Re: Bei Jesus.de gelesen

 

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 11. Januar 2005 18:31:52:

Als Antwort auf: Re: Bei Jesus.de gelesen geschrieben von D. am 09. Januar 2005 07:00:42:

Garda schrieb: „Wie lange hast du eigentlich für diese gut gespielte Empörung üben müssen?"

Das dürfte eine Kardinalfrage bei jeder „Diskussion" mit Zeugen Jehovas sein. In ihrer wöchentlichen „Theokratischen Predigtdienstschule" studieren sie eben nicht nur die gängigen Vertretertricks ein, sondern auch wie man am besten den Gegner rhetorisch (nicht in der Sache) rhetorisch zur „Strecke bringt". Da gehört schon mal weinerliches Selbstmitleid zum Grundgerüst dieser „Schulung".

Nun zitiert Niko.demus aus dem „Juden" überschriebenen Detailabschnitt dieser „Erklärung" einige Sätze und fehlinterpretiert sie bewusst dahingehend, als hätten die Zeugen Jehovas, ihrerseits, nie nennenswerten Streit mit den „Mitbewerbern" auf dem religiösem Felde.

Diese „Erklärung" macht schon im „weinerlichen" wenn sie einleitend aussagt: „Wir sind fälschlicherweise bei den Regierungsbehörden und dem deutschen Volke angeschuldigt worden".
Fälschlicherweise???
In der Frage der unterstellten Finanzierung durch „Juden und Freimaurer" bejahe ich das auch. Damit allein ist aber der Komplex „Anschuldigungen" noch nicht vollständig abgearbeitet.

Die Erklärung ist ja nun in erster Linie an die Behörden des Naziregimes adressiert. Was sollen die wohl mit Sätzen anfangen wie:
„Die Schrift erklärt deutlich, daß Satan der Teufel, dessen Name auch Schlange und Drache ist, der Hauptgegner Jehovas und der größte Feind der Menschheit ist".

Damit wird schon mal die theologische Weltsicht der Zeugen Jehovas auch den Nazibehörden übergestülpt. Angesichts deren hohen Maß an relativer Säkularisierung, für die stellvertretend schon der Name des „Chefideologen" im Naziregime (Alfred Rosenberg) steht, schon mal eine Zumutung.

Weiter unterschlägt Niko.demus bei seinen Zitaten, dass in dieser Erklärung (Abschnitt Juden) auch pauschal über die Geistlichkeit ausgesagt wird:
„Das ist dieselbe Klasse, die Jesus als seine Verfolger bezeichnete."
Diese Aussage mit in die Gesamtbewertung einfügend, bekommt dieser Detailabschnitt schon mal ein ganz anderes Gesicht, als wie Niko.demus es interpretiert.

"Hinter den Spiegel" konnten Nazibehörden und Kirchen sich auch gleichermaßen den Satz der „Erklärung" stecken:
„Obschon die Pharisäer und Priester damals vorgaben Jehova Gott zu dienen, sagte ihnen Jesus, daß sie in Wirklichkeit Vertreter Satans des Teufels seien." Dazu passt denn auch die Zeugen Jehovas-These ab 1929. Die „Obigkeiten" gemäß Römer 13, können nur Jehova und Jesus Christus sein. Über dieses Staatsverständnis reflektiert wie „selbstverständlich", die „Erklärung" in keiner Weise. Das verschweigen ist ja denn oftmals auch das viel wichtigere bei den Zeugen Jehovas, als das, was sie „sagen".

Und in nicht zu übersehenden „Dezentheit" lässt die „Erklärung" durchblicken, dass sie das auch auf die Gegenwart übertragen sehen möchte. Auch das unterschlägt Niko.demus.

Wie man angesichts vorstehender Aussage zu der weinerlichen Aussage stehen soll „bei den Regierungen der Länder in falschem Lichte" dargestellt worden zu sein, ist doch sehr die Frage.

Da half wohl auch nicht der Satz in der „Erklärung":
„Eine sorgfältige Prüfung unserer Bücher und Schriften wird deutlich zeigen, daß die hohen Ideale, die sich die nationale Regierung zum Ziele gesetzt hat und die sie propagiert, auch in unseren Veröffentlichungen dargelegt, gutgeheißen und besonders hervorgehoben werden."

Auch gezielt die „Spitze" gegen die Konkurrenzreligionen, wenn diese „Erklärung" belehrt:
„Wir möchten Sie daran erinnern, daß in den letzten Jahren politische Geistliche dem deutschen Volke mehr Sorgen bereitet haben als irgendeine andere Gruppe."

In bewusst gespielter Naivität verkauft man sich weiter mit dem Satz:
„Nachdem sich die nationale Regierung zu den oben erwähnten hohen Idealen [Einfügung: das angeblich „positive Christentum" der Nazis] bekannt hat, sind wir überzeugt, daß die Führer nicht wissentlich das fortschrittliche Zeugniswerk für den Namen Jehovas und seines Königreiches, das wir jetzt hinausführen, bekämpfen wollen."

Zieht man die Vorgeschichte dieser Entwicklung mit heran, etwa die Auseinandersetzungen um die Rutherford-Broschüre „Die Krise", die auch andernorts, etwa in Polen, Überlegungen über ein Bibelforscherverbot herausforderte, und die in Deutschland durch Entfernung des „bluttriefenden Umschlages" gerade noch mal abgebogen werden konnte (eine Galgenfrist), wird deutlich: Der Wolf verkauft sich wieder einmal als harmloses „Rotkäppchen". Zum Thema der Broschüre „Die Krise" siehe auch:

19332Krise


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