Dies ist die Dokumentation eines "historischen Textes". Als Webseiten-Betreiber lege ich Wert auf die Feststellung, mit dem in Rede stehenden Verfasser keinesfalls übereinzustimmen. Siehe dazu auch:

Startseite von: Fritz Schlegel Die Wahrheit über die Ernsten Bibelforscher

Von der Dreieinigkeit

Im Verlaufe unserer Widerlegungen haben wir uns allmählich an so mancherlei gewöhnen gelernt, daß uns auch der Angriff auf das Dogma der allerheiligsten Dreifaltigkeit nicht mehr zu überraschen braucht. Trotzdem ist ein gewisses Staunen nicht zu unterdrücken, wenn man den einleitenden Satz zu diesem Angriff liest, der folgenden Wortlaut hat: "Wenn die Kirche selbst dieses Dogma ein 'unergründliches Geheimnis' nennt, hat es natürlich keinen Zweck, zu dessen Beleuchtung an die Vernunft zu appellieren Muß man nicht staunen, daß der Autor nun plötzlich das Bedürfnis empfindet, die "Vernunft" auch einmal reden zu lassen? Warum durfte die nicht schon längst zu Worte kommen? Sollte es wirklich an Gelegenheit dazu gefehlt haben? Eines Bibelforschers "Vernunftbeweis" über die Trinität wäre doch sicher "mit Spannung" aufgenommen worden!

Die Bibelforscher geben also zu, daß, wenn eine Wahrheit selbst von der kath. Kirche nicht mit der Vernunft erklärt oder begreiflich gemacht werden kann, daher Geheimnis oder Wunder genannt wird, es keinen Zweck mehr hat, wenn noch ein "Ernster Bibelforscher" seine "Geistes-Künste" versucht. Wir danken dem Bibelforscher für dieses öffentliche Zeugnis, womit er unfreiwillig bestätigt, daß die katholische Kirche die Vernunft in ihrer Lehre solange nicht übergeht, als die betreffende Wahrheit die Schranken der menschlichen Vernunft nicht übersteigt. - Das Geheimnis der Dreieinigkeit ist, wie alles Göttliche, indes nicht etwa - widervernünftig, sondern - übervernünftig; es geht über unser vernünftiges Fassungsvermögen hinaus. -

Dieses Geheimnis ist von vielartigen, undurchdringlichen Schleiern umgeben, daß der menschliche Verstand - wäre es auch der schärfste und tiefste - bei einem Versuch, es zu begreifen, immer wieder vor neuen Rätseln stehen wird, und, je weiter er in die geheimnisvollen Tiefen dieses Wunders hinabzusteigen sich bemüht, von um so größeren Schwierigkeiten sich zurückgehalten sehen wird! -

Bei der Betrachtung dieses unergründlichen Geheimnisses fällt einem immer wieder jene Erzählung über den hl. Augustinus ein, der, als er am Strand des Meeres über das Trinitäts-Mysterium nachgrübelte, von einem Knäblein (Engel), welches mit einer Schale das Meer auszuschöpfen versuchte und darob von ihm ausgelacht wurde, die Antwort erhielt, daß es eher möglich sei, die ungeheuren Wassermengen des Meeres mit einer Schale auszuschöpfen, als mit dem winzigen Menschenverstand die ewigen Abgründe des Dreinigkeitsgeheimnisses zu begreifen!

St. Augustin aber war sicher ein großer Geist und ist als solcher auch von Andersgläubigen anerkannt. Er aber konnte das Geheimnis nicht ergründen. Ein Ernster Bibelforscher aber soll sich einbilden dürfen, neben einen Augustin stehen zu können? Was jener nicht erreichte unter Gebet und mit gläubiger Demut, das will ein Ernster Bibelforscher vermögen mit einer stolzen hochfahrenden Appellation an die Vernunft! Arme Menschheit, die auf einen "Ernsten Bibelforscher" angewiesen gewesen wäre - seit Augustin bis heute! -

Wir Menschen können also nur mit heiligem Schauer und tiefster Demut an dieses Geheimnis kindlich glauben. Wir wollen es "bewundernd anbeten, anbetend bewundern"! -

Daher kann es sich für uns nur darum handeln, die Einwürfe des Ernsten Bibelforschers gegen dieses Dogma zu widerlegen und die Tatsache der Existenz dieses Wunders zu beweisen an Hand der Hl. Schrift.

Er will in dem Hebräerbrief (Kap. 1, 4-5), in den Worten Gott Vaters zu seinem Sohn Jesus: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt", eine Beweisstelle gegen das Geheimnis der Dreieinigkeit gefunden haben. Er meint nämlich: "Wenn Gott den Sohn gezeugt hat, so muß er doch gewiß vor ihm existiert haben; wie stimmt damit die Lehre, daß alle drei göttlichen Personen von Ewigkeit her dagewesen seien?" Er faßt also den Begriff "Zeugung" von Gott als "rein zeitlich" auf. Diese Auffassung stellt seinem Gottesbegriff ein "sehr unvollkommenes" Zeugnis aus. - Die betr. Stelle ist von Paulus aus dem Psalm 2, 7 entnommen. In jenem, dem König David zugeschriebenen Psalm, ist, wie er nicht nur von den Aposteln (Apg. 4, 25; 13, 33; Hebr. 1,5) und den griechischen und lateinischen Vätern, sondern selbst von allen alten Juden verstanden wurde, von dem Reiche, Königtum Christi, die Rede. Auch irdische Könige (Ps. 88, 27) und Engel (Joh. 38, 7) heißen manchmal "Söhne Gottes", aber nicht in dem Sinne von gezeugten, sondern bloß angenommenen Söhnen (am deutlichsten zu ersehen eben in Hebr. 1, 5: "Denn zu welchem der Engel sprach Gott je: "Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt?); es muß also hier der eigentliche Sohn Gottes verstanden werden, der durch göttliche Zeugung entstanden ist. Der Bibelforscher legt nun das Hauptgewicht auf das "heute". Das ist ein großer Mißgriff! Bei Gott dem ewig Unveränderlichen, bei ihm, der ohne Anfang und ohne Ende, dem Unerschaffenen, der zu Moses sagen konnte: "Ich bin, der ich bin", bei ihm, dem ewigen "Sein", bei ihm, der ist "von Ewigkeit bis "zu" Ewigkeit gibt es keine Vergangenheit, keine Gegenwart, keine Zukunft, gibt es also auch kein "Heute" - in unserm Sinn. Und wenn Millionen von Jahren vergangen wären, so wäre das für Gott - den Ewigen - keine Vergangenheit! Für ihn gibt es nur ein - ewiges Heute! - Ein ewiges!

Richtig betrachtet ist es schon verkehrt, auch nur erklärenderweise die Ewigkeit mit "Zeitrechnungen" begreiflich zu machen (aber wir Menschen wissen uns nun einmal nicht anders zu helfen)! Denn was das Verhältnis der Ewigkeit zur Zeit betrifft, so kann man die Zeit keineswegs im wahren Sinne als einen Teil der Ewigkeit bezeichnen; da die Ewigkeit als göttliches Attribut absolute Zeitlosigkeit oder vielmehr: Überzeitlichkeit ist. - So wurde im vorliegenden Fall denn auch von den heiligen Vätern - Augustinus und Athanasius - und mit ihnen von der kath. Kirche das Wort "heute" von der "Ewigkeit" verstanden.

Die "Wortkünstlerei" des Ernsten Bibelforschers versucht also, dem Sohne die Ewigkeit abzusprechen. Ist Christus in der Zeit vom Vater gezeugt, dann ist er folgerichtig nicht ewig; ist aber der Sohn nicht ewig, dann ist er nicht Gott! - Also:

Die Ernsten Bibelforscher leugnen die Gottheit Christi!

Sie suchen freilich diese Leugnung (aus "begreiflichen" Gründen) zu verschleiern. Es heißt sogar in ihrem Glaubensbekenntnis, das die "Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher" vor nicht allzu langer Zeit in 10 Artikeln veröffentlichte (obschon ihr Gründer Rusell selbst ein großer Feind "menschlicher Glaubensbekenntnisse" war), im ersten ausdrücklich: "Wir bekennen die Menschheit Jesu und die Gottheit Christi. Auch zwei Schriftstellen werden dafür herangezogen (versteht sich!): Joh. 20, 28, wo der Apostel Thomas auf die Aufforderung des Heilandes hin, ihn zu betasten und nicht ungläubig, sondern gläubig zu sein, anwortet und spricht: "Mein Herr und mein Gott!" Und Hebr. 1, 8f., wonach Gott selbst vom Sohne sagt: "Dein Thron, o Gott, steht immer in alle Ewigkeit usw."

Doch all dies dient nur zur Verschleierung der Leugnung der Gottheit Jesu. - Wo sollten denn dann auch noch neue "Jünger" herkommen, wenn man offen sich als Gottesleugner bekennen würde? Nein, das geht nicht an! -

"Aus Liebe zur Wahrheit" wollen wir zur "Beleuchtung" dieser Gottesleugnung das historische Licht Russells ein klein wenig aufleuchten lassen.

Nach Russell und seinen Anhängern ist Christus nicht der wahre Sohn Gottes von Natur und Ewigkeit, eins mit dem Vater (wie er es nach Joh. 10, 30 ist) und desselben göttlichen Wesens mit ihm, sondern - ein Geschöpf! - Gottes, und zwar das erste und einzige Geschöpf Gottes, das Gott unmittelbar erschuf! Alle übrigen Geschöpfe hat Gott "durch Jesum" erschaffen: Zuerst all die Ordnungen und Rangstufen der Engel und schließlich den Menschen, also genau so, wie von dem Irrlehrer Arius und seinem Anhang, den Arianern, im 4. Jahrhundert gelehrt wurde. Gott hat also "dem von ihm geschaffenen Sohn" selbst wieder schöpferische Macht verliehen. Die Ernsten Bibelforscher wollen nicht begreifen, daß eine solche Verleihung an ein Geschöpf ein Ding der Unmöglichkeit ist, obwohl dies selbst von der Vernunft eingesehen wird. Durch diese "Verleihung" wird doch der Unterschied zwischen Gott und Geschöpf aufgehoben und geleugnet.

Wie diese "Verleihung" des näheren zuging, berichtet uns der "Schriftforscher" Nr. 31, Jahrgang 1919/20, wörtlich wie folgt: "Seinem eingeborenen Sohne, der ihm immer treu gewesen war, wünschte der himmlische Vater noch größere Segnungen zu gewähren, um durch ihn andere zu segnen. Gott sagte bei sich selbst: Ich will ihn völlig erproben; und wenn er immer noch treu bleibt, soll er das Beste haben, das ich zu geben habe. Und so wurde das Angebot, den Plan Gottes auszuführen, zuerst diesem Sohne gemacht; vorerst aber (das Angebot gemacht) durch Demütigung und Leiden die göttliche Natur zu erlangen. Dabei war er die einzige direkte Schöpfung Gottes. (Offb. 3, 14; Kol. 1, 15.) Der Logos, das Wort (Joh. 1, 1), ging gerne auf den Vorschlag ein. Durch eine Übertragung (!) wurde er Mensch; und durch Treue und Gehorsam wurde er das Haupt derjenigen Körperschaft, die Gott von der niedrigsten Stufe seiner intelligenten (vernunftbegabten) Geschöpfe zu der höchsten zu bringen beabsichtigte." - Soweit der Bericht des "Schriftforschers". Mit der "intelligenten" Körperschaft ist die kleine Herde der "Herauswahl" gemeint, die gleichfalls auf die "göttliche Daseinsstufe" erhoben werden soll!

Eine ältere Nummer des "Bibelforschers" (6. Jahrg., Nr. 3), die wir "entbehren" könnten, der Vervollständigung halber jedoch zur Kenntnis geben wollen, führt (auch in demselben schlechten Deutsch) aus: "Die auf der Menschheit lastende Strafe findet in dem Opfer des Lebens Jesu einen Ausgleich. Aber ist das nicht ungerecht? O nein! Die Bibel versichert uns, daß Gott dem Sohne den Vorschlag vorher unterbreitete, und daß der Sohn völlig damit einverstanden war, nicht der Mensch Jesus, sondern der Logos, das Wort. der - Erzengel Michael (!) - der Gottähnliche. - (Es wird immer besser!). Es wurde ihm der Vorschlag gemacht, daß er durch sein Opfer und den Erkauf des ganzen Menschengeschlechtes sich die Ehre und Herrlichkeit des Messias sichern könnte - nämlich die Gelegenheit, die Tausende von Millionen der Menschheit, die in Adam zum Tode verurteilt worden waren, zu befreien und zu segnen. Und dann, was noch? Oh, noch viel mehr! - daß er hoch erhöht werden sollte, sogar zur göttlichen Natur und für die Ewigkeit, höher als die Engel, als Fürstentümer, Gewalten und jeder Name, der genannt werden könnte (Phil. 2, 3-11)." -

Jetzt aber genug über die von Russell und den Ernsten Bibelforschern aufgefaßte "Gottheit" Christi: Es liegt offen am Tage, daß diese Lehre der Heiligen Schrift gründlich widerspricht. Man vergleiche nur Joh. 1, 1: "Im Anfang war das Wort (Logos), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort." - Ferner 1. Joh. 1-2, wo der hl. Johannes mit aller Deutlichkeit an die Ewigkeit Jesu Christi als Gottessohn erinnert, wenn er schreibt:

"Was war von Anfang an, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir beschaut und unsere Hände betastet haben, von dem Worte des Lebens -, 2. und das Leben wurde geoffenbart, und wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns erschienen ist … usw."

Als die Apostel die Lehre des Evangeliums Jesu Christi verkündeten, waren sie ohne Ausnahme fest davon überzeugt, daß dieser Jesus Christus vom ersten Tag seines irdischen Daseins an "wahrer Gott von Ewigkeit" war! Diese Überzeugung strahlt jedem, der offenen Auges und ehrlichen Herzens die Heilige Schrift liest, unwiderstehlich entgegen! Wie hat doch Christus, der ewige Gottessohn, so treffend gesagt (Joh. 5, 39):

"Ihr forscht in den Schriften, weil ihr glaubt, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie gerade sind es, welche Zeugnis geben von mir!"

Jesus Christus, der Gottessohn, ist also von Ewigkeit aus Gott Vater gezeugt. Schon die Väter waren von Anfang an besorgt, materiell-sinnliche Vorstellungen fernzuhalten. Nach Augustin ist die Zeugung des Sohnes ein ewiger, substantiater, unveränderlich fortdauernder Akt der göttlichen Selbsterkenntnis. Doch, wie eingangs betont ist und bleibt es uns verborgen, in das "Wie" dieser "göttlich-ewigen Zeugung" einzudringen. Könnten wir kleine, beschränkte Menschen dieses "Wie" erfassen, dann wäre es eben kein Geheimnis!

Wir haben gesehen, daß die von den Ernsten Bibelforschern vertretene Zeugung ("Verleihung") eine Aufhebung des Unterschiedes zwischen Schöpfer und Geschöpf bedeutet. Dadurch würde das Wesen Gottes aufhören, göttlich zu sein. Denn Gott ist einfach, ungeteilt und unteilbar! Gott würde deshalb sich selber, seinem innersten Wesen widersprechen durch eine derartige "Verleihung". Bei Gott aber gibt es keinen Widerspruch, kann es keinen geben, denn dann wäre er nicht mehr die "absolute, reine Wahrheit". - Diese gotteslästerliche Lehre der Ewigkeits- und Gottheits-Leugnung der zweiten Person der Dreifaltigkeit führt daher von selbst zur

Leugnung Gottes überhaupt.

Deshalb sagt auch jener Apostel, der so energisch die Gottheit Christi betont, der hl. Johannes (1. Joh. 2, 23):

Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater."

Und unmittelbar vorher erklärt er (Vers 22):

"Wer anders ist der Lügner, als der, welcher leugnet, daß Jesus der Christus ist. Dieser ist der Antichrist, welcher leugnet den Vater und den Sohn."

Tatsächlich ein scharfes Wort, von dem man glauben sollte, daß es durchdringen müßte durch die härtesten Herzen! - Mit dem hl. Petrus aber wollen auch wir demütigen Glaubens an den Gottessohn bekennen (Mt. 16, 16): "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" Und gleichsam zum Ersatz für die Schmähungen des Gottessohnes durch die Ernsten Bibelforscher wollen wir mit seiner Braut, der heiligen katholischen Kirche, den Glaubenssatz sprechen:

"Credo in unum Dominum Jesum Christum, filium Die unigenitum. Et ex Patre natum ante omnia saecula. Deum de Deo, lumen de lumine, Deum verum de Deo vero: Genitum, non factum, consubstantialem Patri."

"Ich glaube an einen Herrn Jesum Christum, Gottes eingeborenen Sohn und aus dem Vater geboren von Ewigkeit her. Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott: Gezeugt, nicht erschaffen, einer Wesenheit mit dem Vater." -

Christus nicht allwissend?

Mit Gewalt wollen die Ernsten Bibelforscher dem Gotteslohn den Mantel der Gottheit herunterreißen. Deshalb kommt R. mit dem zweiten Einwand, der die "Allwissenheit des Sohnes leugnet, in folgendem Wortlaut: "Markus 13, 33 sagt: 'Denselben Tag aber und die Stunde weiß niemand, weder die Engel im Himmel, noch der Sohn, sondern nur der Vater'. Wie stimmt damit die Lehre von der Allwissenheit des Sohnes? Warum erwähnt Christus hier die '3. Person der Gottheit' den Heiligen Geist nicht, während er doch von den niedrigeren Engeln redet?" So frägt der Ernste Bibelforscher!

Christus war zur Zeit seines irdischen Erdenlebens, wie wir gezeigt, wahrhaftiger Gott in menschlicher Gestalt. Als allwissender Gott wußte er daher auch jene Stunde des letzten Gerichtes; er wußte sie durch sein göttliches Wissen, das er aber nicht an die Menschen mitzuteilen hat; jedoch wußte er sie nicht durch ein auf geschöpfliche Art erworbenes Wissen. Wenn er deshalb sagt, auch der Sohn wisse jene Stunde nicht, so spricht er von sich als dem Menschensohn, insofern er nach seiner menschlichen Natur betrachtet wird. Es lag und liegt nun einmal im ewigen Ratschluß Gottes begründet, daß kein Wissen außerhalb des Wissens Gottes zur Kenntnis dieses Tages und dieser Stunde vordringen soll! Gottes Ratschlüsse aber sind unveränderlich und ewig. Daher ist selbst dem Sohn - in seiner Eigenschaft als der Menschensohn oder Messias - im messianischen Ratschluß keine Mitteilung hierüber zur Verkündigung an die Menschheit gegeben. Diese Zurückhaltung über den Zeitpunkt des Weltgerichtes liegt im ewigen Plan Gottes.

Eben diese Vorenthaltung hat den Zweck, daß die Menschen jede Stunde bereit sein müssen: zu folgen, wenn der Herr uns ruft. -

Es gehört tatsächlich ein gutes Stück "Frivolität" dazu für Menschen, die den Anspruch erheben, in der Bibel "ernst" zu forschen, die Allwissenheit des Gottessohnes anzuzweifeln, nachdem wir diese so wiederholt und einwandfrei, so überzeugend und geradezu verblüffend in der Heiligen Schrift bestätigt finden! Diese Bestätigungen alle anzuführen, würde jedoch zu weit führen. Andeutend sei nur festgestellt:

Mit solch göttlichem Wissen hat kein Mensch und kein Prophet je in das Herzensinnerste der Menschen geschaut, wie es in den Evangelien und der Apostelgeschichte uns berichtet wird: Christus war während seines Erdenlebens der größte und tiefste Herzenskenner; dieser Herzenskenner wurde bis heute noch von keinem Menschen, auch nur im entferntesten, eingeholt. All die jämmerlichen Versuche, sein großes Wissen natürlich zu erklären, sind so arg, ach, gar so arg in sich selbst kläglich zusammengebrochen! - Alle, an denen er unmittelbar sein göttliches Wissen bewies, waren von diesem Wunder jeweils so überwältigt, daß sie sich gestehen mußten: Er ist mehr wie ein Prophet! Er muß Gott selbst sein!

Mit solcher Genauigkeit hat auch kein Prophet je Ereignisse der Zukunft geweissagt, als eben Christus, der Sohn Gottes!

Von dem göttlichen Selbstbewußtsein, mit dem Jesus, der doch demütig und sanftmütig von Herzen war, auftrat, sei hier ganz abgesehen.

War er Gott, dann war er auch allwissend.

Für seine Gottheit aber sind die Beweise wiederum so zahlreich und überwältigend, daß jeder, der nur einigermaßen "ernst" nach ihnen in der Heiligen Schrift sucht, sich alsbald für besiegt erklären muß. - Es sei kurz erinnert an den hl. Johannes, dessen ganzes Evangelium nach seiner eigenen Aussage nur den Zweck hat, die Gottheit Christi zu beweisen. Sagt er doch selbst von den Wundern Jesu: "Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus ist Christus, der Sohn Gottes, und damit ihr, indem ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen".

Was war Christus für Paulus?

Nun wollen wir noch einen Zeugen reden lassen, auf den ziemlich wahrscheinlich die Ernsten Bibelforscher nicht vorbereitet sind, den Apostel Paulus! -

Der Ausdruck "Jahwe" im Alten Bund enthielt für jeden palästinensischen oder hellenistischen Juden den Begriff "einziger Herr", "wahrer Gott". Wenn man nun die Briefe des Apostels Paulus durchdenkt, findet sich auffallend oft der Name "Herr" auf Christus angewendet. Auffallender noch wirkt die Tatsache, daß Paulus Schriftstellen aus dem Alten Testament in seine Briefe hinübergenommen hat mit der Änderung, daß er überall da, wo vorher das Wort "Jahwe" gestanden, einfach "Herr" einsetzt und mit diesem "Herrn" stets "Christus" meint.

Jesus Christus ist für Paulus der einzige Herr, der einzig wahre Herr und Gott!

Zum Beispiel in Röm. 10, 9f. faßt Paulus die Bedingungen für das Heil kurz zusammen: "Wenn du bekennst mit deinem Munde den Herrn Jesus und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn auferweckt hat von den Toten, wirst du Heil erlangen … denn es sagt die Schrift: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden." - Diese Stelle aber hat Isaias von Gott gesprochen (Is. 28, 16)! Für Paulus ist also Gott und Jesus dasselbe! Der Apostel fährt fort: "Es besteht kein Unterschied zwischen Juden und Heiden, denn der nämliche ist der Herr aller, reich für alle, die ihn anrufen, denn: "Jeder, der anruft den Namen des Herrn, wird Heil erlangen". So hat aber Joel von Gott gesprochen (Joel 2, 32). Für Paulus ist eben einfach Christus der von Isaias und Joel angerufene Gott! Und ganz so, wie die Propheten des Alten Bundes sich mit Vorliebe "Diener Gottes" nannten, nennt sich nun Paulus im Neuen Bund "Diener Christi". -

Die Namen "Gott" und "Herr" wechseln in seiner Rede da, wo sie über göttliche "Macht - Attribute" (Schöpfung, Heiligung, Gericht) spricht. Jesus ist dasselbe für sein Gebet, was Gott für das Gebetsleben ist: Der Inhaber göttlicher Macht und der Spender der natürlichen und übernatürlichen Güter. Es bedeutet ferner weder einen Einwand noch Widerspruch, wenn an manchen Stellen die Anrufung an Gott "durch unsern Herrn Jesus Christus" gerichtet wird. Denn nach dem Zusammenhang kommt Christus hier in Betracht als "Haupt der Kirche", als der Mittler aller Gnaden auf dem Gebiet der Erlösung. Denn: "Einer ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst zur Erlösung hingab für alle" (1. Tim. 2, 5). Nach dem Glauben und der Lehre Pauli steht Christus unendlich über aller Kreatur, sowohl als erste Ursache, als auch als letztes Ziel aller Dinge. Deshalb müssen auch die himmlischen Geister ihre Knie beugen vor ihm, müssen ihn anbeten als ihr Haupt, ihren Schöpfer, ihren Gott! (1. Kor. 8, 4 ff.; Kol. 1, 16 ff.; Eph. 1, 21 ff.; Phil. 2, 9 ff.) Paulus kennt also keinen Unterschied zwischen Gott und Christus! Das Evangelium Gottes ist das Evangelium Christi, das Reich Gottes das Reich Christi, der Richterstuhl Gottes der Richterstuhl Christ, der Geist Gottes der Geist Christi, die Kirche Gottes die Kirche Christi! Entgegen der Anschauung der Ernsten Bibelforscher, nach welcher Christus erst nach Vollendung seines Leidens, bei seiner Auferstehung, die Gottheit verliehen bekam, möge eine Stelle aus der Rede des Apostels Paulus in der Apostelgeschichte 20, 28 noch der Beachtung empfohlen sein:

"Habet acht auf euch selbst und die ganze Herde, in welcher euch der Heilige Geist bestellt hat zu Bischöfen, zu regieren die Kirche Gottes, welche er sich mit seinem Blute erworben."

Die eigenartig berührende Frage R.s: "Warum erwähnt Christus hier die '3. Person der Gottheit', den Heiligen Geist nicht, während er doch von den niedrigeren Engeln redet?", hat bereits in unseren Ausführungen über die "Unveränderlichkeit" der Ratschlüsse Gottes eine vollgenügende Antwort gefunden. Es steht unumstößlich fest, daß Christus Gott war. Als Gott aber muß er selbst am besten gewußt haben, ob und wann er die "3. Person der Gottheit" zu nennen hat. - Der Bibelforscher darf sich übrigens trösten; es steht beinahe zu befürchten, daß Christus den Heiligen Geist für ihn und seinesgleichen nur fast zu oft erwähnt hat, wie wir noch sehen werden . -

Die übrigen Einwände R's gegen die Dreieinigkeit sollen der Einfachheit halber wörtlich folgen: "Wenn sodann Jesus sagt: 'Ich und der Vater sind eins', wie kann man diesen Ausspruch, der doch laut Joh. 17, 11 nur auf die Einheit des Willens Bezug nimmt, als Beweis für das Dogma zitieren angesichts seiner andern Worte: 'Der Vater ist großer als ich?' Phil. 2, 9: 'Darum hat Gott ihn erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist.' Hebr. 12, 2: 'Lasset uns aufblicken zu dem Anfänger und Vollender des Glaubens, zu Jesus, der für die ihm vorgelegte Freude das Kreuz erduldete.' Matth. 12, 17-18: 'Siehe, das ist mein Knecht, den ich auserwählt habe; … Ich will meinen Geist auf ihn legen.' 1. Kor. 8, 6: 'Aber wir haben doch nur einen Gott, den Vater, von dem alles ist und für den wir sind, und einen Herrn, Jesum Christum.' Wem das noch nicht genügt, dem hilft vielleicht 1. Kor. 15, 28 zum Verständnis: 'Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.' Eine deutlichere Sprache ist wohl nicht möglich, aber auch nicht nötig für den, der das klare Wort Gottes über alle menschlichen Traditionen zu stellen vermag." Nun ist der Bibelforscher zu Ende.

Obwohl in den seitherigen Ausführungen auch diese Einreden oder besser vielleicht - Ausreden schon mehr oder weniger ihre Antwort finden, wollen wir mit Rücksicht auf das erhabene Ziel, dem sie gelten, die allerheiligste Dreieinigkeit, uns näher mit ihnen befassen.

Zunächst muß konstatiert werden, daß die Worte: "Ich und der Vater sind eins" nicht bei Joh. 17, 11, sondern Joh. 10, 30 stehen. Wenn der Sinn einer Stelle durch den Zusammenhang klar und verständlich hervortritt, muß es als Unsinn bezeichnet werden, zu dessen Feststellung umherzuschweifen, um endlich - sieben Kapitel - später Halt zu machen und dann erst noch - einen falschen Sinn in die Schriftworte zu legen. Der Ernste Bibelforscher hat natürlicherweise ganz genau gewußt, warum er so handelte, weshalb er verschwieg, wo die betreffende Stelle steht, denn dann wäre er, wie wir nachher sehen, von selbst schon widerlegt gewesen. Er scheint überhaupt die Katholiken für sehr bibelunkundig zu halten. Doch, nun wollen wir untersuchen, warum er mit "der Kirche um das Dorf herum gehen

mußte." -

Versetzen wir uns im Geiste zurück in das irdische Leben des Gottmenschen. Da sehen wir ihn auf dem Fest der Tempelweihe von dem zum Fest zahlreich herbeigeströmten Juden umringt. Sie bestürmen ihn mit der Frage (siehe Joh. 10, 22ff. …): "Wie lange hältst du unsere Seele in Schwebe? Wenn du Christus bist, sage es uns offen."

Christus erwidert ihnen, daß seine Werke von ihm Zeugnis gäben, aber sie (die Juden) würden ihm nicht glauben, weil sie eben nicht aus seinen Schafen seien.

Denn seine Schafe hörten seine Stimme und folgten ihm. Unmittelbar fortfahrend in seiner Rede spricht er: "28. Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden nicht verloren gehen in Ewigkeit, und niemand wird sie entreißen meiner Hand. 29. Was mein Vater mir gegeben, ist größer als alles, und niemand kann es entreißen der Hand meines Vaters. 30. Ich und der Vater sind eins. - 31. Da haben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen." Wir wollen diese "Szene" noch etwas verfolgen in ihrem weiteren Verlauf, obwohl dies nicht einmal mehr nötig wäre.

"32. Jesus entgegnete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch gezeigt von meinem Vater, wegen welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen? 33. Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Gotteslästerung, und zwar weil du, während du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst."

Und nachher (Vers 36) erklärt ihnen Christus: "Zu mir, welchen der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagt ihr: du lästerst Gott! Weil ich gesagt habe: der Sohn Gottes bin ich? 38. Wenn ich sie (die Werke meines Vaters) aber tue und wenn ihr mir nicht glauben wollt, glaubt den Werken, damit ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir ist und ich im Vater." - Nun möge jeder Laie selbst beurteilen, ob in diesen Heilandsworten der vom Bibelforscher vorgetäuschte Sinn zu finden ist. Es ist tatsächlich mehr wie Phantasie, es ist blinder Haß gegen den Gottes-Sohn erforderlich, um seine heiligen bestimmten und klaren Worte derart verdrehen und entstellen zu können.

"Ich und der Vater sind eins." - "Daher hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen!" - Die Juden haben ihn verstanden! Wir steinigen dich, weil du, obwohl du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst! Wegen des "Sicheinsfühlens" mit dem Willen Gottes hätte man ihn nicht steinigen können und auch nicht wollen. Oder glaubt der Ernste Bibelforscher im Ernst, daß die Pharisäer und Schriftgelehrten einen Menschen hätten steinigen lassen, deshalb, weil er sich mit dem Willen Gottes einig fühlte, wo sie doch selbst das Volk lehrten, dieses Ideal anzustreben? Nein, nein; in diesem Fall hätten ihn die Pharisäer ja nur als Beispiel der ganzen Stadt hinstellen können! Die Juden haben ihn also verstanden! Die Ernsten Bibelforscher verstehen ihn nicht mehr! - Warum wohl? Jesus, der Gottes-Sohn, hat darauf die Antwort auch gegeben - im selben Kapitel!

Warum hat der "Bibelkünstler" nun nach Kapitel 17, 11 abgeschwenkt? Ja, dort redet Jesus eben nicht vor den Juden, sondern zu seinen Jüngern, die schon an ihn glaubten (er redet nämlich kurz vor Beginn seines bittern Leidens und Sterbens), also aus seinem Schafstall waren. Dort bittet dann der Heiland, daß seine Jünger so eins sein möchten, daß diese Einheit durch nichts zerstört werden könne, wie auch seine Einheit mit dem Vater unzertrennlich wäre. An dieser Einheit seiner Jünger sollte die Welt erkennen, daß sie aus Gott seien, daß Gott sie ihm gegeben habe. - Diese "Abschwenkung" hat aber R., wie gesehen, nichts genützt. Für uns war sie jedoch wieder einmal eine "treffliche Illustration" dafür, wie die Ernsten Bibelforscher Schriftstellen vom Zusammenhang isolieren und den Sinn in die Gottesworte hineinlegen, der ihnen für ihre Zwecke erforderlich und günstig erscheint! Solche Handlungsweise aber ist ein Frevel! An der Hl. Schrift sowohl als am Gottessohn selbst, der diese Worte gesprochen!

"Der Vater ist größer als ich." Dieses Wort zeigt zu deutlich, daß Jesus hier von sich als dem Menschensohn redet. Deshalb muß sich jedes weitere Wort hierüber als überflüssig erweisen, zumal schon früher über diesen Punkt Ausführungen gemacht wurden.

Der folgende Einwand müßte nun vollständig zitiert sein, um die Widerlegung im Zitat selbst zu finden. Was der Ernste Bibelforscher nicht für "nötig" hielt, zu tun, soll deshalb von uns geschehen.

Phil. 2, 9f. "Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm einen Namen verliehen, welcher ist über jeglichen Namen (wissen übrigens die Ernsten Bibelforscher, daß der Name Jesus allein schon "Gott bedeutet?) 10. damit im Namen "Jesu jedes Knie sich beuge im Himmel, auf Erden und unter der Erde!" Damit will R. beweisen, daß Jesus erst nach der Auferstehung zum Gott erhöht wurde. Vergleichen wir hierzu eine andere Stelle, wo der nämliche Paulus spricht (Röm. 14, 11): "Denn es steht geschrieben: "So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich beugen jedes Knie, und jede Zunge wird Gott bekennen." Wo aber steht dies geschrieben, worauf Paulus hinweist? Bei Isaias 45, 23ff.: "23. Ich habe bei mir selbst geschworen, ein richtiges Wort geht aus meinem Munde, und kehrt nicht zurück (wird nicht zurückgenommen und trifft ein); 24. daß mir sich beuge jedes Knie, daß mir schwöre jede Zunge! 25. Darum wird man dann sagen: Im Herrn hab' ich Gerechtigkeit und Herrlichkeit; vor ihm werden erscheinen und zu Schanden alle, die sich ihm widersetzen. 26. Durch den Herrn wird gerecht und rühmet sich sein aller Same Israels!" Soweit Isaias. Wir sehen auch an diesem Beispiel, daß für Paulus Gott und Herr ein und dasselbe ist. Und jetzt wollen wir Paulus in diesem Zusammenhang (Phil. 2, 9 ff.) noch zu Ende reden lassen, nämlich Vers 11: "und jede Zunge bekenne, daß der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit des Vaters ist". - Weitere Worte überflüssig. Auch der "Ernste" Bibelforscher wird nicht verlangen von mir, noch "etwas" hinzuzufügen. Was er mit dem unvollständigen Zitat Matth. 12, 17-18 noch sagen will, ist ebenfalls genügend widerlegt. Die Stelle heißt mit Einschluß des vorausgehenden Verses: Matth. 12, 16: "Und er gebot ihnen streng, daß sie ihn nicht kund machten, 17. damit erfüllt würde, was durch den Propheten Isaias gesagt wurde, der da spricht (Js. 42, 1-4): 18. "Siehe mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat! Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er wird das Gericht verkünden ...." Nun noch etwas weiter! "20. Ein geknicktes Rohr wird er nicht brechen und einen glimmenden Docht nicht auslöschen, bis das Gericht zum Siege ausgeführt hat. 21. Und in seinem Namen werden die Völker hoffen." - R. muß doch als "ernster" Bibelforscher ein anderes Wort der Heiligen Schrift auch kennen, das da heißt: "Der Buchstabe tötet!" Daß Gott hier seinen Sohn Knecht nennt, ist nur eine Bestätigung des in "Knechts-Gestalt" erschienenen Gottes! Daß dieser Knecht Gott ist, beweist aufs schärfste die ihm zustehende Ausführung des Weltgerichts (18 und 20) und die (in Vers 21 ausgesprochene) Hoffnung der Völker, die sich in seinem Namen erfüllen wird. - "Der Geist ist's, der lebendig macht!" -

"Wem das noch nicht genügt", meint der Gottesleugner dann, dem hilft vielleicht 1. Kor. 15, 28 zum Verständnis: "… dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, usw." Diese Worte des Apostels Paulus helfen uns freilich zum Verständnis, zu dem klaren Verständnis nämlich, daß er hier vom Mensch (und Gott zugleich) Jesus spricht. Sieht denn dieser Ernste Bibelforscher tatsächlich nicht ein, daß, wenn die Stelle einen anderen Sinn hätte, sie sich selbst widersprechen müßte? Dann müßte also der Sohn nachdem ihm alles unterworfen war, selbst dem (Gott Vater) unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat. Wenn Christus alles unterworfen war, dann war er eben Gott. Und nun soll er als Gott seine Herrschaft über alle Geschöpfe und alle Dinge wieder abtreten an den, der ihm alles unterworfen hatte? Ein solcher Wechsel läßt sich mit dem Begriff und Wesen Gottes niemals vereinbaren, was wir früher in einem ähnlichen Fall ("Verleihung") schon festgestellt haben. Dies ist auch der Vernunft einleuchtend. Die Ernsten Bibelforscher können scheinbar sehr schwer verstehen, daß Gott unveränderlich ist und - sein muß! - Diese Stelle kann also nur von Jesus als Gott-Mensch als Gott und Mensch zugleich, gemeint sein, und ist es auch! - Im übrigen verweisen wir die Bibelforscher auf unsere obigen Aufstellungen über den identischen Wortgebrauch dieses Apostels bezüglich "Herr" und "Gott".

Es dürfte der gegnerischen Seite aufgefallen sein, daß wir uns in den Beweisführungen für die Gottheit Christi so eingehend an den Völkerapostel Paulus gehalten haben, obwohl das Verfahren viel abgekürzter gewesen wäre bei Berufung auf irgendeinen andern Apostel bezw. Evangelisten. Dies geschah in erster Linie deshalb, weil gerade Paulus von den Ernsten Bibelforschern so vielfach für seine gottesleugnerischen Zwecke zitiert wird; wenn man wählen kann, ist es entschieden immer besser, den Gegner mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Sodann deshalb, weil wir den Apostel in seiner glühenden Heilandsliebe gar nicht verstehen könnten, wenn er in diesem Heiland, diesem Christus, in diesem seinem Herrn nicht den wahrhaftigen Gott geliebt hätte. Jenen Gott, von dessen Liebe ihn nichts, weder Verfolgung noch Schwert, weder Hunger noch Durst, weder Trübsal noch Angst, weder Engel noch Fürstentümer, weder Höhe noch Tiefe (wie er dies selbst beteuert in seinem Brief an die Römer, im Kapitel 8, Vers 35f.) trennen kann! Seine von Gottesliebe entflammte Rede in diesem Kapitel läßt er voll zuversichtlicher Begeisterung ausklingen in die Worte (Vers 39): "Denn ich bin gewiß, daß … noch irgend ein anderes Geschöpf uns wird trennen können von der Liebe Gottes, welche ist in Christus Jesus unserem Herrn!" So bestätigt Paulus auch mit diesen letzten Worten seinen Glauben an die Gottheit Christi. - Drittens zu dem Zweck, um den Ernsten Bibelforschern den praktischen Beweis zu liefern für die unumgängliche Notwendigkeit einer Kenntnis der orientalischen Bibelsprache zur sicheren, genauen und gerechten Erforschung und gewissenhaften Auslegung der Heiligen Schrift! Die katholische Kirche weiß also - nebst vielen andern wichtigen Gründen -, weshalb sie von ihren künftigen Priestern eine "akademische" Bildung verlangt. Umgekehrt wissen aber auch wir Katholiken, warum diese "akademisch" gebildeten Geistlichen den Ernsten Bibelforschern und gewissen andern Leuten ein solch großer "Dorn im Auge" sind! -

Wissenschaft, starke Glaubensüberzeugung und tiefe Frömmigkeit bilden zusammen das dauerhafte Fundament, auf dem der unumstößliche Bau unseres katholischen Priestertums stehen, feststehen muß!

So haben wir einwandfrei festgestellt, daß nach der Lehre der Heiligen Schrift

Jesus Christus wahrhafter Gott von Ewigkeit her als die zweite Person in der Gottheit

ist -

Muß es einen jeden gläubigen Christen nicht äußerst schmerzlich ergreifen, wenn er mitansehen muß, wie dem Gottessohn, der seine ewige Herrlichkeit beim Vater im Himmel verläßt, um den ohnmächtigen Menschenseelen durch sein Leiden und Sterben Erlösung zu bringen, wie diesem Gottessohn sein ewiges Gottheitsdiadem von der heiligsten Stirne gewaltsam heruntergerissen werden soll?! Muß es nicht um so schmerzlicher berühren, wo es doch gerade das Bekenntnis seiner Gottheit war, das ihm letzten Endes sein Todesurteil sprach! In ihrer ganzen Größe stellt sich vor unser geistiges Auge jene entscheidene Stunde, da der Hohepriester an der Spitze des Hohen Rates unter feierlicher Anrufung des göttlichen Namens den Herrn auffordert, zu bekennen, ob er der Christus sei, der Sohn Gottes, des Hochgelobten! Und was antwortet Jesus? Er, der zu allen Mißhandlungen und Roheiten, zu den Aussagen bezahlter Zeugen geschwiegen hatte, er antwortete mit majestätischer Ruhe feierlich und aufs bestimmteste: "Du hast es gesagt. Ich bin es!" - Und für diesen feierlichen Schwur ist Jesus in den Tod gegangen! Das Bekenntnis seiner Gottheit hat er mit dem Tode gebüßt! - Und trotzdem wird seine Gottheit immer wieder verworfen! - Mit Recht sagt deshalb Paulus, daß solche Gottesleugner den Sohn Gottes von neuem ans Kreuz schlagen und ihn der Verachtung und dem Spott preisgeben! -

Für uns steht die Gottheit Christi außer allem Zweifel und wir danken unserm Herrn für diese uns geschenkte Erkenntnis und die Bewahrung des Glaubens an sie.

Ob die Ernsten Bibelforscher an diesen Christus, den Gottessohn von Ewigkeit her, glauben wollen, ist ihre Sache.

An unsern Christus-Glauben aber knüpft sich das verheißungsvolle Wort Pauli (Röm. 9, 23):

17.01.02 glaubt, wird nicht zu Schanden werden."

Wir schließen unsere Beweisführung über die Gottheit Christi mit einem weiteren Paulus-Argument (Röm. 9, 5): "Und aus denen (den Vätern) Christus ist dem Fleische nach, der da ist Gott über allem, hochgelobt in Ewigkeit!" -

Die Bibelforscher und der Heilige Geist

Es ist auffallend, daß der Ernste Bibelforscher in seinen Angriffen auf die Dreieinigkeit so wenig von der "dritten" Person, dem Heiligen Geist, zu sagen weiß. Allerdings war dies auch unnötig, denn wenn die zweite Person nicht Gott ist, fällt das Dreieinigkeits-Dogma dahin. Trotzdem - oder besser, gerade weil der Ernste Bibelforscher über seine Lehre vom Heiligen Geist nichts verrät -, wollen wir doch noch kurz für diese Lehre der "Ernsten Bibelforscher" uns "interessieren".

Welches ist denn die "Lehre" der Ernsten Bibelforscher vom Heiligen Geist? - Wird die Gottheit des Heiligen Geistes in dem Sinne, wie sie christliche Glaubenslehre ist, von ihnen anerkannt? Lehren sie, daß der Heilige Geist der Person nach vom Vater und vom Sohn verschieden, aber doch einen und des nämlichen göttlichen Wesens mit den beiden ist? - Der zweite "Glaubensartikel" der Ernsten Bibelforscher lautet: "Wir erkennen an, daß die Persönlichkeit des Heiligen Geistes der Vater und der Sohn ist (!), - daß der Heilige Geist von beiden ausgeht." -

Das ist aber eine in ihrem ersten Teil grundfalsche Lehre, und es besteht kein Zweifel, daß Russell, wenn er die "Zeugung", "Erleuchtung" und "Belebung" der "Herauswahl" dem Heiligen Geist zuschreibt, darunter den wesentlichen Geist Gottes, aber nicht eine eigentliche göttliche Person versteht. Denn eben dieser Russell schreibt doch, daß die "Greuel der Verwüstung" (Daniel 9, 27 und 11, 31) durch folgende greuelvolle Lehren verwirklicht seien: Die Unsterblichkeit der Seele, ewige Qual in der Hölle, Dreieingkeit Gottes und die katholische Lehre von der Transsubstantiation (Wesensverwandlung von Brot und Wein in den wahren Leib und das wahre Blut Christi im heiligen Meßopfer)!

Wir wissen bereits, wie Russells Schüler diese "katholischen Greuel der Verwüstung" durch seine "Schmähschrift" gegen unsere Kirche zu beseitigen versuchte, als da sind: Unsterblichkeit der Seele, Ewigkeit der Höllenqual, schließlich unseren gegenwärtigen Fall, die Dreieinigkeit Gottes. Die Bekämpfung des vierten Greuels, des allerheiligsten Altarsakramentes, beginnt R. unmittelbar nach seiner Bekämpfung der Dreieinigkeit. Dies ist nun das wahre Gesicht der Ernsten Bibelforscher! Sie leugnen also nicht nur die Dreifaltigkeit, noch mehr , - diese Lehre ist ihnen sogar eine "greuelvolle" Lehre! - Aber nicht nur den Ernsten Bibelforschern, auch dem Feind Gottes, dem Teufel! -

Die Wahrheit von der Dreieinigkeit ist in der Heiligen Schrift wiederholt begründet. Die Apostel haben sie verkündet und die Kirche hat sie bis auf den heutigen Tag bewahrt. am deutlichsten hat Christus selbst sie ausgesprochen in seinem den Aposteln erteilten Taufbefehl, worin er ihnen die Taufformel vorschreibt in den Worten: "… und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Matth. 28, 19)! Schon die Bewahrung dieser von Christus angeordneten Taufformel bis zur Gegenwart ist der kräftigste Beweis dafür, daß von Beginn der Kirche an durch alle Zeiten hindurch das Dreieinigkeits-Geheimnis als solches gelehrt und geglaubt wurde. Wäre sodann unter dem Heiligen Geist nicht eine vom Vater und Sohn verschiedene Person zu verstehen, so müßte uns die Taufformel Christi ein Rätsel sein. Darum kümmert sich freilich ein Ernster Bibelforscher, wie ersichtlich, überhaupt nicht! Warum aber ist den Ernsten Bibelforschern die christliche Dreieinigkeits-Lehre ein so großer Stein des Anstoßes und Ärgernisses? Sehr einfach!

Auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft, werden wir vom Vater an Kindes Statt angenommen, Brüder und Miterben des Sohnes, innerlich bewohnt und angetrieben vom Heiligen Geist. Durch diesen dreieinigen Gott werden uns die Gnaden der übrigen Sakramente erteilt, die uns begleiten sollen durch unser ganzes irdisches Probeleben. Am Abschluß unserer irdischen Laufbahn, angesichts der Pforten des Grabes, betet unser Priester: "Ziehe hin, christliche Seele, im Namen des Vaters, der dich erschaffen, im Namen des Sohnes, der dich erlöst, im Namen des Heiligen Geistes, der dich geheiligt hat." -

Wenn in solcher Fülle der Segen der allerheiligsten Dreifaltigkeit auf uns ruht und in uns wirkt, darf es uns nicht wundern, daß die dunklen Mächte der Finsternis wutentbrannt anstürmen gegen den Urquell alles Lichtes, die allerheiligste Dreieinigkeit, die von uns gelobt und gepriesen sei in alle Ewigkeit!

Die Beleidigung des Ernsten Bibelforschers, die in seinem letzten Satz (über die Dreieinigkeit: "Eine deutlichere Sprache ist wohl nicht mehr möglich, aber auch nicht nötig für den, der das klare Wort Gottes über alle menschlichen Traditionen zu stellen vermag!") gegen die katholische Kirche liegt, ist nicht nur eine infame, herausfordernde Lüge, sondern gleichzeitig eine Beleidigung gegen Gott selbst, letzten Endes gegen den Heiligen Geist, den Lenker und Lehrer der Kirche und Inspirator der Heiligen Schrift. Die Ernsten Bibelforscher mögen sich daher schon bei dieser Gelegenheit sagen lassen, daß wir unsere den Aposteln ererbten und bis auf den heutigen Tag unverfälscht bewahrten Wahrheiten nicht menschlichen Traditionen verdanken, sonderm dem wahrhaftigen und allwissenden Gott selbst, der unserer Kirche den Beistand des Heiligen Geistes für die Gesamt-Dauer ihrer Existenz verheißen und geschenkt hat, so daß auf Grund dieser göttlichen Hilfe die Kirche sich bald 20 Jahrhunderte hindurch siegreich behaupten konnte und siegreich behaupten wird, trotz aller Anstrengungen der Hölle und ihrer "Helfer" , - bis ans Ende der Welt!

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