Re: "Wachtturm" 1. 12. 1957 (Vor fünfzig Jahren)


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 01. Dezember 2007 10:54:02:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 11. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. November 2007 06:31:42:

„Später, inmitten der Wehen des zweiten Weltkrieges, wurde das ganze Buch Hiob in dem Buch 'Die neue Welt' (4. bis 12. Kapitel) kapitelweise erklärt; dieses Buch wurde im September 1942 im Verlaufe des theokratischen Neue-Welt-Kongresses der Zeugen Jehovas in Cleveland, Ohio, USA, in Englisch herausgegeben", weis der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 12. 1957 zu berichten.

Das ist dann wohl, abgesehen von kleineren Broschüren, die erste Buchpublikation der Knorr-Ära. Äußerlich auch dergestalt einen „Bruch" machend, keinen Verfassernamen mehr zu nennen, nachdem man in den vorangegangenen Jahren, bei den WTG-Publikationen, bis zum Überdruss, mit dem Namen Rutherford konfrontiert wurde.

Also Personen treten mehr in den Hintergrund. Dafür usurpiert „die Gesellschaft", wie man denn lange Jahre zu formulieren beliebte, um so verschärft ihre Machtansprüche. In gewisser Hinsicht signalisiert diese Titelwahl schon die fortbestehende Endzeit-Naherwartung, die dann noch in Sonderheit in dem Jahre „1975" kulminieren sollte.

Jenes Buch „Die neue Welt" gehörte denn zusammen mit „Gott bleibt wahrhaftig" und „Die Wahrheit wird euch frei machen", zu den ersten Bücherangeboten der Zeugen Jehovas nach 1945 in Deutschland. Offenbar waren da - mit wohlwollender Genehmigung der US-Militärrregierung - ganze Schiffsladungen voll, nach Deutschland eingeführt worden. Galt für die frühen (nach 1945) „Wachtturm"-Ausgaben, anfänglich eine Bewirtschaftung. Ersichtlich auch an solchen Stempelaufdrucken wie „Leihexemplar" und ähnliches, so bestand bei diesen drei genannten Büchern, offenbar keinerlei Mangelsituation. Sie konnten in beliebiger Anzahl, bis weit in die fünfziger Jahre hinein, gekauft werden, so denn sich dafür Käufer fanden.

Auch das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen", nur wenig später nach der „Die neue Welt", erstveröffentlicht, besitzt insbesondere darin Relevanz, dass in ihm der WTG-Endzeitkalender, erstmals um rund 100 Jahre, klammheimlich verschoben wurde.

Ein Faktum, dass zeitgenössisch überhaupt nicht ausreichend gewürdigt wurde. Einmal weil die den KZ entronnenen übriggebliebenen Zeugen Jehovas, erstmal dringlichere Sorgen hatten.
Zum zweiten wie es „Trost" nur wenige Jahre vorher mal formulierte: „Zeit wird nie lang wenn man zu tun hat. Haben wir etwa nichts mehr zu tun?"

Genau dass dieser letztgenannte Umstand nicht eintrat, dafür sorgte die WTG in umfassenden Sinne.
Und drittens, die nach 1945 neu hinzugekommenenen kannten in der Regel die früheren Auslegungen nicht. Etwa, dass gemäss Russell, die ominösen „6000 Jahre" schon in den 1870er Jahren zuende gegangen seien.

Auch das genannte Buch „Die neue Welt" glänzte denn schon mit Thesen, die zum Zeitpunkt ihrer deutschen Erstveröffentlichung, bereits Makulaturreif waren. Trotzdem wurde dieser geistige Schrott weiter verkauft (weniger studiert). Da ging es offenbar blos noch ums verkaufen. Inhaltlich wollte man an seine Thesen wohl lieber weniger erinnert werden.

Etwa die markige Definition des Begriffes Religion":
„Im biblischen Sinne bezeichnet darum Religion alles das, was gegen das Tun des Willen Gottes ist. (S. 28)

Oder auch die Siegesgewissheit:
„Der Herr Jesus ist nun als Richter zum Tempel gekommen, und die Überrestglieder seines "Leibes", die noch auf Erden weilen, sind um den Tempelzustand der vollkommenen Einheit mit ihm versammelt worden. ... Demzufolge können jene treuen Menschen der alten Zeit jetzt irgendwann zurückerwartet werden. Die Heilige Schrift gibt guten Grund zu dem Glauben, daß dies kurz vor dem Ausbruch Harmagedons geschehen werde.

In dieser Erwartung ist im Jahre 1930 in San Diego, Kalifornien, ein Haus gebaut worden, über welches die religiösen Feinde in der breiten Öffentlichkeit böswillig vieles geredet haben. Es trägt den Namen "Beth-Sarim", was "Haus der Fürsten" bedeutet. Zur Zeit wird es als Wohnstätte für die zurückkehrenden Fürsten verwaltet.

Die jüngsten Geschehnisse zeigen, daß die Religionisten der gegenwärtigen, dem Untergang geweihten Welt wegen des Zeugnisses, das durch dieses "Haus der Fürsten" für die neue Welt gegeben wird mit den 'Zähnen knirschen'". (S. 104)

Diese von Gott eingesetzten "Fürsten" werden das auf Erden übernehmen, was die nazifaschistischen totalitären Diktatoren in verzweifeltem Ringen an sich zu reißen suchten. (S. 130)

Das Jahr 1937 tritt als das Jahr hervor, da der Religion alle Macht über Gottes Volk genommen wurde, und das Jahr 1938 wird durch die Wiederherstellung der theokratischen Einrichtung in seiner Mitte gekennzeichnet. (S. 171)

Auch die Pokrustesbett -Auslegungen die ominösen Nord- und Südkönige betreffend, nicht zu vergessen:
„Können wir bestimmt wissen, daß die Welt ihrem endgültigem Ende nahe ist, wie es Jehovas Zeugen so zuversichtlich erklären?
Man beachte ferner die Prophezeiung: "Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen (ihn stoßen - engl. B.), und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten....
Der demokratische, liberale "König des Südens" folgte einer erniedrigenden Besänftigungspolitik gegenüber den Forderungen und Angriffen des 'Nordkönigs', gebot jedoch im August 1939 Halt.
Beim nächsten Gewaltakt seines Rivalen ergriff er am 3 September 1939 Maßnahmen gegen ihn. Die Welt weiß heute, was darauf folgte ein Blitzkrieg durch den "König des Nordens", schauerliche, nervenerschütternde Bombenangriffe aus der Luft, mechanisierter Bewegungskrieg, das trojanische Pferd; die "Fünfte Kolonne", Überfallschiffe, Piraten-Unterseeboote, meuchlerische Überfälle ohne Kriegserklärung, teuflisch geschickte Zusammenarbeit aller mitwirkenden Teile gleich einem ''Anstürmen mit Wagen und Reitern und vielen Schiffen.
Polen zerfällt in achtzehn Tagen; Norwegen, Dänemark, Luxemburg erliegen über Nacht; die Dämme Hollands erweisen sich als unzulänglich, die Republik Frankreich geht unter und ein untertäniger Religionist wird zum Staats-Chef eingesetzt, und der Vertreter des Vatikans für Frankreich erklärt, dies bedeute die Morgendämmerung eines neuen Tages, für Frankreich und die ganze Welt - jawohl, worin die Demokratie untergegangen und verschwunden wäre!
In noch mehr Länder wird eingedrungen, noch weitere werden überflutet: Rußland, das schwache Griechenland, Jugoslawien, Indochina, Thailand, Ostindien, Singapur, Ragun, Pearl Harbour und die Manilabucht, die weitere Geschichte davon ist bekannt." (S. 339, 340)

„Man beachte, daß "der König des Südens" vom vierzigsten Verse an aus der Prophezeiung ausscheidet. Dies ist ein schlechtes Zeichen. Dies und andere Schriftstellen deuten darauf hin, daß vor dem endgültigen Ende alle Nationen totalitär werden und die Interessen des 'Nord'- und 'Südkönigs' - unter Religion als Bindeglied - eins werden. Es bedeutet einen Weltbund, und schon zeigen kundgegebene Worte und Zeichen an, daß dies an der Weltfriedenskonferenz stattfinden wird, wie sich das Haupt des Vatikans herausputzt." (S. 344)

„Die erstaunliche Prophezeiung, die vor langem über den "König des Nordens" und den "König des Südens" ausgesprochen worden ist, erfüllt sich jetzt, ja steht vor ihrer Enderfüllung, was beweist, daß wir dem endgültigen Ende dieser alten Welt der Bosheit nahe sind." (S. 347)

Siehe zum Thema auch
Auftakt einer „neuen" Ära


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