Vorangegangen: Querbeet 01

Quer beet - Nicht thematisch sortierte Anmerkungen

Überwiegend mit Zeugen Jehovas-Bezug

Lademann-Priemer: Soweit man das Buch unter dem Aspekt in die Hand nimmt, was sagt es bezüglich der Zeugen Jehovas aus, ist es auch aus meiner Sicht - enttäuschend. Sehe ich es richtig, behandelt lediglich das Kapitel S. 90f. eher beiläufig, auch die Zeugen Jehovas. Schon die diesbezügliche Kapitelüberschrift macht dies deutlich: "Sehnsucht nach Festen und Feiern Gespräche mit ehemaligen Zeugen Jehovas, Mormonen und Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche." Zu dem von ihr vorgestellten Fall einer Zeugin Jehovas bemerkt sie einleitend:

"Befand sich in einer Verhaltenstherapie, die ihr der Arzt verordnet hatte. Nun wollte sie mit mir ihre Geschichte mit den Zeugen Jehovas; ZJ besprechen, denn die Therapeutin wisse nichts von den ZJ und habe sie deshalb an mich verwiesen." Zitatende.
Weshalb wohl diese Verweisung an Frau Lademann-Priemer? Aus dem Grund lediglich, weil besagte in der Nordelbischen Evangelischen Kirche das Amt einer Weltanschauungsbeauftragten wahrnimmt. Sorry, Vertreter dieses Amtes gibt es auch noch in diversen anderen (regionalen) evangelischen und katholischen Kirchen. Wer dort was auf sich hält, versucht sich auch als Buchautor, mit mehr oder weniger Geschick. Es gibt (respektive gab) unter diesen auch einige, die durchaus beachtenswertes publiziert haben. Ich nenne stellvertretend den Namen des (verstorbenen) Friedrich-Wilhelm Haack. Sein Einstandsbuch (dem noch etliche andere folgten) "Grossmarkt der Wahrheit" ist noch heute empfehlenswert (obwohl über den regulären Buchhandel nicht mehr beschaffbar - vergriffen). Oder noch weiter zurückliegend; aber dennoch empfehlenswert: Kurt Hutten "Seher, Grübler, Enthusiasten".

Also ich kann mich im Falle Lademann-Priemer nur den Worten von GermanJW anschließen. Und vom Preis-Leistungsverhältnis her, ist dieses Buch des Claudius-Verlages meines Erachtens auch keine "Empfehlung".

Geschichtlich Interessierte wissen es: Von dem Land der "unbegrenzten Möglichkeiten" wurden schon einige "Schenkungsaktionen" in Szene gesetzt. Sie alle kennzeichneten sich durch den Erfahrungswert "Kostenlos ist nicht umsonst".

Ein solcher Yankee, der beispielsweise in den 1920er Jahren im von der Inflation gebeutetelten Deutschland, seine Dollartaschen öffnete hieß Mister J. F. Rutherford. Er bot auch eine Variante von "Kraft zum Leben" an, namens "Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben". Wer ihm auf dem Leim ging, und das waren in Deutschland wohl nicht so wenige, dürfte alsbald in einer Feuerprobe sein "Geschenk" bezahlen. Das braune Regime war angebrochen und Mister Rutherford befand schon einige Jahre vorher. In Konfliktsituationen zwischen (beispielsweise) Hitler und Rutherford, habe er das sagen und nicht Hitler. Diese Eingebung ist ihm wohl am heimischen Kamin in Beth Sarim zuteil geworden.

Seine Organisation, inzwischen zu den Zeugen Jehovas gemausert, ließ denn alsbald auch wissen. Das mit den Nationalstaaten sei "nicht das Gelbe vom Ei". Viel beser wäre es doch, es gäbe eine "einheitliche Weltregierung". Wie man jetzt beispielsweise einige europäische Währungen außer Kurs gesetzt und durch den Euro ersetzt. So, nur noch viel globaler, so die Erkenntnis der "Kraft zum leben"-Apologeten, müßte es gehandhabt werden. Das reine Evangelium dieser Leute heisst: Überleben wird und darf nur der Stärkste. Diese These kannten wir zwar schon. Mister Hitler, unseligen Gedenkens hatte sie auch verinnerlicht. Aber das läßt die Wortklingler von "Kraft zum Leben" schon mal völlig kalt.

Auf dem eigenen Kontinent hat man ja gerade wieder mal vorexerziert, wie das in der Praxis auszusehen habe. Argentinien, am Rande des wirtschaftlichen Bankrotts. Finden die USA richtig. Weil es ja die Konsequenz ihrer Globalpolitik ist. Nur stört sie, dass im alten Europa es immer noch einige gibt, die da nicht so richtig mitziehen wollen. Aber "Kraft zum leben" kriegt das schon in den Griff. Der hiesige Bundeskanzler ist ja auch so ein USA-Fan. Wichtig vor allem ist dabei die Erzeugung "meterdicker Rauchvorhänge" durch die keiner mehr durchsehen soll. Und religiöse Thesen erweisen sich dabei offenbar als ein wirkungsvolles Transmissionsmittel.

Mister Rutherford hatte es vorexierziert, und die jetzigen "Kraft zum Leben"-Verkünder, tun es ihm (in abgewandelter Form) nach.

In der Presse gelesen:

BERLIN taz
"Kraft zum Leben " verspricht das schlichte, blau eingebundene Buch, das seit Tagen in ganz Deutschland im Fernsehen und auf Plakatwänden beworben wird. Gleich drei deutsche Sportler, der Golfer Bernhard Langer, der Fußballer Paulo Sergio und die Kunstspringerin Brita Baldus, haben sich für die rätselhafte Kampagne einspannen lassen. Sie erklären, dass ihnen das Buch, auf dem ein Kreuz prangt, den Weg zu Gott gewiesen habe. Doch wer für die Werbung verantwortlich ist, steht nirgends zu lesen. Erst unter der angegebenen Internetadresse ist ein Hinweis auf die US-amerikanische Arthur S. DeMoss Foundation mit Sitz in Florida versteckt. Das Buch, erklärt die Organisation dort, werde auf Anforderung kostenlos zugestellt. Spenden wolle man keine annehmen. Doch im Gewand der uneigennützigen Buchspender verbirgt sich eine radikal-christliche Mammut-Organisation mit Verbindungen zu christlich-fundamentalistischen Aktivisten.
Mit einem Vermögen von rund 500 Million Dollar ist die DeMoss Foundation die Nummer 98 der reichsten amerikanischen Stiftungen überhaupt. Das Geld stammt aus dem Vermögen des 1979 verstorbenen Versicherungsunternehmers Arthur DeMoss. Seine Witwe Nancy und zeitweise bis zu sieben Familienmitglieder leiten die Stiftung, die mit Millionenspenden und eigenen Aktionen seit Jahren den erbitterten Kampf der christlichen Rechten gegen Abtreibung und Homosexualität unterstützt.

Sogar an die christlichen Fundamentalisten der Plymouth Rock Foundation, die sich für die Einführung "biblischen Rechts" in den USA einsetzt, flossen nach Informationen der amerikanischen Zeitung Palm Beach Post großzügige Summen. Die DeMoss-Familienstiftung ist mit fast allen wichtigen christlichen US-Fundi-Organisationen verbandelt. Mark DeMoss, Sohn von Nancy DeMoss und nach Angaben der Pennsylvania Alliance for Democracy bis mindestens 1991 einer der führenden Funktionäre der Stiftung, war unter anderem Sprecher der frauenfeindlichen Promise-Keeper-Bewegung, die Männer für spirituell höherwertig hält. Besonders brisant: Bis November letzten Jahres arbeitete Mark DeMoss als Medienvertreter für den erzkonservativen Priester Jerry Falwell, der Homosexuellen, Ungläubigen und Feministinnen eine Mitschuld an den Terroranschlägen auf New York und das Pentagon gegeben hatte. Auch Verbindungen in die Politik gibt es:

Als die Stiftung 1992 in einer ähnlichen Kampagne wie jetzt in Deutschland für das "Kraft zum Leben"-Buch warb, enthüllte das Magazin Forbes, dass das Werberteam der Stiftung aus ehemaligen Ronald Reagan-Kampagneros bestand. In ihrem Domizil bei Palm Beach lade Nancy DeMoss zudem häufig die Reichen und Mächtigen der Region ein. Gastredner sei jeweils ein prominenter Vertreter des christlichen Fundamentalimus, berichtet die Organisation Church and State. Mittlerweile hat die DeMoss-Stiftung mehrere Millionen Kopien des Buchs in insgesamt 12 Ländern verschenkt. "Kraft zum Leben" wurde 1983 von dem verstorbenen Autor Jamie Buckingham geschrieben. Die Kirchen in Deutschland haben sich über das "Kraft zum Leben"-Buch noch nicht geäußert, prüfen aber den Inhalt. YASSIN MUSHARBASH

Sorry, ich sehe das etwas anders. Zeugen Jehovas sind nicht "dümmer" als andere vergleichbare Bevölkerungskreise. Sie sind primär Gefangene ihres Systems. Bei InfoLink brachte jetzt der dort sich lange Zeit als als "Vorzeige-Zeuge Jehovas" verstehende "Albert" zum Ausdruck, dass auch er einiges an Kritik - nolens volens - akzeptieren muss, dass er aber zugleich aufgrund seiner familiären Einbindung derzeit nicht die Kraft zum Absprung findet. Dies scheint mir ein wesentliches, durchaus verallgemeinbares Problem zu sein.

Wer den Absprung geschafft hat, für den bestehen unterschiedliche Möglichkeiten. Eine davon wäre die Verdrängung unter dem Stichwort "dumm". Dumm vielleicht in dem Sinne, dass in der eigenen Biographie einiges dumm gelaufen ist. Aber das war's dann auch schon. Auch die "Verdrängung" kann man als eine legitime Art der Vergangenheitsbewältigung betrachten. Ob sie allerdings für all und jeden das "Heilsrezept" ist, erscheint mir doch mehr als fraglich. Auch die offensive Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit hat ihre Berechtigung. Vielleicht mehr denn je. Gäbe es sie nicht, würden die WTG-Bäume "noch weiter in den Himmel spriessen". Es ist eine Notwendigkeit, dass sie gestutzt werden.

Am 17. Mai 2000, also vor rund anderthalb Jahren, postete ein gewisser Norbert Blauen, in diversen Foren (damals noch bei Deja com. jetzt wohl von Web.de übernommen) einen ellenlangen Artikel. Der Artikel endete mit der Floskel:
"Mit liebevollen Grüßen.
Norbert Blauen
http://jehovas-zeugen.de"

Ob besagter Herr "Blauen" wirklich in Verbindung zu dieser offiziellen Zeugen-Webseite steht, ist nicht ausgemacht. Immerhin eines war zu registrieren. Sein Statement wurde ziemlich oft danach noch in den verschiedensten Deja-Foren zitiert. Einige unterstellen besagtem Herr, es sei ein "Troll" (so Frank Bechhaus). Andere maßen der Person nicht die ausschlaggebende Bedeutung zu, sondern konzentrierten sich - und kommentierten - seine Kernaussage. Die war in der Hauptsache in den letzten Abschnitten des "Wir stehen an der Schwelle Harmagedons" betitelten Beitrages.

Sicherlich wird man sagen können, mit der offiziellen WTG-Literatur ist die Blauen'sche Aussage so nicht gedeckt. Sie ist vielmehr Ausdruck einer gewissen Flüsterpropaganda, wie sie bei Jehovas Zeugen nach wie vor fröhlichen Urstand feiert.
Nachstehend noch einmal etwas von dem, was der Herr Blauen da glaubte zum "besten" geben zu sollen:

Gemäß der biblischen Chronologie
leben wir schon mehr als zweiundfünfzig Jahre in der "Zeit des Endes"
des bösen Systems der Dinge. Diese Zeit begann im Herbst 1914, als
die "bestimmten Zeiten der Nationen" abliefen, und sie ist schon weit
vorgeschritten. Nach den Worten Jesu soll "diese Generation", die den
Beginn dieser Zeitperiode, das Jahr 1914, erlebt, auch deren Ende
erleben. Die Generation, die im Jahre 1914 alt genug war, um die
erwähnten Ereignisse mit Verständnis zu verfolgen, ist nicht mehr jung,
sie wird nicht mehr viele Jahre leben. Bereits sind viele ihrer
Angehörigen gestorben. Jesus zeigte jedoch, daß Angehörige "dieser
Generation" noch leben würden, wenn dieses böse System der Dinge im
Himmel und auf der Erde vergehen würde. (Luk. 21:32, 33) Wie lange wird
es also noch dauern, bis Gott eingreift, um die Bösen zu vernichten und
die Segnungen seiner Königreichsherrschaft herbeizuführen?

IM HERBST DES JAHRES 2001 LAUFEN 6000 JAHRE MENSCHEITSGESCHICHTE AB !

Das kann man aufgrund zuverlässiger Zeitangaben in der Bibel ermitteln.
Was wird dieses Jahr der Menschheit bringen? Wird es der Zeitpunkt für
Gottes Vernichtung der Bösen und für den Beginn der
Tausendjahrherrschaft seines Sohnes Jesus Christus sein? Es könnte sehr
gut möglich sein, aber wir müssen abwarten und sehen. Eines ist jedoch
sicher, Die Generation, von der Jesus sagte, sie werde diese Dinge
erleben, nähert sich ihrem Ende. Die Zeit steht kurz bevor. Gemäß
Gottes "Zeitplan" leben wir in den letzten Tagen eines bösen Systems
der Dinge, das bald für immer verschwinden wird. Eine herrliche neue
Ordnung steht uns unmittelbar bevor. ...

Kommentar:
Man hat dazu festzustellen, da das Jahr 2001 inzwischen auch der Geschichte angehört. Auch Herr "Norbert Blauen" hat sich als falscher Prophet erwiesen.

Auf den Wahlplakaten anlässlich der kürzlich stattgefunden Berliner Kommunalwahl, ließ er sich als "Mister Wirtschaft" darstellen. Einer seiner Parteikollegen in der Bundesrepublik träumt gar von "18 Prozent", die er da in gesundbeterischer Weise glaubt "erreichen" zu können. Nun, für den Berliner FDP-Kandidaten wurde das nichts mit den "18 Prozent". Er musste sich mit "kleineren Brötchen" begnügen.

Immerhin hatte er aber die Chance in Koalitionsverhandlungen mit anderen Parteien einzutreten und gegebenenfalls tatsächlich für den Wirtschaftsbereich die Zuständigkeit zu erlangen. Offenbar hatte er aber noch im letzten Moment genügend Einsicht über die tatsächliche Lage, nämlich dass da derzeit keine "Lorbeeren" zu verdienen sind. Eiskalt, wie "Mister Wirtschaft" nicht selten zu sein pflegen, ließ er deshalb in letzter Minute diese Koalition mit seiner potentiellen Beteiligung platzen.

So nun hat Berlin einen anderen "Mister Wirtschaft", mit dem Parteibuch der PDS. Jener Partei, deren Vorgänger schon mal einen ganzen Staat, wirtschaftlich "gegen die Wand fuhr". Es wäre sicher ungerecht, wenn man von dem derzeitigen "Mister Wirtschaft" "Wunderdinge" erwarten würde. Die Lage ist nicht danach. Vielmehr sind harte, unpopuläre Entscheidungen zu erwarten. Ob angesichts dieser Zwänge, die derzeitige Koalition ihre volle Legislaturperiode durchstehen wird, mag man bezweifen.

Unpopuläre Entscheidungen haben immer den "Nebeneffekt", zugleich auch Widerstand zu provozieren. Beispiel die Rückstufung eines universitären Krankenhauses (Forschung und Lehre im Bereich Medizin) zu einem normalen Regionalkrankenhaus (aus Kostengründen). Die davon Betroffenen haben denn auch schon deutlich erklärt, dass sie nicht "still die Dinge geschehen" lassen werden.

Eine weitere Horrormeldung aus der heutigen "Berliner Zeitung". Das Pensionsalter für Lehrer soll auf 68 Jahre hochgesetzt werden. Vielleicht kann "Mister Wirtschaft" da bei den Zeugen Jehovas in Erfahrungsaustausch treten. Die wissen nämlich, wie man "lästige Rentenzahlungen" vermeidet.

Kirchenpolitisch war das "Berliner Pflaster" für die Kirchen noch nie sonderlich attraktiv. Berlin, nebst dem Stadtstaat Bremen, waren so ziemlich die einzigsten Regionen, wo die Kirchen es nicht durchsetzen konnten, flächendeckend, staatlich bezahlten Religionsunterricht, in eigener inhaltlicher Gestaltung, an den staatlichen Schulen zu erteilen. Zwar gibt es den in Berlin auch, zugleich aber auch die Option, daran nicht teilnehmen zu müssen.

Da gibt es in der Bundesrepublik Deutschland noch eine andere Partei, von der ein früherer, verblichener Bundeskanzler, sich gar als "Wirtschaftswunderkanzler" feiern ließ.
Das mit dem "Wirtschaftswunder" gehört wohl mittlerweile auch zu "Grimms Märchenbuch". Jedenfalls war diese Partei bis noch vor kurzem in Berlin an der Macht und hat getreu "PDS-Vorbild", dieses Stadtstaat wirtschaftlich auch gegen die "Wand gefahren". Dafür wurde sie von den Berliner Wählern, auch abgewählt.

Aber als sie noch an den Rudern der Macht saßen, tat man sich groß im verteilen von "Wohltaten". Namentlich den Kirchen versprach man, ihren Berliner Status "aufzubessern". Jetzt kommt auch bei den Kirchen das große Wehklagen. Nichts mit den versprochenen Wohltaten, weil die Versprecher, derzeit nichts politisch bestimmendes mehr zu sagen haben.

Ein Artikel der heutigen "Berliner Zeitung" "Berliner Religionsstreit ohne Ende" kündet auch davon. Nicht darin angesprochen die Zeugen Jehovas. Indes braucht man kein Prophet zu sein um zu erkennen, dass diese Wehklagen auch auf ihre Ambitionen (KdöR) analoge Übertragung finden wird. Jedenfalls solange, wie die derzeitige Berliner Regierungskoalition Bestand hat.

Frank fragt nach einer Umbiegung des mosaischen Glaubens durch Paulus. Ich glaube, da ist was nicht richtig "rübergekommen."
Den Schwerpunkt den Deschner und andere Kirchenkritiker in Sachen Paulus setzen ist doch wohl der, dass er weitaus "gelenkiger" begriff und diese Erkenntnis auch in die Tat umsetzte, dass das Usprungschristentum: "Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende gekommen sein - weil vorher der große "göttliche Knall" (die heutigen Zeugen Jehovas würden sagen "Harmagedon") eingetreten ist. Das diese Ursprungserwartung nicht haltbar ist. Das sie "verdrängt" werden musste. Und Paulus hat sehr wohl schon seinen aktiven Beitrag dazu geleistet. Namentlich zur Institutionalisierung als (spätere Kirche). Hätte die Ursprungserwartung Bestand gehabt, bedürfte es solcher Institutionalisierung nicht. Und jenes institutionalsiertes Christentum findet dann die schärfste Kritik.
In einem kurzen Satz zusammengefasst (der nicht neu ist, den haben andere Kirchenkritiker schon formuliert): "Jesus verkündete das Reich Gottes - und was kam war die Kirche".
Vielleicht darf ich dem Frank in diesem Kontext auch empfehlen, sich mal die Ausführungen über Albert Schweitzer auf der Gebhard-Webseite anzusehen. Auch daraus kann man meines Erachtens weiteres in dieser Richtung entnehmen.
Zu Deschner noch. Sein "Christentum im Urteil seiner Gegner" ist als Neubuch über den Buchhandel nicht mehr lieferbar. Es bestände lediglich die Chance zu recherchieren, ob es antiquarisch beschaffbar ist, bzw. auf Bibliotheksexemplare zurückgreifen.
Ich würde dem Frank ein anderes Buch von Deschner, durchaus im selben Kontext, auch noch empfehlen. Und zwar sein "Und abermals krähte der Hahn".

Ich muss vorab anmerken, dass ich es so einschätze, zu k e i n e n Konsens mit Gerd in Sachen Israel zu gelangen. Gleichwohl ist auch mir bewusst, dass ähnliche, wie die von Gerd vorgetragenen Thesen, in diversen christlichen Kreisen, Wim Malgo beispielsweise und andere mehr, nach wie vor fröhlichen Urstand feiern. Man könnte neben den von Gerd genannten Beispielen vermeintlicher Prophezeiungserfüllungen, noch einige andere hinzufügen.
Werner Hodler beispielsweise interpretierte dass Juden durch "in der Bibel prophezeite Jäger", die im konkreten auf den Nazismus gedeutet wurden, nach Palästina getrieben würden. Oder der amerikanische Evangelikale Hal Lindsey, der einen dritten Weltkrieg wegen Israel, verursacht durch die Sowjetunion, glaubte ankündigen zu können.
Was will ich damit sagen? Sagen möchte ich damit, dass wenn man die theologischen Ausführungen der theologischen Israel-Lobby sich umfassend und im Detail ansieht, dort diverse einschlägige Prophezeiungen nachweisbar sind, die sich nachweisbar, als Falschprophezeiungen erwiesen haben. Nun unterstelle ich dem Gerd nicht, dass er auch solche konkret geäußert hat. Gleichwohl. Heute ist er kirchlich ungebunden. Dem ZJ-Trauma nicht zuletzt zuzuschreiben. Hätte er, der nach eigener Aussage die Zeugen nur äußerst widerwillig verlassen hat, weil es aufgrund des WTG-Totalitarismus (der ihm die Pistole auf die Brust setzte) wirklich nicht anders mehr ging. Wäre diese seine spezifische Biographie vielleicht etwas gemäßigter verlaufen. Nun ich könnte ihn mir heute sehr gut als Mitglied einer anderen, insonderheit freikirchlichen (oder ähnlichem verwandten) kirchlichen Gruppierung vorstellen. Die Bereitschaft, unbedingt glauben zu w o l l e n (offenbar als unauslöschliches Erbe von den Zeugen übernommen) ist nach wie vor latent erkennbar.

Zur
Israel-Theologie vielleicht noch nachfolgendes dies:
Franz Delitzsch, der z.B. in seinen "Schriften des
Institutum Judaicum in Leipzig" im Jahre 1885 schrieb: "Als Kinder der deutschen Reformation stehen wir auf dem Standpunkt des Paulus, dessen heilsgeschichtliches und erfahrungsgemäßes Recht Luther wie kein anderer vor ihm durchschaut und verteidigt hat. Aber mit Paulus, in dessen Römerbrief nicht bloß Kap. 1-8, sondern auch Kap. 9-11 ein integrierender Bestandteil ist, halten wir auch fest an dem prophetischen Worte von Israels Wiederbringung, blicken auf Israel mit hoffender Liebe und freuen uns in der Gesinnung, welche Luther in seiner Schrift 'das Jesus ein geborener Jude sei' (1523) ausgesprochen hat." [15]
1887 schrieb er: "Eines ist und bleibt gewiss: die Geschichte der Kirche kommt nicht eher zum Abschluss als bis nach prophetisch-apostolischer Weissagung der Rest Israels sich bekehrt und mit dem Reichtum seiner Kräfte und Gaben das innere und äußere Leben der Kirche von neuem befruchtet. Bei dem jetzt herrschenden antisemitischen Zuge, welcher auch die schriftgläubige Theologie beeinflusst, wird dies vielen als eine abenteuerliche Erwartung erscheinen. Aber man beschimpft das Christentum, wenn man ihm die Macht aberkennt, wie das Heidentum so auch das Judentum geistig zu überwinden." [16]
Der Fehler von Delitzsch (und auch von Russell) war die Überbewertung des Wirkens des jüdischen Rechtsanwaltes Joseph Rabinowitsch in Kischinew (Moldawien) im Sinne der These vom Judenchristentum. Delitzsch selbst sah sich gezwungen, eine jüdische Stellungnahme zum "Fall Rabinowitsch" abzudrucken, in der äußerst scharf polemisiert wurde. Unter anderem konnte man darin lesen:
"Nachdem die Hand des Herrn unser Volk in unserem Geburtslande hart betroffen und der Pöbel zur Zornesgeißel gegen unsere Brüder im Süden geworden ist, ihre Wohnstätten in Trümmern zu legen, hat sich der Schlag gegen das Haus Gottes in ihrer Mitte gewendet, und es sind einige frevlerisch Abtrünnige daraus hervorgegangen, welche die ererbte Religion abgeschüttelt haben, in der Hoffnung, dadurch sich bei der Welt Gunst und Ansehen zu erwerben. Unter diesen Zerstörern befindet sich auch ein alter Mann, welcher vergessen hat, was er gelernt hat, Joseph Rabinowitsch, welcher sich vermessen hat, eine Sekte 'christgläubiger Juden' zu schaffen.
Lass den Trunkenen laufen, er wird schon von selber fallen. Aber mit Recht hat uns der Zorn ergriffen, als wir sahen, dass es ihm gelungen ist, bis in die weite Ferne Staub aufzuwerfen.
Nach der Angabe der 'Times' hätten sich dieser Bewegung schon 250 hebräische Familien angeschlossen, aber wir können versichern, dass ein zuverlässiger Forscher auch nicht eine Familie finden wird, die sich den Träumen und Reden des in Kischinew hervorgetretenen neuen Propheten Israels zugewendet. … Ich vermute fast, dass die aus der 'Times' stammende Nachricht ihn selber zum Urheber hat, und was die 250 Familien betrifft, wer kennt da nicht die Träume und Phantasiebilder die ein solcher Glaubensmacher träumt und sich einbildet, wenn er sich vermisst, Seelen zu schaffen, indem seine eigene Seele ihm abhanden kommt?" [17]
In einer Selbstbiographie berichtet dieser Rabinowitsch, unter Bezugnahme auf eine Judenhetze welche 1871 in Odessa losbrach: "Da stürmte man los auf alle jüdischen Einwohner, riss ihre Häuser nieder und plünderte am lichten Tage ihr Eigentum, und die Christen, ihre Mitbürger, ließen in schweigsamer Ruhe den fanatischen Pöbel gewähren. Da ward ich inne, dass die Aufklärung, weit entfernt, die Juden aus der Hand ihrer Feinde zu retten, im Gegenteil sie ihren christlichen Gegnern um so verhasster macht und ihre Nationalität als nicht existenzberechtigt erscheinen lässt.
Die Juden Odessas waren die ersten in Russland, welche sich der europäischen Aufklärung untergaben und um brüderlichen und freundlichen Verhältnissen zu den Christen willen, ihre Sprache, ihre Kleidung, ihren Namen änderten, und nun waren sie auch die ersten, welche mit Schmach überhäuft und mit Vertilgung bedroht wurden. … Diese Zeitereignisse trugen das Ihrige dazu bei, mich denjenigen erkennen zu lassen, von welchem Mose und die Propheten geschrieben haben, Jesus von Nazareth." [18]
Gewisse christliche Kreise, unter ihnen auch Russell, meinten in Rabinowitsch ein "göttliches Signal" zu erkennen. Russell dokumentierte das auch dadurch, dass er auf seiner 1891-er Weltreise, Kischinew ausdrücklich mit in sein Besuchsprogramm aufnahm. Es lassen sich auch noch andere Vertreter einer solchen Position namhaft machen. Beispielsweise die von der frühen (deutschen) Bibelforscherbewegung als Konkurrenz empfundene sogenannte "Allversöhnungs"-Bewegung um E. F. Ströter.
Ströter schrieb z. B.: "Denn Judenbekehrung zu Christo und nationale Hoffnung für Israel als Volk sind nicht gegenseitig fremde oder gar einander ausschließende Begriffe, sondern sie fordern und setzen einander vielmehr voraus." [19] Weiter meint er: "Das dis bisherigen Versuche eines Joseph Rabinowitsch in Kischinew und einiger anderer, judenchristliche Gemeinden jetzt schon zu bilden noch keinen dauernden Erfolg gehabt haben, will nichts sagen. Wir erblicken in Männern wie Rabinowitsch … die Wykliffe und Huss'e einer neuen Zeit für das Volk der Wahl. Sie tun Vorläuferdienste. Aber ihre Arbeit und ihr Zeugnis sind darum nicht vergebens. Wenn die Zeit gekommen, wenn z. B. ein völkerrechtlich anerkannter jüdischer Volksboden wieder gegeben, wenn Israel wieder ein Heimatland sein eigen nennen kann, sei es unter dem Sultan oder irgend einer anderen Weltmacht - dann wird sich's finden, dass Gott nicht unvorbereitet war, sondern für ausgiebiges Material schon gesorgt hat, zum Aufbau einer judenchristlichen Synagoge oder Gemeine, deren Zeugnis von Christo dem Gekreuzigten und Auferstandenen dann wieder in Jerusalem in die Ohren des ganzen Hauses Israel gegeben wird. Gott kann sie wohl wieder einpfropfen in 'ihren eigenen Ölbaum.'" [20]
Das hier eine bestimmte Konjunktursituation bestand, offenbarte Ströter auch, wenn er anmerkt: "Noch vor zwanzig Jahren konnte man sich mit ernsthaften Reden von der nahen Möglichkeit der Aufrichtung eines jüdischen Staates und der Wiederherstellung einer israelitischen Nation höchstens lächerlich machen. Die Juden je wieder eine Nation, im eigenen Lande, unter eigener Obrigkeit? Darob haben sie selbst damals noch ungläubig den Kopf geschüttelt und die Christen sich lustig gemacht. Unterdessen hat man fortgefahren zu weissagen über die toten Gebeine. Und siehe da, ein Rauschen! Gott der Herr lässt die Geisel des Antisemitismus schwingen. Im Judentum fängt's an sich gewaltig zu regen. Die zionistische Bewegung entsteht." [21]
Es blieb nicht aus, dass der zeitweilig mit zum Mitarbeiterstab der Ströter'schen Zeitschrift das "Prophetische Wort" gehörende "Johannes Walther", [22] gleichzeitig mit ins Horn der Zionismusbegünstigung hineinblies. Bei "Walther" standen im Hintergrund noch Pate seine einschlägigen Endzeitberechnungen. Etwa, wenn er äußert: "Nur soviel sei gesagt, dass Leute, die durch die Bibel Einblick gewonnen haben in Gottes Weltregierungspläne, nicht nur glauben, sondern geradezu wissen, dass die Zeit für Israels Heimkehr endlich wirklich gekommen ist. Immer deutlicher und unverkennbarer werden die Zeichen der Zeit, und eines der deutlichsten und unverkennbarsten dieser Zeichen ist eben die beginnende Heimkehr Israels ins Land seiner Väter. So wie damals vor mehr als drei Jahrtausenden Moses auftrat um sein Volk zu retten, so ist im Jahre 1897 Theodor Herzl, der vornehmste und gebildeste Jude unserer Tage, aufgestanden mit einem Aufruf an sein Volk, es solle sich von neuem ein Heim im Lande seiner Väter schaffen." [23] Walther machte Russell und denn Bibelforschern dann noch dergestalt Konkurrenz, indem er "genauer" ein analoges Endzeitdatum publizierte. Russell sagte 1914. Der "genauere" "Johannes Walther: 1912.
Gleichwohl waren Russell, Walther, Ströter allesamt "Pioniere" für die theologische Aufwertung Israels. Ihre dabei auch nachweisbaren Fehlprophezeiungen werden indes schamhaft verschwiegen.

Prophezeiungen haben nicht selten, möglicherweise sogar ziemlich oft, auch einen mehr oder weniger rationalen Kern. Denke ich an die Bibelforschergeneration die an 1925 glaubte, so muss ich ihr konzedieren, dass sie bereits schon Schlimmes durchgemacht hatte. Den ersten Weltkrieg mit all seinen Schrecken, die nachfolgende politische Instabilität, die Inflation, die dem kleinen Mann noch den allerletzten Groschen seines mühselig Ersparten entwendete und anderes mehr. Der "Seufzer der bedrängten Kreatur" nach Erlösung ist durchaus verständlich.
Auch die Gegenwart ist nicht unbedingt dazu angetan, in "Euphoriestürme" auszubrechen. Im Gegensatz zu den Prophezeiungsgläubigen reduziere ich die diesbezüglichen Probleme allerdings auf den Kernsatz: Die Menschheit erleidet nur das Schicksal, dass sie sich selbst bereitet. Ich konzediere aber weiter auch, dass der Einzelne dabei ziemlich machtlos sein mag, in bezug auf das von ihm als Drohendes Unheil empfundene. An diesem Punkt setzt Religion an, die das ganze in gewisse Schablonen umzuleiten bemüht ist. Eine solche unter anderem die (unterschiedlichsten) Bibelauslegungen.
Ein solcher Prophezeier, der amerikanische Evangelikale Hal Lindsey, glaubte nachdem er das entsprechende Schreckenszenario aufgemalt hatte, sich dergestalt aus der geschichtlichen Verantwortung entwinden zu können, dass er die These zum besten gab, wenn's "am dicksten kommt", werden er und seinesgleichen "entrückt". Man mache sich nicht über die Entrückungslehre lustig. Wenngleich bei den Zeugen Jehovas so nicht anzutreffen, gehört sie durchaus mit zum Standardrepertoire einiger anderer christlichen Gruppen. Auch biblisch gegründet. Auch die von den Zeugen Jehovas abgelehnte Höllenlehre (als Beispiel) kann man "biblisch begründen". Noch besser "biblisch begründen" kann man sie, wenn man das Schrifttum der sogenannten "Neutestamentlichen Apokryphen und Pseudoepigraphen" mit einbezieht. Da hat allerdings ein geschichtlicher Selektierungsprozeß im laufe der Zeit eingesetzt. Der Kirche (sprich die der römisch-katholischen) wurden dieses Schrifttum selbst im laufe der Zeit "unheimlich", weil es mehr Fragen aufwarf als beantwortete (aus ihrer Interessenlage).
Prophezeiungsgläubige halten in der Regel nicht viel von historischer Bibelkritik. Ein Theologe wie Rudolf Bultmann (beispielsweise) gilt in ihren Augen als "schlimmer Nestbeschmutzer". Hatte er doch auch mal gesagt (sinngemäß). Man kann nicht elektrischen Strom nutzen und gleichzeitig biblische Wunder im naiven Vertrauen unangetastet lassen.
Die historische Bibelkritik hat in der Tat bis heute vor den Türen der Prophezeiungsgläubigen Stopp gemacht. Was nun die Auslegung betrifft, Israel sei Gottes Volk und diesbezügliche Bibelstellen entsprechend ausgelegt würden sich in der jüngeren Neuzeit erfüllen. Da kann und muss ich sagen. Dem kann ich mich nicht anschließen.

Vielleicht mal eine kleine Abschweifung. Josy Doyon. Der Name ist in Ex-ZJ-Kreisen sicher ein Begriff. 1966 erschien ihr Buch erstmals. Nicht allzu lange später hatte ich auch näheren Kontakt zur sogenannten "Christlichen Verantwortung". Damals noch unter der Ägide des Willy Müller. Das Doyon-Buch, dass ich so die Möglichkeit hatte zu lesen, hatte mich damals mächtig beeindruckt. So beeindruckt, wie heutzutage viele Ex-ZJ vom Franzbuch sind. Auch Müller ging es nicht viel anders. Und er hatte auch einen Briefkontakt mit Doyon. Und in einem dieser Briefe die er auch den anderen CV-Mitarbeitern zugänglich machte, brachte Doyon zum Ausdruck, dass sie nunmehr auch der Meinung sei, die von der WTG auf ein "geistiges Israel" ausgelegten Bibelstellen, müssten auf das fleischliche Israel wieder gedeutet werden.
Meine damalige Reaktion (die Details, dass es eine solche alte WTG-Auslegung schon einmal gab, waren mir damals noch nicht so bewusst). Meine damalige Reaktion war: Das ist doch naiv hoch zehn. Eine Folge davon, der sich als unkittbar erweisende Riss zu Müller, nahm schon damals seinen Anfang.
Es ist ohne Zweifel zuzugeben, dass es Bibelstellen gibt, die man, so man denn will, auf Israel beziehen kann, so man prophezeiungswillig ist. Dieses "willig" erscheint mir in der Tat das entscheidende zu sein. Ich bin es heute nicht mehr. In meinen Augen sind das mit der Brechstange zusammengefügte Erklärungen. Es klang schon mal an. Warum hat der "Grosse Boss", nicht auch das chinesische Volk (nur mal als Beispiel) in seinen Propheiungskatalog mit eingefügt?
Aber ich räume auch dieses ein. Zu einem
Konsens mit den Prophezeiungsgläubigen wird es sicherlich nicht kommen.

Da liest man also von der Verteidigern der theologischen Israel-Verklärung, dass dies unter anderem ein Zeichen für die "letzten Tage" sei. Um zu befürchten, dass die Menschheit sich aus egoistischen Gründen, selbst sich "letzte Tage" bereiten könnten, benötigt man nicht unbedingt Bibelprophezeiungen. Die können das ganze bestenfalls metaphysisch verklären. Thomas Müntzer hatte seinen "Bauernkrieg" auch mit Bibelstellen garniert.
Was soll sich denn nun konkret "erfüllen". Werden Israelis "Christen"? Wird Jerusalem doch vielleicht "Welthauptstadt" wie da mal die Bibelforscher lehrten? Gibt es einen neuen-alten-modifizierten "Zeitstufenplan". Das läge in dieser Konsequenz. Wundern würde es mich nicht. Eine von den Bibelforschern abstammende Gruppe in Polen ("Swit") trumpfte kurz nach der WTG auch mit einem Datum auf. Sagte die WTG 1975 so sagte "Swit" 1984.Es gibt ein ganzes Kaleidoskop an solchen geschichtlich bereits geäußerten Spekulationen.
Der Hinweis, dass nun seit 1948 das Diaspora-Dasein für die Juden weltweit ein Ende haben könne, so denn sie wollen, ist doch wohl es dürftig. Und es ist auch nicht abzusehen, dass alle Juden wirklich Wert darauf legten nach Israel auszuwandern. Es wird wohl auch im überschaubarem Zeitraum neben dem Staat Israel auch noch "Diaspora-Juden" in anderen Ländern geben.

Also sei, nach Gerd, der ohne Zweifel nachweisbare palästinesische Hass gegen die Juden, der sich auch in zu verwerfenden Aktivitäten manifestiert, primär religiös bedingt. Er sagt es zwar so nicht im Detail aber spinnt man den Faden weiter, kann man ihn durchaus so interpretieren. Die Juden Jahwe's Schützlinge. Die Palästinensers dito Schützlinge des Satan.
Laut Zeugen Jehovas kennen wir ja die Theorie, dass sich die ganze Weltgeschichte auf den "Kampf Jehovas gegen Satan bzw. der dafür Beauftragten" reduziert. So denn wohl auch auf diesem Detailgebiet. Das ich solcher Theorie nicht (mehr) zu folgen mag, brauche ich wohl jetzt nicht im Detail darzulegen.
Vielleicht etwas anderes. Eine Quellschrift des Zionismus ist ohne Zweifel die von
Theodor Herzl "Der Judenstaat". Ich zitiere mal nachstehend aus ihr (8. Auflage, Jüdischer Verlag, Berlin 1920).
So schreibt er darin auf Seite 10:
"Ich halte die Judenfrage weder für eine soziale, noch für eine religiöse. wenn sie sich auch noch so und anders färbt. Sie ist eine nationale Frage, und um sie zu lösen, müssen wir sie vor allem zu einer politischen Weltfrage machen, die im Rate der Kulturvölker zu regeln sein wird.
Wir haben überall ehrlich versucht, in der uns umgebenden Volksgemeinschaft unterzugehen und nur den Glauben unserer Väter zu bewahren. Man läßt es nicht zu. Vergebens sind wir treue und an manchen Orten sogar überschwängliche Patrioten, vergebens bringen wir dieselben Opfer an Gut und Blut wie unsere Mitbürger, vergebens bemühen wir uns, den Ruhm unserer Vaterländer in Künsten und Wissenschaften, ihren Reichtum durch Handel und Verkehr zu erhöhen. In unseren Vaterländern, in denen wir ja auch schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge ausgeschrieen; oft von solchen, deren Geschlechter noch nicht im Lande waren, als unsere Väter da schon seufzten. Wer der Fremde im Lande ist, das kann die Mehrheit entscheiden; es ist eine Machtfrage, wie alles im Völkerverkehr. ... Wir sind also vergebens überall brave Patrioten, wie es die Hugenotten waren, die man zu wandern zwang."
Und weiter schreibt er auf S. 20:
"Durch diese Unmöglichkeit, den Juden beizukommen, verstärkt und verbittert sich nur der Haß. In den Bevölkerungen wächst der Antisemitismus täglich, stündlich und muß weiter wachsen, weil die Ursachen fortbestehen und nicht behoben werden können. Die causa remora ist der im Mittelalter eingetretene Verlust unserer Assimilierbarkeit, die causa proxima unsere Überproduktion an mittleren Intelligenzen, die keinen Abfluß nach unten haben und keinen Aufstieg nach oben - nämlich keinen gesunden Abfluß und keinen gesunden Aufstieg. Wir werden nach unten hin zu Umstürzlern proletarisiert, bilden die Unteroffiziere aller revolutionären Parteien und gleichzeitig wächst nach oben unsere furchtbare Geldmacht."
Meines Erachtens hat schon Herzl die soziologisch-politischen Ursachen der Judenfrage herausgearbeitet. Einer religiösen Verklärung bedarf es zu ihrem Verständnis nicht.
Aber dies ist zugleich auch der Knackpunkt. Um mit dem Theologen Dietrich Bonhoeffer zu reden (sinngemäß). Die Weltgeschichte lässt sich auch ohne Gott erklären. Er ist als Lückenbüßer nicht unabdingbar. Der Theologe Rudolf Bultmann brachte den Vergleich. Man könne nicht elektrischen Strom nutzen, und zugleich das mythisch-biblische Weltbild unangetastet lassen.
Bonhoeffer tangierte die "Frommen" nicht sonderlich. Seine Thesen (im Nazi-Gefängnis zu Papier gebracht), erreichten sie in der Regel nicht. Anders schon Bultmann. Sein "Entmythologisierungsprogramm" schlug hohe Protestwellen. Unter den Fahne "kein anderes Evangelium", "Notgemeinschaft" und ähnlicher Vokabeln polarisierte sich das diesbezügliche Protestspektrum in der evangelischen Kirche. Vielleicht ist der Pfarrer i. R. H. J. Twisselmann von diesen zuletzt genannten Kreisen auch gar nicht soweit entfernt.

In der Bibelübersetzung von Hermann Menge, die ich persönlich einigen anderen vorziehe, ist einleitend auch eine in sechs Punkte gegliederte Inhaltsübersicht zum Bibelbuch Sacharja gegeben. Punkt fünf ist überschrieben: Erster Anhang: Sturz der Weltmächte und Aufrichtung des messianischen Gottesreiches: Kap. 9-11.
Punkt sechs: Zweiter Anhang. Das künftige Juda und Jerusalem; Kap. 12-14.
In jenem zweiten Anhang findet man noch ein paar andere bemerkenswerte Sätze:
"An jenem Tage aber, da wird keine Kälte (oder Hitze?) und kein Frost und Eis sein; es wird ein einziger (= ununterbrochener) Tag sein - er ist dem Herrn wohlbekannt - ohne Wechsel von Tag und Nacht und auch zur Abendzeit wird Licht sein." (14: 6,7).
Sagt man zu viel wenn man anmerkt, dass dies wohl eine Art Wiederholung des "Sonne stehe still" von Josua sein soll, wo der Bibelbericht sich ja auch rühmt, durch dieses göttliche Wunder, dem wundersam verlängerten Tag konnten alle damaligen Feinde Israels vernichtet werden?!
Oder auch die durchaus drastischen, auch zu einem Lieblingszitat der WTG gehörenden Worte:
"Darin aber wird das Strafgericht bestehen, mit dem der HErr alle Völker heimsuchen wird, die gegen Jerusalem zu Felde gezogen sind: er wird ihr Fleisch vermodern lassen, während sie noch auf ihren Füßen stehen; die Augen werden ihnen in ihren Höhlen vermodern und die Zunge ihnen im Munde verwesen." (14:12).
Letztere Bibelstelle könnte übrigens auch aus dem Munde einer anderen christlichen Koryphäe stammen. Die kann man sogar, als Bild von einem Maler gemalt, noch heute im Internet bewundern. Karlheinz Deschner hat auf seiner Webseite das Bild eines Inquisitors (jene besondere geschichtliche christliche Spezies) reproduziert.
Wenn ich voraussetzen (würde) das jenes Wunder aus den Tagen Josua, von der stillstehenden Sonne, buchstäblich gewesen sei, dann wohl auch die drastischen Schilderungen des Sacharja. Beide implizieren, dass Israel Gottes Volk sei (allen Widrigkeiten zum trotz). Ein Gott der nur bereit ist ein Volk auf Grund seiner rassischen Abstammung zu bevorzugen, ist für mich schlichtweg ein Rassist. Auch Hitler war Rassist (wenn auch unter umgepolter Zielstellung).
Sorry diese Philosophie ist nicht meine Philosophie. Sie hat für mich den gleichen Stellenwert, wie das seinerzeitige Kapitel 19 der Offenbarung des Baruch.

Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg war, soweit es die "Hochschultheologie" betraf, von der sogenannten "liberalen Theologie" geprägt. Heute noch ein Schimpfbegriff für etliche fundamentalistisch orientierte Christen. Auch die erste Auflage des Lexikons "Die Religion in Geschichte und Gegenwart" ist ohne Zweifel noch von der liberalen Theologie geprägt. Wenn auch Gerd mit besagter Theologieströmung nichts am Hut haben dürfte, doch vielleicht mal ein paar Sätze aus Band 5 genannten Lexikons zitiert, dem Bibelbuch Sacharja gewidmet.
Gerd wird's in keiner Weise überzeugen; darüber bin ich mir auch im klaren. Ich möchte nur eines verdeutlichen, dass es auch Theologen gab und gibt, die keineswegs auf der von Gerd offerierten Schiene zu fahren gedenken.
Im genannten Lexikon liest man zum Thema unter anderem:
Wenn es das Hauptkennzeichen eines großen Propheten des AT wäre, in schwer verständlichen Bildern die Zukunft zu verkündigen, so wäre Sacharja der prophetischste der Propheten; denn von seinen uns erhaltenen Schriften ... enthalten drei Viertel ... fast ausschließlich derartige dunkle Zukunftsandeutungen.
Die zu einem Zyklus vereinigten Nachtgesichte des Sacharja atmen eine einheitliche Stimmung, die sich in etwa in folgendem Grundgedanken zusammenfassen läßt: 1. Jahve wird in kurzer Zeit ein großes Gericht halten, aber Juda-Jerusalem darin nicht nur erhalten, sondern neu gründen, die beiden Häupter der Gemeinde, das geistliche, den Hohepriester Josua, und das weltliche, den Statthalter Serubabel, zu hohen Würden bringen, ja die selige Zeit herbeiführen, wo wunderbare Fruchtbarkeit dem Lande und endloses Leben ein Frommen erblühen wird.
2. Voraussetzung hierzu ist die Tilgung alter Schuld, die auf dem Volk und seinen Vertretern liegt, dann aber vor allem die Aufrichtung des Tempels und die Einsetzung des ordentlichen Gottesdienstes. Zu diesem großem Werk will Sacharja seine Volksgenossen begeistern.
Auch das Buch Sacharja ist dem Schicksal der anderen Prophetenbücher nicht entgangen, durch Beifügung fremder Bestandteile vermehrt zu werden. Sie sind sogar bei ihm so umfangreich, daß man den keinesfalls von Sacharja stammenden zweiten Teil des Buches (Sacharja 9-14) als Werk eines anonymen Propheten zu betrachten pflegt und dessen Verfasser in Analogie zu Deuterojesaja "Deuterosacharja" (zweiter Sacharja) nennt. Während Sacharjas Gedanken ausnahmslos sich um Serubabel und den Tempelbau drehen, steht bei Deuterosacharja die eschatologische Hoffnung im Mittelpunkt, aber im Unterschied von Sacharja heftet sie sich nicht an eine bestimmte geschichtliche Person, sondern spricht in dem herkömmlichen Stil prophetischer Weissagung allgemein vom "Friedenskönig auf dem Zion", der die Machthaber Syriens stürzen und die Judäer mit den Ephraiten vereinigen wird zu einem Reiche, das der Prophet sich nach den Worten Jesaja 9: 1-6; 11: 12-19 ausmalt, mit der Ergänzung, daß die auf Jerusalem losstürmenden Heidenvölker an Jahves Macht dort zu schanden werden , dann aber auch die Verhältnisse des ganzen Landes nach schweren vorangehenden Wirren in wunderbarer Weise verändert werden sollen, wobei besonders auffällt, daß unter den wegzuschaffenden Plagen auch der "Geist der Prophetie" genannt wird. Unterbrochen wird der stürmische Fluß dieser poetisch glänzend gefaßten Weissagungen, die im Unterschied von Sacharja nicht die Stilform der Vision, sondern des Gottesspruches haben, ... durch einen kurzen Mahnspruch gegen den Götzenglauben.
Indessen ist die Schrift derart mit Stoffen aus dem Vorstellungskreis der alten Propheten und des Volksglaubens überlastet, daß man schwerlich deren Verfasser zum Zeitgenossen der im Lapidarstil dichtenden und mit wenigen großzügigen Motiven und Begriffen arbeitenden Propheten des 8. Jahrhunderts machen darf. Man wird zum mindesten den Schluß (Kap. 14), vermutlich 12:1-13:6 und vielleicht am richtigsten die ganze Schrift als eine Apokalypse aus späteren Jahrhunderten verstehen, die als namenlose Prophetenschrift gleich der ebenfalls ursprünglich namenlosen Büchleins Maleachi an das Zwölfprophetenbuch angehängt und schließlich mit dem Buche Sacharja zusammengeschrieben wurde.
Summa Summarum. Diese liberaltheologische Auslegung des Bibelbuches Sacharja findet geschichtliche Fakten, die als deren Erfüllung gedeutet werden. Die von den Zeugen Jehovas und mit ihnen geistesgeschichtlich verwandten Kreisen kreierte Vorbild-Gegenbild-Auslegung findet in ihr keinerlei Berücksichtigung. Höchstwahrscheinlich dürften damit die liberalen Theologen auch weit näher am Wahrheitskern liegen als wie jene Fundamentalisten, die unbedingt noch eine "Gegenbild-Erfüllung" (fast selbstverständlich vorausgesetzt: zur eigenen Lebenszeit) aus diesen Texten herauslesen möchten

Na ja, wenn denn Abraham Gottes Freund ist, dann bedanke ich mich vielmals für diese Cliquenwirtschaft.
Aber andere haben das vielleicht schon mal besser kommentiert. Nicht, dass ich jetzt das WTG-Buch "Vom verlorenen zum wiedererlangten Paradies" zitieren wollte, in der Abraham in rosaroten Farben dargestellt wird. Ich ziehe es vor, einen anderen da mal zu zitieren.
Fred Denger:
Wo Honig ist, da sammeln sich Bienen; wo Tauben sind, liegen Tauben zu. Bei Abraham kommt ein Rindvieh zum andern. Er wird reicher und reicher. Für jedes verkaufte Schaf kassiert er Silber, für die strammen Bullen Gold. Nach Abzug der Löhne für seine 318 Cowboys bleibt ihm immer eine schöne Stange Geld.
Auch sein Neffe Lot betreibt den lukrativen Viehhandel. Die Preise spricht er vorher mit dem Onkel ab. Auf diese Weise füllen sich seine Kassen nicht minder. Er selber setzt Speck an.
Das könnte ewig so weitergehen, wenn - ja, wenn! Daß die einheimische Bevölkerung langsam neidisch wurde, versteht sich am Rande. Kamen da zwei Ausländer, investierten ihr mitgebrachtes Kapital und sahnten ab. Sie nisteten wie Sandflöhe im sogenannten Volkskörper und verfremdeten alles. Viele Leute gaben bereits Abrahams Cornedbeaf den Vorzug vor dem einheimischen, behaupteten sogar, Lots Esel seien weniger störrisch als die selbstgezüchteten.
Nein, der Ärger entsteht in den eigenen Reihen. Für zwei derart tüchtige Viehzüchter ist einfach nicht genug Platz. Die riesigen Herden fressen sich gegenseitig das Futter weg. Immer wieder kommt es zu Krawallen wegen des Weidelandes. Die Cowboys von Abraham prügeln sich mit denen von Lot. In den Saloons gibt es wüste Peitschereien, die Rauhbeine sind schnell mit dem Ochsenziemer. Schadenfroh reibt sich die Bevölkerung die Hände, wenn wieder eine Kneipe in Trümmer geht. An den Lohntagen hat der Landarzt allerhand zurechtzuflicken.
Als die Zustände immer unhaltbarer werden, bittet Abraham den Lot auf ein Wort unter Männern ins Zelt. So geht das nicht weiter, Neffe Lot! beginnt er. Unsere Viehtreiber hauen sich gegenseitig das Nasenbein kaputt, und wir stehen tatenlos vis-d-vis.
Wie wär's, wenn wir ein Rodeo veranstalten Onkel Abi? meint Lot. Wer siegt, hat gewonnen! Das ist keine Lösung! wehrt Abraham ab. Wir hocken uns zu dicht auf der Pelle. Einer Von uns muß hier verschwinden.
Knobeln wir, schlägt Lot vor.
Abraham ist ein Feind des Glücksspiels.
Das Land ist groß genug für viele. Wir werden uns in aller Freundschaft trennen, und du sollst die Wahl haben. Mir ist es wurscht, ob ich nach rechts ausweiche oder nach links. Such dir das schönste Weideland aus, ich nehme mit meinen Leuten, was übrig bleibt.
Sehr nobel, Oheim! lobt Lot, aber ein Fünkchen Mißtrauen glimmt. Er weiß, daß sein Onkel es faustdick hinter den Ohren hat; wäre er sonst so reich geworden?
Abraham hat's ehrlich gemeint, er will keinen Knatsch in der Mischpoke. Als sich Lot für die fette Koppeln im unteren Jordantal entscheidet, zieht er ohne Murren nach dem südlichen Hebron. Dort stellt er - wieder unter einer Eiche - sein Hauszelt in einem kleinen Wäldchen bei Mamre auf, nicht weit von der Stadt.
Lot treckt bis nach Sodom. Er ahnt nicht, was. das für 'ne Lasterhöhle ist. Ein Las Vages, ein einziges Reeperbahnviertel! Mit Spielhöllen und Freudenhäusern! Vielleicht sollte man besser Freuden-Ställe sagen, wegen der Sodomie, die in Sodom grassiert. Und das banachbarte Gomorrha ist kein Püffchen besser. Auch das weiß Lot noch nicht. Er siedelt am Stadtrand von Sodom und kümmert sich um sein Vieh. Den Lärm jede Nacht, die Rummelplatzmusik ignoriert er. Erst mal anschaffen, ist sein Motto, vorsorgen, weil man nie weiß, was kommt.
Er kommt schneller, als jemand vermutet: der Krieg nämlich. Sämtliche Könige der näheren und weiteren Umgebung dreschen aufeinander ein. Das, heißt, weniger die vier Kings als ihre Heere. Bei dem Gerangel stürzen die vom Lotterleben geschwächten Soldaten der Könige von Sodom und von Gomorrha in die Asphaltgruben am Toten Meer. Dabei hätten doch gerade sie einen Puff vertragen müssen.
Anschließend plündern die Sieger die beide Lasterstädte überaus gründlich. Nicht eine Hure bleibt zurück. Als sie allerdings beim Abmarsch auch noch den Lot mit all seinen Leuten und sämtlichen Wertgegenständen kassieren, rächt sich das bitter.
Das heißt, Abraham rächt. Als er erfährt, daß sein Neffe als Kriegsgefangener verschleppt worden ist, kocht sein Blut, das bekanntlich dicker als Wasser ist. Er ruft seine in vielen Raufereien abgehärteten Viehtreiber zu sich. Soldaten! donnert er; da wissen die Kerle Bescheid.
Sie jagen hinter den Siegern her, bis hinauf zu den Jordanquellen. Dort teilt Abraham seine Korona in zwei Guerillahaufen Sie pirschen sich wie Indianer an den schlafenden Feind heran und überfallen ihn aus dem Hinterhalt.
Die Überraschung gelingt; obwohl die anderen in zehnfacher Übermacht sind, kann Abraham seinen Neffen befreien. Die Überrumpelten fliehen bis Damaskus, doch die Abrahamschen Dragoner hobbeln auf ihren Eseln hinterher - Erst als sie vor Schwielen am Gesäß nicht mehr reiten können, kehren sie um.
Mit allen seinen Leuten und allem geraubten Besitz marschiert Lot nach Sodom zurück. Abraham kommt bis zum Königstal, wo ihn der Regent von Jerusalem für seinen siegreichen Privatfeldzug belohnen will. Doch Abraham. lehnt ab: Behalte dein Zeug, Majestät. Ich will nicht, daß es später mal heißt, ich verdanke mein Vermögen einer Stiftung. Erstatte meinen Leuten den Verdienstausfall, und die Sache hat sich.
Seine Hoheit lassen sich nicht lumpen.
Auch der
GROSSE BOSS ist von dem strategischen Genie Abrahams begeistert. Er besucht ihn bei nächster Gelegenheit und lobt: Alle Achtung, Abraham! Denen hast du's aber gegeben! Dafür schenk ich dir was. Ich hoffe, du gibst mir keinen Korb wie dem König von Jerusalem.
Ich brauche nichts, knurrt Abraham. Mein Zeug erbt ja doch eines Tages irgendein Fremder. Wahrscheinlich vermache ich mein Irdisches mal meinem Kammerdiener, dem Elieser aus Damaskus. Er seufzt schwer. Wenn du 'ne Ahnung hättest, wie sehr ich mir einen Jungen wünsche. Ich werde ihm eine Eisenbahn schnitzen!
Nun reg dich bloß nicht auf, beschwichtigt ihn der GROSSE BOSS. Wenn du mal abschwirrst, kommt dein Erbe schon nicht untern Hammer. Dafür werde ich sorgen. - Siehst du da oben die Sterne am Himmel? Aus meiner Werkstatt! Zähl sie spaßeshalber mal.
Abraham läßt seinen Blick über den Nachthimmel schweifen. Das ist nicht leicht. Jedenfalls sind es mehr, als ich Vieh habe. Ich kann da nur schätzen.
Gib's auf, Abi. Du kannst sie nicht zählen. Keiner wird es je können. Der GROSSE BOSS schmunzelt. Ebenso unzählbar sollen deine Nachkommen einmal sein, alter Freund.
Mich laust der Affe! entfährt es Abraham. Glaubst du mir etwa nicht?
Das ist ja das Komische, BOSS: So absurd der Gedanke auch ist, ich glaube dir. Du hast etwas an dir, daß man einfach nicht Nein sagen kann.
Freut mich, sagt der GROSSE BOSS. Ich muß dir allerdings jetzt schon sagen, es wird Schwierigkeiten geben mit deinen Nachfahren. Erst mal werde ich sie bei sich bietender Gelegenheit für 400 Jahre rüber nach Ägypten schicken. Nicht als Touristen, bewahre; als Sklaven. Dort wird man sie ausbeuten, daß es nur so kracht. Aber beruhige dich, anschließend kriegen die Leuteschinder am Nil von mir Saures, daß ihnen Hören und Sehen vergeht. Und deine Abkömnlinge führe ich auch wieder heim; hierher nämlich. Verlaß dich drauf. 400 Jahre? entsetzt sich Abraham. Das ist 'ne lange Zeit, besonders wenn einer die Sprache nicht kennt.
Der GROSSE BOSS ignoriert den Einwand. Erinnerst du dich, was ich dir an der Orakel-Eiche versprochen habe?
Ja, antwortet Abraham lahm, das Gelobte Land.
Genau! Ich habe dir zugelobt, daß dein Volk all das Land hier einmal haben soll, und das werde ich halten. Vom Euphrat bis Ägypten soll es ihm einmal gehören. Das sollst du wiesen, damit du unbesorgt in die Grube fahren kannst.
Ist es schon soweit? fragt Abraham erschrocken.
Laß dir Zeit, sagt der GROSSE BOSS. Damit ist das Gespräch beendet.
Noch in derselben Nacht erzählt Abraham seiner Sara von der Unterhaltung mit dem GROSSEN BOSS. Sara kaut nachdenklich auf der Unterlippe rum, dann ist ihr Entschluß gefaßt. Hör mir mal gut zu, Alter! Sie macht Licht. Wenn unser BOSS sagt, du würdest mal ein kinderreicher Vater werden, dann durfte das ja wohl stimmen. Ich aber bin fürs Kinderkriegen zu alt. Deshalb schlage ich dir vor, - nimm 'ne andere!
Du willst dich scheiden lassen? fragt Abraham verblüfft.
Wer spricht von sowas! Ich meine, du sollst mit einer anderen ein Kind machen. Mit Hagar, zum Beispiel. Sie ist jung und hat ein breites Becken.
Ich kann doch nicht mit deiner Zofe schlafen weigert sich Abraham entschieden. Außerdem ist das, glaub ich, Unzucht mit Abhängigen.
Laß die faulen Ausreden. Ich seh's dir doch an, daß du den Vorschlag gar nicht so schrecklich findest. Meinetwegen, ich meine, deinetwegen brummt Abraham. Aber nur wegen der Erbschaft!
Nur wegen der Erbschaft, bestätigt Sara lächelnd, aber das kann ihr Mann nicht sehen, weil sie dabei das Licht ausmacht.

Es gehört zwar nicht unbedingt zum Thema Zeugen Jehovas und Bluttransfusion. Gleichwohl man weiß, dass ganze fing mit einer vehementen Impfgegnerschaft an, die zeitgenössisch auch noch bei anderen Kreisen nachweisbar ist (nicht "nur" bei den Bibelforschern). Solche Haltungen setzen sich ja bis in die Gegenwart fort. Der Berufsstand der Heilpraktiker lebt ja von ihnen.
Die Vorbehalte gegen die Schulmedizin, finden auch in anderen Religionsgemeinschaften ihren Niederschlag. So etwa in der "Christlichen Wissenschaft" der Mary Baker Eddy und anderem mehr. Mark Twain wahr es wohl, der mal ironisch herausgearbeitet hat, dass jene Ressentiments gegen die Schulmedizin die Baker-Eddy in kurzer Zeit steinreich machten. Es soll noch andere Beispiele dieser Art geben.
Es ist schon ein Kapitel für sich, dass vermeintlich übersinnliche Erkenntnisse immer noch über rationale Erkenntnisse gesetzt werden. Nicht unbedingt nur auf medizinischem Gebiet aber dort auch.
Bemerkenswert. Papst Leo XII. (1878-1903) auch ansonsten als ausgesprochener Reaktionär in die Geschichte eingegangen, reiht sich in diesen Kreis ein. Von ihm ist überliefert, dass er die Pockenimpfung als "gottlos" bekämpfte, weil sich darin der Eiter eines Tieres mit menschlichem Blute vermengt. Deschner macht in seinem Buch "Ein Jahrhundert Heilsgeschichte" auch darauf aufmerksam.
Jener Hinweis auf tierischen Eiter der mit menschlichem Blute sich vermenge, ist natürlich wieder Wasser auf die Mühlen jener, für die was der Heilpraktiker sagt es die "absolute Wahrheit" ist; während sie zur Schulmedizin nur begrenztes Vertrauen haben. Ist der Heilpraktiker dann noch religiös angehaucht, potenziert sich dieses Gefälle noch um einiges.
Man könnte angesichts dessen wirklich fragen, ob man bei den dieserart Gläubigen, nicht gleich wieder die bei den geschichtlichen Indianern üblichen Medizinmänner "einführen" sollte.

Tja lieber J., nur mal ein Beispiel. Da gibt es einen Max Hollweg. Wie etliche seiner Glaubensgenossen ereilte auch ihn das Schicksal in Hitlers KZs einwandern zu müssen. Bevor er dorthin gelangte trug er die Berufsbezeichnung Maurer und hat diese Tätigkeit auch ausgeübt.
Dann gibt es noch einen anderen berühmten Maurer, Joseph Weißenberg. Letzterer, ja wie soll man sagen, so eine Art "reiner Heilpraktiker" war er sicherlich nicht. Er legte den Schwerpunkt doch zusehends auf religiöse Themen. Die Folge, die von ihm gegründete Religionsgemeinschaft ("Evangelisch-Johannische Kirche") existiert noch heute. Zwar nicht eine der "größeren", aber immerhin sie existiert. Besagter Weißenberg pflegte in den 20-er Jahren auch durchaus (zumindest eine begrenzte Zeit) als Heilpraktiker zu amtieren. Böse Zungen sagten wohl eines seiner Rezepte bestand in Weißkäse.
Gemessen an marktwirtschaftlichen Bedingungen hat er sich gehalten und ist nicht Pleite gegangen (jedenfalls nicht aufgrund seiner Heilpraktikerintentionen). Wenn auch das Naziregime mit ihm kurzen Prozess machte, dann doch wohl eher weil seine "Geistfreundreden" ihnen nicht behagten (die Zeugen würden das eher mit dem Begriff praktizierter Spiritismus umschreiben).
Um auf den Zeugen Jehovas Hollweg zurückzukommen. Unter KZ-Bedingungen eignete er sich wohl einige Kniffe und Kenntnisse in Sachen Medizin an. Sie müssen offenbar funktioniert haben, denn nach 1945 wurde aus dem Maurer Hollweg ein Heilpraktiker mit gut frequentierter Praxis.
"Uriela" ein anderer Name dieses Schlages, pflegte Badewannenwasser mit einem Silberlöffel eine gewisse Zeit zu durchrühren. Danach wurde es abgefüllt und als "Gottes Apotheke" verkauft. Nicht das die Käufer sie des Betruges bezichtigten. Das tat lediglich primär der Staat aus Gründen vermeintlicher oder auch tatsächlicher Steuerhinterziehung.
Wer denn mit seinem Heilpraktiker zufrieden ist, der mag es bleiben. Ich hatte mal als Kind eine fanatische Tante, die mich auch zu einem solchen immer hinzuschleppen pflegte. Seine "Irisdiagnose" und seine verordneten Wässerchen und Tabletten sind mir heute noch ein Begriff. Ob es mir ohne oder mit diesen Mitteln besser oder schlechter gegangen wäre?
Ich habe bis heute so meine Zweifel, um diese Fragen je in positivem Sinne beantworten zu

Der Fall Salman Rushdie hatte schon verdeutlicht, dass mit islamistischen

Fundamentalisten nicht "gut Kirschen essen ist".

In der Ausgabe vom 30. 3. dieses Jahres (2002) berichtete die Zeitschrift "Focus" unter

der Überschrift "Paradiesjungfrauen, ade!" Laut Untertitel dass ein deutscher

Islamwissenschaftler wegen seines kritischen Koranbuches um jeden Preis

unerkannt bleiben will. Das heisst in der Öffentlichkeit nur unter Pseudonym

auftritt. Der Artikel führt aus, dass es sich um eine Art Bewertung

unterschiedlicher Koran-Handschriften handele.

Man könnte etwa den Vergleich zu den Nag Hammadi-Handschriften im Christentum

heranziehen, die beispielsweise auch etliches "apokryphes" vorgeblich biblisches

Gedankengut mit enthielten und nicht nur, wie die WTG glauben machen will, eine

Bestätigung der altbekannten Bibelbücher.

Ähnliches ist nun bezüglich dieses Koranwissenschaftlers festzustellen, der erst

seit 1971 entdeckte zusätzliche Quellen im vorstehendem Sinne mit auswertete.

Sie stellen das bisherige Koranbild in einigen Punkten in ein anderes Licht. In

anderen Punkten mögen sie die konventionellen Koranvarianten auch bestätigen.

An und für sich dürfte dieser Sachverhalt unter normalen Bedingungen nicht

unbedingt ausreichen, dass ein renommierter Wissenschaftler sich in den Schutz

eines Pseudonyms begeben muss. Offenbar ist letzteres aber doch der Fall.

In dem von Merlin zitierten "Zeit"-Artikel klang es mit an. Islamistischer Fanatismus

hat zugleich auch (mit) soziale Wurzel. Sprich soziale Verwerfungen finden in

vermeintlich religiöser Verbrämung ihren Niederschlag.

Man mag diesen Fanatismus zurecht beklagen und als nicht hinnehmbar bewerten.

Wem letzteres allerdings wirklich ernst ist, der muss sich auch der Frage nach dem

Nährboden stellen. Stellt er sie nicht, bzw. bleibt er nur an der Oberfläche hängen,

an der berechtigten Kritik religiösen Extremismus, ist seine Bestandsaufnahme in

meiner Sicht unzureichend.

Oberflächliche Einschätzungen haben immer das Nebenresultat, ein Problem nicht

ernsthaft beherrschbar zu machen. Man kann es natürlich auch so sehen, dass

ganze in ein Endzeitzenario einzuordnen. Auch eine Art jener einfachen Antworten,

die in Wahrheit keine wirklichen Antworten sind.

Das im Adventverlag, Zürich um 1975 erschienene Buch (schon lange nicht mehr lieferbar) von E. B. Price "Gottes Kanal der Wahrheit - ist es der Wachtturm?" bejubelte die Konvertierung eines Zeugen Jehovas zu den STA.
Eine Vergleichszahl für 1966.
Damals gab es in
Australien 30 144 STA aber nur 16 588 ZJ.
Neuere Zahlen bezüglich der STA in Australien kenne ich nicht. Ich kann also auch nicht sagen ob sich diese Diskrepanz fortgesetzt oder verringert hat.
Im gleichen Jahr 1966 waren die ZJ in den Industrieländern USA, Kanada, Österreich,, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Griechenland, Italien, Norwegen, Portugal, Schweden, Schweiz - zahlreicher als die STA.
Lediglich Australien machte da eine einsame Ausnahme.

Balzereit - War der nicht Stasi-IM tönte Herr Waldemar H.. Und sein Echo kann man wie man sieht auch in diesem Forum registrieren. Dazu erlaube ich mir doch dann anzumerken. Balzereit ist auch kein Engel gewesen. Ihn "verklären" liegt mir fern. Die WTG merkt über ihn beispielsweise an, dass er (in den zwanziger Jahren) sich einen Tennisplatz anlegen ließ. Nicht so sehr zum Nutzen der übrigen WTG-Angestellten, sondern zum eigenen. Damit ist einiges schon über Balzereit ausgesagt, denn die zeitgenössische Oppositionsgruppe "Wahrheitsfreunde" auch schon attackierte. Und in reduzierter Form kann man diese Attacken gegen ihn noch heute im Schnell-Buch nachlesen. Dann kam aber das Jahr 33 und mit ihm der nicht aufgegangene WTG-Schmusekurs der WTG gegenüber den neuen Machthabern. Ab 1934 wurde der von Rutherford wieder gekippt. Davor hatte aber der Balzereit-Intimus Dollinger, durchaus unter hohem persönlichen Risiko es geschafft, wenigstens die materiellen Besitztümer der WTG zu retten. Balzereit nach der Berlin-Wilmersdorfer Versammlung nach der Tschechoslowakei emigriert, wurde nebst anderen, von den WTG-Oberen Ende 1934 genötigt, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Wohl wissend, welche Konsequenzen das haben könnte und dann auch gehabt hat. Allerdings setzte Balzereit und Dollinger noch Ende 34 Anfang 35 auf die Kompromißkarte, was Rutherford zu jenem Zeitpunkt nicht mehr tat. Er musste nun erfahren, dass sich an ihm auch der Spruch bewahrheitete: "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - Der Mohr kann gehen". Anlässlich seiner Gerichtsverhandlung wurde er denn auch prompt übel im "Wachtturm" angemacht.

Balzereit war in der Tat einer der wenigen, die dann im KZ die berüchtigte Abschwörungserklärung unterschrieben. Und erheblich zeitverzögert auf diese Weise wieder daraus heraus kam. Seine Erfahrungen mit der WTG haben ihn dann geprägt. Nach 1945 gründete er eine eigene Gruppe (Allgemeine Bibellehrvereinigung). Nun kommt das Handicap. Die wurde von den roten Totalitaristen mit den Zeugen über einen Kamm geschert. Zu irgendwelchen Differenzierungen waren diese Bürokratenseelen offenbar nicht in der Lage. In der "Geschichte der ZJ" Kapitel 20 gehe ich auf die Details dazu ein. Erst um 1958 (immerhin 13 Jahre nach 1945) variierten die Kommunisten ihre diesbezügliche Politik und holten auch Balzereit aus der Versenkung. Er wurde Herausgeber der Zeitschrift "Nachdenkliches aus Leben und Christentum". Heute in keiner Bibliothek mehr auftreibbar. Einige Ausgaben davon habe ich allerdings in meinem Privatarchiv. Wenn man so will eine Art Vorläufer der späteren "Christlichen Verantwortung". Ihr Inhalt ist primär religiös orientiert. Jene teilweise scharfe Polemik gegen die WTG, wie man sie in der "Christlichen Verantwortung" vorfindet, sucht man darin vergebens. Balzereit musste unter den obwaltenden Bedingungen des DDR-Diktaturstaates auch seinen Preis für dieses Zeitschriftenobjekt zahlen. Und dieser Preis hieß: Konspirative Kontakte zur Stasi.

Dennoch ist es mir zu billig, speziell aus dem Munde von Alt-Bundesrepublikanern, wenn da undifferenziert mit der Stasikeule umhergeschwungen wird, ohne jene Details mit hinzuzufügen, die dem ganzen ein differenzierteres Bild verpassen. Ich frage nur eines: Mit welchen westlichen Geheimdiensten kooperierte um 1950 die WTG bei der Ausstattung ihrer DDR-Kreisdiener inklusive Ehefrauen mit falschen DDR-Ausweisen. Im allgemeinen pflegen solche Ausweispapiere nicht zur Selbstbedienung auf der Straße herumzuliegen. Wer da den erhobenen Stasizeigerfinger vorzeigt, der möge mir bitte auch diese Frage beantworten. Den Tatbestand dieser falschen Ausweispapiere hat jüngst erst Herr Dirksen zugegeben, allerdings ohne eine glaubwürdige Erklärung hinzuzufügen.

Aus der Sicht der verflossenen Stasi, der gleichfalls verflossenen DDR, wäre die Person, die unter ihrem selbstgewählten Alias hier schon diverse male kommentiert wurde. Besagte Person wäre auch unter DDR-Verhältnissen für die Stasi äußerst "interessant" gewesen. Um in die ZJ-Organisation eindringen zu können, brauchte die Stasi natürlich entsprechende Werkzeuge. Aus den Diplomarbeiten die von Stasiisten an ihrer sogenannten "Juristischen Hochschule und Fachschule" zum Thema Zeugen Jehovas geschrieben wurden, kann man näheren Aufschluss darüber gewinnen. Auch der ZJ-Waldemar H. hat das ja schon referiert.

Zwei "Hauptwerkzeugsgruppen" hatte die Stasi im Einsatz. Die sogenannten "Herausgebrochenen", d. h. solche die von der Stasi erpresst wurden und diejenigen die aus einer gewissen Überzeugung gegen die WTG zu arbeiten bereit waren. Mit letzteren war die Stasi aber nicht so richtig zufrieden. Die spurten nicht immer so, wie Mielkes Mannen sich das wünschten. Und wenn die Mielkianer da großspurig herausarbeiteten, was für eine totalitäre Organisation die Zeugen doch seien, dann ist da bei manchen der nicht zu den "Herausgebrochenen" zählte, der "kalte Kaffee wieder hochgekommen" dieweil sie auch mal Vergleiche anstellten und dabei registrierten, dass mit dem Totalitarismus trifft nicht "nur" auf die Zeugen zu.

Den Herausgebrochenen saß die Angst im Nacken. Sie hatten schon bitter am eigenen Leibe erfahren, wozu die Mielkianer fähig und wollten sich möglichst weiteres Leid dieser Art ersparen. Da setzten die Mielkianer an. Sie vergatterten die Betreffenden dazu, nach außen weiterhin den treuen Zeugen Jehovas zu spielen. Mit der kleinen Einschränkung, aber mit den Mielkianern in Kontakt zu bleiben. Besonders gelobt, etwa in der Studie des Mielkianer Heinz Bergner, wurden diejenigen, die es fertigbrachten ein Doppelleben zu führen. Das waren die Wunschkandidaten der Stasi. Zwar relativ dünn gesät, aber es gab sie. Einer dieser Sorte war bei der Stasi aufgrund seiner "Leistungen" derart hoch im Kurs angeschrieben, dass sie ihm sogar einen "Vaterländischen Verdienstorden" verpassten. Seinen Anteil an der letzten großen Verhaftungswelle von führenden DDR-Zeugenfunktionären im Jahre 1965 (das Thema Wehrdienst jetzt ausgeklammert) würdigten sie auch diesergestalt.

Auch die WTG würdigte einmal in einem eigenen Wachtturmartikel einen dieser Herausgebrochenen, den "Hans Voss" alias Hermann Laube. Was für ein "treuer Bruder" er doch wahr. Die Stasiisten werden sich beim lesen dieses Artikels vor lachen förmlich gekrümmt haben!

Antwort auf Gerhard B.s Artikel "Moderne Inquisition?" (idea-Spektrum 26/2002) und sein Buch "Die Rufmordkampagne"
von Reinhard
Hempelmann, Leiter der EZW
Heutige Kirchenkritik hat viele Gesichter und Namen. Sie artikuliert sich in verschiedensten Schriften und Pamphleten. Sie kann berechtigt sein. Denn biblisch inspirierter Gottesglaube weiß davon, dass religiöse Überzeugungen missbraucht werden können, dass christliche Kirchen sich stets neu an ihrem ureigensten Auftrag messen lassen müssen, das Evangelium mit allen Menschen zu teilen. Es gibt freilich auch pauschale und maßlose Kritik, die nicht korrigieren, sondern bloßstellen will. Sie kommt nicht nur von außen, von Menschen, die den Kirchen den Rücken gekehrt haben. Bei Gerhard B. kommt sie von innen. Er war kirchlicher Mitarbeiter und engagierte sich in verschiedenen Bereichen kirchlichen Lebens. Als evangelischer Theologieprofessor an der renommierten Universität Heidelberg ist er mit der Ausbildung zukünftiger Pfarrerinnen und Pfarrer befasst. Inzwischen lässt er keine Gelegenheit aus, vor allem die evangelische Kirche an den Pranger zu stellen und ein öffentliches Bild von ihr zu zeichnen, das antikirchliche Affekte und Ressentiments nährt.
Immer neue Kirchenkritik
Zentrales Thema seiner Kirchenkritik ist die Arbeit der Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten. In immer neuen Variationen legt er in Tages- und Wochenzeitungen, in Aufsätzen und Büchern dar, dass kirchliche Beauftragte religiöse Minderheiten stigmatisieren und ausgrenzen, dass sie ihre religiöse Konkurrenz mit unlauteren Mitteln bekämpfen. Darüber hinaus ist er der Meinung, dass der Staat seine Neutralitätspflicht verletze, zum religiösen Parteigänger werde, dass in Deutschland die Freiheit der Religionsausübung gefährdet sei und sogar Verfassungsorgane gegen elementare Grundrechte verstoßen würden. Es stört ihn nicht, dass das zuletzt Genannte inhaltlich exakt mit dem übereinstimmt, was die Scientology-Organisation seit vielen Jahren der Bundesrepublik Deutschland vorwirft. Maßstab für ihn ist das amerikanische Modell der Zuordnung von Staat und Kirche. An diesem gemessen ist seiner Einschätzung nach im westeuropäischen Kontext Religionsfreiheit noch nicht hinreichend verwirklicht.
Pauschal und maßlos
Pauschale und maßlose Kritik an kirchlichen Beauftragten haben Gerhard B. und Renate-Maria Besier auch in ihrem neuesten Buch geübt. In Stil und Inhalt knüpft es an das 1999 erschienene zweibändige Werk "Die neuen Inquisitoren" an, mit dem die Herausgeber (Gerhard B. und Erwin K. Scheuch) sich bereits durch die Auswahl der Autorinnen und Autoren von jeder Form sachlicher Auseinandersetzung verabschiedet hatten. Die damals erhobenen Vorwürfe werden Eine wiederholt und teils mit bereits bekannten, teils mit "neuen Materialien" zu belegen versucht. Das Buch dient dem Aufspüren belastender Vorgänge, die gegen einzelne Beauftragte vorgebracht werden. Es kann hier nicht der Ort sein, auf Einzelheiten einzugehen. Wer sich mit religiösen und ideologischen Gemeinschaften befasst, tritt in ein kompliziertes, diffuses und polemisches Beziehungsgeflecht ein. In dem seit Jahrzehnten währenden Streit zwischen "Kult" und "Antikult", zwischen den sog. Sekten, ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen einerseits und der Aussteiger- und Kritikerszene andererseits, kann es – jedenfalls aus der Perspektive der EZW – christliche Apologetik und Weltanschauungsarbeit nur als Gratwanderung geben. Diese Gratwanderung hat das Autorenpaar B. jedoch erst gar nicht versucht. Bereits vor Jahren haben sie eine ebenso schlichte wie klare Entscheidung getroffen: Die Kulte, Religionsgemeinschaften, weltanschaulichen Gemeinschaften, Anbieter auf dem Psychomarkt ... sind in Schutz zu nehmen, ihre Kritiker zu bekämpfen. Auf dieses Muster lassen sich alle öffentlichen Äußerungen und gutachterlichen Stellungnahmen des Autorenpaares B. zurückführen. Immer geht es ihnen darum, die eine Seite zu diffamieren, die andere in Schutz zu nehmen. Bei den Zeugen Jehovas und anderen haben sie sich dadurch Hochachtung verschafft. Stellungnahmen B.s werden in öffentlichen Veranstaltungen als Schützenhilfe im Kampf für die eigene Sache genutzt.
Ein Netz von Sektenverfolgern?
Beobachtungsgegenstand des Autorenpaares B. sind nicht zuerst die religiösen Gemeinschaften, sondern ihre Kritiker. Dass in der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas Abgrenzungen und Feindbilder ein identitätsbildender Faktor sind, findet keine Aufmerksamkeit. Dass religiöse Hingabe missbraucht werden kann und missbraucht wird, interessiert sie nicht. Ein Nachdenken über die Notwendigkeit kritischer Auseinandersetzung mit verletzenden Formen von Religiosität spielt in den Darlegungen keine Rolle. An einer differenzierten Wahrnehmungen der Kritikerszenen haben sie kein Interesse. Stattdessen wird behauptet, es gebe in Europa ein gut organisiertes Netzwerk von Sektenverfolgern, was fraglos in den Bereich der Phantasie und nicht der Realität gehört.
Religiöse Aufklärung ist nötig
Überhaupt versäumt es das Autorenpaar B., zur Sache zu reden. Auch in dem idea-Artikel bleibt der Autor die Antwort auf zentrale Fragen schuldig: Was ist aus der Perspektive eines christlichen Welt- und Menschenverständnisses zur Ablehnung der Bluttransfusion durch die Zeugen Jehovas zu sagen? Ist die Bibel richtig ausgelegt und verstanden, wenn ihr eine solche Ablehnung entnommen wird? Hansjörg Hemmingers Einschätzung, dass Fritz Poppenbergs Filme durch Distanzlosigkeit gegenüber der Lehre und Praxis der Zeugen Jehovas gekennzeichnet sind, lassen sich meines Erachtens von der Sache nicht bestreiten. Warum geht B. als Theologe darauf nicht ein? Warum sagt er nichts über die Frage, wie die Schriftauslegung der Zeugen Jehovas zu bewerten ist? Auf kritische Stellungnahmen zu umstrittenen Angeboten von Erfolgstrainern und Psychogruppen wird gänzlich verzichtet. Warum eigentlich? Kirchliche Beauftragte werden von besorgten Zeitgenossen danach gefragt. Sollen sie schweigen, wenn Religiöses sich säkular verpackt anbietet, zum Beispiel als Entspannungstechnik oder Therapieangebot oder Nichtreligiöses sich aus strategischen Gründen mit dem Schein des Religiösen umgibt? Sie haben die Aufgabe, einer Beitrag zur religiösen Aufklärung zu leisten und tun dies auch. B. dagegen möchte eine schweigende Kirche. Die Aufgabe des Staates sieht er gar darin, für die "Gleichheit von Weltanschauungen und Religionen" in Theorie und Praxis zu sorgen. Eine solche Aussage ist in hohem Maße klärungsbedürftig. Rassismus, Antisemitismus und Satanismus sind auch Weltanschauungen, deren Gleichheit mit anderen Weltanschauungen allerdings nur um den Preis der Selbstaufgabe eines demokratischen Rechtsstaates hergestellt werden kann.
Pflege von Feindbildern
Nahezu alle Vorwürfe, die B. gegenüber kirchlichen Beauftragten erhebt, treffen zuallererst auf ihn selbst zu: Theologische Argumente finden sich kaum. Was "Denunziationskultur" ist, dafür bieten die genannten Bücher über "Die neuen Inquisitoren" und "Die Rufmordkampagne" anschauliche Beispiele. Selbst kirchenkritische Organisationen haben darauf hingewiesen, dass B.s Kritik der "Sektenkritiker" polemisch und inhaltsleer ist. Die Pflege von Feindbildern ist immer ein Vorgang, der mit drastischen Wahrnehmungseinschränkungen verbunden ist. Das gilt gleichermaßen für Religionsgemeinschaften und Antikultbewegungen, ebenso gilt es für Theologieprofessoren und Weltanschauungsbeauftragte.
Selbstverständlich muss über Beurteilungskriterien und den richtigen Weg des Umgangs mit anderen Religionsgemeinschaften in der kirchlichen Weltanschauungsarbeit gestritten werden. Ich behaupte nicht, dass alles richtig gemacht wird. Selbstverständlich muss es Bereitschaft zur Selbstkritik geben. B. weiß genau, dass es d i e kirchlichen Beauftragten nicht gibt. Dennoch redet er klischeehaft. Die EZW hat sich nie als Teil einer Anti-Kultbewegung verstanden. Sie ist zugleich darum bemüht, die Distanz zum Gegenstandsbereich der eigenen Arbeit zu wahren. Sie versucht beides zusammenzuhalten: dialogische Offenheit und Standfestigkeit, Gesprächsbereitschaft und den Mut zur Unterscheidung, gegebenenfalls auch zum Protest gegenüber krankmachender und verletzender Religiosität.
Orientierung in Vielfalt
Es ist richtig, dass wir in einer Situation zunehmender religiös-weltanschaulicher Vielfalt leben. Verschiedene Wahrheitsansprüche konkurrieren miteinander. Kirchlicher Weltanschauungsarbeit sollte es um eine verstehende Apologetik gehen. Dazu gehört selbstverständlich auch, religiöse Gemeinschaften gegenüber voreiligen Stigmatisierungen in Schutz zu nehmen. Das Recht auf freie Religionsausübung gilt für alle. Im Blick auf die EZW kann ich sagen, dass die Inschutznahme religiöser Gruppen und Bewegungen viel häufiger geschieht als nach außen hin sichtbar wird. Vor allem aber möchte kirchliche Weltanschauungsarbeit zur christlichen Orientierung beitragen. Sie bringt für den Umgang mit religiöser und kultureller Vielfalt Unterscheidungskriterien ins Spiel und stärkt die Urteilsfähigkeit der christlichen Gemeinde. Die Begegnung mit religiös-weltanschaulicher Vielfalt fordert immer auch zu dem heraus, was die Bibel "Unterscheidung der Geister" nennt.
B. plädiert für die Abschaffung von Weltanschauungsbeauftragten, bzw. Sektenbeauftragten auf dem Hintergrund eines kirchenapokalyptischen Szenariums. Am liebsten sähe er wohl, wenn das "Rest-Renommee" der Kirche, von dem er spricht, bald zum Verschwinden käme. Mit solchen Erwartungen setzt er sein eigenes "Rest-Renommee" freilich auch aufs Spiel.
Quelle: ideaSpektrum Nr. 27 vom 3. Juli 2002, S. 20

Der Umgang mit Ausgeschlossenen aus der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas wird im neuen Königreichsdienst vom August 2002 auf den Seiten 3 und 4 wie folgt erklärt:
Christliche Loyalität bekunden, wenn ein
Verwandter ausgeschlossen ist
1 Der Zusammenhalt von Familien kann sehr stark sein. Dadurch kann es für einen Christen zu Prüfung werden, wenn der Ehepartner, ein Kind, ein Elternteil oder ein anderer naher Verwandter ausgeschlossen wird oder die Gemeinschaft von sich aus verlässt (Mat. 10:37). Wie sollten sich loyale Christen gegenüber solch einem Verwandten verhalten? Ändert sich etwas an der Verhaltensweise, wenn man mit dem betreffenden in einer Wohnung lebt? Wir wollen zunächst sehen, was die Bibel zu diesem Thema sagt, und die Grundsätze betrachten, die unabhängig davon gelten, ob jemand ausgeschlossen wurde oder die Gemeinschaft von sich aus verlassen hat.
2 Verhalten gegenüber Ausgeschlossenen: Gottes Wort gebietet Christen, keinen Umgang oder keine Gemeinschaft mit jemanden zu haben, der aus der Versammlung ausgeschlossen wurde: "Nun aber schreibe ich euch, keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Erpresser ist, selbst nicht mit einem solchen zu essen. ... ‚Entfernt den bösen [Menschen] aus eurer Mitte.'" (1. Kor. 5: 11, 13). Jesus Worte aus Matthäus 18:17 spielen ebenfalls eine Rolle: "[Der Ausgeschlossene] sei ... für dich ebenso wie ein Mensch von den Nationen und wie ein Steuereinnehmer." Jesus Zuhöre wussten genau, dass sich die Juden ihrer Zeit nicht mit den Heiden verbrüderten und das sie Steuereinnehmer ächteten. Mit diesen Worten wies Jesus seine Nachfolger an, keinen Umgang mit Ausgeschlossenen zu haben. (Siehe Wachtturm vom 15. Dezember 1981, Seite 17-19.)
3 Das heißt, dass loyale Christen keinen religiösen Umgang mit jemanden haben, der aus der Versammlung ausgeschlossen wurde. Doch das ist nicht alles. Gottes Wort sagt, wir sollten nicht einmal mit einen solchen essen (1. Kor. 5:11) Daher sollten wir auch keinen gesellschaftlichen Umgang mit einem Ausgeschlossenen haben. Das schließt aus, mit ihm zu picknicken, zu feiern, Sport zu treiben, einzukaufen, ins Theater zu gehen, sich mit ihm zum Essen in der Wohnung oder in einem Restaurant zu treffen.
4 Wie verhält es sich mit Gesprächen mit einem Ausgeschlossenen? Die Bibel behandelt zwar nicht jede mögliche Situation, doch 2. Johannes 10 hilft uns, Jehovas Ansicht in dieser Sache zu verstehen: "Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn niemals in euer Haus auf, noch entbietet ihm einen Gruß." Zu dieser Bibelstelle wurde im Wachtturm vom 15. Dezember 1981 auf Seite 24 gesagt: "Ein einfacher Gruß kann der erste Schritt zu einer Unterhaltung und vielleicht sogar zu einer Freundschaft sein. Möchten wir bei einem Ausgeschlossenen diesen ersten Schritt tun?"
5 Ja, es ist genau so, wie auf Seite 30 desselben Wachtturms gesagt wurde: "Fest steht, dass ein Christ, der sich in Sünde verstrickt und ausgeschlossen werden muss, viel einbüßt: die Anerkennung Gottes, ... die liebliche Gemeinschaft der Brüder und einen Großteil der Gesellschaft seiner christlichen Verwandten."
6 In einer gemeinsamen Wohnung: Bedeutet das, dass Christen, die mit einem ausgeschlossenen Familienangehörigen in derselben Wohnung leben, im Alltag nicht mehr mit ihm sprechen, essen oder Umgang haben dürfen? Im Wachtturm vom 15. April 1991 hieß es in einer Fußnote auf Seite 22: "Wenn ein Ausgeschlossener in einer christlichen Familie lebt, hätte er immer noch am normalen, alltäglichen häuslichen Geschehen und an familiären Aktivitäten teil." Daher bleibt es den Familienmitgliedern überlassen, zu entscheiden, in welchen Umfang der Ausgeschlossene mit ihm essen oder sich an sonstigen Familienaktivitäten beteiligen kann. Trotzdem möchte er bei Brüdern, mit denen sie Umgang pflegen, nicht den Eindruck erwecken, es sei alles so wie vor dem Gemeinschaftsentzug.
Im Wachtturm vom 15. Dezember 1981 wurde auf Seite 27 jedoch über Personen, die ausgeschlossen wurden oder die die Gemeinschaft verlassen haben, gesagt: "Die früheren geistigen Bande sind völlig aufgelöst worden. Das trifft selbst auf seine Angehörigen zu, auch auf die im engsten Familienkreis. ... Das bringt zwangsläufig Veränderungen in den geistigen Beziehungen mit sich, die bis dahin in der Familie bestanden haben mögen. Wenn zum Beispiel dem Mann die Gemeinschaft entzogen worden ist, wird es seiner Frau und den Kindern nicht recht sein, daß er ein Familienstudium durchführt oder die Familie beim Bibellesen oder im Gebet leitet. Möchte er bei Mahlzeiten ein Gebet sprechen, so hat er in seiner Wohnung das Recht dazu. Doch seine Angehörigen können im stillen selbst zu Gott beten (Spr. 28:9; Ps. 119:145, 146). Was ist, wenn ein Familienangehöriger, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, dem Bibellesen oder einem Bibelstudium im Familienkreis beiwohnen möchte? Die anderen können ihn zuhören lassen, wenn er nicht versucht, sie zu belehren oder seine religiösen Anschauungen vorzubringen."
8 Ist einem minderjährigen Kind die Gemeinschaft entzogen worden, das bei seinen Eltern wohnt, sind diese nach wie vor für dessen Erziehung verantwortlich. Im Wachtturm vom 15. November 1988 hieß es auf Seite 20: "Genauso, wie sie weiterhin ihr Kind in bezug auf Nahrung, Kleidung und Obdach versorgen, sollten sie es auch im Einklang mit Gottes Wort unterweisen und in Zucht nehmen (Sprüche 6:20-22; 29:17). Liebevolle Eltern können somit ein Heimbibelstudium mit ihm durchführen, selbst wenn ihm die Gemeinschaft entzogen worden ist. Vielleicht zieht es den größten Nutzen aus dem Studium und korrigiert sich, wenn es mit ihm allein durchgeführt wird. Oder womöglich sagen sich die Eltern, das Kind könne weiterhin am Familienstudium teilnehmen." (Siehe auch Wachtturm vom 1. Oktober 2001, Seite 16, 17.)
9 Verwandte die nicht in der selben Wohnung leben:
"Anders verhält es sich, wenn einem Verwandten, der außerhalb des engsten Familienkreises lebt, das heißt nicht in derselben Wohnung, die Gemeinschaft entzogen worden ist oder er die Gemeinschaft verlassen hat", war im Wachtturm vom 15. April 1988 auf Seite 28 zu lesen. "Höchstwahrscheinlich ist es möglich, so gut wie gar keinen Kontakt mit diesem Verwandten zu haben. Doch selbst wenn gewisse familiäre Angelegenheiten einen Kontakt erfordern würden, würde man diesen gewiss auf ein Minimum beschränken, was im Einklang mit dem göttlichen Grundsatz wäre, "keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der ein reueloser Sünder ist (1. Korinther 5:11). Loyale Christen sollten sich bemühen, keinen unnötigen Kontakt zu solchen Verwandten zu haben, und sogar Geschäftsbeziehungen auf ein Mindestmaß beschränken. (Siehe auch Wachtturm vom 15. Dezember 1981, Seite 28, 29.)
10 Im Wachtturm wurde auch eine andere mögliche Situation angesprochen: "Was ist aber zu tun, wenn ein naher Verwandter, ein Sohn oder ein Elternteil, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist und der nicht in der Wohnung seiner christlichen Angehörigen lebt, mit in diese Wohnung ziehen möchte? Was die Familie in einem solchen Fall tun sollte, könnte sie je nach den bestehenden Umständen selbst entscheiden. Ein Elternteil, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, mag zum Beispiel krank werden oder in finanzieller oder körperlicher Hinsicht nicht mehr in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen. Christliche Kinder haben eine biblische und moralische Verpflichtung, dem Betreffenden zu helfen (1. Tim. 5:8). ... Was sie tun, mag beispielsweise davon abhängen, welche Bedürfnisse der Elternteil wirklich hat, wie er eingestellt ist und was das Haupt der Familie im Hinblick auf das geistige Wohl der Familie für angebracht hält" (Der Wachtturm vom 15. Dezember 1981, Seite 27, 28).
11 In Bezug auf Kinder wird im selben Artikel weiter gesagt: "Mitunter haben christliche Eltern ein Kind, das ausgeschlossen wurde und dann körperlich oder emotionell erkrankte, wieder eine Zeitlang in die Familie aufgenommen. Aber in jedem Fall können die Eltern die gegebenen Umstände abwägen. Hat der ausgeschlossene Sohn einen eigenen Haushalt geführt, und ist er jetzt nicht mehr dazu in der Lage? Oder möchte er vor allem deswegen in die elterliche Wohnung zurückkehren, weil er dort ein leichteres Leben hat? Wie steht es mit seinen Moralbegriffen und seiner Einstellung? Wird er "Sauerteig" in die Familie bringen? (Gal. 5:9)."
12 Gegenüber Jehova loyal sein wirkt sich zum Guten aus: Sich an die biblischen Verfahrensweisen zu halten, reuelose Missetätern die Gemeinschaft zu entziehen und die Betreffenden zu meiden, wirkt sich zum Guten aus. So wird die Reinheit der Versammlung erhalten, und es kennzeichnete uns als solche, die an den hohen Sittenmaßstäben der Bibel festhalten (1.Pet. 1:14-16). Wir werden vor verderblichen Einflüssen geschützt (Gal. 5:7-9). Auch der Missetäter hat die Gelegenheit, vollen Nutzen aus der Zurechtweisung zu ziehen, was dazu beitragen kann, dass er 'eine friedsame Frucht, nämlich Gerechtigkeit', hervorbringt (Heb. 12:11).
13 Nachdem ein Bruder und seine leibliche Schwester auf einem Kreiskongress einen Vortrag gehört hatten, wurde ihnen bewusst, dass sie sich gegenüber ihrer Mutter, die woanders lebte und seit sechs Jahren ausgeschlossen war, anders verhalten mussten. Der Bruder rief sofort nach dem Kongress seine Mutter an, versicherte ihr, dass er uns eine Schwester nicht mehr mit ihr sprechen würden, es sei denn, wichtige Familienangelegenheiten würden dies erfordern. Kurz darauf fing seine Mutter an, Zusammenkünfte zu besuchen, und schließlich wurde sie wieder aufgenommen. Auch ihr ungläubiger Mann begann zu studieren und ließ sich im Laufe der Zeit taufen.
14 Uns loyal an alles zu halten, was in der Bibel in Verbindung mit dem Gemeinschaftsentzug gesagt wird, zeigt unsere Liebe zu Jehova und ist eine Antwort für den, der ihn höhnt (Spr. 27:11). Im Gegenzug können wir sicher sein, dass Jehova uns segnet. König David schrieb über Jehova: "Was seine Satzungen betrifft, ich werde nicht davon weichen. Mit einem Loyalgesinnten wirst du loyal handeln" (2. Sam 22:23, 26).

Öffentlichkeitsarbeit mag ein wichtiger Aspekt sein. Nur, sie lässt sich nicht mit

Gewalt erzwingen. Die großen USA mit ihren die Millionzahl übersteigenden ZJ

konnten für die Bowen-Demonstration rund 125 aktive Teilnehmer mobilisieren (den

Presstrust jetzt mal nicht mitgezählt). 80 von ihnen nahmen an einem

anschließenden mehr geselligem Beisammensein noch mit teil. Der Vergleich des

Goliath mit dem David drängt sich auf. Sicher, auch ein Goliath war und ist nicht

"unverwundbar". Noch ist offenbar aber "der" Zeitpunkt für den David nicht

herangekommen.

Im Vorfeld der kürzlichen Bundestagswahl, veranstaltete der "Internationale Bund

der Konfessionslosen und Atheisten" (um Missverständnisse vorzubeugen: Ich

gehöre ihm nicht an. Lese gleichwohl seine von ihm dominierte Zeitschrift MIZ).

Besagter IBKA startete wieder einmal seine "traditionelle" Anfrage an die großen

politischen Parteien, wie sie es denn mit der Trennung von Kirche und Staat

hielten. Großes "Gestottere" in den diesbezüglichen Antworten; und frustriert

mußte der IBKA wieder einmal registrieren. Das ist kein Thema für die Politikmacher.

Denen brennen ganze andere Themen unter den Nägeln. Eine Partei gar, die PDS,

schaffte es noch nicht mal eine Antwort zu formulieren.

Immer wieder begegnet man bei aktiven Zeugen Jehovas der Selbstsuggestion wie

"glücklich" sie denn doch in "Jehovas Organisation" wären. Als Ex-ZJ sieht man dies

allerdings grundlegend anders und ist auch in der Lage jenes emotionale Gefühl der

ZJ faktenmäßig zu wiederlegen. Dennoch muss man auch diese Sachlage zur

Kenntnis nehmen. Man kann niemand zu seinem "Glück zwingen". Erst recht nicht

eine weitgehend Religionsfragen als belanglos ansehende Öffentlichkeit

instrumentalisieren. Kampf hat nur dann einen Sinn, wenn er möglichst

"Luftschläge" vermeidet.

Flugblattverteilungen vor Kongreßgeländen ect. kann man noch eine gewisse Logik

zusprechen; obwohl ihre "Effizenz" berechtigterweise auch zu hinterfragen wäre.

Ich glaube der bisherige Weg, umfängliches Informationsangebot auch via Internet

zur Verfügung zu stellen, erweist sich als sinnvoll. Wer es nutzen will, kann es tun.

Wer es nicht will, wird es sein lassen. Einer Demonstrationsaktion a la Bowen auf

deutschem Boden, gebe ich derzeit keine echte Chance.

Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass bei denjenigen die gewisse Dogmen nicht mehr herunterschlucken können, darauf gepocht wird, dass müssen Atheisten aus dem Bilderbuch sein. Meines Erachtens setzt die Schöpfungslehre genau soviel Glaubensbereitschaft voraus, wie es im umgekehrten Falle für jene auch zutreffen mag, die da glauben in der Evolutionslehre "den Stein der Weisen" zu haben.
Das es auch Menschen gibt, die da sinngemäß sagen, nach jetzigem Erkenntnisstand gibt es in dieser Frage keine "letztendlichen" Antworten, kommt in dieser Schablonenbetrachtung überhaupt nicht vor.
Ergo kommt bei den Schöpfunglehrenvertretern auch nicht vor, dass der evang. Theologe Dietrich Bonhoeffer etwa auf die Lückenbüßerfunktion christlichen Glaubens verweist. Oder Nietzsche, bekannt durch seine These "Gott ist tot" fragt, was wäre zu schaffen gäbe es Götter? und Seine Antwort. Nichts, was nicht auch ohne Götter schaffbar wäre.

Was bedeutet das Ansinnen, sich doch mit der Kritik an der WTG zurückzuhalten in der Praxis? Es bedeutet doch wohl, dass diejenigen nach einen adäquaten WTG-Ersatz auf der Suche sind. Gleichwohl aber doch noch nicht so recht "fündig" geworden.

Historische Splittergruppen von der WTG, etwa Tagesanbruch und verwandtes oder der Kreis um die Zeitschrift "Christliche Warte". Entsprechen die ihrem Geschmack? Möglicherweise von der evangelikalen Tendenz her schon. Aber da wäre dann doch wohl wieder die "Kröte" zu schlucken, Russell als allein maßgeblichen Propheten noch heute zu akzeptieren; und die nachfolgende Entwicklung zu verdammen. Vermögen jene, die zu ihren ZJ-Zeiten nie mit Russells Ursprungsgedankengut näher in Berührung kamen, dies zu tun?

Ich habe da so meine leisen, vielleicht nicht nur leisen, sondern lauten Zweifel.

Wie wäre es denn mit dem Freikirchenspektrum. Der Begründer des Bechhaus-Forums gehört ihnen ja auch an. Tendenziell mag sich da mancher vielleicht angesprochen fühlen, bis auf einen Punkt. Und der wäre, dass was Money betrifft man dort durchaus nicht zimperlich im nehmen ist. Das schmeckt dann wohl so manchen auf der Suche nach einem Ersatz befindlichen wieder nicht.

Diejenigen werden sich letztendlich selbst Klarheit darüber schaffen müssen, dass sie ihren "idealen" Ersatz nicht finden und so oder so, doch einige Kröten schlucken müssen.

Man fragt sich auch nur noch eines. Weshalb sind diejenigen eigentlich bei der WTG gestrandet, wenn ihnen Kritik an letzterer so zuwider ist?

Ein historisches Beispiel. Da gab es in den zwanziger Jahren eine WTG-Oppositionsgruppe namens "Wahrheitsfreunde". Die würde ich zwar als "päpstlicher als der Papst" bewerten. Selber sahen die sich natürlich nicht so. Den ging es auch flott über die Lippen, Rutherford's 1925-Datum durch eine eigene, in ihrer Sicht "bessere" Rechnung zu ersetzen.

Letztendlich war diesen Individualisten, so muss man die durchaus bezeichnen; keine Überlebenschance gegeben. In der WT-Ausgabe vom 1. 4. 1926 zitiert die WTG den reumütigen Brief eines Rückkehrers von den "Wahrheitsfreunden" zur WTG (Franz Egle).

Nun ja, so etwas gibt es zu allen Zeiten. Es würde mich nicht wundern, wenn einige die besonders betonen, dass Kritik an der WTG nicht ihr Bier ist, vielleicht eines Tages noch eine ähnliche Entwicklung machen.

Querbeet 03

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