Re: Blutverbot wann ???


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2006 23:28:39:

Als Antwort auf: Blutverbot erst 1927 eingeführt geschrieben von Tes am 22. Oktober 2006 22:19:09:

Folgt man dem Zeitzeugenbericht von Margarete Buber-Neumann in ihrem Buch "Als Gefangene bei Stalin und Hitler" so kam die Blutdoktrin erst sehr spät auf. (In den 1940er Jahren begannen einige Hardliner aufgrund eingeschmuggelter WTG-Doktrinen im KZ, erstmals gegenüber der Lagerführung zu erklären. Ab jetzt würden sie keine Blutwurst mehr essen. Was unter den KZ-Bedingungen quasi einem halben Aufstand mit bitteren Konsequenzen, gleichkam. Davor war das für die gleichen Leute offenbar noch kein Problem gewesen. Erst mittels dieser eingeschmuggelten Untergrundschriften kam diese Doktrin zum tragen.

Sollte es irgendwo dafür in der WTG-Literatur Hinweise in Sachen Blut gegeben haben (im deutschen Wachtturm ist mir jedenfalls ein solcher Hinweis nicht geläufig). Lediglich im englischen "Watchtower" soll es da wohl um 1927 eine solche Andeutung mal gegeben haben. Wenn dem so wäre, dann hat sie jedenfalls nicht den Status erreicht, auch im deutschsprachigen "Wachtturm" in deutlich erkennbarer Form mit übernommen worden zu sein.

In einem Aufsatz der Zeitschrift "Religion, Staat, Gesellschaft" polemisierte der WTG-Funktionär W. einmal über den Herrn Richard Singelenberg, welcher das Nicht-Blut-Essen auf die Zeit nach 1945 datierte. W. schrieb darin unter anderem:

"Zur Ablehnung von Blutwurst im KZ schreibt Richard Singelenberg: "It is improbable that the refusal to eat these products was based on doctrinal foundations since the well-known WBTS teaching to abstain from blood (including blood transfusions) was not promulgated until 1945" (Unwahrscheinlich ist, daß sich die Weigerung, solche Lebensmittel zu essen, auf Glaubensdoktrinen gründete, da die bekannte WBTS-Lehre, sich des Blutes zu enthalten [Bluttransfusionen eingeschlossen] [S. 129] erst ab 1945 verbreitet wurde)."

Dazu meint W. kommentieren zu sollen:
" Bereits 1927 (deutsch 1928) gab allerdings der englische Wachtturm, das Sprachrohr der ZJ, Hinweise zur biblischen Lehre von der "Heiligkeit des Blutes", und im Januar 1939 erklärte die Zeitschrift explizit in Deutsch (in Englisch 1938):

"Wenn ein Mensch ein Tier als Nahrung braucht, darf er es
befugterweise töten und sein Fleisch essen; doch darf er das Blut
nicht essen ..."
Als dazugehörige Quellenangabe liest man dazu bei W.
Wachtturm vom 1. 1. 1939, 4 f.; Watchtower vom 1. 12. 1938, 356.
Vgl. Wachtturm vom 15. 1. 1928, 20.

Weiter soll eine ähnliche Aussage im WTG-Buch "Die Rettung" (laut W.) enthalten sein
Diese und die angegebenen Wachtturm-Stellen waren allerdings so unpräzis formuliert, dass ich sie jedenfalls überlesen und bis heute nicht entdeckt habe


Als weiteren Kronzeugen präsentiert W. nachfolgende Aussage;
"Wohl 1939/1940 erschien ("Die Rettung"), und die Exegese erreichte die ZJ in Hitlerdeutschland in verbotenen Untergrundschriften, worauf vielen ZJ die Tragweite des Blutverbots bewußt wurde. Häftling Erich Mundt bemerkt über die Situation unter JZ im KZ Sachsenhausen:
"Im Sommer 1940 sickerte die Nachricht durch, daß Christen sich vom Blutessen enthalten müssen. Darüber entstanden dann heftige Diskussionen, denn keiner war in der Lage, dies richtig zu erklären.
Doch als in dieser Zeit holländische Brüder ins Lager eingeliefert wurden, berichteten sie, was der Wachtturm über diese Dinge gelehrt hatte. Die holländischen Brüder zeigten uns dann durch ihr Beispiel, daß sie keine Blutwurst mehr aßen, und so schlossen auch wir uns ihnen an."

Blutkult


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