Geschrieben von Drahbeck am 09. Juli 2004 12:53:19:
Als Antwort auf: Re: unabsichtliche Bibelfälschung? geschrieben
von Manfred am 09. Juli 2004 12:22:48:
Es ist wohl, zumindest auch meiner Meinung nach so, dass die Grosskirchen, schon nach
ganz kurzer Zeit ihrer Existenz, verweltlicht sind (Stichwort Konstantin der Große). Das
man ähnliches in der Neuzeit auch den Zeugen Jehovas mit ihrem KdöR-Anspruch, berechtigt
vorwerfen kann, ändert überhaupt nichts an der Sachlage, dass die Grosskirchen
weitgehend verweltlicht waren und sind.
Jeder christliche Neuaufbruch hat sich in der Regel als eine Rückkehr zum Urchristentum
verstanden. So auch im Falle der von Russell gegründeten Bibelforscher (heutige Zeugen
Jehovas).
Das Urchristentum wollte erste und zugleich letzte Generation sein, wie Albert Schweitzer
dies auch treffend herausgearbeitet hat. Es wurde nichts mit der letzten
Generation", schon damals.
Loisy hat den diesbezüglichen Tatbestand treffend auf die Formel gebracht:
Jesus verkündete zwar das Reich Gottes - was jedoch kam war die Kirche".
Indem die Endzeit-Naherwartung des Urchristentums gescheitert war, standen ihre
Funktionäre schon bei Paulus in Ansätzen sichtbar, vor der Frage der Uminterpretierung
der Ursprungsaussagen. Die Funktionäre wollten ihren Laden weiter am laufen
halten". Prima Rezept dabei, die Endzeit-Naherwartung in den Himmel zu verlegen. Das
kann ohnehin keiner kontrollieren.
Auch die Zeugen sind, keineswegs nebenbei nur gesagt, auch dieser Versuchung schon
erlegen.
Ihre Ursprungserwartungen:
1872 bzw. 1874, die Daten schwanken etwas in ihrer Literatur, seien 6.000 Jahre
Menschheitgsgeschichte beendet". Eine vierzigjährige Erntezeit" würde
sich dem noch anschließen, die ihren Höhepunkt in der irdischen Form des Reiches
Gottes" im Jahre 1914/15 finden würde. Davor schon, ab 1878, wollte man als treuer
Bibelforscher, sofort, ohne Wartezeit beim Tode zu himmlischen Leben auferweckt sein.
Es kam etwas anders. Kein irdisches Paradies" 1914/15; wohl aber der Weltkrieg.
Nachfolger Rutherford rettete sich erst mal mit dem Neuaufwerfen der Datenspekulation 1925
über die Runden. Wieder Fehlanzeige im erwarteten Sinne. Da erst, erst im Jahre 1925, kam
ihm die Erleuchtung", kunstvoll als neues Licht verkauft, dass mit dem Jahre
1914 müsse weiter aufrechterhalten werden. Allerdings in der Nicht-nachprüfbaren Form,
eines angeblich in jenem Jahre im Himmel aufgerichteten Königreich Christi".
So haben auch die Zeugen schon ihre dogmatische Zäsur, ähnlich den Grosskirchen hinter
sich. Beide stützen sich auf den Himmel" als nicht nachprüfbarem
Ideologiepfeiler. Und da der Glaube davon lebt, dass man etwas glauben w i l l
(unabhängig ob von Fakten gedeckt oder nicht), laufen beider Geschäfte nach wie vor.
Dies alles ändert überhaupt nichts daran. Das heute weder Grosskirchen noch Zeugen das
Urchristentum repräsentieren. Zeitweilig waren die Zeugen ihm sicher näher. In dem
Moment wo sie jedoch wo sie die Umstrukturierung auf die himmlischen Sphären vorgenommen
haben, haben auch sie ihre Unschuld endgültig verloren und sind ebenfalls zum
Lügenverein, verkommen.
Noch etwas zu
Albert Schweitzer
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