Re: Dirksen


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 08. Juli 2002 12:26:10:

Als Antwort auf: Dirksen geschrieben von Drahbeck am 26. März 2002 11:35:01:

In einer relativ kurz gehaltenen Buchbesprechung über das Dirksen-Buch in Heft 7/2002 des "Materialdienstes der EZW" liest man auch die Sätze, dass der Rezensent sich der Meinung anschließt, dass die Zeugen Jehovas "zu den am stärksten verfolgten Gruppen" in der DDR gehört haben. Weiter:

"Was aber irritiert ist sein latenter Exklusivanspruch für die Verfolgung dieser Religionsgemeinschaft. Gerade für die Frühphase der DDR ist eine Reihe von Todesurteilen gegen politische Gegner ... bekannt." Abschließend wird die Meinung vertreten:
"Die Einordnung der Verfolgung der Zeugen Jehovas in ein Gesamtbild der DDR als Unrechts- und Verfolgestaat hätte Dirkens Arbeit gut getan."
Soweit die Meinung des Rezensenten, der als seinen Wohnort Kiel (alte Bundesrepublik) angibt.

Immerhin hat Dirksen sein Thema auf über 900 Seiten ausgebreitet. Eine zusätzliche Behandlung der DDR als Unrechtsstaat auch für andere Bevölkerungsschichten, dürfte zur Folge haben, dass sein Buch noch umfangreicher geworden wäre. Diesen Vorhalt würde ich daher nicht als ausschlaggebendes Kriterium ansehen. Gleichwohl wie auch Paasch-Beeck registriert, ist die Nähe zur WTG in der Arbeit von Dirksen auch nicht zu übersehen. Aber auch das kann man dahingehend werten: Dirksen ist nun mal Zeuge Jehovas und warum sollte er das verleugnen?

Ich würde diese Nähe zur WTG von Dirksen, allerdings unter einem anderen Gesichtspunkt kritisch werten. Er geht auch, relativ umfangreich, beispielsweise auf denn Stasiakt "Sumpf" ein, dessen Zielstellung die Eliminierung der DDR-Leitung der Zeugen Jehovas seitens der Stasi war. Hier registriert man aber bei Dirksen eine bemerkenswerte Zweigleisigkeit. Einerseits nennt er betroffene Zeugen Jehovas bei ihren vollen bürgerlichen Namen. Beispielsweise für Werner L... oder auch Fritz K... und andere zutreffend. Dann gibt es aber auch betroffene Zeugen Jehovas, wie einen "Kreisdiener", den die Stasi erst als Nachzügler ihrer 1965er Verhaftungsaktion ebenfalls dingfest machte, die er namentlich nicht nennt. Man liest dann zwar, das der Betreffende später bei der "Christlichen Verantwortung" mitgearbeitet habe, was ihn für Dirksen offenbar zur "Unperson" gemacht hat.

Oder ein anderer ZJ-Funktionär, der beispielsweise nach 1961 auch für die Literaturversorgung Ostberliner Zeugen Jehovas sorgte, wird von Dirksen lediglich als "Kurt B." genannt. Dieses Zweiklassenbewertungssystem von Dirksen. Die Linientreuen WTG-Zeugen herauszustellen, während andere, wo diesbezüglich wohl gewisse Vorbehalte bestehen, nur verschämt zu erwähnen, halte ich für das eigentliche Manko bei Dirksen.

Dirksen hat nicht "zuviel" sondern eher zuwenig an notwendiger Aufklärungsarbeit geleistet!

Noch nicht enttarnt


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