Geschrieben von H. R. am 30. November 2001 22:12:03: In einer eMail schreibt Heinz
R.:
Hallo Forumsbetreiber,
unter dem Thema "Niemand kann dieses Selbsthinopfern verstehen" las ich, daß
die ZJ ihre Blutdoktrin 1945 in die Welt setzten.
Ich habe da eine etwas andere Information: Margarete Buber-Neumann schreibt in ihrem Buch
"Als Gefangene bei Stalin und Hitler" über ihren Aufenthalt im KZ Ravensbrück
sinngemäß folgendes zu diesem Thema.
Sie war Blockälteste im "Bibelforscher"-Block und 1943 verweigerten die
Bibelforscher (die extreme Fraktion!) die Entgegenahme von den samstäglichen 35 Gramm
Blutwurst. Worauf natürlich weitere Sanktionen der SS folgten.
Und irgenwo las ich von einem Männer-KZ, wo sich das Gleiche abspielte und die
Bibelforscher das noch an die große Glocke hängten, statt ihre Ration den Mithäftlingen
zu schenken. Da wurde den schon halbverhungerten Häftlingen im geamten KZ die Blutwurst
gestrichen und den Schweinen vorgeworfen.
Gruß
Heinz
In der Sache sind beide Feststellungen zutreffend. Der Verzicht auf das Essen von
Blutwurst ist offenbar schon in den 40-er Jahren akut geworden, wie auch Buber-Neumann
berichtet. Da seit Mitte 1940 bis Oktober 1944 der "Wachtturm" nicht in Deutsch
erschien (jedenfalls nicht offiziell) lässt sich der von Buber-Neumann genannte Fakt auch
nicht näher anhand der offiziellen WTG-Literatur verifizieren.
Anders sieht es mit dem Aufkommen der Erweiterung dieser These auch bezüglich
Bluttransfusionen aus. In dem WTG-Buch "Babylon die Grosse ist gefallen" wird
auf Seite 544, 545 vermerkt:
"Auf diese grobe Mißachtung des ewig gültigen Erlasses über die Heiligkeit des
Blutes ... wurde die Aufmerksamkeit gelenkt, als der Zweite Weltkrieg seinem Höhepunkt
entgegenging, und zwar durch den Hauptartikel des Wachtturms als Verkündiger von Jehovas
Königreich (Ausgabe vom 1. Juli 1945, englisch ...
Dieser Artikel löste hitzige Streitgespräche über die Frage der Bluttransfusion aus,
und es wurden Briefe veröffentlicht, die die Lehre der Bibel über die von Gott
anerkannte Verwendung von Blut erklärten. Das loyale Festhalten der Zeugen Jehovas an dem
ewiggültigen Erlaß Gottes, auch unter dem Kreuzfeuer öffentlicher Kritik, hat zu
zahlreichen Gerichtsprozessen geführt."
Eine Durchsicht der deutschen WT-Ausgaben des Jahres 1944/45 ergab, dass dort der
fragliche Blutartikel nicht nachweisbar ist. Es ist also so, wie "Babylon..."
vermerkt, veröffentlicht nur in der englischen WT-Ausgabe; gleichwohl wurde aber diese
These auch in anderen Länder zur Anwendung gebracht.
Es ist nachweisbar, dass man sich in den WTG-Publikationen der 30-er Jahre durchaus noch
nicht abwertend zum Thema Bluttransfusionen geäußert hatte.
Siehe dazu: 1930
Offenbar entwickelte sich die Ablehnungsthese aus einer vorangegangenen
Impfgegnerschaft.
Impfgegnerschaft
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