Re: Neuapostolische Kirche


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 27. März 2002 11:34:04:

Als Antwort auf: Horst Hartmann geschrieben von Drahbeck am 05. Juli 2001 23:24:19:

Eine kirchenpolitisch durchaus interessante Schrift gilt es zu registrieren. Zwar bereits 1994 erschienen, aber eben doch nicht über den regulären Buchhandel im Angebot. Eine kritische Anmerkung kann ich mir aber doch nicht verkneifen. Es sei aber zugleich hinzugefügt, dass sie auf das fragliche Hauptthema keinen Einfluss hat.

Da haben also die Autoren Michael König und Jürgen Marschall eine Dokumentation vorgelegt unter dem Titel:
"Die Neuapostolische Kirche in der N.S.-Zeit und die Auswirkungen bis zur Gegenwart."
Nun ist die Neuapostolische Kirche nicht das Hauptthema dieses Forums. Gleichwohl kann ein "Blick über den Gartenzaun" manchmal durchaus erhellend sein.
König, der offenbar als der Hauptverfasser anzusehen ist bemerkt über sich selbst und seine Biographie:
"Ausgeschlossen aus der Neuapostolischen Kirche wurde er aus einem ganz anderen Grund. Michael König wurde von der Kirchenleitung ultimativ aufgefordert, seine Reinkarnationserfahrungen, die er Amtsträgern der Kirche mitgeteilt hatte, zu widerrufen. Nachdem er sich weigerte, dies zu tun, wurde er am 12. 1. 1993 ausgeschlossen."

Denke ich im Bereich Zeugen Jehovas beispielsweise an die Herren Lothar Richard Riehl und Uwe Räder, so komme ich auch nicht umhin ein ähnliches Unbehagen zu formulieren.
Hier also liegt im Falle Neuapo das Exempel vor, dass da einer meinte er habe vielleicht schon mehrere "Inkarnationen" hinter sich. Vielleicht verglich er sich in diesem Kontext gar mit irgendwelchen bedeutenden Größen aus der Vergangenheit, in die nun der Dr. Michael König, Leiter eines physikalischen Institutes, "inkarniert" sei. Für mich wäre eine solche These in der Tat ein "schwer verdaubarer Brocken". Offenbar auch für die Neuapo.

Liest man die Ausführungen von König/Marschall ist allerdings zu konzedieren, dass sie nicht mitschwingen. Es wird sachlich dokumentiert. Unter anderem auch, dass 13 namentlich genannte Neuapo-"Apostel" (also hauptamtliche Funktionsträger in dieser Religionsgemeinschaft), nach 1933 der NSDAP beitraten!

Wirft man namentlich der evangelischen Kirche in der Zeit 33-45 vor, nicht genügend bzw. fast unbedeutende Resistancfähigkeit gegenüber dem braunen Spuk gehabt zu haben, so müsste man meines Erachtens diese Art Geschichtsschreibung korrigieren. Im gleichem Atemzug bedarf auch die Neuapo der Erwähnung.

Etliche dieser namentlich Genannten, amtierten auch noch nach 1945 "als wäre nichts geschehen", in ihren Ämtern. Hat es je eine Entnazifizierung auf dem Kirchensektor gegeben. Bei den Neuapos offenbar zu allerletzt!

Es ist eine grundsätzliche Affinität festzustellen. Schon zu "Kaisers Zeiten", war man dort in besonderem Maße obrigkeitshörig. Das setzte sich in ungebrochener Kontinuität im braunen Regime fort.

Sicherlich fanden auch die Neuapos Anfeindungen in dieser Zeit vor. Die Autoren nennen besonders den Nazifunktionär Heydrich (die rechte Hand von Himmler). Allein es ist festzustellen, dass die Neuapos, aufgrund ihrer engen Verflechtung mit der NSDAP, in der Lage waren alle diesbezüglichen Angriffe abzuschmettern. Einen wirkungsvollen Verbündeten fanden sie diesbezüglich im faschistischen Reichskirchenministerium, dass selbst vielfach zur Untätigkeit gezwungen, doch im Falle solcher "Sekten" wie der genannten, helfen konnte, zum zähneknirschenden Unwillen der Mannen des H. Himmler.

Die Geschichte der Neuapos ist in der Tat in vielerlei Beziehung gravierend anders als die der Zeugen Jehovas. Als wesentlichen gemeinsamen Nenner sehe ich bei beiden, die akute Endzeiterwartung und ihre entsprechende "Kultivierung". Dann trennen sich aber schon die Wege. Trennen sie sich wirklich?

Sind die Zeugen Jehovas nicht auf ihre Art und Weise genauso obrigkeitshörig. Nur nicht gegenüber nationalen "Obrigkeiten"?! Was für die Neuapos ihre Apostel, das ist für die Zeugen Jehovas ihre "leitende Körperschaft" in Brooklyn, mit dem Anhängsel ein paar nationaler Körperschaften gleicher Art, die jedoch keinerlei Entscheidungen mit grundsätzlicher Weichenstellung treffen und treffen können!"

Riehl und Räder


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