Verkrampft


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von D. am 01. Oktober 2003 14:17:14:

Im Bechhaus-Forum liest man jetzt eine Frage. Die Fragestellerin möchte wissen, wie „ihr" es geschafft habt, eure Kinder vom Sexualkundeunterricht befreien zu lassen, und ob es dazu ein Aktenzeichen (einer gerichtlichen Auseinandersetzung gäbe). Zur Zeit hat dort noch keiner darauf geantwortet. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Irgendwie erinnert dies an den Fall der Mutter von Hermine Schmidt, dem da offenbar nachgeeifert wird. In einer diesbezüglichen Buchbesprechung wurde einmal unter anderem festgehalten:

Bekanntlich werden aus Kinder eines Tages Jugendliche. Das war schon zu Hermines Zeiten so. Und da kommt auch das Bewusstsein der Sexualität auf, mit den damit implizierten Fragen. Über die "Aufklärung", die sie diesbezüglich von ihrer Mutter erhalten hatte, fällt sie ein vernichtendes Urteil: "Aufklärung gleich Null, und bei mir noch etwas darunter."

Sie belegt diese Aussage auch noch mit der Bemerkung: "Die blamable Aufklärung meiner lieben Mutter ('Geht weg, ihr verderbt mich') kam auch hier wieder zum Tragen. Tatsächlich war ich in diesem Punkt immer noch ein richtiges Kind. Nein, jedes Kind heute ist klüger. Zuerst hielt ich wirklich eine Frau mit dickem Busen für schwanger, es heißt doch, sie trägt das Kind unter ihrem Herzen und nicht in ihrem Bauch. Dann aber war für mich die Sache klar, dass der einzige mögliche Geburtsweg durch den Bauchnabel sein müsste. Die Wahrheit darüber hauten mir eines Tages meine Schwestern und unsere Hausschneiderin lieblos um die Ohren, und sie wollten sich dann vor Lachen ausschütten über meine Naivität."

Eine weitere diesbezügliche Episode ist ihr Bericht, indem sie über die letzte Ohrfeige erzählt, die sie von ihrer Mutter erhalten hatte: Dies war, "als ich einen Schlager sang, der in aller Munde war. Ich merkte nicht, dass meine Mutter aufhorchte und genau auf den Text achtete. Ich wusste auch nicht, wie mir geschah, als es plötzlich 'Patsch' machte. Aber wie! Die Ohrfeige saß. Meine Mutter fragte ganz ruhig, ob ich wisse, was ich da singe. Ich sang mit Begeisterung: 'Für eine Nacht voller Seligkeit, da geb' ich alles her'". Und sie fragt kommentierend im Anschluss daran: "Ob heute eine Sechzehnjährige diese Lektion so wegstecken kann?"

Meines Erachtens macht man es sich zu einfach, wenn man im geschilderten Fall den Buhmann lediglich auf die Mutter absorbiert. Letztendlich offenbart sich hier die Erziehung zur Lebensuntüchtigkeit auch als ein Versagen, namentlich zu Lasten der Religionsgemeinschaft. In diesem Falle der Zeugen Jehovas. Ihre prüde Theologie, hat auch auf diesem nicht unwesentlichen Sektor menschlichen Lebens, ihre nicht positiv zu bewertenden Auswirkungen.



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