Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Der Fall Walter Voigt

In einer englischsprachigen WTG-Publikation aus dem Jahre 1931, kann man auch einen Bericht über Österreich aus der Feder des damaligen WTG-Zweigdieners Walter Voigt lesen.

Er erwähnt, das sechs Millionen-Land sei zu 94, 4 Prozent katholisch. Vor rund zehn Jahren (also 1921), habe die WTG dort ihre systematische Arbeit begonnen. Und sie hätten, besonders seit 1924 rund eine Million WTG-Bücher verkauft. Die Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" würde in ca 6.000 Exemplaren nach Österreich eingeführt.

Im letzten Jahr (also 1930), sei es der WTG auch gelungen, ihr Werk bei den Behörden amtlich registrieren zu lassen. In Wien selbst hätten die Bibelforscher/ Zeugen Jehovas relative Freiheit. Aber besonders in ländlichen Gebieten würden sie auf den erbitterten Widerstand des katholischen Klerus stoßen. Auch berichtet er weiter. Die WTG würde sich auch in etlichen Fällen der Hilfe von Rechtsanwälten bedienen, um diesen Widerstand, wenn möglich zu "brechen". Die größten Schwierigkeiten hätten sie dabei in Lienz, einer Stadt in Ost-Tirol gehabt; dieweil es der katholischen Kirche dort möglich sei, einen bestimmenden Einfluss auf die Behörden der Stadtverwaltung auszuüben. Die Zahl der regelmäßigen ZJ-Verkündiger schätzt er zu dieser Zeit auf 233 ein.

Angereichert ist dieser WTG-Bericht dann auch noch mit einigen Fotos.

Einige Jahre später begegnet einem der Name Voigt erneut in der einschlägigen Literatur. Jonak v. Freyenwald beschwert sich in seinem 1936 erschienenen ZJ-Buch über ihn:

"So veröffentlichte das 'Neue Wiener Journal' am 8. November 1931 ein längeres Gespräch zwischen einer Frau Rose Poor Lima und Direktor Walter Voigt, dem Leiter der Wiener Wachtturm-Filiale. Dieser Artikel stellt sich geradezu als Reklame für die Sekte dar."

Hat Jonak was anderes erwartet, von einem WTG-Funktionär? So blauäugig wird er wohl nicht gewesen sein. Der Knackpunkt dürfte daher darin zu sehen sein, dass genannte Zeitung, unkritisch eine Selbstdarstellung der WTG in ihrem Blatt übernommen hat.

Und liest man jenen Pressartikel kann man es Voigt bescheinigen. Er hat es verstanden die WTG in scheinbar "glänzendem" Lichte leuchten zu lassen.

Gab er doch da solche Sätze von sich wie:

"Wir haben kein starres Glaubensbekenntnis, keine kirchlichen Dogmen, wir sind Gegner alles Formenwesens."

Und auch voll auf der Zeugenlinie liegt seine Aussage dort:

"In dieser unserer Generation bevorstehenden Schlacht von Harmagedon wird Gott die sichtbare und unsichtbare Macht des Teufels zerstören und es wird dadurch auch die in der Regierung, in der Politik waltende Mißwirtschaft ihr Ende finden."

Hat Voigt seine von ihm selbst verkündeten Thesen auch selbst geglaubt? Oder gab es da einen Widerspruch zwischen Verkündigung und der persönlichen Lebensführung?

Man muß die Frage wohl so beantworten. Er hat seine Verkündigung auch selbst geglaubt.

In den dreißiger Jahren war Voigt noch ein relativ junger Mann. Das kennt man auch von anderen von Rutherford eingesetzten WTG-Funktionären. Etwa den für Deutschland, Balzereit.

"Gestandene Männer", setzte Rutherford nicht auf die Führungsposten. Junge, biegsame, das war so seine Idealvorstellung. Den zu "sagen" im eigentlichen Sinne, sollten die ohnehin nichts haben. Ihre Aufgabe war es lediglich als örtliche "Platzhalter" für Rutherford höchstpersönlich zu agieren, der sich alle wichtigen Entscheidungen letztendlich selbst vorbehielt.

Da predigte also auch Voigt vollmundig die WTG-Endzeitthesen. Das auch er einmal älter werden würde. Was soll's. Harmagedon steht ja vor der Tür. Sich Gedanken über solch profane Dinge zu machen, wie etwa eine Rentenversicherung. Überflüssig. Offenbar auch in Voigts Augen. Zudem würde das ja der WTG Geld kosten. Und so großzügig war Rutherford nun auch wieder nicht. Diesbezüglich einmal nachzuhaken. Diese Überlegung kam offenbar auch Voigt nicht in den Sinn. "Harmagedon wird es ja schon richten".

Auch nach 1945 war Voigt dann noch etliche Jahre österreichischer Zweigdiener der WTG.

Nach 1945 hatte ein neuer Mann, der N. H. Knorr das sagen. Knorr liebte es sich etwa von Cole bescheinigen zu lassen, seine Mitarbeiter würden von ihm nicht als von einem Antreibertyp, sondern als von einem sprechen; "der Tüchtigkeit schätzt". - O, welch feiner Unterschied doch!

Irgendwann muss wohl den Managern im fernen Brooklyn das "ungute" Gefühl beschlichen haben, der Voigt ist vielleicht doch nicht "tüchtig genug". Und in dieser Konsequenz setzten sie ihm dann auch die "passenden" Aufpasser an den Hals. Einige dieser Aufpasser waren besonders "gut". Mobbing war ihnen kein Fremdbegriff. Und so erreichten sie es denn, dass auch Voigt mürbe wurde. So mürbe, dass er es eines Tages vorzog, freiwillig seinen Zweigdienerposten zur Verfügung zu stellen.

Ergänzend von Gerd Borchers dazu noch:
Die Männer die ihm im Wiener Bethel zusetzten, waren 2 von der Zentrale in USA gesandte Amis, Turner und Templeton mit Namen. Templeton sollte für seine "Verdienste" noch dergestalt Karriere machen, dass er deutscher Redakteur der WTG-Zeitschriften "Der Wachtturm" und "Erwachet!" wurde.

Bild, Auftritt Templeton auf einer der deutschen "Standhaft"-Veranstaltungen. 

Da hatte Brooklyn nun erreicht, was es letztendlich wollte. Was aber wurde aus Voigt? Ach ja, er war ja zwischenzeitlich auch nicht mehr der Jüngste. Sein gesetzliches Rentenalter nahte eilenden Schrittes. Jetzt allerdings kam für ihn die große Ernüchterung. Nichts da mit "Rente". Wer vorher nichts eingezahlt, der kann jetzt auch nichts kassieren. So hart sind die Konditionen in dieser alten Welt.

Sicherlich kannte Voigt etliche aus seinen Zeugentagen. Auch solche der finanziell wohlbetuchten Art. Das war sein Glück im Unglück. Einer dieser Sorte erbarmte sich seiner und verschaffte ihm eine Art Gnadenbrotposten. In einem Buch von Gerd Borchers, der in derselben Firma arbeitete, und dort den Voigt als "neuen" Arbeitskollegen kennenlernen sollte, liest sich das so:

"Das Firmenunternehmen, in dem ich tätig war, expandierte stark. Gerne nahm der Chef Aussteiger aus der WTG in sein Unternehmen auf. Auch mein Stellvertreter in der Werbeabteilung war ein ehemaliger Kreisaufseher. Dieser musste nach der Geburt seines Sohnes aus dem Kreisdienst ausscheiden. Eines Tages rief mich mein Chef zu einer Unterredung in sein Zimmer. Zu meinem Erstaunen saß dort auch Walter Voigt. ...

Walter wird nach 50 Jahren WTG-Zugehörigkeit und einigen Jahrzehnten Vollzeitdienst - mit 68 Jahren - ein 'weltlicher' Angestellter. Eine entsprechende Vorsorge wie Renteneinzahlung war in der WTG nicht üblich. Harmagedon kommt doch schon so bald, da ist eine Rentenvorsorge unnötig. So dachte auch das Ehepaar Voigt zeit seines Lebens, ein verhängnisvoller Irrtum"

Dazu noch die Ergänzungen von Gerd Borchers:
Als Voigt in meiner Abteilung tätig war, bemühte sich ein Kreisaufseher mit Namen Gerrit Lösch um ihn, damit er wieder in die Hürde der WTG zurückkommen solle.
Ich habe selbst einen 5-Seiten umfassenden handschriftlichen Brief vom damaligen WTG-Präsidenten Knorr gelesen, in dem dieser die Familie Voigt förmlich anflehte, wieder ins Bethel zurück zu kehren. Sie könnten dort ihren Lebensabend verbringen und wären zu nichts verpflichtet. Das Ehepaar lehnte höflich ab.
Als Walter Voigt an Darmkrebs starb, hatte ich das Vorrecht die Begräbnisansprache zu halten, er war Jahrgang 1898. Seine Witwe wurde vor einigen Jahren von den ZJ ausgeschlossen, nachdem sie im Seniorenheim von ZJ-Ältesten besucht wurde. Einer davon berichtete mir am 6. September dieses Jahres, er (Emil) ist inzwischen auch von der WTG weg (und schreibt bei "Infolink-Forum" manchmal sporadisch mit), dass sie damals auf Elsi Voigt "angesetzt" wurden. Nach entsprechenden Befragungen, gab sie entsprechende Antworten und das berechtigte den Ausschluss.

Walter E. Voigt (in Deutschland geboren) ließ sich als Jüngling im Jahre 1916 von den Bibelforschern taufen. Missioniert wurde er im deutschen Wilhelmshaven von einem Matrosen dessen Schiff im Hafen angelegt hatte. Der Matrose nutzte seinen Landurlaub für die Mission.

Voigt, hat damals (1917 oder 1918) von sich aus (!), den Militärdienst verweigert und marschierte ins Gefängnis. Er wurde bei Besuchen der Bibelforscher im Gefängnis bedrängt doch einzurücken, denn er brächte die WT-Leute nur in Verruf, war die Argumentation. Damals war das Einrücken in den 1. Weltkrieg die normale Handlungsweise der WT-Anhänger.

Im Jahr 1936 besuchte ihn Präsident Rutherford in Wien. Da erinnerte er sich, dass ihn R. speziell nach Hitler ausfragte, der im Nachbarland ja schon Reichskanzler war. Er wollte alle Details über ihn wissen. Auf die Frage Voigts, warum ihn das so interessiere, meinte R. nur "ich glaube nämlich Hitler ist die Erfüllung von 'Gog'" (Hes. 38).

Voigt erwartete damals einen entsprechenden WT-Artikel mit dieser "prophetischen" Erfüllung, aber Rutherford scheinte es sich überlegt zu haben.

Als mir Voigt Walter im Büro genau gegenüber saß, blickte er eines Tages mich an und schüttelte den Kopf. Auf meine fragende Miene hin, meinte er nur schmunzelnd: "Und dich wollte ich unbedingt zu einem Kreisdiener machen und nun bin ich froh, dass du immer abgelehnt hast."

Er hatte oft sein Bedauern geäußert, dass er so lange gebraucht hat, bis ihm der Knopf bezüglich WTG als falscher Prophet aufgegangen ist...

Als weitere Ergänzung noch:
An anderer Stelle ("Brücke zum Menschen" 134 Nr. 2/1998) kommt er nochmals auf Voigt zu sprechen. Borchers berichtet, wie er im Jahre 1967 wegen eines Messeunfalles im kroatischen Zagreb einige Wochen im Krankenhaus verbringen musste. In diesem Kontext berichtet er:

"Da machte Bruder Walter Voigt bei mir einen Krankenbesuch. Bis vor zwei Jahren war er noch der langjährige Zweigaufseher von Österreich. 1965 hat dann die Gesellschaft auf eine härtere Gangart geschaltet. … (so) dass dieser Mann im Alter von 68 (!) Jahren das 'Bethel' verließ und sich eine weltliche Arbeit suchte und so plötzlich mein Arbeitskollege wurde. Im Laufe der Zeit wagte ich es, meine Zweifel an den WT-Lehren ihm gegenüber zu äußern. Wie froh war ich, als ich merkte, dass er diese mir mir teilte.

Was brachte mir nun Walter Voigt gewissermaßen als Präsent ans Krankenbett? Es waren einige vom Lesen schon stark abgegriffene Exemplare des BRUDER-DIENST. Ein deutsches ZJ-Ehepaar war eigens aus Tübingen angereist, um sich von ihm 'ermuntern' zu lassen, denn sie hatten starke Zweifel an den WT-Lehren. Nun brachen bei ihnen alle Dämme der Zurückhaltung, als sie bemerkten, dass sie als Zweifler gerade wieder Zweifler besuchten."
 
Es war im Falle Voigt von  einem verhängnisvoller Irrtum die Rede. Man hat wohl noch hinzuzufügen. Nicht nur in diesem Fall.
Die gesamte Zeugen Jehovas-Religion ist es auch auf allen Ebenen!

Zur Biographie Voigt's wäre in Stichworten noch anzumerken, nach Angaben von Gerd Borchers.

Noch vor Ausbruch des 2. Weltkrieges kam er nach England ins dortige Bethel. Seine Frau folgte ihm einige Zeit später nach. Als Deutsche wurden sie während des Krieges auf die Insel Isle of Man deportiert und mussten dort bleiben. Am Ende des Krieges bewirkte der Zeuge Jehovas namens Robb über den
amerikanischen Botschafter, dass Familie Voigt nach Brooklyn in die Gilead-Schule fahren konnten.  Erst nach der Gilead-Schule kamen sie dsnn  nach Österreich zurück.

Aus der einschlägigen Literatur ist entnehmbar, dass es etwa 1935/36 auch in Österreich zum Verbot der Zeugen Jehovas kam. Selbiges war aber was den Aspekt seiner Drastigkeit betrifft, keineswegs mit der von Hitler-Deutschland vergleichbar. Es waren auch (wenn auch erfolglose) juristische Schriite zur "Kippung" des Verbotes möglich. Nach deren Scheitern konnte die WTG ihr Büro selbst noch auflösen.

Nach der faschistischen Okkupation herrschten dann allerdings andere Rahmenbedingungen. Das  Naziregime schlug in Österreich besonders hart zu.

Dafür steht etwa ein Aktenvermerk des Reichssicherheitshauptamtes vom 22. 11. 1939, der besagt:

Der Reichsführer SS ist mit der Inschutzhaftnahme sämtlicher im Bezirk der Staatspolizeistelle Salzburg erfassten Bibelforscher bis zum 60. Lebensjahr - ungefähr 40 Personen - einverstanden und hat die Überführung der Inschutzhaftgenommenen in ein KZ auf die Dauer von 5 Jahren angeordnet. Darüber hinaus wünscht der RFSS, dass alle z. Zt. als aktive Bibelforscher anzusehenden Personen ebenfalls in Schutzhaft genommen und einem KZ zugeführt werden"

Nicht uninteressant ist ein weiteres Dokument dieses Aktenbestandes vom 15. 6. 1939, das nachstehend vorgestellt werden soll.

 

Die besondere Brisanz dieses Dokumentes liegt meines Erachtens in der Aussage, dass es gelang den SS-Scharführer Huemer als V(ertrauens) M(ann) (oder wie im heutigen Sprachgebrauch geläufiger, als „IM") bei den Zeugen Jehovas einzuschleusen, um so sein „ans Messer liefern" Handwerk zu vollenden.

Man vergleiche zum Thema auch:

Die Gebetskunst des Hans Mueller

Exkurs 1: Aus dem Text des von Jonak genannten Interviews des "Neue Wiener Journal" vom 8. November 1931 (unkommentiert)

Sonntag 8. November 1931 S. 16

Rose Poor-Lima

Wie die Bibelforscher den Weltkrieg voraussagten

Gespräch mit dem Leiter des "Wachtturms"

"Wir haben kein starres Glaubensbekenntnis, keine kirchlichen Dogmen, wir sind Gegner alles Formenwesens, unsere Kirche ist ein geistiges Haus aus geistigen Steinen", erklärt mir Direktor Walter Voigt, der Leiter der Wiener Niederlassung.

"Und warum gerade seit dem Jahre 1914, dem Jahre des Kriegsbeginns?"

Weil wir den Ausbruch des Weltkrieges auf Grund der biblischen Chronologie errechnet haben. Aus der Bibel, aus den Aufzeichnungen Gottes also, spricht unsere oft erfüllte Prophetie.

Lesen Sie diese Zeilen, das Buch ist siebzehn Jahre vor Beginn des Weltkrieges erschienen. "Wir sehen heute (1897) noch klar, welche Umstände der Herr brauchen wird, um diese Massen Bewaffneter in Bewegung zu setzten. Aber wir leben in einer Zeit, in der die Geschichte mit Riesenschritten fortschreitet, und dann sind die Verhältnisse heute schon derart, daß die Bewegung jeden Moment ihren Anfang nehmen könnte, wäre das Ende nicht nach Gottes Plan erst auf 1914 bestimmt..."

In dieser unserer Generation bevorstehenden Schlacht von Harmagedon wird Gott die sichtbare und die unsichtbare Macht des Teufels zerstören und es wird dadurch auch die Regierung, in der Politik waltende Mißwirtschaft ihr Ende finden. Auch auf diesen Krieg Gottes weist eines unserer Bücher schon vor Jahrzehnten hin:

"Selbstsucht und Blindheit werden die Mehrheit der Menschen auf beiden Seiten beherrschen. Lohnarbeiter werden sich organisieren und ihre Interessen vereinen und Pläne machen und auszuführen suchen. Selbstsucht aber wird das Band zerreißen. Die Majorität, unwissend und Stolz, wird die Oberhand gewinnen und die bessere Klasse wird machtlos sein, das im Zaum zu halten, was ihre Intelligenz organisierte. Die Kapitalisten werden zu der Überzeugung kommen, daß, je mehr sie nachgeben, desto mehr gefordert wird, und werden bald den Entschluß fassen, alle Forderungen zu verweigern." Und den daraus erwachsenden Aufruhr und Aufstand sehen wir als natürliche Folge der Abrechnung Gottes kommen, die Schlacht von Harmagedon oder der Krieg gegen alles Böse und Schlechte."

Aber auch durch Radiovorträge (wir haben zweihundert eigene Radiostationen) verbreiten wir unsere Lehre, verbreiten wir die Botschaft von dem neuen Königreich Gottes auf Erden..."

Exkurs 2

Voigt "verschwindet"

Bis einschließlich der deutschen „Wachtturm"-Ausgabe, vom 1. November 1965, die in Wiesbaden gedruckt wurde, las man in deren Impressum, die Angabe:
Zitat
„Verantwortliche Redaktion: Günther Künz, Wiesbaden.
In Österreich: W. E. Voigt, Wien XIII, Gallgasse 11".

Die Angabe jenes Doppel-Impressums bestand etwa seit 1963. Begründung: Im Bestand der Deutschen Bücherei in Leipzig, gab es bis einschließlich 1962, nebst der in Wiesbaden gedruckten „Wachtturm"-Ausgabe (dort lückenhaft, ZC 1506), auch noch eine weitere Österreichische Ausgabe des „Wachtturms" (dort relativ vollständig, ZA 45336, sehe ich es richtig, etwa ab 1956), welche von einer Firma „Bulla und Sohn" in Wien gedruckt wurde, also nicht direkt von der WTG.
(Impressum der Wiener Ausgabe 1956:

Zitat
Verantwortlich für den Inhalt: W. E. Voigt, Wien IX, Lichtensteinstr. 24
Druck: Hans Bulla & Sohn, Wien IX, Nußdorfer Straße 14.
Eigentümer, Herausgeber und Verleger in Österreich:
Wachtturm-Gesellschaft, Wien IX, Liechtensteinstr. 24"

Adressveränderung ab der Ausgabe vom 1. Dezember 1957; nunmehr Wien XIII, Gallgasse 44, Drucker unverändert.
Relevante Unterschiede, außer diesen unterschiedlichen Impressumsangaben, habe ich namentlich in inhaltlicher Beziehung allerdings nicht registriert. Da scheinen mir die (zeitweiligen) inhaltlichen Unterschiede zwischen der Wiesbadener und der Berner Ausgabe des WT, durchaus größer zu sein. Einige Jahrgänge der Berner WT-Ausgabe habe ich zu Vergleichszwecken auch eingesehen, wenn auch nicht alle. Aber namentlich Anfang der 1950er Jahre gab es diese Unterschiede. Im Einzelfall nicht „weltbewegender" Art, aber unter wissenschaftlichen Kriterien eben doch zu vermerken.


Nun ist zu vermerken, dass - erstmals - in der deutschen „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. November 1965, die genannte Impressums-Angabe bezüglich Voigt, ersatzlos verschwand. Und das ohne jegliche Begründung.
Analoges gilt auch für die parallele „Erwachet!"-Ausgabe bis einschließlich der Ausgabe vom 8. November 1965, die auch den Namen von Voigt im Impressum enthielt. Ab der Ausgabe vom 22. November 1965 dann ebenfalls nicht mehr.
Im Allgemeinen ist es doch wohl eher üblich, solcherlei Personal-Veränderungen zum jeweiligen Jahreswechsel, respektive Jahrgangswechsel, zu praktizieren. Hier aber wurde Voigt, offenbar zu einem Zeitpunkt geschasst, der vorgenannten Kriterium nicht entsprach.
 

Die von Brooklyn nach Wien gesandten WTG-Aufpasser konnten nunmehr wohl nach Brooklyn rückmelden: Wir haben es geschafft. Voigt hat das Handtuch geworfen, und noch dazu ohne eine finanzielle Entschädigung, ohne ausbezahlte Rentenansprüche. Diese „tolle Leistung" sollte dann wohl die eigene Karriere, der von Brooklyn gesandten Aufpasser, noch massiv befördern.

Exkurs 3:

Re: Österreichische Details
geschrieben von:  Gerd B.
Datum: 22. Oktober 2013 11:07
Im Link fand ich diesen Text:
Als mir Voigt Walter im Büro genau gegenüber saß, blickte er eines Tages mich an und schüttelte den Kopf. Auf meine fragende Miene hin, meinte er nur schmunzelnd: "Und dich wollte ich unbedingt zu einem Kreisdiener machen und nun bin ich froh, dass du immer abgelehnt hast."

Suchte nun in alten Fotos, hier ist Walter genau dort, wo er diesen zitierten Satz zu mir sagte, 1967:



1972, ehemalige ZJ, am Kahlenberg in Wien:



Von links nach rechts:
Nelly Fleury, Walter Voigt (ehem. Zweigaufseher von Österreich), Maurice Fleury (ehem. Zweigaufseher von Belgien und Luxemburg), meine Tochter + Frau, Elsi Voigt

 

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