Geschrieben von Drahbeck am 19. Dezember 2006 16:37:17:
Als Antwort auf: Re: Die Überholspur zur Beamtenkirche
geschrieben von Maximus am 19. Dezember 2006 16:00:41:
Zahlen bezüglich der neuen Bundesländer gab es je nur um die Zeit 1989.
Erinnere ich mich recht (das ist jetzt aus der mündlichen Erinnerung
gesagt). Herr J.
etwa nannte auf einer "Standhaft"-Veranstaltung in Freiberg (Sachsen) vom
Dezember 1997, die Zahl von etwa 42.000 Gedächtnismahl-Anwesenden beim ersten
Gedächtnismahl nach dem Mauerfall (für die neuen Bundesländer). (Quelle eine
entsprechende Video-Aufzeichnung dieser Veranstaltung).
Anderorts habe ich aber schon durchaus niedrigere Zahlen für dasselbe gelesen.
Aus einem früher dazu angefertigten Exkurs noch einmal:
Exkurs: Zahlen der ehemaligen DDR
Letztere sind nur unvollständig überliefert. Soweit bekannt stellen sie sich wie folgt
dar:
Februar 1946 Gesamtdeutschland 8565 (davon in Ostdeutschland (russische Zone) 3328)
Durchschnitts-Verkündigerzahl (Gesamtdeutschland) des Jahres
1946 = 11.415
1947 = 15.856
1948 = 29.172
1949 = 38.897
Durchschnitts-Verkündigerzahl des Jahres 1950: 21.048 D. (S. 918) redet von 23.160;
was in etwa die Verkündiger-Höchstzahl darstellt (Gesamt-Deutschland im gleichen Jahr
zusammen: 47.853)
Unmittelbar nach dem DDR-Verbot auf 6.500 abgesackt.
Durchschnittswert des Jahres 1951: 12.815 (Höchstzahl nach D. in jenem Jahr: 18.187;
Slupina hingegen nennt für jenes Jahr die Zahl 17.256 Aktive in Ostdeutschland)
1953 Höchstzahl: 20.292
Zwischen 1954 - 1959 ca. 17.200 bis 18.200
Gemäss aus MfS-Akten entnehmbaren Daten soll es
1966 etwa 17.000 aktive Zeugen Jehovas gegeben haben. D. ( S. 722) präzisiert unter
Bezugnahme auf Stasiakten. "Aufgegliedert in 17 Kreise, 73 Gebiete und 382
Versammlungen."
1970 etwa 17.500
1974 etwa 18.000
1976 etwa 20.600
1978 etwa 19.500
1980 etwa 19.000
1982 etwa 18.500
1988 (nach D.), Höchstzahl 22.821
1989 21.476
Einer letzten Stasiaufzeichnung zufolge, datiert vom 1. 1. 1990 (D. S. 874), wird die
Zahl der aktiven Zeugen mit 21.000 beziffert. Unter Hinzuzählung der
"Mitverbundenen" wäre die Gesamtzahl 30.885. Würde man die Zahl der beim
"Gedächtnismahl" Anwesenden zugrunde legen, wären es gesamt: 34.880.
W. äußert: Als die DDR der Bundesrepublik Deutschland beitritt, gibt es 240
ostdeutsche Versammlungen mit rund 21.200 aktiven Zeugen Jehovas
Gemäß genannter Stasiaufzeichnung von 1990, gliedert diese Zahl sich dann noch in fünf
Bereiche auf (Berlin, Frankfurt/O, Leipzig, Karl-Marx-Stadt und Dresden). Auffällig an
dieser Aufgliederung, das die Norbezirke der DDR (etwa heutiges Mecklenburg usw. darin
nicht separat ausgewiesen werden. Offenbar wurden sie pauschal mit Berlin erfasst. Daraus
erklärt sich auch die Diskrepanz, dass die Stasi früher von rund 700 aktiven Zeugen in
Ostberlin redete; nun aber für Berlin die Zahl 2.500 nennt.
Die weiteren Detailzahlen sind: Frankfurt/O. 2.000
Leipzig: 3.500
Karl Marx Stadt: 8.000
Dresden: 5.000
Im "Dienstjahr 1990" (9/1989 bis 8/1990) wird von der WTG diese Zahl auf 21.166
beziffert
Für 1990 wurde die Zahl in der alten BRD mit 129.756 beziffert
1991 wird als Zahl für Gesamt-Deutschland 154.496 angegeben.
Aus der Differenz zwischen beiden letztgenannten Zahlen, kann man in etwa auch den Zuwachs
zur Gesamtdeutschen Zahl entnehmen.
Als "Faustregel" kann gesagt werden. Der Zeugen Jehovas-Bestand in
Ostdeutschland um 1990 entsprach etwa dem von 1950 (Bestandswahrung). Jedoch keine
wesentliche Zunahme, wie sie etwa auch für die alte BRD nachweisbar ist.
Gemäß einer kirchlichen Schätzung seien davon 17.000 auf den regionalen Bereich
Sachsen zu veranschlagen. Dies ist insoweit glaubhaft, dieweil schon in der Weimarer
Republik nachweisbar ist, dass dort auch in Sachsen die größten Konzentrationen von
Zeugen Jehovas im gesamten Deutschland existierten. Gemäß einer Stasieinschätzung
(zitiert bei Hacke S. 84) soll sich der Bereich Sachsen der Zeugen Jehovas indes wie folgt
aufgegliedert haben.
Bezirk Karl Marx Stadt etwa 8.500
Bezirk Dresden etwa 5.000
Bezirk Leipzig etwa 1.700. Diese Zahlen zusammengezählt ergeben aber nicht die kirchlich
genannte Zahl. Wobei diese kirchliche Zahl eher dem Bereich Schätzung, den dem Bereich
Dokumentenmäßig nachgewiesen, zuzuordnen ist.
In einer MfS-Akte aus dem Jahre 1971 (MfS HA XX/4 Nr. 1246), wird die Verteilung der
Zeugen Jehovas in einigen DDR-Bezirken wie folgt eingeschätzt:
Karl Marx Stadt ca. 7000
Dresden ca. 4500
Halle ca. 1000
Magdeburg ca. 1000
Hauptstadt (Ost) Berlin ca. 700.
Den Zuwachs durch Einberechnung der neuen Bundesländer kann man am besten an den
Durchschnittsverkünderzahlen für 1990 und 1991 ablesen.
Laut WTG-Angabe Deutschland (ohne DDR) im Jahre 1990 = 120.756.
Dito 1991 (Gesamtdeutschland) = 154.496
Da in den letzten Jahren die Zahlen für Gesamtdeutschland stagnieren, würde ich die
Prognose wagen. Im Ostteil ist diese Stagnation (vielleicht) noch etwas stärker
ausgeprägt.
Wiederum mit der Einschränkung. Es wäre wichtig zu wissen, wie denn der Bestand
fremdsprachiger Versammlungen sich entwickelt hat im einzelnen. Denn die sind heutzutage
die einzig echten Zugewinnpositionen für die WTG.
Das mag allerdings in einigen Jahren schon wieder anders aussehen. Besonders dort, wo die
"Hartz IV-Errungenschaften" voll durchschlagen.
Parsimony.13380
|