Geschrieben von Drahbeck am 25. Juli 2007 06:52:40:
Im März 1988 erschien die 224. Ausgabe der Christlichen Verantwortung"
Darin als 14. Folge der Berichterstattung seitens der CV über die Raymond-Franz-Krise der
WTG, auch eine zusammenfassende Referierung des Falles Edward Dunlap, worüber auch Franz
in seinem Gewissenskonfikt" berichtet. Zwar erschien die erste Auflage der
Ausgabe des Claudius-Verlages auch 1988. Aber ich bin mir keineswegs sicher, ob die schon
im März 88 greifbar war. Im allgemeinen pflegen renomierte Verlage ihre jeweiligen
Neuerscheinungen terminlich mit den zweimal jährlich stattfindenden Buchmessen
abzustimmen.
Ich tippe also (bis zum Beweis des Gegenteils), die CV war mit ihrem Bericht wieder mal
schneller, als wie die westliche EX-ZJ-Szene", welche sich zu dem Zeitpunkt
mehr oder weniger nur auf den Bruderdienst" (Brücke zum Menschen")
beschränkte. Und das war es dann ...
Wie auch immer. Wer den Franz'schen Gewissenskonflikt" gelesen hat, dem wird
mit dem CV-Bericht über Edward Dunlap, sicherlich nichts wesentlich neues mitgeteilt.
Allenfalls kann man die Nuancierung eben durch die unterschiedlichen Berichterstatter zum
Thema sehen.
Aus diesem Grunde ein paar Auszüge davon, was seinerzeit genannte CV-Ausgabe ihrer
Leserschaft über den Fall Edward Dunlap berichtete.
Sein Fall zeigt auch, worum es der WTG geht. Nur um eines. Um Kadavergehorsam. Und wehe
dem, der sich aus echten Gewissensbedenken nicht dazu bekennen vermag.
Die Führer befiehl wir folgen dir" Lemminge - mit ausgeschaltetem Gewissen,
haben offenbar eine fortbestehende Dependance in Brooklyn (New York, USA und anrainende
Countrys)" einschließlich eines solchen im hessischen Selters!
Nachstehend also die angekündigten CV-Auszüge:
Edward Dunlap war Unterweiser in Seminaren für WTG-Zweigkomitee-Mitglieder,
Registrator der WTG-Missionarschule Gilead, Hauptmitarbeiter am WTG-Hilfe-Buch, Verfasser
der Bücher "Das Leben hat doch einen Sinn" und "Kommentare zum
Jakobusbrief", ferner beauftragt, ein Buch "Das Leben Jesu" zu schreiben.
Wahrscheinlich handelt es sich bei den gegenwärtigen WT-Nachdrucken "Jesu Leben und
Wirken" um dieses Buch, ungeachtet dessen, daß man seinen Verfasser längst
gerichtet hat. Und nicht zuletzt. Ed. Dunlap war ein Glied des "Überrestes",
der "Gesalbten", die eigentlich vor allem geistig die letzte Entscheidung im
WTG-Werk haben müßten. Weil er jedoch schriftgemäß davon Gebrauch machte, wurde er von
einem Rechtskomitee aus "anderen Schafen" gerichtet. In Wahrheit ein Skandal vor
Gott und Menschen.
Dies war einer der Gründe der Erschütterung der Organisationsloyalität von Ray
Franz, nicht jedoch seines Gottesglaubens und Christusnachfolge.
Es war 1980, Ed Dunlap war wegen seines kritischen Durchdenkens entscheidender
WTG-Positionen seit einiger Zeit schon "Gegenstand persönlicher Angriffe innerhalb
der leitenden Körperschaft und auch außerhalb". Die Angriffe waren derart, daß er
das Hauptbüro verlassen wollte.
Er hatte das Schreibkomitee aufgefordert, ihm gegen diese Belästigungen Unterstützung
zu geben. Es war vor allem das Mitglied der leitenden Körperschaft (LK) Karl Klein, der
in Eds Büro gegen ihn vorging. Auch innerhalb der LK gingen die Angriffe weiter.
Dessenungeachtet entschied er, das Hauptbüro nicht zu verlassen.
Es ist erschütternd zugleich und für die WTG entlarvend, was uns Raymond Franz über
diese Entscheidung berichtet:
Er sei zu dem Schluß gekommen, daß es für ihn nicht ausführbar wäre, das
Hauptbüro zu verlassen. In seinem vorgeschrittenen Alter und seiner wirtschaftlichen
Situation sähe er nicht, wie er vernünftigerweise hoffen könnte, sich und seine Frau zu
unterstützen. Wenn er bleibt, würden sie wenigstens einen Ort haben, um zu leben,
Ernährung und medizinische Fürsorge. So hätte er entschieden, zu bleiben und fügte
hinzu;
Wenn sie mir in der Schreibabteilung zu sehr zusetzen, werde ich eben eine Versetzung in
die Zimmerei verlangen, oder eine andere Art der Arbeit.
An dem Tage, an dem ich ihn sah, sagte er: Ich werde sehr freimütig mit ihnen sein, es
ist gegen meine Natur, sich zu verbergen. Er habe wenig Zweifel darüber, was das Komitee
tun würde.
Ja, es ist eine große Gefahr, mittellos dazustehen, wenn man die WTG verläßt. Ein
gewaltiges Druckmittel der Organisation. Wer hat schon die Natur, es mit der WTG
freimütig aufzunehmen? Gegen ihre Mittel und Methoden aufzustehen und durchzuhalten? Man
frage sich selbst.
Die Schlimmsten aber sind ihre Helfershelfer, ihre willigen Werkzeuge. Lesen wir nun
weiter, wie sie Ed richteten;
Ein Komitee von fünf Männern des Stabes des Hauptbüros wurde beauftragt, das Werk zu
tun, Ed Dunlap zu richten. Die leitende Körperschaft blieb im Hintergrund. Alle fünf
beauftragten Männer waren jünger als Ed, keiner bekannte, von den "Gesalbten"
zu sein. Nach Beratung von gerade einem Tag kamen sie zu ihrer Entscheidung. Typisch für
ihr Verhör und für Eds Haltung waren folgende Äußerungen:
Als Ed nach seiner Ansicht über die Lehren der Organisation über zwei Klassen von
Christen gefragt wurde, lenkte Ed ihre Aufmerksamkeit auf Römer 8:14, daß "alle,
die durch Gottes Geist geleitet werden", Gottes Söhne sind. Er fragte: Wie sonst
könnt ihr das verstehen?
Fred Rusk, der verschiedene Jahre als ein Gileadschulunterweiser gedient hatte,
während Ed Registrator war, sagte:
0 Ed, das ist eben deine Interpretation dessen. Ed fragte: Wie sonst dann würdest du es
erklären? Rusks Erwiderung war:
Siehe Ed, du bist derjenige, der vor Gericht steht, nicht ich.
Als Ed über das Aufstellen von Regeln durch die Organisation befragt wurde, betonte er
daß Christen nicht unter Gesetz sind, sondern unter unverdienter Güte oder Gnade. Er
sagte, Glaube und Liebe wären größere Kräfte für Gerechtigkeit, als Regeln jemals
sein könnten.
Robert Wallen sagte:
Aber Ed, ich möchte jemanden haben, der mir sagt. was zu tun ist.
In Gedanken an die Worte in Hebräer 5:13, 14, daß Christen nicht wie kleine Kinder sein
sollten, sondern wie erwachsene Personen, die durch Gebrauch ihr Wahrnehmungsvermögen
geübt haben. Recht und Unrecht zu unterscheiden, antwortete Ed:
Dann hast du nötig, deine Bibel mehr zu lesen. Robert Wallen lächelte und sagte:
Ich und zwei Millionen andere.
Ed erwiderte:
Die Tatsache, daß sie es nicht tun, entschuldigt dich nicht, es nicht zu tun. Er betonte,
daß dies das Hauptproblem wäre, die Brüder studieren einfach nicht die Bibel, sie
verlassen sich auf die Publikationen, ihr Gewissen war nicht echt bibelgeübt.
Das Komitee drängte ihn, "auf die Organisation zu warten".
"Wer weiß? Vielleicht werden fünf Jahre später viele oder alle diese Dinge, die du
sagst, veröffentlicht und gelehrt".
Sie kannten die Fluktuationsnatur der Lehren der Organisation. Wenn sie willens waren,
die Möglichkeit anzuerkennen, daß die Lehren der Organisation in diesen Punkten nicht
mehr solide und dauerhaft sein mochten, wie konnten sie diese möglicherweise als
Grundlage gebrauchen zu entscheiden, ob dieser Mann ein loyaler Diener Gottes wäre oder
ein Abtrünniger? Das kann nur verstanden werden, wenn man akzeptiert, daß die Interessen
eines einzelnen einschließlich seines hart verdienten Ansehens, seiner Lebensjahre, die
er im Dienst verbracht hat, sozusagen für nichts achtet, wenn sie den Zielen der
Organisation entgegenstehen.
Ich bin sicher, daß dieses Rechtskomitee erkannte, daß Ed Dunlap eine tiefe Liebe zu
Gott, zu Christus und zur Bibel hatte, dennoch empfanden sie, daß sie gegen ihn vorgehen
mußten. Organisationsloyalität verlangte solches Vorgehen.
So schlossen sie Ed Dunlap aus, und er wurde aufgefordert zu verlassen, was sein Zuhause
im Bethelhauptbüro gewesen war.
Er kehrte nach Oklahoma City zurück, wo er aufgewachsen war. Nun 72 Jahre alt
ernährte er sich und seine Frau durch Tapezieren, eine Tätigkeit, die er ausgeübt
hatte, bevor er seine vierzig Jahre Vollzeitdienst für die WTG begonnen hatte.
Wie jene, die verantwortlich sind für all dies, sich im Gebet Gott nahen können und
sagen können, erweise uns Barmherzigkeit, wie wir anderen Barmherzigkeit erwiesen haben,
ist für mich schwierig zu verstehen. - Soweit Raymond Franz hierzu.
WAS ERKENNEN WIR?
Die WTG-Führung ist tatsächlich geistig korrupt. ...
Was regiert da die WTG? Gottesfurcht?' Organisationshörigkeit, Loyalität genannt,
regiert! Ob Wahrheit oder Gottesfurcht oder nicht, interessiert sie am Ende überhaupt
nicht!
Denn wie man
weis ... Die Partei hat immer recht ...
Georg Orwell lässt grüßen!
|