Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Völkerbundhetze

Ein Beispiel geschichtlicher Art der Hetze seitens der Bibelforscher/Zeugen Jehovas stellt auch die Rutherford-Broschüre aus dem Jahre 1934 "Der gerechte Herrscher" dar

Schon als einleitende Präambel, sozusagen als Grundsatzthese, liest man darin:

"Der Mensch hat sich seit vielen Jahrhunderten bemüht, eine ideale Regierung zu schaffen. Das Ergebnis aber ist Mißerfolg."

Und weiter:

"Diese Wahrheiten werden Ihnen über alle Zweifel hinaus beweisen, daß jetzt ein großer Wechsel in den Angelegenheiten der Welt vor sich geht; daß in kurzer Zeit die Angelegenheiten der Menschen auf der Erde in strikter Gerechtigkeit geregelt werden sollen"

Leider, oder doch nicht verwunderlicherweise, hat der Scharlatan Rutherford es auch an dieser Stelle verabsäumt konkret zu definieren, was er denn so unter "kurzer Zeit" verstehen will. Meint er damit jene "kurze Zeit", die schon sein Amtsvorgänger bemühte? Meint er damit jene "kurze Zeit", die bis zum aushauchen seines irdischen Lebensodems noch bestehen würde? Meint er mit "kurzer Zeit" vielleicht die Jahrzehnte von damals gerechnet, bis zur Jahrhundertwende?

Oder ist für ihn eine "kurze Zeit" die Jesuanische Aussage, dass Jesu Jünger mit dem aufsuchen der Häuser Israels nicht fertig werden würden, weil vorher schon das Ende eintreten werde. Es fragt sich wirklich, wer der größere Scharlatan ist. Der geschichtliche, oder der neuzeitliche Plagiator namens Rutherford?

Sicherlich ist Rutherford dahingehend zuzustimmen, dass mit der "idealen Regierung" hat bisher nicht so geklappt. Es wird voraussichtlich auch weiterhin nicht so recht klappen; da die Menschheit nur das Schicksal erleidet, dass sie sich selbst bereitet. Und es wird auch aus dem Grunde nicht klappen, weil Destrukteure wie Rutherford und Nachfolger, eventuell positive Ansätze noch zusätzlich madig machen. Gerade Rutherford's Hetze gegen den Völkerbund ist auch ein Beleg dafür.

So liest man in genannter Broschüre beispielsweise:

"Angesichts der drohenden Gefahr eines Weltzusammenbruches haben die Machthaber der Erde den Völkerbund als Ersatz für Gottes Königreich organisiert, und der religiöse Bestandteil der Welt preist die Liga der Nationen als den 'politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden an' ... Damit wird die Meinung ausgedrückt, der Völkerbund sei die einzige Hoffnung der Welt. Ich warne aber das Volk davor, weil der Völkerbund das Machwerk Satans ist und errichtet wurde, um die Menschen gegen die Wahrheit vom Königreiche Gottes zu verblenden." (S. 15)

Wie üblich wird das ganze dann bei Rutherford mit Pseudo-biblischen Aussagen drapiert. So etwa wenn er meint:

"Es ist durchaus gewiß, daß der Völkerbund zusammen mit den anderen Bestandteilen der Satansorganisation untergehen wird. Gott hat diesen Bund der Nationen vorausgewußt und auch vorausgesagt. Durch seinen Propheten hat er gesagt: 'Verbündet euch, ihr Völker und werdet zerschmettert! ... Verbindet euch, und werdet zerschmettert! Beratschlagt zusammen, und es soll zunichte werden'. Jesaja 8: 9,10; lt. engl. Übersetzung ...

Ein jeder, der bei der Liga der Nationen Zuflucht sucht, wird Unheil über sich bringen. Gottes Königreich unter der Herrschaft Christi ist die einzige Hoffnung des Menschengeschlechtes, und Zuflucht kann nur in Gottes Organisation gefunden werden." (S. 16)

Rutherford erdreistet sich dann, seine Verkündigung mit den zehn Plagen über die Ägypter, laut Bibelbericht, zu vergleichen. Vielleicht hat er ungewollt damit sogar recht. Diese Art destruktiver Verkündigung ist in der Tat eine Plage.

Rutherford gibt vor, in weltpolitischen Dimensionen zu denken. In Wahrheit denkt er und seine Nachplapper-Papageien, bestenfalls auf Hinterhof"niveau". Ein Beispiel in dieser Broschüre auch die Andeutung, dass sich da in den USA zunehmend Kräfte "stark gemacht" hätten, mit der Zielstellung Rutherford aus dem Radio "herauszubefördern". Sein "Jehova" habe aber in "weiser Voraussicht" schon eine Lösung dafür. Das liest sich dann so:

"Widersacher der Wahrheit Gottes mögen es Ihnen bald auch in Amerika unmöglich machen, die Botschaft vom Königreiche Gottes durch das Radio zu hören; doch hat Jehova bereits ein anderes Mittel gegeben: Diese Rede und andere, Gottes Botschaft enthaltende Vorträge, sind elektrisch auf Schallplatten übertragen worden und werden so in allen Gegenden des Landes für das Volk wiedergegeben." (S. 26)

Wen erreichte denn Rutherford mit dieser Verkündigung? Die Saturierten, die Wohlhabenden? Die doch wohl nicht. Erreicht hat er in der ersten Generation die, denen es schon so nicht gut ging, die nach jeden Strohhalm griffen. Das bedauerliche daran ist nur. Rutherford's Sendungsbewusstsein trug mit zur Zementierung der Zustände bei. Man gebe dem Armen einen illusionären Köder und alles bleibt so wie es ist. Das ist in der Tat, die Substanz der Zeugen Jehovas-Religion. Auch im Falle Rutherford vielfach belegbar.

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Ganz auf der Linie der Völkerbundhetze liegt auch die 1933 erschienene Rutherford-Broschüre "Ursache des Todes". Formal zwar ein Sammelsurium von Themen abhandelnd; faktisch aber durch ihre Völkerbundhetze herausragend.

Etwa wenn darin behauptet wird:

"Um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten, was eine Sünde der Anmaßung ist, seien hier einige Beispiele angeführt."

Und dann geht's bei Rutherford weiter:

"Am Ende des Weltkrieges wurde von den politischen Führern der Völkerbund aufgerichtet. Sein angekündigter Zweck war und ist, den Krieg als ungesetzlich zu erklären und unter den Völkern bleibenden Frieden zu erhalten, und ferner die Erde zu einer angenehmen Wohnstätte zu gestalten. Unmittelbar danach gab der nationale Kirchenbund in Amerika, der vorgibt, Gott zu dienen und für ihn und seinen Christus reden zu dürfen, eine kühne und anmaßende Erklärung ab, nämlich, dass der Völkerbund der politische Ausdruck des Reiches Gottes auf Erden sei, oder anders gesagt, dass die in einem Bunde zusammengebrachten Nationen der Erde es übernommen hätten, im Namen Gottes und Christi auf Erden Frieden einzuführen." (S. 20)

Dagegen polemisiert Rutherford mit den Worten:

"Jene Erklärung ist und war eine ungeheure Sünde der Anmaßung. Es ist eine Übertretung des ausdrücklichen Gesetzes Gottes, sich in unberechtigterweise die Autorität zu nehmen, um das auszuführen, was Gott allein tun kann und wird."

Damit wird deutlich, worum es Rutherford geht. Um die Festnagelung der Religionsformen auf den puren Opiumcharakter. Sein vermeintlicher Joker Gott, soll alles richten. 2000 Jahre lang hat er es zwar nicht getan; aber Rutherford wähnt, jetzt, zu seinen Lebenzeiten, wäre es soweit.

Die Destruktivität seiner Gedankengänge kommt auch in seiner Aussage zum Ausdruck:

"Durch den Völkerbund kann niemals dauernder Friede gebracht werden, weil der Herr in Jesaja, im 8. Kapitel, spricht: 'Beschließet einen Ratschlag … und es soll nicht zustande kommen.' Und wiederum sagt der Herr in 1. Thessalonicher 5: 'Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! Dann kommt ein plötzliches Verderben über sie.' Gerade zur Zeit, wenn diese Nationen sich zusammenschließen, schamlos vorgeben, Gott zu vertreten und in spöttischer Weise behaupten, sein Königreich aufzurichten, haben die Worte des Propheten Gottes in Daniel 2:44 Anwendung, wo es heißt: 'Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem andern Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen.'" (S. 25)

Dies interpretiert Rutherford dann mit den Worten:

'Hier haben wir die positive Erklärung, dass weder der Völkerbund noch irgendein Zusammenschluß von Menschen etwas mit Gottes Königreich unter Christi Herrschaft zu tun haben wird."

Auch für Rutherford's Weltbild gilt das zusammenfassende Urteil:

Die Philosophen (und Religionen) haben die Welt nur (oftmals nutzlos) verschieden interpretiert. Worauf es ankäme wäre jedoch, sie zu verändern.

Das genau dieses im konstruktiven Sinne (außerhalb des Technikbereiches) nicht geschieht, dazu trägt maßgeblich auch die Rutherfod-Religion, nebst Nachfolger bei.

Bei Thesen, die auf den ersten Blick etwas undurchsichtig erscheinen, bietet es sich an die "Gegenprobe" zu machen. Das heißt, die Frage zu stellen:

Wem nützt es?

Das gilt dann auch für die WTG-Hetze in Sachen Völkerbund.

Die WTG stand ja diesbezüglich nicht allein. Wenn auch aus anderen Gründen, gehörte etwa das Naziregime auch zu den Gegnern des Völkerbundes. Gab es zwar keine direkte Kumpanei in Sachen Völkerbund zwischen WTG und dem Naziregime; so gab es dennoch das beiderseitige Bemühen (jeder auf "seine Weise") den Völkerbund nach Kräften zu demontieren.

Ein diesbezügliches Schlaglicht lieferte die WTG selbst einmal ab, und zwar in der Form.

Zitierung eines Presseartikels, der auf seine Art auch erhellend ist.

In der Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1935 konnte man nachfolgendes lesen. (Wobei noch ausdrücklich anzumerken wäre, die im Text mit enthaltene Vokabel vom "Platz an der Sonne", bedeutete in die Sprache der Alltagspolitik umgesetzt, die Orientierung auf kriegerische Expansion).

Letztendlich betreibt ja auch die WTG eine Expansionspolitik. Auch sie müht sich ja nach Kräften, wo immer möglich, anderen Konkurrenzreligionen und Ideologien, Abbruch zu tun.

Nun noch das entsprechende angekündigte Zitat:

"Die Malländer Zeltung "Popolo d'Italia", das Blatt Mussolinis, schreibt dem Völkerbund folgenden Nachruf:

"Die Genfer Priester sind die Erzväter der Vergangenheit. Sie sind konservative Dogmatiker. Aber die Geschichte ist revolutionär. Die jungen Völker, die einen Platz an der Sonne brauchen, treten eines nach dem andern aus dem Völkerbund aus, der ein Versicherungsunternehmen ist für die bestehenden Reiche, und als solches alle diejenigen verurteilt, die nicht für ewig die bestehenden Ungerechtigkeiten anerkennen. Das Beispiel Japans und Deutschlands beweist, daß die Mumifizierung der Geschichte nicht aufgezwungen werden kann, und daß die Anwesenheit in Genf den Genfer Nutznießern nur dienlich ist."

Exkurs:

Alldeutscher Verband", ja den gab es in der Tat im Jahre 1929 noch.
Der wurde zwar wie andere auch noch, vom Nazismus aufgesogen. 1929 war es aber noch nicht ganz soweit.
Seine geschichtliche Bedeutung liegt vor allem darin, dass er der massgebliche Kriegstreiber, und Hauptverantwortliche auf deutscher Seite, für den ersten Weltkrieg war.

Jener Kriegstreiberverband (pardon er nannte sich ja nur „Alldeutscher Verband") meinte per Zeitungsinserat eine öffentliche Versammlung einberufen zu sollen.
Inseriert wurde eben auch in der „Freiburger Zeitung" vom 20. 3. 1929.
Noch bezeichnender das auserkorene Thema:
„Der Bankrott des Völkerbundes".

Nun ist die Situation dergestalt diffizil, dass rechtsnationalistische Kreise, eben auch dieser Verband, mit zu den entschiedensten Bibelforscher-Gegner nach dem ersten Weltkrieg gehörten.

Lässt man sich aber die Völkerbund-Hetze beider genannten Kreise auf der Zunge zergehen, kommt man wohl nicht ganz umhin, eine beachtliche „Schnittmenge" zu konstatieren.

Wenn es trotzdem nur ein getrenntes marschieren gab, dann wohl, wie ja auch sonstige Berichte künden, zwei „Königskinder", nur selten zu einander finden.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=20b1&year=1929&month=03&project=3&anzahl=4
 

Albert Schweitzer (Theologe)

Die Ära Rutherford

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