenbarung die Zeit gekommen. Das Evangeliumszeitalter ist nicht dazu bestimmt, die Völker zu bekehren, darum hat es dies auch gar nicht fertig gebracht. Erst im tausendjährigen Reich wird Christus für alle Menschen der Erlöser werden, als welcher Er für alle das Lösegeld gegeben hat.

Babylon ist die seit dem Mittelalter bei den Sekten übliche Bezeichnung der Kirche im Gegensatz zu der in ihr verkörperten Gemeinschaft der Heiligen.

Denn darauf legt Russell allen Nachdruck. Das tausendjährige Reich und die Gottesherrschaft findet statt auf dieser Erde; und den biblischen Beleg dafür gibt ihm die Stelle Pred. 1,4: Die Erde bleibet ewiglich. Wenn in der Schrift von einem neuen Himmel und einer neuen Erde die Rede ist, so deutet das Russell auf die Umgestaltung der gesamten irdischen, politischen und sozialen Verhältnisse, aber die Erde selbst, der Schauplatz der bisherigen Menschheitsgeschichte, ist für alle Ewigkeit auch der Schauplatz der göttlichen Herrlichkeit.

Die vorausgegangene Lehre vom Millenium fordert mit Notwendigkeit eine nähere Festsetzung der Zeit seines Eintritts. Diese ganze endgeschichtliche Spekulation wäre zwecklos, wenn nicht das alles in naher Aussicht stünde. Wo in der Geschichte schwärmerische chiliastische Hoffnungen aufflammen, verknüpfen sie sich mit genauen Berechnungen. Seit den Tagen des Montanus (ca. 160 n. Christus) haben sich diese Erwartungen um feste Zeiten bewegt, für deren Berechnungen man genügend Anhaltspunkte in der Bibel zu finden glaubte. Um nur ein Beispiel aus neuerer Zeit zu nennen, so verdankt die adventistische Bewegung ihre Zugkraft solchen Aufstellungen, und kein Fehlschlag ihrer Rechnung läßt sie an dem Rechte hierzu irre werden. Wer nun vollends, wie Russell, die ganze Bibel bloß darauf hin betrachtet, ja ihren eigentlichen Zweck eben darin erkennt, daß sie eine bis ins einzelne gehende Weissagung des Milleniums darstellt, für den trifft die Notwendigkeit gebieterisch hervor, auch Tag und Stunde zu bestimmen, und, soll seine Theorie nicht ganz erfolglos bleiben, den Eintritt der Endzeit nicht in eine allzuferne Zukunft zu verlegen.

In dieser Erwartung werden wir auch nicht getäuscht: im II. und III. Band des Millenium-Tages-Anbruch werden wir mit den mannigfaltigsten Berechnungen überrascht, und wohl kaum eine Zahl und Zeitangabe der Schrift, mag sie sich auf die Urzeit, auf das jüdische Reich oder die neutestamentliche Gemeinde beziehen, bleibt für diese Berechnung unverwertet. Das Bedenken des einfachen Bibellesers, der die Worte der Schrift nimmt wie sie lauten und über Mark. 13, 32 nicht so leicht hinwegkommt, weiß Russell - er folgt dabei freilich nur seinen Vorgängern - zu beschwichtigen, indem er ruhig erklärt: Von dem Tag und der Stunde weiß niemand, d. h. jetzt nicht, da Jesus mit seinen Jüngern redet, aber zu seiner Zeit wird es den Dienern Gottes geoffenbart, daß sie es verkündigen. Vielleicht, daß manchem diese Erklärung etwas gewagt erscheint; aber Russell bleibt für die Richtigkeit seiner Ausführung den ausführlichen 'biblischen' Beweis nicht schuldig.

Auch für ihn bildet die Grundlage die von den Kirchenvätern seit Barnabas festgehaltene Berechnung, daß in Anlehnung an Psalm 90,4, und 2. Petr. 3,8 - dem sechs Tagewerke der Schöpfung die Zahl der Jahrtausende des Weltbestandes entspreche, während der Sabbat, an dem Gott ruhte, das Vorbild für den Weltensabbat, das tausendjährige Reich (Offb. Joh. 20,4 ff.) abgab.

Mit dem Jahre 1872 fällt aber der Beginn des 1000jährigen Reiches nicht zusammen; unsere Zeit sieht ja auch für den größten Optimisten nicht danach aus, während Russell einer durchaus pessimistischen Betrachtung der Gegenwart huldigt. Der Termin für die Gottes- oder Christusherrschaft ist das Jahr 1914. Auch diese vor allem durch ihre bedrohliche - oder erfreuliche - Nähe frappierende Angabe ist das Resultat einer genauen Rechnung.

Es ist eine beliebte Methode Russells, die Stellen der Schrift bald eigentlich wörtlich, bald bildlich und symbolisch zu fassen, je nachdem sie einen Sinn geben oder - man wird kaum zu viel sagen - ihm zu seinem System passen. Er findet, daß zuweilen Tage in prophetischer Redeweise auf Jahre hinweisen; demnach ist eine Zeit soviel als 360 Jahre, und als einfaches Rechenexempel ergibt sich somit die Zahl 2520 für die obengenannten Zeiten der Heiden. Ihr Abschluß ist das Jahr 1914, da sie von einem feststehenden Anfangspunkt an zu rechnen sind. Das ist das Jahr 606. Dieses Datum aber gewinnt Russell, indem er von dem ersten Jahr des Cyrus (Kores) und der Heimkehr der Gefangenen 536 v. Chr. ausgeht und die 70 Jahre der babylonischen Gefangenschaft dazu zählt. An anderer Stelle aber rechnet er die Zeiten der Heiden von der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar und der Entthronung des letzten Königs, Zedekias. Dies geschah aber 586. So lernen wir es in der Schule; Russell aber scheint das nicht zu wissen. So hat er also das angeblich so wichtige Jahr 1914 gefunden!!

Auf wen eine solche, vollständig in der Luft stehende Berechnung Eindruck machen kann, verdient nach unserer Meinung nichts anderes, als irregeführt zu werden.

Die Zeit zwischen 1872 und 1914 ist die Zeit der Ernte. In diesen Zeitraum fallen die letzten endgeschichtlichen Ereignisse: die Wiederkunft Christi, die Sammlung der kleinen Herde aus der Namenschristenheit (die Sichtung des Weizens vom Scheinweizen), die großen Katastrophen vor der Milleniumsherrschaft, der Sturz des Satans und der Beginn der Auferstehung.

Das Jahr 1874 ist das Jahr der Wiederkunft Christi!!

Wie für Jesus von der Zeit seines Auftretens bis zu seinem Einzug in Jerusalem stark drei Jahre verflossen sind, so übernimmt der seit 1874 gegenwärtige Christus nach der entsprechenden Zeit seine Herrschaft. Seine erste Tat ist die Auferweckung der Seinigen, der Herauswahl, der Braut des Lammes: alle die Geweihten, die seit Jesu Erdenleben entschlafen sind, werden aus dem Schlaf erweckt und nehmen als Geistwesen gleich dem HErrn an der Durchführung seiner Herrschaft teil! Wie ergeht es aber denen, die noch am Leben sind? Mußten sie nicht gleichzeitig mit verwandelt werden? Allerdings eines ist seit 1878 anders geworden. Die Geweihten werden nicht mehr entschlafen, wie in früherer Zeit, sondern unmittelbar mit dem Tode in das Leben der Herrlichkeit übertreten, als unsichtbare Geistwesen, die Arbeit der geistigen Welt fortzusetzen! Wer an der Herrlichkeit der Unsterblichkeit teilhaben will, muß vorher eingesammelt sein. Freilich, es ist die letzte Stunde. Schon seit 1881 ergeht der Ruf zu der hervorragenden Gnade nicht mehr. Doch ist es denen, die bisher für den Herrn gelebt haben und die gegenwärtige Wahrheit beherzigen, noch möglich, aufgenommen zu werden.

Für die Welt aber kommt innerhalb der vierzig Jahre der Ernte der Tag des HErrn, der Tag der Rache. Eine Zeit großer Trübsal wird anbrechen, ein völliger Umschwung aller politischen, kirchlichen, sozialen Verhältnisse findet statt. Am Ende wird das, was heute Christentum heißt, nicht mehr sein: Babylon stürzt zusammen, nachdem die kleine Herde sich davon getrennt hat. Die ganze gegenwärtige Gesellschaftsordnung ('Himmel und Erde') werden vergehen; nicht mit einem Male im lauf von vierundzwanzig Stunden, aber doch mit rapider Schnelligkeit im Vergleich mit der langdauernden Herrschaft der bisherigen politischen und kirchlichen Ordnung. Das alles ist bereits am Werke; Russell erkennt auch die Anzeichen des Endes in den Bewegungen in der heutigen Völkerwelt auf den verschiedensten Gebieten; 'einige weitere Jahre' - so schreibt Russell im Jahre 1899 - 'müssen jene Kräfte zur Reife bringen, welche jetzt auf die Herbeiführung der großen Trübsal hinarbeiten, und die gegenwärtige Generation wird Zeuge sein der schrecklichen Krise und den Entscheidungskampf durchzumachen haben.'

Wir werden später noch auf diese Umwälzungen zu sprechen kommen.

Der vierte Band des Millenium-Tages-Anbruchs mit dem Titel: 'Der Tag der Rache', der davon ausführlich handelt und die ganze moderne Welt nach ihren politischen, kirchlichen, sozialen und technischen Seite unter diesem endgeschichtlichen Gesichtspunkt bespricht, entbehrt nicht des Interesses auch für den, der den Milleniums-Spekulationen keinen Geschmack abgewinnen kann.

In dieser letzten Zeit wird aber noch eine andere Weissagung in Erfüllung gehen: Die Wiederherstellung Israels in Palästina. Im Alten Testament ist an vielen Stellen von der glorreichen Wiederherstellung des Volkes in seinem Lande die Rede, aus dem es dann nicht mehr herausgerissen werden soll. Russell weist auf die Vorbereitungen hin, die hierfür bereits gemacht werden; die Scheidung der orthodoxen, am Glauben der Väter festhaltenden Juden von den indifferenten Reformjuden, die Bewegung der Zionisten, den Berliner Kongreß von 1878, der durch die Abmachungen der Mächte über die Türkei den bisher übel geplagten Juden in Palästina Erleichterung verschaffte. Besonderen Wert legt Russell darauf, daß auf diesem Kongreß ein geborener Jude, der englische Lord Beaconsfield, die Hauptrolle spielte. Ein merkwürdiges Zusammentreffen!

Seit dem Jahre 1878 datiert der Umschwung, also seit demselben Jahr, da Christus die Herrschaft übernahm. Bereits sieht er auch den Beginn der Rückwanderung der Juden nach Palästina und erkennt in den Missionserfolgen den ersten Anfang der Bekehrung Israels.

Bei der Aufrichtung der Milleniumsherrschaft wird dann Israel seine große Rolle spielen. Wenn im Oktober 1914 der Tag der Rache über die Nationen fällig ist, wird Gott seine Regenten einsetzen. Als solche kommen gemäß dem Bunde Gottes mit Abraham nur Israeliten in Betracht, die frommen Väter, die ohne weitere Probezeit zu Beginn des Milleniums als vollkommene, gottebenbildliche Menschen auferstehen und durch ihre vollkommene Intelligenz rasch alle Kenntnisse und Fortschritte der Gegenwart nachgeholt haben werden. Israel wird dann seine auferstandenen Väter erkennen und durch sie sich zu Christus führen lassen. Während die Völker zuerst über sie als Schwindler spotten, wird Israels Wohlfahrt unter ihrem Regiment sich so wunderbar rasch heben, daß die unter den anarchischen Zuständen seufzende Welt sich sehnt, unter ihre Herrschaft zu kommen und an der Wohltat der von ihnen durchgeführten moralischen und gesellschaftlichen Reformen (Aufhebung der Schnapsbuden, Brauereien, Cafes, Bordelle, Spielhäuser, Resulierung des Privatkapitals und des Bodenbesitzes usw.) teilzunehmen.

Es trennen uns noch fünf Jahre von dem Ende, an dem alle diese Anfänge zur Vollendung gekommen sein müssen. Und der Verlauf der Geschichte spricht nicht eben zu Russells Gunsten: Wir sind heute kaum weiter als im Jahre 1878. Von einer Auswanderung des jüdischen Elements ins Land der Väter ist, wenigstens in Deutschland, noch wenig zu spüren.

Die adventistische Bewegung des Farmers William Miller, der die Wiederkunft Christi auf das Jahr 1844 voraussagte, bezeichnet Russell trotz seines Irrtums als den Anfang des rechten Verständnisses der Weissagung. In dieser Täuschung und der darauffolgenden Enttäuschung der Millerianer sieht er eine gottgewollte Beleuchtung des Wortes: der Bräutigam verzog. Aber es ist auch unschwer zu sehen, daß Russells Gedanken nichts anderes als adventistische sind. Einmal übernimmt er nicht nur die adventistische Zeitberechnung, sondern treibt auch die adventistische Betrachtung der Bibel durch die Hervorhebung der endgeschichtlichen Weissagung als ihres einzigen Zwecks, auf die Spitze. Und mag er gleich in der Bestimmung der Zeit, sowie in der Auffassung der Wiederkunft Christi und der Art der letzten Umgestaltung der Welt sich von seinen Lehrmeistern unterscheiden, ja scheinbar in letzterem Punkt - unsichtbare Gegenwart Christi, nicht sichtbare Wiederkunft; politische und soziale Umwälzung der bestehenden Gesellschaftsordnung, nicht Verbrennen der Welt durch Feuer - in einem diametralen Gegensatz zu ihnen stehen: das Russellsche System ist doch in seinem Kern nichts als eine Abwandlung der adventistischen Gedanken. Zu dieser Abwandlung war er genötigt. Stand ihm die Richtigkeit der Berechnung des Jahres 1874 fest, so mußte er angesichts der Sachlage zu einer unsichtbaren Gegenwart greifen.

Die Nähe des Eintritts erkennt er an den Zeichen der Zeit, die er einzeln in der Schrift vorgebildet findet. Damit ergibt sich eine dritte Reihe von Motiven: die gesamte kirchliche, politische und soziale Lage der Welt weist auf das Ende hin. Alle die hin und her in der Schrift verstreuten Hinweise auf den Zusammenbruch dieser Welt vor der Aufrichtung des Gottesreiches zeigen auf unsere Zeit. In der Beurteilung der Kirche stellt sich Russell als ein würdiger Vertreter alten sektiererischen Gedankens dar: die Christenheit, die Kirche, ist Babylon, und ihre wahre Not kommt immer mehr zum Ausdruck. Russell entpuppt sich hier als ein Feind jeder kirchlichen Organisation, nicht bloß der evangelischen Landeskirchen in ihrer eigentümlichen Verbindung mit dem Staat - wir können das dem Amerikaner nicht übel nehmen und nicht erwarten, daß er für dieses bei uns geschichtlich gewordene Verhältnis irgend welches Verständnis besitze; wir sind selbst keine uneingeschränkten Bewunderer dieses Systems, ohne doch auch seine Vorteile zu übersehen. Aber sein Urteil trifft ebenso alle die Freikirchen und Gemeinschaften, die, wie die methodistische oder die anderen Denominationen, eine Art Organisation für nötig erachtet und den Inhalt des Glaubens in einzelne Sätze gefaßt haben, seien diese auch nur als allgemeine Richtlinien gemeint. Jede Organisation der Kirche in der Welt verurteilt er als Abfall, er ist ein angesagter Feind aller Glaubenssätze - und was mutet er dabei seinen Gläubigen alles zu! Eine Reformation wie zu Luthers Zeit, dem er ein gewisses Verdienst auf Reinigung der Kirche durch Zurückgehen auf die Schrift nicht aberkennen will, ist nicht mehr möglich; jene geheimnisvollen Worte an der Wand des Königspalastes zu Babylon: 'Mene mene tekel upharsin!' werden auf die heutige Christenheit angewendet, und es gibt keine andere Rettung als auszuwandern aus Babel, als sich loszumachen von jeder Teilnahme an ihrer bürgerlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Organisation. Aber nicht eine neue Sekte soll gegründet werden, vielmehr suchen die, welche die Verderbtheit der Kirche dank der neuen Erleuchtung erkannt haben, ihre Zuflucht unmittelbar unter dem Schirm des Höchsten. Noch eine kurze Zeit.

Mit dem Jahr 1914 wird auch das, was sich jetzt Christenheit nennt, nicht mehr sein. Der Mangel des geschichtlichen Sinnes tritt in diesen Erörterungen über die Kirche trotz aller Belesenheit allzu deutlich hervor; Russell ist ein Vielwisser, der im Bann seiner Idee nicht imstande ist, die Geschichte richtig zu würdigen. Er kennt wohl die Schattenseiten solcher Organisationen; aber er übertreibt sie einseitig, ohne die Notwendigkeit solcher Ordnungen zu erwägen oder gar etwas Gutes auf der anderen Seite zu sehen. Neben der Beschränkung der individuellen Freiheit sieht er nur die Verweltlichung und Veräußerlichung der Kirche, ihr Streben nach Macht und Einfluß und die Vernachlässigung ihrer eigentlichen Aufgaben. Allein ersteres ist nicht unter allen Umständen ein Nachteil. Wir sind mit Russell einig in der Verurteilung der Ketzerpresse, auch ihrer modernen Erneuerung; aber daß das Denken der einzelnen sich der Zucht des göttlichen Wortes zu unterwerfen hat, nicht schrankenlos dem eigenen Geiste folgen darf, das sollte uns wiederum die Geschichte gelehrt haben. Gegen die Gefahr der Verweltlichung und Veräußerlichung ist man auch in kirchlichen Kreisen nicht blind; aber die Meinung ist verkehrt, als ob die Organisation an sich schon ein Abfall von den Ideen des Christentums bedeutet. Sie ist vielmehr eine geschichtliche Notwendigkeit, und als solche nicht ohne Gottes Willen.

Wie die kirchlichen Zustände der Gegenwart, so erkennt Russell auch die soziale und politische Lage deutlich als den Anfang vom Ende. Alles bereitet sich vor für den Tag der Rache, der der Aufrichtung des Gottesreiches vorausgeht. Im Recht seiner Anschauung bestärkt ihn die Beobachtung der zunehmenden Kriegsrüstungen, der Völkerbündnisse, der Verbrüderung der proletarischen Massen, die nur eine Vorstufe der letzten Revolution ist, schrecklicher als die französische, die ihm die Farben zu seinem Zukunftsbilde liefert. Die Zeugnisse der Schrift werden hier noch gestützt durch die Aussprüche von Gelehrten und Politikern, die ängstlich und besorgt in die Zukunft schauen, weil sie das Heilmittel für alle diese Übel nicht erkennen, das tausendjährige Reich.

Noch mehr als die politische Konstellation sind ihm die wirtschaftlichen und sozialen Zustände und Spannungen ein Beweis der nahen Katastrophe. Die Erfindungen der Neuzeit, Eisenbahn, Post, Telegraph, Telefon, die die Völker einander näher gebracht haben, sind die Erfüllung der Weissagung Zeph. 3,8f. Von der Versammlung der Nationen; die Eisenbahnen insbesondere findet er angedeutet in dem Hin- und Herlaufen der Menschen in der Endzeit. Wie wird Russell erst das lenkbare Luftschiff Zeppelins in der Schrift vorgebildet finden (Jes. 14, 29 ?) und mit Genugtuung in seine endgeschichtlichen Beweise einrangieren! Auch in dieser Deutung der modernen Erfindungen ist Russell keineswegs original. Die Eisenbahnen haben es seit ihrem Bestehen auf sich gehabt, als Vorläufer des Endes angesehen zu werden; und bei der Erfindung des Leuchtgases haben ängstliche Gemüter den Gasflammen geradezu ihren satanischen Ursprung angesehen.

Mehr Zustimmung wird Russell finden, wenn er auf die sozialen Spannungen der Gegenwart zu sprechen kommt. Hier hat er ja auch auf amerikanischem Boden das beste Feld der Beobachtung und findet ausgiebigste Nahrung für seine pessimistische Betrachtung. Die rapide Zunahme der großen Vermögen, die ebenso rasch sich steigernde Armut, die brutale Macht des Reichtums, der sich in der Hand weniger zusammenhäuft, die Ring- und Trustbildung, die Organisation der Arbeiter für den Kampf um die Existenz übertrifft an Großartigkeit und Furchtbarkeit alles bis jetzt dagewesene, auch die Bildersprache der Weissagung, und in Amerika erscheint das alles noch grotesker als in der alten Welt. Hier findet denn auch Russell Gelegenheit, alle möglichen Fragen zu behandeln und von seinem Standpunkt aus zu beleuchten. In breiter Ausführlichkeit bespricht er die Frage der Frauenarbeit, das Problem von Angebot und Nachfrage, die Arbeiterbewegung, die 'gelbe Gefahr', daneben Ausführungen über deutsche soziale Verhältnisse, immer in der Beleuchtung, wie er sie brauchen kann; weiter die Bauernfrage, Gold, und Silberwährung - die Abschaffung der Silberwährung 1873 und der darauf zurückzuführende Ruin des Bauernstandes ist schon Jak. 5,1 ff. geweissagt! - und die Bedeutung der Maschine, Temperenzbewegung und Frauenstimmrecht: in zwangloser Folge ziehen diese bunten Bilder an uns vorüber, und über dem Interesse, mit dem sie behandelt werden, vergißt man ganz, daß in all diesen Fragen immer nur die Hilflosigkeit der gegenwärtigen Welt zum Ausdruck kommt und gebieterisch die Neuordnung des tausendjährigen Reiches fordert. Vollends aber wird die Lage verschärft und ihre Unhaltbarkeit muß sich jedem Einsichtigen nach Russell offenbaren, seit die allgemeine Aufwärtsbewegung der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zum Stillstand gekommen, eine allgemeine Überproduktion und völlige Lahmlegung mancher Industrien durch den Mangel an geeigneten Absatzgebieten zutage getreten ist.

Wie es nun vollends zum letzten Schlag kommt, gesteht Russell nicht vorauszusehen. 'Unleugbar ist, daß die seit 1874 dem Beginn der Ernte und des Tages der Rache verstrichenen 26 Jahre - Russell schreibt das im November 1899 - die großen Ereignisse, von denen die Schrift spricht, auf allen Gebieten vorbereitet haben. Sie werfen schon ihre Schatten voraus und kommen so sicher, als sie prophezeit sind. Und 14 Jahre reichen vollauf hin zu ihrer Abwicklung.' 'Die Gesellschaft gleicht einem Pulverfaß, in das nur ein Funke zu springen braucht, einem schlagfertigen Heer, das nur auf ein Kommando wartet, um loszuschlagen. Aber Gott ist es, der die Zeit bestimmt.'

'Jedoch der große Herzog versichert seiner Garde, der Kirche, daß die Katastrophe … Doch so lange hintangehalten werden wird, bis alle, die des Königs sind, zur kleinen Herde, zur Auswahl gehören, versiegelt und versammelt sind.' Sie werden vorher von dieser Erde weggenommen, verwandelt, denn wenn dieser letzte Streit beginnt, ist ihre Mission zu Ende.

Wie manche Pflanzen, auf dem Boden abgeschnitten, nur um so üppiger treiben, so hat auch kaum je ein Schwärmer darum seine Hoffnungen aufgegeben, weil seine Berechnungen ihn betrogen haben. Man könnte ja ruhig die Kritik der Milleniumslehre der Zeit überlassen, um so mehr als der Termin doch bald fällig ist, an dem die Herrschaft des wiedergekommenen Christus nicht bloß den Geweihten, sondern auch der Welt, zu der wir uns in diesem Fall rechnen müssen, erkennbar sein wird. Es ist ein gefährliches Gift, diese schwärmerische eschatologische Spekulation. Wer einmal daran gewöhnt ist, läßt nicht mehr davon, und ist zum mindesten in Gefahr, den Blick für das Nächstliegende zu verlieren.

Russell will den Materialismus bekämpfen; ob er ihm nicht mit solchen ethischen Grundsätzen nicht eher Vorschub leistet?

1909er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte

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