Eine Sektenfalle
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Juni 2013 15:27
Unter dem Titel „Die Wachtturm-Wahrheit. Eine Sektenfalle?" liegt nun von der Autorin Barbara Kohout, ihr sage und schreibe, schon viertes ! Buch vor. Das kann man nur dann richtig würdigen, wenn man den Zeitraum berücksichtigt, an dem diese ihre Aktivität begann.

Der Fall Kohout muss auch dahingehend bewertet werden, die WTG-Selbstherrlichkeit bekommt einen empfindlichen Dämpfer. Oder anders formuliert, die WTG-Schleudersteine kommen nunmehr als Bumerang zurück!

Namentlich den psychologischen Mechanismen des WTG-Dramas, widmet die Autorin in diesem Buch, ihre besondere Aufmerksamkeit.
Ihre schon frühzeitig registriertes Unbehagen beschreibt sie mit den Worten:

„Das lege ich häufig als schlechtes Gewissen aus, ohne mir darüber im Klaren zu sein, dass es das geschulte Gewissen ist, ein mir eingeredetes Gewissen, das von meinem inneren Sektenklon gebraucht wird um mich unter Druck zu setzen."

Zu ihren diesbezüglichen Kernsätzen gehört dann wohl auch der:

„Zu den Methoden der Manipulation gehört die Gefühlskontrolle. Die Sehnsucht nach Anerkennung innerhalb einer sozialen Gruppe wird durch das Versprechen befriedigt, dass man Anerkennung und Glück nur innerhalb der Gruppe finden wird."

Diese Feststellung belegt sie dann auch an Hand von Beispielen aus ihrer eigenen Biographie. Selbst Anfang 1954 als Zeugin Jehovas getauft, gehörte der darauf folgende 1955er Kongress zu ihren ersten einschlägigen Erfahrungen.
Auch in andernortiger Publizistik, etwa der von Josy Doyon, ist jenes Kongressspektakel in bleibender Erinnerung dokumentiert. Etwa mit der Wiedergabe jener Szene, wie WTG-Fürst N. H. Knorr, unter Hinweis auf einen Regenbogen tönte, vielleicht sei dies „der letzte Kongress vor Harmagedon".
Wie erlebte indes unsere Autorin jenen Kongress? Bekam sie diese Theaterreife Szene auch bewusst mit? Wohl eher weniger, wofür dann die Beschreibung ihres Alltages auf jenem Kongress steht. Dazu teilt sie mit:

„Ich hatte mich zum freiwilligen Dienst gemeldet. Meine Zuteilung war ein Tag im Materialzelt für die Erfrischungen. Mein Dienst begann um 7 Uhr morgens und endete um 18 Uhr abends. Ich hatte Weintrauben in Tüten zu je l Kilo zu verpacken. Wir haben mehr als 6 Tonnen Weintrauben abgewogen ..."

Ergo eine billige Arbeitskraft für die WTG. Dito ihr gleichfalls im Sog der WTG befindlicher Vater über den sie auch notiert:

„Mein Vater hat alle Tage als freiwilliger Helfer mitgearbeitet und war auf der Heimfahrt im Sonderzug nur noch geschafft ..."

Von „unsichtbaren Ketten, die uns so unentrinnbar gebunden hielten" redet sie, und weiter:

„Warum wollte ich unbedingt ebenfalls zu dieser Gruppe gehören?
Wenn ich es recht überlege, dann habe auch ich mich von Schmeicheleien und Versprechungen einfangen lassen."

Unter Hinweis auf andere Literatur zum Sektenthema wird dann von ihr herausgearbeitet. Die „volle" Wahrheit erfahren die Betörten im Vorfeld nicht. Ihren Vater etwa schätzt sie mit den Worten ein. Hätte er schon damals gewusst, was etwa im „Wachtturm"-Jahrgang 1915 in Bezug auf das tatsächliche Verhalten im ersten Weltkrieg der WTG-Betörten berichtet wurde. Er wäre wohl kaum auf den WTG-Leim gekrochen. Er und andere aber bekamen nur ein geschönt-frisiertes Bild zu Gesicht, nicht jedoch die tatsächliche Wahrheit.

Zu ihren Einschätzungen gehört auch:

„Der Wunsch nach Anerkennung kann die klare Sicht trüben
Durch sublime Botschaften wird zu extremem Handeln manipuliert. Es wird keine direkte Anweisung gegeben. Die Gruppenerwartung veranlasst zur gewünschten Schlussfolgerung. ... Durch verwirrende Botschaften wird Hilflosigkeit antrainiert. Das macht von der
Leitung abhängig, die als die einzige Lehrautorität anzusehen ist. Ein perfektes
Sektenmitglied ist abhängig und gehorsam."

Dann wäre noch auf den Anhang ihres Buches, etwa ab Seite 160 hinzuweisen. In ihm lässt sie es sich angelegen sein, einige Vokabeln des „WTG-Neusprech" (George Orwell läßt grüßen), in das Sprachvermögen von Außenstehenden zu übersetzen (welche beim Thema Zeugen Jehovas, vielfach immer nur „Bahnhof" verstehen).
In diesem Kontext hat sie sich dann auch die 2009er-Ausgabe der WTG CD-ROM (respektive DVD) etwas näher angesehen. Auch namentlich die in ihr vorkommenden Stichwörter.
Dabei notierte sie zum Beispiel, das WTG-Tendenzwort „Babylon die Große" käme dort 11.475 mal vor.
Der auch keineswegs „wertfreie" Begriff „Dämonen" 3.428 mal.
Selbst das WTG-Tendenzwort „Harmagedon" erbrächte 2.113 Treffer.
„Vernichtung bestimmt" brächte es auf 4.695 Treffer.
Und „Satan" ergäbe 9.161 Treffer.
Alles Begriffe um die WTG-Angstheologie den Betörten besonders zu injizieren. Oder um ihre Formulierung dazu zu zitieren:

„Trigger nennen Psychologen Schlüsselreize, die durch Konditionierung, also hundertfaches Wiederholen, eingeprägt werden und zu einem ganz bestimmten Verhalten führen."

Weiter in ihrem Kommentar:

„Wer so ausreichend in seinem Unterbewusstsein die Drohbotschaften gespeichert hat und nun auch noch den Hinweis bekommt, dass „sehr bald" Gottes Gerichtstag kommt, wird sich vielleicht auch dazu veranlasst fühlen, Häuser zu verkaufen, eine Karriere zu beenden oder eine Lebensversicherung vorzeitig zu kündigen, um das zu tun, was eine Leitende Körperschaft als Gottes Willen darstellt."

Dieses „ganz bestimmte Verhalten" zeigt sich dann in zwei weiteren, von der Autorin erwähnten Stichwörtern.
Für „Jünger machen" registriert sie 3.142 Treffer; und „Predigen" gar 9.088 Treffer.
Dazu ihr ergänzender Kommentar:

„Oft melden sich selbst Schwerstkranke Zeugen Jehovas für den Hilfspionierdienst. So haben in meiner Familie schwer herzkranke, blinde Zeugen Jehovas diesen Dienst immer wieder gemacht. Auch Mitglieder mit schweren Depressionen und Migräne meldeten sich unter Aufbietung aller - meist nicht vorhandenen - Kräfte für diesen Werbedienst."

Kontrastierend wird von ihr dazu noch festgestellt:
In dem berühmt-berüchtigten Band 7 der „Schriftstudien" sei auch ein Gespräch zwischen Russell und einem Geistlichen von der Konkurrenz wieder gegeben.

„Auf die Frage, wie viele Mitglieder die ernsten Bibelforscher haben, antwortete Pastor Russell: „ Wir haben keine Mitgliederlisten. Ihre Namen sind im Himmel angeschrieben".

Siehe dazu Seite 372 in der 1925er Auflage.
Dazu der Kommentar:

„Heute dagegen existiert für jeden Zeugen Jehovas der in der Versammlung akzeptiert ist, eine Karteikarte, in der nicht nur seine persönlichen Daten wie Namen, Adresse, Telefonnummern, Geburtsdatum, und Bezugspersonen für den Notfall gespeichert sind, sondern auch wann er getauft wurde, wie viele Stunden er im Predigtdienst jeden Monat einsetzt, wie viele Rückbesuche und Heimbibelstudien er bei Andersgläubigen durchführt, wie viele Wachttürme, Erwachet, Broschüren, Bibeln oder Bücher er verbreitet
Je nachdem wie diese Berichte in der sogenannten Verkündiger-Dienstkarte aussehen, wird jemand in der Organisationsstruktur Karriere machen oder abseits stehen."

Beachtlich erscheint mir auch ihr Kommentar:

„In neuerer Zeit gibt es einen Katastrophen-Hilfsfonds, der mir wie ein Feigenblatt erscheint,"

dieweil solcherlei Aspekte bei der WTG nach wie vor unter „ferner liefen" rangieren. Sie sind dann in etwa den „Standhaft trotz Verfolgung" Jubelberichten vergleichbar, die bei näherer Besichtigung ergeben, unter den „Standhaften" befanden sich auch einige von der Gestapo „Umgedrehte" die dann als „prächtige" Zulieferer zum großen Gestapo-Messerwetzen tätig waren.
Auf Seite 74 ihres Buches, zitiert dann Barbara Kohout eine besonders heimtückische Verlautbarung von WTG-Apparatschicks. Selbige ist allerdings eher schwer erreichbar. Sie ist jedoch in der veröffentlichten Buch-Literatur weiterhin nachweisbar, und zwar in dem Band 2 des von dem Herrn Besier, mit einem Koautor herausgegebenen Bandes „Die neuen Inquisitoren".
Dort auf Seite 211f. beginnt der berüchtigte Aufsatz der WTG-Apologeten. Ihr Hauptziel war es, den Gutachter Christoph Links im KdöR-Verfahren zu „wiederlegen". Die fragliche heimtückische Formulierung hierbei, indes verpackten sie in den Wortschwall einer Fußnote, und zwar der Nummer 59 auf der Seite 484 im genannten Besier-Band
Im Internet (zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen) in einem Download-Artikel auffindbar:
www.jehovaszeugen.de/fileadmin/user_upload/Recht/Anerkennungsverfahren/1998-98-01.pdf
Gegenüber dem Quellennachweis aus der Buchliteratur, sind allerdings einige Differenzen beim Download-Artikel nachweisbar. Insoweit mag dem Quellen-Nachweis aus der Buchliteratur das größere Gewicht zukommen. Immerhin kommt im Download-Artikel auch der Begriff „vorverlagerte Gewissensentscheidung" mit vor.
Aus ihm nun zitiert auch Barbara Kohout:

„Das Prinzip der vorverlagerten Gewissensentscheidung ist auf alle Lehren und die gesamte Glaubenspraxis der Zeugen Jehovas anwendbar, jede Person, die Zeuge Jehovas wird, trifft vor ihrer Taufe eine bewußte unbeeinflußte Entscheidung darüber, nach welchen Prinzipien sie ihr weiteres Leben gestalten möchte ...
Die bewußte Entscheidung sein weiteres Leben als Zeuge Jehovas leben zu wollen, stellt eine Gewissensentscheidung in Fragen wie z.B. der Kriegsdienstverweigerung, der Wahlenthaltung, der Ablehnung von Blut als medizinische Heilmethode usw. dar, um künftig in Übereinstimmung mit den Lehren der Religionsgemeinschaft zu leben. Es handelt sich somit um Individualentscheidungen, die der Zeuge Jehovas vor seiner Taufe für sein weiteres Leben trifft."

Mit dieser windigen Winkeladvokatenlogik, suchen sich die WTG-Apparatschicks selbst einen Freibrief auszustellen, und ihre Hörigen auf den Status von Marionetten zu degradieren.
Denn nichts anderes als ein schlecht gespieltes Marionettentheater ist der WTG-Zirkus ohnehin. Letztlich war auch die Autorin eine dieser Marionetten in diesem makabren Theaterstück, in ihrer Betörungszeit.
Unter Hinweis auf das Höhlengleichnis von Plato, belegt auch durch diverse eigene Erfahrungen, muß sie dann auch erkennen, Betörten helfen zu wollen, ist ein undankbarer Job. Das sie diesen Widerwärtigkeiten zum Trotz, eben nicht „das Handtuch" geworfen hat, ist ihr besonderes zu würdigendes Verdienst.

In einem ihrer vorangegangenen Bücher vermerkte sie auch, eigentlich wollte sie sich „still und leise" aus den WTG-Gefilden entfernen. Zu solch einem Vorhaben gehören dann aber zwei Parteien, die da gleichermaßen „mitspielen".
Wie diese Sachlage indes bis heute ausgegangen ist, dürfte nur zu bekannt sein.
Das Buch von Barbara Kohout ist mittlerweile auch beim „Platzhirsch" Amazon.de gelistet, fallweise auch über andere Buchhandlungen bestellbar, und sei auch hier, mit Lob empfohlen!

Es ist das System des Glaubens und der Gemeinschaft bei Jehovas Zeugen, eben von jedem Anhänger abzufordern, aktiv zu sein, Leistung zu erbringen und Ziele zu erreichen.
geschrieben von:  der einzig wahre Bauer
Datum: 23. Juni 2013 22:19
Bevor man darüber spricht, wie sehr ein Zeuge Jehovas und auch die Aussteiger selbst während ihre Zeit bei Jehovas Zeugen auf Anerkennung aus waren, muss und sollte für die Wichtigekeit des Verstehens folgendes dargelegt werden:
Jehovas Zeugen verankern in ihrer Versammlung sehr stark das Leistungsprinzip.
Anerkennung wird als Belohnung eingesetzt.

Es werden den Menschen von Anbeginn immer Leistung abverlangt. Dazu werden ZIELE definiert.

Das muss jemand wissen der ein Zeuge Jehovas werden will.

Das Leben bei Jehovas Zeugen ist kein Zuckerlecken. Da muss Leistung erbracht werden! Da ist Schluss mit Lustig.

Bei Jehovas Zeugen müssen von den "Gläubigen" Ziele erreicht werden.

Für jedes erreichte Ziel gibt es LOB.

Jedem der die gesetzten Ziele nicht einhält wird bei Jehovas Zeugen aber auch deutlich gemacht, dass er "ungenügend" ist. Ein schlechtes Gewissen und womöglich Depressionen sind die Folge. Das Gefühl versagt zu haben treibt Zeugen Jehovas an. Ein Leben als Zombie - fremdbestimmt. Die Angst zu versagen und als Versager da zu stehen treibt jeden Zeugen Jehovas an. Manche nennen das dann Glaube - aber ob die Motivation wirklich Gaube ist?

Aber Ziele nicht zu erreichen bedeutet, bei Jehovas Zeugen in der Gemeinschaft als Looser dazustehen. Mit der Folge eines nierigen sozialen Ranges in der Gemeinschaft der Ortsversammlung.

Es besteht bei Jehovas Zeugen ein psychologischer Zwang Leistung zu erbringen.

Wer nicht den Anforderungen genügt, der muss mit der Schande leben, als geistig schwach zu gelten.

Schon der vielfach benutzte Terminus "geistig schwach" ist äußerst fragwürdig. Bedeutet das, dass es schwachsinnige Menschen sind? Etwas blöde? ein Dödel? Bedeutet das, das es eine gewollte Assoziation ergibt: geidtige schwach = Schwachsinnig?
Analog zu den "geistig armen" von denen die Lutherbibel spricht?

Allerdings sind wir traurig darüber, dass einige unserer Glaubensbrüder geistig schwach geworden sind und Christi Gebot, Jünger zu machen, weniger eifrig oder gar nicht mehr befolgen.
http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2004483

Jehovas Zeugen bestehende psychologischer Zwang, ständig Leistung zu erbringen ist allgegenwärtig.

Das fängt schon damit an, wenn jeder Zeuge Jehovas den Zwang verspürt, regelmäßig ALLE Zusammenkünfte zu besuchen. Wer nicht tegelmäßig zur Zusammenkunft kommt, gilt schon mal schnell als schwach.

Erst wenn dem Leser ausführlich und an Beispielen erklärt wurde wie das System der Anerkennung in nahezu jedes Deteil bei Jehovas Zeugen seine Anwendung findet, kann der Leser verstehen, was Anerkennung für einen Zeugen Jehovas bedeutet.

Ansonsten?

Na, da steht der Aussteiger als ein etwas Doofer da: als einer, der überkandidelt auf Anerkennung aus war? Auf Anerkennung die ihm versagt geblieben ist?

Mitnichten, es ist das System des Glaubens und der Gemeinschaft bei Jehovas Zeugen, eben von jedem Anhänger abzufordern, unbedingt aktiv zu sein, Leistung zu erbringen und Ziele zu erreichen.

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