M. M. Scheinmann

Den Kernsatz seiner Ausführungen sehe ich in der Feststellung:

"Der Vatikan wollte mit den Hitlermachthabern alle kirchlichen Streitfragen gütlich bereinigen und keinen Staub aufwirbeln, um den 'Achsenmächten' nicht zu schaden" (S. 253). So nachzulesen in dem Buch von M. M. Scheinmann "Der Vatikan im Zweiten Weltkrieg" 1954 vom Ostberliner Dietz-Verlag veröffentlicht.

Ohne Zweifel, es ist ein parteiisches Buch. Der "Genosse Stalin", partiell auch der "geniale Stalin" feiert darin nicht zu knapp fröhlichen Urstand. Auch der Verfasser ist kein "unbeschriebenes Blatt". So befindet sich beispielsweise vom gleichen Verfasser im Bestand der Berliner Staatsbibliothek ein 1940 in deutscher Sprache gedrucktes "Antireligiöses Lehrbuch". (Erscheinungsort: Engels, UdSSR). Wie man weiß pflegten die beiden Diktaturen Hitlerdeutschland und Sowjetunion, kurze Zeit einen "Nichtangriffspakt". Wahrscheinlich gelangte in dieser Phase wohl auch genanntes Buch nach Berlin.

Wer dass 1954-er Scheinmann Buch heute liest, wird es in der Regel selektiv tun. Den "Genossen Stalin" kann sich dabei der Autor erstmal in seinen "Allerwertesten" hintun. Also der wird ausgeblendet. Bleibt also die Frage, was teilt der Autor in der Substanz mit?

Wer mit einem Autor wie Scheinmann "nichts am Hut hat", der kann es meines Erachtens auch mit Karlheinz Deschners "Mit Gott und den Faschisten" halten. Mutmaßlich werden die Kritiker von Scheinmann zugleich auch die Kritiker von Deschner sein. Dann kann ich den Betreffenden allerdings in der Tat nicht "helfen". Dann mögen sie ihren Verblendungsweg weiter gehen.

Deschner spannt den Bogen weiter. Er nennt auch Jugoslawien (Ustascha) und anderes mehr. Alles kein Ruhmesblatt für die katholische Kirche. Jugoslawien spart Scheinmann bemerkenswerterweise aus. Höchstwahrscheinlich, weil sein "genialer Stalin" sich um diese Zeit eben mit jenem Land überworfen hatte. Und den Staub diesbezüglich will wohl auch Scheinmann nicht gerne mehr aufwirbeln. Immerhin Tiso (Vom Rumpfstaat Slowakei) nachdem Hitler die Tschechoslowakei zerschlagen hatte, oder auch das Frankreich (unbesetzter Teil) des Hitlervasallen Petain finden bei Scheinmann durchaus mit Erwähnung. Alles auch keine "Ruhmesblätter" für die katholische Kirche.

Parteiisch ist Scheinmann auch sehr wohl in der Darstellung von Ursache und Wirkung. Er beschreibt detailliert, wie eben auch die katholische Kirche einer der potentesten Gegner des sowjetischen Regimes war und ist. Ausgeblendet hingegen ist bei ihm die tiefere Ursache dieser Sachlage. Das eben der Terror des Hitlerregimes keine "neue" Erfindung war, sondern davor schon eine die Gemüter stark bewegende Ausprägung in der Sowjetunion hatte. Wie gesagt, dass ist bei Scheinmann strikt ausgeblendet.

Aber was die Beschreibung der Liaison, wie sie Deschner so zutreffend titelte betrifft, bietet er in der Tat aufschlussreiche Details, die hier gar nicht alle genannt werden können. Etwa die Vereinbarungen zwischen Nazis und katholischer Kirche, dass nach der deutschen Besetzung der Sowjetunion unverzüglich katholische Missionare ihnen auf den Fuß folgen dürfen. Oder das Kapitel Italien. Wo, nachdem Mussolini gestürzt und in der Folge eine deutsche Besetzung Italiens erfolgte, sich während dieser Besetzung Deutsche und der Vatikan sorgfältig respektierten. Die Deutschen Truppen genau an der Mauer des Vatikans halt machten, diplomatisch eifrig miteinander verkehrten und anderes mehr. Da hat Scheinmann in der Tat einen scharfen Blick.

Summa summarum. Detlef G. hat wie ich aus seinem Buche "Zwischen Widerstand und Martyrium" entnehme, auch mal die Rutherford-Broschüre "Schau den Tatsachen ins Auge" zur Kenntnis genommen. Eines der weniger Schriftstücke der WTG die Zeit 33 bis 45 betreffend, die G. überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Seine daraus entnommenen Zitate haben allerdings die Tendenz, dass er die antikatholische Tendenz von Rutherford mehr ins Lächerliche zieht, sie als nicht wirklich ernst zu nehmend hinstellt. Ich kann G. nur dringend empfehlen, auch einmal das Buch von Scheinmann zu lesen. Dann kann jedem Unvoreingenommenen klar werden, dass die Überschrift von Deschner "Mit Gott und den Faschisten" nur zu wahr ist. Leider!

http://www.youtube.com/watch?v=HEoLdDb2Cgg

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