Dies ist die Dokumentation eines "historischen Textes". Als Webseiten-Betreiber lege ich Wert auf die Feststellung, mit dem in Rede stehenden Verfasser keinesfalls übereinzustimmen. Siehe dazu auch:

Startseite von: Fritz Schlegel Die Wahrheit über die Ernsten Bibelforscher

(Schlegel's Auseinandersetzung um Thema: Seelenlehre)

Kampf gegen Dogmen und Wahrheiten!

Nun beginnt ein Wust von durcheinander geschmissenen Thesen, Fragen und Behauptungen, daß man sich oft nach der "Möglichkeit" einer "vernünftigen" Beantwortung fragen muß. Der auf Wahrheit aufgebaute, durch diese Wahrheit bald 20 Jahrhunderte hindurch existierende, bis heute infolge seines Wahrheits-Fundaments trotz aller Stürme unentwegt erhaltene und feststehende Turm der katholischen Kirche soll jetzt mit aller Gewalt abgerissen und kein einziger Stein an ihm ganz gelassen werden durch des Ernsten Bibelforschers Zerstörungs-Wut, - oder, um in seiner versöhnenden Sprache zu reden, "Liebe zur Wahrheit!´"

Zunächst leugnet er

Die Unsterblichkeit der Seele!

Höre es, katholisches Volk! Deine unsterbliche Seele wollen die Ernsten Bibelforscher dir absprechen! Doch, tröste dich, man kann sie dir nicht nehmen. "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib zwar töten, aber die Seele nicht töten können! Das andere Heilandswort, das uns der Herr warnend und in die Zukunft blickend zugerufen hat (Matth. 17, 15 u. 16), tönt nun plötzlich wie ein Notsignal an unser Ohr:

"Hütet euch vor falschen Propheten, welche zu euch in Schafskleidern kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind (Matth. 24, 4; Phil. 3, 2f.; 2. Kor. 11, 13; 2. Petr. 2, 1)! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man denn von den Dornen Trauben und von den Disteln Feigen?" Wir sind also gewarnt - vor den Ernsten Bibelforschern! -

N. Schreibt nun folgendermaßen: "1. Mos. 2, 7; Also bildete Gott den Menschen aus Erdenlehm und hauchte in sein Gesicht den Odem des Lebens, und also ward der Mensch zum lebendigen Wesen. Man vergleiche damit die bekannte Fassung: und hauchte ihm eine unsterbliche Seele ein. Angesichts der Tragweite dieser Vereinfachung des biblischen Berichtes frage man sich selbst: 1. Was hauchte Gott dem Menschen ein? 2. Was war die Folge dieses Einhauchens? Und 3. Kann man die Idee der Unsterblichkeit aus obigem lesen?" -

Wir stellen zunächst die Gegenfrage: "Kann man die Idee der "Sterblichkeit", der Vergänglichkeit, aus obigem lesen?" Gewiß nicht. Sodann dürfte es R., als früherem Katholiken, nicht unbekannt sein, daß die Fassung "unsterbliche Seele" eben gerade die Erklärung für "Odem des Lebens" bedeutet. Oder ist er wirklich im Ernst der Ansicht, daß z. B. Den kleinen Schulkindern so ohne weiteres die Bedeutung von "Odem des Lebens" klar wäre? Daß dies nicht der Fall sein dürfte, dafür liefert er selbst ja den besten Beweis, indem er als Erwachsener dem Ausdruck einen ganz anderen Sinn gibt, als er fordert. Daß schon die Apostel diese Bibelstelle genau so aufgefaßt und ausgelegt haben, wie sie heute noch die apostolische und katholische Kirche aufgefaßt haben will, ist so selbstverständlich, daß, wenn dies nicht der Fall wäre, das gesamte Wirken der Apostel widersinnig und töricht gewesen wäre!

Trotz dieser Selbstverständlichkeit aber will ich zum Ernsten Bibelforscher jenen Apostel reden lassen, den er so gerne zitiert, den Apostel Paulus. Dieser Apostel Paulus sagt nämlich im 1. Korintherbrief 15, 45 und 46: "Es wurde der erste Mensch Adam zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam zu einem lebendmachenden Geiste. Aber zuerst ist nicht das Geistige, sondern das Seelische, hernach das Geistige." Daß Paulus aber diese lebendige Seele für unsterblich hielt, beweist sein ganzes Priester- und Apostelleben. Denn zu welchem Zwecke hätte er die Menschen auf ein ewiges Heil und einen ewigen, unvergänglichen Lohn im Himmel hinweisen sollen, wenn die Seele sterblich wäre!

Wenn also der Völkerapostel sich diese - "Ver-ein-fach-ung", - deren Tragweite er sich doch wohl vollbewußt gewesen sein muß, - zu Schulden kommen ließ, so können wir Katholiken, die diese Vereinfachung von Paulus bis heute so treu bewahrt haben, uns nur freuen, in dieser Tatsache einen herrlichen Beweis zu sehen für die unverfälschte Überlieferung der Lehre der Apostel bis auf unsere Tage! -

Daß endlich die katholische Kirche zu einer "Zitatenverstümmelung" oder "Zitatenvereinfachung" weder Grund noch Anlaß, am allerwenigsten die Absicht hat oder haben kann, beweisen uns die Ernsten Bibelforscher am gründlichsten. Denn Woher haben denn diese Leute denn ihre Bibel, in der sie forschen? Doch nur von uns Katholiken! Nur in der apostolisch-katholischen Bibel ist alles zu finden, was in andern Bibeln ausgemerzt wurde und deshalb fehlt!

Obwohl für uns Katholiken die Lehre von der Unsterblichkeit Überzeugung ist, wollen wir "aus Liebe zur Wahrheit" uns noch etwas näher auf deren Erörterung einlassen.

Warum muß die Seele "unsterblich" sein?

Der Glaube an die Unsterblichkeit ist eine religionsgeschichtliche Tatsache! Der Ewigkeitsgedanke zittert in der Seele der Menschheit, in den Herzen der zivilisierten und unzivilisierten Völker! Von der Außenwelt aber kann der Unsterblichkeitsgedanke nicht kommen, denn sie spricht gegen ihn. Wenn nichtsdestoweniger die Seele ihn in solcher Universalität und mit solcher Kraft besitzt und festhält, dann muß er einen tiefen Grund in ihr selbst haben! Wenn kein Instinkt im Tierreich zweck- und ziellos ist, wie soll eine solche Anlage ihrer Natur Irrlicht und Blendmittel sein? Sollte die Natur dem Tiere Wahrheit in den Instinkt - und der Menschenseele Lüge in ihre Natur gelegt haben?! -

Die Grundlage der Unsterblichkeit liegt in der Geistigkeit der Seele. Beim Körper ist beständiger Wechsel in Zusammensetzung und Zersetzung! bei der Seele vollkommene Dauer in der Einfachheit. Ihr Körper verhält sich ganz wie jeder Organismus; sie aber ist in sich, besitzt sich, bestimmt sich, ist eine bewußte Individualität, ein persönliches Ich, das nichts anderes werden kann. Individuelles Verharren ist die Wesenheit dieses Ich. Deshalb ist der Seelentod in keiner Weise die Folge des Körpertodes. Die Seele könnte ihr Sein nur durch Seinsvernichtung verlieren. Die Selbständigkeit für ihre geistige Tätigkeit folgt wiederum aus dem Wesen des Denkens und des sittlichen Wollens. Diese Akte sind immateriell, übersinnlich, bedürfen innerlich der Mitwirkung der körperlichen Organe nicht. In ihren geistigen Akten erhebt sich die Seele in das ewige Reich der Wahrheit und Heiligkeit, über Schranken von Raum und Zeit, Endlichkeit und Vergänglichkeit. Alle irdische und leibliche Wohlfahrt, das Leben selbst opfert sie in sittlicher Kraft für jene höheren Lebenszwecke, welche aus ihrer geistigen Natur fließen.

Die Seele kann ohne Körper existieren. Aber ebenso ist es psychologische Tatsache, daß die Seele wenigstens zum Beginn ihrer eigenen Tätigkeit eine gewisse Reife des Körpers voraussetzt. - Ebenso bezeugt uns das Selbstbewußtsein, daß, wie unser Denken und Wollen, so auch unsere vegetative und sensitive Tätigkeit aus ein und demselben Prinzip hervorgehe (ein und dasselbe "Ich" denkt und sieht, will und bewegt den Körper, urteilt und ißt, usw.). Daraus ergibt sich die Wahrheit von der Einheit des Lebensprinzips, welches mit verschiedenen Kräften vegetativ den Körper baut, sensitiv durch die Sinne wahrnimmt und empfindet und intellektiv (und unabhängig vom Körper) denkt und will. Darum kann auch das Verhältnis der Seele zum Körper weder mit Plato als äußere Bewegung, noch mit Kartesius, Leibnitz, Lotze als unverbundene Einwohnung, noch mit Günther als eine Art "Personalunion" begriffen werden. Vielmehr vermag nur die auch in das Dogma der Kirche aufgenommene (Konzil von Vienne 1311) aristotelisch-scholastische Auffassung, wonach die Seele sich zum Leibe verhält wie die Wesensform zur Materie, mit der sie den Körper bildet, die Einheit der menschlichen Natur und alle psychologischen Erscheinungen zu erklären. Insbesondere folgt hieraus die Individualität der Seele die Abhängigkeit ihrer Tätigkeit von der Entwicklung des Leibes, sowie die Art ihrer Gegenwart im Leibe, wonach sie wohl mit bestimmten Kräften an einzelne Organe gebunden sein kann, ihrem Wesen nach aber ganz im ganzen Leibe und ganz in allen Teilen dieses gegenwärtig ist.

Wenn die Seele die Wesensform des Menschen ist, so ist allerdings der Leib nach Werden und Leben von ihr abhängig, wie umgekehrt die Seele inbezug auf die Betätigung einzelner Kräfte an die bezüglichen körperlichen Organe gebunden. Wenn aber die Seele außer ihren durch körperliche Organe vollzogenen Tätigkeiten noch andere hat, und folglich eines vom Körper unabhängigen Seins fähig ist, so kann die Korruption des Leibes durch Vernichtung der Organe wohl die Betätigung einzelner Kräfte unmöglich machen, aber nicht das Wesen der Seele oder jene Tätigkeiten zerstören, die sich ohne körperliche Organe vollziehen. Eine Selbstauflösung der Seele aber ist durch ihre Einfachheit ausgeschlossen, denn nur zusammengesetzte Gegenstände können durch Lösung der Teile aufhören (wie auch das materielle Atom, das nicht weiter zusammengesetzt ist, durch eine irdische Gewalt nicht zerstört werden kann). Demgemäß ist die Menschenseele, wie von außen, so auch von innen, durchaus inkorruptibel (unzerstörbar) und wird mit der vom körperlichen Organ freien Betätigung (erkennend und wollend) fortexistieren, wenn - nicht der allmächtige Schöpfer selbst sie vernichtet. Daß letzterer Fall eintrete, kann durch keinen vernünftigen Grund gestützt werden, während gegen ihn mit dem Zeugnis des Menschengeschlechts und aller Religionen zahlreiche Gründe sprechen.

Gott selbst hat der Seele das Atmen nach der Ewigkeits-Luft gegeben. Die Endzwecksbestimmung, die Zielstrebigkeit der ewigen Weisheit und Allwissenheit aber zerstört ihre Werke nicht, führt sie vielmehr zur Vollendung!

Der Mensch ohne unsterbliche Seele.

Der Glückseligkeits-Trieb ist dem Menschen natürlich, wie seine Allgemeinheit und Unwiderstehlichkeit zeigt; er ist ebenso wesentlich, weil die Glückseligkeit das eigentliche Objekt des Willens ist. Daß die Befriedung dieses "wesentlichen, fundamentalen, unwiderstehlichen Strebens" hienieden nicht eintritt und nicht einmal eintreten kann, ist Tatsache! Darum ist die Leugnung der unsterblichen Seele und damit auch des Jenseits

1. die Zerstörung des Gottes-Begriffs. Denn dann drängt der Schöpfer den Menschen mit der Kraft der Natur nach einem Ziel, das er doch nie erreicht!

2. Die Erniedrigung des Menschen unter das Tier. Denn derjenige, welcher die unsterbliche Seele leugnet, verurteilt den Menschen zu dem Lose, unglücklicher als alle andern Geschöpfe zu sein, die von einem Ewigkeits- und Glückseligkeits-Trieb nichts wissen, deren Glückseligkeit daher nur im sinnlichen Wohlbefinden besteht und - erreichbar ist.

Ferner: Die sittliche Ordnung, deren Existenz und Verbindlichkeit, ohne Verleugnung der menschlichen Natur selbst, nicht geleugnet werden kann, fordert für unser Verhalten gegen diese eine allseitige, ausgleichende Gerechtigkeit. Daß dieser Ausgleich durch Lohn und Strafe für Tugend und Laster auf dieser Welt nicht stattfindet, vielmehr erstere oft genug ohne Anerkennung bleibe, letzteres aber mit Erfolg gekrönt werde, wird von niemand bestritten, dagegen deutlich, aber auch grausam genug gerade durch unsere heutige Zeit aufs schreiendste bestätigt!

Darum fordert auch die sittliche Ordnung die Fortdauer der Seele. Durch diese Forderung wird gleichzeitig die Lehre der Ernsten Bibelforscher, daß nur Christus und die kleine Herde der "Herauswahl" mit der Unsterblichkeit beschenkt sei, als ebenso ungerecht wie töricht und unvernünftig erwiesen.

Die Vernichtung der Sittlichkeit!

Die Einrede sodann, Tugend und Laster trügen Lohn und Strafe in sich, ist ebenso unpsychologisch, als der Erfahrung widersprechend, da gerade der Tugendhafte oft am wenigsten mit sich selbst zufrieden, und die Verstocktheit, welche keine Gewissensbisse mehr empfindet, der höchste Grad der Verworfenheit ist.

Die Unsterblichkeit leugnen, heißt sodann nichts anderes, als jeder Sittlichkeit das Grab schaufeln!

Denn: Die Fortdauer der Seele ist nicht bloß ein Postulat (eine Forderung) der Vernunft, sondern eine Existenzbedingung der Sittlichkeit überhaupt. Besteht nämlich, im Unterschied von der Rechtsordnung, die Sittlichkeit nicht nur im äußeren Wohlverhalten, sondern beziehen sich die Forderungen der Sittlichkeit vor allem auf die innere Gesinnung des Menschen, so fällt mit der persönlichen Unsterblichkeit und Verantwortung vor Gott das Motiv und die Autorität, welche die obersten Forderungen der Sittlichkeit vertreten und Egoismus und Sinnlichkeit durchsetzen. Ohne Unsterblichkeitsglauben mag wohl der persönliche oder gesellschaftliche Utilitarismus eine Rechtsordnung mit Gewalt und Zwang eine Zeitlang durchführen, die Sittlichkeit dagegen ist in ihrem Wesen bedroht! An die Stelle des höchsten Gutes als Moralprinzip treten dann die persönlichen oder gesellschaftlichen Interessen; die Begriffe des Guten und Bösen tauschen mit denen des Nützlichen und Schädlichen, dieselbe Handlung kann je nach Umständen gut und böse zugleich sein. Die Sittlichkeit ist vernichtet!

Ohne Unsterblichkeit - Verzweiflung

Der Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen entspricht der Vervollkommnungstrieb, welcher auf Erden nie ganz befriedigt zur Ruhe kommt. Würde die Seele mit dem Tode vernichtet, so gliche nicht bloß der einzelne Mensch der abgebrochenen Säule, sondern die gesamte menschliche Entwicklung einem Bauwerk, das niemals unter Dach kommt. Dann wäre der einzige mit Vernunft begabte Erdbewohner allein unter allen Geschöpfen zu dem unvernünftigen Los verurteilt, von seiner Natur zu einem rastlosen Streben gezwungen zu sein, dessen Ziel er niemals erreicht. Ob ein solches Leben überhaupt wert wäre, daß man es lebt?! -

Die Unsterblichkeitsleugnung führt also schließlich zur Verzweiflung! Und ein solches Leben soll seinen Ursprung in Gott haben? O nein! Unser Gott ist liebevoller und gütiger, als ihn die Ernsten Bibelforscher lehren! Er hat uns Menschen eine Seele gegeben, die den Glanz seiner Ebenbildlichkeit in ihrer Natur trägt. Die Weisheit und Heiligkeit des Schöpfers fordern die Unsterblichkeit der Seele - (Schíll)! "Du hast für uns dich geschaffen, o Gott, und unser Herz bleibt unruhig, bis es ruht in dir!" Mit diesen Worten charakterisiert der heilige Augustinus, der Kenner des menschlichen Herzens, mit wenigen Worten am trefflichsten den Zweck der unsterblichen Seele, ihr "Nichtbefriedigtwerden" durch sinnlich-materielle Güter, die einzig mögliche Art der Befriedigung ihres Ewigkeits- und Glückseligkeits-Triebes, indem sie wieder zu dem zurückkehrt, von dem sie erschaffen, der ihr Anfang und Ende, ihre Ursache und ihr Ziel ist, nämlich Gott, bei dem sie nach Bestehen der kurzen Erdenprobe ruhen darf in ewiger Ruhe! -

Gott und die unsterbliche Seele sind die

Grundlagen der Religion.

Ein System, das die Unsterblichkeit der Seele leugnet, sich aber den Deckmantel von Religiosität umhängen will, spricht sich selbst das Urteil, widerstreitet jeder Logik und Konsequenz, ist daher für einen gesunden Menschenverstand erledigt!

Religion ohne Unsterblichkeit ist Unsinn!

Und nun, Katholiken, erkennt die in Schafskleidern zu euch kommenden falschen Propheten, die inwendig reißende Wölfe sind? Erkennt ihr sie an ihren Früchten?

Hütet euch vor den falschen Propheten! Lasset euch nicht täuschen durch von ihnen entgegengeworfene Schriftstellen, die aus dem Zusammenhang herausgerissen oder entstellt sind! Hütet euch vor jenen falschen Propheten, die ihr kirchen- und seelenfeindliches Gift in den Honig der Scheinfrömmigkeit und Scheinreligion einwickeln, das aber vom Satan, dem Feind der Menschheit von Anfang an, dem Feind alles Heiligen, Guten und Wahren zubereitet und - ausgespien ist!

Wir wollen jetzt eine solche aus dem Zusammenhang herausgerissene, vom Ernsten Bibelforscher zitierte Stelle vornehmen und ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen. - Pred. 3, 19-21. "Darum kommt der Mensch um wie das Vieh, und ein Schicksal haben beide, wie der Mensch stirbt, so stirbt auch dies; alle atmen auf gleiche Weise, und nichts hat der Mensch mehr wie das Vieh, alles fällt der Eitelkeit anheim, 20. und alles geht hin an einen Ort; aus Erde ist es geworden, zur Erde kehrt es wieder zurück. 21. Wer weiß, ob der Geist der Kinder Adams aufwärts fahre, und ob der Geist des Viehes unterwärts fahre?" Soweit unser Gegner! - Wir wollen nicht nur zeigen, auf wie raffinierte Weise diese Stelle aus dem Zusammenhang herausgestellt wurde, sondern auch den Nachweis liefern, daß gerade in diesem Kapitel der Verfasser des "Prediger" die Menschheit an die Unsterblichkeit mahnen will.

Der Prediger weiß, daß alles, was Gott tut und zuläßt, einen bestimmten Zweck haben muß. Er hat selbst gesehen, wie die Menschen im Strudel der Zeit fortgetrieben werden. Gott ließ dies aus weisen Absichten zu, damit sie während ihres Abmühens auf die Sehnsucht nach höheren, unvergänglichen Gütern, die bleibenden Wert haben, hingelenkt werden möchten. Er sieht ferner Gottlosigkeit und Unrecht. Kurz, er muß sich eingestehen, daß der Mensch den Sinn für sein höheres Ziel verloren hat, infolgedessen dem Tiere gleich geworden ist und so wirklich verdient hat, von Gott rücksichtlich seines Leibes dem Tiere gleichgeachtet und dem nämlichen Tode übergeben zu werden. Wie das Tier, so stammt auch der Mensch (hinsichtlich des Leibes) von der Erde und so kehren auch beide wieder dahin zurück, woher sie gekommen, nämlich zur Erde. Wenn er in Vers 21 fragt: wer weiß, ob der Geist der Kinder aufwärts fahre, und ob der Geist des Viehes unterwärts fahre?, so will das heißen: Wer kann sich aus der Wahrnehmung der Sinne überzeugen, daß es einen Unterschied zwischen Mensch und Tier in Bezug auf Fortdauer nach dem Tode gebe? Der Mensch hat also dem Körper nach ein Schicksal mit dem Vieh, denn wäre er in der Gerechtigkeit Gottes geblieben, würde er auch dem Leine nach unsterblich geblieben sein. Daß der Prediger hier nur vom Schicksal des Körpers redet und die Unsterblichkeit der Seele nicht leugnen wollte, geht aus Vers 17 hervor, wo er sich angesichts der Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen mit dem allgemeinen Gerichte Gottes tröstet, bei dem Gott die Urteile und Handlungen der Menschen prüfen und jedem Recht sprechen wird, wie er es nach seinem Denken und Handeln verdient. Es spricht der Prediger hier durch seine Zuversicht auf das Gericht Gottes den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele aus. Ein "ernster" Bibelforscher konnte diesen Vers 17, die Beweisstelle für den Glauben des Predigers an die Unsterblichkeit, begreiflicherweise nicht gebrauchen für seine Zwecke, auch den folgenden Vers 18 nicht, in dem deutlich gesagt ist, daß Gott die Gleichstellung des gesunkenen Menschen mit dem Tier nur zuläßt, um sie zu prüfen und so durch diese Prüfung sie wieder auf das eigentliche, von dem des Tieres grundverschiedene, Endziel des Menschen hinzuleiten.

Zur unparteiischen Beleuchtung der "Bibelauslegungs-Methode" der Ernsten Bibelforscher mögen die (den von R. vorgeschlagenen, 19-21) unmittelbar vorhergehenden Verse 16 bis einschließlich 18 dienen: "Ich sah unter der Sonne an der Stätte des Gerichtes Gottlosigkeit, und an der Stätte der Gerechtigkeit Unrecht. 17. Da sprach ich in meinem Herzen: Gott wird richten den Gerechten und Ungerechten, und dann wird die Zeit für jedes Ding sein. 18. Ich sprach im Herzen zu den Menschenkindern: Gott prüfet sie, und zeigt ihnen, daß sie wie das Vieh sind." -

Hierzu sei nur bemerkt, daß auch von uns diese Stelle nach der Ausgabe von Dr. Joseph Franz von Allioli, also demselben Gewährsmann, den R. in so "entgegenkommender" Weise) berücksichtigte, zitiert wurde, ein technischer Fehler im Zitat also ausgeschlossen sein dürfte. -

So beweist also die Stelle des Predigers gerade das Gegenteil des vom Ernsten Bibelforschers beabsichtigten Resultates.

Daß der Prediger nicht die Unsterblichkeit der Seele leugnen wollte, geht ferner aus Kapitel 12, 7 hervor, wo er die Unsterblichkeit der Seele deutlich ausspricht, wenn er sagt: "… und der Staub wieder zu seiner Erde kommt, wovon er war, und der Geist wieder zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat." -

Derselbe und nämliche Prediger sagt sodann im allerletzten Vers, in Vers 14, etwas über das Weltgericht (welches ebenfalls von den Ernsten Bibelforschern geleugnet wird), nämlich: "Und alles, was geschieht, es sei gut oder böse, wird Gott um aller Übertretungen willen ins Gericht bringen." Daß aber ein Gericht ohne Anwesenheit der Seelen zwecklos und widersinnig wäre, wird doch schließlich auch ein "ernster" Bibelforscher zugeben müssen.

Eine Frage R.s wollen wir noch kurz streifen. "Wann entsteht die Seele?" Dies ist eine Frage, die nicht nur die Bibelforscher, sondern auch die Gelehrten beschäftigt, ohne bis jetzt ihre endgültige Beantwortung gefunden zu haben; aber auch eine Frage, deren Lösung durchaus nicht eine Bedingung zur Erreichung der ewigen Seligkeit bildet. Die vielen Heiligen, die uns im Kämpfen, Ringen und - Siegen - vorangegangen sind in die ewigen Gefilde des jenseitigen Heimatlandes, haben dieses ihr einziges und schönstes Ziel eingeholt, ohne an dieser Frage gestrauchelt zu sein! Wäre diese Frage für uns Menschen so überaus wichtig, dann hätte uns der Herr sicher nicht darüber im Dunkeln gelassen. - Wann die Seele entsteht, ist von nebensächlicher Bedeutung zur Erlangung der ewigen Seligkeit. Auf jeden Fall besitzt jedes neugeborene lebende Kind die unsterbliche Seele. Die Hauptsache ist also, daß wir wirklich eine unsterbliche Seele haben.

Der Bibelforscher frägt sodann weiter, wie es möglich wäre, daß jede einzelne Seele eine direkte Schöpfung Gottes sei, da doch die Bibel nach der Erschaffung der Stammeltern Gott ruhen lasse. Ja, da erscheint es angebracht, sich erst mal über den eigentlichen Gottesbegriff zu unterhalten, aber das würde dann doch zu weit führen! Aber davon dürfte man doch wohl schon gehört haben, daß Gott "ewig" ist. Ist demnach Gott ohne zeitlichen Anfang und ohne zeitliches Ende, so bleibt er auch in der Schöpfungstat das ewige, unveränderliche, gleich vollkommene Wesen ohne jedes Nacheinanderfolgen der Tätigkeiten. Wenn es in der Bibel heißt, im Anfang schuf Gott die Welt, so will das nur heißen, er schuf sie so, daß sie einen zeitlichen Anfang nahm. Gerade die Zeitlichkeit und Veränderlichkeit der Welt zeigt uns den deutlichen Gegensatz zur Ewigkeit, die allein Gott zukommt. Gott hat also von Ewigkeit her den freien Ratschluß zur Schöpfung, also auch zur Erschaffung der Menschenseele gefaßt, freilich mit der Absicht, ihn erst in der Zeit zu verwirklichen, ohne aber dadurch sein Wesen, das von absoluter Einfachheit ist, zu ändern. Der Zeitpunkt der Verwirklichung seines Ratschlusses wirkte also nicht mehr innerlich auf ihn zurück, sondern wurde völlig frei von ihm gesetzt. Ein gutgewähltes Beispiel hierzu führt Professor Dr. Bartmann an, wenn er sagt: So wird auch die Sonne nicht dadurch verändert, daß sie täglich eine Menge neuentstehender Lebewesen, z. B. neugeborene Menschen, bescheint, erwärmt und belebt, die vorher von ihrer Tätigkeit noch nicht betroffen und berührt wurden. Sie bliebe an sich auch dann, was sie ist, wenn die Erde in ewigem Eis erstarrt wäre, sodaß sie nie ein lebendiges Wesen auf derselben berührte.

Vielleicht ist es durch dieses Beispiel auch dem Ernsten Bibelforscher klar geworden, daß Gott weder sich, noch der Bibel widerspricht, wenn jede Menschenseele eine direkte Schöpfung wäre von Ewigkeit her schon von Gott beschlossen gewesen. Für Gott gibt es keine Zeit!

Wir aber überlassen diese Frage nach dem Existenzbeginn der unsterblichen Seele im Menschenleibe ruhig dem allmächtigen und allweisen Wirken unseres Schöpfers! Er hat uns eine unsterbliche Seele gegeben und dafür wollen wir in seiner unaussprechlichen Liebe danken.

Du aber, katholisches Volk, lasse dir deine unsterbliche Seele nicht absprechen. Wie sagt doch P. von Doß so bezeichnend: Was ist der Leib, dieses Haus von Lehm, im Vergleich zur Seele! Was sind die Körper aller Menschen, selbst die ausgebildesten, die gelenkigsten, die schönsten, die gesundesten, die kräftigsten - gegen eine Seele!

Was ist alles Körperliche des Weltalls, was sind alle Goldmassen, alle Edelsteine, alle Schätze der Erde und des Meeres, was sind Sonne, Mond und Sterne gegen eine Seele!

Kehrte in einem Leichnam, der kalt und starr daliegt, Leben zurück, aber ein bloß tierisches Leben; fehlte der Gedanke, fehlte der Wille, fehlte die Freiheit, - wäre es nur Naturtrieb, nicht Selbstbestimmung, was da handelte und wirkte; fehlte, mit einem Wort, die vernünftige Seele! - Welch armseliges Sein! Welch kümmerliches Nippen am Ozean des Lebens" -

Gold, Silber, Perlen, funkeln sie auch noch so herrlich, - wir können sie verachten, mit Füßen treten, gleich niedrigem Kehrricht von uns werfen: die Seele ist über ihnen, sie bedarf ihrer nicht! - Ja, selbst den Leib, der doch für jetzt so wesentlich an uns haftet, wir können ihn lassen, uns freuen über seine nahe Auflösung; die Seele ist Königin! Der Leib gehört dem Moder an und zu den Würmern spricht er: Ihr seid meine Brüder (Joh. 17, 14). Staub ist er, und wiederum soll er zu Staub werden (Gen. 3, 19). Aber die unsterbliche Seele!

Erhabenes, unbeschreibliches Vorrecht der Geistigkeit! Herrlicher Anknüpfungspunkt an die höhere Welt! Ja, an Gott selber, den einzig unerschaffenen, den höchsten Geist! Wir haben eine unsterbliche Seele! Also ist mit dem Tode nicht alles aus! Wir tragen in uns eine Ewigkeit! Das Grab, in welches man einst den Leib senkt, begrenzt mit seinen engen Räumen auch die Seele!

Jetzt ist die Frage des Welterlösers zu verstehen: "Was kann der Mensch geben, um seine Seele wieder einzutauschen?" (Mt. 16, 22). Oder sein anderes Wort: "Was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte?"

Und nun verstehen wir auch die Schweißtropfen, die Tränen, das Blut eines Gottmenschen; jetzt verstehen wir Bethlehem, Nazareth, Gethsemani und Golgatha; jetzt verstehen wir Kreuz, Kirche, Sakramente, Apostolat, alle Anstrengungen eines Gottes um den Ärmsten und doch so Reichen zu Hilfe zu kommen! Was muß doch diese Seele wert sein, für deren Erlös unser Herr und Gott kein Opfer, kein Leiden, ja den Tod nicht scheute!

Jetzt verstehen wir aber auch die Anstrengungen der Hölle, uns diese unsterbliche Seele zu entreißen! Verstehen ihre Liest, Falschheit und Verschlagenheit, deren sie sich bedient, um selbst mit Hilfe der Bibel, mit Hilfe des Gotteswortes, diesen Schatz uns abzuringen! Wie sollten aber auch wir verschont bleiben von den Anfeindungen des Teufels, indem er sich sogar selbst an den Heiland wagte, indem er ihm alle Schätze der Welt anbot, wenn er ihn anbete! Deshalb, unsterbliche Seele, wenn die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit dich von deinem Gott, deinem Prinzip und deinem Ziel abziehen wollen, dann laß auch dir erklingen die Stimme deines Erlösers, die dich an deinen erhabenen Ursprung, an deine ewige Bestimmung, an das Grundgebot aller Religion mahnt: "Du sollst Gott, deinen Herrn, anbeten und ihm allein dienen."

So sehen wir: Gott und die unsterbliche Seele bilden die Grundlagen der Religion. Ein System ohne Unsterblichkeit der Seele ist also keine Religion! Ist die Unsterblichkeit geleugnet, dann fallen die übrigen Religionswahrheiten und Dogmen von selbst! Tatsächlich sehen wir denn auch in des Bibelforschers glaubensleugnerischer Schrift, wie mit Windesschnelle das gegen die Kirche verbitterte Bibelforscherherz ein Dogma nach dem andern, eine Wahrheit nach der andern, hinwegfegt! Zuerst beseitigt R.:

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