Re: Und wer "Munition" sucht, ...


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 12. Juli 2004 12:43:39:

Als Antwort auf: Und wer "Munition" sucht, ... geschrieben von Ingrid am 12. Juli 2004 11:51:39:

„Das Feuer in allen Kalibern gibt es dieses Jahr, gab es im Vorjahr, im vorigen Jahrzehnt und Jahrhundert. Und man fragt sich, was hat das alles bewirkt? Denn andererseits steigt nicht nur der Bekanntheitsgrad der Zeugen Jehovas von Jahr zu Jahr. Sie sind - warum auch immer - die in sich stabilste Religionsgemeinschaft überhaupt."

Also, um darauf zu antworten. Es ist doch wohl ein qualitativer Unterschied festzustellen. Der sich mit einem Wort festmachen lässt: Das Internet.

Bevor es diese Kommuniksationsplattform gab, war es doch so. Der Einzelne war auf sich gestellt. Vielleicht hatte er mal vom Hörensagen gehört. Da gibt ein Herr Twisselmann eine Zeitschrift namens „Bruderdienst" (später umbenannt in „Brücke zum Menschen") heraus. Wenn er nicht bereits endgültig der WTG den Laufpass gegeben haben sollte, wird er es wohl dabei haben bewenden gelassen haben. Die Schwellenangst, dafür ein kommerziell zu bezahlendes Abonnement eingehen zu müssen, wird das ihrige dazu beigetragen haben. Und dem vernehmen nach, soll ja auch Herr Twisselmann noch nie über eine zu „hohe" Auflage seiner Zeitschrift geklagt haben. Zudem: Maximal vier Hefte davon im Jahr - manchmal noch nicht mal dies - werden wohl kaum „revolutionierende" Wirkung erzielt haben.

Ach ja, dann gibt es ja noch den Buchhandel. Örtlich sicherlich überall ansässig. In der Regel verfügen Buchhandlungen auch über ein Schaufenster, respektive Präsentiertische für empfehlenswerte Angebote. Finden sich dort kritische Bücher zum Thema ZJ vor? Doch wohl eher nicht. Das ist schon die Regel. Buchhandlungen interessiert nun mal in erster Linie das, womit sie Umsatz erzielen. Da dürften dann wohl Rätselbücher oder Tolkien-Romane wohl den eindeutigen Vorrang haben.

Also „vorrätig" haben die meisten Buchhandlungen zum Thema kritische ZJ-Literatur so gut wie nichts. Da muss der Kunde schon ausdrücklich danach fragen. Dann bequemt man sich vielleicht, für ihn das gewünschte zu bestellen.
Ergo - eine neue Schwelle, die zusätzliche Schwellenangst erzeugt. Und die demzufolge nur wenige überschreiten.

Auch hier hat das Internet eine Revolutionierung herbeigeführt. Ein paar Mausklicke, und man kann sich gewünschtes frei Haus liefern lassen. Ganz abgesehen davon, dass auch das Internet mehr als reichlich „Munition" enthält, um diese Vokabel mal zu gebrauchen.

Es ist ein alter Erfahrungswert, auch in anderen soziologischen Gruppen nachweisbar.
Wolfgang Leonhard in seinem „Die Revolution entlässt ihre Kinder", nur mal als Beispiel. Diejenigen, die in einer bestimmten Sozialisation groß geworden sind, und mit ihr dann brechen, waren, sind und werden die Minderheit bleiben. Insofern gebe ich mich bei den „Ingrid's und Co" auch keinerlei Illusionen hin.

Indes das Publikum besteht nicht nur aus der Minderheit, derjenigen die da mal was aktives Schreiben. Es gibt auch die passive Mehrheit der bloß Konsumierenden. Beispielsweise hat dieses Forum derzeit eine Schwankungsbreite die zwischen 200 bis 1.700 Aufrufen pro Tag liegt. Die eigentliche Gebhard-Webseite hat selten unter 1.000 Einzelaufrufe pro Tag derzeit. Dabei gelangt der absolute Löwenanteil über Google oder andere Suchmaschinen auf diese Seite. Also, übersetzt heißt das. Der User hatte irgendein Thema als Fragestellung bei Google eingegeben. In den ihm dann offerierten Antworten hat er eben auch die Option genutzt, hiesige Angebote zu sichten.

Die „Ingrid's und Co" fest gefügt in ihrer Überzeungung, sind eigentlich Randgruppe (ich bitte das nicht abwertend zu verstehen). Viel wichtiger sind doch die, die da vielleicht zum ersten mal mit den ZJ in Berührung kommen, und die nun unkompliziert die Chance haben, sich umfassend zu informieren, und gegebenenfalls auch die Notbremse zu ziehen. Oder auch jene Jugendlichen, die nach Erreichung des Volljährigkeitalters, bereit und willens sind, ihre ZJ-Sozialisation erneut zu bewerten. Auch ihnen ist durch das Internet einiges leichter geworden. Insofern sehe ich das alles gelassener, als Ingrid.

Ihr Hartz IV-Kanzler wird zwar dafür sorgen, dass den Zeugen die Klientel nicht ausgeht. Es gibt aber noch andere Bevölkerungsschichten in diesem Lande, die eben nicht von Hartz IV direkt tangiert sind.

Parsimony.8889


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