„Das lege ich häufig als schlechtes Gewissen aus, ohne mir darüber im Klaren zu sein, dass es das geschulte Gewissen ist, ein mir eingeredetes Gewissen, das von meinem inneren Sektenklon gebraucht wird um mich unter Druck zu setzen."
Zu ihren diesbezüglichen Kernsätzen gehört dann wohl auch der:
„Zu den Methoden der Manipulation gehört die Gefühlskontrolle. Die Sehnsucht nach Anerkennung innerhalb einer sozialen Gruppe wird durch das Versprechen befriedigt, dass man Anerkennung und Glück nur innerhalb der Gruppe finden wird."
Diese Feststellung belegt sie dann auch an Hand von Beispielen aus ihrer
eigenen Biographie. Selbst Anfang 1954 als Zeugin Jehovas getauft, gehörte der
darauf folgende 1955er Kongress zu ihren ersten einschlägigen Erfahrungen.
Auch in andernortiger Publizistik, etwa der von Josy Doyon, ist jenes
Kongressspektakel in bleibender Erinnerung dokumentiert. Etwa mit der
Wiedergabe jener Szene, wie WTG-Fürst N. H. Knorr, unter Hinweis auf einen
Regenbogen tönte, vielleicht sei dies „der letzte Kongress vor Harmagedon".
Wie erlebte indes unsere Autorin jenen Kongress? Bekam sie diese Theaterreife
Szene auch bewusst mit? Wohl eher weniger, wofür dann die Beschreibung ihres
Alltages auf jenem Kongress steht. Dazu teilt sie mit:
„Ich hatte mich zum freiwilligen Dienst gemeldet. Meine Zuteilung war ein Tag im Materialzelt für die Erfrischungen. Mein Dienst begann um 7 Uhr morgens und endete um 18 Uhr abends. Ich hatte Weintrauben in Tüten zu je l Kilo zu verpacken. Wir haben mehr als 6 Tonnen Weintrauben abgewogen ..."
Ergo eine billige Arbeitskraft für die WTG. Dito ihr gleichfalls im Sog der WTG befindlicher Vater über den sie auch notiert:
„Mein Vater hat alle Tage als freiwilliger Helfer mitgearbeitet und war auf der Heimfahrt im Sonderzug nur noch geschafft ..."
Von „unsichtbaren Ketten, die uns so unentrinnbar gebunden hielten" redet sie, und weiter:
„Warum wollte ich unbedingt
ebenfalls zu dieser Gruppe gehören?
Wenn ich es recht überlege, dann habe auch ich mich von Schmeicheleien und
Versprechungen einfangen lassen."
Unter Hinweis auf andere Literatur zum Sektenthema wird dann von ihr
herausgearbeitet. Die „volle" Wahrheit erfahren die Betörten im Vorfeld nicht.
Ihren Vater etwa schätzt sie mit den Worten ein. Hätte er schon damals
gewusst, was etwa im „Wachtturm"-Jahrgang 1915 in Bezug auf das tatsächliche
Verhalten im ersten Weltkrieg der WTG-Betörten berichtet wurde. Er wäre wohl
kaum auf den WTG-Leim gekrochen. Er und andere aber bekamen nur ein
geschönt-frisiertes Bild zu Gesicht, nicht jedoch die tatsächliche Wahrheit.
Zu ihren Einschätzungen gehört auch:
„Der Wunsch nach Anerkennung
kann die klare Sicht trüben
Durch sublime Botschaften wird zu extremem Handeln manipuliert. Es wird
keine direkte Anweisung gegeben. Die Gruppenerwartung veranlasst zur
gewünschten Schlussfolgerung. ... Durch verwirrende Botschaften wird
Hilflosigkeit antrainiert. Das macht von der
Leitung abhängig, die als die einzige Lehrautorität anzusehen ist. Ein
perfektes
Sektenmitglied ist abhängig und gehorsam."
Dann wäre noch auf den Anhang ihres Buches, etwa ab Seite 160 hinzuweisen.
In ihm lässt sie es sich angelegen sein, einige Vokabeln des „WTG-Neusprech"
(George Orwell läßt grüßen), in das Sprachvermögen von Außenstehenden zu
übersetzen (welche beim Thema Zeugen Jehovas, vielfach immer nur „Bahnhof"
verstehen).
In diesem Kontext hat sie sich dann auch die 2009er-Ausgabe der WTG CD-ROM
(respektive DVD) etwas näher angesehen. Auch namentlich die in ihr
vorkommenden Stichwörter.
Dabei notierte sie zum Beispiel, das WTG-Tendenzwort „Babylon die Große" käme
dort 11.475 mal vor.
Der auch keineswegs „wertfreie" Begriff „Dämonen" 3.428 mal.
Selbst das WTG-Tendenzwort „Harmagedon" erbrächte 2.113 Treffer.
„Vernichtung bestimmt" brächte es auf 4.695 Treffer.
Und „Satan" ergäbe 9.161 Treffer.
Alles Begriffe um die WTG-Angstheologie den Betörten besonders zu injizieren.
Oder um ihre Formulierung dazu zu zitieren:
„Trigger nennen Psychologen Schlüsselreize, die durch Konditionierung, also hundertfaches Wiederholen, eingeprägt werden und zu einem ganz bestimmten Verhalten führen."
Weiter in ihrem Kommentar:
„Wer so ausreichend in seinem Unterbewusstsein die Drohbotschaften gespeichert hat und nun auch noch den Hinweis bekommt, dass „sehr bald" Gottes Gerichtstag kommt, wird sich vielleicht auch dazu veranlasst fühlen, Häuser zu verkaufen, eine Karriere zu beenden oder eine Lebensversicherung vorzeitig zu kündigen, um das zu tun, was eine Leitende Körperschaft als Gottes Willen darstellt."
Dieses „ganz bestimmte Verhalten" zeigt sich dann in zwei weiteren, von der
Autorin erwähnten Stichwörtern.
Für „Jünger machen" registriert sie 3.142 Treffer; und „Predigen" gar 9.088
Treffer.
Dazu ihr ergänzender Kommentar:
„Oft melden sich selbst Schwerstkranke Zeugen Jehovas für den Hilfspionierdienst. So haben in meiner Familie schwer herzkranke, blinde Zeugen Jehovas diesen Dienst immer wieder gemacht. Auch Mitglieder mit schweren Depressionen und Migräne meldeten sich unter Aufbietung aller - meist nicht vorhandenen - Kräfte für diesen Werbedienst."
Kontrastierend wird von ihr dazu noch festgestellt:
In dem berühmt-berüchtigten Band 7 der „Schriftstudien" sei auch ein Gespräch
zwischen Russell und einem Geistlichen von der Konkurrenz wieder gegeben.
„Auf die Frage, wie viele Mitglieder die ernsten Bibelforscher haben, antwortete Pastor Russell: „ Wir haben keine Mitgliederlisten. Ihre Namen sind im Himmel angeschrieben".
Siehe dazu Seite 372
in der 1925er Auflage.
Dazu der Kommentar:
„Heute dagegen existiert für
jeden Zeugen Jehovas der in der Versammlung akzeptiert ist, eine
Karteikarte, in der nicht nur seine persönlichen Daten wie Namen, Adresse,
Telefonnummern, Geburtsdatum, und Bezugspersonen für den Notfall
gespeichert sind, sondern auch wann er getauft wurde, wie viele Stunden er
im Predigtdienst jeden Monat einsetzt, wie viele Rückbesuche und
Heimbibelstudien er bei Andersgläubigen durchführt, wie viele Wachttürme,
Erwachet, Broschüren, Bibeln oder Bücher er verbreitet
Je nachdem wie diese Berichte in der sogenannten Verkündiger-Dienstkarte
aussehen, wird jemand in der Organisationsstruktur Karriere machen oder
abseits stehen."
Beachtlich erscheint mir auch ihr Kommentar:
„In neuerer Zeit gibt es einen Katastrophen-Hilfsfonds, der mir wie ein Feigenblatt erscheint,"
dieweil solcherlei Aspekte bei der WTG nach wie vor unter „ferner liefen"
rangieren. Sie sind dann in etwa den „Standhaft trotz Verfolgung"
Jubelberichten vergleichbar, die bei näherer Besichtigung ergeben, unter den
„Standhaften"
befanden sich auch einige von der Gestapo „Umgedrehte" die dann als
„prächtige" Zulieferer zum großen Gestapo-Messerwetzen tätig waren.
Auf Seite 74 ihres Buches, zitiert dann Barbara Kohout eine besonders
heimtückische Verlautbarung von WTG-Apparatschicks. Selbige ist allerdings
eher schwer erreichbar. Sie ist jedoch in der veröffentlichten Buch-Literatur
weiterhin nachweisbar, und zwar in dem Band 2 des von dem Herrn Besier, mit
einem Koautor herausgegebenen Bandes „Die neuen Inquisitoren".
Dort auf Seite 211f. beginnt der berüchtigte Aufsatz der WTG-Apologeten. Ihr
Hauptziel war es, den Gutachter Christoph Links im KdöR-Verfahren zu „wiederlegen".
Die fragliche heimtückische Formulierung hierbei, indes verpackten sie in den
Wortschwall einer Fußnote, und zwar der Nummer 59 auf der Seite 484 im
genannten Besier-Band
Im Internet (zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen) in einem
Download-Artikel auffindbar:
www.jehovaszeugen.de/fileadmin/user_upload/Recht/Anerkennungsverfahren/1998-98-01.pdf
Gegenüber dem Quellennachweis aus der Buchliteratur, sind allerdings einige
Differenzen beim Download-Artikel nachweisbar. Insoweit mag dem
Quellen-Nachweis aus der Buchliteratur das größere Gewicht zukommen. Immerhin
kommt im Download-Artikel auch der Begriff „vorverlagerte
Gewissensentscheidung" mit vor.
Aus ihm nun zitiert auch Barbara Kohout:
„Das Prinzip der vorverlagerten
Gewissensentscheidung ist auf alle Lehren und die gesamte Glaubenspraxis
der Zeugen Jehovas anwendbar, jede Person, die Zeuge Jehovas wird, trifft
vor ihrer Taufe eine bewußte unbeeinflußte Entscheidung darüber, nach
welchen Prinzipien sie ihr weiteres Leben gestalten möchte ...
Die bewußte Entscheidung sein weiteres Leben als Zeuge Jehovas leben zu
wollen, stellt eine Gewissensentscheidung in Fragen wie z.B. der
Kriegsdienstverweigerung, der Wahlenthaltung, der Ablehnung von Blut als
medizinische Heilmethode usw. dar, um künftig in Übereinstimmung mit den
Lehren der Religionsgemeinschaft zu leben. Es handelt sich somit um
Individualentscheidungen, die der Zeuge Jehovas vor seiner Taufe für sein
weiteres Leben trifft."
Mit dieser windigen Winkeladvokatenlogik, suchen sich die
WTG-Apparatschicks selbst einen Freibrief auszustellen, und ihre Hörigen auf
den Status von Marionetten zu degradieren.
Denn nichts anderes als ein schlecht gespieltes Marionettentheater ist der
WTG-Zirkus ohnehin. Letztlich war auch die Autorin eine dieser Marionetten in
diesem makabren Theaterstück, in ihrer Betörungszeit.
Unter Hinweis auf das Höhlengleichnis von Plato, belegt auch durch diverse
eigene Erfahrungen, muß sie dann auch erkennen, Betörten helfen zu wollen, ist
ein undankbarer Job. Das sie diesen Widerwärtigkeiten zum Trotz, eben nicht
„das Handtuch" geworfen hat, ist ihr besonderes zu würdigendes Verdienst.
In einem ihrer vorangegangenen Bücher vermerkte sie auch, eigentlich wollte
sie sich „still und leise" aus den WTG-Gefilden entfernen. Zu solch einem
Vorhaben gehören dann aber zwei Parteien, die da gleichermaßen „mitspielen".
Wie diese Sachlage indes bis heute ausgegangen ist, dürfte nur zu bekannt
sein.
Das Buch von Barbara Kohout ist mittlerweile auch beim „Platzhirsch" Amazon.de
gelistet, fallweise auch über andere Buchhandlungen bestellbar, und sei auch
hier, mit Lob empfohlen!
Allerdings sind wir traurig darüber, dass einige unserer
Glaubensbrüder geistig schwach geworden sind und Christi Gebot, Jünger zu
machen, weniger eifrig oder gar nicht mehr befolgen.
http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2004483
Jehovas Zeugen bestehende psychologischer Zwang, ständig Leistung
zu erbringen ist allgegenwärtig.
Das fängt schon damit an, wenn jeder Zeuge Jehovas den Zwang verspürt,
regelmäßig ALLE Zusammenkünfte zu besuchen. Wer nicht tegelmäßig zur
Zusammenkunft kommt, gilt schon mal schnell als schwach.
Erst wenn dem Leser ausführlich und an Beispielen erklärt wurde wie das System
der Anerkennung in nahezu jedes Deteil bei Jehovas Zeugen seine Anwendung
findet, kann der Leser verstehen, was Anerkennung für einen Zeugen Jehovas
bedeutet.
Ansonsten?
Na, da steht der Aussteiger als ein etwas Doofer da: als einer, der
überkandidelt auf Anerkennung aus war? Auf Anerkennung die ihm versagt
geblieben ist?
Mitnichten, es ist das System des Glaubens und der Gemeinschaft bei Jehovas
Zeugen, eben von jedem Anhänger abzufordern, unbedingt aktiv zu sein, Leistung
zu erbringen und Ziele zu erreichen.