Bibelforscher, Juden, Freimaurer


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 25. Oktober 2002 15:56:22:

"Bibelforscher, Juden, Freimaurer. Antwort auf die Lügentirade im Gutachten Fleischhauers über das angebliche Weltherrschaftsprogramm der Bibelforscher-Vereinigung und ihren Zusammenhang mit Juden und Freimaurerei"; so titelte die WTG im Jahre 1935 eine Verteidigungsschrift. Abgedruckt in ihrer Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" in mehreren Fortsetzungen aufgeteilt. Also ein relativ umfänglicher Text.

Was war geschehen? Geschehen war, dass Schweizer Nazis nach 1933 auch "Morgenluft" witterten. Geschehen war weiter, dass besagte Schweizer Nazis dergestalt besonders aktiv wurden, dass sie die Antisemitenbibel "Protokolle der Weisen von Zion", auch den Schweizern nun als besonders "aktuell" offerieren wollten.

Genannte "Protokolle" sind eine H e t z schrift von der ersten bis zur letzten Zeile. Einer ihrer prominentesten Gläubigen war Adolf Hitler, nebst Anhang.
Besonderes Opfer dieser Hetzschrift sind die Juden. Verständlich durchaus, dass der Israelitische Gemeindebund in der Schweiz dagegen klagte.
Jetzt mussten sich die Schweizer Nazis, die sich zwar nicht so nannten, sie nannten sich offiziell "Nationale Front" und sind als "Frontisten" auch in die Schweizer Geschichte eingegangen. Besagte Herrschaften mussten sich nun Gedanken darüber machen, wie sie sich denn vor Gericht zu verteidigen gedächten. Da begann schon das große Wehklagen. Ihre eigene "geistige Kapazität" reichte dazu offenbar nicht aus. Ein erster Gerichtstermin im Oktober 1934 konnte dergestalt noch abgewendet werden, dass man gerichtlicherseits zugestanden bekam, sich "wissenschaftliche" Experten zu suchen, die dann dem Gericht verteidigende Argumente vortragen sollten.
Der erste Versuch einen solchen "Experten" zu finden ging schon mal schief. Man schrieb ab einen in Deutschland zum Nazismus konvertierten "evangelischen" Pfarrer, der als nazistischer Wanderprediger bekannt war. Pech. Die Post beförderte das Schreiben zurück mit der Anmerkung, Adressat unter angegebener Anschrift nicht ermittelbar.
Der nächste: Die "Nationale Front" war nun "schweizerisch national" genug, um direkt die NSDAP-Zentrale "Braunes Haus" in München mit einem Hilfersuchen zu kontaktieren.
Da hatte man Glück. Die Deutschen "Nationalen" wussten sofort Rat und Hilfe. Und sie vermittelten auch den entsprechenden Kontakt.
Ulrich Fleischhauer, ein Nazi-Konjunkturling, der nach 1933 seine antisemitische Organisation "Weltdienst" mit wohlwollender staatlicher Förderung aufziehen konnte, war nun der Partner für die Schweizer Nazis. Herr Fleischhauer war aber auch schon vor 1933 einschlägig aktiv. So war er unter anderem Herausgeber des bewusst antisemitisch orientierten Lexikons "Sigilla veri". Und was auch wichtig war. Er hatte eine ganze Reihe von "Experten", schon aus seiner Lexikonzeit an der Hand. Die gingen ihm nun in Windeseile zur Hand. Und so konnte denn Herr Fleischhauer beim Gerichtstermin vom Mai 1935 ein nicht endendes "Gutachten" zur Ermüdung aller Anwesenden vorlesen.
Eine seiner stärksten Stützen war dabei der Österreicher Hans Jonak v. Freyenwald, der ihm wesentliche Teile zugearbeitet hatte. Im Mai 35 trat Jonak noch nicht offiziell in Erscheinung. Das kam dann noch später.

Trotz aller Schützenhilfe aus Deutschland erklärte das Gericht in seinem Urteil aber dennoch die "Protokolle" zur Schundschrift. Großes Wehklagen darüber bei den Nazis hüben und drüben.
Seine "Expertise" veröffentlichte Fleischhauer auch in Buchform. Und so kann man noch heute seine "Auslassungen" "bewundern".

Und schon da war es evident. Nicht nur die Juden. Auch die Freimaurer und die Bibelforscher waren für die Nazis derselbe "Abwasch".
In der eingangs genannten Schrift verteidigte sich nun auch die WTG gegen diese unsachliche Unterstellung. Ende der Vorrede.

Da stellt jetzt einer bei Infolink eine Frage. In seinem Text hat er zwar sorgfältig eine Vokabel, nämlich die Vokabel "Freimaurer" ausgespart. Aber die Substanz dieser Frage ist klar. Er möchte, wenn es denn ginge, eine "Bestätigung" dafür haben, dass Bibelforscher, Juden und Freimaurer ein "Abwasch" wären.
Von mir wird er sie nicht bekommen. Was er bekommen kann ist lediglich Kontra zu dieser These.


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