Dies ist die Dokumentation eines "historischen Textes". Als Webseiten-Betreiber lege ich Wert auf die Feststellung, mit dem in Rede stehenden Verfasser keinesfalls übereinzustimmen. Siehe dazu auch:

Startseite von: Fritz Schlegel Die Wahrheit über die Ernsten Bibelforscher

Die Hölle

- trotz des Anlaufes gelingt es ihm aber nicht, sie zu nehmen. Für die Nichtigkeit dieser katholischen Lehre glaubt er sich mit etwas mehr Beweismaterial ausgerüstet! Denn während er für die Taufe nur eine einzige Seite aufzubieten vermochte, verwendet er auf die Hölle deren vier. Aber dennoch, sein Sturmangriff wird abgeschlagen, denn:

Die Wahrheit siegt!"

In gewundenen, gezwungenen Aufstellungen plagt sich der Ernste Bibelforscher ab, den Ausdruck "Hölle" nur als bildlich bezw. als Symbol hinzustellen! Man kann uns nicht zumuten, auf all' seine absurd anmutenden Fehl- und Scheinschlüsse im einzelnen widerlegend einzugehen. Für uns handelt es sich vielmehr darum, mit den Beweisen der alles durchdringenden, alles enthüllenden Wahrheit den Gegner zu schlagen und mit ihrer Hilfe - eben diese Wahrheit selbst siegen zu lassen!

Am Ende unserer Ausführungen aber dürfte es dem Ernsten Bibelforscher nicht schwer fallen, seine Anschauungen entsprechend beantwortet zu finden.

Wenn sodann der Ernste Bibelforscher erwartet, einen "schaurigen" Phantasiebericht über die Hölle geboten zu bekommen, so sei ihm gleich zu Beginn die Versicherung gegeben, daß er sich getäuscht hat. Denn zum ersten würde die Phantasie dazu gar nicht ausreichen, zum zweiten ist ein solcher Phantasiebericht höchst überflüssig, was sich im Verlaufe der Abhandlung zeigen wird.

Zunächst sei festgestellt, daß neben dem Wort "Gehenna" noch viele andere Bezeichnungen für "Hölle" vorkommen.

Dem deutschen Hölle (von helan, hehlen, verbergen; Hel, Göttin der Unterwelt) entsprechen nämlich alle die biblischen Namen: Hadas, Tartarus, Scheol, Verderben, Tod u. a.!

Wenn sodann der Bibelforscher seinen Lesern vorzutäuschen versucht, Christus hätte in Wirklichkeit bei Matth. 5, 22 gar keinen "Sprung" vom Sinnlichen zum Übersinnlichen getan, weil die "Gehenna" ein dem jüdischen Rechtsleben entnommenes Bild sei, so muß diesem entgegengehalten werden, daß ein "Sprung" vom "Übersinnlichen zum Sinnlichen" schon eher eine berechtigte Annahme finden kann; also gerade das Gegenteil richtig ist. Christus dürfte nicht bald so deutlich und so absichtlich vom "Übersinnlichen" gesprochen haben, als hier und im ganzen Kapitel! Um dies zu beweisen, wollen wir uns nicht unnötig über "orientalisch-philologische Sprachgebräuche" unterhalten, sondern lediglich uns an die vom Ernsten Bibelforscher dem Katholiken "zu Liebe" benützte "Allioli-Bibel" halten, d. h. die betreffende Stelle ganz ehrlich, wie es die "Liebe zur Wahrheit" verlangt, an Hand genannter Bibelausgabe etwas im Zusammenhang betrachten. -

Zu diesem Zweck ist es schon nötig, daß wir etwas weiter ausholen. Matthäus berichtet in dem von R. genannten Kapitel 5 den Beginn der Bergpredigt. In dieser hebt Christus deutlich den Unterschied hervor zwischen dem seitherigen Alten und dem künftigen Neuen Bund. Er weist das Volk immer wieder auf die Lehren der Schriftgelehrten hin und verkündet dann mit Nachdruck: Ich aber sage euch! - Diese Betonung seiner Persönlichkeit kommt in der griechischen sowie lateinischen Sprache noch besser zur Geltung, da in diesen Sprachen das Wörtchen "ich" schon im Zeitwort liegt, also gar nicht besonders ausgesprochen wird. Nur bei Anlässen, die eine Hervorhebung dieses persönlichen Fürworts verlangen oder empfehlen, wird das Wörtchen "ich" ausnahmsweise angewendet.

Wenn nun Jesus, der doch die Bescheidenheit und Demut selbst war, dieses Wörtchen benützt und dadurch auf so auffallende Art, mit der ganzen Macht der Sprache und Persönlichkeit, seine Autorität geltend macht, so muß er gute Gründe zu solch selbstbewußtem, unerschrockenem Auftreten haben. Hätte er als Mensch - oder "weltlicher Rechtsvertreter" zu den jüdischen Volksscharen geredet, dann wären tatsächlich seine Gegenüberstellungen: "Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist … usw." - "Ich aber sage euch (ego autem dico vobis) - unverständlich! Schon dieser auffallende Umstand bei dem so bescheidenen Heiland muß dem vernünftigen und klaren Denker sagen, daß Jesus hier als Messias - als Gott - redet. So hatte noch kein Prophet gesprochen! Christus redet wie einer, der Macht hat! Als Gott tritt er hier auf, als Gott predigt er der Volksmenge. Man überlege doch:

"Ich … Euch,

Gott … Menschen,

Ewiges … Zeitliches,

Übersinnliches … Sinnliches!

Daß Christus von "vornherein" vom "Übersinnlichen" redet, geht doch mit einer selbstverständlichen Deutlichkeit aus allem hervor, was er unmittelbar vorher im selben Kapitel predigt. Zum Beispiel Vers 10:

"Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich!"

Ferner Vers 11 und 12:

"Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen, und alles Böse mit Unwahrheit wider euch reden um meinetwillen!"

"12. Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im Himmel! - Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen."

Oder Vers 16:

"So leuchte euer Licht vor den Menschen, auf daß sie eure guten Werke sehen, und euern Vater preisen, der im Himmel ist."

Man wird nicht gerade behaupten können, daß man in solchen Worten vom Sinnlichen redet!

Einen kleinen Schritt weiter bis Vers 20:

"Denn ich sage euch: wenn eure Gerechtigkeit nicht vollkommener sein wird, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen."

Vom Beginn der Bergpredigt bis jetzt zu Vers 20 spricht der Heiland vom Übersinnlichen (Himmelreich)! Und nun, wenn im folgenden Christus in nur sinnlicher Bedeutung reden wollte, dann frage ich mit dem Bibelforscher in entgegengesetztem Sinn: "Muß es nicht unwillkürlich ausfallen, daß, nachdem in dem vorhergehenden vom Jenseits und dem Übersinnlichen die Rede war, nun plötzlich ein 'Sprung vom Übersinnlichen ins Sinnliche gemacht wird?" Und antworte ihm mit seinem Worten: "Das hat nun Christus aber in Wirklichkeit gar nicht getan!"

Eine kleine Zwischenbemerkung sei mir erlaubt. R. sagt in seiner Schrift: "Muß es nicht unwillkürlich auffallen, daß, nachdem in den vorausgehenden Versen von Institutionen der jüdischen Rechtspflege (Gericht und Rat) die Rede war, nun plötzlich ein Sprung vom Sinnlichen zum Übersinnlichen gemacht wird." Obwohl wir nicht kleinlich sind, sei doch bemerkt, daß dies dem wahren Sachverhalt widerstreitet. Denn: in einem einzigen vorausgehenden Vers ist nur die Rede von Institutionen der jüdischen Rechtspflege und zwar dem Vers 21. Das mußte der "Wahrheit zuliebe" festgestellt werden.

Nach den Redewendungen des Bibelforschers könnte man annehmen, Christus hätte für das versammelte Volk gleichsam "juristische Volkshochschulkurse" über die Institutionen der jüdischen Rechtspflege abgehalten. Dabei benützt Christus diese bestehenden jüdischen Rechts- und Gerichtsnormen nur, um in verschiedenen Hinweisen auf sie den Gegensatz zwischen dem Alten und dem künftigen durch ihn (Christus) zu stiftenden Neuen Bund schärfer zu kennzeichnen.

Nun wollen wir zum eigentlichen Ausgangspunkt unserer Auseinandersetzungen zurückgehen. In Vers 20 spricht der Herr, wie gesehen, noch vom Himmelreich und fährt dann fort: "21: ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichtes schuldig sein. (2. Mos. 20, 13; 5. Mos. 5, 17!)

22. Ich aber sage euch, daß ein jeder, der über seinen Bruder zürnt, des Gerichtes schuldig sein wird. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raca (Taugenichts)! wird des Rates schuldig sein; und wer sagt, du Narr (d. i. du Gottloser, Verruchter! Vergleich dazu Psalm 13, 1, "Der Tor spricht in seinem Herzen: es ist kein Gott", also auch kein Richter!) "wird des höllischen Feuers schuldig sein".

Es bedürfte nun keines weiteren Beweises mehr zur Feststellung, daß Christus hier tatsächlich vom Übersinnlichen spricht. Aus der Bedeutung des Wortes "Narr" = Gottloser ist dieser Beweis schon allein zur Genüge geliefert. Wir wollen trotzdem noch den Ausdruck "Gehenna" einer näheren Betrachtung würdigen. Wörtlich übersetzt heißt es in Vers 22 zu Ende: "wird des Feuers der Gehenna schuldig sein (reus erit gehennae ignis)". Die Gehenna nun war ein Tal bei Jerusalem, wo man die Opfer des Götzen Molochs und überhaupt alles Unreine verbrannte und hineinwarf. Deshalb ward Gehenna der Name der Hölle, des Feuerpfuhles alles Verderbens! Christus benützt also den Ausdruck "Gehenna", um damit zu sagen, daß jene, die in die Hölle verdammt sind, von ihm, gleich niedrigem Kehricht, weggeworfen, verworfen, verstoßen und verachtet sind! Wäre nun R's Auslegung Auslegung der Worte Christi richtig, dann müßten von "diesem" Zeitpunkt an alle diejenigen, welche ihren Nächsten sehr entehrt oder beschimpft hatten, in diesem von Christus für diesen Zweck bezeichneten Tal, in der Gehenna, verbrannt worden sein! Es ist aber nirgends über einen solchen Fall etwas zu lesen. - Nein, man kann nun einmal nicht daran vorbeikommen, wir müssen die Heilandsworte so nehmen, wie sie von Christus gemeint und sicherlich von der damals ihm lauschenden Volksmenge aufgefaßt worden sind. Welch' vernünftig und vorurteilslos Denkender mag übrigens behaupten, daß es auffallend sei, wenn Christus, nachdem er in ausführlicher Rede für aller Art Leiden auf dieser Welt einen ewigen Lohn im Himmelreich verheißen hatte, als logische Fortsetzung und Ergänzung des einen Teils seiner Predigt nun auch für die Sünden und Verbrechen die strenge, aber gerechte Strafe, die "Höllenstrafe" ankündigt!? -

Aus dem inneren Zusammenhang ergibt sich ferner, daß in Vers 22 das Gericht und der Rat nicht wörtlich zu nehmen sind. Sie sollen nur andeuten, daß eine geringere Verletzung der Liebe in geringerer Weise, eine schwerere Verletzung mit der Verdammnis bestraft wird. (Augustin.)

Fußnote:

(Die Juden hatten seit den ältesten Zeiten zwei Gerichtsinstanzen: 1. Das Gericht, welches in jeder Stadt bestand, aus Priestern und Familienhäuptern zusammengesetzt war, und den Zweck hatte, die kleineren Rechtshändel zu schlichten.

2. Das Hohe Gericht (der Hohe Rat, das Synedrium), welches 72 Mitglieder zählte, in der Hauptstadt Jerusalem sich befand und sich mit den größeren Händeln und Angelegenheiten beschäftigte.)

So stehen auch die beiden Schimpfnamen Raca und Narr überhaupt für mindere und gröbere Liebesverletzungen.

Wer noch nicht von der übersinnlichen Bedeutung unserer Schriftstelle überzeugt ist, möge die Bergpredigt aufmerksam zu Ende lesen!

Die besprochene ist indes nicht die einzige Bibelstelle, die von den Ernsten Bibelforschern gegen die Hölle ins Feld geführt wird.

Russell und die Ernsten Bibelforscher sagen: Wir glauben auch an die "Hölle der Bibel"; aber die Worte Cheol, Gehenna, Hades, Tartarus usw., die im Deutschen "Hölle" heißen, bedeuten "Grab"; das "höllische (Gehenna --) Feuer" des Neuen Testamentes ist nur ein "Symbolisches Bild", das den "zweiten Tod", d. i. die Vernichtung der Gottlosen am Ende des Milleniums darstellt. Wir glauben auch, daß Gott sowohl Seele als Leib zu verderben vermag in der "Gehenna", dem "zweiten Tod", der "ewigen Strafe" (Nicht "Pein").

Aber wir glauben nicht, daß Gott die Unverbesserlichen ewigen Leiden oder ewigen Qualen anheim fallen läßt, da solche Leiden weder ihnen selbst noch anderen etwas nützen können, während doch nach der Weisheit Gottes alle Leiden und Züchtigungen einen erzieherischen und bessernden Wert haben sollen. -- So zu lesen im 7. und 8. "Glaubensartikel" der Ernsten Bibelforscher. Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß die Worte "Scheol" usw. in der hl. Schrift nicht "Hölle" im Sinne eines Ortes und Zustandes ewiger Qualen bedeuten, sondern "Grab", "Totenreich" und "Unterwelt"; aber an zahlreichen Stellen haben sie eine andere Bedeutung, und keine andere, als Verdammnis durch Trennung von Gott und durch ewige Qualen. An nicht wenigen Stellen der Bibel ist sogar die Ewigkeit der Höllenqualen gelehrt, ohne daß überhaupt das Wort "Hölle" gebraucht wird. Zum Beispiel im Buche Judith (16, 21), wo es heißt, "daß sie brennen und es fühlen in Ewigkeit". Bei Jsaias 66, 24 lesen wir, "daß der Wurm der Männer, die gegen Gott gefrevelt haben, nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen wird". Nach Daniel 12, 2 werden "viele von denen, die im Erdenstaub schlafen, erwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zur Schmach, um sie ewig zu schauen." Russell übersetzt und erklärt: "Zu ewigem d. i. Zeitalter dauerndem Abscheu."

An mehreren Stellen der Hl. Schrift sind dem Worte "Hölle" so bestimmte Merkmale beigefügt, daß jede andere Bedeutung (wie "Grab" usw.) ausgeschlossen ist. So redet Christus (in Markus 9, 42ff.) von der Hölle, dem unauslöschlichen Feuer, "wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlöscht; und das dreimal nacheinander! -

Insbesondere aber lehrt Christus die Ewigkeit der Höllenstrafen, ohne der Hölle selbst Erwähnung zu tun. Matthäus 25, 41 und 46; eine Stelle, die für sich allein schon entscheidend ist. Danach lautet der Richterspruch, den er beim letzten Gericht denen auf der Linken verkünden wird:

"Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist …" "Und diese werden ins ewige Feuer gehen, die Gerechten aber in ewiges Leben." -

Russell und seine Anhänger meinen, das "ewige Feuer" sei ein Symbol oder Sinnbild der ewigen Vernichtung. Aber es handelt sich hier um einen Urteilsspruch, der jede sinnbildliche und uneigentliche Bedeutung ausschließen muß. So wenig das "ewig" in einem uneigentlichen Sinn für eine zwar lange, aber doch nicht endlose Zeit genommen werden kann, ebensowenig darf "Feuer" und "Pein" als Vernichtung erklärt werden.

Und so ist wirklich die Ewigkeit der Höllenstrafe klare und bestimmte Lehre der Hl. Schrift. Wirklich, wie dieselbe Hl. Schrift (Sprichw. 11,7) erklärt: "wenn ein böser Mensch stirbt, alle Hoffnung dahin"! Wirklich, "der Tod der Sünder sehr böse" (Ps. 33, 22).

Die Ewigkeit der Höllenstrafe ist also keine "verhältnismäßig" moderne Erfindung, die vom Papsttum, dem "großen Abfall", herrührt, wie Russell behauptete, sondern Lehre der Hl. Schrift selbst!

Auch wird diese Lehre von "Menschen" ("die selbst nicht an sie glauben", wie R. dreist zu behaupten sich wagt!) nicht deshalb vorgetragen, weil sie von der Lehre einer Nichtexistenz der Hölle (oder wie er sagt: "Von der - Wahrheit - [!]") einen demoralisierenden Einfluß auf die Menschen befürchten, sondern weil diese gefürchtete Lehre das eigene Wort Gottes und Lehre der Hl. Schrift ist, deshalb für den Priester die Pflicht besteht, sie zu verkünden.

Diese ungeheure und gotteslästerliche "päpstliche Lehre" wurde auch schon - man denke sich - von den ältesten Kirchenvätern vorgetragen, deren Ausführungen hierüber nur den Widerhall der Schriftlehre bilden.

Der hl. Bischof Polykarp von Smyrna, der als 86jähriger Greis im Jahre 156 (!) den Feuertod erlitt, redete nach dem Bericht der Gemeinde von Smyrna vom Jahre 157 seinen Richter also an: "Du drohst mit einem Feuer, das nur eine Stunde brennt und dann erlischt; denn du kennst nicht das den Gottlosen vorbehaltene ewige Straffeuer" (11. Kap.).

Die Lehre der Origenisten, welche die vom Apostelfürsten Petrus in seiner Tempelrede (Apg. 3, 21) gelehrte "Wiederherstellung aller Dinge" statt als Unwirksam- und Kraftlosmachung des Bösen als schließliche allgemeine Beseligung (!) faßten, ward von den Vätern bekämpft und von einer Synode in Konstantinopel im Jahre 543 verworfen. Dieser Beschluß wurde sodann vom 5. allgemeinen Konzil in Konstantinopel im Jahre 553 bestätigt.

Hölle und Vernunft

Auch der Vernunft leuchtet die Ewigkeit der Höllenqualen ein. Denn nur diese allein sind imstande, den Menschen dauernd vom Bösen abzuhalten. Wenn es wahr wäre, daß es eine Befreiung aus der Hölle gibt, oder, wie Russell und seine Anhänger wollen, daß die Strafe der Gottlosen lediglich in ihrer Vernichtung besteht, so würde mancher, der nicht mehr aus Liebe zu Gott dessen Geboten treu bleiben kann, aus der Sünde nicht allzuviel sich machen, sondern mit dem Gedanken sich beruhigen: "Wenn ich nur nicht 'ewig' leiden muß!"

Die Strafe - wenden die Ernsten Bibelforscher ein - muß aber doch nach Gottes Weisheit einen erzieherischen und bessernden Zweck haben, und das trifft bei einer "ewigen" Höllenqual nicht zu. -

Darauf ist zu erwidern, daß des Menschen Kenntnis von der Existenz einer Hölle für ihn genügend Ansporn zur Besserung während seiner Lebenszeit bildet. Gott will ja nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe (2. Petr. 3, 9; 1. Tim. 2, 4; Ez. 33,11)! Nach dem Tode ist dem Menschen jede Gelegenheit genommen, für sich etwas zu tun.

"Es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann"! (Joh. 9, 4).

"Wohin der Baum wird gefallen sein, da wird er liegen bleiben!" (Eccl. 11,3).

Christus hat deutlich und eindringlich genug über die ewige Strafe der Hölle geredet. Und für wieviele schon mag allein die Furcht vor dieser entsetzlich-furchtbaren Vergeltung die Ursache, der Beweggrund zur Lebensbesserung und damit zur Erlangung des ewigen Lebens gewesen sein! Ganz gewiß!

"Hier scheide, hier brenne, nur schone meiner drüben in der Ewigkeit!"

So hat also die Wahrheit, die Lehre von einer ewigen Höllenstrafe sehr wohl einen erzieherischen und bessernden Zweck.

Sodann hat vor allem die Strafe den Zweck, für die verletzte Rechtsordnung Sühne zu leisten. Ein ewiger, unendlicher Gott wird beleidigt, darum muß auch die Strafe eine ewige, eine nicht endende sein. In Gott sind alle Eigenschaften gleich vollkommen. Deshalb ist er nicht nur unendlich barmherzig, sondern auch unendlich gerecht! Der Verdammte wußte, daß auch für ihn die Nacht anbricht, in der er nicht mehr für sein Heil wirken kann. Auch ihm hatte Gottes Barmherzigkeit Gnaden geschenkt, wie den andern, die gerettet wurden. Gott läßt auch keinen über seine Kräfte versuchen. "Ich kann alles in dem, der mich stärkt", sagt Paulus. Der Mensch hat seinen freien Willen, Gottes Gnade, die Hilfsmittel der Religion, was will er denn noch mehr? Christus sagt ferner, daß nur diejenigen, die Gewalt anwenden, das Himmelreich an sich reißen! Der Mensch weiß das. Wenigstens hat er Gelegenheit, es zu erfahren, indem er regelmäßig das Wort Gottes anhört. Wenn er nun, trotzdem er es weiß, keine Gewalt anwendet, weil er eben keine anwenden will, wer ist dann schuld an dem Verdammungsurteil? - Darum verlangt Gottes Gerechtigkeit eine Vergeltung, und zwar, weil er ewig gerecht ist, eine ewige Vergeltung!" -

Auch gegen Gottes Liebe verstößt die ewige Hölle nicht. Die Liebe Gottes will, daß alle Menschen selig werden. Deshalb will diese göttliche Liebe die Sünde, das Hindernis für den Eingang in die Seligkeit, nicht. Und weil Gott die Sünde nicht will und nicht wollen kann, sonst müßte er sich selbst widersprechen, will er die Hölle! Er will die Hölle nicht um ihrer selbst willen, sondern als Mittel zu der ihm gebührenden Verherrlichung. Wie die ganze Schöpfung in erster Linie zu seiner Ehre ins Dasein gerufen wurde, so dient auch die Hölle diesem Zweck. Denn

"Alles hat er um seinetwillen gemacht, auch den Gottlosen für den Tag seines Unglücks." (Sprichw. 16, 4.)

Am Tage des Gerichtes wird Gottes Liebe auch am Gottlosen offenbar werden. Die Ewigkeit der Höllenstrafe wirft zugleich ein Licht einerseits auf die Bosheit der Sünde, andererseits auf die Liebe Gottes im Erlösungswerke, durch das uns Christus, der Erlöser, von der Schuld der Sünde und der ewigen Verdammnis befreit und uns die Mittel erworben hat, welche uns vor der ewigen Höllenpein bewahren, vorausgesetzt allerdings, daß wir selbst diese Mittel gebrauchen wollen. Unter diesem Gesichtspunkt bildet sogar die Hölle einen Beweis für Gottes Liebe!

Doch wie?, fragen da die Ernsten Bibelforscher. Lehrt nicht auch die Heilige Schrift, daß der Herr alle Sünder vertilgen oder vernichten wird (Ps. 144, 20)? Daß die Sünder zugrunde gehen oder vernichtet werden (Ps. 36, 20)? Heißt es nicht ebenda (Ps. 36, 10): "Noch eine kleine Weile, und der Sünder ist nicht mehr?" Gewiß sagt die Heilige Schrift so. Aber sie drückt sich nach "menschlicher" Art aus. Auch wir Menschen sagen, daß ein Heer in einer Schlacht "vernichtet" wurde, ohne daß wir hierbei an eine eigentliche Vernichtung denken. Die Heilige Schrift lehrt an zahlreichen Stellen und in bestimmtester Weise, daß die Strafe der Gottlosen in ewiger Pein im Feuer besteht, daß "der Rauch ihrer Qualen in alle Ewigkeit aufsteigen wird" (Offb. 14, 11; 19, 3). Eine Stelle, die Russell also erklärt: "Die Erinnerung (Rauch) an die Vernichtung wird dauernd sein, - die Lektion wird nie vergessen werden - wie Rauch, der nach einem verzehrenden Feuer fortfährt aufzusteigen und ein Zeugnis ist, daß das Feuer sein Werk getan hat". Aber (so bemerkt hierzu Prof. Dr. Heimbucher) das heißt die Heilige Schrift nicht deuten, sondern umdeuten!

Nein, es gibt eine Hölle mit einer ewigen Pein, denn: Besser wäre es für den Menschen, gar nicht geboren zu sein, als dieser Strafe zu verfallen (Mk. 14, 21)! Sie werden mit dem Teufel "Tag und Nacht" gepeinigt (Offb. 20, 9f.; vergl. Offb. 14, 10)! -

Damit dürfte in möglichster Kürze das wichtigste gesagt sein, was sich im Diesseits über das "Geheimnis der Bosheit" (2. Thess. 2, 7) und seine letzten Konsequenzen sagen läßt. Wir dürfen aber (wie Prof. Dr. Bartmann sagt) der festen Zuversicht leben, daß das Licht des Jenseits seinen Schein auch über die Hölle und ihre Probleme fallen lassen wird, und daß auch mit Bezug auf sie das Wort gilt, das der Psalmist (Ps. 50, 6) ausspricht, und welches Paulus in einem ähnlichen Gedankengang wiederholt (Röm. 3, 4): "Dir (o Gott) allein hab' ich gesündigt, und Böses vor dir getan; auf daß du gerecht erfunden werdest in deinen Worten, und den Sieg erhaltest, wenn man über dich urteilt!" -

Auf die eigentümliche, sehr überflüssige Frage des Bibelforschers, "wann" und bei welcher Gelegenheit die Hölle erschaffen worden sein soll, ist zu antworten, daß sie auf alle Fälle in dem Moment, da die bösen Engel in sie hinabgeschleudert wurden, schon existiert haben muß! Diese Frage ist so nebensächlich, wenn nicht noch nebensächlicher, als jene nach dem Zeitpunkt der Erschaffung der unsterblichen Seele, denn:

Wahrheit ist, daß es eine Hölle gibt!

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