Re: 25. 6. 1933


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 06. Juni 2001 17:16:06:

Als Antwort auf: Re: 25. 6. 1933 geschrieben von Günter K... am 05. Juni 2001 12:22:00:

Es ist festzustellen, auch anhand der Zeugen-eigenen Literatur nachzuweisbar, dass das Naziverbot sehr wohl eine Vorgeschichte hatte. Die Bibelforscher/Zeugen Jehovas hatten sich davor schon in breitem Umfang "verhasst" gemacht. Die Kirchen setzten sie auf eine Stufe mit dem ihnen gleichfalls verhassten Freidenkertum. Letzteres wurde schon in der Weimarer Republik, auf kirchlichem Druck, unter Ausnutzung der sogenannten "Notverodnungen", teilweise verbotsähnlichen Maßnahmen unterworfen. Wenn hier von teilweise die Rede ist, dann bezieht sich dass auf den kommunistisch gesteuerten Flügel des Freidenkertums; während der sozialdemokratisch gesteuerte Teil, erst nach 1933 auch verboten wurde. Das Verbot des sozialdemokratischen Teiles nach 1933, war eine "Morgengabe" die seitens der Hitlerregierung den Kirchen offeriert wurde.

In einer kirchenpolitischen Regierungserklärung vom März 1933 hatte Hitler (sinngemäß) verlautbart, dass er im Interessenkonflikt, sich auf Freidenkerfunktionäre oder die Kirchen zu stützen, letztere den Vorzug gebe und erstere opfere. Damit hatte er, analog wie auch beim agieren in Sachen Konkordat, die Kirchen erst mal auf seiner Seite (die Ernüchterung kam zwar alsbald) aber im März 33 war man Kirchlicherseits durchaus gewillt, Hitlers Taktik für "bare Münze" zu nehmen.

Das die Kirchen, undifferenziert die Zeugen Jehovas mit dem Freidenkertum auf eine Stufe setzten und deren Verbot aktiv mit betrieben, habe ich in der "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte", auch in dem Abschnitt über die "Apologetische Centrale" im Detail näher referiert (S. 239f.).
Sowohl von G. als auch meinerseits wurde das Protokoll publiziert und kommentiert, wie sich Anfang des Jahres 1933 Kirchen und Staatsbehörden zu mehreren Konferenzen zusammenfanden, mit der ausdrücklichen Zielstellung: Zeugen Jehovas-Verbot. Auf "Provinzebene" war das schon "Vergangenheit" aber auch in Preußen wurde unter maßgeblicher kirchlicher Beteiligung dieses dann bekanntlich auch noch realisiert.

Für die Naziregierung stellte sich das Zeugen Jehovas-Verbot als Schritt zur "Ruhigstellung" der Kirchen dar. Die beiden anderen diesbezüglichen Schritte (Freidenkerverbot und Konkordat) wurden bereits genannt. Auch die WTG hat mehrfach einen entlarvenden zeitgenössischen Kommentar ("Der Deutsche Weg") zitiert, aus dem schon zeitgenössisch entnehmbar war, dass die Kirchen einen nicht unbeträchlichen Anteil an der Verbotsaktie hatten. Wenn seitens Jehovas Zeugen, den Kirchen dieses heute vorgehalten wird, dann ist dies das eine. Das andere wäre darüber zu reflektieren, weshalb sich dieser abgrundtiefe Hass aufgebaut hat, der dann in der Nazizeit in konkrete Politik umgesetzt werden konnte.

Die WTG zitiert den "Deutschen Weg" mit den Worten:
"Die Auflösung der Sekte, die in Deutschland damals bereits festen Fuß gefasst hatte, erfolgte nicht unter Brüning, obwohl die katholische Kirche in der Brüningschen Zeit darauf drängte. Der 'allerkatholischste Reichskanzler' Brüning antwortete aber, dass er kein Gesetz hätte, dass ihn ermächtigte, die Sekte der 'Ernsten Bibelforscher' aufzulösen.
Als Adolf Hitler an die Macht gekommen war und der deutsche Episkopat seine Bitte wiederholte, sagte Hitler: Diesen sogenannten 'Ernsten Bibelforscher' sind Unruhestifter; sie stören das harmonische Zusammenleben unter den Deutschen; ich betrachte sie als Kurpfuscher; ich dulde nicht, dass die deutschen Katholiken durch diesen amerikanischen 'Richter' Rutherford auf eine derartige Weise beschmutzt werden...."

Zu letzteren Verwertung des Zitates aus dem "Deutschen Weg" seitens der WTG gibt es allerdings noch einige kritische Zusatzbemerkungen zu machen.
Selbige sind auch aus nachfolgendem Link entnehmbar.

"Der Deutsche Weg"


ZurIndexseite