Dies ist die Dokumentation eines "historischen Textes". Als Webseiten-Betreiber lege ich Wert auf die Feststellung, mit dem in Rede stehenden Verfasser keinesfalls übereinzustimmen. Siehe dazu auch:

Startseite von: Fritz Schlegel Die Wahrheit über die Ernsten Bibelforscher

Ist die Lehrautorität der Kirche berechtigt?

a) Was heißt "alleinseligmachend"!

Es folgt nun in betr. Schrift eine Reihe von Gegenüberstellungen, die wir teils im folgenden, teils an einer andern, besonderen Stelle behandeln werden.

R. schreibt: "Die Kirche nennt sich die alleinseligmachende, weil sie allein die zur Seligkeit notwenigen Mittel besitze. Sie gibt aber gleichwohl zu, daß Andersgläubige auch ohne diese notwendigen Mittel selig werden können. Man mag dies tolerant nennen, jedenfalls ist es nicht konsequent." - Nur langsam! Würde nur die Lehre der Ernsten Bibelforscher diese strikte Konsequenz aufweisen, mit der die Kirche verfährt!

Zur Sache selbst folgendes: Wenn die römisch-katholische Kirche die von den Aposteln erbaute, eine allgemeine und heilige Kirche Christi ist (und das ist sie, so folgt daraus für jeden, der sie genügend kennen gelernt hat, die Pflicht, in sie einzutreten. Die Kirche ist demnach eine notwendige Gesellschaft, sowohl ihrer Natur nach als einzig gewollte Erlösungsanstalt, als auch, weil der Herr jenen Eintritt in diese Gemeinschaft und die Erfüllung der Gemeinschaftspflichten ausdrücklich befohlen hat.

Ist es demnach die Kirche, in welcher und durch welche der Heiland das Werk seines irdischen Lebens fortsetzt, dann ist sie - ebenfalls konsequenterweise - auch das einzig ordentliche Organ seiner Wahrheit und Gnade. Daher das Axion (Grundsatz): Extra ecclesiam nulla salus = Außerhalb der Kirche kein Heil!

Damit werden jedoch die übrigen Heilsbedingungen nicht aufgehoben, auch wird nicht allen außerhalb der Kirche Stehenden die Möglichkeit, selig zu werden, abgesprochen, sondern bleibt vielmehr letztere für alle jene aufrecht, welche aus unüberwindlicher und unverschuldeter Unkenntnis außerhalb der Kirche sind.

Dagegen ist das ewige Verderben jener, die zur richtigen Erkenntnis aus eigener, schuldbarer Nachlässigkeit nicht gelangen oder dieser Erkenntnis nicht folgen, nach dem beständigen Glauben der Kirche, der Lehre der Väter sowie nach der Natur der Sache wohl verdient. -

Mit derselben Konsequenz folgt aus dem Obigen die Ungereimtheit und schwere Sündhaftigkeit der religiösen Toleranz, als ob alle oder mehrere Konfessionen vor Gott und zur Erlangung des Heils gleichen Wert und folglich gleiches Recht hätten. Diese Toleranz stellt den Irrtum der Wahrheit gleich, hebt den Zweck der Offenbarung und Kirche auf und widerstreitet in gleicher Weise der Natur Gottes der die Wahrheit geoffenbart hat, wie jener des Menschen, der in ihr allein seine Befriedigung findet.

Hingegen kann die politische Toleranz, wonach Andersgläubigen die Ausübung ihrer Religion zugelassen oder Religionsfreiheit gewährt wird, im Interesse des öffentlichen Friedens und zur Vermeidung größerer Übel gestattet und selbst pflichtmäßig sein, zumal wenn diese durch öffentliche Verträge und völkerrechtliche Akte sanktioniert wurde. - Leo XIII. in seiner Enzyklika vom 1. November 1885. - (Schill)

Dies die Lehre der Kirche! Sie ist klar und eindeutig: Denn die Wahrheit ist immer eindeutig. Können die Ernsten Bibelforscher einen katholischen Priester nennen, der anders gelehrt hat?

b) Was sagt die Bibel zur Lehrautorität

Nun folgen in der Broschüre einige "sehr interessante Beispiele katholischer Erklärung und Anwendung von Schriftstellen, treffliche Illustrationen zu der Behauptung der Kirche, nur sie allein habe das Recht und die Fähigkeit, die Bibel zu erklären!" Die Schrift fährt fort: "Es kann sich auch hier nur um Stichproben (!!) handeln, doch dürften dieselben hinreichen, um die kirchliche Praxis zu beleuchten; nicht aus Haß gegen die Kirche, sondern aus Liebe zur Wahrheit." - Wie es mit diesem "negativen Haß" gegen die Kirche und mit dieser "Liebe zur Wahrheit" steht, konnte uns schon im Vorhergehenden auffallen; die folgenden Aufstellungen werden uns ein förmliches Spiegelbild des Hasses und seiner Begleiterscheinungen bieten.

Des Bibelforschers Wortlaut sei wörtlich hierhergesetzt: "Matth. 18, 17: … wenn er aber die Kirche nicht hört, so sei er dir wie ein Heide und öffentlicher Sünder." Auf Grund dieser Stelle beansprucht die Kirche Lehrautorität! Das ist ein Mißbrauch, wie der Zusammenhang zeigt. Hat aber dein Bruder wider dich gesündigt, so gehe hin und verweise es ihm zwischen dir und ihm allein. Gibt er dir kein Gehör, so nimm noch einen oder zwei zu dir. Hört er auch diese nicht, so sage es der Kirche (gemeint ist offensichtlich die ganze Versammlung - bemerkt R. in Klammern -); wenn er aber die Kirche nicht hört, so sei er dir wie ein Heide und öffentlicher Sünder."

Abgesehen davon, daß diese Stelle nicht die einzige Anspruchsberechtigung der Kirche auf Lehrautorität in sich birgt, sollte man doch erwarten dürfen, daß man nicht den Sinn eines so altehrwürdigen Buches, wie es die hl. Schrift ist, an Stellen, die gar keine zweideutige Auslegungen zulassen, auf solch gekünstelte Weise verdreht und entstellt! Dazu sollte das Buch der Bücher denn doch zu heilig sein! - Der Bibelforscher will mit Gewalt seinen (etwaigen Zukunfts-) Jüngern "plausibel" machen, Christus der Herr, der Stifter der katholischen Kirche, hätte in der Matthäusstelle nicht von seiner Kirche, sondern von einer Versammlung (Volksversammlung, Gerichtsversammlung o. ä.) gesprochen! Daß dies nicht der Fall ist, noch sein kann, beweisen schon die klaren und bestimmten Worte des Heilandes. Warum aber hat R. wohl den unmittelbar folgenden Vers 18 nicht mehr beigefügt? Für seinen Zweck konnte er diesen freilich nicht gebrauchen. Welchen Mißgriff er mit der Wahl dieser Bibelstelle getan hat, wird sich am Schluß unserer Auseinandersetzung zeigen. Um den vollen Sinn des Zusammenhangs zu offenbaren, seien beide Verse angeführt: '17 … wenn er aber auf sie nicht hört, sage es der Kirche; wenn er dann auf die Kirche nicht hört, sei er dir wie der Heide und der Zöllner (2. Thess. 3, 14; 1. Kor. 5, 11). 18. Wahrlich sage ich euch: Was ihr immer binden werdet auf Erden, das wird gebunden sein auch im Himmel, und was ihr immer lösen werdet auf Erden, das wird auch gelöst sein auch im Himmel." - Und was meint der Bibelforscher zu einem andern Wort des Heilandes, das beim nämlichen Evangelisten steht (Mt. 16, 18 und 19): "Und ich sage dir: du bist Petrus, und auf diesen Felsen (Petrus heißt: Fels. Also sagt der Heiland: Du bist der Fels, und auf diesen Felsen) werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. 19. Und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben, und was immer du binden wirst auf Erden, das wird gebunden sein auch im Himmel, und was immer du lösen wirst auf Erden, das wird gelöst sein auch im Himmel."

Unser Gegner bemerkt in seiner Schrift, er zitiere nicht, wie sonst, nach der von seiner Sekte benützten und empfohlenen sogenannten "Elberfelder Übersetzung", da seine Broschüre in erster Linie für Katholiken bestimmt sei, sondern nur nach Dr. Fr. v. Allioli. Sollte diese Stelle, Mt. 16, 18 und 19, wirklich nicht ebendortselbst zu finden sein? - Wirklich nicht?

Es hätte in tatsächlich dieses zweiten Matthäuszitates nicht mehr bedurft zur Begriffsbestimmung des Wortes "Kirche". Doch passen diese beiden Stellen so schön zueinander; daß wir nicht unterlassen wollten, sie als "harmonisches Ergänzungsbild" vorzuführen. Ich frage nun, was die Worte des Heilandes bezwecken sollten (was ihr immer binden werdet auf Erden, das wird gebunden sein auch im Himmel, und was ihr immer lösen werdet auf Erden, das wird gelöst sein auch im Himmel), wenn er unter dem Wort "Kirche" einen Atemzug zuvor eine gewöhnliche Versammlung nach weltlichen Begriffen meinte? - Der "Bibelkünstler" erklärt in seiner Schrift: Christus kennt weder Voraussetzungen noch Hintertüren. Er sagt stets klar und bündig: "der kann nicht, der wird nicht in das Himmelreich eingehen." Und ruft dann aus: Das ist eine andere Sprache!" Ja wirklich! Deshalb haben wir gar keinen Anlaß, diesem gerade in unserem Fall so klar und bündig sprechenden Christus einen Sinn in seine wahrhaftigen und heiligen Worte zu legen, den er gar nicht gemeint haben kann. Seine ganze Lebensaufgabe galt dem Erlösungswerk und dem Zwecke, die Früchte des vollbrachten Erlösungswerkes durch eine von ihm gegründete Anstalt allen Menschen aller Zeiten zuzuwenden, und hier, wo er so klar und deutlich von den Machtbefugnissen dieser künftigen Anstalt, seiner Kirche, spricht, wagt man es, seine heiligen Worte ihm im eigenen Munde umzudrehen! Der vom Bibelforscher entstellte und gekünstelte Sinn könnte schon an sich gar nicht bewiesen, durch den Zusammenhang aber muß er geradezu als unmöglich erkannt, ja als lächerlich wirkend bezeichnet werden! In Matthäus 16, 18-19, übergibt Christus dem Petrus die Schlüssel des Himmelreiches. Die Übergabe der Schlüssel aber war das Sinnbild der Übertragung der Obergewalt und Herrschaft. Somit hat der Herr dem Petrus die Obergewalt und Herrschaft über seine Kirche übergeben. Wie Petrus, so erhalten in Matthäus 18, 18 in Gemeinschaft und Unterordnung unter ihn auch die Apostel gesetzgebende und richterliche Gewalt (was durch die Begriffe "binden" und "lösen" deutlich ausgedrückt ist), wodurch sie die Gläubigen verpflichten und von Pflichten entbinden können. Wer den damaligen Sprachgebrauch kennt, der ist gezwungen, zuzugeben, daß nur in dieser Bedeutung die beiden Ausdrücke verstanden werden, ja nur in ihr einen durch den Zusammenhang geforderten vernünftigen Sinn haben können. Hiermit wäre die Anspruchsberechtigung der Kirche auf Lehrautorität mehr wie genug bewiesen, jedoch das der Kirche zur Verfügung stehende Beweismaterial noch lange nicht erschöpft. Es kann sich deshalb auch nur um flüchtige Andeutungen darüber handeln.

Christus selbst übte die Lehrgewalt aus als einen besonderen Teil seiner messianischen Tätigkeit. Er ließ seine Apostel bei seinen Lebzeiten an dieser Lehrgewalt teilnehmen und gab ihnen für eine selbständige Ausübung derselben Vorschriften (Mt. 10, 5-42; Mk. 6, 7-13; Lk. 9, 1-6; 10, 1-20). Am Ende setzte er sie feierlich in ihr Lehramt ein mit den Worten: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker … und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und sieh', ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" (Mt. 28, 18-20; vgl. Mk. 16, 15-20; Lk. 24, 47-49).

"Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Joh. 20, 21; vgl. 17, 18; Apg. 1, 2-8).

Die Apostel sind sich des Lehrauftrages ihres Lehrmeisters bewußt und treten kraft dieses vom Pfingstfeste an als Verkündiger der Wahrheit auf vor aller Welt! Ja, sie sind bereit, lieber den Tod zu erleiden, als dieses Amt preiszugeben! Davon erzählt uns die Apostelgeschichte in 2, 14-40, 42; 3, 11-26; 4, 1-22; 6, 2 u. a.

Ein historischer Blick läßt uns ferner die Tatsache erkennen, "daß es stets in der Kirche ein Lehramt gab, das sich mit Bewußtsein aus der göttlichen Anordnung herleitete und deshalb mit großer Gewissenhaftigkeit und, wenn notwendig, auch mit großer Energie und strenge tätig war. Letzteres überall da, wo man seinen Äußerungen und Weisungen keine Folge leistete. Niemals würde man Vertreter abweichender Lehrmeinungen aus der Kirche ausgeschlossen haben, wenn man nicht des Glaubens gewesen wäre, daß man zu einer solchen Maßregel das gottgegebene Recht und die Pflicht gehabt hätte." (Bartmann).

Die Vernunft sagt uns, daß Christus seiner Kirche ein Lehramt geben mußte, wenn sie bis zum Ende der Welt existieren sollte, denn dieses Lehramt macht den notwendigsten Bestandteil einer wahren, einer einigen und einzigen Kirche aus, wie Christus sie in der Nachbildung der einen Gottheit haben wollte (Joh. 17, 21).

Doch auch mit diesen Resultaten wollen sich die Ernsten Bibelforscher nicht zufrieden geben. In seinem Kampf gegen das Papsttum führt R. die Stelle Matthäus 23, 8-10 an: "Ihr aber sollt euch nicht Meister nennen lassen, denn einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder. Auch sollt ihr keinen auf Erden euern Vater nennen, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und lasset euch nicht Lehrer nennen, denn einer ist euer Lehrer, Christus!" Daraus will er also folgen lassen, daß die Apostel bezw. deren Nachfolger die Lehre nicht autoritativ geltend zu machen, sondern nur einfach zu verkündigen hätten. Allein, wenn diese Auslegung richtig wäre, gäbe es auch keine irdisch berechtigte Vaterschaft, denn auch nicht Vater sollen sich die Apostel nennen bezw. nennen lassen. Und doch lehrt der Herr die Verpflichtung des vierten Gebotes (Mark. 7, 10-13)!

Liest man ferner in den dem Vers 8 im 23. Matthäus-Kapitel vorausgehenden Versen den ausgesprochenen Tadel des Herrn über das selbstgerechte und auf Erzielung der Menschengunst berechnete Benehmen der Pharisäer und Schriftgelehrten im Zusammenhang mit (unserer Stelle) dem unmittelbar darauffolgenden Vers 8, und den an diesen anschließenden Versen 9 und 10, sollte es doch wirklich einleuchtend sein, daß Christus seinen Jüngern nur untersagt, in herrschsüchtiger und hochmütiger Art das ihnen wiederholt ausdrücklich verliehene Lehramt auszuüben. Sie sollten es auch nie als ein selbständiges, eigenmächtiges Amt, sondern als einen vom ihm erhaltenen Auftrag versehen. Denn "einer ist euer Lehrer", und diesem gegenüber bleiben sie stets Schüler! Nicht aber denen gegenüber, an die er sie sendet! Hier gilt vielmehr sein Wort: "Wer euch hört, der hört mich!" Für diejenigen, die guten Willens sind, dürfte mit obigen Ausführungen die Berechtigung der Lehrautorität der katholischen Kirche mehr als zur Genüge nachgewiesen sein.

Der Glaubensleugner fährt nun in seiner Schrift fort: "1. Petr. 3, 19, … lebendig gemacht dem Geiste nach, in welchem er (Christus) auch zu den Geistern kam, die im Gefängnisse waren." Hierzu äußert er sich folgenderweise: "Mit dieser Stelle beweist der Katechismus, daß Jesu Seele nach seinem Tode bei den Seelen der Gerechten des Alten Bundes weilte. Allein das Zitat ist nicht vollständig; wir lesen, daß Jesus da predigte, und zwar "denen", welche einst ungläubig waren, als sie in den Tagen Noes (!) sich auf Gottes Langmut verließen." Und nun folgt der von Kirchenhaß triefende Schluß, die bereits hinlänglich bekannte "Konsequenz": Der ganze Satz bezeugt also das direkte Gegenteil von dem, was die Kirche mit dem verstümmelten Zitat "beweist".

Es widerstrebt einem gesunden Menschenverstand nun doch bald, auf derart verschleierte Phrasen noch einzugehen! Wir möchten aber ganz energisch den der katholischen Kirche gemachten Vorwurf einer Zitatenverstümmelung zurückgewiesen haben! Dieser Vorwurf grenzt nun doch an die Höhe der Unwahrheit! - die betreffende Stelle heißt vollständig: "1. Petr. 3,19: "Und in diesem (Geiste) ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnisse gepredigt (vgl. auch Paulus in Eph. 4,9), 20, welche ungläubig gewesen einst, als sie die Langmut Gottes abwarteten in den Tagen Noes, 1)

1) Indem sie sich erst bekehrten, als schon die Sündflut über sie hereinbrach, und nun im Jenseits durch Buße geläutert wurden und ihre Sündenstrafen im Reinigungsorte abbüßten.

da die Arche gebaut wurde, in welcher, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durch das Wasser." Und nun, Ernste Bibelforscher, urteilet selbst, auf welcher Seite, ob auf katholischer oder gegnerischer Seite, das Zitat verstümmelt wurde! Es wäre ja betrübend, wenn alle die, welche sich auf Gottes Langmut lange Zeit, nicht selten ihr ganzes Leben hindurch, verlassen und - vertrösten -, in letzter Stunde aber durch die unverdiente Gnade Gottes sich noch bekehren und zu Gott zurückkehren, von diesem Gott, der nicht den Tod des Sünders sucht, sondern daß er sich bekehre und lebe, verstoßen würden. Nein! Vielmehr müssen wir David beipflichten, der betet: "Ein zerknirschtes und verdemütigtes Herz wirst Du, o Gott, nicht verachten!"

Deshalb wird ein reuiger und bußfertiger Mensch von Gott nicht verworfen, sondern durch seine Gnade gerechtfertigt, so daß er dann nicht mehr ein Ungerechter, sondern ein Gerechter ist. Die Sünden-Strafen freilich hat der Gerechte noch abzubüßen, was ja mit der Petrus-Epistel (1. Ptr. 3, 19f.) trefflich gezeigt ist. Was eigentlich der "ernste" Bibelforscher mit dieser "Rede" beabsichtigt, ist aus den Worten, deren er sich bedient, nicht zu erkennen. - "Dunkel ist der Rede Sinn!" Aber aus dem Geiste, in dem die ganze Schrift geschrieben ist, läßt sich schließen, daß außer der Verleumdung der Kirche, die in dem Vorwurf der Zitatenverstümmelung liegt, noch irgend ein "versteckter" Angriff gegen eine ihrer Lehren geplant ist. Doch kann es auch nicht unsere Aufgabe sein, gegen versteckte Angriffe uns zu verteidigen, die Zahl der "offenen" ist wirklich groß genug. Nur "Eines": Sollte der Ernste Bibelforscher an unserer Fegefeuer-Lehre etwas auszusetzen haben, so hat er recht und klug daran getan, sich nicht offen auszusprechen, denn an der Lehre vom Reinigungsort, der Lehre vom "Fegefeuer", ist nun einmal nicht zu rütteln! -

Bei den folgenden Wortfechtereien kommt man nun tatsächlich fast "nicht mehr mit". Er will nämlich nicht einsehen können, wie Allioli statt Kinder auch Söhne, statt Töchter der Menschen, auch Kinder der Welt, sagen kann. Es stünde doch im Originaltext "Töchter der Menschen". Wir wollen das Beste annehmen und in dieser Annahme nicht argwöhnen, daß R. mit dieser Bemerkung eine Kenntnis der orientalischen Sprachen seinerseits den Lesern unterstellen wollte. Denn dafür würde nicht nur jeder Nachweis, sondern auch jedweder Anhaltspunkt in seiner Schrift fehlen. Eine gewisse Beobachtung von Zurückhaltung in Berufung auf den Originaltext dürfte deshalb und - aus "anderen" Gründen - nicht von Nachteil sein.

Wenn jedoch der betreffende Wortheld, als geistiger "Urheber" der von ihm angeführten "philologischen" Skrupel, sich die Mühe nehmen mag, die Sprachen und - ganz nebenbei bemerkt - Sprachgebräuche des Originaltextes zu erlernen und zu "studieren", bedarf er wohl der Hilfe der "akademisch" gebildeten Geistlichkeit nicht mehr, um eine Antwort auf seine Frage zu erhalten. Mit (1. Mos. 6, 4) der vom "Bibelkünstler" aufgeworfenen Frage über das "Entstehen von Riesen aus der Vermischung zweier Gattungen" verweise ich ihn an einen "Mediziner" oder "Naturforscher"! Die Bibel ist kein Konversationslexikon!

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