Rückblick auf eine 17jährige Lebensphase
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. Dezember 2013 17:02
Auf seiner Webseite kann man auch dieses lesen.
Über eigene Erfahrung als Schuldner. Er sei 1986 mit seiner Firma in Konkurs geraten. Seine Schuldenlast zu diesem Zeitpunkt, fast eine Million DM.
Von 1969 bis 1986 gehörte der 1948 geborene Gerd F ... zu den Zeugen Jehovas.
Seine heutige Position beschreibt er so, ideologisch fühle er sich den freien Bibelforscher sehr verbunden. Zugleich gibt es auf seiner Seite Verlinkungen zu baptistisch orientierten Gemeinden (Evangelisch-Freikirchlich).
Über seine 17jährige Lebensphase bei den Zeugen Jehovas und den dort gesammelten Erfahrungen, notiert er auch, das

„für den einzelnen Zeugen Jehovas ein verheerender Druck (besteht). Er muss heucheln, um seine Unvollkommenheit zu überspielen. Er muss für sich und andere Ausreden parat haben um nicht ständig von Haus zu Haus gehen zu müssen. Ein schlechtes Gewissen ist die Folge. Je ernster ein Zeuge Jehova seine Religion nimmt, umso größer ist sein schlechtes Gewissen."

Und weiter:

„Da Geburtstage und Weihnachten, also herkömmliche Familienfeste, nicht gefeiert werden, geht ein Zeuge aus der „normalen" Gesellschaft heraus. Er hat als Umgang nur die Versammlung, seine neue Familie heißt es. Sozial und emotional ist er von der Versammlung abhängig. Damit ist er aber erpressbar, denn wenn er den Anordnungen der Wachtturmgesellschaft nicht folge leistet, kann er aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen werden."
Weiter vernimmt man von ihm den Satz:

„Ich selbst musste mich ein Jahr in psychologischer Behandlung (Psychoanalyse) begeben. Das Fazit der Psychologin war, dass mein Glaube mir diese Probleme bereitet. Würde ich meinen Glauben aufgeben, würden meine Probleme beseitigt, da die Ursache meiner Probleme mein schlechtes Gewissen ist."
Zu besagter Glaubensaufgabe konnte er indes sich nicht durchringen. Welchen Kompromissweg er dann letztendlich einschlug, wurde bereits notiert.
Über einen Arbeitskollegen, gelangte auch dieser „Fisch" an die WTG-Angel. Offenbar hatte die WTG mit ihm relativ leichtes Spiel. Ersichtlich auch daran, dass die örtliche Zeugen Jehovas Versammlung, in die er nun zusehends integriert wurde, sich in der Phase befand, von einem Mietsaal als Versammlungsstätte zu einem eigenen Königreichssaalbau über zu gehen. Wie das in WTG-Gefilden so abläuft, dürfte nicht unbekannt sein. Jedenfalls befand sich alsbald der noch nicht getaufte Herr F ..., unter den dortigen billigen Kostenlosarbeitern.
Auch diese Episode erwähnt er. Das ZJ keine Geburtstage feiern, hatte er mittlerweile auch schon verinnerlicht. Der diesbezügliche Detailbericht geht weiter mit der Angabe:

„Ich habe es meinen Vater, der gerade in dieser Zeit seinen 60. Geburtstag hatte ausführlich anhand der Bibel erklärt. Ich konnte, durfte und wollte an diesen Tag nicht mit ihm Feiern. Leider hatten meine Eltern dafür gar kein Verständnis."
1969 wurde er dann als Zeuge getauft. Wie weit er im ZJ-Sinne bereits indoktriniert war, macht auch seine eher lapidare Angabe deutlich:
„Das Jahr 1975 spielte zu dieser Zeit für mich eine große Rolle. ... Für mich gab es nicht den geringsten Zweifel, dass 1975 das Jahr der Erfüllung der biblischen Prophezeiung war. Ein Arbeitskollege, ich hatte meine Arbeitsstelle gewechselt, fragte mich; was machst Du, wenn 1975 nicht kommt? Ich horchte in mich rein; Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen."

Dazu gibt es noch, jetzt etwas im Bericht vorgreifend, auch die Episode:

„In der Versammlung gab es einige Irritationen. Bruder F ..., der halbtags arbeitet, der viel von 1975 geredet hatte, kauft sich 1975 ein Haus. Meine Antwort war; erst 1976 muss ich das Haus bezahlen, sollte 1975 Harmagedon kommen, hat es sich ohnehin erledigt. Wenn nicht, (zu der Zeit konnte ich es mir nun doch vorstellen.) müssen wir auch danach weiterleben."

1973 sei er dann in der WTG-Organisation zum Ältesten avanciert.
Die ihm da vorgehaltene „Mohrrübe" (für den klassischen „Esel") wirkte auch dergestalt, dass er weiter berichtet:

„Um noch mehr für meinen Gott zu tun, regelte ich meine Arbeit so, dass ich nur noch 6 Std. am Tag arbeitete."

Jeden zweiten Monat habe er dann sogar Hilfspionierdienst für die WTG absolviert.
Spätere Ernüchterungen sollten keinesfalls ausbleiben. Etwa die:

„Mir war, als wir in das neue Haus einzogen doch etwas die Lust für den Predigtdienst ausgegangen. Zwar versuchte ich auch weiterhin öfters den Hilfspionier zu machen, merkte aber, dass mir die Kraft dazu fehlte. Häufiger machte ich mir Gedanken über die Zukunft, Gedanken die ich vorher nie hatte. Auf Dauer konnte ich mit 2 Kindern und einer Frau, die nicht berufstätig war, nur einen halben Tag arbeiten."

Seine Phase sich als selbständiger Unternehmer zu engagieren, setzte etwa ab 1978 ein. Anfänglich blieben Erfolge nicht aus. Er konnte in seinen Betrieben, deren es letztendlich sogar zwei wurden, auch etliche Angestellte beschäftigen. Welcher Art wohl? Der Kandidat hat hundert Punkte der da schätzt. Eben aus dem Zeugen Jehovas-Milieu.
Wie dann die Phase begann, dass die Geschäfte nicht mehr ganz so glänzend liefen, war er auch zu Entlassungen genötigt. Einer der von ihm Entlasssenen, endete dann in der Folge im, Selbstmord. Auch das muß er berichten.


http://www.zeugen-jesu.de/Siebzehn%20Jahre%20ein%20Zeuge%20Jehova.html

Man vergleiche als relativen Kontrastbericht auch:
Geschichten „aus dem Wienerwald"

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