„Zum regulären Ausbildungsprogramm der 2. Kampfgruppe der 7. Amerikanischen Infanterie-Division gehört auch die tägliche „Folterstunde". Sie gilt als Abhärtung gegen die Gehirnwäsche der Kommunisten jenseits des 38. Breitengrades, der die Grenze zwischen Nord- und Südkorea bildet. Besonders während des Koreakrieges war ungefähr ein Drittel aller in Gefangenschaft geratenen Männer dieser kommunistischen Gehirnwäsche erlegen und in das geistige Lager der Kommunisten hinübergewechselt. Zum Abhärten gehört während der Folterstunde das Aufhängen an den Handgelenken, Wälzen im Schlamm, Umhängen ekliger Schlangen, Verhören in eiskalten Räumen mit warmen Decken in greifbarer Nähe. Das abwehren bösartiger Hunde, Übergießen mit eiskaltem Wasser und das Einsperren in engen Kisten, unter denen man Feuer anzündet und deren Wände mit Stangen und Stöcken geschlagen werden."
Nun mag man in der Tat so seine Vorbehalte gegen das Nordkoreanische Regime
haben. Dann habe ich zumindest auch so meine Vorbehalte gegen die
Milchmädchenlogik wie sie da in God's own country ventiliert wurde.
Kritiker (der WTG) haben indes eher den Eindruck, das die „kommunistische
Gehirnwäsche Made in Nordkorea" sich durchaus anderer Elemente bediente, als
sie die WTG-Berichte weismachen wollen.
Nur Narren können sich dann darüber wundern, dass prompt die kommunistische
Gegenpropaganda sich diese USA-Weisheiten auch nicht entgehen lies. Ein
Beispiel dafür das viel geschmähte Uraniabuch, welches prompt auch solcherlei
WTG-Weisheiten mit in seine Argumentation einbaute, etwa wenn man in letzterem
(ebenfalls tendenziös) mit zu lesen bekam (S 268f.)
„Die letzten Maßnahmen wurden in
einer Sonderzusammenkunft anlässlich des internationalen WTG-Kongresses im
Juli 1961 in Hamburg getroffen.
Hier waren u. a. auch Präsident Knorr, sein amerikanischer Sekretär, M. G.
Henschel, und die Wiesbadener WTG-Führung mit ... Frost und Franke
anwesend, um den aus der DDR illegal erschienenen künftigen
Untergrundfunktionären die letzten Weisungen zu geben. ...
Besonders Willi Pohl, der Leiter des Westberliner Ostbüros, verfocht mit
aller Härte die Weisungen von WTG-Präsident Knorr, jede Täuschung und Lüge
sei »theokratisch«, d. h. von Gott gebilligt, wenn sie der WTG diene. ...
Die organisatorischen Vorbereitungen auf einen Konfliktfall wurden durch
eine besondere politische Propagandakampagne unterstützt. So wurde seit
April 1961 unter den WTG-Anhängern und in der Öffentlichkeit eine »Erwachet«-Ausgabe
mit der Schlagzeile
»Kommunistische Gehirnwäsche - Schreckgespenst oder Tatsache?« verbreitet.
Der Zweck war, durch Entstellungen, Greuelgeschichten und Verleumdungen,
die man im Zusammenhang mit dem Koreakrieg fabrizierte, Furcht, Panik und
Hass gegenüber Sozialismus und Kommunismus zu erzeugen und zu vertiefen,
so dass jeder Zeuge Jehovas oder sonstigem Leser dieser Propaganda von
unüberwindlichem antikommunistischem
Abscheu erfüllt wird. ...
Man lese dazu den folgenden »Erwachet«-Auszug vom 22. April 1961:
"Kommunistische Gehirnwäsche -
Schreckgespenst oder Tatsache?
Deutscher Zweig e. V., Wiesbaden
22. April 1961 Nr. 8
unterlagen jenem anscheinenden Bann der Gehirnwäsche. Amerikanische
Piloten legten vor kommunistischen Gerichten haarsträubende Geständnisse
über eine bakteriologische Kriegführung gegen Rotchina ab. Untersuchungen
über das Verhalten amerikanischer Soldaten, die während des Koreakrieges
in kommunistische Gefangenschaft gerieten, ergaben die überraschende
Feststellung, dass etwa ein Drittel aller in Gefangenschaft geratenen
Männer irgendwie geistig in das Lager der chinesischen Kommunisten
hinübergewechselt war, 47 von ihnen mussten sogar nach ihrer Rückkehr
wegen krassester Kollaboration vor Gericht gestellt werden, und 21
weigerten sich überhaupt, die kommunistische Welt zu verlassen und nach
Amerika, in ihre Heimat zurückzukehren.
Gehirnwäsche ist weder ein schlaues Propagandamätzchen der Kommunisten,
das sie hintenherum verbreiten, um das Kaninchen gelähmt auf die Schlange
starren zu lassen, noch die Erfindung der überhitzen Phantasie
nervenschwacher Opfer der kommunistischen Zwangsjustiz, sondern eine
ausgeklügelte Methode zur systematischen Zerstörung der
Persönlichkeit eines Menschen, die die gewünschten Erfolge bringen kann."
Dazu kommentierte dann das Uraniabuch:
„Wie man sieht, hielt man es für
nötig, jetzt nicht nur mit antikommunistischen Einträufelungen in die
WTG-Studienmaterialien zu wirken. Jetzt musste wieder massiv und ohne
große biblische Bemäntelung vorgegangen werden. Mit »Kraft und Sicherheit«
sollte das antikommunistische Gift eingeimpft werden, damit es gründlich
wirkt.
Wie das Kaninchen vor der Schlange sollte jeder vom Schrecken vor dem
Kommunismus gepackt werden - das typische Vorgehen von Fanatikern in
Ermangelung überzeugender Argumente.