Re: 1914: weitere Antwort an "+"


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 13. November 2006 20:12:49:

Als Antwort auf: 1914: weitere Antwort an "+" geschrieben von Maximus am 13. November 2006 19:17:04:

Die Menschheit wird sicherlich das Schicksal ereilen, dass sie sich selbst bereitet,
Auch wenn es dem darauf Angesprochenen nicht passte, wiederhole ich es trotzdem noch mal:

"aber bedenke, es könnte doch schon die Endzeit sein. Die Verderber der Erde könnten auch von einem Höheren verderbt werden, ..."
So sein Statement

Und mein Kommentar dazu:
A ja. Da war sicherlich schon zu Zeiten der brennenden Krematoriomsöfen von Auschwitz eine hervorragende Gelegenheit gewesen ... gewesen ... gewesen.
Hat aber offenbar nicht zur Beendigung des Dauerschlafes jenes der da nach seiner Schöpfung so total erschöpft ausgereicht ...
Wie sagte mal die von mir ansonsten nicht sonderlich geschätzte Frau Y..., sinngemäß (nicht streng wörtlich zitiert).
Nach Auschwitz müsste man eigentlich am Christentum verzweifeln ...

Unbestritten ist aber auch:
Das Mensch erntet in der Tat was er sät.
Und die Sonne geht seit Jahrtausenden über Gerechte und Ungerechte auf und wieder unter ...

Die Zeugen sind mit Sicherheit nicht die "Einzigsten" die auf dem Endzeitklavier spielen,
Sie sind mit Sicherheit auch nicht die Einzigsten, die dabei vielleicht mehr auf "Anzeichenbeweise", denn auf dubiose Rechenkunststückchen verweisen,

Namentlich in den USA (mit Ausläufern auch hierzulande) war dieses "Gerüst" für einige zum buchstäblichen Kassenschlager geworden. Ich nenne da als herausragendes Beispiel den USA-Evangelikalen Hal Lindsey mit seinem "Alter Planet Erde wohin? Im Vorfeld des Dritten Weltkrieges" Laut Jonsson erreichte sein genanntes Buch eine Verbreitung von 25 Millionen Exemplaren in 30 Sprachen.

Wer Lindsey nun dubiose Rechenkunststückchen unterstellt, der hat ihn nicht gelesen.
Sein Hauptargumentationsfeld sind die "Anzeichenbeweise".
Es sei nochmals aus der entsprechenden Lindsey-Charakterisierung zitiert:

Es fällt auf, dass außerhalb der Zeugen Jehovas, besonders einige US- amerikanische evangelikale Kreise in analoger Weise von sich reden machten. Ein Beispiel dafür ist auch der Amerikaner Lindsey. In seinem Buch "Sind wir die letzte Generation" stellt er z. B. die eindeutige These auf: "In was für einer Welt leben wir eigentlich, wenn mehr als die Hälfte aller Menschen davon überzeugt ist, dass Marx die richtige Antwort hatte? Ich glaube, dass hier der Hauptgrund dafür liegt, dass unsere Generation die letzte Generation sein wird." [152]

Das geistige "Niveau" dieses Lindsey wird schlaglichtartig auch erhellt mit seiner Bemerkung: "Der Interviewer in einer Fernseh-Diskussion schien über einige meiner Antworten, die ich gegeben hatte, erstaunt. Er fragte mich: Hören Sie, wenn Sie wirklich glauben, dass die biblischen Prophezeiungen über die Wiederkunft Jesu Christi jetzt vor der Erfüllung stehen. Wenn Sie ehrlich der Meinung sind, dass diese Generation alle diese Katastrophen, die schließlich in einen Atomkrieg einmünden, erleben wird, dann möchte ich wissen, warum Sie nicht in völliger Verzweiflung zusammenbrechen. Meine Antwort wird Sie wahrscheinlich sehr verblüffen, sagte ich, aber ich bin der festen Gewissheit, dass ich auf geheimnisvolle Weise von diesem Planeten weggenommen werde, noch bevor die schlimmsten Katastrophen losbrechen. Ich kann mich jetzt noch an den Gesichtsausdruck des Interviewers erinnern. Meine Erklärung löste bei ihm eine ungläubige Erwiderung aus." [153]

Ausgehend von dieser "Weisheit" nahm es dieser Lindsey auf sich, sich als großer "Prophet" zu produzieren. Einige seiner Prophezeiungen lauteten: "Aus der Bibel ist zu entnehmen, dass sich die Nahostkrise weiter verschärfen wird, bis sie schließlich den Weltfrieden bedroht. Die Russen werden in einer Art Blitzkrieg gleichzeitig zu Wasser und zu Lande in Palästina einfallen." [154]

Nach Lindsey würde das dann ein "Harmagedon" bewirken und er scheut sich nicht, dazu jahrtausendealte Bibelstellen für seine Erklärung zurechtzubiegen, die andere Ausleger bereits schon vielfach für andere Interpretationen meinten in Beschlag nehmen zu können.

Die Seifenblaserkünstler werden sich nicht davon abhalten lassen, den Schwerpunkt mehr auf "Anzeichenbeweise" zu legen. Das machte schon Rutherford so. Heftig auf dem Endzeitklavier, spielte er auch nach 1925, vermied es jedoch konkrete Zahlen nochmals zu nennen.

Nach Auschwitz sage ich glashart mit Friedrich Nietzsche:
Gott ist tot.
Er lebt allenfalls im Wunschdenken und als Placebo-Stütze bei denjenigen, die solcher Stützen bedürfen.

Zeugen Jehovas haben sich noch nie wirklich ernsthaft, mit führenden Religionskritikern (wie etwa Ludwig Feuerbach) auseinandergesetzt. Das hat selbstredend System, fürchtet man doch nicht zu Unrecht, das könnte "ans Eingemachte gehen".

Und was das Schreckenszenario möglicher Gefahren für die Menschheit anbelangt, sei auf die der Legende nach Luther zugeschriebene Aussage bezüglich des "Apfelbäumchens" verwiesen.

Kommt eine Katastrophe neuer Art über die Menschheit, hat sie selbige sich selbst bereitet.
Eine "Entrückung" wird es dabei auch nicht für die Lindsey und sonstige Seifenblasenkünstler geben. Allenfalls vermögen sie vielleicht (aufgrund ihrer Bankkonten) eine gewisse Zeit in ihren Privat-Atombunkern zu überwintern, wenn andere vielleicht schon verreckt sind. Die Fiktion hingegen, dass just in dem Moment ein Gott eingreifen wird, wird weiterhin Fiktion bleiben.

http://www.manfred-gebhard.de/EndS86.jpg

Etwas über Ludwig Feuerbach


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